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Titel: Leserbriefe zu „Land der Dichter und Denker? Das war einmal“
Datum: 12. November 2025 um 12:32 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In Anlehnung an das berühmte Buch „De l’Allemagne“, in dem die französische Schriftstellerin Madame de Staël 1810 Deutschland als Land der Dichter und Denker porträtiert habe, diskutiert Oskar Lafontaine in diesem Beitrag über den Zustand der Bundesrepublik 2025. Schon das Kabinett des Olaf Scholz sei von vielen als die „dümmste Regierung Europas“ bezeichnet worden. Die Mannschaft des Kanzlers Friedrich Merz habe sich „diesen Titel in kürzester Zeit verdient“. Der Bedeutungsverlust Deutschlands und seine Deindustrialisierung gehe einher mit einem Rückzug von Bildung und Intellektualität aus der deutschen Politik. Unsere Leser haben hierzu interessante Leserbriefe gemailt. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl. Für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Guten Tag,
oder schonungslos und wahr, vom Land der Dichter und Denker, zur Massenverblödung.
Man könnte auch sagen Dummheit regiert, mit fatalen Folgen unser Land.
Warum die überwiegende Mehrheit der Menschen, dem mehr oder weniger gehorsam folge leistet, gilt es psychologisch zu ergründen. Real scheint, dass die Masse immer noch vom Speck zehrend in der Wohlstandblase lebt. Einfach möglichst bequem sich regieren lassen. Nein, es gibt hierfür keine Entschuldigung.
Trotz einseitiger Propaganda und Medienbeschallung, hat noch jeder Mitbürger die Möglichkeit, sich fern der etablierten Massenmedien alternativ zu informieren. Trotz sich anbahnender, existensbedrohender Probleme, an erster Stelle die Kriegstreiberei und die Vorbereitung mit Kriegstauglichkeit auf einen Krieg mit Russland, nutzen die Menschen, die Möglichkeit sich unabhängig zu informieren nur im geringen.
Chance vertan, wer dieses mal mitmacht, kann keine Ausrede, er hätte nichts gewußt, geltend machen. ,, Dummheit ” schützt vor Schaden nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe
2. Leserbrief
Werter Oskar Lafontaine,
wenn Sie schon Madame de Staël in Anschlag bringen um Ihrer Klage Ausdruck zu verleihen, “welche Männer und Frauen die Bundesrepublik 2025 regieren würden”, dann wäre es doch unbedingt angebracht den Geheimrat Goethe gleich mit zu nennen. Immerhin haben sich Madame de Staël und der Gelehrte zum regen Austausch getroffen. Ob dabei das folgende, Goethe zugesprochene, Postulat zur Sprache kam, darüber ist nichts bekannt. Erwähnenswert ist Goethes Einsicht allemal:
“Welche Regierung die beste sei? Diejenige, die uns lehrt uns selbst zu regieren”.
Bei Ihren heutigen Klagen vermisse ich die Reflexion über ein vorherrschendes Partei-System, welches anscheinend so lange für Sie o.k. ist, solange Ihre eigenen Partei-Genossen am Ruder sind?!
Lassen Sie mal das “Land der Dichter und Denker” aus dem Machtspiel und stellen auch Sie sich die Frage: “Warum wurde bis heute nicht mit Willy Brands “Mehr Demokratie wagen” ernst gemacht?”
Friedensbewegte Grüße
Ute Plass
Ps.
Vielleicht intressiert der u.a. Denkimpuls auch den *alten Polithasen Lafontaine*: “Was es bedeutet, wenn alle Bürger Politiker sind”?
3. Leserbrief
Lieber Oskar Lafontaine,
ich gebe Ihnen zu allen Punkten hinsichtlich Ihrer Analyse über den Zustand der aktuellen Politik und ihrer Protagonisten einhundertprozentig recht.
Eines allerdings glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass die derzeitigen ‘Qualitätspolitiker’ unserer Regierung zu feige und/oder zu dumm sind, ihr Handeln zu reflektieren. Nein, sie sind meiner Ansicht nach bewusst extrem egoistisch, selbstverliebt und – im persönlichen Sinne – macht- und geld-gierig. Man muss sich nur einmal anschauen, wie verfilzt unsere Volksverräter (Freud’scher Fehler – muss natürlich Volksvertreter heißen) mit der Wirtschaft, den Medien, der ‘Finanzindustrie’ und der Kriegsmaschinerie – bis hinein in die Justiz – sind. Politik zum Wohle des Volkes, oder gar eine am Gemeinwohl orientierte Politik? – Fehlanzeige. Statt dessen korruptes, an mafiös-kriminelle Strukturen erinnerndes Verhalten. Damit lässt sich für das eigene Wohl am sichersten Geld ‘verdienen’. Rechtliche Konsequenzen sind dabei ja nicht zu befürchten, weil nicht vorgesehen. Man sägt als Gesetzgeber ja auch nicht an dem Ast, auf dem man bequemstmöglich sitzt. Gewaltenteilung? – Anachronistischer ‘Tüddelkram’ und nur ‘was für’s ‘poplige’ Volk.
Die vielgepriesene Demokratie wird derzeit in den Sonntagsreden derart inflationär postuliert, dass es jedem halbwegs nachdenklichen Menschen auffallen muss, dass daraus mehr und mehr eine Worthülse wird, bzw. bereits geworden ist. Andersdenkende werden gnadenlos aussortiert und kaltgestellt. Ein mehrfacher, verlogener Millionär ‘regiert’ dieses Land – und seine Regierungstruppe eifert ihm in offensichtlicher und unverhohlener Gier nach.
Die ‘Drehtüreffekt’-Nutzer – gescheitert in der Politik (weil am Amtseid absolut desinteressiert), aber hinreichend bauernschlau (Verzeihung, liebe Landwirte) für ein warmes, gut entlohntes Plätzchen in der Wirtschaft – und umgekehrt, ist ein Garant für ein gutes, nahezu leistungsloses Leben inklusiv satter Alterversorgung. Nach der Devise ‘haltet den Dieb’ wird dann aus dem gut gefüllten Diäten- und Gehaltskorb gegen die gewettert und intrigiert, die mit ihrem Bürgergeld kaum über die Runden kommen. Infrastruktur, Gesundheitswesen, Armuts- und Alterssicherung, Bildung und Kultur lässt man verrotten, um der Rüstungsindustrie und deren Nutzniessern den größtmöglichen Profit zuzuschanzen. Blackrock, Vanguard, Fidelity und andere wirtschaftliche Blutsauger sind beispielhaft dafür. Und unser aller (?) Kanzler bläst natürlich in’s selbe Horn.
Das ganze entbehrt aber – unter Weglassung jeglichen moralischen und ethischen ‘Gedöns’ – nicht einer entsprechenden, neo-kapitalistischen Logik: Größtmöglichen Profit aus der Kriegsindustrie schlagen, dann alles intensiv zerstören, neu umverteilen und unter Gewinnmaximierung neu aufbauen – und dabei natürlich bestmöglich dafür zu sorgen, dass einem selbst und der eigenen Sippe kein persönlicher oder finanzieller Schaden entsteht. Wehrpflicht für alle und jeden – aber nicht für die eigene Mischpoche. Narzistische Militaristen wie z. B. Agnes StraZi und Militärs vom Schlage eines Roderich Kiesewetter sind nützliche Steigbügelhalter (die als beleidigend wertbare Definition dafür verkneife ich mir) für einen derartigen menschenverachtenden Größenwahn.
Wenn man sich etliche Politnasen dieses ‘Gruselkabinetts’ so anschaut, dann wird mehr als deutlich, warum diese Figuren in die Politik gegangen sind. Maximale Rendite für viel substanzloses Geschwätz. Wichtigtuerei gegenüber der eigenen Bedeutungslosigkeit, nach ober buckeln und Speichel lecken – nach unten kräftig treten und sich dabei bestmöglich von Lobbyisten ‘pampern’ lassen. Und unsere ‘Leitmedien’ (besser Leidmedien) sind ein Abbild dieser psychisch gestörten, aber extrem auf Eigennutz bedachten ‘Landuntergangsbrigade’.
Wie kommen wir bloß aus dieser Geisterfahrt wieder ‘raus.
Ulrich Herbst
4. Leserbrief
Lieber Oskar Lafontaine,
ich stimme Ihren Ausführungen zum traurigen geistigen Zustand der jetzigen politischen Eliten der BRD zu. Vielleicht sollte man noch ergänzen, das es auf medialer Seite kaum besser aussieht. Journalisten wie Peter Scholl-Latour sind heute nicht mehr anzutreffen und wenn es Journalisten gibt die ihre Aufgabe ernst nehmen und die versuchen objektiv und sachlich über politische Ereignisse zu berichten müssen sie damit rechnen sanktioniert und drangsaliert zu werden. Ich denke da an Patrik Baab und Gabriele Krone-Schmalz- um nur zwei Namen zu nennen. Im Wissenschaftsbereich fallen mir Menschen wie Ulrike Guérot oder Daniele Ganser ein, die verfolgt und gebrandmarkt werden um einer Form der wissenschaftlichen Forschung Platz zu machen die ideologisch orientiert ist und nicht mehr ergebnisoffen denkt.
Aber deshalb schreibe ich eigentlich gar nicht. Was mir an Ihren Ausführungen aufgefallen ist ist die Tatsache, das sie ausschließlich bundesdeutsche Persönlichkeiten nennen wenn sie an Politiker erinnern die klug und herausragend waren. Mich schmerzt das weil ich Sie sehr schätze. Man ist es als Ostdeutscher natürlich gewohnt das immer so getan wird als hätte es eine DDR nie gegeben und als seien unsere Biographien nicht existent. Aber offen gestanden- ich will mich nicht daran gewöhnen! Würde es Sie überraschen das es auch bei uns kluge und charakterstarke Menschen gab? Auch in der Politik? Albert Norden war maßgeblich an der Entstehung des im Westen äußerst unbeliebten Braunbuches beteiligt. Friedrich Wolf war ein Kulturminister der wirklich etwas von Kultur verstand, weil er nicht nur Arzt war sondern auch ein wunderbarer Schriftsteller dem wir nicht nur die “Weihnachtsgans Auguste” zu verdanken haben. Der DDR-CDU-Vorsitzende Otto Nuschke war von den Attentätern des 20.Juli als zukünftiger Leiter des Rundfunks vorgesehen und Herrmann Axen überlebte Auschwitz. Es lohnt sich mal unvoreingenommen die Biographien ostdeutscher Politiker zu studieren. Es wird sich da zumindest kein Globke, Oberländer oder Filbinger finden! Eines steht für mich außerdem fest und hat angesichts der heutigen politischen Zustände einige Wertschätzung verdient: Der Friedenswille der DDR-Politiker egal welcher Partei war echt und aufrichtig! Politische Karrieren wie die der von Ihnen genannten Kriegshetzer Kiesewetter oder Strack-Zimmermann wären in der DDR undenkbar gewesen! Sollte man sich daran nicht wenigstens erinnern? Meiner Ansicht nach ist die sogenannte “Einheit” auch deshalb gescheitert weil man sich eben nicht unvoreingenommen und wertschätzend erinnert und die ganze Geschichte seit 1945 arrogant nur aus westdeutscher Sicht erzählt wird. Ich werde übrigens nicht entschuldigende Floskeln anfügen wie “trotz ihrer Fehler” oder “was immer man über sie sonst denken mag” wenn ich irgendetwas aus der Geschichte der DDR in Erinnerung bringe. Solche Verbeugungen vor dem Zeitgeist hat diese BRD nicht verdient- und daran haben die Kiesewetters und Strack-Zimmermanns bis hin zu Merz und Pistorius ihren Anteil.
Sie erinnern an die Rede von Stefan Heym im Bundestag 1994. Ich erinnere mich noch gut daran das einige CDU-Abgeordnete damals den Saal verließen was eine erste Ahnung aufkommen ließ auf das, was uns in Punkto Arroganz und Dummheit in der bundesdeutschen Politik noch bevorstehen würde.
Ein Wort noch zur AfD: Ich betrachte es als eigentlichen intellektuellen Tiefpunkt der AfD-Vorsitzenden Weidel das sie sich weigerte den 80.Jahrestag des Kriegsendes angemessen zu würdigen und das sie meinte, das die Niederlage Deutschlands kein Grund zum Feiern wäre. Ihre arroganten Gesten gerade den russischen Befreiern gegenüber bleiben mir unvergessen. Der völlige Tiefpunkt war erreicht, als Frau Weidel Hitler zum Kommunisten umdeutete. Für mich ist die AfD seither unwählbar geworden. Mir ist seit damals klar das die AfD ebenso in einer ideologischen Blase lebt die die Realität ausschließt wie beispielsweise die Grünen. Es ist nur eine andere Blase! Und wie bei den Grünen gehört zur Ideologie blinder Hass der alles in “links” und “linksgrün” umdeutet was als Feind ausgemacht wird und dabei vor lauter hasserfüllter Raserei nicht einmal davor zurückschreckt Hitler zum Kommunisten zu machen! Wie kommt es nur das westliche Politik immer den blinden Hass auf irgendetwas braucht um sich selbst bestätigen zu können? Das war uns in der DDR zum Beispiel fremd.
Ich hoffe ich habe Sie mit meinen Gedanken nicht gelangweilt. Sie mußten einfach raus. Ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem Gesundheit!
Ulrich Guhl
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