NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Leserbriefe zu „Krieg um eine neue Weltordnung?“

Datum: 1. April 2023 um 14:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

Vor dem Hintergrund einer vom European Council on Foreign Affairs veröffentlichten „Umfragestudie mit dem vielsagenden Titel“: „United West, divided from the Rest“ („Der Westen vereinigt, aber vom Rest getrennt“) diskutiert Alexander Neu hier über das Entstehen einer neuen Weltordnung. Der Wandel zur multipolaren Ordnung sei nicht mehr abwendbar. Jedoch statt den Epochenbruch zu akzeptieren, diesen konstruktiv und kooperativ zu begleiten, werde „auf Konfrontation mit ungewissem Ausgang – inklusive der Gefahr eines Nuklearkrieges – gesetzt“. Für die interessanten E-Mails bedanken wir uns. Hier ist eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS-Team,
sehr geehrter Herr Neu,
 
vielen Dank für Ihren heutigen, sehr verbreitenswerten Artikel.

Jedenfalls habe ich bisher nichts Besseres zu diesem Thema gelesen. – Er macht, wie ich finde, Hoffnung. Denn es gibt unter uns nicht nur Menschen wie den Autor, Herrn Alexander Neu, sondern sogar renommierte Organisationen wie den “European Council of Foreign Affairs (ECFR)”, die nicht nur weiter denken, sondern “die Sache” auch qualifiziert analysieren und Ihre Gedanken und Schlussfolgerungen entsprechend begründen können, siehe unten…
 
Mit wieder einmal dankbaren Grüßen an Sie alle
herzlichst
Johanna Michel-Brüning


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Neu und NDS Team,

Da kommt erst mal die Frage, wie war die alte Weltordnung? Wie soll die neue aussehen?

Die alte war: USA als Polizist, Richter und Gesetzgeber auf der Welt, umgeben von einem Fan Club ( andere NATO Länder ).

Die neue? Eine bestehend aus Ländern die einen Burnout haben vom USA Diktat und dem Rest  NATO+ die um ihre Machtprivilegien bangen?

Ich weise darauf hin, dass Prof John Mearsheimer argumentiert das eine multipolare Welt viel kriegsgefährlicher ist als eine bipolare.

Die so viel beschworenen westlichen Werte? 

Eigentlich könnte NDS einmal eine Umfrage unter seinen Lesern machen mit der Frage, was jeder glaubt woraus diese denn bestehen.

Da könnte man dann eine Tabelle machen: Geglaubte Werte   (Fantasie) und Realität. Das Ergebnis dürfte erschütternd sein.

Einige Vorschläge für die Spalte Realität: Waterboarding, Guantanamo, Abu Ghraib, durch die Polizei in den USA grundlos erschossene, Pushback / ertrinken lassen von Flüchtlingen, Lügen der Politiker, erfrieren lassen von Obdachlosen, Abhörskandale, Panama Papers.

Da gibt es auch noch Fragen deren Lösung aussteht: Die Amnesie von Frau Von der Leyen zu ihrer Kommunikation mit Pfizer muss noch irgendwie in die westlichen Werte eingeordnet werden.

Die westlichen Werte gibt es tatsächlich, deren Realität = Stoff für totale Verzweiflung.

Regelbasierte internationale Weltordnung, gleiche Idee wie oben (Umfrage).

Ich stelle dann eine Liste der von den USA nicht unterschriebenen und oder nicht ratifizierten internationalen Verträge + die aus denen sie sich zurückgezogen haben zur Verfügung.

Vorsicht, die Liste hat eine unerwartete Länge und einen zum Nachdenken ansetzenden Inhalt.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Autor Alexander Neu möge bitte nicht die Stirne runzeln, wenn ich mit einer unwesentlichen Richtigstellung beginne. Alles andere unterschreibe ich! Er erwähnt den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Putin hat 8 Jahre lang zugesehen, wie der Donbas von den Ukrainern angegriffen wurde, mit umfassender Unterstützung der wertewestlichen Mächte. Das haben Merkel, Hollande und Johnson frank und frei zugegeben. Das NATO-Ziel kennt auch Autor Frei: Russland zerstückeln. Die Ukraine ist ein erst seit 1923 kurzfristig bestehender Staat, der sofort in die Sowjetunion aufgenommen wurde. Ukrainer als Volk hat es NIE gegeben. Im Donbas siedeln Russen, die rücksichtslos bekämpft wurden (auch auf der Krim wurde die russische Sprache u. v.a.m. bekämpft). Es war ein Einmarsch in höchster Not.

Selbst Frau Wagenknecht hat in ihrem lobenswerten Aufruf zum Frieden vom “brutalen Angriffskrieg” der Russen gesprochen. Das zeigt, wie tief “wir” im regelbasierten Hegemonialdenken der USA verwurzelt sind. Und das ist nun an einem Ende angekommen. Möglicherweise sind die wirklichen Machthaber im deep state jenseits des Ozeans sich dessen nicht bewusst. Putin und XI haben unmissverständlich ein Ausrufezeichen gesetzt, das auf dem GANZEN Planeten gehört wird.

Gestern habe ich Precht im Gespräch mit Pankaj Mishra erlebt. Das deckte sich völlig mit den Argumenten, die Neu hier vorbringt. Ich war sehr erstaunt, dass unser öffentlich-rechtliches Medium ZDF die Sendung hat laufen lassen. Fazit: Die “ANDEREN”, also jene die nicht einer regelbasierten Propaganda unterworfen sind, wollen sich nicht mehr bevormunden lassen und sehen die Zukunft MULTIPOLAR! Der Begriff ANGRIFFSKRIEG wurde nicht ausgesprochen. Er wird zum UNWORT des Jahres dereinst.

Dieter Münch

Anmerkung Albrecht Müller: Sehr richtig


4. Leserbrief

Hallo liebes Team der Nachdenkseiten, liebe Leserinnen und Leser,

Die Welt weiß natürlich wer den Krieg in der Ukraine entfesselt hat. Da können noch so viele Kritiker des West-Narrativs von deutschen Gerichten verurteilt werden. Das wird die Realität nicht verschieben und die Position der anderen 7 Mrd Menschen zu diesem Thema auch nicht. Eher im Gegenteil. Auch das ist ein Symptom des Realitätsverlusts des Westens. Man versucht hier mit absolut lächerlichen und absurden Methoden das vom Westen gestrickte Weltbild zu retten, macht sich unterm Strich aber immer lächerlicher.

Die Frage ist doch WARUM kann der Westen nicht aus seiner Haut? Ich sag mal so: man muss hier vorsichtig sein Partikularinteressen nicht mit jenen zu verwechseln, die den gesamten Westen oder wenigstens weite Teile davon erfassen. Das einzig merkwürdige ist, warum sich auch jene für diese Partikularinteressen in den Dreck zu werfen bereit sind, die gar nichts davon haben. Auch das kann ich mir letztlich nur durch Partikularinteressen, wie zB solche der eigenen Karriere (da muss nichtmals direkte Korruption im Spiel sein, was aber auch gut möglich ist wie zB, dass man den Medienkontrollierenden Gönnern den eigenen Aufstieg zu verdanken hat), erklären.

Um wessen Überleben geht es hier (auch), neben natürlich der Position, dass es einfach nicht in den begrenzten Horrizont einiger Leute passen mag, dass die Welt mal einer anderen als der westlich konzentrierten kolonialen Weltordnung folgen könnte? Im Wesentlichen muss hier wohl der militärisch industrielle Komplex (im gesamten Westen immerhin über eine Billion Dollar/Euro Jahresbudget) und die Wallstreet (genauer: das Überleben von Dollar, Euro und Franc CFA) genannt werden. Gerade letzteres hat es dem Westen – zumindest Teilen davon – ermöglicht ohne produktive echte Arbeit ungeheure Reichtümer auf Kosten der Allgemeinheit anzuhäufen. Nicht auszumalen, was wohl wäre, wenn diese Leute auf einmal einer ehrlichen Arbeit als Krankenschwester oder Feuerwehrmann etc nachgehen müssten.

Von diesen Leuten geht die eigtl Gefahr aus. Hier wird an etwas gerüttelt, was das Selbstverständnis des Westens über 500 Jahre und mehr geprägt hat. Diese Leute wollen ihr Spielzeug auf gar keinen Fall aufgeben. Ich fürchte sogar, dass es unter ihnen einige gibt, die sich sagen: lieber soll die Welt untergehen, als dass wir eine Änderung dieser Spielregeln zulassen.

Doch es gibt eine Chance. Und die beginnt dort, wovor diese Eliten die meiste Angst haben (und die deutsche Justiz sich sogar einspannen lässt): Zerfransung. Sie wissen, dass ihre Ambitionen auf tönernen Füßen stehen. Sobald die ersten Akteure innerhalb des Westens ausscheren und damit das Narrativ der angeblich so einheitlichen westlichen Front zu bröckeln beginnt, könnten dem Beispiel andere folgen und das ganze Kartenhaus bricht zusammen. Ich warte schon darauf, dass nur ein Akteur innerhalb des Westens umfällt, zB weil die Bevölkerung die Schnauze voll hat.
Das Ding ist: es hat ja durchaus seine Reize zB an der neuen Seidenstraße partizipieren zu wollen, insbesondere dann, wenn der Westen nichts mehr bzw die deutlich schlechteren Perspektiven zu bieten hat. Das könnte vor allem auch für ärmere Länder des sog Westens attraktiv sein. Aber auch wenn man versuchen sollte Deutschland darauf zurecht zu stutzen nur noch mit Ländern des Westens Geschäfte zu machen (Stichwort China, die vor allem für viele Vorprodukte wichtig sind, gar nicht mal nur als Exportland). Oder wenn der Dollar und mit ihm die US-Wirtschaft ins Wackeln geraten. Gut möglich, dass auch hier Grenzen überschritten werden, die die Eliten dieses Landes nun doch nicht mehr bereit sind mitzugehen.

Wie sagte Gorbatschow einst? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Dieser Satz passt hier wie Faust auf’s Auge.

Viele Grüße,
R.A.


5. Leserbrief

Hallo Redaktion,

vor ein paar Tagen habe ich in meinem Blog einen dazu passenden Post veröffentlicht: Der dritte Weltkrieg wird zum Befreiungskrieg.

Vielleicht findet Ihr ihn interessant genug, ihn als Leserbrief zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüssen
Werner Kolb  


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=95706