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Titel: Zerstörung der Artenvielfalt. Dramatisch am Montag. Vergessen am nächsten Montag. Wo bleibt die Wegweisung der Bundesregierung?

Datum: 13. Mai 2019 um 10:27 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Leserbriefe, Schadstoffe, Umweltpolitik
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Vor einer Woche wurde gemeldet, der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen habe einen Bericht zur Artenvielfalt veröffentlicht, 1 Million Arten seien vom Aussterben bedroht. Die „Zeit“ meinte, schuld sei der Mensch. Weitere Medien beschäftigten sich mit diesem Thema, so die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung von gestern auf der ersten Seite. Die NachDenkSeiten meinten am 7. Mai, massives Umsteuern sei angesagt. – Von konkreten Schritten der Regierung hört man nichts. Dabei ist klar, wenn mit dem Umsteuern von Seiten der Landwirtschaft, der Verkehrswirtschaft, der Energiewirtschaft oder in anderen Bereichen begonnen werden soll, dann muss die Bundesregierung den Rahmen neu setzen und öffentlich erklären, wohin die Reise geht. Albrecht Müller.

Dann müssen zum Beispiel die Bauern von der Landwirtschaftsministerin klar gesagt bekommen, dass Glyphosphat ab dann und dann nicht mehr genutzt werden kann. Sie müssen sich auf die Umstellung vorbereiten und außerdem müssen solche Schritte möglichst mit anderen Ländern koordiniert werden. Jedenfalls verlangt die dramatische Situation Entscheidungen und öffentliche Erklärungen. Ähnliches gilt für die genannten anderen Bereiche. Totschweigen geht nicht mehr.

Zwei Leserbriefe an die NachDenkSeiten. Sie betreffen den oben genannten Artikel der NachDenkSeiten vom 7. Mai 2019:

Erster Leserbrief:

Sehr geehrter Herr Müller,

mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel zum Artensterben gelesen. Ich freue mich sehr, dass Ihr Medium sich diesem Thema annimmt, gerade ökologische Themen waren in den letzten 7 Jahren (vgl. mit z. B. Parteipolitik) bei den NDS deutlich unterrepräsentiert. Umso größer meine Zustimmung zu den meisten Ihrer genannten, notwendigen Maßnahmen, um den Ökokollaps zumindest abschwächen zu können. Zu vielen Ihrer genannten Punkte ein paar Anregungen, die jeder Mensch (neben dem notwendigen Durck auf die Politik) bereits jetzt tun kann, um die Auswirkungen auf die Umwelt gering zu halten. 

  • “Eine Umstrukturierung der Landwirtschaft, Zurückfahren der Chemisierung und eine Reihe anderer Veränderungen.”

    –> Das heißt mehr bio und definitiv weniger Fleisch und weitere Tierprodukte. Denn für den Kalorienverlust bei Vgl. mit pflanzlicher Nahrung müssen unnötig viele Felder mehr bewirtschaftet werden.

  • “Verkehrsvermeidung und das verlangt genau das Gegenteil von mehr Welthandel und stattdessen Regionalisierung der wirtschaftlichen Tätigkeiten …”

    –> Absolut. Regionaler, saisonaler und definitiv weniger Fleisch und weitere Tierprodukte. Denn das ganze Futter sowie die Tiere müssten so nicht unnötig durch die Gegend gefahren werden. Über 90 % des Sojas aus den ehemaligen Regenwaldgebieten wird derzeit übrigens an die Nutztiere verfüttert, zumeist ist dies darüber hinaus noch gentechnisch verändert.

  • “Änderung der Energiepolitik”

    –> Neben CO2 ist Methan ein deutlich schlimmeres Klimagas. Es ist ein massives Nebenprodukt der Tierhaltungsindustrie und somit jedes Stücks Fleisch, Käse etc. auf unseren Tellern.

  • “Massive Veränderung des Einkaufsverhaltens, Verpackung etc.”

    –> 100 % Zustimmung, sicherlich auch im Ernährungsverhalten.

  • “Insgesamt ist eine weit reichende und tiefgehende Veränderung des Verhaltens von uns allen notwendig. Anderes Verkehrsverhalten, anderer Umgang mit der Natur, weniger Versiegelung, mehr Vielfalt in den Gärten usw.”

    –> Sie sprechen mir aus der Seele. Es ist der definitiv ethisch sauberere und zukunftsträchtige Weg unschuldige, empfindungsfähige Lebenwesen nicht absichtlich ihr Recht auf Leben zu nehmen und sie unnötig auf grausame Art und Weise umbringen zu lassen. Beispielsweise werden männl. Küken, aber auch Schweine in Deutschland häufig in Gaskammern getötet. Daher ist mehr Vielfalt auf unseren Tellern die bessere Wahl.

Zusätzlich noch ein paar kurze Hinweise, weshalb oben Genanntes längst überfällig ist.

  • Bereits 2015 wies die UN-/WHO-Organisation (IARC) auf die Krebsgefahr der Mehrzahl an Fleischprodukten hin (nach Auswertung der größten, meisten und zuverlässigsten Studien zu dem Thema). Das Darmkrebs- und Herzinfarktrisiko als eine Folge hohem Konsums tierischer Produkte ist bereits länger akzeptierter Konsens. Ebenfalls führt die kanadische Ernährungsorganisation in seinem aktuellen Review ihrer Ernährungspyramide tierische Produkte nur noch als Unterkategorie der Proteingruppe mit mehrfacher Empfehlung pflanzliche Proteine zu bevorzugen.
  • Die Belastung mit Nitrat im deutschen Grundwasser sowie von Feinstaub (Link zum dt. Ärzteblatt aus diesem Jahr) könnte offensichtlicher nicht sein. Wir reden hier über Millionen vorzeitige Tote weltweit, und zwar jährlich.
  • Weitere Studien der letzten Monate: Pflanzenbasierte Ernährung schont Planeten und Gesundheit am besten (Guardian, 2019, hier Bericht des Stockholm Resilience Centres, weitere Studie mit gleichem Ergebnis von der Uni Oxford (Independent, 2018). Kennerinnen und Kenner wird dies nicht überraschen, hatte dies doch die UN bereits vor 9 Jahren geschrieben. (Viele weitere Einzelstudien und Übersichten gerne auf Anfrage.)

Solch ein Verhaltenswechsel und eine klare Positionierung zur eindeutig besseren Option ist nicht ohne Widerstände. Dennoch finde ich, dass Sie dies Ihren Leserinnen und Lesern doch auch zu Bedenken geben sollten, wenn Sie es mit dem Thema ernst meinen.

Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.

MfG Roland W. Busch

Ein zweiter Leserbriefschreiber machte auf die Bild-Zeitung aufmerksam. Diese war am 7. Mai immerhin mit folgender Schlagzeile erschienen:
Was kann ich selbst tun, um die Artenvielfalt zu erhalten?

Titelbild: oticki / Shutterstock


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