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Titel: Deutschland ist seit 70 Jahren NATO-Mitglied: 70 Jahre Lüge, Eskalation und Zerstörung
Datum: 17. Juli 2025 um 11:12 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Gedenktage/Jahrestage
Verantwortlich: Redaktion
Es ist kein Grund zum Jubeln: Die Geschichte der NATO ist von Kriegsverbrechen und Desinformation begleitet. Die 70-jährige NATO-Mitgliedschaft Deutschlands feierte die Bundeswehr am 9. Juli unter anderem mit einer Rede von Boris Pistorius. Er begann mit dem Loblied, die NATO sei vor 76 Jahren gegründet worden, denn „Frieden, Freiheit und Demokratie müssen geschützt und verteidigt werden. Das können wir nur gemeinsam.“ Diese Darstellung verfremdet die Geschichte der NATO, zu deren Blutspur unter anderem die völkerrechtswidrigen Angriffskriege gegen Jugoslawien, Libyen, Afghanistan und den Irak zu zählen sind. Von Bernhard Trautvetter.
Diese Verbrechen der NATO aus der Zeit nach dem Ende der Sowjetunion wurden von Anfang an von einer Verdrehung von Tatsachen begleitet. Pistorius’ Aussage über den Zweck der NATO seit ihrem Bestehen erweist sich als Propaganda-Narrativ, wenn man bezüglich dieses Zwecks die ursprünglichen Ziele der NATO in den Worten des ersten NATO-Generalsekretärs, Lord Hastings Lionel Ismay, in Erinnerung ruft – es sei darum gegangen: „… To keep the Soviet Union out, the Americans in and the Germans down“ –, also die Russen außen vorzulassen, die Amerikaner drinnen zu halten und die Deutschen unten.
Der Bundeswehrverband erklärt das grundlegende Motiv der Staaten für die NATO-Gründung in diesem Zusammenhang folgendermaßen:
„Am 4. April 1949 riefen zwölf Staaten die NATO ins Leben, um den Westen vor einer immer bedrohlicher auftretenden Sowjetunion zu schützen – heute muss das Bündnis angesichts der russischen Aggression in der Ukraine mehr denn je geschlossen auftreten.“
Die NATO-Gründung erfolgte keine vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem die USA laut The German American als einzige am Krieg beteiligte Nation unzerstört und mit großen ökonomischen sowie militärischen Ressourcen hervorgingen:
„Unter allen beteiligten Nationen hatten die Vereinigten Staaten die wenigsten Verluste (ca. 0,5 % der Gesamtbevölkerung), was auch auf medizinische Fortschritte jener Zeit zurückzuführen war. Die USA wurden während des Zweiten Weltkriegs zu einer ›Festung der Demokratie‹ und halfen dabei den Großteil der Kriegsanstrengungen zu finanzieren. Der Ausgang des Kriegs ebnete den Weg für die Vereinigten Staaten in ihrer Rolle als Supermacht.“
Ganz anders stellte sich die Lage der Sowjetunion zum Ende des Zweiten Weltkrieges dar:
„Kein anderes Land in der Weltgeschichte hat so viele Menschen verloren wie die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Jeder siebte Sowjetbürger ist dem Krieg zum Opfer gefallen. Mehr als die Hälfte davon Zivilisten. Allein in zwei Kriegsmonaten verlor die Rote Armee fast so viele Männer wie die USA und Großbritannien im gesamten Krieg.
Niemals in der Geschichte starben auch so viele Kriegsgefangene in so kurzer Zeit. Von den rund 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen sind 3,3 Millionen verhungert, erfroren, an Seuchen gestorben oder erschossen worden.“
Das war selbstverständlich nicht das einzige der vielen Kapitalverbrechen der Nazis; auch das Prinzip ›Verbrannte Erde‹ des ›Unternehmens Barbarossa‹, wie die Nazis ihren Feldzug gegen die Sowjetunion nannten, stellt in seinen Dimensionen eine in der Menschheitsgeschichte einzigartig systematische, massive und umfangreiche Zerstörung dar:
„Totale Zerstörung war das Ziel: Im Herbst 1943 begann der Rückzug der deutschen Truppen aus der UdSSR. Was nicht transportabel war, sollte vernichtet werden. Am Ende stand 1945 der ‚Nero-Befehl‘. (…) Alles, was nicht geräumt werden kann, ist zu zerstören, insbesondere Wasser- und Elektrizitätswerke, überhaupt sämtliche Kraft- und Umformerstationen, Bergwerke, Fabrikanlagen, Produktionsmittel aller Art, Ernte, die nicht abtransportiert werden kann, Dörfer und Häuser. (…) Mit anderen Worten: Die südliche Ostukraine sollte zur unbewohnbaren Ruinensteppe gemacht werden.“
… Und nicht nur die Ostukraine. 1949, im Jahr der NATO-Gründung, also vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, sollte laut NATO-Gründungsnarrativ von der Sowjetunion eine aggressive Gefahr ausgehen, die nur mit Abschreckung militärisch in Schach zu halten ist. Diese Lüge dauert bis heute an – heute, so heißt es, brauchen die NATO-Staaten, die bereits bisher mehr als die Hälfte der immensen und allein schon rein ökologisch nicht zu verantwortenden globalen Militärausgaben verantworten, sogar noch viel mehr als das, um der vor allem von Russland ausgehenden Gefahr etwas entgegensetzen zu können.
Fazit: Die NATO ist das Gegenteil der Verteidigung von Frieden, Freiheit und Demokratie. Sie bedroht die Lebensgrundlagen der Menschheit. Sie trägt mit ihrer Abschreckungsstrategie gegen China und Russland wie kein anderes Staatenbündnis dazu bei, dass die global notwendige Kooperation der Staaten zum Erreichen der UNO-Entwicklungsziele nicht zustande kommen kann.
Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Die UNO und nicht die NATO ist geeignet, das Leben zu schützen.
Titelbild: Shutterstock / Rokas Tenys
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