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Titel: Karl May statt Frau Lambrecht als Verteidigungsminister. Das täte dem Frieden gut

Datum: 23. Dezember 2021 um 8:47 Uhr
Rubrik: Friedenspolitik
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Die neue Verteidigungsministerin Lambrecht meint, der Westen müsse Putin ins Visier nehmen – mit der Konsequenz, dass er und andere russische Führungskräfte „nicht mehr zum Shoppen auf die Pariser Champs Élysées reisen können“. Diese Töne haben den altgedienten Sozialdemokraten Uwe Thomas zu einer Mail an einige ihm verbundene Parteifreunde animiert. Er weist in seinem Weihnachtsgruß auf die verglichen mit den Vorstellungen von Christine Lambrecht klugen friedenspolitischen Vorstellungen des Karl May hin. Schauen Sie selbst. Hier ist die Mail des früheren Wirtschaftsministers von Schleswig-Holstein und Staatssekretärs in Bonn. Albrecht Müller.

Liebe Genossinnen und Genossen

Wir feiern bald wieder Weihnachten. Das Fest des Friedens rückt näher. Und wir erinnern uns an Egon Bahr und seinen Vortrag in der Evangelischen Akademie Tutzing, als er den Begriff und die Aufgabe “Wandel durch Annäherung” prägte.

Gerade rechtzeitig vor Weihnachten erfahren wir, dass unsere Genossin Lambrecht als erstes Land Litauen besucht hat, welches an Weißrussland grenzt und zeitweilig Teil der Sowjet-Union war. Ihre Devise ist “Wandel durch Abschreckung”?

In einem Interview mit der Bild am Sonntag betont sie, was ihr wichtig ist: “Aktuell müssen wir Putin und sein Umfeld ins Visier nehmen. Die für die Aggression Verantwortlichen müssen persönliche Konsequenzen spüren”

Und dann folgt noch der an Albernheit kaum zu überbietende Hinweis, welche Konsequenzen Putin und sein Umfeld spüren sollten: “Zum Beispiel, dass sie nicht mehr zum Shoppen auf die Pariser Champs Élisées reisen können.”

Vielleicht verfügt Genossin Lambrecht aber auch über einen besonders hintergründigen Humor, um diese ganz besondere Zeitung zu veräppeln. Das würde mich freuen.

Hoffen wir gleichwohl, dass unsere Verteidigungsministerin die Weisheit von Egon Bahr irgendwann wieder aufnimmt, mit dem die erfolgreiche Friedenspolitik von Willy Brandt 2 Jahre vor der Geburt von Christine begonnen hat.

Vielleicht liest sie einmal nach, wie umstritten damals die Anerkennung der Oder-Neiße war, selbst innerhalb der SPD. Und welche Bedeutung dieser Akt für die Aussöhnung mit Polen hatte. Ist es völlig undenkbar, dass auch unsere neue Regierung sich mit der Eingliederung der Krim in Russland abfinden könnte, wie Christian Lindner vor vier Jahren einmal gefordert hatte?

Zum Fest des Friedens will ich Euch eine Geschichte berichten. Sie handelt von meinem verehrten Reiseschriftsteller Karl May, der von Ernst Bloch einmal als den “Shakespeare der Jungen” bezeichnet wurde. Schon als Kind lernten wir von ihm, die Bösewichter nicht zu töten und Kriege zwischen den Indianerstämmen zu verhindern.

Hätten wir nur auf ihn gehört, als er im Jahr 1907 die folgeden Sätze zum Erbfeind Frankreich aufgeschrieben hat: “Der Versuch einer deutsch-französischen Annäherung ist wünschenswert. Tausende erwarten ihn mit Freude. Jeder Deutsche, der nicht auf Abwege geführt worden ist (qui n’a pas été mal guidé), schätzt und bewundert die Franzosen. Er wartet nur auf die Gelegenheit, um sie zu lieben, ihnen ein guter Freund und verläßlicher Nachbarn zu sein” Er schrieb dies als Antwort auf eine Rundfrage der französischen Zeitschrift “La Paix par le Droit”. Nachzulesen im Lesesaal der französischen Nationalbibliothek in Paris.

Zum Unglück Europas wurde diese Gelegenheit vertagt, bis zwei Weltkriege die Deutschen über die Abwege der politischen Klasse genügend aufgeklärt hatten.

In der gleichen Zeitschrift lesen wir in dem Beitrag eines deutschen Gymnasialdirektors das folgende Bekenntnis, welches er offenbar auch seinen Schülerinnen und Schülern eingetrichtert hat: “In meiner Eigenschaft als Historiker bin ich kein Anhänger des Weltfriedens. Ich betrachte im Gegenteil den Krieg als notwendige Verjüngungskur…”

Wie prophetisch damals die Worte von Karl May waren. Denn er setzt fort: “Frankreich und Deutschland müssen zum Stützpfeiler des Tores werden, welches in das 20.Jahrhundert führt. Beide zusammen wären, wenn sie sich im Frieden vereinten, stark genug…, um jeden Friedensstörer in die Schranken zu weisen. Das gegenseitige Vertrauen zwischen diesen zwei Ländern würde eine neue unüberwindbare durch und durch friedliche Weltmacht konstituieren, die größte, die bisher existiert hat.”

Versuchen wir, ich bitte uns alle, das Tor zu einem friedlichen 21.Jahrhundert zu öffnen. Und alle Feindschaft in Europa zu begraben, welches so viel Leid über die Menschen gebracht hat. Das wünsche ich Euch von Herzen, mir und meinen Kindern und Enkeln zum Weihnachtsfest.

Uwe Thomas
Landesminister a.D. bei Björn Engholm
Staatssekretär a.D. bei Edelgard Bulmahn

Titelbild: Juergen Nowak/shutterstock.com und © Deutsches Historisches Museum, Berlin Inv.-Nr.: Do2 96/167. Montage: NachDenkSeiten


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