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Titel: Leserbriefe zu „Kiesewetter will „Spannungsfall“ in Deutschland ausrufen: Eine tägliche „Strategie der Spannung“ soll den Weg dafür ebnen“
Datum: 3. Oktober 2025 um 14:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Tobias Riegel kommentiert hier die Forderung von CDU-Politiker Roderich Kiesewetter, den „Spannungsfall“ für Deutschland festzustellen. Solche radikalen Forderungen seien möglich, weil die Bürger wochenlang mit einer unseriösen Strategie der Spannung und einer täglichen Hysterie zu Drohnen-Sichtungen bearbeitet worden seien. Das Ziel sei die Bereitschaft zu Opfern und hohen Verteidigungsausgaben. Bei dem „unverantwortlichen Wettstreit um die härtesten ‚Reaktionen‘ auf die (angeblich russischen) Provokationen“ dürfe jedoch nie vergessen werden: Das seien Reaktionen, die „unser Land zur aktiven Kriegspartei machen könnten“. Wir danken für die interessanten E-Mails, die wir dazu erhalten haben. Die nun folgende Auswahl der Leserbriefe hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
Mit dem ausgerufenen “Spannungsfall” lässt sich wunderbar in das Leben der Bürger hineinregieren – eigentlich müsste man schon von Untertanen sprechen. Man kann nämlich dann die Grundrechte der Menschen hierzulande stark einschränken. Seit Verabschiedung der Notstandsgesetze 1968 gab es Freiheit in diesem Staat immer nur auf Abruf.
Die Bedrohungslage heutzutage war durch mögliche Amokläufe auf jedem Stadtfest oder Weihnachtsmarkt größer als durch die Drohnen jetzt.
Die selbsternannten “Demokratieschützer” sind eine Schande für jede Demokratie, wenn der “Spannungsfall” praktisch schon für Bagatellen ausgerufen wird.
Viele Grüße
Michael Wrazidlo
2. Leserbrief
Hallo Herr Riegel,
ich würde das nicht so ernst nehmen.
Das ist halt Kiesewetters Methode Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und wie man sieht hat er Erfolg damit – er hat es wieder einmal in die Nachdenkseiten geschafft 🙂
Mit freundlichen Grüßen,
Rainer Urian
3. Leserbrief
Frei nach Wilhelm Busch meine ich: “Der Roderich der Roderich” das ist ein arger Wüterich” und sollte man Roderich Kiesewetters Empfehlungen folgen, dann wird es nicht mehr lange dauern bis Westeuropa in eine “strahlende atomare Wüste” verwandelt ist. Was bewegt Politiker wie ihn? Gesunder Menschenverstand sieht anders aus. Folglich, bitte Leute wie ihn und die zugehörige Partei nicht mehr wählen.
Von unserem Leser M.N.
4. Leserbrief
Liebe Mannschaft der Nachdenkseiten,
die letzten Äußerungen bestimmter Politiker bezüglich „Spannungsfall“ und „wir sind nicht mehr im Frieden“, aber auch viele Äußerungen auch von Journalisten und gewis¬sen Historikern bereits seit 2022 und auch seit 2020 (Corona) lassen vermuten, dass es schon lange nicht mehr um ra¬tionale Politik geht, son¬dern um Selbstinszenierung um je¬den Preis und darum, den per¬sönlichen Machtwahn auszuleben, koste es, was es wolle.
Das alles erinnert an die Warnung der beiden Arbeits-Psychologen Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader:
„Das Streben nach Macht wird für manche Menschen zu einem alles beherr¬schenden Lebensziel, zu einer Art Droge, die wie alle Suchtmittel von tiefer¬liegenden seelischen Problemen ablenken soll. […] Neben einer suchtartigen Ten¬denz nach weiterer Machtvermehrung wird die Bedeutung der von der Macht¬ausübung Betroffenen ab-, die eigene [Bedeutung] dagegen aufgewer¬tet.“
In ihrem Buch: „Die Neurosen der Chefs“ (1994; Taschenbuch 1996). München. Piper. Kapitel: „Macht macht krank. Droge Macht.“ (S. 45).
Und im Kapitel: „Selbstliebe – Selbstdarstellung – Selbstinszenierung. Die narzißtische Persön-lichkeitsstörung.“ (S. 76 bis 83):
„Narzißtische Persönlichkeiten sind stark ichbezogen. […] Tendenz zur tota¬len Überbewertung der eigenen Person […].
Charakteristisch ist eine Zweiteilung der Welt, eine vereinfachende Spaltung in ‘gut’ und ‘böse.’ Andere Menschen werden vom Narzißt entweder als ideal (nur gut) oder bedroh¬lich (nur böse und schlecht) wahrgenommen. Diese Spaltung in Gut und Böse dient dazu, sich selbst als vollkommen in Ordnung zu erleben, während alles Negative und Schlechte den anderen zugeschrieben wird. Diesen ‘Bösen’ gilt dann […] ihr oftmals un¬gezügelter Haß. […]
Sie bevorzugen Jasager, […] deren Unterwürfig¬keit bis Kriecherei sie fördern. So kompromißlos der Narzißt in seinen Kriti¬käußerungen ist, er selbst reagiert überempfindlich auf jede Kritik […]. Sie [Narzißten] leben nach der Devise: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“
Das kommt einem doch alles leider sehr bekannt vor.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Fauser
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