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Titel: Merkels Neujahrsbotschaft – belanglos. Dagegen Priol im Jahresrückblick mit einer Reihe von Denkanstößen.

Datum: 2. Januar 2020 um 11:19 Uhr
Rubrik: Klimawandel, Medien und Medienanalyse, Strategien der Meinungsmache
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Beide medialen Ereignisse treffen am Jahresende aufeinander. Die Bundeskanzlerin klopfte sich selbst und möglichst vielen anderen Gruppen auf die Schultern. Ihre Neujahrsansprache (Hier im Video und hier im hinteren Teil der Text) war dünn, nicht nur wegen der Kürze. Urban Priol sprach in seinem Jahresrückblick auf 3Sat wichtige Ereignisse des vergangenen Jahres an, hinterfragte kritisch und regt zum Nachdenken an. Wenn Sie Zeit finden, die Sendung nachzuhören/-schauen, Priols Rückblick lohnt sich. Einige Hinweise zu den Inhalten folgen. Albrecht Müller

Ein paar Anmerkungen zur Ansprache der Bundeskanzlerin:

  • Die Ansammlung von Sprüchen ist kaum auszuhalten: digitales Zeitalter, digitaler Fortschritt, noch nie hatten so viele Menschen Arbeit wie heute; wir wollen, dass alle Menschen Zugang zu der Bildung haben, die sie für die Bewältigung des Wandels brauchen; Mut zu neuem Denken usw. … Die Zwanzigerjahre werden gute Jahre, wenn wir unsere Stärke nutzen, wenn wir auf das setzen, was uns verbindet, wenn wir uns daran erinnern, was wir in den letzten Jahrzehnten gemeinsam erreicht haben usw.
  • Merkel erinnert daran, dass sie auch in den vergangenen Jahren oft gesagt habe, dass es auch Deutschland auf Dauer nur dann gut geht, wenn es auch Europa gut geht. – Da muss man ja wohl fragen, was diese Bundesregierung getan hat, um dafür zu sorgen, dass es anderen Völkern in Europa gut geht. Die von Merkel und ihren Finanzministern angeführte Wirtschafts- und Währungspolitik ist dafür verantwortlich, dass es vielen Völkern Europas ausgesprochen schlecht geht. Das gilt für die Länder des Balkans bis nach Griechenland und auch für Spanien und Italien. Dass diese Länder massiv Industrien verloren haben und dass große Teile der Jugend ihr Glück in den bessergestellten Ländern Europas suchen, ist doch nicht zu übersehen. Dann kann man doch nicht solche Sprüche klopfen. – Europa geht es nicht gut. Wirtschaftlich nicht und politisch auch nicht.
  • Angela Merkel sieht immerhin in der Erderwärmung und im Klimawandel ein großes Problem, ein menschengemachtes Problem. Aber die Tatsache, dass die Bewältigung dieses Problems Jahre und Jahrzehnte verschlafen worden ist, spricht sie nicht an. Im Gegenteil, sie beschönigt. Wörtlich: „Ich bin mit meinen 65 Jahren in einem Alter, in dem ich persönlich nicht mehr alle Folgen des Klimawandels erleben werde, die sich einstellen würden, wenn die Politik nicht handelte.” Und dann weiter meint sie, es seien ja “unsere Kinder und Enkel, die mit den Folgen dessen leben müssen, was wir heute tun oder unterlassen”. – Kein Wort dazu, was auch in der Zeit ihrer Verantwortung schon unterlassen und versäumt worden ist und sogar verschlimmert worden ist.

Bei Urban Priol gibt es dazu eine passende Anmerkung:

  • Angela Merkel ist jetzt schon 14 Jahre lang Bundeskanzlerin und war davor vier Jahre lang Umweltministerin. In dieser Zeit hätte wirklich schon sehr viel geschehen können und geschehen müssen, um hierzulande, in Europa und in der Welt etwas gegen Klimawandel und all die anderen Gefahren, die die Zukunft unserer Kinder und Enkel betreffen, zu tun. Merkels Umweltbilanz ist nicht gut.

Priols kritische Anmerkungen und Denkanstöße, unter anderem:

  • Wie aus Manfred (Weber) als potentiellem EU-Kommissionspräsident Ursel (von der Leyen) wurde, das sei das Schurkenstück des Jahres, so Priol. Merkel habe Uschi von der Leyen und damit eine ihrer unfähigsten Minister nach Brüssel geschickt. Die Kommission wird als Verschiebebahnhof für dritt-klassiges Personal benutzt. Die Medien seien trotzdem voll des Lobes gewesen über diesen Vorgang.
  • Urban Priol wies darauf hin, wie wichtig das Verhalten der Menschen untereinander und damit der Umgang miteinander sei. Das müsste aus seiner Sicht wohl eines der großen künftigen politischen Themen sein. Siehe dazu auch die verwandten Texte auf den NachDenkSeiten:
    Ist die Frage, wie wir miteinander umgehen, eine politische Frage?
    Bei der Geschwindigkeitsbegrenzung geht es nicht nur um km/h, es geht auch um den “Geist”, der unser Zusammenleben prägen soll.
  • Priol kritisierte das Altmaier-Vorhaben Weltraumfahrt.
  • Er spießte den Begriff “Verschmutzungsrechte” auf. Es gibt kein Recht auf Verschmutzung. Usw., usf.
  • Urban Priol wies im Zusammenhang mit der Frage, ob Klimawandel und Umweltbelastung menschengemacht seien, sarkastisch auf den Plastikmüll im Meer hin. 2020 werden wir Plastikmüll-Exportweltmeister! “2020 wird wieder genauso bescheuert wie 2019. Machen wir das Beste draus, strengen wir uns an” – so Priols Abschluss.

Seine Sendung war ein wirklich sehenswertes Stück.


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