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Titel: Ungezügelte Gier, verantwortungslose Politiker, Verachtung der Bevölkerung – die vorsätzlich in Kauf genommene Katastrophe mit dem Fracking-Gas

Datum: 19. Oktober 2023 um 13:29 Uhr
Rubrik: Energiepolitik, Ressourcen, Schadstoffe
Verantwortlich:

Der Amtseid hoher Würdenträger in unserem Land, die Volksvertreter genannt werden, schließt ein, dass diese Schaden von den Bürgern abwenden, ja, vermeiden. Beim Fracking-Gas scheint der Eid keine Rolle zu spielen. Dieser Tage können interessierte Mediennutzer sich beim NDR eine umfassende, eigene Einschätzung und Bewertung zu den Themen Fracking-Gas, LNG-Anlagen und Interessen für oder Bürgerprotest gegen Fracking bilden. Hier nachfolgend aufgeführte Informationen und Einschätzungen müssten jeden Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zur Umkehr, zum Einhalten auf einem fatalen, katastrophalen Weg bewegen. Den vielen Menschen, die sich der schlimmen Entwicklung und den dafür Verantwortlichen in den Weg stellen, gebührt umso mehr großer Respekt – auch den NDR-Autoren. Von Frank Blenz.

Eine Metapher

Vielfach schon ist dieses tragische, tragikomische, besondere Motiv gezeichnet worden: Ein Mensch sägt, auf einem Ast verharrend, an diesem. Der Mensch bemerkt scheinbar nicht, dass dieser den Spross des Baumes so ansägt, dass der Mensch mit dem abbrechenden Holz selbst bald herunterfallen wird, wenn er nicht innehält.

Beim Fracking-Gas-Bohren, Verfrachten, Verkaufen verhält es sich ebenso, müssten diese „sägenden“ Fracking-Profiteure merken. Ja, die Produzenten und die, die dies erlauben, sägen an ihrem Ast (und an unserem sowieso). Sie behaupten, sie täten Gutes, so werben sie, sie wissen indes, sie müssten es wissen: Sie tun Schlechtes. Und sie meinen sogar, selbst nicht von negativen Auswirkungen und Folgen betroffen zu sein. Doch wie es so ist, wenn Gier und Macht und Eitelkeit Gehirn frisst…

Im Sommer 2022 hatte ich im Artikel „Das Fracking, die Not und die Nichtschlussfolgerungen“ über Erschütterndes zum US-Fracking-Gas geschrieben, das der Deutschlandfunk in einer kurzen Reportage beschrieb. Der DLF-Beitrag „Retter in der Not – wird US-Fracking-Gas wieder salonfähig?“ offenbarte, dass der Kurs der USA und seiner mächtigen und nimmersatten Industrie gefährlich und rücksichtslos ist und dass wir Deutschen mitmachen, dass bei uns sogar eine „Kultur“ skandalöser Nichtschlussfolgerungen herrscht. Augen zu und durch.

TV-Tipp für eine neue, aktuelle Sendung, die den Zuschauer sprachlos macht

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NDR hat jetzt einen aktuellen Beitrag mit dem Titel „Das LNG-Dilemma, schmutziges US-Gas“ produziert und veröffentlicht, der 2023 fortsetzt, was 2022 nicht anders war.

Im Beitrag erfahren die Zuschauer, dass das Flüssiggas LNG (Liquefied Natural Gas) mehr Treibhausgase als alle anderen fossilen Energieträger sowie Gesundheits- und Umweltschäden verursache. Trotz dieser Erkenntnisse, die den Produzenten des LNG bekannt sein müssen (!), duldet man: radioaktive Abfälle, vergiftete Flüsse, massive Klimabelastungen.

„Wissenschaftler protestieren: Es wäre deutlich weniger klima- und gesundheitsschädlich, wenn man auf Kohle setzen würde, anstatt gefracktes Gas aus den USA zu importieren, die zu den größten LNG-Exporteuren weltweit gehören. Trotzdem will die EU bis 2030 50 Milliarden Kubikmeter LNG pro Jahr zusätzlich aus den USA kaufen. Das entspricht einem Drittel der Erdgasmenge, die Europa 2020 noch aus Russland bezogen hat.“ (Autor Michael Höft)

Entlarvend und ernüchternd, allein die Überschriften sprechen Bände

Im Internet-Textbeitrag vom NDR, begleitend zur TV-Produktion, reichen allein die Überschriften, um eine Ahnung zu bekommen, welchen schlimmen Irrweg die Produktion und der Vertrieb des Fracking-Gases darstellt:

  • Transport nach Europa kostet viel Energie
  • Fracking erzeugt klimaschädliches Methan
  • Radioaktive Mineralien machen Arbeiter und Anwohner krank
  • Nichts klimaschädlicher als LNG unter den Energielieferanten?
  • Warum werden deutsche Gasvorkommen nicht genutzt?

Der NDR-Autor recherchierte vor Ort. Die Hälfte der Lieferungen gehen verloren.

Am Golf von Mexiko stehen die LNG-Terminals, die das Gas für die Verschiffung nach Europa auf minus 162 Grad herunterkühlen. Dieser Prozess benötige so viel Energie, dass ein Viertel der Gesamtenergie des Gases schon hier verloren gehe, schätzen Experten. Auf dem Schiff müsse dann noch weiter Gas eingesetzt werden, um das verbliebene LNG zu kühlen. Dazu kämen Gasverluste durch Lecks in der gesamten Lieferkette. „In Deutschland kommen nur noch 50 bis 70 Prozent des Gases an“, kritisiert der international anerkannte Professor Robert Howarth von der Cornell University. Schon das allein sei alles andere als klimafreundlich oder nachhaltig.

Warum beharren die Verantwortlichen auf diesem Irrsinn?

Das Stirnrunzeln hört gar nicht mehr auf, so offensichtlich liegt der Irrsinn auf der Hand. Mit Ansage: Trotz Verlusten, trotz Lecks wird Kasse gemacht. So in etwa: Im NDS-Artikel vom Juli 2022 formulierte ich eine mögliche Antwort auf diese Frage:

Die Euphorie der Gierigen nimmt beängstigende Züge an
„Die Gewinne der beteiligten Konzerne gehen durch die Decke, die Branchenriesen verdoppelten bzw. verdreifachten 2022 ihre Milliardengewinne“, beschrieb die Sprecherin des Beitrags die euphorische Situation in den USA. Die LNG-Aktien würden in Börsensendungen der Medien als sicher und ertragreich beworben. Das Gas komme im Westen aus dem Permbecken aus Texas und New Mexico, es sei das größte zusammenhängende Fracking-Gebiet der Welt mit Vorräten für Gas und Öl noch für Jahrzehnte. Neue Leitungen und Terminals würden gebaut. In den nächsten acht Jahren werde die Förderung nochmals um die Hälfte gesteigert. Das Geschäft brumme und die interessierten Großunternehmen seien erfolgreich und enorm einflussreich: durch hohe Spenden an Entscheidungsträger und mit massiven PR-Kampagnen. Mit der derzeitig steigenden Quote der LNG-Exporte würden weitere Begehrlichkeiten geweckt, so dränge die Industrie die USA zu noch mehr Fracking trotz aller Folgen für das Klima und trotz einer Vergiftung der Bevölkerung in den Abbaugebieten. Egal, die US-Regierung erwartet, dass 50 Milliarden Kubikmeter jährlich nach Europa fließen werden.

Mit Gehorsam bis zur Selbstaufgabe folgt Deutschland dem großen Partner aus Übersee

Wir, die Deutschen, verweigern derzeit (offiziell) preiswerte Rohstofflieferungen aus Russland. Nebenbei bemerkt laufen derweil über alle möglichen Kanäle die Geschäfte weiter prächtig, man nehme nur mal das Beispiel Indien … Eigentlich aber kaufen wir ja offiziell und patriotisch bei unserem westlichen Überpartner USA ein – koste es, was es wolle. Dazu gehört, dass wir unsere „Heimat“ kaputtmachen. Ja, Heimat in Anführungszeichen – um deutlicher unser Drama zu signalisieren.

Vor der deutschen Ostseeküste wird eine Terminal-Anlage errichtet, die alle negativen Daten vereint, die die Themen Fracking-Gas und Umwelt offenbaren. Wir Deutschen, genauer unsere Verantwortungsträger, verweigern sich trotzig und verbohrt den Fakten, die im eigenen Land laut ausgesprochen werden. Wäre es lustig, könnte man lachen, die Regierung behauptet, wir brauchen Versorgungssicherheit, die mit Terminals an der Küste gewährleistet werden würde. Doch die Öffentlichkeit sagt anderes: Die LNG-Infrastruktur auf Rügen, von wegen Gasmangel-Lage, wird für den Import für LNG laut einer Studie gar nicht gebraucht. Die stets vorgebrachten Warnungen und Anklagen der Umweltschädlichkeit werden ebenfalls weiter ignoriert. In einem Beitrag von Neues Deutschland (ND) heißt es dazu:

„LNG ist größtenteils noch dreckiger als Pipeline-Gas“, sagt Fabian Präger zu „ND“. Er ist Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik der Technischen Universität (TU) Berlin, das in einer Forschungsgruppe mit dem DIW im vergangenen halben Jahr an der Untersuchung gearbeitet hat. Natürlich ist die Verbrennung jedes Erdgases klimaschädlich, betont Präger. Doch LNG ist besonders problematisch, weil es in der Regel durch Fracking gewonnen wird, häufig in den USA. Fracking stellt dort eine große Belastung für Natur und Grundwasser dar. Außerdem ist die Verfrachtung mit vielen energieintensiven Prozessschritten verbunden, bei denen auch das Treibhausgas Methan entweicht. (Quelle: nd-aktuell.de)

Atemlos in die Katastrophe

Egal. Die Bundesregierung hat vergangenen Mai 2022 ein unsägliches Gesetz beschlossen: das LNG-Beschleunigungsgesetz. Schnell mal Flüssiggas-Terminals im niedersächsischen Wilhelmshaven, im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel und im mecklenburg-vorpommerschen Lubmin errichten, lautete die Order. Dazu kommt nun noch Rügen, die See vor der Küste der Insel. Zynisch muss es den Rügenern vorkommen, dass hohe Politiker vor Ort waren, sich die Probleme der Leute, der Anwohner hautnah bei offenen Kameras und Mikrofonen anzuhören, um dann doch auf eine Prüfung der Umweltverträglichkeit der Anlagen zu verzichten. Man muss wissen, dass die Anlagen bei der Insel durch eine Leitung von Lubmin verbunden werden müssen. Diese Pipeline führt aber durch ein Ökosystem, das des Greifswalder Boddens.

Die Bürgerproteste nehmen nicht ab – Widerstand ist des Bürgers Pflicht

Auf der Insel Rügen und in der Ostsee-Region sind der Widerstand und Protest gegen die Vorhaben der Regierung nicht abgeebbt. Die ARD-Tagesthemen werden sich in dieser Woche dem Thema widmen, der Titel der Sendung lautet „mittendrin“.

Fracking ist die übelste aller Fördertechniken

Und schließlich noch ein Zitat aus der NDR-Sendung (Sendetermin: Montag, 16. Oktober 2023, 22:00 bis 22:45 Uhr bzw. Mediathek). Dank gebührt den Autoren, die ihren Auftrag aus dem Rundfunkstaatsvertrag betreffs des Wirkens des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit ihrer Arbeit erfüllen:

Methan sei jedoch nur eine finstere Seite des LNG, kommentiert die ARD-Doku, deutlich schlimmer sei die Schadensbilanz von LNG beim Förderprozess. Im Nordwesten der USA recherchiert der Fernsehreporter über den radioaktiven Giftmüll. Beim Fracking wird das Gas mit Hilfe von Wasser, Chemikalien und Sand aus dem Boden gespült. Dieses Wasser ist jedoch hochgiftig, wenn es wieder an der Erdoberfläche ankommt. Denn die Gasvorkommen im Boden sind mit Schiefergestein verbunden, das häufig radioaktives Radium enthält. Durch das Fracking würden diese Mineralien ausgewaschen, nach oben gespült und machten Arbeiter wie Anwohner krank. Die Strahlungswerte von Radium würden bis zu sechsfach über dem erlaubten Wert liegen. Entlang der texanischen Küste seien die Fälle von Krebs, Unfruchtbarkeit, Atemwegs- und Nervenerkrankungen stark angestiegen. Dasselbe gelte für Fracking-Gebiete im dicht besiedelten Osten der USA, wo immer mehr Todesfälle aufgrund eines — eigentlich seltenen — Knochenkrebses registriert würden. Doch die Proteste der Bevölkerung würden bei den Behörden ungehört verhallen. „Es scheint, dass die Umweltschutzbehörden mehr daran interessiert sind, die Rechte der Industrie zu schützen als die der Bürger“, sagt ein Anwohner, der seinen Sohn an diesen Krebs verloren hat. „Wenn man mit Politikern redet, sprechen sie immer nur von Jobs und Geld. Es ist das Einzige, was zählt.“

Titelbild: Jens Lambert/shutterstock.com


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