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Titel: Ein Blick hinter die Maschen des JBK

Datum: 5. Dezember 2008 um 14:01 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medien und Medienanalyse
Verantwortlich:

Hier sind einige interessante Hinweise auf eine Sendung von Johannes B. Kerner. Der NachDenkSeiten-Leser M. N. hat uns diesen Text samt Link auf die Sendung geschickt. Wir halten das geschilderte Verfahren und auch den Vorgang selbst für typisch. Hier wird an einem Beispiel sichtbar, wie wir zu potentiellen Opfern von ausgefeilten und wohl überlegten Kampagnen gemacht werden. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen noch nicht realisiert haben, wie sehr unsere Medien schon von Public Relations im Auftrag konservativer Gruppen durchzogen sind. Albrecht Müller

Und hier der Text der Mail von M. N.:

Liebes NDS- Team,

ich möchte gerne ihre Aufmerksamkeit auf die JBK- Sendung vom 20.11.08 lenken. Gäste u.a.: Michel Friedman und Peter Hahne. Von Beginn an wurde ich den Verdacht nicht los, dass die Gäste unter reger Beteiligung des Moderators als Stichwortgeber fungieren, um in kurzer Zeit rhetorisch gut verpackt einige höchst fragwürdige politische Botschaften zu vermitteln. Viele Zuschauer werden das Gefühl teilen, dass dieses Vorgehen möglicherweise häufiger praktiziert wird als einem bewusst ist. Im Fall der angesprochenen Kerner- Sendung gelingt jedoch der Nachweis, dass über eine tendenziöse Themenwahl hinaus systematisch neoliberales Geplänkel inszeniert wird, unter Einbezug aller technischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen. Da in der Mediathek mittlerweile fast jede Sendung archiviert wird und damit auch für den Zuschauer im Nachhinein abrufbar bleibt, kann jeder das manipulative Handwerk dieses Schauspiels überprüfen. In der Mediathek wird vorliegende Sendung, unterteilt nach den Gästen, in drei Abschnitte gegliedert. Peter Hahne und Michel Friedman teilen sich passenderweise ein Kapitel, übertitelt mit der Überschrift “Moral und Doppelmoral”. Auch die Archiv-Abteilung im ZDF versteht ihr Handwerk!
Nun aber zum Auftritt dieser zwei dubiosen Gestalten. Über die verbreiteten Inhalte möge sich jeder selbst ein Bild machen. An dieser Stelle sei der Fokus auf jene handwerkliche Unaufmerksamkeit der Technik gelenkt, die das ganze Gespräch als eine prächtige Inszenierung entlarvt. Los geht es bei Minute 17:50. Peter Hahne gibt einen Allgemeinplatz über Demut in der Politik zum Besten und beklagt die Unsitte, dass politisches Scheitern mit politischem Machtstreben korreliert, sprich Versager in der Politik zu lange an ihren Sesseln kleben. Plötzlich trällert ihm Michel Friedman ins Wort und kräht den Namen der hessischen Oppositionskandidatin Andrea Ypsilanti. Ach ja, wir haben ja ein höchst aktuelles Beispiel für diesen Verfall der Sitten. Dass Peter Hahne nicht sofort darauf gekommen ist! Egal, sein Anliegen hat nun Gesicht und Namen (unserem Nachhilfe-Lehrer in politischer Bildung Michel Friedman sei Dank). In seiner kindlichen (eher kindischen) Begeisterung vergisst Johannes Kerner seine Pflichten eines aufgeweckten Journalisten nicht: “Moment, die ist ja gar nicht reingekommen ins Amt fällt mir gerade ein?” Bumm, tatsächlich, wie konnte sich denn diese Ungenauigkeit einschleichen?. Kein Problem, wir haben ja Michel Friedman: „Ja, aber sie sitzt ja noch immer als Partei- und Landesvorsitzende herum.” Stimmt auch, wir sind ja schon still. Die völlig pervertierte Gesprächsführung äußert sich vor allem darin, dass bar jeder Logik die Person Andrea Ypsilantis mit Eigenschaften besetzt wird, die 1 zu 1 auf das Verhalten des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch übertragen werden können und scheinbar keinem in der Gesprächsrunde dieser Widerspruch auffällt, es erst gar keine Gegenposition gibt. Das Gespräch der illustren Runde widmet sich nun den vier Abweichlern in der hessischen SPD, und an dieser Stelle lässt sich nachweisen, dass diese scheinbar aus einem lockeren Small-Talk entwickelte Diskussion nichts anderes ist als eine wohl geplante Kampagne zur Diffamierung der Person Andrea Ypsilantis und des von ihr vertetenen politischen Flügels. Nun ereifert sich Peter Hahne über die vermeintliche Hetze auf diese tapferen Widerständskämpfer für gelebte Demokratie und gipfelt in der Feststellung, dass es sich hier ja eigentlich um eine Hexenjagd handele. Gleichzeitig werden wir Zeuge einer unübertrefflichen Improvisationsleistung der gesamten ZDF- Riege. Wir erinnern uns: Die Unterhaltung wurde durch den trällernden Hern Friedman scheinbar zufällig auf dieses Themengebiet gelenkt. Peter Hahne bringt die vier Abweichler bei Minute 19:01 ins Gespräch. Bei Minute 19:20 wissen wir, dass zumindest die drei Damen akut vom Tod auf dem Scheiterhaufen bedroht sind. Die Regie schaltet nun das Signal auf eine andere Kamera, welche auf den im Studio befindlichen Monitor gerichtet ist. Zu sehen sind dort die betreffenden Abgeordneten in Büßerpose, der Schnitt erfolgt zeitgleich mit dem Stichwort “Hexenjagd”. Der Kameramann unterstreicht die erzeugte Atmosphäre mit einem langsamen Zoom Out. Fazit: Innerhalb von nicht einmal 20 Sekunden ist dieses Glanzstück an Improvisation sicher nicht zu bewerkstelligen. Der gesamte Auftritt folgte einem minutiös umgesetzten Drehbuch, welches darauf zielte die Thesen der Herren Hahne und Friedman mit den technischen Möglichkeiten eines Studioauftritts zu unterstreichen. Ohne das konzertierte Wirken von Gästen, Moderator, Regie und Technik wäre dieser synchronisierte Auftritt nicht möglich gewesen. Der neoliberale Geist macht auch vor dem unverfänglich weil unpolitisch erscheinenden Unterhaltungsprogramm nicht Halt.

Hier der Link zur Sendung.

P.S.: Leider führt der Link nicht direkt zur Sendung, sondern nur ins Menü der Mediathek. Dort zu finden unter Sendungen=> JBK=> 20.11.2008


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