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Titel: Leserbriefe zu „Politische Korrektheit: Die moderne Form von Gottesfurcht und Puritanismus“

Datum: 2. Februar 2024 um 16:09 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

Udo Brandes diskutiert hier über die These, nach der der Puritanismus „ausgerechnet in den westlich-liberalen Ländern“ fröhliche Urstände feiere. Das „lustvoll genossene Leben“ gelte als „geradezu moralisch verwerflich“. Auch bei liberalen Menschen sei die seit vielen Jahrhunderten in der Gesellschaft wirksame christliche Ethik präsent. Das „linksliberale, betont politisch korrekte Milieu, insbesondere die Grünen“, seien „im Grunde gläubige Protestanten mit einem strengen protestantischen Über-Ich, das alles vermeintlich Böse ausmerzen“ wolle. Wir danken für die interessanten E-Mails, die wir hierzu erhalten haben. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Udo Brandes, Ihr Artikel hat mir sehr viel Spass bereitet und trifft ins Schwarze. Als Tochter eines Pfarrers kann ich Ihre Ausführungen nur bestätigen und Ihnen von Herzen danken!

Liebe Grüße
Anette Kaufmann


2. Leserbrief

Diese bekennenden oder verkappten Gläubigen sind unaufgeklärte, wissenschaftsfeindliche Knechtsnaturen. So wünscht sich der Klassenstaat seine Untertanen. Deshalb legt er großen Wert auf eine religiöse Erziehung und besoldet großzügig die kirchlichen Parasiten. Sie sind ihm in kritischen Lagen, wie jetzt, zu Diensten: Aufrufe zu Aufmärschen für die herrschende Bande.

Gruß
P. Swoboda 


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Brandes,
 
wenn Sie in Ihrem Beitrag das Wort “christlich” durch “kirchlich” ersetzen, dann wird er richtig. So aber ist er falsch. Nur ein Beispiel: Sie schreiben, dass die Einteilung in “Gut” und “Böse” typisch christlich sei. Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Hinwendung Jesu zu gesellschaftlichen Outsidern – wegen Krankheit Ausgestoßenen, Prostituierten, Zöllnern, also damals nach jüdischem Verständnis sündhaften Menschen – zeigt, dass Jesus gerade kein Schwarz-Weiß-Denken hatte.

Aber es ist halt sehr populär geworden, auch Jesus Christus in Verruf zu bringen. Statt dessen gibt es neue “Götter”: Natur und Tiere, politische Ideen, Parteien, womöglich sogar Politiker selbst. Darin dürfte das tatsächliche Problem für die gesellschaftliche Radikalisierung liegen.
 
Mit freundlichen Grüßen
Militzer


4. Leserbrief

Herr Brandes, danke für die aufklärerische Buchbesprechung.
Zeilen von Ihnen… immer wieder mit Vergnügen! d


5. Leserbrief

Allen, die noch die Freiheit des Geistes und des Wortes kennen und gebrauchen, stösst dieser Puritanismus in seiner Dualität auf.

Gleichzeitig lassen aber die Jüngern auch alles offen und “irgendwie”.

Seit 20 Jahren versuche ich zu ergründen, was diese Leute veranlasst derart grosse Eingriffe in ihre eigene Persönlichkeit zuzulassen.

Und ich habe tatsächlich den Teufel “Digitales” entdeckt.

Wir erinnern uns: Ein PC “denkt” in 0 und 1. Eine dritte Schaltstellung ist nicht vorgesehen.

Das muss natürlich auch unser Denken beeinflussen.

Wenn ein PC keine Antwort liefert, hat an “falsch gedacht”.
Die K.I. denkt “richtig, und wir eignen uns das natürlich an.

Verbringen wir doch mit Digitalem mehr Zeit, als mit unserer Familie!!

Diese “Denk”weise ist bereits epigenetisch in uns verankert, und unser Unterbewusstsein stösst Glückshormone aus wenn wir denken, wie wir sollen. Aber nicht weil es uns “verboten” wird, sondern einfach weil wir das Digitale dann nicht vollumfänglich nutzen können!

Der Teufelskreis “Psyche” beginnt.

Wolf Dippel


6. Leserbrief

Hallo Herr Brandes,

zwar wird man als Christ unter anständigen Linken schon beinahe als reaktionär eingeordnet, aber hier muss ich einmal einhaken:

Diese Art “politische Korrektheit”, die Sie aus einer “Gottesfürchtigkeit” herleiten, hat nichts, aber auch gar nichts mit dem ursprünglichen Geist des Christentums zu tun, der

  • Liebe ausdrücklich höher als ordnungskonformen Gehorsam bewertet,
  • Befreiung von den Folgen eigener und fremder Fehler hoffnungsvoll in Aussicht stellt sowie
  • die äußerlich-sittlichen Lebensweisen der Menschen sogar in Extremfällen für beinahe nebensächlich erklärt angesichts echter Brüderlichkeit.

Der Protagonist hat dies mit seinen Handlungen und Worten unterstrichen, indem er zum Beispiel Prostituierte vor Bestrafung bewahrt, übermenschlich erscheinende Erfolge einzig dem Mindset der mutigen Vertrauensfähigkeit zuschreibt und menschliche Nähe mit Kranken, Ausbeutern und Mobbingopfern pflegt.

Es ist eher umgekehrt: eine zäh verkopfte, ängstliche und opportunistische Facette in unserer Kultur hat sich sogar dieses großartig flammenden Freiheitsimpulses bemächtigt, die lebensbejahenden Ideale des Christentums pervertiert und für den Machtmissbrauch innerhalb bestehender autoritärer Gefälle nutzbar gemacht.

Viele Grüße,
Evelyn Julians


7. Leserbrief

Für was haben  der Protestantismus und  Luther nicht schon alles herhalten müssen. Für den Kapitalismus – Max Weber. Nun für den Asketismus des Veganismus und aller rigoristischen Grünen, einer angeblichen Verbotspartei.  Und sogar für die These  nicht nur die Veganer, sondern alle, die auf einem Selbstverwirklichungstrip sind , seien alle  linke Protestanten,  ist so kaum zu halten. 

Von Religionswissenschaft und Theologiegeschichte nicht gedeckt. 

Askese hat es in allen Religionen , auch in der griechischen Philosophie gegeben. Der Dualismus des griechischen  Neuplatonismus ist auch ein Hauptkennzeichen für die augustinische,  römisch-katholische Dogmatik und für das weltflüchtige asketische Mönchtum.  Bis heute ist diese Anthropologie im katholischen Volksglauben an die Realexistenz Satans verankert. Auch im  Weltbild konservativer politischer Kreise gilt der Mensch als böse. Nur Erziehung, Religion, Werte und Sanktionen können ihn erlösen.  

Luthers Anthropologie ist nicht dualistisch, sondern mit dem simul justus et peccator ( gerechtfertigt  und sündigen zugleich) realistisch, komplexer und  ganzheitlich. Er hat seine Gnadenlehre gerade aus seinem  bitteren Scheitern am Askese-Leistungsprinzip,  also der frommen Selbsterlösung  , entwickelt und dafür eine tiefe Spaltung der Christenheit in Kauf genommen. Dass er auch an den Teufel geglaubt hat, hat theologisch mit seiner Soteriologie nur indirekt zu tun. Puritanisch hat er selbst keineswegs gelebt.

Die Wurzeln des Puritanismus, als einer angelsächsischen  Abspaltung des europäischen Protestantismus,  haben mit dem  europäischen Protestantimus wenig zu tun. Puritanismus spielt auch  bei den Evangelikalen in Deutschland eher eine untergeordnete Rolle. 

Nein, Veganer sind keine verkappten Puritaner, schon gar keine Protestanten. Links im Sinne von sozial für die Geschwächten sind sie schon gar nicht. Ob sie politisch überwiegend Grüne sind, müßte mal erforscht werden. 

Nelles kenne ich nur über Brandes. 

Dietrich Horstmann


8. Leserbrief

Lieber Herr Brandes,

mit der Überschrift könnte ich ja noch etwas anfangen, wenn man bei “Gottesfurcht” die Betonung auf “Furcht” setzt und unter “Puritanismus” eine eher totalitäre Ideologie versteht.

Aber “Christentum”? Da sollte man zunächst einmal zwischen Christlichem Geist und der Organisation Kirche unterscheiden. Praktisches Beispiel: Wird etwa die katholische Kirche, älteste kriminelle Organisation des Westens, von Eugen Drewermann repräsentiert? Der Psychologe, Nelles, verbeißt sich zu sehr in die fundamentalistischen Abirrungen von Christlichen Kirchen. Von denen im Westen übrigens, in der Orthodoxen Kirche gibt es das weniger.

Wenn man schon die Bibel zu Rate zieht, um den Wahnsinn der “woken” Gegenwart zu fassen, dann doch lieber das Alte Testament, den Turmbau zu Babel: Eine größenwahnsinnige Herrscherkaste und ein orientierungsloses Volk auf dem Weg der Dekadenz. Mit Christentum hat das nichts zu tun, aber mit Regression, einer rückwärts gewandten Entwicklung.

Schaut man sich den evolutionären Aspekt genauer an, dann ist es die Aufklärung, die Moderne, die die westliche Gesellschaft geprägt hat. Wenn jetzt “moralischer Narzissmus” diagnostiziert wird, dann scheinen mir als Ursache verborgene, unterbewusste “christliche” Reste doch sehr weit hergeholt. Orientierungslosigkeit, versteckt hinter lebensfremden Ideologien, ist das prägende Merkmal. Und die ist Folge der Postmoderne. “Es gibt keine absolute Wahrheit”, so dürfte, sehr verkürzt, die Botschaft der Postmoderne lauten. Und das ist richtig. Allerdings eine “negative” Erkenntnis, die keinen Weg weist und keinen Halt gibt.

Die Postmoderne zeigt die Beschränktheit eines rein logischen, naturwissenschaftlichen, technischen Weltbildes auf. Ein fortschrittlicher Ausweg aus dieser Situation wäre, den Blickwinkel zu weiten, über die Beschränktheit hinaus. Der “moralische Narzissmus” hingegen macht einen logischen Kurzschluss und engt den Blickwinkel noch weiter ein. Er sagt einfach. “Wenn es schon keine absolute Wahrheit gibt, dann bin “ICH” das eben!”. Wie das in der Praxis aussieht, kann man an einem der ersten “Grünen” auf diesem Weg bewundern, Jockel Fischer. Und heute an dem gesamten Personal der Partei “die Grünen”.

Nicht das Christentum prägt diese Gesellschaftsideologie, sondern die Verirrte Postmoderne.

Herzlichen Gruß,
Rolf Henze


9. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Brandes,

Ihren Artikel über politische Korrektheit, Gottesfurcht und Puritanismus fand ich sehr interessant. Dennoch kann ich die Kernthese, wonach die Repräsentanten und Verfechter der Politischen Korrektheit (Gesundheit, Ernährung etc. soll nachfolgend darin immer eingeschlossen sein) “im Grunde gläubige Protestanten mit einem strengen protestantischen Über-Ich sind” (auch wenn  von ihrer Weltanschauung her atheistisch geprägt), nicht teilen.

Sicher gibt es auch im heutigen westlich-liberalen Kulturraum, wo es nicht wenige kämpferische Atheisten gibt, die sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Christliche aus dem öffentlichen Raum verdrängt wird (?), noch Einflüsse christlicher Ethik. Ich denke bspw. an den arbeitsfreien Sonntag: bei den Christen der Tag des Herrn, an dem zu seiner Ehre die Arbeit weitgehend ruhen soll, aber auch nicht-gläubige Menschen freuen sich, dass 1 Tag in der Woche der Knute von Arbeit und Geldverdienen (für nicht wenige verbunden mit dem Zwang sich ausbeuten zu lassen oder aber am unteren Existenzminimum zu leben) entzogen ist. Weitere heute noch relevante ethische Kategorien mit (auch) christlicher Wurzel sind Wahrheit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe bzw. Solidarität (innerhalb der Familie aber auch darüber hinaus), Achtung des Eigentums, Monogamie als Grundlage für sexuelle Beziehungen und sicher noch einiges mehr.

Sie sind ja bekennender Atheist und als solcher wahrscheinlich der dialektischen Methode nicht abgeneigt. Soll heißen: Sie haben mit Ihrem Artikel eine These vorgestellt, ich liefere die Antithese und vielleicht kommen wir ja auch noch zu einer stimmigen Synthese, aber das wohl eher nicht.

Ich sage also: es sind nicht die heute noch existierenden Einflüsse der christlichen (protestantischen) Ethik, die die Apostel (wieder so eine christlich gefärbte Vokabel) der politischen Korrektheit so auftreten läßt, wie sie auftreten (apodiktisch, nur schwarz und weiß und keine Grautöne, apokalyptische Drohszenarien, den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden). Auch wenn es das Christentum (und auch den Protestantismus) gar nicht gegeben hätte, würden die Vertreter der politischen Korrektheit heute genauso auftreten wie beschrieben. Der Grund liegt in der Natur der Sache: Menschen die von etwas überzeugt sind und die sicher sind, dass viele Menschen ihre Einsichten und Visionen kennenlernen und teilen sollten, weil diese ihrer Meinung nach zukunftsbestimmende Bedeutung haben, die müssen quasi genau so auftreten und agieren wie christliche Missionare (eher zu früheren Zeiten) bzw. die Missionare der politischen Korrektheit heutzutage, weil sie sonst keiner wahrnehmen würde. Die Botschaften müssen in kurzen aber prägnanten Formeln zusammengefasst werden (auch wenn dabei Zwischentöne verschwinden), eine Dringlichkeit muss zum Ausdruck kommen, den Menschen muss klar gemacht werden, was passiert, wenn sie der neuen Lehre nicht folgen.

Es ist zwar richtig, dass in Ländern mit geringerer christlicher Prägung (China, Japan, Indien) auch die politische Korrektheit westlicher Provenienz zumindest nicht so dominant in Erscheinung tritt. Aber zumindest für Japan trifft diese Feststellung nur noch sehr bedingt zu. Als Mitgliedsland der westlich geprägten G7 und immer noch mit grossen US-Militärbasen “beglücktes” Land, zieht diese Strömung auch hier mehr und mehr ein, auch ohne große christliche Tradition als vermeintlichen Nährboden. Der Grund warum China und Indien hier eher immun sind, ist meiner Meinung nach folgender: diese Länder hatten in ihrer Geschichte sehr unter dem westlichen Kolonialismus gelitten. Sie sehen daher in ihrer politischen und wirtschaftlichen Souveränität ein hohes Gut und verfolgen  ganz bewusst eine vom Westen unabhängige Entwicklung, gerade auch innerhalb des BRICS+-Staatenbündnisses. Deshalb und nicht weil die christlichen Prägungen fehlen, sind sie auch westlichen modernen Strömungen gegenüber sehr zurückhaltend.

Peter Werner


10. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

Hauptsache der Autor, Udo Brandes, ist sich sicher, auf der richtigen Seite des Lebens zu stehen. Mit seinem Populismus steht er nicht allein, sondern hat prominente Gesellschaft in der Politik. Von Alice Weidel über Markus Söder bis hin zu Sahra Wagenknecht will sich niemand ein schlechtes Gewissen beim Verzehr eines Schnitzels einreden lassen.
(Alice Weidel: «Niemand geht an mein Schnitzel!»;
Markus Söder: Die Anstalt vom 11.07.2023;
Sahra Wagenknecht: Sommer-Spezial: Ihr fragt. Sahra Wagenknecht antwortet – Teil II, (Minute 8:27))
Politisch-korrekt scheint es für diese Politiker zu sein, sich für einen Fleischverzehr ohne schlechtes Gewissen auszusprechen. Gerichtet ist dieser Empörungs-Populismus gegen die Grünen, obwohl sachlich völlig unbegründet, denn die Grünen haben niemals vorgehabt, das Fleischessen zu verbieten. Ihnen wurde schon zum Verhängnis, die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bezüglich des Fleischverzehrs öffentlich zu erwähnen. Dabei befasst sich die DGE “nur” mit den gesundheitlichen Aspekten des Fleischkonsums. Dass unser Fleischkonsum darüber hinaus neben unvorstellbaren Tierqualen aber auch noch massive negative Auswirkungen auf den Welthunger und den Klimawandel hat, das wollen unsere Genussmenschen alles nicht hören. Dabei ist das alles längst bekannt. Bereits im Schlussbericht der Enquete-Kommission “Schutz der Erdatmosphäre” (in Auftrag gegeben vom Deutschen Bundestag) aus dem Jahr 1994 (!) war zu lesen:
“Durch eine Senkung des Fleischkonsums auf ein – auch der Gesundheit förderliches Maß – könnten ein Viertel oder mehr der klimarelevanten Emissionen vermieden werden. Der Übergang zu einer stärker pflanzlich orientierten Ernährung eröffnet somit das mit Abstand größte Einsparpotential (bis zu 100 Mio. t CO2-Äquivalente) im Ernährungssystem. Darüber hinaus würden die volkswirtschaftlichen Folgekosten der ernährungsbedingten Krankheiten (50 Mrd. DM/Jahr) erheblich reduziert.”
dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/086/1208600.pdf
Der Populismus gegen die Grünen in Sachen Fleischverzehr könnte jetzt zu der Annahme verleiten, dass die Grünen viel für das Tierwohl tun. Das sehen Tierschützer allerdings anders. Der Grundsatz des Tierschutzgesetzes lautet: “Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen.” Die Gründe, warum Tiere ein kurzes Leben in der Massentierhaltung fristen müssen (in Deutschland kommen mehr als 95% des Fleisches aus der Massentierhaltung), sind einzig der Genuss und der Profit. Längst ist erwiesen, dass man sich fleischlos gesünder ernähren kann. Man kann also mit Recht behaupten, dass sich alle Parteien, einschließlich der Grünen, nicht um das Tierschutzgesetz scheren.
Tierschützer kennen zudem den Satz von Leo Tolstoi: “Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.” Rückwärts geschlossen sind die Grünen auch nach diesem Kriterium nicht die Partei, vor der sich Schlachthausbetreiber fürchten müssen.

Noch ein paar weitere Anmerkungen:

Martin Luther war bestimmt kein Asket, sondern litt vermutlich eher an Völlerei. Die Puritaner gehen auf Calvin zurück, der tatsächlich ein Asket war. Aber ob als Genussmensch wie Luther oder Asket wie Calvin, beide haben Andersgläubige mit Gewalt bekämpft bzw. Gewalt gegen Andersgläubige befürwortet. Beide waren letztendlich religiöse Fanatiker, die Gewaltanwendung als von Gott geboten betrachtet haben. Beide waren damit auch keine Christen, denn Jesus hat etwas anderes gelehrt. Die ersten drei Jahrhunderte nach Jesus waren alle Christen konsequente Pazifisten.

“Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen. Und während sie auf dem Scheiterhaufen zugrunde gehen, sollte der Gläubige das Übel an der Wurzel ausrotten und seine Hände in dem Blute der Bischöfe und des Papstes baden, der der Teufel in Verkleidung ist.”
(Martin Luther, Tischreden)

“Der alttestamentliche Haß gegen die Feinde Jahwes ist heilige Pflicht, auch für den wahren Christen gegenüber denen, die das Wort Gottes fälschen, das heißt also den Bekennern des alten Glaubens. In aller Offenheit und Schärfe lehrt Calvin das. Ausdrücklich macht er sich in diesem Kampfe sogar die letzten Worte des 137. Psalmes zu eigen: «Tochter Babel, du Verwüsterin, Heil dem, der dir vergilt, was du an uns verübt hast. Heil dem, der Deine Kinder packt und sie zerschmettert am Felsen.»”
(Wilhelm Neuss, Die Kirche der Neuzeit, 1954)

Anstatt Religionskritik in Form einer populistischen Glosse zu bringen, sollten die Nachdenkseiten besser darüber aufklären, wie religiöser Fanatismus noch heute die Politik in den USA beeinflußt und den Weltfrieden gefährdet. Siehe z.B. hier:
Armageddon und der apokalyptische “Holocaust”

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm


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