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Titel: Leserbriefe zu „D-englisch auf allen Kanälen – zum Mäuse melken“

Datum: 13. Mai 2025 um 11:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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In diesem kurzen Beitrag hat Albrecht Müller darauf hingewiesen, dass zahlreiche Organisationen z.B. in Prospekten englische Begriffe verwenden. Es seien „offensichtlich Dummköpfe oder Wichtigtuer unterwegs“, denn damit gehe „unsere Sprache kaputt“. Abschließend folgt ein Appell: „Wir sollten uns wenigstens ein bisschen dagegen wehren. Machen Sie in Ihrer Umgebung, in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis anhand von konkreten Beispielen darauf aufmerksam“. Wir haben hierzu zahlreiche und interessante Zuschriften erhalten. Danke dafür. Es folgt nun eine Leserbrief-Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.

1. Leserbrief

Stimme voll zu! Das wird alles langsam zur “challenge” fuer uns. Dies ist mein Lieblingswort, dessen unnoetig haeufige Benutzung mir immer wieder auffaellt…

Karin Tancke


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Glauben sie bitte nicht, dass dies auf Deutschland begrenzt ist.

Schlimmer als in Belgien kann es nicht werden.

Manchmal verstehe ich nicht mehr, was gemeint ist. Der öffentliche Raum in Belgien ist voll davon.
Was ein concept store ist, verstehe ich bis heute nicht.
In Antwerpen gibt es in der Hauptgeschäftsstrasse / Fussgängerzone ein Bekleidungsgeschäft, wo es nur noch Englisch gibt. Die Umkleidekabine wird angezeigt als fitting room. Die Kasse als check out.

Sie rennen mit ihrem Artikel bei mir offene Türen ein.

Shit ist schon längst verdrängt durch oh my god.

Ganz schlimm ist es bei den Berufsbezeichnungen.

Sprachlich sind wir bereits ein Teil der USA.

Ich ende nicht witzig gemeint mit: resistance is futile.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Habe den Eindruck, dass es sich hier um hirnloses Geplapper handelt – man hält sich für gebildet.

Bernd Liché


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

als ich noch im Schuldienst war, habe ich die Kollegen mit meinem Kampf gegen D-Englisch genervt, wenn ich z.B. gefragt habe, warum ein feedback besser sei als eine Rückmeldung. Und die Kirche veranstaltete pray-days, die Sozialarbeiterin verteilte flyer statt altmodische Faltblätter und manche Kollegen haben lieber relaxt als eine aufmerksame Pausenaufsicht gemacht. Es gab viele Anlässe um sich gegen die Sprachverhunzung zu wehren — und sich den entsprechenden Stempel zu verdienen.

Mit freundlichem Gruß
Bernhard Meyer


5. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

vielen Dank für diesen kurzen “Einwurf”.

Ich bin da weitgehend bei Ihnen.
“Weitgehend”, da ich der Ansicht bin, wir sollten englische / amerikanische Wörter komplett aus unserem deutschen Sprachschatz entfernen und nicht nur auf die Vermischung mit dem Englischen hinweisen.

Wir benötigen Englisch nicht, und zeigen damit nur, wie wir uns den USA anbiedern, gar unterwerfen.
Die deutsche Sprache ist reich genug.

Gruss
D. Heil


6. Leserbrief

Lieber Her Müller,

einmal wieder vielen Dank für diesen kurzen Einwurf.

Ja, da sind Dummköpfe und Wichtigtuer unterwegs. Und schon ziemlich sehr dumm müssen die sein, wenn sie es nötig haben, sich mit so einem Flachsinn wichtig zu machen.

“Damit geht unsere Sprache kaputt.”

Nein, meine Sprache nicht. Im Familien und Bekanntenkreis kann man seine Sprache anbieten, aber diese Dummköpfe umerziehen, das geht wohl nicht, das hat (!) keinen Sinn (nicht “macht”). Auch da ist die Gesellschaft gespalten. Nur zum Mäusemelken? Ich bewundere Ihre Geduld. Ich finde es eher zum Schreien. Und es ist auch keine Kleinigkeit, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Es ist eine ganz böse und grundlegende Angelegenheit, um die Menschen schleichend zu dummen und fügsamen Untertanen zu machen. Orwell lässt grüßen.

Von mir aus können die sich ein Klavier vor den Bauch binden, einen Knopf an die Backe nähen und La Paloma pfeifen. Es wird die Zeit kommen, da werden sie sich schämen dafür.

Herzliche Grüße und geruhsames Wochenende,
Rolf Henze


7. Leserbrief

Servus beinand,

Danke für Eure gute Arbeit. Die Nachdenkseiten sind meine Tageslektüre.

Bei den Anmerkungen zu D-Englisch fiel mir Folgendes ein:

Wer viele Anglizismen benutzt, ist nur zu blöd, gleich ganz englisch zu sprechen.

“Gendern” passt direkt in diesen Kontext. Würden manche gleich ganz englisch sprechen, hätten sie kein Genderproblem, denn im Englischen gibt´s gar keine männlichen und weiblichen Formen. Trotzdem gibt es in englischsprachigen Ländern ein Patriarchatsproblem. Blöd gelaufen.

Ein starkes Indiz, dass “gendern” gar nicht bringt, was so manche sich wünschen.

Ich finde das nur noch zum Lachen. Man muss kein Sprachfetischist sein, um zu erkennen, daß es affig ist, mit Anglizismen und “gendern” die eigene Sprache zu verunstalten.

Grüße und beste Wünsche
Sigi Heider

PS: Mir ist noch nicht eingefallen, wie man “gendern” schlüssig ersetzt.


8. Leserbrief

Großartig, Herr Müller, dass Sie dieses Thema wieder mal aufgreifen.

Überwiegend reagiere ich auf immer neue – teilweise absolut absurde d-englische Formulierungen – mit Widerwillen und Empörung.
Merkt denn keiner, wie die deutsche Sprache (auch noch) abgeschafft wird?
Findet es die Mehrheit der Menschen in diesem Land als “cool”, auf die eigene Sprache zu verzichten?
Und dabei bei exakt diesem Wort gar nicht erklären zu können, was sie eigentlich sagen wollen…

Manche Wörter haben sich bereits so etabliert, dass man scharf überlegen muss, wie der deutsche Begriff heißt!

Gerne erzähle ich noch von einer Frau, die konsequent die ungeliebten englischen Begriffe in deutsche übersetzt.
Sie spricht grundsätzlich vom “Klapprechner” statt von Notebook oder Laptop. Und lässt sich dafür gerne komisch angucken.
Sie entlarvte kürzlich eine Firma hier im Ort, die sich “Bad Art” nennt.
Bad wie Badezimmer. Art wie Kunst auf englisch.
Diese Kombination eines deutschen und eines englischen Wortes hat es in sich. Spricht man sie konsequent englisch aus, dann wird aus Bad bad, und das heißt “schlecht, schlimm, arg, böse”.
Also , was als Werbung nicht so verheißungsvoll klingt und entschieden von der ursprünglich beabsichtigten totschicken Aussage abweicht.

cool? not 4 me. it’s 2 bad!!! Ich liebe die deutsche Sprache.

Herzlich grüßt Sie mit ebensolchem DANK
Anna Groß-Alpers


9. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie haben Recht, dieses Thema sollte nicht unterschätzt werden.

Wie nimmt man einem Volk die Kultur? Man nimmt ihm die Sprache! Das Weitere lässt sich denken.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Kunz

P.S.
Die NDS zählen zu meiner täglichen Lektüre und ich bin unendlich dankbar, dass es die NDS gibt!


10. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

wenn es nur Einzelfälle wären, könnte man sich darüber amüsieren oder auch ärgern, aber ich befürchte, dafür ist es zu spät. Unsere Sprache und Kultur wurde inzwischen derart verunstaltet, dass es mir unmöglich erscheint, das Rad zurück zu drehen. Für mich ist es eine weitere deutsche Tragödie. Mir fallen dazu die Worte von Horst Eberhard Richter ein, der schon 1995 in “Bedenken gegen Anpassung” geschrieben hat: “Die Sieger fanden im Westen Deutschlands ein Volk von willigen Musterschülern vor, die gar nicht schnell genug beweisen konnten, wie gern sie ihre gesamte Kultur nach dem importierten Vorbild anzupassen willens waren. Es war die Befreiung von einer schlimmen Diktatur, aber psychologisch war es zum Teil nur die Vertauschung einer Hörigkeit durch eine andere.”

Freundliche Grüße
Eberhard Schwarz


11. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Müller:

Dieses Thema ist ja insofern interessant, als unser “Denglisch” auch Ausdrücke benutzt, die in der englischsprachigen Welt andere Bedeutungen als im “Denglischen” haben. Allerdings kennen wir beide schon Begriffe wie OK seit längerer Zeit. Und manche Begriffe aus dem technischen Bereich wie Computer oder Scanner werden auch seit einigen Jahren verwendet. Aber diese Mischung aus deutschen und englischen Worten klingt schon recht seltsam. Ich habe eine Untermieterin aus Indien, die aber schon mich nach deutschen Begriffen und Redewendungen fragt. Trotzdem fallen mir manchmal auch englische Begriffe wie “Workaround” (für ein Problem umgehen) ein. Es kann also schon “ansteckend” sein.

Hochachtungsvoll
Rudi Knoth


12. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Herr Müller,

Ihr Kommentar zum D-englisch hat einen Nerv bei mir getroffen. Vor zwei Tagen bin ich mit einer Freundin durch Berlin-Mitte gewandert, an jedem Schaufenster nur englische Satzfetzen. Wir gingen vorbei am Summer Sale, der Spring Collection, an up to 50 % off und cards only, um nur einige Beispiele zu nennen.

Vor einiger Zeit hat mich eine Tagesspiegelredakteurin, der ich schrieb, dass der Satz “das macht keinen Sinn” nicht deutsch, sondern falsch übersetztes Englisch sei darauf hingewiesen, dass das aber mittlerweile Standard und sogar im Duden zu finden sei.

Zur Krönung des Kommentars sei auf den Aufdruck auf dem Hemd von Jan van Aken “tax the rich” verwiesen, das er auf dem Parteitag trug. Warum will er nicht einfach die Reichen besteuern?

Freundliche Grüße, Christel Weller


13. Leserbrief

Grüß Gott Herr Müller –

dank für Ihren Denglisch-Beitrag – ich glaube, Mäusemelken ist eher möglich als diese Kuh noch vom Eis zu kriegen – wenn ich das beklage, dann heißt es immer: Sprache verändert sich halt.

Es ist offensichtlich kein Bewußtsein dafür da, dass auch dadurch die Demokratie gefährdet ist, weil wir uns nicht mehr verstehen – nicht mehr verständigen können – Menschen ausgegrenzt werden. Was für ein Land, in dem neben JournalistInnen auch Bundeskanzler kein Bewußtsein dafür haben und meinen: whatever it takes – you will never walk alone!

Die Frage nach der Dummheit und Wichtigtuerei möchte ich ergänzen mit der Frage: Wer hat eigentlich Interesse daran, dass ein Pidgin-Deutsch entsteht?

Gruß, B.Hagelauer


14. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

vielen Dank für diese sehr zutreffende Beschreibung!

Das Thema ist ja inzwischen in allen Bereichen angekommen.
Meine Antwort ist, diese Produkte nicht zu kaufen.
Im Süßigkeitenregal findet man kaum noch “Kekse”. Aber es gibt “Cookies”. American Cookies, Choko Cookies.
Hier fällt es mir besonders leicht, zu verzichten. So tut man gleich was für seine Gesundheit.

Im Marketing-Seminar lernt man in der ersten Lektion “Sprich die Sprache deiner Kunden!”
So soll ein Autoverkäufer vom Auto sprechen und nicht vom Kraftfahrzeug.
Das schafft Nähe und Vertrautheit und fördert den Verkauf.
Hat man das wieder vergessen?

Serge Aubin ist seit 2019 Trainer der Eisbären Berlin, hat vorher mehrere Jahre einen Hamburger Eishockey-Klub trainiert.
Er kann keine zwei Sätze auf deutsch in ein Reportermikrofon sprechen und braucht immer noch einen Dolmetscher.
Das betrifft auch viele seiner Spieler und andere Trainer in Deutschland.
Und er ist “Deutscher Meister”!

Und natürlich ebenso in andere Sportarten wie Basketball, Fußball usw.

Als einen Grund für diese Entwicklung sehe ich einen fehlenden Patriotismus.
Wer ist denn noch stolz auf Deutschland und seine Sprache und Kultur?
Und die letzten Reste von Patriotismus werden im Genderwahn zertrampelt.
Wenn wir selbst keinen Patriotismus zeigen und Forderungen an hier lebende Ausländer stellen, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die sich auch nicht für unsere Sprache interessieren.

Vielleicht hat meine Sichtweise auch etwas damit zu tun, dass ich in der DDR aufgewachsen bin und mir 40 Jahre Ami-Lobhudelei erspart blieben.

Beste Grüße
Jürgen Heidenreich


15. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

ich muss gestehen, dass ich beim Lesen Ihres Textes schmunzeln musste, weil ich mir bei solchen Begriffen wie “Crossover Wochen” gleich versuche vorzustellen, was wohl damit gemeint sein könnte (jede meiner Ideen dazu liegen bestimmt total daneben) und ja, auch ich ärgere mich oft über die denglischen und englischen Wörter oder Redewendungen in unserer Sprache, also gebe ich jetzt meinen Senf dazu.

Solche Ausdrücke nerven aber nicht nur, manchmal ist es auch einfach lustig. Zum Beispiel warb eine Bäckerei bei uns mal für ein kringelförmiges Gebäck mit: “I love my Kringel.” Mein erster Gedanke war etwas Anzügliches, auf das ich jetzt nicht näher eingehen werde. Oder ein Energieversorger wollte wohl zurück zu deutschen Begriffen und hat nun bei uns in der Stadt einen “Servicepunkt”, statt einem “Servicepoint”. Auch nicht besser. Informations- oder Beratungsstelle klang vielleicht zu banal. Aber noch seltsamer wird es, wenn man selber deutsche Begriffe englisch liest, weil man es mittlerweile einfach gewohnt ist, dass englische Wörter immer mit dabei sind, so z.B. war in einem Prospekt eine Werbung für eine Webhose, also eine Hose mit einer besonderen Webart. Mein Mann las die Silbe “Web” aber englisch, und fragte, was das denn sein solle, ob man sich vielleicht mit der Hose mit dem Internet (auch englisch) vernetzen könne. Und da weiß ich gar nicht, was komischer war, dass er den Begriff so falsch ausgesprochen hatte, oder dass er sich anscheinend wirklich vorstellen konnte, dass man sich mit einer Hose weltweit vernetzen kann….

Doch im Allgemeinen nerven mich solche Begriffe schon, weil sie für mein Empfinden die Sprache kaputt, oder zumindest unschön machen. Andere sehen das vielleicht anders, und sehen das als stetigen Wandel der Sprache an. Da scheiden sich wohl die Geister. Vielleicht ist in beiden Ansichten ein wenig Wahrheit und ein wenig Falsches.

Nebenbei, man braucht nicht unbedingt englische Wörter in unserer Sprache, um einen Satz blöde klingen zu lassen, auch Sternchen und Doppelpunkte lassen einen Text seltsam klingen. Oder es gab hier mal ein Plakat eines Möbelhauses, auf dem stand “Wir können auch Küche.” Mein Mann und ich waren geneigt drunter zu schreiben “Aber mit der Grammatik hapert es noch ein wenig – wir arbeiten dran”.

In diesem Sinne, auch wenn es einen oft ärgert, mal drüber lachen tut auch gut. Es passieren ganz andere Dinge in der Welt oder in unserem Land, über die ich mich wirklich aufregen kann, oder die mich entsetzen, so zum Beispiel die Forderung kriegstüchtig zu werden, Waffenlieferungen mit der Begründung damit Frieden zu schaffen, unglaubliche Ausgaben für Militarisierung, statt für Bildung, Soziales, Umweltschutz usw., oder die fehlende Aufarbeitung der Corona-Jahre, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Da reicht die Sprache nicht einmal, um das zu beschreiben.

Viele Grüße, Petra Rader


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