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Titel: Leserbriefe zum Digitalpakt

Datum: 1. März 2019 um 8:30 Uhr
Rubrik: Bildungspolitik, Leserbriefe
Verantwortlich:

Der Beitrag “Der Digitalpakt wird unseren Kindern sehr schaden. Eigentlich unverantwortlich.” animierte einige Leser zur Korrespondenz mit uns. Die Meinungen zum Digitalpakt selbst sind eher einmütig, die Meinungen zum Interview mit Frau Prof. Dr. Teuchert-Noodt gehen dagegen auseinander und können mit den eingefügten Links hoffentlich der Anstoß zu weiteren fruchtbaren Debatten auf diesen Seiten sein. Vielen Dank an die Leser. Zusammengestellt von Moritz Müller.


1. Leserbrief

Liebe Redaktion,

der heutige Beitrag zum Digitalpakt ist ebenso aufschlußreich wie besorgniserregend. Das wäre auch ein gutes Thema für die Anstalt. Das Thema Verblödung lässt sich in diesem Format ja eh vielfältig darstellen.

Beste Grüße
Hardy Koch


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
 
gut, daß Sie zu dem “Digitalpakt” Stellung beziehen mit einem Interview — schade, daß es so abgehoben ist, zumindest was mein Verstehen betrifft. Denn es fehlen – was doch besonders wichtig ist – Ausführungen ganz konkreter Art. So werden  Länder wie Thailand, Südkorea, Australien, einzelne US-Bundesstaaten, Holland erwähnt, die inzwischen zu klassischen Lernkonzepten zurückkehren. Aber warum so allgemein? Was waren die ganz konkreten Gründe? Man kann sich und andere doch nur dadurch überzeugen. In der jetzigen Form kann ich jedenfalls nichts damit anfangen, außer zu sagen: “Eine Neurologin hat festgestellt, das ist nicht gut für Kinder und Jugendliche.”

Läßt sich das möglichst rasch als Ergänzung zu dem Interview nachholen?
 
Beste Grüße
Michael Roeder


3. Leserbrief

Hallo NDS-Team

Eine Überlegung zu dem genannten Artikel (Der Digitalpakt wird unseren Kindern sehr schaden. Eigentlich unverantwortlich.).

Wenn man sich die Summe der angesprochenen negativen Auswirkungen ansieht, dazu die negativen Erfahrungen der genannten anderen Ländern, die diese zu einem Umdenken veranlaßten, ist es da nicht denkbar, daß gerade DAS das Ziel ist? Auf Dauer unmündige Bürger/Wähler zu “produzieren”?

Schon Heute ist doch das Wissensniveau der Jugend erschreckend. Da kann man doch schon, im eigenen Interesse, noch ein wenig nachhelfen, um das niedrige Niveau auf Dauer, für das eigene Überleben, zu sichern.

Es stellt sich ja auch noch die Frage WER den Zuschlag für die technische “Aufrüstung” bekommt. Wer kann das dann für seine eigenen (industriellen/politischen) Interessen nutzen in Richtung “Lehrmaterial”?

Man nehme nur das aktuelle Beispiel der Bundeswehr und deren Anwerben von Minderjährigen, siehe auch die Plakate der GamesCon 2018.

Daß die Industrie schon jetzt immer stärker in den Unterricht eindringt ist ja auch kein Geheimnis mehr.

Wird mit dem “Digital-Pakt” ein noch größeres Einfallstor geöffnet?

Wenn man sich die heutige Politik, deren Hörigkeit und Zuvorkommenheit der Wirtschaft gegenüber ansieht, muß man eigentlich das schlimmste auch in dieser Richtung befürchten.

Und daß Deutschland, wie andere Länder es schon getan haben, den “Digital-Pakt” wieder beendet wird, wird wohl nicht zu erwarten sein, denn dann würden sie ihn erst gar nicht einführen – negative Erfahrungen liegen ja offentsichtlich ausreichend vor, aber eben gerade darum zum Schluß noch einmal die Frage: Ist DAS dann nicht so gewollt?

MfG
Lutz L.


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

vielen Dank für Ihren Artikel anlässlich der Konsensfindung beim Digitalpakt. Ich schätze Ihre Webseite sehr, möchte aber in dem angesprochenen Artikel nach der Substanz fragen. (Zwischenbemerkung von Albrecht Müller: das war kein Artikel von mir)

Ein guter Teil Ihres Publikums ist des kritischen Lesens fähig und kann auch wissenschaftlicher Argumentation folgen. Davon lese ich in dem Artikel zunächst nichts.

Wir starten mit einem Zitat von Konfuzius, dann wird Politikern pauschal das Abhandenkommen von Stirnhirnkompetenzen attestiert, Elon Musk, der die KI für gefährlicher als die Atombombe hält, wird zitiert. Dann wieder sind die Steinzeitmenschen ganz prima, Postman wird zitiert, den ich sehr schätze, auch, wenn er dem gegenwärtigen Problem nicht gerecht wird.

Bis hierhin nichts als Polemik. Dann wird es in der Tat wissenschaftlich, nämlich als die Vorgänge im Gehirn geschildert werden. Ich unterstelle, dass Dr. Teuchert-Noodt weiß, wovon sie spricht. Sie schildert die Beeinträchtigungen, die durchs übermäßige Hantieren mit digitalen Medien herbeigeführt werden können.

Aber, wer, um Himmels Willen, hat denn gesagt, dass Mütter mit dem Handy in der Hand stillen sollen? Wo ist derjenige, der behauptet, dass wir nur noch digital können? Viele meiner Schüler haben das Lernen gelernt und können sehr bewusst entscheiden, wann sie ein Tablet und wann sie Stift und Papier zur Hand nehmen. Niemand sagt, dass persönliche Zuwendung und einem Kind im Bett nicht mehr aus einem Buch vorgelesen werden soll. Wenn man jetzt argumentiert, dass das immer weniger geschieht, wodurch die positive Aufladung des Bücherlesens herbeigeführt wird, dann liegt das nicht an der Digitalisierung, sondern an der Not und Verarmung von Eltern in der Unterschicht. Nennen wir sie ruhig so, denn es geht auch hier wieder um Klassenkampf, so angestaubt marxistisch wie das klingt.

Ich glaube, es war Frank Schirrmacher, der gesagt hat, er sei nicht gegen das Internet, er sei ja auch nicht gegen das Wetter. Genauso verhält es sich mit der Digitalisierung! Wir können es eh nicht aufhalten. Man darf sich freilich nicht von irrlichternden Politeitelkeiten irre machen lassen, natürlich liegt sexy Lindner völlig daneben. Natürlich ist der Digitalpakt Mist, so wie er verzapft wurde, da a) ihm weder tragfähige Konzepte zugrunde liegen (z.B. die 4K-Skills vom CCR) und b) man den Schulen nicht die Ausstattung hinknallen kann und dann sagt „Nun macht mal!“ Wir hatten MagicBoards an unserer Schule, permanent waren die Dinger verstellt/kaputt, Schulungen gab es nicht, weil kein Geld usw. Nun wiederholt man die Fehler.

Das Verhängnisvolle: Solange Pädagogen keine eigenen Konzepte haben, werden Entscheidungen massiv von Tech-Konzernen beeinflusst und man kauft ihnen ihre Hard- und Software bedenkenlos ab. Aber die Alternative kann ja wohl nicht sein, das verhindern zu wollen, was man eh nicht verhindern kann. Der obige Artikel ist da nicht hilfreich, sondern eher Wasser auf die Mühlen der Digitalmacher und des Silicon Valley.

Wir können nicht zurück, nur vorwärts, aber auf das „Wie“ haben wir sehr wohl Einfluss. Zum Weiterlesen empfohlen: lisarosa.wordpress.com, zll21.de .

Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Bischof, Lehrer an einem Berufskolleg in NRW


5. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS-Team,

ich möchte mich sehr herzlich für diesen Beitrag bedanken. Mag sein, dass in Fachzeitschriften von Hirnforschern über Sinn und Unsinn der sog. Digitalisierung in Schulen gesprochen wird. Im gemischten Programm der großen Medien kommt diese Frage nicht vor. Sie wird oft im ersten Satz der Anmoderation gekillt: „Deutschland ist in Sachen Digitalisierung höchstens Schwellenland.“ Da weiß gleich jeder Zuseher oder Leser bescheid. An dieser Stelle lohnt es sich mal wieder so richtig, NDS-Leser zu sein.

Ihre Kritik an den ö-r Medien ist völlig berechtigt. Ich vermute jedoch, eher für Neuleser dieses Portals interessant. Ich kenne außer mir einige Menschen, die diesen Medien längst den Rücken gekehrt haben und andere Möglichkeiten wie diese hier nutzen. Für mich ist es erstaunlich, wieviel Zeit Sie noch in den Konsum dieser Propaganda investieren.

Viele Grüße sendet Thorsten Peitzmeier


6. Leserbrief

Lieber Herr Albrecht,

ich habe mich sehr gefreut, dass Sie dieses hochinteressante Interview mit der Hirnforscherin Frau Teuchert-Noodt veröffentlicht haben.

Ich bin sehr froh, dass es neben Manfred Spitzer noch weitere Forscher gibt, die die Digitalisierung sehr problematisch finden, Herr Spitzer wird meist runtergeputzt wenn er über die Gefahren spricht, dann ist er eben bloß ein Spielverderber und Alarmist, aber die Realitäten werden uns eines besseren belehren.

Das Gehirn ist ein hochkomplexes System, das man sehr pflegen muss und das zu tollen Leistungen fähig ist, wenn wir es gut verschalten und uns liebevoll um unsere Nervenfasern kümmern. An Politikern geht das spurlos vorüber, da die meisten ja eh schon Digitalschäden aufweisen, wir sehen, wie die Menschheit immer mehr geschädigt wird und es so gut wie niemand interessiert, da ist die digitale Geschichte nur eins von vielen, ich denke auch an die Feinstaubbelastung und an das ubiquitär vorhandene Mikroplastik und die diversen Nanopartikel. Es ist doch völlig klar, dass Kleinstpartikel von der Lunge sofort in die Gefässe (Arterien) huschen und dann auch unser Gehirn belagern. Und wie ist das mit der Hochfrequenzstrahlung? Wie schädigt das den Organismus?Man hatte mal davon gesprochen, dass Handys auch Hirntumoren verursachen können. Hört man davon noch was? Nein es wird marktkonform totgeschwiegen, oder man sucht sich einen “Experten”, der alles für übertrieben hält(siehe Prof. Köhler).Die totale Digitalisierung wird uns erneut in die Kant´sche selbstverschuldete Unmündigkeit katapultieren.Sapere aude ist dann gegessen.Der Computer wird alles bestimmen und die dem Menschen eigene Intuition und Sozialität wird immer mehr durch Algorithmen verdrängt.Was für eine entsetzliche Welt kommt auf uns zu. Da bin ich total froh, dass ich analog aufgewachsen bin.Irgendwann werden wir uns fragen, was eigentlich VERSTAND noch ist.

Die Menschheit schafft sich ab, das ist ein Buchtitel von Harald Lesch, leider stimmt er total!!!!

Schönes Wochenende
Ihr Siegfried Kreilinger


7. Leserbrief

Hallo Nachdenkseiten-Team!

Ich möchte erinnern an Euren Nachdenkseiten-Beitrag aus dem Jahr ?

Manfred Spitzer: Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik

Hessischer Landtag, 14.10.2016

Digitalisierung und schulische Bildung / Anhörung durch die Enquetekommission

„Kein Kind zurücklassen –Rahmenbedingungen,Chancen und Zukunft schulischer Bildung in Hessen“, Thema „Digitalisierung

3 Kernsätze aus dieser Anhörung:

“Hinter der „digitalen Bildungsrevolution“ stehen massive Interessen der entsprechenden Hersteller. Apple, Google und Microsoft sind die reichsten Firmen der Welt, Amazon und Facebook sind ebenfalls unter den ersten zehn.”

“Die Digitalisierung stellt keineswegs die Lösung der Probleme des deutschen Bildungssystems dar, sondern sie ist Teil und zwar wesentlicher Teil dieses Problems. “

“Es ist anhand der vorliegenden Daten klar abzusehen, dass die Digitalisierung von Bildungseinrichtungen sich eindeutig negativ auf den Schüler –dessen Bildung, Gesundheit und Sozialverhalten – auswirken wird.”
 
Trotzdem scheint auch das Land Hessen diese Erkenntnisse vergessen zu haben.

Warum? Offensichtlich wollen sich unsere politischen “Eliten” dem digitalen Mainstream-Hype nicht als “ewig-Gestrige” in den Weg stellen und “un-cool” sein.

Koste es unsere Kinder und Enkel was es wolle. Haben wir sie dafür gewählt?

Mit freundlichen Grüßen
Carl-Joachim Ruck


8. Leserbrief

Liebes Team der Nachdenkseiten,

den Digitalpakt gilt es kritisch zu beurteilen; dem stimme ich uneingeschränkt zu. Ich frage mich nur, warum man hierzu nicht zunächst einmal diejenigen befragt, die sich in diesem Bereich sachlich gut auskennen, wie bspw. Medienwissenschaftler, Sozialwissenschaftlicher, Medienpädagogen und Medienpsychologen. Medienkritik ist jedenfalls kein klassisches Feld der Neurobiologie. Dementsprechend gründet die von Frau Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt vorgebrachte Kritik auch weniger auf theoretischem Hintergrundwissen im Bereich der gesellschaftlichen Nutzung von Medien als vielmehr auf groben Vereinfachungen (“Rückfall in die Steinzeit”, “digitale Demenz”, “Abschaffung der Demokratie”), Analogien, Metaphern, selektiven Negativ-Beispielen und anderen rhetorischen Stilmitteln, vorgetragen von einer Frau “Prof. Dr.”, was in diesem Zusammenhang nichts anderes ist als ein Autoritätsargument neben anderen (“Überlassen wir Konfuzius die richtigen Worte”).

Das sind nun einmal mehr die Methoden der Meinungsmache, über die Sie auf Ihren Seiten ansonsten hilfreicherweise aufklären. Abgesehen von Aktivisten, die in den digitalen Medien sowieso schon die nahende Apokalypse sehen, werden solche Positionen wie die von Frau Teuchert-Noodt vorgetragenen, denke ich, kaum jemanden überzeugen und höchstens als Provokation funktionieren, von der sich alle abwenden werden, die sich ein sachliches Urteil wünschen. Somit erweisen solche Provokationen und Dramatisierungen der Problemstellung des Digitalpakts höchstens einen Bärendienst, gerade wenn man bedenkt, dass es sich beim Thema der Digitalisierung sowieso schon um ein ideologisches und emotionales Schlachtfeld handelt.

Wichtig erscheint mir zudem: Bei derartiger Medienkritik handelt es sich m.E. vor allem um eine Nebelkerze und Ablenkungsdebatte, in der nicht zuletzt Scmartphones und Co. als Sündenbock herhalten müssen. Vieles deutet darauf hin, dass die umschriebenen Probleme “der Medien” (wie bspw. zum Thema “Burnout”) und der “Digitalisierung” weniger in den Medien selbst liegen, als vielmehr in ökonomischen Anforderungen, durch die die Medien und Mediennutzung erst ihre ganz spezifische Form erhalten haben. Insofern wäre es m.E. wesentlich effektiver, wenn man die hinter den Medienformen stehenden ökonomischen Ideologien beleuchtet, anstatt sich auf Smartphones, Tablets und Co. zu konzentrieren und dabei jedwede positiven Beispiele zu leugnen und ignorieren, die die Medien abseits ihrer ökonomischen Verwertung bieten.

Viele Grüße
Patrick Graw


9. Leserbrief

Sehr geehrtes Team der Nachdenkseiten,

unter folgender Adresse findet sich ein interessanter Artikel zum Thema Digitalisierung und Billdung (Titel: Technologie und Schule – Ein Irrtum).

Vielleicht können Sie diesen Artikel durch einen Hinweis auf den Nachdenkseiten vielen Lesern zugänglich machen.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Prinzler, Itzehoe


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