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Titel: IMK-Untersuchung für Deutschland und Europa: Deutschland liegt bei den Arbeitskosten im Mittelfeld

Datum: 14. Juni 2006 um 15:04 Uhr
Rubrik: Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Ökonomie, Wettbewerbsfähigkeit
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Deutschland liegt bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft im Mittelfeld der EU15-Staaten – hinter den meisten nord- und westeuropäischen Industrieländern. 2004 mussten deutsche Arbeitgeber pro geleisteter Arbeitsstunde im Verarbeitenden Gewerbe und im privaten Dienstleistungsbereich 26,22 Euro aufwenden. Höher liegen die Arbeitskosten in Dänemark, Schweden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, den Niederlanden und Finnland – zwischen 30,70 Euro und 26,80 Euro pro Stunde. Geringfügig niedriger als in der Bundesrepublik sind die Arbeitskosten in Österreich (25,30 Euro) und Großbritannien (24,70 Euro).

Einen deutlicheren Abstand gibt es nur zu den „alten“ EU-Mitgliedern in Südeuropa sowie zu den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern. Sehr ungewöhnlich ist die iminternationalen Vergleich deutliche Spaltung zwischen relativ hohen Arbeitskosten und Löhnen im deutschen Verarbeitenden Gewerbe und relativ niedrigen Arbeitskosten im Dienstleistungssektor. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.

„Die Zahlen lassen die These abwegig erscheinen, Deutschland habe aufgrund zu hoher Arbeitskosten Wettbewerbsprobleme auf den Weltmärkten oder auf den heimischen Absatzmärkten“, sagt PD Dr. Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK. „Eine deutsche Spitzenstellung bei den Arbeitskosten, wie sie bisweilen behauptet wird, ist nicht zu erkennen. Deutschland liegt vielmehr in einem Feld mit seinen wichtigsten Handelspartnern und Konkurrenten“, so Horn. Zudem stiegen seit Mitte der neunziger Jahre die Arbeitskosten ebenso wie die Lohnstückkosten in Deutschland deutlich langsamer als in den anderen Ländern.

Die IMK-Forscher nutzen für ihre Studie, die am heutigen Mittwoch als IMK Report erscheint*, aktuelle Zahlen aus dem neuen Arbeitskostenindex (AKI) der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Der AKI erlaubt einen konsistenteren internationalen Vergleich auf breiterer Basis als bisher verfügbare Datenquellen, die beispielsweise das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) verwendet hat. Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Arbeitnehmerentgelt die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen sowie als Arbeitskosten geltende Steuern.

Problematische Spaltung zwischen Industrie und Dienstleistungen

Auch eine Besonderheit der deutschen Volkswirtschaft wird in der IMKStudie deutlich: Die Spreizung zwischen den Löhnen im Verarbeitenden Gewerbe und den Löhnen im Dienstleistungssektor ist im internationalen Vergleich ungewöhnlich groß.

So sind die Arbeitskosten mit 29,90 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde bei industriellen Arbeitern und Angestellten in der Bundesrepublik ähnlich hoch wie in vielen vergleichbaren Ländern, etwa Schweden, Dänemark, Belgien, Frankreich oder den Niederlanden. Im privaten Dienstleistungssektor liegen die deutschen Arbeitskostenund damit die Löhne hingegen mit 24,10 Euro deutlich unter denen in den meisten „alten“ EU-Ländern.

Diese „sektorale Spaltung“ steht in einer engen Wechselwirkung zur flauen deutschen Binnennachfrage, so die IMK-Analyse: Weil der Konsum im Inland nach Jahren der Lohnzurückhaltung lahmt, entwickelten sich einerseits die von der Binnennachfrage abhängigen Löhne im Dienstleistungssektor schwächer. Andererseits gingen von den vergleichsweise geringen Einkommen keine positiven Impulse auf Binnennachfrage und Konjunktur aus. An diesem Problemkreis änderten auch die Erfolge der (Export-)Industrie nur wenig, die ihre hervorragende internationale Wettbewerbsposition noch ausbauen konnte. Die Ergebnisse des Arbeitskosten-Vergleichs machten daher zweierlei deutlich, resümiert IMK-Direktor Horn: „Es gibt keinen Grund für niedrigere Lohnzuwächse in der deutschen Industrie als in den Nachbarländern. Und in den Dienstleistungszweigen besteht sehr wohl ein Rückstand bei den Löhnen.“

Quelle: IMK-Report Nr. 11, Juni 2006 [PDF – 508 KB]


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