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Titel: Leserbriefe zu „„Er war eine Lichtgestalt“ – Wie medialer und politischer Mainstream den Kriegsverbrecher Henry Kissinger in ihren Nachrufen feiern“

Datum: 5. Dezember 2023 um 15:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

In diesem Beitrag thematisiert Florian Warweg die Nachrufe vom „Spiegel“ sowie von Bundesaußenministerin Baerbock und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen anlässlich des Todes von Henry Kissinger. Der „Spiegel“ habe ihn als „Lichtgestalt der US-Politik“ bezeichnet. Die meisten Staaten des Globalen Südens würden „diese Elogen von Baerbock und der amtierenden EU-Chefin auf Kissinger wohl eher als Drohung wahrnehmen“. Er sei „nachweislich verantwortlich“ gewesen „für eklatante Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen in Asien und Lateinamerika, denen Hunderttausende unschuldige Zivilisten zum Opfer fielen“. Wir danken für die interessanten Zuschriften, in denen auch andere Einschätzungen mitgeteilt werden. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Warweg,

dieser Artikel war nötig. Übrigens schön konzentriert, unmissverständlich und mit Belegen gespickt.

Ich greife mir an den Kopf, wenn ich das Gesülze von Baerbock und Leyen lese. Sind die beiden so naiv und kenntnislos oder schleimen sie trotz Einsicht über diese schweren Verbrechen?

Herzliche Grüße, Joachim Seffrin


2. Leserbrief

Eine Lichtgestalt, so so so… Hauptsache er war, Hauptsache wenigstens der ist vorbei. Auch mir sind diese Lobhudeleien für einen Schwerkriminellen wie H. Kissinger nicht entgangen. Und es war nicht zu fassen, wie kann man so über diese Macht-Figur reden. Ich kann mich nur bedanken für die Richtigstellung in den Nachdenkseiten. Lichtgestalt, dafür fehlt bei H. Kissinger nun wirklich so ziemlich jede Voraussetzung.

Erich von Sury


3. Leserbrief

Lieber Florian Warweg!
 
Wir sind Ihnen für diesen umfassenden Artikel zum Tod von Kissinger außerordentlich dankbar. Gerade heute, wo jede Widerrede gegen das von den USA verordnete Narrativ: ‘Wir sind die Guten” gleich wegdiffamiert wird, ist es unverzichtbar, Tatsachen ungeschönt darzustellen. Dass Kissinger nach all’ seinem verbrecherischen Tun im hohen Alter auch Positives geäußert hat, soll nicht ungesagt bleiben.

Wir können nur jedem empfehlen, Ihren Artikel zu lesen. – Diese Mail geht per ‘BCC’ an ca. 900 Adressen. –
 
Friedliche Grüße!
Helene+Ansgar Klein


4. Leserbrief
 
Sehr geehrter Herr Warweg,

es ist unschwer zu erkennen, dass der vom Auslagenschwund betroffene „Der Spiegel“, mit solchen grotesken Artikeln seinen „Gesinnungs- und Auftragsjournalismus“ dokumentiert.
 
Der aus Fürth gebürtige Jude, in die USA geflohen und dort mit Ehrgeiz und Beziehungen eine steile Karriere hinlegte, aber später dann als US-Außenminister verantwortlich war für mehrere Kriegsverbrechen.
 
Der Vietnam-Krieg, der Faschistische Terror in Südamerika, Terror und Völkermord in Asien, der ohne Kissinger nicht stattgefunden hätte, die Unterstützung von Faschisten und Regime-Changes in Europa  –  auf Zypern Präsident Makarios gestürzt ,in Italien Zusammenarbeit mit Faschisten und Mafia, gerichtsnotorische Beweise für die Unterstützung von Attentaten durch Faschisten und Mafia, Rechtsputsch in Griechenland durch das Obristen-Regime mit Hilfe der CIA & Mr. Kissinger ( zumindest billigend in Kauf genommen )  –  nicht zu vergessen die Geheimorganisation „GLADIO“, auf gebaut durch die CIA & MI6.

In Asien die Kommunisten-Hatz in Indonesien unter Suharto und Angriff auf Ost-Timor unterstützt.
 
Solch einen dubiosen Charakter als „Lichtgestalt“ zu titulieren, kann auch nur dem
System-Medium “Der Spiegel” einfallen.
 
M  f  G
B. Schroeder


5. Leserbrief

Licht und Schatten Kissingers exemplarisch in zwei seiner Aussagen zum Ukrainekrieg

  • “Die Dämonisierung Putins ersetzt keine Politik” (Davos 2022)
  • “Um der Sicherheit Europas Willen, bringt die Ukraine in die NATO!” (Economist 17.5.23).

Besten Gruß
L. Salomons


6. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten Team,

ich mag von der Leyen (und Kissinger) auch nicht, aber ihre Aussage über Kissinger „Henry Kissingers Strategie und seine herausragenden diplomatischen Fähigkeiten haben die Weltpolitik im 20. Jahrhundert geprägt. Sein Einfluss und sein Vermächtnis werden noch lange nachhallen“ ist m. E. ganz und gar nicht so eindeutig übertrieben positiv wie unterstellt. Kissinger hat seine ‘herausragenden diplomatischen Fähigkeiten’ halt leider nicht so eingesetzt, wie man das gerne gesehen hätte. Pech für die Menschheit. Aber Aussage ist schlicht objektiv und richtig – weder positiv noch negativ und somit offen für Interpretationen … eigentlich sehr geschickt.

Liebe Grüße,
J.L.


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Warweg, sehr geehrtes Nachdenkseitenteam.
 
In Ihrem Artikel haben Sie alles gesagt über diese Person. 

 
„De mortuis nihil nisi bene“ (Über die Toten soll man nur gut sprechen)

 
Da man über die Toten nicht schlecht reden soll, sage ich das beste was ich über Henry Kissinger sagen kann: Es ist gut, dass er tot ist!!!
 
Hochachtungsvoll, Ulrich Erich


8. Leserbrief

Werter Herr Warweg!

Genauso war es und so ist es noch. Je mehr Dreck und Blut eine Person am Stecken hatte, desto höher viel die Laudatio im Falle ihres Ablebens aus. Kissinger wurde nicht umsonst hinter vorgehaltener Hand als Bloody Henry bezeichnet. Um diesen “Titel” zu bekommen, muss man schon eine entsprechende Vita vorweisen. Was sie mit der Aufzählung seiner (Schand)Taten auch eindrucksvoll getan haben. Leider liegen diese Informationen all den anderen Laudatoren, welche den Verstorbenen in den höchsten Tönen ehren und als “Vorbild” für kommende Generationen hinstellen, nicht vor. Warum? Das sollten sich diese Personen selber fragen. Aber wahrscheinlich halten sie es mit dem von ihnen angeführten Ausspruch: Das man über Tote nicht schlecht reden soll!

Welches Licht mit dieser Manier von Faktennegierung auf nicht westliche Staaten und damit auf Staaten, welche sehr oft zum Opfer unserer westlichen “Wertepolitik” wurden, fällt interessiert in unserer Hemisphäre weder die Politik noch die gleichgeschalteten Medien. Wir feiern uns für eine Art und Weise der Staatsführung, über die der Rest der Welt nur den Kopf schütteln kann und sich mehr und mehr von uns abwendet. Mittlerweile leben wir in einer Filterblase, die von außen kaum noch etwas an uns heranlässt. Während wir den “Friedhofsnobelpreisträger” (Bröckers) Barack Obama selbigen verleihen, weil er es als erster Präsident der USA geschafft hat, mehr Bomben auf div. Unschuldige Staaten abzuwerfen als all seine Vorgänger vor ihm, schüttelt der Rest der Welt über so viel Ignoranz und Zynismus nur noch den Kopf. Aber das tangiert unsere forschen Polithasardeure nicht ein bisschen. Sie sind weiter im Geiste des Hegemons und damit im Bewusstsein eines Kissingers oder auch Breszinskis unterwegs. Je kälter die Krieger an der Spitze, desto so heißer laufen Politik und die Gewinne der Kriegsgewinnler im Hintergrund.

Mit frdl Grüßen Ralf Matthias


9. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Florian Warweg,

alles richtig, was an dieser Stelle zu den dunklen Seiten dieses US-imperialistischen Politikers gesagt wird und ebenso zu den heuchlerischen Nachrufen insbesondere deutscher Regierungsvertreter. 

Es fehlt eine Würdigung der Nachrufe von Wladimir Putin und Xi Jinping und das offenbart einen Makel. Denn das Bild, das hier von Kissinger gezeichnet wird, ist nicht vollständig.

Ironischerweise wird diese spezielle Fehlstelle mit den Leitmedien geteilt und sie wäre aktuell besonders interessant und wichtig.

Es war Henry Kissinger, der auf dem vergangenen World Economic Forum dem Westen deutlich machte, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland nicht gewinnen kann und dass Russland in seinem berechtigten  Sicherheitsinteresse die  Krim zu keinen Preis aufgeben kann und wird wird und ein Frieden mit Russland nur mit der Akzeptanz dieser Bedingung möglich sein wird. Andernfalls drohe eine Eskalation zu einem vernichtenden möglicherweise atomaren Weltenbrand.

Es fehlt ebenso die Würdigung der Leistungen Kissingers für einen Ausgleich mit der VR China, für den der Hundertjährige sich noch einmal auf die Reise dorthin gemacht hatte.

Aus diesem Grund sind die Bekundungen des Dankes in den offiziellen Beileids-Adressen Russlands und der VR China auch keine bloßen diplomatischen Floskeln.

Ungeachtet seiner von einer antikommunistischen Ideologie getriebenen Untaten gegenüber Lateinamerika und Ostasien hat Henry Kissinger durchaus Verdienste um den Weltfrieden!

Das zu übersehen, wäre eine provinzielle Sicht auf die Weltpolitik, die wir uns im Sinne eines breiten Bündnisses zur  Erhaltung des Weltfriedens nicht leisten können.

Mit besten Grüßen
Josef Mikschl

Anmerkung Florian Warweg: Dass Henry Kissinger auch Verdienste hatte steht außer Frage. Und gerade die Würdigung, die er in den Nachrufen aus Moskau und Peking erhalten hat, zeigen auf, wo er sich tatsächlich Verdienste erworben hat, z.b. bei der Annäherung an China und die zahlreichen Waffenkontrollvereinbarungen mit der Sowjetunion, an beiden Vorgängen war er federführend beteiligt. Mein Artikel, darin liegt vielleicht das Missverständnis begründet, war aber gar nicht als Nachruf angelegt, da hätte man tatsächlich auch seine „guten Taten“ würdigen können, sondern war als kritische Analyse von idealisierenden Nachrufen wie von Spiegel & CO verfasst, in denen dessen blutigen Rolle in Lateinamerika und Asien mit Hundertausenden Toten mit keinem Wort Erwähnung fand.


10. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Warweg und NDS Redaktion,

Kissinger war für einige vielleicht eine Lichtgestalt aber umgeben von Schwefeldämpfen.

Der Artikel führt einen zu einer besonders schwierigen Entscheidung von großer Wichtigkeit.
Die Verherrlichung von Henry Kissinger durch die Medien und Politiker in Spitzenpositionen, glauben die selber was sie da hervorbringen, oder handelt es sich um wissentliche und willentliche Irreführung der Bevölkerung? Fest steht, dass es sich um eine kaum zu übertreffende Geschichtsverfälschung handelt. Werden Schüler der nächsten Generation lernen dass Henry Kissinger ein Kriegsverbrecher war, oder werden sie lernen dass er ein Held und Menschenfreund war, leuchtendes Vorbild für alle Zeiten?

Bemerkenswert ist ebenfalls das Schweigen von Akademikern der Fachrichtung moderne Geschichte. Warum schweigen sie? Weil dagegenhalten sinnlos ist? Weil sie wissen das sie gnadenlos mundtot gemacht werden?

Man darf nicht vergessen dass es auch das umgekehrte gibt:
Die Dämonisierung wird genauso eifrig und erfolgreich betrieben wie die Verherrlichung.

Man hat ja in den letzten 60 Jahren einiges an Propaganda und Irreführung erlebt, aber was da in den letzten Jahren geboten wird sucht seinesgleichen. Hier zeigt sich welche ungeheure Kraft Propagandamethoden in sich haben um das menschliche Denken auszuhebeln.
Was Propaganda angeht scheint sich herauszukristallisieren dass Geschichsnegationismus eine der Grundvoraussetzungen ist, um überhaupt eine effektive Propagandakonstruktion aufzubauen.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


11. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Florian Warweg,

vielen Dank für euren o.g. Artikel, der die Verlogenheit des Wertewestens mal wieder schonungslos als Heuchelei bloßstellt.

Tatsächlich könnte man angesichts der Nachrufe auf Henry Kissinger in lautes Lachen ausbrechen. Bundespräsident Steinmeier treibt wohl die Heuchelei auf die Spitze, wenn er Kissinger einen „großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie“ nennt. Für die Völkerrechtlerin und Verfechterin einer wertebasierten Außenpolitik Annalena Baerbock war Kissinger eine „Jahrhundertgestalt der internationalen Politik“, für viele sei er Vorbild gewesen, so Baerbock.

Ohne Zweifel war Kissinger ein intelligenter skrupelloser Machtpolitiker und ein geschickter Diplomat. Wenn es ihm für seine Ziele opportun erschien, ging er buchstäblich über Leichen. Florian Warweg hat das in seinem lesenswerten Artikel mit zahlreichen Beispielen belegt.

Wer der Meinung ist, dass es einen guten Politiker auszeichnet, ohne Rücksicht auf Verluste die Interessen seines Landes (oder das was er dafür hält) durchzusetzen, der darf Kissinger durchaus uneingeschränkt loben. Dann allerdings müsste man auch den russischen Präsidenten Putin als Jahrhundertgestalt der internationalen Politik und als Vorbild für viele bezeichnen. Wer dagegen Putin vorwirft, ein Lügner, ein Betrüger, ein Kriegsverbrecher oder gar ein Völkermörder zu sein, der muss diese Attribute auch und in noch viel größerem Maß Henry Kissinger zuschreiben. Wer das nicht tut hat jede Glaubwürdigkeit verspielt. Putin selbst hat übrigens Kissinger als weisen und weitsichtigen Staatsmann gelobt, der jahrzehntelang in der ganzen Welt wohlverdientes Ansehen genoss. Putin ist – anders als Frank Walter Steinmeier und Annalena Baerbock – in seinem Nachruf durchaus glaubwürdig und konsequent.

Unter all den verlogenen Lobhudeleien auf Kissinger, die Politiker und Medien jetzt verbreiten, gibt es aber auch positive Ausnahmen. Der Bayerische Rundfunk hat auf seinen Internetseiten einen durchaus kritischen und ausgewogenen Artikel über Henry Kissinger veröffentlicht. Darin hat der BR sogar das Rolling-Stone-Magazin mit folgender Aussage zitiert: “Henry Kissinger, von der herrschenden Klasse geliebter Kriegsverbrecher, ist endlich gestorben”.

Mit freundlichem Gruß und besten Wünschen fürs 20 jährige Jubiläum
Thomas Arnold


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