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Titel: Wie die Maskenpflicht unsere Intelligenz beleidigt – Und wie sie uns vom Wesentlichen ablenkt

Datum: 27. April 2020 um 11:45 Uhr
Rubrik: Gesundheitspolitik, Strategien der Meinungsmache
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Die Maskenpflicht ist mutmaßlich eine politische und keine wissenschaftliche Entscheidung. Sie erscheint als praktische und „intellektuelle“ Beschäftigungstherapie und bildet eine weitere bizarre Facette im Corona-Komplex – dennoch sollte man die Masken-Debatte nun nicht überbewerten. Denn die ist wahrscheinlich eine Ablenkung: Wovon – das wäre die zentrale Frage. Ein Thema kann die „Bankenrettung“ sein. Tobias Riegel.

In Europa werden bald wieder Banken gerettet und die entsprechenden Meinungsmacher rühren dafür schon die Trommel – doch Deutschland „debattiert“ über die Maskenpflicht.

Hier soll die Aufregung über die nach medizinischen und sozialen Kriterien zweifelhafte Anordnung nicht bagatellisiert werden: In „normalen“ Zeiten wäre der offizielle Zickzack-Kurs um die Masken und die nun erfolgte inhaltlich-wissenschaftlich nicht überzeugende Verpflichtung eine lohnende Steilvorlage. Christian Lindner (FDP) hat sie bereits genutzt, als er treffend sagte: „Masken waren erst unnötig, dann waren sie Virenschleudern, dann waren sie eine Höflichkeitsgeste, dann waren sie ein dringendes Gebot, und heute gibt es eine Maskenpflicht.“

Eines sind die Masken anscheinend/angeblich nicht: wirksam gegen Corona. Ich kann diese Frage nicht beurteilen, aber der Nutzen der Maskierung wird zumindest erheblich angezweifelt, anfänglich sogar vom Robert Koch-Institut und der WHO und bis heute von teils berufener Stelle. So bezeichnete Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery die Verpflichtung zunächst als „lächerlich“ und als teilweise und unter Umständen sogar kontraproduktiv.

Maskenpflicht: Politik-Theater ohne Fundament

Der angeblich ausbleibende Nutzen bzw. gar der Schaden durch die Masken bezieht sich nicht nur auf das Körperliche, die Anordnung könnte auch massenpsychologisch leichtfertig sein. So sagte der Kölner Psychologe Stephan Grünewald vom Rheingold-Institut, der die Landesregierung während der Corona-Krise berät, langfristig sei die Maske “der Tod der sozialen Beziehung.“ Dazu kommt, dass es nicht nur eine Maskenpflicht gibt, sondern bis zu 16 verschiedene, wie der Flickenteppich der Regelungen zeigt. Das gibt interessierten Ministerpräsidenten immer wieder die Möglichkeit, den Föderalismus als Bühne zu nutzen und bedächtigere Kollegen durch „Vorpreschen“ unter Druck zu setzen.

Es gibt also viele Gründe, um sich über die Maskenpflicht zu amüsieren und sie als vorläufigen Gipfel einer Symbolpolitik ohne Datenbasis sowie als lächerliches oder gar betrügerisches Politik-Theater zu geißeln. Die taz tut das etwa in diesem lesenswerten Kommentar:

„Aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass es sich bei der Maskenpflicht um eine bizarre Form der Beschäftigungstherapie handelt. Gepaart, vielleicht, mit einer Ergebenheitsadresse an die Regierenden.“

Die Maske als Symbol der Ablenkung

Auch Wut über diese offensichtliche Beleidigung der Intelligenz der Bürger ist sehr nachvollziehbar. Aber man sollte bei diesem Thema nicht übertreiben und vor allem das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren. Und das ist wie immer mit Geld und wirtschaftspolitischen Vorgängen verbunden.

Die Maske mag als „Ergebenheitsadresse“, ja sogar als „Symbol der Unterwerfung“ verstanden werden und dadurch noch aufreizender sein. Man kann die Maske aber auch als „Symbol der Ablenkung“ begreifen. Durch die leidenschaftliche Debatte wird die Maske nicht nur zu einer praktischen Beschäftigungstherapie, sondern auch zu einer „intellektuellen“: Erfüllt die Masken-Diskussion also die Funktion eines Knochens, auf dem die Bürger nun solange herumkauen sollen, bis (im Schatten der Debatte) schon wieder volkswirtschaftliche Milliarden genutzt wurden, um etwa Banken zu „retten“? Schließlich lautet eine zentrale Befürchtung im Zusammenhang mit Corona, dass aktuell ein ohnehin eingetretener Finanz-Crash abgewickelt wird, der nur angeblich Folge des Virus ist.

Die Maske als „Gehorsams-Test”

Andererseits kann es meiner Meinung nach gesellschaftliche Situationen geben, in denen die persönliche Freiheit eingeschränkt werden darf. Eine Pandemie gehört potenziell dazu. Aber die Bereitschaft für diese vorübergehend(!) durchaus einzufordernde Unterwerfung, um der Gesellschaft als Ganzes zu dienen, steht und fällt mit der glaubhaften Vermittlung des Gefahrenpotenzials. Weil diese Vermittlung in Deutschland aber nicht auf Basis seriöser Daten erfolgt (die NachDenkSeiten haben das hier und hier analysiert), sind weite Teile der offiziellen Darstellung der Entwicklung der Corona-Krise bereits unter Verdacht geraten.

Die Art der Einführung der Maskenpflicht verstärkt diesen unseriösen Eindruck erheblich und er färbt auf das gesamte Krisenmanagement ab. Denn für den Fakt, dass weite Teile der Corona-Politik nicht auf Wissenschaft beruhen, weil die Datenbasis dafür fehlt, ist die Farce um die Maskenpflicht ein gutes Symbol. Aber sollte man so weit gehen, die Anordnung als einen Test zu bezeichnen – als einen Test nämlich, für abrufbaren, irrationalen gesellschaftlichen Gehorsam? Als einen Test, dem man sich widersetzen sollte, um Wiederholungen zu verhindern?

Durch die offensichtliche Beleidigung unserer Intelligenz, die das aktuelle Maskenspiel darstellt, wird die Debatte noch zusätzlich angeheizt, was das Potenzial der Ablenkung noch steigert. Man sollte diese Ablenkung aber nicht zulassen, und sich nicht zu emotional in der Maskendebatte verlieren: Es gibt meiner Meinung nach wichtigere (vor allem wirtschaftspolitische) Felder, die nun die volle Aufmerksamkeit verdienen.

Titelbild: Shutterstock / FamVeld


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