NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Rezensionen zu „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“

Datum: 23. Dezember 2013 um 11:50 Uhr
Rubrik: Rezensionen, Veröffentlichungen der Herausgeber
Verantwortlich:

Das Buch hat einige Aufmerksamkeit in den Medien erreicht und meist ein positives bis ausgezeichnetes Echo gefunden. Die meisten Rezensenten haben beobachtet, dass ich nicht die Vorurteile nachgebetet habe, die in vielen historischen Werken wiedergegeben werden. Ich bin der Frage nachgegangen, warum Willy Brandt nur viereinhalb Jahre Bundeskanzler war und was er für uns heute noch bedeuten könnte, wenn wir daraus lernen wollten. Vielleicht haben Sie in den Weihnachtstagen Zeit und Lust, in den Buchbesprechungen zu stöbern. Das Buch ist mein Geburtstagsgeschenk an Willy Brandt und ein passendes Weihnachtsgeschenk für Interessierte. Ich bin jedenfalls glücklich, dass ich es noch geschrieben habe. Wenn Sie die Lektüre interessant finden, geben Sie das Buch an ihre Freunde weiter oder machen Sie sie bitte darauf aufmerksam. Es folgen die Links zu Besprechungen und Interviews. Von Albrecht Müller

NDR Info
Albrecht Müller im Gespräch
NDR Info 8.12.2013
Quelle 1: NDR
Quelle 2: NDR – Audio

FAZ
A. Müller: Brandt aktuell; G. Lenz: Gertrud Meyer; D. Münkel: Kampagnen, Spione, geheime Kanäle Geliebt, gejagt und unvergessen
15.12.2013 ·  Albrecht Müller erinnert an die Treibjagd auf den SPD-Chef in den sechziger und siebziger Jahren, Gertrud Lenz porträtiert eine Gefährtin der Exilzeit, Daniela Münkel schildert Stasi-Aktivitäten während der Kanzlerschaft von Willy Brandt. …
Quelle: FAZ

Freitag Community
asansörpress35
16.12.2013 | 15:39 2
Albrecht Müller: “Brandt aktuell” – Rezension
Willy Brandt Willy Brandt würde am 18. Dezember hundert Jahre. Geschrieben wurde viel über den ersten Kanzler der SPD nach 1949. Nicht alles stimmt. Albrecht Müller hält dagegen …
Quelle: Freitag

WAZ
100 Jahre Willy Brandt
Der Vater der Kampagne „Willy wählen“ verrät Brandts Taktik | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
Quelle: derwesten.de

BR2
Eins zu Eins. Der Talk Gast: Albrecht Müller,
Montag, 16.12.2013
22:05 bis 23:00 Uhr
Stefan Parrisius im Gespräch mit Albrecht Müller, …
Quelle: Bayern 2

Deutschlandfunk Andruck 16.12.
Biografien über Kanzler Literarisches Willy-Brandt-Revival
Quelle: Deutschlandfunk

Aachener Zeitung. 12.12.:
„Willy Brandt war Opfer einer bösartigen Treibjagd“
Quelle: Aachener Zeitung

MDR, 18.12.
Müller: Brandt war Jahrhundertpolitiker
Quelle: MDR

Franziska Augstein in der Süddeutschen Zeitung vom 18.12.
Hinweis über Perlentaucher

DradioKultur, 18.12.:
Albrecht Müller: Willy Brandt hinterlässt ein großes Vermächtnis
Willy Brandt wird zu Unrecht auf seine außenpolitischen Erfolge reduziert.
Quelle: DradioKultur

Telepolis, 17.12.:
Reinhard Jellen: “Willy Brandt wurde Opfer einer Treibjagd”
Albrecht Müller über den damaligen und den aktuellen Medienrummel um den Ex-Bundeskanzler
Quelle: Telepolis

Tagesspiegel, 18.12.:
Quelle: Tagesspiegel

Bild am Sonntag 15.12.:
Quelle: BILD.de (leider kostenpflichtig)

Anhang:

Manuskript NDR 7.12.2013:

Buchbesprechung: Albecht Müller, Brandt Aktuell, Treibjagd auf einen Hoffnungsträger
Autor: Patric Seibel

In der kommenden Woche feiern wir den 100. Geburtstag Willy Brandts. Der Bundeskanzler, der 1992 starb, war ein Visionär- und er hatte Charisma, also die Gabe, Menschen zu begeistern. Das Bild von seinem Kniefall in Warschau ging um die Welt. Sein Motto „Mehr Demokratie wagen“ wirkte tatsächlich in die Gesellschaft hinein. Viele Menschen interessierten sich für Politik und engagierten sich. Das Bild, das heute in der Öffentlichkeit von Brandt gezeichnet wird ist aber fehlerhaft, sagt sein ehemaliger Wahlkampfmanager Albrecht Müller. Unter dem Titel „Brandt Aktuell – Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“ präsentiert Albrecht Müller seine Sicht auf den Altkanzler und seine Feinde: Patric Seibel stellt das Buch vor.

Beitrag
Willy Brandts politische Karriere war begleitet von ständigen und massiven Attacken, sagt sein enger Mitarbeiter Albrecht Müller

O-Ton Albrecht Müller
„Treibjagd heißt ja, dass es Verschiedene waren. Die Jagdgesellschaft war groß. Es gab Adenauer mit seiner unflätigen Andeutung über die uneheliche Geburt. Es gab mieseste Attacken wegen seiner Emigration wegen seiner Flucht vor Hitler nach Norwegen…“

Nicht nur der politische Gegner griff Brandt an. Auch die deutsche Wirtschaft machte in Anzeigenkampagnen mobil. Am Schlimmsten aber sei das Störfeuer aus dem eigenen Parteivorstand gewesen, so Müller:

O-Ton Müller
„Willy Brandt hat enorm gelitten unter übler Nachrede und zwar unter beständiger. Ständige Schimpfereien gegen ihn, ständige Stänkereien …“

Müller nennt Namen: Herbert Wehner und Helmut Schmidt.

O-Ton Müller:
„Das ist doch legitim, der Helmut Schmidt wollte auch Bundeskanzler werden. Und der Wehner war nicht kalkulierbar.“

Müllers Buch liest sich passagenweise wie ein Politkrimi. Zum Beispiel, wenn er berichtet von der fast aussichtslosen Situation vor dem Wahlkampf im Herbst 1972. Der Bundestag war aufgelöst, Brandts Superminister für Wirtschaft und Finanzen, Karl Schiller war zurückgetreten. Brandt bat Helmut Schmidt, das wichtige Amt zu übernehmen:

Aus dem Buch:
Helmut Schmidt verknüpfte seine Zusage mit der Forderung, dass Brandt seine unmittelbaren Zuarbeiter, den Chef des Bundeskanzleramtes Horst Ehmke und den Regierungssprecher Conny Ahlers … entlassen müsse.

Müller nennt das politische Erpressung mit dem Ziel, den populären Brandt seiner effizientesten Mitarbeiter zu berauben.

Brandt wird heute oft nachgesagt, er sei ein Zauderer gewesen, ein Grübler mit Hang zu Depressionen: Alles absoluter Quatsch, kontert sein Wahlkampfmanager, er habe Brandt vielmehr als großen Kämpfer erlebt. Zum Beweis schildert er ein Vieraugengespräch, bei dem Brandt in nur 3 Stunden die Wahlkampfstrategie festgelegt habe:

O-Ton Albrecht Müller
„Ich… da merkt man doch, ob einer deprimiert ist oder was auch immer, der wusste ganz genau, dass es kritisch ist, aber kämpfte und dieses Gespräch endete so am Schluss hab ich ihn gefragt,haben sie denn etws gehört von ihren Stellvertretern, Heinz Kühn, Herbert Wehner Helmut Schmidt ? – Und da sagte er Nein und darauf brauchen Sie auch nicht zu warten, denn die wollen nicht gewinnen. Das heißt, er wusste ganz genau dass die engere Führung um ihn gar nicht gewinnen will, weil sie nämlich bei dieser Wahl die Chance sahen, ihn abzuservieren.“

Aber Brandt gelang die Wende. Am Ende holte die SPD mit 45,8 Prozent der Stimmen ihr Rekordergebnis. Doch die Koalitionsgespräche mit der FDP fanden ohne den Kanzler statt. Müller schreibt dazu:

Aus dem Buch:
Der aus meiner Sicht größte Fehler Willy Brandts war, dass er die Koalitionsverhandlungen beginnen ließ, als er nach der gewonnen Wahl ins Krankenhaus musste.

O-Ton Müller:
„Er konnte nicht sprechen weil die Stimmbänder kaputt waren und für mich ist es absolutes rätselhafter Vorgang, wieso keiner der sonstigen Leute im Parteivorstand gesagt hat, das geht nicht, hier wird nicht verhandelt, bevor der Sieger dieses Wahlkampfs und der Vorsitzende der SPD und BK wieder aus dem Krankenhaus ist und es wurde verhandelt und es wurde unglaublich viel an die FDP verschenkt.“

Von diesem Moment an, so Müller, war Brandt angeschlagen, eine „lame duck“, wie die Amerikaner sagen. Nachdem sich die Guillaume-Affäre in eine handfeste Intrige gegen Brandt verwandelt habe, kam das Ende:

O-Ton Albrecht Müller
„Und dann hat ja der Verfassungsschutzpräsident Nollau und Wehner auch noch in den übelsten schmierigen Sachen zusammengearbeitet dann haben sie auch noch irgendwelche Weibergeschichten erfunden und haben ihm die angedreht und behauptet, Brandt sei erpressbar.“

Brandt trat als Kanzler zurück. Was heute vom Friedensnobelpreisträger bleibt, ist das schillernde Bild eines Ausnahmepolitikers. Die Flecken auf Brandts Image verbucht Müller als Spätfolgen der früheren inner- und außerparteilichen Angriffe. Diese würden von vielen Autoren und Journalisten ungeprüft übernommen, so sein Vorwurf. Müller schreibt mit Leidenschaft: als Motiv bekennt er klar: Sympathie für seinen Kanzler. Den Vorwurf, Brandt sei nur ein Außenkanzler gewesen, den Wirtschaft nicht interessiert habe, entkräftet Müller überzeugend durch Daten und Fakten. Geht es um Charakter und Psyche, sind wir heute auf Aussagen von Augenzeugen angewiesen. Albrecht Müller war ein Augenzeuge. Seine Aussagen wirken glaubhaft, lesen sich bei aller eingestandener Sympathie für Brandt nicht parteiisch. Einige Aspekte finden sich so auch bei Autoren wie Egon Bahr oder Brandts Sohn Peter. Das mit vielen Originaldokumenten und Abbildungen alter Zeitungsanzeigen angereicherte Buch könnte noch etwas klarer gegliedert sein. Dennoch liest es sich hochspannend, es liefert wichtige Korrekturen vieler eingeschliffener Urteile und ist damit ein unverzichtbarer Beitrag zur Geschichtsschreibung über Willy Brandt.

Abmoderation: Albrecht Müller, Brandt Aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger, Westend-Verlag, Preis: 12,99.
Patric Seibel stellte das Buch vor. Mehr von Autor Albrecht Müller können Sie auch hören im Talk auf NDR INFO morgen am Sonntag ab 16 Uhr.


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=19777