NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Leserbriefe zu „Nach dem Bundeswehr-Comic „Ben dient Deutschland“ folgt die Realität: Schüler „Bentik darf den Mund halten““

Datum: 8. November 2025 um 15:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:


In diesem Kommentar diskutiert Marcus Klöckner über den von der Bundeswehr veröffentlichten Comic „Ben dient Deutschland“, den Besuch eines Jugendoffiziers am Angell-Gymnasium in Freiburg sowie die Kritik daran durch den 18-jährigen Schüler „Bentik“ und die Anzeige wegen Beleidigung, mit der er sich konfrontiert sehe. Nach diesem Vorfall müssten alle Schulen, die ihren pädagogischen Auftrag ernst nehmen, der Bundeswehr den Zutritt verweigern. Wir haben dazu interessante Leserbriefe erhalten und bedanken uns dafür. In einigen wird darauf hingewiesen, dass der Sachverhalt anders sein soll. Hier folgt nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Hallo,

wer nicht an der Ostfront sterben will, wird geschasst und dann mit einer Anzeige bedacht.

Dieser Jugendoffizier sollte sich fragen, ob er nicht für seinen Job gänzlich ungeeignet ist und selbst nationalsozialistischen Straftatbeständen frönt.

Und wie weit das Duckmäusertum gediegen ist, sieht man ja anscheinend an der Lehrerschaft.

Solch eine Lehrerschaft hat sich jeden Respekt verwirkt.

Man bedenke, was eine Schule eigentlich lehren soll…selbstständiges Denken.. und wenn das dann einer macht, kommt die Staatsanwaltschaft.

Wenn nötig durch ALLE juristischen Instanzen gehen.

Dem Schüler ist Unterstützung gewiss.

Zweifler sind die besten Denker, das Gegenteil sind Weltenlenker.

Grüße
T. Rath


2. Leserbrief

Im Grunde genommen sollte doch jeder Schulleiter oder Direktor wissen:

Non scholae, sed vitae discimus („Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“). 

Das steht bei einigen Schulen sogar über dem Eingang.

Soll heißen:

Die Schule ist dazu da um aufs LEBEN vorzubereiten – und NICHT auf den Tod.

Friedenstüchtige Grüße
Lorenz Faust


3. Leserbrief

Das erinnert mich doch alles an den Wehrunterricht zu DDR-Zeiten und dem Wehrdienstlager, wo wir mit Kleinkaliber-Kalaschnikows schießen durften. Wer nicht mitmachen wollte oder auch der Eltern wegen nicht sollte, der hatte richtig Ärger – die Eltern auch. Die Mädchen haben damals eine Sanitäterausbildung gemacht und in der “Großen Abschlussübung” Verletzte aus unserem Schulgebäude gerettet – mit Gasmaske.

Deutschland hat wirklich nichts gelernt aus der Vergangenheit. (Ich lass jetzt den Vergleich von Dritten Reich Jugendorganisationen und DDR Jugendorginasationen mal weg). Das ist nicht mehr zu ertragen. Ich habe auch erst währrend meines Wehrdienstes bei der NVA gelernt ,das es keinen Sieger geben würde,entgegen der ganzen Propaganda die damals wie heute auf Jugendliche einwirkt.

Ich kann ehrlich gesagt nur froh darüber sein, dass meine Kinder keine Wehrpflicht mehr hatten und hoffentlich nie wieder haben. Mit den Worten von Reinhard Mey: Meine Söhne bekommt Ihr nicht!

Jens-Peter Maerdel


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner,

nur kurz, Norbert Häring hat seinen Artikel zurückgezogen, es soll nicht alles stimmen.

Wenn das wahr ist, dann hätte die Anti-Kriegspropaganda wohl die Mittel der Kriegspropaganda verwendet. Dazu sollte man sich nicht herablassen, meine Meinung.

Mit freundlichem Gruß
B. Kremer

Kurz gemeldet norberthaering.de/news/updates-und-korrekturen/

31.10. Löschung: Ich habe einen Beitrag zu einer angeblichen Bundeswehr-Anzeige gegen einen Schüler entfernt, weil es sich großteils um eine Ente handeln könnte. Der Beitrag (mit Anmerkungen) ist hier aus Transparenzgründen dokumentiert.


5. Leserbrief

Hallo,

den MSM darf man ohnehin nicht glauben. Umsomehr verwirrt es mich, dass offenbar auch Alternative zu wenig oder gar nicht recherchieren. Norbert Häring hat nachgefragt und die Berliner Zeitung anscheinend auch. Aber noch jemand, der bei Häring auch zitiert wird. alexander-wallasch.de/gesellschaft/skandal-meme-ist-lahme-ente-montessori-schule-freiburg-klaert-bundeswehr-vorfall-auf Dort heißt es unter anderem Alexander-Wallasch.de sprach am Nachmittag mit der „Unternehmenskommunikation“ der Schule, an der sich der Fall ereignet hatte. Danach allerdings stellt sich der Vorfall ganz anders dar: Der Schüler soll für ein ganz anderes Meme als die in den Medien verbreitete moderate Kritik in Grafikform von der Bundeswehr angezeigt worden sein. (Er soll sie bereits im Februar gelöscht haben.)

Vielmehr soll ein Foto des vortragenden Jugendoffiziers verfremdet worden sein, der Vertreter der Schule deutet an, dass es ein „Kontext SS“ gegeben habe und der Jugendoffizier auch namentlich genannt wurde. Das Verfahren sei zudem bereits im Sommer eingestellt worden. (Hervorhebung von mir) …Wichtig ist der Schule zu erwähnen, dass man alles darangesetzt hatte, dass der Schüler auch nach dem Vorfall noch sein Abitur machen konnte. Das sei damals nur noch wenige Monate hin gewesen und man wollte dem Jungen nicht die Zukunft verbauen.

Das klingt anders als in dem Interview perspektive-online.net/2025/10/anzeige-wegen-meme-es-zeigt-zu-welchen-mitteln-staat-und-bundeswehr-greifen/ Aber warum geht Marcus Klöckner nicht der Frage nach, was nun richtig ist? Lahme Ente oder Skandal?

Wie schon Alexander Wallasch sagt, ist es merkwürdig, dass ausgerechnet eine Montessori-Pädagogik Bundeswehrsoldaten in Schulen Zutritt gewährt.

Aber einfach zu schreiben, was woanders steht, ohne selbst nachzufragen – das sollten sich Autoren der NachDenkSeiten nicht leisten.

Freundliche Grüße
Ilse Bleier


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner,

bis in die Schulen hinein hat das militaristische Geschwür bereits Metastasen ausgebildet. Aber noch ist das Aufbrechen dieses Geschwürs nicht unausweichlich, besteht Hoffnung. Dank für Ihren Bericht! Wenn der aktuelle Wissensstand die gesamte Geschichte widerspiegelt, ist jede Solidaritäts-Note wichtig.

Nachstehend mein Brief an die Schulleitung:

“mit Bestürzung nehmen wir zur Kenntnis, was u.a. hier berichtet wird: baden.fm

Oder etwa auch hier: tkp.at/2025/10/31/

Obigem Sender zufolge erstattete nicht nur die Bundeswehr Anzeige wegen Beleidigung gegen einen Schüler, der von seinem – hoffentlich an Ihrer Schule erlernten und ausgeübten Recht auf freie Meinungsäußerung gegenüber einem anwesenden Jugendoffizier Gebrauch gemacht hatte -, sondern Ihre Schule selbst soll dem Schüler mit einem Verweis gedroht haben.

Wie geht dies mit dem Elementar-Gedanken der Montessori-Bewegung zusammen? Einer Bewegung, die ihrem Selbstverständnis nach von Menschen geprägt ist,

“die sich für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit Kindern und Jugendlichen einsetzen. Jedes Kind ist ein wertvolles Individuum …”

“Das Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, Kinder auf ihrem Weg von der Kindheit zur Jugend zu begleiten und ihnen die Möglichkeit zu bieten, selbstständige, mündige und unabhängige Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden.”

montessori-deutschland.de/ueber-montessori/ueber-die-montessori-paedagogik/

Vor dem Hintergrund des Montessori-Bekenntnisses 

Ist es wahr, dass Ihre Schule dem Schüler – der mutmaßlich an ihrer Schule zu einem mündigen Bürger wurde – in dieser Grenzsituation nicht zur Seite gesprungen ist, sondern ihn noch weiter bedrohte, statt ihm den Rücken zu stärken? All dies klingt so unglaublich, dass vielleicht die ganze Berichterstattung falsch oder unvollständig ist. Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie um Aufklärung.”

Nachbemerkung: Nach Versenden des Briefes an die Schulleitung stellte sich heraus, dass nicht die Bundeswehr, sondern der Offizier Anzeige erstattete. Sollte sich herausstellen, dass die Staatsanwaltschaft belegbar recht hat mit der Aussage, der Schüler habe dem Offizier persönliche Verbindungen zur SS nachgesagt, würde dies den Vorgang in ein anderes Licht rücken.

Beste Grüße
Karim Akerma


7. Leserbrief

Damals war’s und heute?

Ich bin kein Opernfan, aber immer wieder kommt mir die Arie: „Wie sich die Bilder gleichen…“ in den Sinn. Mit welcher Empörung haben im Jahr 1978 die CDU/CSU, FDP und SPD gegrölt, als in der DDR der Wehrkundeunterricht Pflichtfach ab 8. und 9. Klasse wurde. Da sprach man von Militarismus und dem wahren Gesicht der kommunistischen Bedrohung durch den gesamten Osten. In der BRD war der Wehrkundeunterricht von der Mehrheit der Linksliberalen in der damaligen Bundesregierung abgelehnt worden. Aus heutiger Sicht, war wohl die westliche Empörung gegenüber Margot Honeckers Entscheidung eine „Neiddebatte“. Als dann in den Achtziger Jahren eine Realschulklasse aus Goslar eine Klassenfahrt von zwei Wochen in eine Bundeswehrkaserne unternahm, schlug es höchstens in der Goslarer CDU-Zeitung „GZ“ Wellen in der Badewanne, verursacht von den üblichen „Stadtlinken“ zu denen auch ein gewisser Sigmar Gabriel gehörte.

Als Schüler mussten wir an einer Werbeveranstaltung des Niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz mit dem „Bildungsreferenten“ dieses Vereins, der den schönen Namen „Safir“ trug, teilnehmen. Er hieß tatsächlich so. Er sollte den Grundstein zu meiner Journalistenkarriere liefern. In düsteren Worten beschwor er die linke rote Gefahr aus dem Osten, betonte, dass man die DKP nicht verböte, weil sie sowieso nur kaum messbare Wählerstimmen bei den Wahlen einsammeln würde. Angesprochen auf „Spitzelarbeit“ des Verfassungsschutzes, führte er stattdessen den Begriff „Kundschafter“ ein, wie sie im 4. Buch Mose von Selbigem nach Kanaan ausgesandt wurden. Die Fragen der Schüler wurden kritischer und man führte die Rolle des SD und den Einfluss der ehemaligen Mitarbeiter auf die spätere Gründung des Bundesnachrichtendienstes an. Da redete er sich in Rage, führte die Verbrechen Stalins an, nannte Katyn, um am Ende als Höhepunkt die Behauptung aufzustellen, das Stalin ja viel mehr Juden und andere Menschen umgebracht habe als Hitler. Diese Relativierung rief den Protest des Schulleiters hervor. Er stellte sich hinter die anwesenden Schüler und fragte ihn geradeheraus, ob er in seiner Funktion überhaupt kein Verständnis für kritische Fragen seitens der Schülerinnen und Schüler habe. Herr Safir schüttelte empört den Kopf und nach wenigen Minuten war die Veranstaltung beendet worden. Das ist über fünfzig Jahre her, der Schulleiter in diesem Jahr verstorben, den Safir haben sie bestimmt auch schon begraben. Zwei Wochen danach erschien mein Artikel über diese Veranstaltung in der „Deutschen Volkszeitung“, die der „Deutsche Friedensunion“ (DFU) nahe stand. Eine Partei, die bis zur Gründung der DKP die einzige linke Oppositionspartei nach dem KPD-Verbot war. Nicht auszudenken, was mir heutzutage außer der obligatorischen Hausdurchsuchung noch geschehen könnte.

Aber nicht nur die strikte ständige Einengung der Meinungsfreiheit, sondern auch die Rückgratschwindsucht unter Pädagogen bewirkt den Erfolg des glatten Marsches in die Diktatur. Ein Kollege und Freund bezeichnet das Referendariat als Mittel um das Rückgrat der angehenden Pädagogen zu brechen. Wir sehen uns heute an den Schulen einer Armada von verbeamteter Feigheit gegenüber, die klangvolle Titel über Studienrat bis Oberstudiendirektor besitzen und auf dem Fußboden vor den Referenten der Schulbehörden kriechen, als Schulleitung in jedes Mikrofon beißen, was man ihnen hinhält und ständig mindestens alle zwei Wochen in der Lokalpresse gelobt werden wollen. Ein anderer Kollege von mir wagte es 2017 bei einer Abendveranstaltung eines CDU-Landtagsabgeordneten während des Wahlkampfes vor Schülern, Eltern und pflichtbesessenen „Pädagogen“ kritische Fragen zu stellen. Wenige Tage später wurde er zur Schulleitung einbestellt und gemaßregelt. Er habe das Neutralitätsprinzip verletzt und dem Ansehen der Schule geschadet.

Es ist nicht nur ein Problem der Bundeswehr, es ist ähnlich der Endzeitstimmung des zweiten Weltkriegs, ein aggressiver Kampf gegen vermeintliche Feinde, welche gegen diesen bürgerlichen Fels heranbranden und ihn zu unterspülen drohen. Nicht genehmigte Meinungen, Kritiker und Satiriker sind die größten Feinde dieses morbiden Systems. Man versucht seine eigene Haut zu retten und verfällt in Kadavergehorsam, der sich „pädagogische Verantwortung“ nennt. Der Offizier zeigt an – die Schulbehörden und deren Untergebene sekundieren ihm.

mit freundlichen Grüßen
Stephan Ebers


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=141746