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Titel: Leserbriefe zu „G7-Gipfel in Elmau – der Westen gegen den Rest der Welt“ und „Preisobergrenzen, Zölle, Goldembargo – ein Haufen Schnapsideen“

Datum: 4. Juli 2022 um 13:30 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

In zwei Artikeln hat Jens Berger das G7-Treffen im deutschen Elmau thematisiert. Hier wird die These vertreten, dass „der Westen unter sich blieb und sich durch neue Sanktionsdrohungen gegen Russland weiter international isolierte“. „Weichen für eine Zukunft“ seien dagegen beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg und beim BRICS-Gipfel in Beijing gestellt worden: „Es ging um Handelswege, Freihandel, eine Wirtschaftsunion, alternative Banken- und Zahlungssysteme und last but not least um die Frage der Energieversorgung“. Hier wird darauf hingewiesen, dass das Prüfen der Umsetzbarkeit von Preisobergrenzen für russische Ölimporte, die Diskussion über Zölle auf russische Öl- und Gasimporte und das verabschiedete Importverbot für russisches Gold nicht dazu führen würden, Russland „finanziell auszutrocknen“. Diese Absichten seien „schlichtweg nicht durchführbar“. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Hier eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


Zu: G7-Gipfel in Elmau – der Westen gegen den Rest der Welt

1. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

dieses Treffen und auch das G-20-Treffen sind private Veranstaltungen der Politiker ohne parlamentarischen Auftrag.

Nach keinem Treffen veränderte sich bisher irgendetwas in der Welt. Man trifft sich, ist unter sich, plaudert, ißt und trinkt auf Kosten der Steuerzahler. Außer Spesen nichts gewesen.

Was kostete uns damals Heiligendamm mit dem Riesenzaun, was kostete allein an Polizei Olafs G-20-Treffen in Hamburg und was bewirkten die Treffen?

Herzliche Grüße sendet
Willi Mittelstädt


2. Leserbrief

Lieber Jens, liebes Nachdenkseiten-Team,
 
nur noch ein paar zusätzliche Infos zu den G7 und dem „Rest der Welt“:

Position G7 Rest ohne NATO (*) Einheit
Militärausgaben 1.095 905 (793) Mrd. US $
BIP 38.645 39.344 (37.000) Mrd. US $
Bevölkerung 771 6.640 (6.574) Mio. Einwohner

Ich denke, das sagt alles. Während beim BIP, das meines Erachtens durch Dienstleistungen extrem aufgebläht wird, die G7 deutlich mithalten könnten, ist Bevölkerungsmäßig der Rest (ohne NATO) deutlich mehr.

(*) Bei den Militärausgaben ist noch zu erwähnen, dass der Rest ja kein monolithischer Block ist, da sind immer noch Staaten wie Saudi-Arabien und Australien, Neuseeland …. (ca. 112 Mrd. US $, BIP ca. 2.300 Mrd. US-$, 66 Mio. Einwohner)  dabei, die nicht zu den „Blockfreien“ gehören, sondern eher der NATO angenähert sind. Deren Militärausgaben müsste man noch vom Rest abziehen.

Die Daten sind aus Wikipedia und Statista.
Ich denke, die Zahlen sprechen für sich.
 
Mit solidarischen Grüßen
Gunther Troost


3. Leserbrief

Hallo liebe Nachdenkseiten!

Im Zusammenhang mit BRICS, ist ein Autor hochinteressant: Pepe Escobar. Dieser hatte bereits im Jahre 2012 einen Artikel zu dem Thema in Mondediplo veröffentlicht. Einen aktuelleren Artikel zu dem Thema hat Pepe Escobar hier veröffentlicht.

Was ist das interessante an diesen beiden Artikeln? Nun, den einen kann ich bei Facebook teilen, den anderen nicht. Sie dürfen gerne raten, welchen ich nicht teilen darf. Übrigens das portal www.strategic-culture.org existiert bereits seit 2005.

Warum darf der letztere Link nicht auf Facebook geteilt werden? Da kann man jetzt Vermutungen anstellen. Meine Vermutungen gehen in Richtung Untergang des Westens als die wichtigste Machtstruktur in der Welt, die nun abgelöst wird von einem neuen östlich/südlichen Machtzentrum und die Bevölkerung im Wertewesten soll davon bitteschön so lang wie möglich nichts mitbekommen.

Ich denke der Westen hat in den letzten zwei Jahren erkannt, das es keine Möglichkeit gibt, auch keine unkonventionelle, den Aufstieg des Ostens zu unterbinden, ohne sich selbst nicht nur in den Fuß oder ins Knie zu schießen, sondern sich komplett selbst zu verstümmeln. Sehr spannend ist der Vorstoss der Einführung einer neuen gemeinsamen Währung für den Osten und den Süden vom Iran. Denn was nützt es dem Westen, wenn sich die Herrschenden die Taschen mit Dollars vollstopfen, wenn diese nicht mehr in der Lage sein werden die nötigen Rohstoffe damit zu erwerben? Tausende Milliarden Dollar mit denen man nichts kaufen kann sind zwar schön anzuschauen, aber wenn die Rohstoffreichen Länder im Osten und Süden diese nicht mehr akzeptieren werden….

Ich hoffe, dass es noch genug anständige Menschen gibt, die auf diese Entwicklungen besonnen reagieren werden und sich nicht noch ein komplett Durchgeknallter dazu hinreissen lässt den roten Knopf zu drücken. Frei nach dem Motto:”Wenn ich die Welt nicht regieren kann, dann soll es auch niemand anders können!”.

Bleibt dran an dem Thema.

LG,
Swen Gerards


4. Leserbrief

Sehr geehrte Herr Berger,

interessant, was in den Berichterstattungen zum G7-Gipfel nicht oder nur am Rande in den Medien vermittelt wird.

So macht die stets von allen Seiten überaus betonte Einmütigkeit und Übereinstimmung in den grundsätzlichen Standpunkten der G7-Teilnehmer stutzig. Niemand will das offene Geheimnis bemerkt haben, dass die USA von den von den NATO-Staaten zusätzlich beschlossenen riesigen Finanzpaketen für Rüstungsgüter den Löwenanteil erhält. Diesen Rüstungsregen im Zusammenhang mit der Schulterung der nationalen Auswirkungen der Sanktionsbelastungen übersieht man einfach. Merkwürdig !
Wobei es kaum vorstellbar ist, dass sich die Damen und Herren Teilnehmer mit den Argumenten der Medien in diesem erlauchten Kreis begnügen und nicht diplomatisch verklausuliert ihre nationalen Interessen und Befürchtungen vorbringen bzw. vertreten. Jetzt darf man gespannt sein, in welcher Art und Weise Biden bzw. die USA-Regierung hier in den nächsten Wochen reagiert. Ohne in den Verdacht der Spekulation zu geraten, wird Biden, in welcher Form auch immer, den Bundesgenossen Rede und Antwort stehen müssen. Eine ganz andere Fragen, ob darüber in den Medien berichtet werden wird. Wenn nicht ganz und gar die vorzeitige Abreise von Biden schon als ein Indiz gehandelt werden kann.

Die nächste Merkwürdigkeit dürfte auch das vollständige Ausbleiben einer Risikobetrachtung in Sachen Ukraine darstellen. Die Forderung des Bundeskanzlers, die Ukraine darf den Krieg gegen Russland nicht verlieren, lässt vermuten, dass man kaum die Möglichkeit in Betracht zieht, einen gesichtswahrenden Lösungsansatz vorzubringen. Dagegen wirken natürlich die immer drückender werdenden Belastungen aus den verhängten Sanktionen.

Hier wird die Weiterentwicklung der BRICS+ Staaten mittelfristig für den Stellenwert der EU in der Welt ebenfalls an Bedeutung zunehmen. Herr Scholz befürchtet derzeit schon unangenehme Auswirkungen und will sich aktuell darauf einstellen. Interessant, dass man sich im Rahmen des kommenden G20-Gipfels Gesprächsmöglichkeiten mit China und Russland offen hält.

Ansonsten in Elmau nur Statements der G7-Chefs, die den Zusammenhalt des G7-Clubs feiern und Beschwörungen der westlichen regelbasierten Demokratievorstellungen kolportieren; halt substanzlos und ideenarm.

MfG
Manfred Heyn


5. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
die Kriegsverbrechen in Jugoslawien mit deutscher Beteiligung unter Federführung des grünen Außenministers Josef Fischer sollten nicht vergessen werden. Das Geschwätz von “nie wieder Auschwitz” war völlig daneben. Dass der ZdJ sich darüber nie aufgeregt hat zeigt doch nur die Einseitigkeit dieser Organisation.
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental


6. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

mit großem Interesse habe ich den Beitrag von Jens Berger „G7-Gipfel in Elmau – der Westen gegen den Rest der Welt“ gelesen. Ich kann der dortigen Argumentation nur beipflichten. Ich möchte ein weiteres Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit nennen, welches belegt, dass „…die Zeiten vorbei sind, in denen die sieben mehr oder weniger wichtigen Nationen des Westens der Welt ihre Regeln diktieren können“, wie Jens Berger richtig feststellt.

Anfang Juni 2022 fand in Los Angeles auf Einladung des US-Präsidenten Biden das IX. Gipfeltreffen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) statt. Die OAS wurde im Jahr 1948 gegründet. Ihr gehören 34 lateinamerikanische Staaten und die USA an.

Ihr Hauptsitz befindet sich in Washington. Jahrzehntelang war diese Organisation ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung der Interessen der USA in Ihrem Hinterhof (denn so bezeichneten die USA Lateinamerika). Allerdings lassen sich manche lateinamerikanische Staaten schon seit etlichen Jahren nicht mehr vorschreiben, was sie zu tun und was sie zu lassen haben.

Nun zu diesem Gipfeltreffen in LA. Knackpunkt schon etliche Zeit vor diesem Gipfel und dann direkt dort war die Nichteinladung Kubas, Venezuelas und Nikaraguas durch den Veranstalter USA. Denn wegen der Ausladung ließen sich von den 34 Mitgliedsstaaten der OAS nur 10 von ihren Präsidenten vertreten. Die anderen Staaten schickten demonstrativ ihre Außenminister oder andere Politiker.

Beispielsweise hatte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador bereits im Vorfeld mehrmals betont, dass er nicht nach LA kommen würde, wenn die Ausladung Kubas, Venezuelas und Nikaraguas nicht zurückgenommen werde.

Auf dem Treffen selbst haben sich dann die Repräsentanten von 20 Ländern von insgesamt 32 in ihren Reden gegen den Ausschluss Kubas, Nikaraguas und Venezuelas verwahrt. Zehn haben sich nicht geäußert und zwei waren für den Ausschluss. Das bedeutet, dass eine Mehrheit der Länder der beiden Amerikas sich gegen einen Ausschluss von Mitgliedsstaaten von einem Gipfeltreffen der Amerikas wendet.

Thema war auch, dass im Juni 2021 auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen 29 OAS-Mitgliedsländer für die Aufhebung des Kuba-Embargos gestimmt haben. Zwei enthielten sich und ein Land stimmte für das Embargo. Das war das 28. Jahr, in dem auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen für die Aufhebung des gegen Kuba Anfang der 60er Jahre von den USA verhängten Embargos gestimmt worden ist.

Der argentinische Präsident Alberto Fernandez und der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard, stellten fest, dass sich die OAS erschöpft habe, dass sie erneuert werden müsse. Man müsse wegkommen von der Einstellung, dass ein Land einem anderen sagen kann, wie es seine innere Ordnung zu gestalten habe. Es wurde ein formaler Antrag zur Bildung einer Arbeitsgruppe gestellt, die die Erneuerung der OAS vorbereiten soll. Die OAS solle nicht mehr als Gendarm in der Region auftreten. Es wurde die Forderung erhoben, dass der derzeitige OAS-Generalsekretär Luis Almagro zurücktreten solle. Dabei wurde vor allem auf dessen persönliche Rolle bei der Destabilisierung Venezuelas durch Sanktionen verwiesen. Und ebenso auf sein Wirken während des Staatstreiches in Bolivien im Jahre 2019, mit dem mit einem fadenscheinigen Manöver der OAS der Wahlsieg von Evo Morales verhindert wurde.

In alter Verbundenheit
Werner Stibane


7. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

das ist ein höchst informativer und vorzüglich verfasster Artikel.

Vielen Dank dafür.

Brasilien, Russische Föderation, Indien, China, Südafrika.

Zuzüglich Argentinien und der Iran ( Persien !)

Wenn man diese Ihre Zahlen zur Kenntnis nimmt, kann man nur noch mutmaßen, auf welchem fragilen Fundament die vermeintliche Macht des ” Werte-Westen ” basiert.

Vermutlich die Militärausgaben der NATO, resp. der USA, die ja den Löwenanteil ausmachen.

Alles in allem, ist diese Fraktion eine wesentlich friedlichere , bezogen auf einen Weltfrieden, als alles was mit ” Westen ” in Verbindung zu bringen ist. 

Soweit ich weiß, hat der z.B. Iran noch niemals ein anderes Land angegriffen.

Wie viele sonstige Ressourcen verbinden sich dort ?

Denken sie nur an den Kultur-Reichtum der Iraner, der Russen und vor allem der Chinesen !

Uns Deutschen wünsche ich nach Kenntnis dieser Zahlen um so mehr, das wir es irgendwie schaffen könnten, uns aus der Knechtschaft der USA zu befreien und zu einem souveränen und militärisch neutralen Staat zu avancieren.

Zugegeben, der Zeitpunkt scheint recht ungünstig, werden wir doch gerade am Nasenring durch die weltpolitische Arena geführt.

Vielleicht machen aber gerade diese eindrucksvollen Zahlen von Ihnen deutlich, worum es für uns Deutsche geht, bzw. gegangen ist.

Ein weiteres Etappenziel hat die jetzige USA-Administration wohl wieder einmal erreicht und vermutlich – leider – dann auch nachhaltig:

Die freundschaftliche Verbindung der russischen und deutschen Völker mit all ihren Konsequenzen für den Hegemon USA zu unterbinden. Der sich selbst als göttlich auserwählt empfundene Staat USA, wird den den eurasischen Kontinent dauerhaft nicht kontrollieren können und vor allem wird sich Russland nicht kolonialisieren lassen.

Für uns gilt aber:

Auf Wiedersehen, BRD,  wir sind dann mal weg!

Interpretieren Sie diesen Schlusssatz bitte in der für Sie gebotenen Annahme, wie diese ganze Nummer für uns Deutsche ausgehen könnte.

Freundliche Grüße
Michael Krater


Zu: Preisobergrenzen, Zölle, Goldembargo – ein Haufen Schnapsideen

8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
vielen Dank für diese hervorragende Reportage, die Menschen wie mir Hoffnung macht.

Auch innerhalb des Westens, -so wie bei mir-, stößt die USA – basierende Weltordnung auf offene Ablehnung, und sicher bin ich da nicht der einzige.

Der globale Eroberungszug der angloamerikanischen Hochfinanz, deren Auswirkungen sogar schon von Jefferson, Franklin und Lincoln erahnt wurden, entwickelte sich zur aggressivsten Bedrohung gegen Mensch und Natur, die es je auf dieser Erde gab.

Auch wenn auf der sich bildenden Gegenseite nicht alles in Ordnung ist, so scheint sie doch gegenwärtig das kleinere Übel oder zumindest die Möglichkeit zu einem Zeitgewinn für die Welt, der dringend nötig ist, um die Weichen umzustellen, vor der total(itär)en Katastrophe.

Und so hoffe ich, daß Sie recht behalten mit Ihrer Analyse und Prognose.

mit freundlichen Grüßen,
M. Häusler


9. Leserbrief

Moin Jens,

für Deine klare und nachvollziehbare Nachhilfe in Sachen volkswirtschaftlichen (Außenhandel…) Grundwissens  für Leit(d)medien und für die Eliten der schlauesten aller Regierungen auf diesem Planeten. Hier in diesem unserem Lande angeführt von der nato-oliv-grünen Kriegsministerin als Handpuppe der NATO-Wertegemeinschaft. Fasse also kurz (und ernsthaft gemeint) zusammen: Die Politik dieser  selbsternannten Wertegemeinschaft ist getrieben von Hass, Gier und Verblendung (Ideologie / Schnapsideen). Das sind die drei Grundübel (Geistesgifte). – Ist auch nichts Neues! Rund 2.500 Jahre alte (asiatische) Erkenntnis. Im Werteweste des 21. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung immer noch nicht angekommen. Das ist nicht allein das Verdienst von Markus Lanz!!!!

Grüße Ludger Klus


10. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

diese Schnapsideen überraschen mich keineswegs. Zum Beispiel durfte vor wenigen Tagen der “Energie Experte” Georg Zachmann des”Think Tanks” Bruegel in der bayerischen Nachrichtensendung BR24 bei ca. 3:10 unwidersprochen die, ich muß schon sagen schwachsinnige, Idee vortragen ALLE GASVERTRÄGE ZU KÜNDIGEN UND DANN DEN RUSSEN EIN DRITTEL DES AKTUELLEN PREISES ALS BEZAHLUNG VORZUSCHLAGEN. Bei soviel Mumpitz bleibt einem glatt die Luft weg und man erinnert sich unwillkürlich an den von Karl Valentin in einem Sketch gemachten Spruch: Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich! Merken Sie sich das!

Anscheinend haben es Personen mit einer derartig absurden Denkweise geschafft in höheren Kreisen zu wirken. Und es muß ja schon weit verbreitet sein da dieser “Experte” es ja geschafft hat, an anderen Instanzen vorbei , diesen Dummfug vorzutragen.

Nach wie vor gilt: Man kann Bildung durch gesunden Menschenverstand ersetzen aber niemals umgekehrt! Das ist die Wurzel des Übels. Optimal wäre natürlich beides …..

Danke für Ihre Arbeit und das gilt auch für alle anderen des NDS Teams.

Mit freundlichen Grüßen,
Alfred Winterstein


11. Leserbrief

Lieber Herr Berger,
 
Erst mal ein Dankeschön für die vielen Jahre lesenswerter Blogbeiträge (ich folge Ihnen seit dem “Spiegelfechter”).
 
Zu Ihrem Artikel – Preisobergrenzen, Zölle, Goldembargo – ein Haufen Schnapsideen – in aller Kürze:
 
Bei aller Rhetorik kann man das auch als Angebot sehen an Russland weiter Öl nach Europa liefern zu können.
Wie ist das zu verstehen?
Ölquellen lassen sich nicht abdrehen und wieder aufdrehen wie ein Wasserhahn. Besonders in Sibirien kann es Jahre (!) dauern, bis ein Bohrloch wieder sprudelt.
 
Wenn sich also Russisches Öl “staut” z.B. weil es nicht exportiert werden kann, muss Russland ggf. die Quelle auf Jahre aufgeben bis genug konstante(!) Nachfrage da ist um wieder zu bohren.
Folge für Russland: Eine Einkommensquelle geht auf Jahre verloren. Weniger Einnahmen.
Folge für den Weltmarkt: Das Angebot verknappt sich auf 1-2 Jahre (wir sollten davon ausgehen, das in Texas spätestens seit Februar daran gearbeitet / gebohrt wird die Russischen Ölexporte zu ersetzen). Höhere (Öl-)Preise für alle.
 
Die Europäer (Habeck et. al.) haben vollmundig versprochen Russisches Ölimporte zu ersetzen. So richtig praktikabel ist das nicht (siehe Raffinerien in Ostdeutschland). Was tun?
 
Mit der Obergrenze ergibt sich jetzt die Möglichkeit:
Russland kann weiter Öl liefern, muss keine Bohrlöcher schließen, kriegt Geld aus Europa.
Europa kriegt Russisches Öl bei gesichtswahrender Rhetorik für Baerbock / Habeck und Co. “Preisdeckel”, “wir begrenzen Putins Kriegskasse”.
 
Ist der Preisdeckel annehmbar? 
Kommt auf die Höhe an. Russisches Öl wird mit Abschlag an Indien und China verkauft. Solange der Deckel über dem aktuellen Preis ist, wäre es für die Asiatischen Abnehmer annehmbar weil es sowas ähnliches wie Rechtssicherheit im Bezug auf Versicherung und Transport bieten würde.
Für Russland? Solange die real empfangenen Einkünfte hoch genug sind. Es kommt also tatsächlich auf die Höhe an.
 
Wieso sollten Länder wie China und Indien bei sowas mitmachen?
Europa und die USA kontrollieren die Tankerflotten (Griechenland) bzw. die Versicherungen für Öltanker. Ohne Versicherung könnten Öltanker nicht mehr den Suez-Kanal oder die Strasse von Istanbul passieren. Das könnte die Export von Russischem Öl über die Meere dauerhaft stören. Bis China und Indien die Versicherungen aufgebaut haben könnte Russland schon die Bohrlöcher in Sibirien schließen müssen.
 
Für Europa wäre ein Abstellen der Russischen Ölexporte aber auch wirtschaftlicher Selbstmord, weil der Ölpreis nochmal deutlich steigen würde.
Meine Vermutung: Der Vorschlag kam aus Amerika und soll die Inflation vor den Amerikanischen Wahlen unter Kontrolle zu halten.
 
Viele Grüße
Lukas Klipstein

Antwort Jens Berger: Lieber Herr Klipstein,

man kann nur hoffen, dass Ihre positive Interpretation korrekter als meine negative Interpretation ist. Unschlüssig ist das alles jedenfalls nicht. Zu einem Punkt will ich aber noch einen Widerspruch anmelden. Die Versicherungsfrage ist mittlerweile zum Teil „gelöst“. Indien bezieht große Teile des russischen Öls mit russischen Tankern, die in Dubai versichert sind. China bezieht sein russisches Öl vor allem über kleine chinesische Tanker aus Ostsibirien, wo Korea und Japan als Märkte ersetzt werden. Es ist natürlich richtig, dass der Großteil der Welttankerflotte von EU-Reedern kontrolliert wird, auch wenn die meisten Schiffe ausgeflaggt wurden. Hinter Griechenland ist jedoch China mittlerweile die Nummer 2. auf dem Tankermarkt und auch Singapur und Hong Kong sind unter den Top 5. Auch hier kann man eine „Umschichtung“ vermuten, wenn sie denn profitabel ist. Wenn meine Informationen stimmen, sind die Charterraten für Tanker in den letzten Wochen förmlich explodiert. Das ist übrigens ein Grund dafür, warum die Ölpreise steigen obgleich sich an Angebot und Nachfrage gar nicht so viel geändert hat. Man kann daher durchaus vermuten, dass die Preisabschläge für Russland gewaltig sind. Ob sich Russland auf eine „Preisobergrenze“ einlässt, ist also m.E. weniger eine ökonomische als mehr eine psychologische Frage. Nicht nur Habeck und Baerbock, auch Putin muss sein Gesicht wahren. Und die (neuen) Freunde aus China, Indien und Rest-Asien zu beliefern, ist sicher gesichtswahrender als Lieferungen in die feindlich und großmäulig auftretende EU. Nur so ein Gedanke. Natürlich ist auch das nur Spekulation ;-)

Beste Grüße und schönen Dank für die Treue!

Jens Berger


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