Dank einem unserer Nutzer folgender Hinweis. Er ist Lehrern zur Aufmerksamkeit empfohlen, aber nicht nur ihnen: Die “Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung” bietet gleich auf der ersten Webseite kostenlose Arbeitsblätter für Lehrer zum Thema an, in denen die Demografielüge und die Notwendigkeit “privater” Vorsorge verbreitet wird.

Wortlaut: “Generationenvertrag in der Krise … Wer seinen Lebensstandard im Alter erhalten will, muss neben der gesetzlichen Grundsicherung eine private Altersvorsorge in Eigenregie aufbauen.” Als Links werden das Bundesfinanzministerium für Finanzen und Vertreter der privaten Versicherungswirtschaft genannt.

Dieselbe “Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung” gibt auch zusammen mit dem “Bundesverband Investment” kostenloses Unterrichtsmaterial heraus, in dem die “private Vorsorge” in unkritischster Weise angepriesen wird, natürlich wieder mit der Begründung, dass “der Generationenvertrag … zunehmend in Gefahr (gerät), da immer weniger Kinder geboren und die Menschen immer älter werden. Die Bevölkerungspyramide verschiebt sich zunehmend in Richtung Alter.” (S.14) Dem durch Arbeitszeitverlängerungen, fehlendes Arbeitsmaterial und immer ungünstigere Schulbedingungen gestressten Lehrer werden gleich die entsprechenden Vorschläge für den Stundenaufbau und -verlauf mit an die Hand gegeben. Dies erinnert doch stark an die Situation der Journalisten, denen ebenfalls fertige Artikel geliefert werden, die diese dann – sei es aus Zeitmangel, sei es aus mangelnder Kritikfähigkeit – als eigne Beiträge in ihr Blatt übernehmen.

Selbstredend unterbleiben tiefergehende Analysen der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wirklichkeit in den angebotenen Materialien. Schon allein die naheliegende Frage, dass es, wenn die gegenüber früher veränderte Bevölkerungspyramide die Ursache der Rentenkrise wäre, den Rentnern vor 150 Jahren besser gegangen sein müsste, wird ebensowenig angesprochen wie der wachsende Reichtum in unserer Gesellschaft, der sich zunehmend in den Händen weniger ansammelt, während der Mehrheit Verzicht gepredigt wird.

Im Vorstand der “Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung” befinden sich übrigens Vertreter der Schulbürokratie verschiedener Bundesländer, die Geschäftsleitung obliegt dem Universum-Verlag. Als “Partner” werden die Bertelsmann-Stiftung, Dresdner Bank, Bundesverband Investment und der Gesamtverband Deutscher Versicherungen genannt. Der Universum-Verlag tritt wiederum als Förderer der sogenannten “Initiative D21” auf, in der Eigenwerbung “Europas größte Partnerschaft zwischen Politik und Wirtschaft (Public Private Partnership)”, in der u.a. Schwergewichte der deutschen Wirtschaft als Mitglieder und Förderer vertreten sind. Besagte Arbeitsblätter zur “Altersvorsorge” werden auf der Homepage des Verlages (www.universum.de) gleich an erster Stelle zum kostenlosen download angeboten.

Wenn der Staat nicht mehr ausreichend für Bildung leistet, muss eben die private Wirtschaft ran…