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Titel: Leserbriefe zu „Liebe Reichsbürger, ich hätte da eine Bitte!“

Datum: 25. September 2020 um 13:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

Jens Berger macht in seiner Glosse darauf aufmerksam, dass Demonstrationen immer häufiger nicht mehr inhaltlich bewertet werden. Für die „in der Berliner Blase versammelten Altvorderen aus Politik und Hauptstadtjournalismus“ stehen vielmehr teilnehmende Reichsbürger und schwarz-weiß-rote Flaggen im Vordergrund – offenbar mit der Absicht, weitere Bürgerinnen und Bürger von den Demos und deren Inhalten fernzuhalten.
Die Leserschaft der NachDenkSeiten hat diesen Beitrag gelesen und macht sich ebenfalls Gedanken über das beschriebene Phänomen. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben uns Emails geschickt. Ganz herzlichen Dank für die Antworten. Hier nun eine Auswahl der gesendeten Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

rund um die “Reichsbürger” gäbe es noch viel mehr paradoxes zu erwähnen. Da ist einerseits das “Reichstagsgebäude”, das in Bundestag umzubenennen sich die etablierte Politik standhaft weigert, obwohl allerorten ständig umbenannt wird, zuletzt sogar die unschuldige Mohrenstraße. Die gleiche Politik hat sich auch vehement für den Wiederaufbau des wichtigsten Symbols des Kaiserreiches, des Berliner Schlosses, eingesetzt. Architekturhistorische Gründe dafür kann es nicht gegeben haben – der eklektizistische Bau hat lediglich politische Bedeutung.

Unsere Qualitätsmedien halten uns atemlos über jede noch so kleine Begebenheit der europäischen Monarchien (Kaiserreiche) auf dem Laufenden. Die Queen, Karl-Gustav, Juan Carlos, Prinz Charles, William, Kate und wie sie alle heißen gehören quasi zur Familie, ARD und ZDF, die Privaten sowieso, haben sogar ihre eigenen Rubriken dafür. Und auch die Bundeswehr pflegt so manche Tradition. Im Tiergarten stehen, überlebensgroß und an prominenten Stellen, Statuen Kaiserlicher Generäle.

Wenn nun aber so ein verwirrter Depp das alles für bare Münze nimmt und als Sahnehäubchen die Kaiserliche Fahne dazutut, dann ist das ein unglaublicher Skandal. Nur das, natürlich, und nur in bestimmten politischen Konstellationen, nicht etwa all das andere.

Nun könnte man es ja für eine tolle Sache halten, wenn es eine demokratische Kraft vermag, auch solche Kaisertreuen einzusammeln und zum Demonstrieren für das Grundgesetz (!) und für die demokratischen Grundrechte (!) zu bringen, sich also für demokratische Grundwerte einzusetzen. Das genau ist es doch, was die Gesellschaft von diesen Grüppchen immer wieder fordert: sich auf den Boden des Grundgesetzes zu stellen.

Wenn sie nun aber genau das tun, was immer von ihnen verlangt wurde, dann ist das auch wieder ein unglaublicher Skandal, und alle, die sie dazu angeregt haben, sind jetzt schuldig – woran eigentlich genau?

Ich habe ein paar Politiker, z.B. Frau Esken von der SPD, gefragt, was daran so schlecht ist, wenn “Reichsbürger” für Grundgesetz und Grundrechte demonstrieren. Ich habe sie auch gefragt, was sie denn eigentlich mit den “Reichsbürgern” tun möchte, wenn sie schon auf ihrem kompletten Ausschluss von allem, auch vom Grundgesetz, besteht und ein klares Bekenntnis zum Grundgesetz in Form der Teilnahme an einer Grundrechte-Demonstration nicht akzeptieren möchte. Da bliebe ja eigentlich nur noch Einsperren oder Erschießen. Das wären allerdings die Methoden, die hierzulande zwischen 1933 und 1945 angewendet wurden. Frau Esken hat mir, wie auch die anderen Politiker, nicht geantwortet. Vielleicht war sie ja beleidigt, weil sie sich schließlich als Antifaschistin bezeichnet, während sie Andersdenkende als “Covidioten” verfolgt und deren strikte Ausgrenzung und Bestrafung fordert. Vielleicht hatte sie auch einfach kein vernünftiges Konzept, was man mit “Reichsbürgern” denn nun eigentlich machen soll.

Manchmal möchte man auch gar kein Politiker sein und ist insgeheim ganz froh, einen anständigen Beruf ergriffen zu haben.

Herzliche Grüße,
Dr. H. Demanowski


2. Leserbrief

Meine Warnung an die Reichsbürger auf einer Friedensmahnwache in Cottbus lautete:

“Liebe Reichsbürger, bitte bei nahendem Gewitter Pickelhaube abnehmen!”

Sie waren not amused.

Dieses Einfallstor für rechte Ideologien lässt sich nur durch intensive Aufklärung schließen. Da haben uns die “Institutionslinken” voll im Stich gelassen. Eine Verweigerung der Auseinandersetzung in der Diskussion, heißt den rechten Rattenfängern das Feld zu überlassen. Die AFD freut sich.

Macht weiter so!
Dr. Ralph Schöpke


3. Leserbrief

“…sondern ein Häufchen verwirrter Heilpraktiker, die denken, das Kaiserreich hätte immer noch Bestand.”

schön, herr Berger, wie sie da so nebenbei mal ne ganze berufsgruppe in die braune pfanne hauen!

die Ärztekammer und die pharma-lobby wirds freuen.

und sollten die, die glauben, dass es sich doch vielleicht gar nicht um solche handelt, die wirklich “glauben, das Kaiserreich hätte noch Bestand”, sondern (mehrheitlich) um bezahlte provokateure, die dem mainstream die gewünschten bilder liefern, Ihrer meinung nach dann auch gleich mit in jener pfanne brutzeln?

heil-praktische (physiotherapeutische) grüße
richard rüger

Antwort Jens Berger:

Lieber Herr Rüger,

mir liegt es natürlich vollkommen fern, eine Berufsgruppe in die „braune Pfanne“ zu hauen. Die Erwähnung dieses Berufs war ein Seitenhieb auf die mediale Berichterstattung, die den Beruf der „Aufwieglerin“ des angeblichen Reichstagssturms einschlägig thematisiert hatte. Das hätte ich wohl erwähnen müssen. Sorry für mögliche Mißverständnisse.

Beste Grüße
Jens Berger


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

man mische rot, grün, schwarz und es entsteht: braun!

Oh ha, jetzt wird einiges klar oder doch nicht?
„Hanswürste“ aller Colleur, „Deppendialektik“ auf der Reichstagtreppe, Jubelschreie der Akteure, so geschehen, so gesehen.
Und? Was lernen wir daraus?Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist – ja, ja, der gute alte Goethe.
Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden „kann” – na ja, Bibelauslegung Johannesbrief.

An den Taten werdet ihr sie erkennen – 1. Sept. 1939, der zweite Weltkrieg begann.

Verschwörungstheorien, die liegen mir selbstverständlich fern!
Jetzt noch ein Krönchen: „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst“!

Mit überaus freundlichen Grüßen
M.R.


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger:

Das ist eine interessante Idee. Die AfD macht amerikafreundliche Vorschläge und das Plenum stimmt dagegen und ist damit “russlandfreundlich”. Es gab ja in Wirklichkeit zwei Vorschläge der AfD für fas ” Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Menschenrechte”,nämlich Veralengsfeld und Angelika Barbe, die beide abgelehnt wurden. Beide Frauen waren Bürgerrechlerinnen in der DDR und sind beide nicht Mitglied der AfD. Das ist schon interessant.

Gruß
R.K.


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
ich bin seit einigen Jahren regelmäßiger Leser der NDS und schätze besonders auch Ihre Artikel und Bücher.
 
Ihr Artikel „Liebe Reichbürger, ich hätte da eine Bitte!“ wirft für mich jedoch Fragen auf.
 
Es ist mir vollkommen unklar, wieso Sie den ganzen Berufsstand der Heilpraktiker mit den Reichsbürgern verknüpfen. Eine derartige Diffamierung ist mir bisher nur aus dem Spiegel bekannt, welcher Heilpraktiker, Veganer, Impfgegner/-skeptiker, Reichsbürger, Covidioten etc. häufig in einen Topf wirft.
 
Da ich an Ihren Artikeln schätze, dass Sie Ihre Behauptungen auch regelmäßig gut belegen, sind Ihnen vielleicht auch Studien bekannt, die nachweisen, dass Heilpraktiker im besonderen Maße rechtem Gedankengut anhängen. 
 
Die pauschale Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes ohne stichhaltige Evidenz ist jedoch entschieden abzulehnen. 

Mit freundlichen Grüßen, 
Jens Dethlefsen

Siehe dazu auch die Antwort auf Leserbrief #3.


7. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten,

schöner garstiger polemischer Artikel von Jens Berger.

Ich glaube der hackt meine Mails, denn ich habe vor ein paar Wochen genau solch eine “Was wäre wenn”-Mail geschrieben. Nur dass ich dieses Gedankenspiel mit Trump angestellt hatte. Ich nannte dies Mail “Angenommen”, (…)

Ich schickte diese Mails an Freunde und an einen mir bekannten LVZ-Lokal-Journalisten. (LVZ, Madsack-Gruppe, SPD-Beteiligung)
Dem ich gerne mal solche Mails bzw. Hinweise auf mehr oder weniger interessante Artikel, meist welche, die sich kritisch mit der deutschen Presse bzw. den Medien befassen. Auch  sind oft die Artikel der NDS dabei. Denn ich weiß, von alleine liest der sowas nicht. Sie wissen schon, Blase und so…

Übrigens, ich würde sagen, das Bild zu Ihrem Artikel, ist ein Fake, die Frage ist, ob alle das kapieren?
 
Schöne Grüße, J. Gerke


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