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Titel: ZDF-Chefredakteur Peter Frey als Intendant des WDR? – Ein Kuckucksei der CDU

Datum: 26. April 2013 um 16:30 Uhr
Rubrik: Medien und Medienanalyse
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In der Kölner Regionalausgabe der BILD-Zeitung wird heute wird heute gemutmaßt, dass der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey, Favorit für die Nachfolge der zurückgetretenen Monika Piel als WDR-Intendant sei. Das CDU-Rundfunkratsmitglied Thomas Sternberg werbe für Frey, die Bundesspitze der CDU hingegen sieht in ihm einen SPD-Mann. Mit diesem Spiel über Bande, soll wohl die SPD-Seite im Rundfunkrat des WDR übertölpelt werden, denn tatsächlich würde mit Peter Frey ein Kuckucksei der CDU in die Intendanz des Senders gelegt. Von Wolfgang Lieb

Das WDR-Eigengewächs Monika Piel war seit 2007 Intendantin, im vergangenen Jahr hatte der Rundfunkrat sie für eine weitere Amtszeit bis 2019 gewählt. Im Januar dieses Jahres hatte sie zu aller Überraschung ihren Rücktritt aus „persönlichen Gründen“ angekündigt. Am 30. April scheidet sie aus Ihrem Amt aus.

Auf die öffentliche Ausschreibung der mit immerhin über 300.000 Euro dotierten Intendantenstelle des WDR haben sich 37 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet. Die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi (CDU) hatte angekündigt, dass der Rundfunkrat darüber hinaus noch auf weitere Kandidaten zugehen wolle.

Als Nachfolger wurden Fernseh-Chefredakteur Jörg Schönenborn, Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger und Bettina Reitz, die Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, oder auch der Anchorman des ZDF-„heute journals“ Claus Kleber gehandelt.
Bis zum 18. Juli soll die Nachfolge geregelt sein.

Der gewöhnlich über WDR-Interna einigermaßen gut informierte und über die CDU-Rundfunkratsmitglieder gut vernetzte Bild-Kolumnist Wilfried Pastors schreibt nun, dass der ZDF-Chefredakteur Peter Frey aktuell der Favorit für das Amt des WDR-Intendanten sei. Der CDU-Rundfunkrat Thomas Sternberg werbe für Frey unter anderem auch wegen seiner Mitgliedschaft im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Pastors schließt daraus, dass mit Frey an der Spitze des (mit 4500 festen und 15.000 freien Mitarbeitern und einem Budget von 1,38 Milliarden Euro) größten Rundfunkunternehmens auf dem europäischen Kontinent diese auch bundesweit einflussreiche ARD-Anstalt eine „große Nähe zu den Christdemokraten“ hätte.

Dem widerspreche allerdings- so meint Bild -, dass Frey als SPD-nah gelte. In der Tat galt nach dem Links-Rechts-Reißverschlussprinzip bei der Besetzung von Stellen im ZDF Frey neben dem christlich-konservativen Bild-am-Sonntag-Kolumnisten und Merkel-Fan Peter Hahne als der „Linke“ in seinem früheren Job als Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios. Diese gesäßgeographische politische Zuordnung hat ihm allerdings bei der Wahl zum Nachfolger von Nikolaus Brender zum ZDF-Chefredakteur offenbar nicht geschadet.

Zur Erinnerung: Brender wurde 2009 auf maßgebliches Betreiben des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch gegen den Willen des CDU-nahen damaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter regelrecht aus dem Amt geputscht. Der massive Einfluss der CDU-„Combo“ (Spiegel) auf das ZDF hat danach sogar dazu geführt, dass Rheinland-Pfalz und Hamburg eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht eingereicht haben, das nun die zu große Staatsnähe dieses Senders und die von den Parteien dominierte Zusammensetzung der Gremien des ZDF überprüfen soll. (Siehe zum Selbstverständnis der Rundfunkgremien und ihrer politischen Praxis Fritz Wolf „Im öffentlichen Auftrag“)

Wie abwegig es ist, Peter Frey als links oder wenigstens link-liberal einzuordnen zeigen schon seine Mitgliedschaft im Zentralkomitee der Katholiken und sein „Fellowship“ beim bertelsmannschen „Centrum für angewandte Politikforschung“ (CAP). Das CAP rühmte sich 2006 damit, dass mit Freys Ernennung als Fellow die Tradition der Netzwerkbildung der Bertelsmann Stiftung erfolgreich fortgesetzt worden sei.

Peter Frey trat als Journalist ständig unverkennbar gegen jede politische Alternative links von Kanzlerin Merkel ein, wenn überhaupt, so sympathisierte er mit dem rechten SPD-Flügel. Jede journalistische Neutralität ließ er etwa bei seinem berüchtigten Sommerinterview am 12. Juli 2009 mit dem damaligen Partei- und Fraktionsvorsitzenden Oskar Lafontaine vermissen (siehe hier und nachzulesen hier eine Analyse unter 2. [PDF – 225 KB]). Es ging bei diesem Interview kaum um Politik sondern um das Nachplappern der gängigen Parolen gegen Lafontaine, z.B. er habe „hingeschmissen“, er „übe Rache an der SPD“ etc.. Weil ihn Lafontaine auflaufen ließ, sah er sich sogar bemüßigt nach dem Interview noch zwei Mal nachzutreten. Dieses Interview machte für jeden einigermaßen objektiven Beobachter auf geradezu peinliche Weise deutlich, dass Frey keineswegs der nette und neutral agierende Journalist, sondern ein parteiischer und interessengeleiteter Meinungsmacher gegen alles ist, was links von Merkel oder der rechten SPD-Führung steht.

Obwohl ein CDU-Rundfunkratsmitglied aktiv für Frey als Intendant des WDR wirbt, ist die Bundesspitze der CDU offenbar immer noch nicht zufrieden. „Wer sich für einen SPD-Mann an der Spitze des WDR stark macht, der will wohl nie mehr eine Wahl gewinnen“ zitiert Bild eine Stimme aus der Berliner Spitze der Union. Doch dies ist wohl eher ein geschicktes Spielen über die Bande, damit die SPD-Seite im Rundfunkrat sich mit Peter Frey zufrieden gibt und wohl den Eindruck gewinnen soll, man habe einen der SPD nahestehenden Intendanten durchsetzen können. Solche Doppelspiele macht man halt, wenn man den der SPD nahe stehenden Gremienmitgliedern ein Kuckucksei ins Nest legen will.


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