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Titel: Irre Zeiten, irres Handeln: Völlig ungeniert offenbaren Medien ihre zynischen Schwärmereien – hier für B-2-Bomber und Piloten aus den USA
Datum: 27. Juni 2025 um 9:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Medienkritik, Militäreinsätze/Kriege
Verantwortlich: Redaktion
Das Objekt der Begierde bellizistischer deutscher Journalisten ist im Folgenden der Einsatz von Bomberpiloten der US-Luftwaffe, die nach Iran geflogen waren, um dort ihre vernichtende Last abzuwerfen. Der Ton dieser journalistischen Veröffentlichung gerät im Gegensatz zu kritischen Artikeln über die US-Politik zu einer einzigen Schwärmerei. Nach getanem Bomben-Job freuten sich deutsche Medien dann auch, dass die US-Boys froh wieder heimflogen. Besser, sie wären gar nicht aufgestiegen. Ein Zwischenruf von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Militarisierung der Gesellschaft – Begeisterung für Bomber, coole Piloten und außergewöhnliche Waffensysteme inklusive
Wenn man heutzutage mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ um die Ecke kommt, kann es einem schon passieren, dass der Anblick vom Gegenüber mit einem Lächeln frei nach dem Motto quittiert wird: „Ach Gottchen, wie süß, aber einfach nur naiv“. Doch das ist auszuhalten – unerträglich ist für mich dagegen, dass die Begeisterung für die Militarisierung der Gesellschaft weiter andauert und sich überaus vielfältig ausdrückt. Krieger werden bejubelt, ihr feines Kriegsgerät bewundert, deren Einsatz im Krieg wird gutgeheißen. Ein für mich beschämender wie zeitgemäßer Artikel der Zeitung Merkur steht exemplarisch für den folgsamen, fanatischen Ton, der in irren, bedrohlichen Zeiten angesagt ist. Die Rede ist darin von der Bomberstaffel der USA, die den Iran angegriffen hat:
Bomber-Crews fliegen bequemer als die Kampfjet-Kameraden: Trumps Piloten teilen sich die Aufgaben und schlafen abwechselnd. Jet-Piloten müssen leiden.
Washington D.C. – „Über 24 Stunden zu fliegen, manchmal sogar bis zu 30 Stunden, war eine Herausforderung“, zitierte Anfang Januar die Presseabteilung der 5. Luftwaffe der USA Oberstleutnant Vanessa Wilcox. „Es baut auf unserer Bereitschaft auf und trainiert uns, die Fähigkeiten zu entwickeln, die wir brauchen, um verschiedene Teile der Welt zu erreichen, insbesondere den Pazifikraum“, lobte die Kommandeurin von Donald Trumps Bomber Task Force (BTF) nach den Einsatzübungen des Jahres 2024. Aus diesen Übungen wurde jetzt Ernst durch den Krieg in Israel – mit den Bombenangriffen auf die iranischen Atomanlagen. Fast 40 Stunden sollen die Bomber-Besatzungen unterwegs gewesen sein.
(Quelle: Merkur)
Die Begeisterung für diesen völkerrechtswidrigen Einsatz, die Verbundenheit mit Bomberpiloten fiel mir neben dem Artikel des Merkur zuvor schon beim auflagenstarken Boulevardblatt der Springerpresse auf. Ein kleines Video wurde passend dazu noch ins Netz gestellt, der erleichterte Seufzer-Ton inklusive: Nach getaner Arbeit kommen die US-Boys nach Hause.
USA-Iran nonstop und retour: B-2-Piloten kämpfen komfortabel
Der Krieg muss echt angenehm sein, kam mir sarkastischerweise bei der Schlagzeile „USA-Iran nonstop und retour: B-2-Piloten kämpfen komfortabel“ in den Sinn – vor allem, wenn Soldaten modernste Militärtechnik zur Verfügung haben und ihr Risiko, den Angriff nicht zu überleben, sehr gering erscheint. Man stelle sich vor: Die US-Piloten fliegen in einem echt schönen, angenehmen Bomber, sie leben komfortabel, sie können sogar schlafen, und ein WC ist auch an Bord. Dann klinken sie, am Zielort angekommen, aus ihren Fliegern Bomben mit enormer Zerstörungskraft aus und fliegen danach wieder von dannen, als wäre das alles ein Computerspiel. Ganz so einfach sei das dann doch nicht, fand letztens aber der verständnisvolle Bundeskanzler, der meinte, der Einsatz der amerikanischen Freunde sei halt doch „Drecksarbeit“, die die (auch) für uns machten.
Nebenbei, all die US-Piloten dürfen das sogar. Die Spezialsoldaten sind befugt, einmal um die ganze Welt und zurück zu fliegen und zu bomben, ohne zuvor jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Wenn ihr Boss – der US-Präsident – das anordnet, ist das voll in Ordnung. Das geschieht ja alles für? Für die Freiheit, die Demokratie, für die westlichen Werte und so weiter und so fort. Wenn bei einem dieser Langzeitflüge eine B-2 aufgetankt oder vielleicht zwischengelandet werden muss, ist das ebenfalls überhaupt kein Problem. Die USA hat schließlich auf dem ganzen Erdball genügend Militärstützpunkte.
Was für ein Ungetüm – der Northrop B-2
Der Artikel im Merkur informierte den interessierten Leser gern auch darüber, dass dieses Flugzeug, B-2 genannt, ein einzigartiges, ja besonderes Kriegsgerät ist.
Die B-2 sei der einzige US-Bomber, der in der Lage sei, für einen Atombomben-Abwurf feindliches Gebiet zu durchdringen und unbeschadet zurückzukehren, behauptet Defense-News-Autor Jeff Bolton.
Tatsächlich soll die B-2 das teuerste Kampfflugzeug der Welt sein. Es wird auch Tarnkappenbomber genannt, weil dieses Flugzeug vom Gegner schwerer zu erkennen sei als andere Kampfflugzeuge. Schließlich ist die B-2 als Atomwaffenträger konzipiert. Diesmal kam eine Flotte der B-2 Bomber mit konventionellen Bomben aus …
Neben Bomben auch Kühlschränke und Mikrowellen an Bord
Ich lese schließlich im Artikel davon, dass Bomberpiloten neben schwerster Munitionierung auch Kühlschränke an Bord haben und dass für einen solch langen Flug und einen Bombenabwurf, soll dieser sehr präzise sein, Schlaf wichtig sei. Ja, ausgeschlafen waren die Piloten dann auch …
Abgehoben sind sie letztendlich von der Whiteman Air Force Base im US-Bundesstaat Missouri im Mittleren Westen der USA – zwischen dem Startpunkt und der Aufbereitungs-Anlage Fordo liegen geschätzte 12.000 Kilometer Luftlinie. Mit an Bord waren neben den bunkerbrechenden GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP)-Bomben auch Kühlschränke sowie Mikrowellen für den Komfort für die Piloten, wie die Bild hervorhebt. Für so einen Hin- und Rückweg plus einem präzisen Bombenabwurf ist allerdings offenbar Schlaf eine der wichtigsten Ressourcen, legt Defense News nahe.
(Quelle: Merkur)
Titel: Alex Izeman/shutterstock.com
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