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Titel: Die Wirtschaft brummt – der Dauerbrenner der täglichen Manipulation

Datum: 22. Juli 2010 um 12:29 Uhr
Rubrik: Demoskopie/Umfragen, Manipulation des Monats, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
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Diese kleine Geschichte zur Manipulation des Monats beginnt mit dem Hinweis auf einen wunderbaren Druckfehler: BILD kommt heute mit der Dachzeile: „Schlechte Werte für Schwarz-Geld“. Das ist komisch, stimmt aber auch so, mit „d“ statt „b“. Denn Schwarz-Gelb hat es immer wieder auch mit Schwarz-Geld zu tun gehabt. Kochs Hessen CDU mit angeblich jüdischen Vermächtnissen in Liechtenstein. Kohl mit heimlichen Geldern und auch Lambsdorff war bekannt dafür. – Das eigentliche Interesse gilt aber der Hauptbotschaft und der Manipulationsmethode im Artikel von BILD. Albrecht Müller.

Die Schlagzeile des BILD-Artikels (Stand: 22.07.2010 – 00:19 UHR) lautet:
„Umfrage-Absturz, obwohl die Wirtschaft brummt?“
und weiter heißt es: …
Wahlumfrage
Union und FDP auf
historischem Tiefststand

So einen Widerspruch zwischen Umfragewerten und aktueller Wirtschaftslage hat es noch nie gegeben!
Die Konjunktur brummt, die Arbeitslosenquote könnte sogar schon im Herbst unter drei Millionen sinken – aber die Bürger sind mit ihrer Regierung trotzdem unzufrieden.
Schwarz-Gelb steht laut Forsa-Umfrage miserabel da: CDU/CSU bei 30 %, die FDP nur noch bei 4 %.
Bei der Bundestagswahl im September 2009 lag die Union noch bei 33,8 % und die FDP bei 14,6 %.
Wie ist dieser Umfrage-Absturz vor dem Hintergrund der guten Wirtschaftsdaten zu erklären?
Forsa-Chef Manfred Güllner zu BILD: „Die Menschen glauben noch nicht an den Aufschwung, hören eher auf schlechte Nachrichten. Ihre Verunsicherung und das Misstrauen gegenüber der Regierung bleiben deshalb weiterhin vorhanden.“ (pro)
Quelle: Bild.de

Der Bild-Zeitung geht es nach meiner Einschätzung nicht darum, die Regierung schlecht zu machen, im Gegenteil: sie will die Botschaft transportieren, dass die Regierung eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben hat, dass die Wirtschaft brummt, dass deshalb nicht weitere Konjunkturprogramme nötig sind, dass sich die „Reformen“ insgesamt gelohnt haben und dass man deshalb mit sozialen Einschnitten weiter fortfahren kann. Der Bild-Zeitung geht es im Hintergrund auch darum, der Exportwirtschaft ihren extremen Standortvorteil durch günstige Lohnstückkosten zu erhalten. Deshalb redet man bei einer Zahl von über 3 Millionen registrierten Arbeitslosen – und einer hohen Zahl von versteckten Arbeitslosen – von Brummen und von Boom und von Aufschwung. Die Reservearmee an Arbeitslosen soll erhalten bleiben, zur Erleichterung des Lohndrucks.
Die Realität in der deutschen Volkswirtschaft sieht anders aus. Siehe dazu den Beitrag vom 13. Juli über „Das angebliche Jobwunder“.
Der Regierung und der Koalition schadet die Bild-Zeitung mit ihrer Agitation nicht. Eher führt eine solche Dauerindoktrination dazu, dass sich am Ende Mitleid mit der Koalition einstellt. Nach dem Motto: die Bundesregierung ist erfolgreich, aber sie verkauft sich schlecht.

Interessant ist auch die Methode der Manipulation. Um die Botschaft A (Die Regierung Merkel ist erfolgreich) zu transportieren benutzt man eine Botschaft B. (Umfrage-Absturz, obwohl die Wirtschaft brummt). Im Kapitel über die Methoden der Meinungsmache habe ich diese Methode beschrieben. Siehe Ziffer 3 hier und ausführlich in Kapitel 10 des Buches.

Die Propaganda zum angeblichen Aufschwung wird nicht nur von BILD betrieben. Der „Freitag“ gesellte sich letzthin dazu. Ein Beleg der Erosion kritischer Medien. Leider. Siehe hier:

Mehr Jobs, mehr Argumente
Womöglich ist es Zeit, von Massenarbeits­losigkeits-Szenarien Abstand zu nehmen. Für
linke ­Forderungen nach Mindestlohn und Aufstockung von Hartz IV ist das ein Vorteil
Es ist noch nicht lange her, da befürchteten Ökonomen einen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit als Folge der Finanzkrise und des daraus resultierenden Konjunkturcrashs. Von fünf Millionen Erwerbslosen war die Rede. Die Realität sieht ganz anders aus. 3,2 Millionen Jobsuchende registrieren die Arbeitsagenturen aktuell. Diese Zahl mag mit einigen Statistik-Tricks geschönt sein, ist aber im Verhältnis sowohl zur Lage nach dem Untergang von Lehman-Brothers im September 2008 als auch im europäischen Vergleich niedrig. Ist die These einer stark zunehmenden Massenarbeitslosigkeit überhaupt haltbar? Kann es sein, dass auch Linke – jedenfalls in diesem Punkt – von ihren oft geradezu lustvoll ausgemalten Niedergangsszenarien vorläufig Abstand nehmen sollten?


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