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Titel: Die Blase – das Werk von Kriminellen, kriminellen Vereinigungen und Hehlern.

Datum: 17. August 2007 um 15:08 Uhr
Rubrik: Banken, Börse, Spekulation, Finanzkrise, Steuern und Abgaben
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In den letzten Tagen habe ich manche klugen Analysen und Kommentare zur Blase auf den Finanzmärkten und insbesondere zum Ausgangspunkt, den faulen Krediten auf dem Hypothekenmarkt der USA gelesen. Da ist im Hinblick auf die im Spiel befindlichen Finanzprodukte, das subprime-Geschäft zum Beispiel, von „Innovation“ die Rede, von „moderner Finanzwelt“, von „Finanzgenies und Computercracks in den Bankenzentren der Welt“ (so zum Beispiel Die Zeit) , auch von „raffinierten neuartigen Wertpapieren“ wird gesprochen – das ist dann aber schon der kritischste Unterton. Meines Erachtens sind solche Beschreibungen eine völlige Verharmlosung des Geschehens. Wenn einige Abzocker sich zusammentun und überlegen, wie man aus schlechten Hypotheken eines überhitzten Immobilienmarktes gut verkäufliche Wertpapiere machen kann und wie man den Handel dann so organisieren muss, dass am Ende kein Anleger mehr durchblicken kann, was er sich einhandelt, dann ist das eine bewusste und organisierte Täuschung der Anleger, also eigentlich nichts anderes als krimineller Betrug. Albrecht Müller.

Und diejenigen, die diese Papiere dann gegen eine absolut unübliche Verzinsung übernehmen und als Bankfachleute wissen müssen, dass sie bei einer Art Kettenbriefspiel mitmachen, müsste man im normalen Sprachgebrauch als „Hehler“ bezeichnen. Sie wissen nämlich ziemlich genau, dass die hohen Renditen nicht aus realer Wertschöpfung, sondern nur aus Vermögensbetrug folgen können (siehe auch Ziffer 14, 2. Spiegelstrich von NachDenkSeiten: „Dringend gesucht – ein noch selbst denkendes Bürgertum.“). Sie wissen, dass sie auf Risiko setzen, bei dem Täuschung im Spiel ist. Sie wissen, dass die Papiere, die sie ankaufen, nicht wert sind, was sie versprechen.

Und wie soll man jene nennen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht gerecht werden? Im konkreten Fall des Strauchelns der IKB auch jene vornehme Versammlung von Personen, die zu den Aufsichtsräten dieses Unternehmens gehören? Oder die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die die Unbedenklichkeit testieren? Oder die staatlichen Aufsichtsbehörden, die so spät eingeschritten sind? Oder jene in der Politik, die die staatlichen Aufsichtsbehörden so schlecht ausstatten, dass sie ihrer Aufsichtspflicht bei solch raffiniert angelegten Finanzmanövern gar nicht gerecht werden können?
Den Aufsichtsbehörden müsste klar sein, dass Kapitalrenditen von 20% und mehr mit sauberen Geschäften in der Regel nicht verdient werden können, dass sich also jene Finanzinstitute, die sich solcher und sogar höherer Renditen rühmen, mit irgendwelchen „raffinierten Finanzprodukten“ gearbeitet haben müssen.

Wir nennen in der gängigen Debatte die von vielen Fachleuten durchschauten Machenschaften nicht „kriminell“, weil wohlangesehene Bürger, ja sozusagen die Creme unserer wirtschaftlichen Führungsschicht etwa bei den „Heuschrecken“ als Berater tätig sind. Die verharmlosende, oftmals sogar bewundernde Sprache ist sonderbar, denn die Folgen für Unbeteiligte, für Menschen, die in Folge der Krise ihre Ersparnisse oder gar ihren Arbeitsplatz verlieren, sind schlimm.
Wenn Mitglieder aus dieser sog. Führungsschicht Schlimmes tun oder dazu Beihilfe leisten, dann schützt sie eine verharmlosende Sprache davor, dass ihre Handlungen als das zu bezeichnet wird, was sie vielfach sind, nämlich kriminelle Täuschungsmanöver.

Übrigens: Die gängige Sprache verharmlost auch das Treiben von manchen Private Equity- und Hedgefonds. Sie werden gerne „Investoren“ genannt, obwohl sie in vielen Fällen selbst nur ein kleinen Bruchteil eigenes Kapital einbringen. Sie verschulden nicht sich selbst, sondern das übernommene Unternehmen, ziehen das dort vorhandene Geld für sich heraus, sorgen durch Transfer der Gewinne in Steueroasen dafür, dass auch beim Fiskus nicht viel hängen bleibt, und dann filettieren sie oft das Unternehmen und verscherbeln die Einzelteile wiederum mit Gewinn. Aber das offizielle Berlin nennt sie Investoren und gewährt ihnen weiterhin Steuerfreiheit bei Unternehmenskäufen und Verkäufen und Steuerprivilegien für ihre unseriös erzielten Gewinne.


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