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Titel: Das ist das Niveau unserer Eliten – einfach so daher geschwätzt

Datum: 15. Juli 2006 um 8:59 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Lobbyorganisationen und interessengebundene Wissenschaft, Sozialstaat
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Die NachDenkSeiten wären ohne die Beobachtungsgabe unsrer Leser schon gar nicht denkbar. Auf den folgenden Beitrag des Chefs von McKinsey, Jürgen Kluge, hat einer von ihnen aufmerksam gemacht. Der Beitrag ist in Cicero vom Juli erschienen unter dem Titel: „Eliten, hört auf euer Volk!“
Lesen Sie mal rein. Und bedenken Sie: Von solchen Leuten werden Generationen von Nachwuchsmanagern geprägt. Bei seinem Beratergeschwätz stützt sich Kluge auf seine eigenen tendenziösen Umfrageergebnisse unter dem Titel „Perspektive Deutschland“, wo das Tarnwort „Soziale Leistungsgesellschaft“ erfunden wurde, um die Diskrepanz zwischen einem klaren Bekenntnis zum Sozialstaat und den von McKinsey geforderten Reformnotwendigkeiten zu verdecken.

Hier der Kommentar unseres Lesers:

Man wird täglich auf´s neue in den Medien mit Beiträgen konfrontiert, die einen daran zweifeln lassen, ob die, die solche Geschichten verfassen, eigentlich selbst an das glauben, was sie zu Papier gebracht haben. Obwohl immer mehr Menschen in unserem Land die Demontage des Sozialstaates am eigenen Leib verspüren und die Zustimmung zum Neoliberalismus und zur Notwendigkeit weiterer “Reformen” immer mehr in sich zusammenbricht, lassen einige Propagandisten des neoliberalen Mainstreams nichts unversucht, uns mit Beschwörungsformeln auf weitere Reformnotwendigkeiten einzustimmen. Ganz im Sinne unseres jetzigen Bundespräsidenten und seiner Vorgänger von Weizsäcker und Herzog versucht sich der deutsche McKinsey-Chef Jürgen Kluge im Magazin Cicero darin, die Deutschen unter dem Motto “Eliten, hört auf euer Volk” auf ein neues Denken einzuschwören.
In seinen in 6 “Prinzipien” gekleideten Beispielen fordert er uns auf, uns von “falschen Bildern zu befreien” und uns in die “soziale Leistungsgesellschaft” zu begeben. “Die soziale Leistungsgesellschaft bietet die Möglichkeit, die Krisen des Wohlfahrtsstaats vergangener Zeiten zu meistern und die Chancen der veränderten Situation zum Wohle aller zu nutzen – ohne Verlierer auf Seiten der sozial Schwächeren und ohne den Leistungsstarken die Anreize zu rauben.” Auch bei gutem Willen ist es mir trotz mehrmaligen Lesens seiner “Prinzipien” nicht gelungen, diese als richtungsweisende Reformgedanken zu orten. Nach meinem Verständnis ist das ganze eine Ansammlung von wirren und teils zusammenhanglosen Gedanken und Feststellungen, die auch nicht ansatzweise etwas mit einer “Reform” zu tun haben. Dieser Beitrag hat es sicherlich nicht verdient, dass man sich inhaltlich ausführlich mit ihm auseinandersetzt, dafür sind Kluges Gedankengänge einfach zu wirr und unausgegoren. Gleichwohl sollte man es nicht gänzlich unkommentiert lassen, weil es immer noch genug Menschen gibt, die sich von Schlagworten und hohlen Phrasen beeindrucken lassen.


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