NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Wir danken all jenen, die auch zum Jahreswechsel 2019/2020 die Arbeit für die NachDenkSeiten mit einer Spende unterstützt haben

Datum: 7. Januar 2020 um 17:00 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit, Medien und Medienanalyse, Medienkritik
Verantwortlich:

Ihre finanzielle Unterstützung ist die Basis unserer Arbeit auch für die nächsten Monate. Wir werden uns dafür mit großem Engagement, mit Ausdauer, Spürsinn und Unbestechlichkeit revanchieren.

In diesem Text, der eigentlich dem Dank an Sie gewidmet ist, wollen wir zugleich mit einem einfachen Beispiel belegen, warum und wie Ihre Unterstützung Früchte trägt. Und wir wollen zugleich die Dringlichkeit unserer Arbeit sichtbar machen.

An einem aktuellen Beispiel wollen wir belegen, wie wichtig alternative Fakten und Meinungen für Ihre einigermaßen korrekte Meinungsbildung sind. Nach dem Mord an dem iranischen General in der Nähe des Flughafens von Bagdad haben auffallend viele deutsche Medien die Begründung des US-Präsidenten als ihre eigene Rechtfertigung dieser Tat übernommen, jedenfalls nicht kritisch hinterfragt, ob die Version Trumps stimmt.

Das ist sehr leichtfertig, einmal abgesehen davon, dass die unterstellten Absichten keinen Mord einer Nation auf dem Boden einer anderen Nation rechtfertigen. Die NachDenkSeiten hatten gestern, am 6.1.2020, einen Artikel mit folgender Überschrift gebracht: Soleimani-Attentat – Trumps Fake News und das Schweigen der Medien. Das war um 14:26 Uhr. Schon vorher hatte der irakische Ministerpräsident verlautet, dass der iranische General auf dem Weg zu ihm war, um Details zu einer vom Irak vermittelten Friedensmission zwischen Iran und Saudi Arabien zu besprechen. Die deutschen Hauptmedien, zum Beispiel die Tagesschau vom 6. Januar um 20:00 Uhr und Heute des ZDF um 19:00 Uhr, haben ihre Zuschauer und Gebührenzahler davon nicht unterrichtet. Ein kurzer Faktencheck ergab die im Anhang aufgelisteten Hinweise. Bitte beachten Sie, dass auch diese erdrückenden Belege von den deutschen Hauptmedien nicht wahrgenommen worden sind.

Bitte sehen Sie uns nach, dass wir hier und im Anhang so ausführlich begründen, warum die NachDenkSeiten wichtig sind und warum deshalb auch Ihr finanzieller Beitrag für alle Früchte trägt.

Die NachDenkSeiten werden auch in Zukunft bieten, was unsere Leserinnen und Leser schätzen. Hier finden Sie wie gewohnt die Übersicht über das tägliche Angebot. Nutzen Sie die verschiedenen Möglichkeiten und sagen Sie das bitte auch weiter.

Denn ganz im Interesse der Mehrheit unserer Leserinnen und Leser ist unser Ziel, immer mehr Leserinnen und Leser zu erreichen – damit das Gespräch zwischen Menschen, die gleich gut informiert sind, noch besser und leichter möglich ist. Sie wissen vermutlich schon: Diese Chance auf Kommunikation und Austausch unter unseren Leserinnen und Lesern möchten wir vergrößern. Denn der Zusammenhalt, der dabei wächst, ist wichtig – und umso wichtiger je mehr die Bedrohung durch Kriege, Ungerechtigkeiten und antidemokratische Machenschaften wächst.

Nochmals herzlichen Dank an alle, die die Arbeit der NachDenkSeiten unterstützen. Und zugleich die Bitte an jene, die sich dazu noch nicht entschließen konnten, ihren Anteil zu leisten, wenn ihre Finanzen das möglich machen. Hier finden Sie die technischen Möglichkeiten zur Unterstützung.

Herzliche Grüße von
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der NachDenkSeiten

Anhang: Ein kurzer „Faktencheck“ zur „Friedensmission“. Von Jens Berger.

Die Primärquelle dafür ist niemand anderes als der irakische Premierminister

Aufgegriffen haben das zahlreiche US-Journalisten und Analysten via Twitter (zum Teil im Artikel vom Blumenthal und von mir verlinkt). Ob Medien und Journalisten aus dem arabischen oder generell dem „nicht deutsch- oder englischsprachigen“ Raum die Meldung verarbeitet haben, kann ich leider aufgrund meiner eingeschränkten sprachlichen Fähigkeiten nicht untersuchen.

Aber auch einige große englischsprachige Medien haben die Meldung gebracht.

Z.B. die Washington Post:

“Abdul Mahdi suggested Sunday that Iran and the Saudis had been engaged in dialogue to tamp down their feud, with Iraq playing the role of mediator. Abdul Mahdi said he had been expecting to meet with Soleimani on the day he was killed. “He came to deliver me a message from Iran, responding to the message we delivered from Saudi Arabia to Iran,” the prime minister said, without providing details.“

Diese Meldung wurde sogar in Stars&Stripes aufgegriffen.

Und auch einige britische Medien haben die Meldung aufgegriffen:

Widerspruch oder Kritik an der Aussage habe ich nirgends gefunden. Außer in diesem einzelnen Tweet von der Pressestelle des US-Präsidenten … die jedoch vollkommen ohne Argumente daherkommt.
Der Hintergrund, dass der irakische Premier sich als Vermittler in Annäherungsgesprächen zwischen Iran und Saudi-Arabien engagieren will, stammt aus dem Oktober (kurz nach den Zwischenfällen im Persischen Golf (Tanker/Ölraffinierie)) und ist gesichert, da zahlreiche Medien aus allen Lagern darüber berichteten. Z.B. hier

Auch die USA haben diesen Gesprächen offenbar ihren Segen gegeben

Für mich ist die Aussage des irakischen Premiers damit rund und ich sehe keinen ernsthaften Grund, sie in Zweifel zu stellen.

Es ist absolut unverständlich, dass diese Meldung in den deutschen Medien nicht wenigstens als Zitat gebracht wurde. Man muss ja nicht Stellung beziehen, ob nun Trump oder Al Mahdi Recht haben … aber man hätte zumindest die beiden Versionen gegenüberstellen müssen. Das geschah nicht, so dass zumindest in Deutschland nur die „Trump-Version“ im Raum steht und die Öffentlichkeit sich kein Bild machen kann.

Auch die sonstigen Hintergründe sprechen durchaus für die Meldung. Die Saudis sind offenbar alles andere als begeistert vom Attentat. Der saudische Kronprinz hat sogar seinen jüngeren Bruder als Emissär nach Washington und New York ausgeschickt, um dort zu deeskalieren.

Soweit die Belege zum mangelnden Aufklärungswillen unserer Medien. Man muss den Eindruck gewinnen, dass viele in US-amerikanische Interessen eingebunden sind. Das ist angesichts der Entwicklung der US-amerikanischen Politik äußerst gefährlich.


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