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Titel: Korrektur zu „Happiness Economics“ bei der Deutschen Bank

Datum: 13. April 2007 um 12:28 Uhr
Rubrik: Ungleichheit, Armut, Reichtum
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In einem Beitrag vom 11.4.07 habe ich geschrieben: „Das Ergebnis der Glücksforscher von der Deutschen Bank ist nicht anders zu erwarten: Zu den Glücksnationen zählen solche bei denen die Einkommensungleichheit hoch und der Staatssektor mickrig, bei den Miesepetern sind die Einkommen eingeebnet und der Staatssektor ausufernd.“
Stefan Bergheim, Senior Economist, Macro Trends, Deutsche Bank Research und Autor der zitierten Studie schreibt uns dazu: „Das ist eindeutig nicht meine Aussage. Vielmehr ist richtig (Seite 17): “Daneben gibt es viele Daten, die zwar verfügbar sind und oft in internationalen Ländervergleichen verwendet werden, die aber keinen empirischen Zusammenhang zur Lebenszufriedenheit aufzeigen. Dies gilt zum Beispiel für die Größe des Staatssektors, die Einkommensungleichheit, die Forschungsausgaben und die Religiosität.”
Stefan Bergheim bittet um eine entsprechende Korrektur meines Beitrags. Dem komme ich gerne nach. Wolfgang Lieb.

Stefan Bergheim stellt in seinem Schreiben fest: „Es ist mir ganz sicher nicht entgangen, dass “die Schweden, die Finnen oder die Dänen zu den Glücksnationen zählen, obwohl doch dort mit die geringsten Einkommensunterschiede bestehen und der Staatssektor am weitesten ausgedehnt ist.”
Diese Feststellung nehme ich natürlich mit Interesse zur Kenntnis.

Ich will gerne eingestehen, dass ich bei meiner Bewertung, die Studie von Herrn Bergheim, – vielleicht zu verkürzt – mit den wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Positionen, die die Deutsche Bank öffentlich vertritt, verknüpft habe. Damit wollte ich natürlich weder den Autor noch seine Studie für die politischen Forderungen der Deutschen Bank verantwortlich machen. Sollte bei Herrn Bergheim oder bei unseren Leserinnen und Lesern dieser Eindruck entstanden sein, so tut mir das Leid.

In der Sache halte ich allerdings an meiner Bewertung fest.
Denn es ist wohl nicht bestreitbar, dass die Deutsche Bank für eine massive Senkung der Staatsquote eintritt (so etwa exemplarisch deren Chefökonom Norbert Walter, der gar meint, dass wir angesichts des derzeitigen Staatsanteils „unser Wirtschaftssystem nicht mehr guten Gewissens als Marktwirtschaft bezeichnen können.“).
Wichtige Repräsentanten des Bankinstituts vertreten auch die These, dass Ungleichheit in einer Wettbewerbsgesellschaft als sinnvoller Leistungsanreiz dient (so etwa die frühere „graue Eminenz“ der Deutschen Bank Ulrich Cartillierie, wenn er lakonisch feststellt: „Es gibt Gewinner und Verlierer.“).

Wenn eine unter dem Logo der Deutschen Bank veröffentlichten Studie zum Ergebnis kommt, dass etwa „die Größe des Staatssektors“ und die „Einkommensungleichheit“ in keinem empirischen Zusammenhang zur Lebenszufriedenheit stehen, so bedeutet das doch im Umkehrschluss, dass die Umsetzung der politischen Forderungen der Deutschen Bank kein Risiko mit sich brächten, dass die Menschen dadurch unzufriedener oder gar unglücklicher würden – im Gegenteil, sie würden die dadurch die errungene „wirtschaftliche Freiheit“ eher als Glück empfinden.

Mit anderen Worten: Eine Politik, die den wirtschaftspolitischen Ratschlägen der Deutschen Bank oder – wie die Studie auf Seite 21 empfiehlt – den „Standardratschlägen der (!) Ökonomen“ – wie etwa „niedrigen Kündigungsschutz“ und mehr „wirtschaftliche Freiheit“ – folgte, brauchte nicht mit größerer Unzufriedenheit oder gar Widerstand der Wählerinnen und Wähler zu rechnen.

Fazit aus der Studie für die Deutsche Bank also:
Nur mutig voran mit dem eingeschlagenen Reformkurs!
Man müsste „mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt“, „niedriger Arbeitsschutz“ oder „niedrige Regulierung“ eben nur so kommunizieren, dass die Menschen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie durch diesen „Reform“-Kurs glücklicher würden.
Die Glücksstudie liefert also den Stein der Weisen für das so oft zitierte „Vermittlungsproblem“ bei der „Reformpolitik“.
Die Botschaften könnten also etwa sein:
Geld allein macht nicht glücklich!
Oder: Ohne Staat lebt es sich am besten!

Als eine solche Ermunterung zu weiteren „Reformen“ verstehe ich z.B. den Ratschlag der Deutschen Bank Research Studie „Die glückliche Variante des Kapitalismus“ (S.14) [PDF – 436 KB]:
„Die Beobachtung, dass wirtschaftliche Freiheit viel mit der Lebenszufriedenheit der Menschen zu tun hat, könnte in den weniger glücklichen und unglücklichen Ländern in der Kommunikation gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Reformen eingesetzt werden.“

p.s.: Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass die Studie zum Ergebnis kommt, dass etwa Arbeitslosigkeit enorm schädlich für die Lebenszufriedenheit des direkt Betroffenen, aber auch der gesamten Gemeinschaft ist, und dass ein hohes Ausbildungsniveau einen positiven Zusammenhang zum Glücksniveau aufweisen.


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