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Titel: Leserbriefe zu Privatisierung paradox

Datum: 22. Februar 2020 um 15:45 Uhr
Rubrik: Leserbriefe, Privatisierung
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Der Artikel „Privatisierung paradox – Wie aus Post, Telekom und Bahn globale Player wurden, die ihren gesellschaftlichen Auftrag vernachlässigen“ stieß auf regen Zuspruch bei unseren Lesern. Nachfolgend finden sich einige der Zuschriften. Zusammengestellt von Jens Berger.

1. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

herzlichen Dank für Ihren Artikel “Privatisierung paradox”.

Als (aus der großen weiten Welt zurück gekehrter) Einwohner der von Ihnen angesprochenen Eifel kann ich Ihre Angaben bezüglich der Miseren von Post, Telekom und Bahn nur bestätigen.

Die ehemalige Bundespost war in meiner Jugendzeit (Jahrgang 1961) ein Vertrauensgarant. Auf jedem “Kuhdorf” mit noch so wenig Einwohnern gab es eine Poststelle. Diese war meist im Privathaus eines Einwohners eingerichtet und der Briefträger kannte jeden persönlich.

Durch die heute eingesetzten und neuerdings fast wöchentlich wechselnden Postboten (die ja schon seit langem keine “Beamten” mehr sind) und manchmal der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig sind, kann sich keine Vertrauen aufbauen. Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde es lobenswert, wenn ausländische Mitbürger sich integrieren. Jedoch ist die “Handhabung” dadurch schwieriger geworden.

Die Netzabdeckung der Telekom in der Eifel lässt wirklich viel zu wünschen übrig. Allerdings bin ich keine Befürworter der neuen 5G-Technologie und somit nicht wirklich böse, dass diese nicht “an jeder Milchkanne” verfügbar ist – aber das ist ein anderes Thema.

Mit relativ wenig Aufwand könnte die Telekom die Netzabdeckung bis 4G hier erreichen. Es genügten mobile Sendemasten, wie bereits an einigen Orten auf Druck der Bürger installiert wurden. Jedoch ist zu erkennen, dass wir in der Eifel uns von der Telekom mehr als im Stich gelassen fühlen. Erkennbar auch daran, dass jeder Anschluss eines Ortes an das Glasfasernetz der hiesigen Presse einen ausführlichen Artikel wert ist…

Wer einmal die Unterführung des Bahnhofs Gerolstein durchqueren musste, weiß, wie es um die Deutsche Bahn bestellt ist. Einfach ekelhaft!

Bahnverbindungen in der Eifel wurden seit den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts konsequent gestrichen, die Infrastruktur verfiel und verfällt zusehends.

Erste zarte Bemühungen, allerdings von privaten Bahn-Anbietern, versuchen, diesem Zustand entgegenzuwirken. Da aber viele Bauwerke, vor allem Brücken, durch die langjährige Vernachlässigung der Bahn inzwischen so marode sind, dass sie nur noch abgerissen und neu gebaut werden müssten, schiebt auch diesen Bemühungen, den ÖPNV zu reaktivieren, einen (finanziellen) Riegel vor.

Es ist nur noch traurig in der BRD – Bananen-Republik Deutschland!

Mit freundlichen Grüßen,
Herbert Michels


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger, werte NDS-Redaktion,

Sie haben ja vollkommen recht, dass die Bundesverkehrsminister ( seit 1998ff) und die Vertreter des Bundes bzw. die Arbeitnehmervertreter(!) im Aufsichtsrat für die Misere bei der Bahn AG verantwortlich sind.Letztere haben sich meines Wissens so gut wie nie gegen die von Ihnen aufgezeigte Entwicklung gestemmt, sondern sich als Co-Manager des Bahn-Vorstandes verstanden! Das gehört leider auch zur Story.

Es wäre sehr aufschlussreich, wenn Sie zur Ergänzung Ihrer Analyse alle Namen, Funktionen und die Parteizugehörigkeit dieser „Aufsichts“räte in einem ergänzenden Anhang aufführen würden. Nicht jeder NDS-Leser geht auf die entsprechende Webseite der Bahn AG! Dann würde auch deutlich werden, welche Verfilzungen dieser Klüngel darstellt, am Besten ergänzt durch eine Angabe der „Aufsichts“ratsvergütungen und deren Entwicklung seit 1998ff! Honni soit qui mal y pense?! Ein Schelm, wer Arges dabei denkt!

Mit besten Grüßen
Reinhold Lang
Dipl.rer.pol.
Karlsruhe


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

vielen Dank für diese sehr verständliche Zusammenfassung der Privatisierung dreier Staatsunternehmen. Diejenige der Telekom durfte ich als Mitarbeiter mitgenießen. Abrunden könnten wir den Beitrag noch mit der trüben Aussicht, dass weit und breit kein politischer Wille zur Besserung zu finden ist. Die neoliberalen PdM haben all das zugelassen und finden es immer noch toll. Die Völkischen kümmern sich vermutlich kaum um solche Petitessen. Bei der Linken kommt es vermutlich darauf an, wen man gerade fragt. Der kürzlich erschienene Artikel von Herrn Luig zum neuen Bahnhof in Hamburg sagt viel über den Anti-Fahrgast-Klüngel von Bahn und Politik.

Viele Grüße sendet Thorsten Peitzmeier


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

das Sparprogramm der Deutschen Post macht sich nicht nur in der Schließung der Geschäftsstellen, sondern auch in den wenigen Filialen bemerkbar, die noch übrig geblieben sind.

In unserem Dorf war die Poststelle bisher in einem Bekleidungsgeschäft mit untergebracht, was jedoch aufgrund der schlechten Entlohnung seitens der Deutschen Post wieder aufgegeben wurde. Danach wurde die Postfiliale in einen Container umgezogen, da sich kein Geschäft mehr finden ließ, das diese Aufgabe noch mit übernehmen wollte.

In diesem Container wird nun alles von Hand erledigt, d.h. sogar Retourenscheine müssen handschriftlich ausgefüllt werden. Anscheinend ist ein einfacher Handscanner zu teuer für die Deutsche Post. Das einzige elektronische Hilfsmittel ist eine Waage.

Und so etwas nennt die Deutsche Post tatsächlich “Filiale”….

Mit freundlichen Grüßen,
Sebastian A.


5. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

da ist Ihnen wieder einmal Journalismus der Extra-Klasse gelungen. In einem zeilenmäßig doch relativ begrenzten Artikel solch umfassende Informationen und Hintergründe für diese auch als “Staatsversagen” zu bezeichnenden Privatisierungen öffentlicher Unternehmen aufzuzeigen, ist kaum besser möglich. Wieder einmal ein Beweis, warum die NDS zur Pflichtlektüre aller kritisch-hinterfragenden Bürgerinnen und Bürger gehören müssten. Danke!

Herzliche Grüße
Günter Grzega


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