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Titel: Die unglaubliche Aggression so genannter seriöser Medien gegen die Open-Petition zu Lanz verlangt eine Antwort: Die Petition über die 300.000 Marke heben!

Datum: 28. Januar 2014 um 11:57 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
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Ein Freund berichtete mir vor zwei Tagen, er habe nach 20 Jahren Treue das Abonnement seiner überregionalen Tageszeitung gekündigt – wegen der arroganten und undemokratischen Kommentierung der „Openpetition“. Als Nachtrag zum Beitrag vom 24. Januar folgt deshalb hier eine Zusammenstellung einiger einschlägiger Reaktionen. Siehe Anlage. Darunter finden sich Medien, denen ich eine so aggressive und primitive Verteidigung des Markus Lanz und die Fortsetzung der Schaum-vor-dem-Mund-Kampagne gegen Sahra Wagenknecht nicht zugetraut hätte: die TAZ, Die ZEIT, die Süddeutsche, die FAZ, Spiegel online, der Tagesspiegel usw.. – Die Openpetition hatte bei Abschluss dieses Textes um 11:17h 226.302 Unterzeichner. Wenn die Befürworter/innen unter den täglich mindestens 60.000 NachDenkSeiten-Lesern Ihre E-Mail-Verteiler nutzen, um für die Unterzeichnung zu werben, dann müsste es möglich sein, die 300.000-Marke bald zu überschreiten. Zur Begründung und Erläuterung: Albrecht Müller.

Bemerkenswert an den Reaktionen der etablierten Medien:

  • Die Meinungsäußerung mit Hilfe der Openpetition wird als Zeichen von Launen gewertet, das ganze als Shitstorm. Das ist angesichts der Motive der meisten Unterzeichner und der mehrheitlich sehr sachlichen und wissenden Kommentare im Netz eine bösartige Bewertung.
  • Diese Bewertung kommt von Leuten, deren gemeinsames Merkmal das Mittelmaß ist.
  • Die Argumentation der jetzt massiv auftretenden Gegner der Petition ist oft ziemlich gleich gerichtet. Vermutlich ist die Gegenkampagne abgesprochen oder sogar von PR-Agenturen mit betrieben. Auch für deren Honorare zahlen wir mit unseren Rundfunkbeiträgen. Auffallend in diesem Zusammenhang ist die Ähnlichkeit der aggressiven Agitation von Jörges bei stern.de und Christoph Seils im Tagesspiegel gegen Wagenknecht. Siehe Anlage Ziffer 8 und 9. Die verbindende Methode: Haltet den Dieb!
  • Die Aggression der Kommentierung durch die etablierten Medien könnte man damit erklären, dass die in diesem Sinne tätigen Journalisten und Journalistinnen um ihr Monopol bei der Bewertung öffentlicher Vorgänge bangen. Nebenbei: Auch die NachDenkSeiten bekommen diese Angst vor der Konkurrenz zu spüren. Es gibt Printmedien, die auch nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit der NachDenkSeiten ihre Leser/innen noch nicht ein einziges Mal auf diesen politischen Blog aufmerksam gemacht oder unsere Arbeit kritisch begleitet haben.
  • Die herablassende Art der Kommentierung der Openpetition durch die Journalisten/innen hat viel damit zu tun, dass sich die überwiegende Mehrheit der Medienschaffenden zur Oberschicht oder zumindest der oberen Mittelschicht zählt. In den Hinweisen von gestern gingen wir schon darauf ein. Diese Journalisten/innen sehen sich als etwas Besonderes. Aus ihrer Sicht tummelt sich im Netz der Plebs.
  • Zusammenfassend: die Reaktion der Medien auf die Petition sagt viel über den traurigen Zustand der deutschen Medien: unkritisch gegenüber den Herrschenden, allzeit bereit zu Kampagnen gegen alles, was links von der neoliberal geprägten herrschenden Meinung liegt, mittelmäßig, PR gesteuert.

Eine Auswahl von erstaunlichen Solidaritätsadressen für M. Lanz:

  1. Süddeutsche Zeitung
    25. Januar 2014
    Simulierte Demokratie im Internet
    Klick, Maus und Shitstorm
    Ein Kommentar von Andrian Kreye (Chef des Feuilleton
    Die Online-Petition gegen ZDF-Moderator Markus Lanz mag wie ein Beispiel für direkte Demokratie erscheinen, doch sie ist nicht viel mehr als eine Kundenbewertung. Solche Online-Simulationen von Aktion, Gemeinschaft und Willensbildung lenken von wirksamem politischem Engagement ab.

    Man kann darüber streiten, ob Markus Lanz versucht hat, eine unbequeme Meinung mit reaktionärem Geplapper wegzudrängen, oder ob es wirklich eine Unverschämtheit war, dass er Sahra Wagenknecht übers Maul fuhr. Höflichkeit gehört schließlich nicht zur Berufsbeschreibung von Journalisten. Eigentlich gehört es sogar zu den grundlegenden Moderatorenpflichten, dass sie den Redefluss von Politikern stoppen, die stur ihr Parteiprogramm herunterbeten.
    Man könnte Markus Lanz sogar vorwerfen, dass sein öffentliches Bedauern am Freitag der eigentliche Fehler war, weil er, ähnlich wie Marietta Slomka beim Interview mit Sigmar Gabriel, doch nur sauberes Handwerk bewiesen hat.

    Die angebliche Mausklick-Demokratie ist deswegen kein Ausdruck eines politischen Willens, sondern Abbild momentaner Launen.
    Manche Laune kann im Rahmen der digitalen Schneeballsysteme zu einem “Shitstorm” anschwellen. Doch ein paar hunderttausend Petitionsklicker sind keine Bewegung, auch wenn die traditionellen Medien sich gerne verleiten lassen, Klickzahlen als relevantes Abbild einer Volksmeinung zu interpretieren.
  2. zeit.de
    Onlinepetition
    Lanz vorm Scherbengericht
    Ein Fernsehmoderator hat vor laufenden Kameras offenbart, dass er sich nicht benehmen kann. Aber rechtfertigt das eine Petition gegen seine Person? Ein Kommentar von David Hugendick

    Es ist nicht einfach, Markus Lanz zu verteidigen, aber allzu einfach, Markus Lanz zu verurteilen. Gegen den Fernsehmoderator regt sich derzeit mal wieder Unmut in den sozialen Medien. Als Shitstorm bezeichnet man jene bequeme Ausprägung der digitalen Steinigungskultur, die ihre Akteure meist nicht mehr kostet als selbstgerechte Häme.

    Mit Demokratie hat das nichts zu tun
    Und hier wird aus dem schmerzhaft-harmlosen Shitstorm eine wahrhaft unbehagliche Angelegenheit: eine Petition gegen eine Person, eine Verbannung gewissermaßen mit demokratischen Mitteln – wobei man kurz daran erinnern sollte, dass Demokratie zunächst eine Staatsform meint und nicht jeden Versuch, für irgendein Anliegen Mehrheiten zusammenzubekommen. Der aktuelle Vorgang erinnert an die Antike, in der man störende Bürger durch anonymen Mehrheitsentscheid davonjagen konnte. Scherbengericht nannte sich das, und seinem Mechanismus liegt auch das zugrunde, was Elias Canetti einst über das Phänomen der “Hetzmasse” beschrieb, nämlich die “Gefahrlosigkeit des Unternehmens”.

    Womöglich fänden sich in diesen Tagen auch genug empörte Tweets, die über den jähen Wintereinbruch schimpfen. Hinsichtlich des modischen Petitionismus bringt ein Schneesturm freilich den Nachteil mit sich, dass es keinen Adressaten für eine Beschwerde gibt oder sich daran die Wut des ehrlichen Gebührenzahlers entflammen könnte, der sich ohnehin immer moralisch ins Recht setzt. Was am Ende nun unangenehmer ist, Lanz oder seine Feinde, will man eigentlich gar nicht beantworten.
  3. FAZ

    Herz an Herz – FAZ.NET-Frühkritik

  4. DWDL

    Das Hoff zum Sonntag
    Im Zeitalter der digitalen Egomanie: Entregt euch!

    Das riecht vielmehr nach dem fauligen Atem eines billigen Medienmobs, der sich aufschwingt, sein Besserwissen als Maßstab zu etablieren. Das hat vor allem zu tun, mit der Lust, die eigene Macht mal auszutesten. Aus genau dem Grund beißen kleine Jungs Fröschen den Kopf ab, schlucken Regenwürmer und klemmen der Katze den Schwanz in der Wohnzimmertür ein. Weil sie es können, und weil es in ihnen das kurze Gefühl der Omnipotenz, des übergroßen Ichs wachruft….

  5. Meedia.de

    Nur 14 der über 140.000 Zeichner haben sich verifiziert
    Zweifel an der Anti-Lanz-Petition
    Die Petition gegen Markus Lanz findet online immer mehr Fürsprecher. Nach knapp einer Woche haben bereits über 140.000 die Petition, die die Absetzung des ZDF-Moderators verlangt, gezeichnet. Vor allem im Netz wird Lanz’ Verhalten in seiner Sendung vom 16. Januar stark diskutiert. Von den 140.000 Unterzeichner haben laut Seitenbetreiber openpetition.de aber nur 14 ihre Identität über das eID-Verfahren verifiziert. Und es wird auch die Frage gestellt, ob eine Petition, die sich gegen eine Person richtet, überhaupt vertretbar ist.

  6. SpiegelOnline
    Proteste gegen Lanz: Dieter Nuhr startet Online-Petition gegen Online-Petitionen

    Nuhr will damit nach eigenen Angaben gegen eine Petitionsflut im Internet aufmerksam machen. Bereits am Freitag hatte der Journalist und Autor Hajo Schumacher unter dem Schlagwort “Digitales Mobbing” eine solche Gegen-Petition gefordert. Der darauf folgende Nuhr-Aufruf unter dem Motto “Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn”, die er am Sonntag startete, wurde allerdings wenige Stunden später von der Plattform “openPetition” gelöscht. Nuhr habe die Nutzungsbedingungen missachtet, erklärte das Portal.

    Quelle: SPON

  7. Die Welt vom 26.01.14

    “Wetten, dass..?”
    Lanz bekommt Erste Hilfe vom Bergdoktor
    “Wetten, dass..?” im Schatten der Online-Petition, das war ein Gipfel der Langeweile, moderiert von einem hochnervösen Markus Lanz. Als Zuschauer fragt man sich: Wie lange geht das noch gut? Von Antje Hildebrandt

    Das Bashing überlassen wir den Unterzeichnern einer Online-Petition, die – kein Scherz – die Absetzung von Markus Lanz im ZDF fordern. Zehntausende sollen den Aufruf schon unterzeichnet haben, angeblich aus Wut über das rüpelhafte Gebaren des Moderators im Umgang mit “der schönsten Linken aller Zeiten”, Sahra Wagenknecht, in seiner ZDF-Talkshow eine Woche zuvor. Doch wer weiß das schon genau?

  8. Stern

    Die Methode Wagenknecht

    23. Januar 2014, 10:31 Uhr

    Seit der Lanz-Talkshow tobt ein Shitstorm von links. Offenbar soll Kritik an der Ikone Sahra Wagenknecht tabuisiert werden. Obwohl sie mit unlauteren Tricks arbeitet. Sagt Hans-Ulrich Jörges.
    … linke Ikone ..

  9. Berliner Tagesspiegel

    Die falsche Ikone
    Das widersprüchliche Europabild von Sahra Wagenknecht
    27.01.2014 18:57 Uhr
    von Christoph Seils
    Seit zehn Tagen inszeniert sich Sahra Wagenknecht als „Opfer“ von Markus Lanz. Doch dieser Titel passt nicht zu ihr. Unser Kolumnist Christoph Seils findet, dass ihr Europabild widersprüchlich und fragwürdig ist. Für ihre Argumentation verwendet sie eine simple Methode.

    Sahra Wagenknecht hat es als Ikone der Linken schon weit gebracht. Sie ist schön, sie ist klug und sie ist fernsehtauglich. Dazu trägt sie mittlerweile den stolzen Titel: Erste Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Die Linke. Im Bundestag gehört sie angesichts der Großen Koalition zu den führenden Oppositionspolitikern. Und es besteht kein Zweifel, Sahra Wagenknecht will ganz nach oben.

    Seit zehn Tagen ist Wagenknecht ihrem Ziel wieder einen großen Schritt näher gekommen. Seit sie am 16. Januar in der Talkshow bei Markus Lanz zu Gast war und der Moderator daran scheiterte, mit der Politikerin ein Gespräch zu führen, inszeniert sich die 44-Jährige als Opfer eines „wild gewordenen Kleinbürgers“ und eines „undemokratischen“ Fernsehsenders. Mittlerweile haben rund 222.000 Menschen die Online-Petition unterzeichnet, die die Ablösung des Fernsehmoderators fordert. Und Sahra Wagenknecht? Sie und ihre Partei gefallen sich einmal mehr in der Rolle als aufrechte Linke gegen die bösen bürgerlichen Medien, als unermüdliche Kämpfer gegen ein Europa der Banken und Konzerne sowie als Bollwerk gegen Demokratieabbau in Berlin und in Brüssel.

    Linker Nationalismus

    Über Wagenknechts widersprüchliches Europabild, über ihren fragwürdigen linken Nationalismus und ihren naiven Pazifismus, der in dem Gespräch mit Lanz (und nicht nur dort) deutlich wird, redet hingegen kaum jemand. Dabei lohnt es sich schon, noch einmal genau hinzuschauen, was Wagenknecht in dem Gespräch mit Lanz eigentlich gesagt hat und was sie nicht gesagt hat. Es ist schon interessant, wie sie sich windet und wie sie kritischen Fragen ausweicht. …

    Zehn Tage ist das Gespräch zwischen Markus Lanz und Sahra Wagenknecht inzwischen alt. Auch online ist es zu sehen. Ohne Zweifel war Markus Lanz völlig überfordert bei dem Versuch, Sahra Wagenknecht zu entzaubern. Auch der als Sekundant engagierte Journalist Uli Jörges vom Stern konnte dem Moderator nicht helfen. Aber es ist schon erstaunlich, wie gut Sahra Wagenknecht nun in der Öffentlichkeit dasteht.
    Wann immer sie kann, malt sie die aktuelle Politik in den düstersten Farben, sieht mal in Berlin und mal in Brüssel Kriegstreiber, Demokratiefeinde oder finstere Kapitalisten am Werk. Und an den vielen Selbstmorden in Griechenland ist Kanzlerin Merkel mitverantwortlich. Zwischentöne gibt es nicht, Differenzierung ist nicht Wagenknechts stärke. Und Rettung für Europa gibt es nur eine: Die Reichen müssen endlich zu Kasse gebeten werden. Alle anderen Probleme lösen sich anschließend wie von selbst. Populismus pur. Dabei ist Sahra Wagenknechts Methode recht simpel, ihr Weltbild dichotomisch. Zur linken Ikone taugt sie nicht.

  10. taz

    Petition gegen Markus Lanz
    Diese Fresse muss weg
    von Klaus Raab


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