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Titel: Leserbriefe zu Kuba, Sanktionen, Aushungern etc.

Datum: 15. Juli 2021 um 8:51 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

Bei diesem gestern erschienenen Artikel – Erst mit Sanktionen ausgehungert, dann wird beklagt, dass die Betroffenen hungern. Ein mieses Spiel des Werte-Westens. – war Widerspruch zu erwarten. Es fiel jedoch auf, dass sofort schematisch argumentierende Kommentare auf der Facebook-Seite der NachDenkSeiten erschienen sind. Freiheit ist der höchste Wert … und den gibt‘s in Kuba nicht. Und die USA werden zu Unrecht verantwortlich gemacht. So im Grundtenor das Echo zu Anfang. Die Leserbriefe an die Redaktion der NachDenkSeiten waren dann mehrheitlich ganz anders, auch verknüpft mit guten Ideen. Siehe zum Beispiel Leserbrief Nr. 1. und weiterführende Informationen. Siehe Leserbrief Nr. 4. Hier ist die Zusammenstellung aller bis 15.7. 7:00 Uhr eingegangenen Leserbriefe. Albrecht Müller.


1. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Herr Müller!

Zu Ihrem Bericht über Kuba:

Machen Sie doch bitte einmal einen Artikel mit einem Vergleich von Kuba – seit 60 Jahren unter extremer Blockade und heftigsten Sanktionen seitens der USA – mit seinem direkten Nachbarn Haiti, seit eh und jeh mit den USA verbündet.

Was sagt der Vergleich, z.B. der Lebensverhältnisse, des Gesundheitszustands der Bürger, der Lebenserwartung, des Rangs in der internationalen Volkseikommens- und Armutsstatistik? Oder auch:  Kuba hilft zahlreichen Ländern mit Ärzten aus und neuerdings mit Impfstoffen. Der USA-Schützling Haiti dagegen bedarf der Hilfe auf allen Ebenen.

(In unseren Nachrichten z.B. wird der Zustand Haitis gewissermaßen “seelsorglerisch”  als “verarmt” beschrieben, also irgendwie als schicksalhaft.)

Einen schönen Gruss
von
Manfred Krämer

Anmerkung Albrecht Müller: Das ist eine gute Idee. Gibt es unter unseren Leserinnen und Lesern jemanden, die oder der einen solchen Vergleich recherchieren und gegebenenfalls auch schreiben könnte?


2. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion ,

Ihr Artikel über Kuba macht mich sprachlos, aber nicht im positiven Sinn. Sie geben (mal wieder ) ganz allein den USA die Schuld an allem. Sie machen es sich damit sehr leicht. Dass die Sanktionen der USA, die schon seit den 1960 ern laufen, ihr Übriges tun, bestreitet wohl niemand ernsthaft, aber sie tun so, als wenn die Diktatur auf Kuba mit all dem nichts zu tun hätte. Wie sieht es denn mit der Rede-Meinungsfreiheit und Pressefreiheit aus ? , wie mit freien und unabhängigen Wahlen ?. Dazu  schreiben sie nichts. Glauben sie wirklich, die Menschen auf Kuba sind allein von den USA gesteuert und die Umstände in Land haben mit alldem nichts zu tun ?

Hätten sie zum Beispiel Chile und den Putsch von 1973 erwähnt hätte ich Ihnen noch folgen können und wollen, aber bei ihnen heißt der Hauptschuldige natürlich mal wieder : USA.

Sie schreiben dann noch ernsthaft „: sind mit hoher Wahrscheinlichkeit stark von den Exilkubanern und Kräften in den USA gesteuert und geprägt“ haben sie dafür auch Beweise?.

Ich will in diesem Zusammenhang die USA gar nicht so sehr in Schutz nehmen ( Vietman Irak- Iran, usw) aber ihr Hang, Regime ( Venezuela) nur aufgrund der US-Sanktionen zu verteidigen und die Menschenrechtslage unter den Teppich zu kehren , finde ich schon bemerkenswert.

Berichte über Todesschwadronen ( Venezuela) und Menschen die darunter leiden, finde ich bei Ihnen nicht.

Es ist schon sehr auffällig, dass Sie Regime , wie zum Beispiel Russland und China in Schutz nehmen und eher beiläufig erwähnen ( Halbsätze), dass nicht alles in diesen Ländern rundläuft.( Verfolgung von Minderheiten , Rede .- Meinungsfreiheit, Pressefreiheit freie Wahlen Homophobie, Inselbauen im Pazifik, „Sonderbehandlung“ der Uiguren )

Sie haben beispielsweise geschrieben, dass der Anführer der Opposition in Hongkong von den USA unterstützt wird.- Das ist natürlich interessant, macht das aber die Gesamtsituation der Menschen in Hongkong besser oder schlechter ? Ist es deswegen in Ordnung, was China dort treibt ? Dazu schreiben sie nichts , sie kritisieren die Einmischung der USA aber nicht das ekelhafte  und menschenverachtende Regime in China !

So wie Sie schreiben, und berichten, mag man diesen Eindruck kriegen, jedenfalls ich .

Der Kommunismus ist nicht die Lösung, sondern das Problem. Diese Staatsform hat schon Millionen Menschen das Leben gekostet ( Mao , Stalin).  Im Bereich Wirtschaft gebe Ich Ihnen vollkommen Recht. In Deutschland , EU , USA usw wird nur Politik für die Reichen und die Konzerne gemacht, aber dass die Menschen auf Kuba keinen Bock mehr haben, mag nicht nur am Einfluß der USA liegen. Der Kommunismus hat im 21 Jahrhundert endgültig ausgedient! Er gehört auf den Müllhaufen der Geschichte, nur noch einzelne Länder wie China und Nordkorea mögen das ander sehen !

Viele Grüße
Jan Brandt


3. Leserbrief

Zu dem heutigen Beitrag von Albrecht Müller zur Situation in Kuba

Von: Werner Stibane

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für ihren Artikel zu Kuba. Die Proteste in einigen Städten Kubas sind Ausdruck der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der derzeitigen Lage im Lande. Es gibt z. T. gravierende Versorgungsmängel. Derzeit kommt es verstärkt zu Stromabschaltungen, weil zwei große Kraftwerke wegen Havarien nicht die volle Leistung bringen können, und der Strombedarf auch wegen der Pandemie stark gestiegen ist. Der Tourismus als wichtigste Deviseneinnahmequelle des Landes ist eben wegen der Pandemie zum Erliegen gekommen. Somit fehlt Geld, um z. B. erforderliche Ersatzeile für die Reparatur der Kraftwerke und Erdöl zu beschaffen. Die kubanische Regierung ist sich dieser Situation bewusst und unternimmt alle Anstrengungen, um eine Verbesserung der Lage zu erreichen.

Den Hauptgrund für die derzeitige Situation in Kuba sehe ich in der seit sechs Jahrzehnten von den USA gegenüber diesem Land verfolgten gnadenlosen Politik der Blockade und des Embargos im wirtschaftlichen, kommerziellen und finanziellen Bereich. Der kubanische Außenminister stellte fest, dass der Wirtschaftskrieg gegen Kuba – und man muss das unbedingt so nennen – allein 2020 dem Land Verluste in Höhe von 9,1 Milliarden Dollar verursacht hat. Was bedeutet Blockade und Embargo? Mit Sanktionen werden ja nicht nur US-Firmen belegt, die es wagen sollten, mit Kuba Handel zu treiben. Nein, jedes Unternehmen weltweit, dass es wagt mit Kuba Handel zu treiben, läuft Gefahr, nie wieder einen Fuß auf den US-Markt setzen zu können. Was hat das noch mit Menschlichkeit, mit den vor allem auch von den USA so gepriesenen „westlichen Werten“ zu tun? Diese USA-Blockade erstickt und tötet wie das Covid-Virus.

Seit 1992, also seit 29 Jahren, behandelt die Generalversammlung der Vereinten Nationen jedes Jahr im September einen Resolutionsentwurf, in dem die Aufhebung der von den USA durchgesetzten wirtschaftlichen, kommerziellen und finanziellen Blockade gegen Kuba gefordert wird. Diese Resolution wird dann seit vielen Jahren von einer überwältigenden Mehrheit der UNO-Mitgliedsstaaten angenommen.

Am 23. Juni 2021 stimmten z. B. 184 Nationen für den Entwurf, zwei dagegen, darunter die USA, und 3 Länder enthielten sich.

Die USA interessiert ein solches Ergebnis einen feuchten Kehricht! Denn Resolutionen der Völkergemeinschaft sind nicht rechtlich bindend. Eine wirklich zutiefst humane Haltung des Staates, der sich gerade wieder anschickt, in Kuba die Menschenrechte zu verteidigen.

Mit herzlichem Gruß
Werner Stibane


4. Leserbrief
Lieber Herr Müller,

vielen Dank für Ihren wichtigen Artikel, dem man noch das Vorgehen gegen weitere Länder hinzufügen kann.

Es ist immer wieder aufschlussreich zu lesen, was die Verantwortlichen selbst schreiben, wenn sie den Eindruck haben unter Gleichgesinnten zu sein oder mit ihresgleichen zu kommunizieren. Dann offenbaren sich deren wirkliche Motive und es werden manchmal gleichzeitig die enormen psychischen Deformationen der Beteiligten erkennbar.

Als ein Beispiel sei die Iran-Politik der USA genannt:

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf das Buch von Richard Nephew hinweisen: The Art of Sanctions: A View From The Field“, Columbia Univers. Press (2017)

Richard Nephew war der Koordinator der US-Sanktionspolitik gegen den Iran unter Barack Obama. Während der Präsidentschaft von Donald Trump war er an der Columbia University in New York und schrieb das besagte Buch, in dem er die Auswirkungen der Sanktionen beschreibt, die er selbst koordiniert hatte.

Als ehemaliger stellvertretender Hauptkoordinator der Sanktionspolitik im Außenministerium von Barack Obama rechnet es sich Nephew als ein persönlichliches Verdienst an, dass die Iraner keine Lebensmittel mehr haben, ihre Automobilindustrie sabotiert wurde und die Arbeitslosigkeit in die Höhe getrieben wurde.

Hier sind einige Aussagen aus seinem Buch:

  • Nephew ist dankbar für die wirtschaftliche Zerstörung, die er verursacht hat, und nennt sie “einen enormen Erfolg.”
  • Er rühmt sich persönlich, dass den Iranern die Lebensmittel ausgegangen sind, ihre Autoindustrie sabotiert wurde und die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschossen ist.
  • Nephew erinnert sich, wie er die Sanktionen strukturierte, um iranische Wirtschaftsreformen zu sabotieren, die die Kaufkraft der Durchschnittsbürger verbessert hätten. 
  • Die Obama-Regierung zerstörte die wirtschaftlichen Aussichten der Mehrheit der iranischen Arbeiterklasse, während sie dafür sorgte, dass “nur die Reichen oder diejenigen in Machtpositionen von der noch existierenden  internationalen Vernetzung des Irans profitieren konnten”, schrieb er. Ziel war es die gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben.
  • Nephew bezeichnete die zunehmende Einkommensungleichheit und vor allem die Inflation als einen wichtigen Erfolg.
  • Nephew gibt an anderer Stelle zu, dass der Wirtschaftskrieg gegen den Iran, den er mitverursacht hat, zu katastrophalen Engpässen bei Medikamenten und medizinischen Geräten geführt hat, vor allem, weil sich der Durchschnittsiraner diese immer weniger oder gar nicht mehr leisten konnte.
  • Dazu gehörte, wie er sagte, die Abwertung der iranischen Währung, was u.a. die Proteste im Oktober 2012 auslöste.
  • Nephews zentrale Sanktionsstrategie ist es, Schmerz unter der Zivilbevölkerung eines Landes zu erzeugen. 

Mit seiner Offenheit hat Nephew die Verlogenheit der offiziellen US-Rhetorik über “gezielte Sanktionen“ sichtbar gemacht. Diese hatte immer behauptet, ausschließlich “Individuen” und deren Geschäftskumpane zu bestrafen, während die Zivilbevölkerung verschont bleiben würde.

Der Inhalt des Buches liest sich wie eine Liste von kriminellen Geständnissen, die beschreiben, wie die von Nephew erdachten und installierten Sanktionen das Elend der durchschnittlichen Iraner herbeiführten.

Dabei bestätigt Nephew als offizielle Quelle der US-Regierung aus erster Hand zugleich, dass die entscheidende Ursache für die katastrophale wirtschaftliche Situation im Iran die USA sind und nicht die Mullahs.

Die gleiche Sanktionspolitik wird auch gegen Venezuela und andere Staaten angewandt.

Die Administration von Joe Biden ernannte übrigens Richard Nephew ab 2021 zum stellvertretenden Iran-Beauftragten. Unter Biden soll Richard Nephew helfen, die Politik gegenüber dem Iran zu lenken.

Mit besten Grüßen
T.M.


5. Leserbrief

zu: nachdenkseiten.de/?p=74266

Diese westliche US-Strategie ist nicht nur bei Kuba und Syrien zu beobachten.

Auch bei Venezuela und beim Libanon sieht man die Folgen der Sanktionen und allein schon Sanktionsandrohungen (Libanon).

BG
E


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