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Titel: Lesermails zur Entwicklung des deutschen Kabaretts (Teil III.)

Datum: 17. März 2023 um 10:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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Hiermit präsentieren die NachDenkSeiten den dritten und letzten Teil der Leserzuschriften zum Thema Kabarett in Deutschland, beginnend mit Nr. 211. Insgesamt sind es beeindruckende 333 Leserbriefe geworden, für Sie zusammengestellt von Steffen Kiesling. Im Teil III finden sich neben Lektürehinweisen und interessanten Eigenkreationen unserer Leser im Bereich Satire und Musik auch einige Reaktionen auf bereits publizierte Leserbriefe aus Teil I und II. Des Weiteren veröffentlichen wir an dieser Stelle einige Leserbriefe, die zum Artikel „Jämmerliches ‚Kabarett’: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik“, dem eigentlichen Impuls von Tobias Riegel, eingegangen sind. Sie wurden von Christian Reimann zusammengestellt. – Die NachDenkSeiten bedanken sich abschließend noch einmal ganz herzlich für Ihre zahlreichen Zuschriften und die überaus lesenswerten Beiträge. Ihr Albrecht Müller.


211. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

diese sogenannten frei denkenden Kabarettisten und Satiriker bewegten und bewegen sich auf einer Spielwiese, die Ihnen von Oben vorgegeben wird. Es wird zurzeit erst deutlich sichtbar (Mainstream).

Um so dankbarer bin ich für die Aufklärung, die Sie leisten und möglich machen.

Meine Hochachtung, V. Weinbach


212. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

Ich denke, dass die satirische Aktion der Künstler während des Corona-Terrors klar gemacht hat, in welchem Abseits man landet, wenn man sich kritisch äußert. Nun ist der öffentlich- rechtliche Betrieb sicher für viele Kabarettisten eine sichere Einkommensquelle und „erzieht“. Es macht sich eine Beamtenmentalität breit. Der Beamte ist immer im Dienst und hat sich adäquat, sprich regierungstreu, zu verhalten.

Zum anderen passiert Ähnliches wie bei der Journaille, sie leben und informieren sich in einer eingeengten Blase, die sie ja immer wieder ihren Kritikern vorhalten, die angeblich nicht über den Tellerrand schauen. Frage: Wie lange wird sich SchleichFernsehen noch halten?

In diesem Sinne herzliche Grüße, Brigitte Pick


213. Leserbrief

Es geht ums Dazugehören, also den größten Teil des sich nur amüsierenden Publikums, also um die Zahlenden_:*Innen, also am Ende auch wieder ums Geld, also ums Überleben.

Gruß, E. Stille


214. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten-Team,

Meine Einschätzung ist, dass „die Anpassung des Kabaretts“ einfach eine Fehleinschätzung der NachDenkSeiten ist. Oder fordern Christoph Sieber, Philip Simon und Sarah Bosetti z.B. nun Hartz-IV-Empfänger auf, sich einfach ihrem Schicksal und der Willkür der Arbeitsagentur zu ergeben?

Bei der russischen Invasion in der Ukraine haben sich die NachDenkSeiten zumindest in der veröffentlichten einseitigen Meinung ziemlich verrannt. Das ist alles.

Als ich die NachDenkSeiten vor 15 Jahren schätzen lernte, war das wegen der Beiträge, welche die Sicht aus der Tagespresse ergänzten, korrigierten, Themen tiefer beleuchteten und dabei auf sachliche Informationsvermittlung setzten. Mittlerweile lese ich allein anhand der schreierischen Titel nur noch die wenigsten Beiträge, weil da einfach zu viel Meinung und zu wenig Information zu erwarten ist.

Ich habe mittlerweile das Gefühl, bei den NachDenkSeiten geht es heute viel mehr um „WIR gegen DIE“ als um die Frage, was richtig ist. Albrecht Müller hat sich doch selbst erst vor wenigen Wochen gewundert, dass sich die NachDenkSeiten zu einer Plattform entwickelt haben, auf der auf einmal festgestellt wird, dass Helmut Schmidt in Deutschland quasi die Diktatur eingeführt hätte. Das steht ziemlich gut dafür, wohin sich die NachDenkSeiten entwickelt haben.

Viele Grüße, Alexander Stannigel


215. Leserbrief

Ihre Mutmaßungen über angepasstes Verhalten in allen Ehren, aber ich fürchte, dass es viel einfacher ist: „Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing!“ Auch Kabarettisten wollen in der Regel keine Märtyrer werden, sondern möglichst gut „essen“!

MfG, Carlo Martini


216. Leserbrief

Guten Tag,

habe ich auch bemerkt. Auch bei der Anstalt und Urban. Aber nicht nur im Kabarett. Auch bei Moderatoren, die für mich objektiv berichtet haben. Z.B. Georg Restle in den Tagesthemen am 2. August 2014 sowie am 20. Januar 2015. Heute um 180 Grad gedreht, oder, um mit Frau Baerbock zu sprechen, um 360Grad.

Ich denke, dass sie sonst keine Bühne mehr bekommen. Schauen sie sich an, wie unsere Regierung Meinungen gekauft hat, und das im Öffentlich-Rechtlichen. Die werden auch noch mit unseren Gebühren finanziert. Denken sie an Westerwelle, der noch Reste von Vernunft hatte und den Libyenkrieg abgelehnt hat. Die Medien haben ihn in fünf Tagen zerlegt. Oder wie Wagenknecht und Schwarzer. Genau dasselbe würde mit ihnen geschehen.

Mit freundlichen Grüßen, Manfred Peters


217. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, liebes NDS-Team,

das Thema Angst und Information ist so komplex, das kann ich nicht kürzer. Sie müssen es aber nicht veröffentlichen, vielleicht auch nur die Quintessenz.

Unsere Gesellschaft hat keine Bedenken, Nicht-Konformen nicht nur die Existenzgrundlage zu entziehen, sondern sie auch zu zwingen, hoch toxische Substanzen mit ungeklärter Langzeitwirkung ein- und aufzunehmen. Die Begründung ist – und wird von vielen sich bisher als soziale Mitmenschen verstehenden Menschen akzeptiert – das ist notwendig, weil Du ja, ohne es zu wissen, sonst andere gefährden kannst. Das erzeugt Angst. Angst davor, dass man nicht weiß, ob man ein Gefährder ist, ansteckend für die Umgebung, infiziert mit einer tödlichen Krankheit. Der Mitbürger stirbt vielleicht durch die Schuld des ansonsten gesunden Nicht-Konformen.

Ich denke, vielen Kabarettisten geht es so, dass sie im Bewusstsein, dass Kritik an den herrschenden (Verhältnissen) sozial- und notwendig für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft ist, ihre Kritik vortragen, d.h. Mitmenschen mit nicht-konformem Gedankengut infizieren. Dafür gab es bisher auch immer eine gesunde diskussionsfähige Rückmeldung – positiv oder negativ, aber meist sachlich. Jetzt schlägt den Verbreitern nicht-konformen Gedankengutes aber die pure Aggression der gesellschaftlichen und (a-)sozialen Medien entgegen.

Das erzeugt Angst und Unsicherheit. Ist es für die Gesellschaft wichtig, dass es einen konträren Standpunkt zum Herrschenden gibt? Gibt es eine „Impfung“? Etwas, was einen davor bewahrt, andere zu infizieren? Oder braucht unsere Gesellschaft jetzt nur noch Legenden? Was will mein Publikum? Doch nicht angesteckt werden! Gefährde ich mein Publikum mit meinen Aussagen? Und: Kann ich mir das überhaupt leisten – Kabarettisten gehören ja wohl nicht zu den Großverdienern.

Aktuelles Beispiel: die Nordstream-Legende zur Erzeugung eines Friedens: Wenn es sich herumspricht, dass Nordstream von Ukrainern gesprengt worden ist, wäre das nicht ein guter Anfang? Amerika ist aus dem Spiel und kann sich China widmen, Trump braucht kein Machtwort zu sprechen, die Demokraten bleiben an der Macht. Die EU hat einen moralischen Grund, ihre Geschenke an die ukrainischen Oligarchen herunterzufahren und damit den Krieg zu beenden. Das US-Ziel, die über zehn Jahre alten Rüstungsbestände im Westen sind aufgebraucht (war ja auch einer der Hauptgründe für die Irak-Invasion) und müssen durch neueste Technik aus USA ersetzt werden. Die Ländereien der Ukraine sind auf US- und EU-Eigner verteilt, die arbeitsfähige Landbevölkerung ausreichend dezimiert. Und das alles ginge moralisch, feministisch zu Ende – Herr S. könnte sich dann noch von den Terroristen distanzieren und seine Güter im Ausland behalten.

Und ja, noch: Russland dürfte absolut kein Interesse an einem maroden Staatsgebilde haben, die haben genug eigene Probleme. Und die EU ja eigentlich auch nicht, für die die Ukraine seit Bestehen 1990 ein Zuschussgeschäft ist. Also könnte das Staatsgebilde durchaus weiter bestehen, unter demokratischer Leitung.

Aber das alles geht nur, wenn die deutsche und damit europäische („wir sind Papst, wird sind Kommissionspräsident:in“) Bevölkerung moralisch entsprechend informiert (im Gegensatz zu desinformiert), also nicht nicht-konform infiziert wird. Und diesem Ziel, das ja letztendlich eine Win-win-win-Situation ist, möchten sich unsere Kabarettisten nicht verschließen. Und haben das Publikum dann gegen die einsamen ukrainischen Yacht-Terroristen auf ihrer Seite.

Bliebe nur noch die NATO, aber was ist schon die Ausschaltung von Russlands Erstschlagfähigkeit gegen einen wirtschaftlichen und politischen Sieg über China – man müsste nur, wie früher, die beiden Staatsparteien gegeneinander aufbringen. Sollte machbar sein…

Mit freundlichen Grüßen, Dr. Claus-D. Dudel


218. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

beschränke mich in meinen Anmerkungen auf das politische Kabarett, wobei so ganz richtig ist das auch nicht…

  1. Kabarettistinnen und Kabarettisten, die vorher im politischen Kabarett aus Desinteresse oder Ahnungslosigkeit keine Rolle spielten, sehen sich nun aufgrund der medialen Vorarbeit hin zur einzig richtigen Einheitsmeinung in der Lage, die politische Bühne mit eben dieser Meinung zu betreten. Das „Niveau“ steigt entsprechend.
  2. Die ökonomischen Zwänge, Verlust der Bühne, Kündigung von Verträgen, halten nur die Stärksten oder finanziell Unabhängigen aus.
  3. Den anderen bleibt nur die Wahl, das System wie in der ehemaligen DDR geistreich und mit vorgespielter Naivität zu überzeichnen oder sich ins „Alltagskabarett“ zurückzuziehen.
  4. Die gegenwärtige Repression gegen Andersdenkende und Diskursfähige hat eine Windstärke erreicht, die man nur mit „Pippi Langstrumpf“ bekämpfen kann.
  5. Das Kabarett wurde von den Herrschenden als Spottgeißel für Andersdenkende und als zusätzliches Instrument der Spaltung entdeckt. Minderbemittelte der Elite fühlen sich durch diese Form des Kabaretts intellektuell aufgewertet. Die anderen benutzen es mit dem ihnen eigenen Zynismus.

Fazit: Wen interessiert diese Form des Kabaretts? Niemanden, und es wird an der eigenen Krankheit Geistlosigkeit zu Grunde gehen. Wenn ich etwas fürs Gehirn brauche, schaue ich weiter Lisa Fitz.

Herzliche Grüße, Georg Regis


219. Leserbrief

Sehr geehrtes NachDenkSeiten-Team,

nach meiner Wahrnehmung hat sich in der Corona-Zeit eine Verrohung im Umgang der Leitmedien mit abweichenden Meinungen etabliert, die nur (noch) vor der physischen Vernichtung der davon Betroffenen Halt macht. Sozial und ökonomisch darf man es.

Für die Protagonisten hat sich das als folgenlos oder, siehe z.B. Bosetti und Böhmermann, gar als profitabel erwiesen. Die Botschaft ist vermutlich bei den „Comedians“ angekommen (Kabarett kann man das wohl kaum nennen).

Grüße, Hermann Jahns


220. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

gratuliere zu Ihrem Artikel. In Österreich haben wir die gleiche Beobachtung. Unsere Analyse finden Sie hier. Und hier ein Interview. Das wurde inzwischen auch breit gestreut und hat zu weiteren Recherchen geführt.

Auch in Deutschland ist es wohl so gelaufen, wie Ihr Kollege berichtet.

Mit vielen Grüßen, Christian Fiala


221. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

wie sagt man? Das Hemd sei näher als die Hose. Ja, das stimmt, aber eine Hose mit was drin haben diese Herrschaften schon lange nicht mehr am Hintern. Und nun verkaufen sie ihre Seele, um das Hemd noch eine Zeitlang anbehalten zu dürfen.

Es geht nur um die Physis, denn auch hier gilt: Erst kommt das Fressen und dann die Moral. Es hat sich angesichts der massiven Bedrängung kritischer und humanistischer Stimmen bei den meisten ausmoralt.

Da lobe ich mir Lisa Fitz, eine Frau mit Schrot und Korn, die sich selbst treu geblieben ist und wenigstens hilft, den Berufsheuchlern die Verkleidung zu verderben.

Was wir also in diesem Bereich sehen, ist reiner Selbsterhaltungszweck. Jetzt, wo es schwierig wird, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die deutsche Comedyszene gewogen und als zu leicht befunden.

Servus, Wolfgang Schuckmann


222. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Müller,

zu Ihrer Frage bezüglich Kabarettisten-Macht-Kotau.

  1. Man begeistert sich, endlich in der Postmoderne mit der Auflösung binärer Machtkodifizierung/imperialistischer Machtstrukturen angekommen zu sein. Wagenknecht und Schwarzer werden als Exponenten des überkommenen, alten, binären Systems gesehen.

    Die mit dem neuen, woken und grün angestrichenen Empire einhergehenden Gefahren – nämlich imperiale Macht – werden nicht erkannt. „Es besteht die Gefahr, dass postmoderne Theorien sich so ausschließlich auf die alten Machtformen konzentrieren (…) und damit den Blick so rückwärtsgewandt halten, dass sie unwillentlich der neuen Macht in die Arme fallen.“ Vgl. Hardt/Negri – „Das Empire – die neue Weltordnung“ Campus-Verlag 2002, S.155

  2. Opfer von Massenformation/Massenpsychose.

    Hier muss ich die Lektüre des Buches von Mattias Desmet dringend empfehlen – es kommt ganz ohne „Verschwörung“ und WEF aus und dekonstruiert nebenbei die Eliten.

    europa-verlag.com/Buecher/6654/DiePsychologiedesTotalitarismus.html

  3. Niedere Charaktere

    Ich halte es für möglich, dass derartige Stellen mit Leuten von fragwürdigem Charakter besetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen, Dr. med. Alexander Fein


223. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

ich habe lange als Agent im Bereich Kleinkunst gearbeitet und festgestellt, dass diese „kritischen“ Geister so angepasst sind wie viele andere auch. Kabarett gehorcht den Marktgesetzen. Besonders wichtig ist es dabei, im Fernsehen vorzukommen, das sorgt für Besucher*innen im Theater. Dafür ist jedes Mittel recht, denn die Konkurrenz ist groß, und viele Künstler*innen werden verheizt. Die sind dann mal eine Zeit „en vogue“ und verschwinden dann wieder und haben große Probleme, wieder Fuß zu fassen: siehe beispielsweise Rüdiger Hoffmann oder Ingo Appelt, der sich nach einer längeren Zeit, in der er „out“ war, wieder nach vorne gebracht hat.

Bestes Beispiel für die Marktorientierung ist Florian Schroeder. Sein Programm mit Peer Steinbrück war die Absage ans Kabarett und reine Profitorientierung. Christoph Sieber hat beim ZDF die Erfahrung gemacht, dass er ganz schnell weg sein kann vom Fenster. Das droht ihm auch ständig beim WDR. Darüber hinaus sehen die Künstler*innen ja, wie es Leuten geht, die eine andere Meinung vertreten: es geht an die Existenz (siehe Guérot, Ganser, Steimle). Und schlagartig findet sich der Künstler/die Künstlerin in der rechten Ecke. Damit bleiben auch die Zuschauer*innen in den Theatern weg, denn sie wollen ja nicht mit in diese Ecke.

Eine quasi feste Anstellung bei den ÖR macht auch bequem. Das „feste Gehalt“ korrumpiert: Wes Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing… Schön zu beobachten bei der Nockherberg Rede von Maxi Schaffroth: Sehr bissig am Anfang, und am Schluss relativiert er alles voran Gesagte – und alle sind begeistert von der „Tiefe“ seines Beitrags. Bingo! Der nächste Nockherberg ist in der Tasche.

Künstlerinnen wie Lisa Fitz oder Monika Gruber geht es um Inhalte und nicht um Geld. Das unterscheidet sie, und deshalb sind sie medial weg vom Fenster. Ich glaube, Volker Pispers und Georg Schramm haben das vorhergesehen und deshalb rechtzeitig aufgehört. Mal schauen, wie lange Helmut Schleich noch unentdeckt in seiner Ecke weitermachen kann…

Herzliche Grüße, Stefan Zyrus


224. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Dieses Thema der Anbiederung der Kabarett-Szene an die grün-woke Sagbarkeitswolke ist mir seit Langem ein unappetitliches Rätsel. Es wäre schlicht die Aufgabe des Hofnarren, ungestraft die Wahrheit in Form von Witz auszudrücken. Nach vielen Podcasts, Artikeln etc. ergibt sich mir ein profanes, kleinliches Bild:

Wer nicht „den Leitlinien“ des (Rundfunk)Hauses gemäß vorträgt, wird nicht zu Wort gelassen, und wer es dennoch tut, macht dies zu seinem garantiert letzten Auftritt, selbst wenn der gar nicht erst gesendet wird. Die Zensuren sind deshalb so mächtig, weil hier immer auch Menschen mit Einkommen, sozialem Umfeld oder sensiblen Partnerschaften vor die Wahl gestellt sind: Dem Zeitgeist nachplappern oder gecancelt und ruiniert werden.

Dunja Hayali, ZDF-Moderatorin, 29. Januar 2022: „Man kann in Deutschland eigentlich alles sagen. Man muss dann halt manchmal mit Konsequenzen rechnen.“

Das Thema Aufrichtigkeit ist der Besitzstandswahrung gewichen. Nicht nur im Kabarett: Die Spannung ist auch bei den Gassenhauern Tatort, Polizeiruf usw. einer Anleitung zum Umgang mit den neuen Parolen aus Wokistan gewichen. Sie sind ebenso wie die einstigen Informationsflaggschiffe wie Monitor etc. auf der Restle-Rampe verschleudert und wertlos geworden. Es sind nur noch die Ruinen der Eckpfeiler einer kritischen Betrachtung: ohne demokratischen Nährwert oder gar halbwegs glaubhaften Wahrheitsanspruch. Und obendrein im Falle des von den verbliebenen Speichelleckern dargebotenen Kabaretts von fast schon unfassbar schlechtem, niveaulosem Humor. Wäre es in der Kabarettszene wirklich witziger geworden, wirklich Kraft der innewohnenden Wahrheit zum Brüllen komisch und beißend entlarvend, müsste man das eventuell anders betrachten: Das Niveau ist aber leider einfach schlecht, sogar ganz mies geworden: Beweis erbracht – das Kabarett in dem Sinne, wie Sie (und so viele) es vermissen, ist tot.

Man schließe die Augen und stelle sich vor, dieser ganze ideologische Mumpitz müsste durch die Münder von Leuten des Schlages eines Dieter Hildebrandt oder durch den von George-Schimanski unter die Leute gebracht werden: Ich sehe da schwarz. Denke, das wäre nicht gegangen. Deswegen muss die Konsequenz sein, tatsächlich „schwarz” zu sehen; sprich: Abschalten, den Käse. Schade drum.

Beste Grüße und Danke für Ihre Arbeit, M. Enderle


225. Leserbrief

Hallo liebes NachDenkSeiten Team,

zur Anpassung des Kabaretts kann ich nur sagen, dass es wirklich nur sehr wenige geniale Kabarettisten gibt. Und viele der wirklich genialen Kabarettisten werden seit Corona nicht mehr oft im Mainstream-TV gezeigt, da diese ja auch kritisch gegenüber den Maßnahmen, Impfungen usw. waren. Gezeigt werden halt nur noch an die angepassten „Clowns“.

Deswegen schau ich tatsächlich kein Fernsehen mehr, sondern nur noch ausgesuchte Filme oder Serien. Ich ertrage es einfach nicht mehr, wie sich mittlerweile über Prepper, Verschwörungstheoretiker oder Ungeimpfte (diese ja mittlerweile nicht mehr, Krieg hat Corona verdrängt) lustig gemacht wird. Ist das nicht eigentlich auch Ausgrenzung bzw. Mobbing?!!

Die richtig guten Kabarettisten kann man sich ja tatsächlich live anschauen. Ich war erst im Februar mit einer guten Freundin bei Lisa Fitz. Das war eine reine Freude, und wir wurden 2 Stunden und 45 Minuten wunderbar unterhalten. Lisa Fitz ist aber regierungskritisch, also sieht man sie nicht mehr im TV. Ich könnte mir vorstellen, genauso ist es bei Monika Gruber oder z. B. Helge Schneider. Lisa Eckhart äußert sich ja auch immer wieder kritisch, die finde ich persönlich auch sehr gut. Genauso wie Nina Proll aus Österreich, die echt ein paar gute Lieder gemacht hat (I zag di au).
 
Also meiner Meinung nach sieht man halt nur schlechte Kabarettisten im TV, und die müssen natürlich eine regierungstreue Meinung haben (dann ist man aber eben kein richtiger Kabarettist). Die wirklich guten Kabarettisten dürfen in dieser ganzen Propagandaschlacht natürlich nicht mehr gezeigt werden.

Liebe Grüße und vielen Dank für Eure Arbeit, Steffi Giese


226. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, liebe Nachdenkseiten,

meine Erklärung hinsichtlich des Phänomens des „Schutzes der herrschenden (Kriegs-)Politik durch Satiriker“ im Rahmen der „Umfrage zur Anpassung des Kabaretts“ lautet wie folgt:

Ich glaube nicht, dass das Phänomen speziell für die Satire bzw. das Kabarett ist. Ähnlich wie Satiriker Hofnarren – und keine Hofschranzen – sein sollten, hat eigentlich auch die Presse (inklusive nicht gedruckter „Presse“) die Aufgabe, die Regierung kritisch zu begleiten; genau das macht sie zur sogenannten vierten Gewalt.

Ähnlich wie die im Bundestag vertretenen politischen Parteien, von denen CDU/CSU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen – zuzüglich des untergehenden Teils der Partei Die Linke – aufgrund ihrer Ununterscheidbarkeit in wesentlichen Fragen der Corona- und Kriegspolitik einen Parteienblock – es handelt sich nicht um Blockparteien – gebildet haben, gilt dies auch für den absoluten Großteil der herkömmlichen Presse, die einen Presseblock gebildet hat, dessen Herangehen ebenso ununterscheidbar geworden ist. Erstaunlicherweise begleitet der Presseblock die Regierung allerspätestens seit März 2020 nicht mehr kritisch, sondern teilt im Wesentlichen deren Verlautbarungen. Insoweit hat sich der Presse- mit dem Parteienblock gleichgeschaltet; damit hat der Presseblock automatisch seinen Status als vierte Gewalt eingebüßt.

Ähnliches läuft nunmehr im Rahmen des Kabaretts ab. Es ist ja jetzt nicht so, dass es keine regierungskritischen Satiriker mehr gäbe; ich denke v.a. an Herrn Küppersbusch. Auch im Rahmen des Kabaretts scheint sich aber nunmehr ein Satireblock zu bilden, der die Regierung nicht etwa kritisiert, sondern die Kritiker der Regierung und diese noch infam angeht. Offensichtlich haben zu viele Menschen vergessen, dass gerade Herrschaftskritik einen Selbstzweck darstellt; genauso wie das Selbstdenken – im Gegensatz zum Querdenken – einen Selbstzweck darstellt. Denn ohne Kritik ist kein abschließendes Urteil möglich. Dann scheint es für die meisten am einfachsten, das Regierungsurteil zu übernehmen, da diesem immerhin das Offizielle anhaftet.

Woher kommt das?

Ich empfinde das dritte Jahrzehnt des dritten Jahrtausends bislang so, dass sich die Mehrheitsgesellschaft – wohl aus Gründen der Komplexitätsreduktion wegen zahlreicher Zielkonflikte – implizit darauf verständigt hat, dass der für gut erachtete Zweck die Mittel heiligt und nur noch die Würde „der“ Menschen, des Kollektivs, des Staates, der dann auf Grund der Änderungsfestigkeit der im ersten Artikel niedergelegten Grundsätze keiner des Grundgesetzes mehr wäre, unantastbar ist. Der Kanzler der von ihm ausgemachten „Zeitenwende“ drückte dies – noch mit Coronabezug – wie folgt aus: „Es darf keine roten Linien geben“; diese Denke, die unvereinbar mit einem Würdeanspruch ist, setzt sich derzeit durch.

Ich gehe davon aus, dass sich diejenigen Menschen, die sich dem Parteien-, Presse- und nunmehr auch dem sich entwickelnden Satireblock anschließen, einem einfachen Weltbild aus schwarz und weiß anhängen. Die Komplexität der Probleme ist so immens, dass – nach der Denke des Denkblocks – nur rigorose Vereinfachung bzw. Verunglimpfung hilft. Beides sind infantile Denkmuster.

So führt die Infantilität z.B. dazu, dass es bereits an der Wahrnehmung dafür fehlt, mit dem Meinungsblock global gesehen eine Minderheitenposition zu vertreten. Das führt dazu, dass die globale Minderheit ernsthaft davon ausgeht, die globale Mehrheit liege falsch. Mich erinnert das an einen kranken Menschen, der davon ausgeht, er sei gesund; der Rest sei krank.

Mir scheint, dass nicht mehr der (einzelne) Mensch – derzeit vor allem nicht der russische Mensch –, sondern nur noch die Menschen zählen – etwas, das gerade in Deutschland einfach nicht mehr vorkommen darf. Dass sich die Gesellschaft Werten wie „Demokratie“, „Menschenrechten“ und „Rechtsstaatlichkeit“ verschreibt, ist begrüßenswert; es scheint aber dabei vergessen zu werden, dass der alles überbrückende Wert (bzw. das alles überbrückende Gottesgeschenk) die Unantastbarkeit – bzw. positiv formuliert: die Heiligkeit – der Würde des Menschen ist.

Nur so ist mir erklärbar, wie deutsche Funktionseliten ohne vernehmbaren Widerspruch Begriffe wie „Diktatfrieden“, „Vernichtungskrieg“, „Unterwerfungs- bzw. Lumpenpazifismus“, „Zivilisationsbruch“ usw. usf. verwenden können. Rationales Denken scheint noch nicht mal mehr gleichranging mit emotionalem Denken behandelt zu werden; der klare Blick für die Realität wird ersetzt durch einen klaren Blick für die Surrealität. Während gestern noch jeder an einer – natürlichen oder menschengemachten – Erkrankung Verstorbener ein Verstorbener zu viel war, sollen und dürfen heute gar nicht genug Menschen an einer – ganz sicherlich menschlich verursachten – Kriegssituation versterben. Dass im 21. Jahrhundert noch propagiert werden kann – nichts anderes geschieht derzeit im Rahmen der militärischen Unterstützung der Ukraine –, es sei edel und gut, für das Vaterland zu sterben – ggf. auch nur zu leiden –, zeigt mir, dass 2.500 Jahre Geistesgeschichte recht spurlos zumindest an der deutschen Menschheit vorbeigegangen sind.

Abschließend:

Dass die Nachdenkseiten für mich ein immens wichtiger Orientierungspunkt sind, kann ich nicht genug unterstreichen; ohne sie wäre ich derzeit nahezu vollkommen aufgeschmissen.

Allerherzlichsten Dank für Ihre Arbeit sowie Entschuldigung für das Nicht-Kurzhalten!

Mit freundlichen Grüßen, Wettengel


227. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

gerne möchte ich meine Gedanken dazu mit Ihnen teilen, da ich u. a. auch selbst schon lange auf der Suche nach Antworten zum Thema Manipulation der Massen durch die Medien bin. Da Sie eine Kurzfassung fordern und ich ohnehin kein guter Schreiber bin, schildere ich Ihnen meine „Erkenntnisse“ mehr oder weniger in Stichpunkten:

  • Was die Kabarettisten angeht, da glaube ich an das Phänomen Herdentrieb und Selbsterhaltungstrieb. Zudem muss sich ein Mensch in der heutigen Zeit sehr gut überlegen, wie weit er sich als Andersdenkender outet. Es findet sehr oft eine Stigmatisierung statt, wenn man kritisch denkt und dazu steht. Und die Kabarettisten müssen ihren Lebensunterhalt mit ihrem Tun verdienen. Wenn sie dann gegen den Mainstream sind, könnte das fantechnisch problematisch werden. Es geht auch um deren Existenz. Ist natürlich auch eine Charakterfrage.

    Dass ausgerechnet der von mir wirklich nicht geschätzte Dieter Nuhr bei dem Thema Krieg eine vernünftige Meinung kundgetan hat, zeigt, dass auch ein aus meiner Sicht unsozialer Mensch nicht bei allem falsch liegt. Er kann zumindest noch denken und hält auch starke Kritik aus. Trotzdem mag ich ihn nicht.

  • Meiner Meinung nach konsumieren und nutzen die meisten Menschen Nachrichten unkritisch. Durch den ständigen Informationsüberfluss sind die meisten abgestumpft und passiv. Es ist eine Art betreutes Denken, oder noch viel passender betreutes Glauben. Selbst nachdenken ist oft nicht mehr erforderlich und obendrein unbequem. Und wenn, dann soll es gefälligst schön einfach sein und den eigenen Vorstellungen entsprechen. Das ist auch das Ziel der Meinungsmacher. In dem Zusammenhang finde ich das Höhlengleichnis sehr anschaulich, um die Verhaltensweisen der Menschen besser zu verstehen.
  • Kognitive Kriegsführung und damit professionelle Manipulation findet auf allen Ebenen statt. Die NATO hat das ganz offen und für jeden nachlesbar auf ihren Webseiten sehr ausführlich dargestellt, wie weit das mittlerweile geht. Natürlich nur zur Verteidigung des westlichen Abendlandes und somit für einen guten Zweck. Der Westen ist selbstverständlich gut und das Böse sitzt im Osten, und der ist nun mal grundsätzlich schlecht. Solche einfachen Schwarz-Weiß-Muster sind für die geschundene Seele viel bekömmlicher als selbst denken und feststellen, dass nicht alles so einfach ist. Außerdem ist es gut ein, Feindbild zu haben. Das kommt vielen irgendwie recht. Dann ist man selbst aus dem Schneider und kann mit dem Finger auf andere zeigen.
  • Es scheint auch hier wieder mal ein Spiel mit der Angst zu sein. Der böse Russe kommt und holt uns. Da ist es doch besser, wir stehen zum einen auf der „richtigen“ Seite und haben einen sehr mächtigen Bruder (USA), der uns im Notfall zu Hilfe eilt. Und wenn die Ukrainer den Russen besiegen, sind wir nicht mehr gefährdet. Weiterhin gibt es sicher auch die große Angst, bei Freunden, Verwandten, Kollegen zu einem Außenseiter zu werden und noch schlimmer ausgegrenzt zu werden. Dass das Risiko eines Weltkrieges viel bedrohlicher ist, wollen die Menschen irgendwie nicht wahrhaben.
  • So, nun bin ich etwas abgeschweift. Aber das alles hängt ja irgendwie zusammen. Die Ausführungen oben können durchaus eine Portion Ironie und Sarkasmus enthalten.

Bitte machen Sie weiterhin so gute aufklärerische Arbeit und lassen Sie sich nicht unterkriegen! Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen, Frank Winkels


228. Leserbrief

Moin Herr Müller,

„Bitte kurz halten“

Nun denn: Wie kann man das erklären? Angst. Nackte Angst. Sie wissen doch, was mit Leuten wie King, Assange, Fitz, Snowdwen, Nena, Ballweg, Bhakdi, Wodarg, Leber, Scholl, Jebsen, Arvay… nun.

Ich halte es kurz. Wenn man, wie ich von den von ihnen erwähnten Leuten annehme, eine Frau und Kinder und evtl. eine Immobilie abzuzahlen hat, dann bekommt man Angst… Nackte Angst!

Meine ich.

Mit allerfeinsten Grüßen: Linus


229. Leserbrief

Mich nervt total die Heute-Show, die voll auf Regierungsseite sind und für Krieg sind und gegen Sahra Wagenknecht wettern.

Viele Grüße, Christiane Escher


230. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich schätze die Sachlage so ein:

Corona hat gezeigt, was mit Leuten passiert, die eine abweichende Meinung vertreten (siehe Lisa Fitz, Uwe Steimle usw.). Schnell gilt man als rechts und wird untragbar. Für diese Kulturschaffenden kann es somit das Ende der Karriere oder der Anstellung beim öffentlichen Rundfunk mit einem sicheren Gehalt bedeuten. Manche verspüren vielleicht auch Dankbarkeit gegenüber der Regierung, da diese Teile der Kultur über die Pandemie gerettet hat.

Weiterhin muss man leider feststellen, dass nach meiner Einschätzung ca. 70 Prozent der Bevölkerung „auf Linie“ sind. Kabarett gegen die Mehrheitsmeinung ruft Unmut hervor. Da schwimmt man lieber mit dem Strom und arbeitet sich an Minderheiten ab. Es ist auch einfacher, bekannte Narrative zu verstärken, als „neue“ aufwändig zu etablieren und zu begründen. Leider scheinen wir in einer Zeit zu leben, in der Haltung mehr wert ist, als Fakten es bisher waren.

Grüße, Peter Fischer


231. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ohne Zweifel macht die „Zeitenwende“ auch vor dem Kabarett nicht halt – wobei man dem sicher auch Verständnis entgegenbringen kann oder sollte: Es sind auch nur Menschen. Generell gibt es ein Wechselspiel zwischen Sender und Empfänger: Wenn der Empfänger gegen das, was man ihm anbietet, nicht aufbegehrt, macht der Sender weiter und sein Angebot verstetigt sich. Über die monokulturelle Verblödung der Bevölkerung durch die Flächenbombardements der Medien als sechste Teilstreitkraft des Krieges der USA gegen Russland habe ich schon ausgeführt. Über das, was man dagegen tun kann, habe ich im Zusammenhang mit der Rede des Bundespräsidenten zum Gedenken an die Widerstandsgruppe Weiße Rose geschrieben und bin dabei auch auf Ihre mögliche Rolle eingegangen.

Auf die ZDF heute-show habe ich auf TWITTER am vergangenen Freitag reagiert: „Schade, die „Zeitenwende“ macht selbst aus der @heuteshow eine diffamierende Propaganda-Show.“ Auf die Reaktion eines Followers hin, „War sie vorher schon.“, schrieb ich: „Nein, eindeutig nein. Kabarettisten haben einen geschulten Blick auf Politik und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, das so aufzubereiten, dass es die grauen Zellen in der Bevölkerung erreicht (daran arbeite ich noch). Inzwischen leistet man aber auch dort den Eid auf die ‚Zeitenwende‘.“

Mit freundlichen Grüßen, Bernd Liske


232. Leserbrief

Meine Einschätzung

Die werten Damen und Herren von Kabarett sind wohl auf die Einnahmen vom Fernsehen angewiesen. Das Problem ist, dass unsere GEZ-Beiträge vom Staatsfernsehen zur Manipulation verwendet werden müssen. Wer da nicht mitmacht, ist eben draußen. Eine Zensur findet nicht statt.

Andererseits sollten wir sehen. dass DIE mittlerweile Gift und Galle speien, wenn jemand wagt, eine nichtregierungsoffizielle Meinung zu haben. Das zeigt, dass sie Angst haben, große Angst.

Mit solidarischen Grüßen, Armin Christ


233. Leserbrief

Hallo,

Vielleicht sagen die auch nur, was sie denken. Dann ist es nicht so toll, dass ihr das jetzt aufblast. Wäre ja dann dasselbe, was ihr ihnen in diesem Artikel vorwerft. Andere Meinungen zulassen macht sympathisch.

Macht doch bitte nicht das gleiche blöde Spiel wie die. Ansonsten danke für die NDS.

Liebe Grüße, Achim Schmidt


234. Leserbrief

Ich glaube, dass all die Kabarettisten, die bei ihren Medienauftritten jetzt auf die allgemeine russophobe und Putin-bashende Linie einschwenken, bewusst oder unbewusst, einfach unter dem Druck der flächendeckenden Propaganda einknicken. Ich bin allerdings auch ziemlich fassungs- und ratlos, wie es sein kann, dass so viele ehedem sehr streitbare Geister so komplett einknicken. Dabei sind die Kabarettisten aber leider nicht alleine. Dies gilt ja auch für die große Mehrheit der Journalisten und Politiker. Ich glaube, ich muss einmal wieder das Buch

Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media

von Edward S. Herman and Noam Chomsky zur Hand nehmen, um die Mechanismen zu rekapitulieren, nach denen unsere Medien funktionieren.

Hans-Peter Piepho


235. Leserbrief

Sehr geehrter und lieber Herr Müller,

Diese „ehemaligen“ Kabarettisten haben erkannt, dass sie bei dem propagierten zukünftigen Gesellschaftssystem-wechsel dabei sein könnten, möchten. Das ist eine gute Gelegenheit für sie, mit dazuzugehören zu der hellsehenden, noch herrschenden Oberschicht, die sie alle missbraucht, um von den wahren Hintergründen und Ursachen abzulenken.

Aus meiner Sicht sind das Menschen, die noch schnell auf den fahrenden Zug aufspringen möchten, um auf der „Karriere-Laufbahn“ nach oben gespült zu werden. Sicherlich machen sie das gegen Bezahlung, denn denen ist es egal, wer und wie viel jemand zahlt. Das sind charakterlose, rücksichtslose Egoisten, die nur auf ihr eigenes Wohl und Vorteile bedacht sind. Das wird ihnen in ihrer Ausbildung und spätestens bei ihrem ersten Auftrag, Arbeitgeber bewusst.

Für mich haben die keine Berufsehre, sie schauen sich das bei den anderen ab, das fängt schon zu Hause in der Kinderstube an. Warum sollen sie auch nicht mit den Wölfen heulen, oder wie schon in der Lehre gesagt wurde; „Wess’ Brot ich ess, dess’ Lied ich sing“. Viele unsere Politiker, nicht nur die, die jetzt im Amt, aber gewiss nicht in Würde sind, bleiben und waren für mich schon immer

„… totale Verbrecher!
sie lügen, betrügen erklären den Krieg, machen Menschen zu Mördern und labern vom Sieg …!“, sang Udo Lindenberg in den 1970er/80er-Jahren.

Dem habe ich im Moment nichts mehr hinzuzufügen, außer die Bitte an Sie, liebe NDS’ler, bitte halten Sie durch. Sie sind mein Leuchtturm in diesem Chaos, das von denen „da oben“ ausgedacht und ausgelöst wurde.

Solidarische Grüße, J. Sales


236. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

So etwas „Eigenartiges“ ist das gar nicht, was wir hier im Bereich Kabarett und Satire erleben. Ich halte es leider für eher in der Norm dessen, was wir aus dieser Generation kennen. Das doch in der Regel unbekümmerte Aufwachsen hat diese Menschen nie in Verlegenheit gebracht, wirklich für etwas zu streiten, kämpfen zu müssen oder ernstlich etwas zu hinterfragen. Hier stehen in der Regel keine Weltverbesserer oder gar Revolutionäre auf der Bühne. Sie machen einen Job.

Und wenn sie erst einmal an der oberen Sprosse der Karriereleiter angekommen sind, beginnt das, was der Motor und Gott dieser Gesellschaft ist. Richtig viel Geld verdienen. Corona hat diesen Menschen nun gezeigt, wie schnell es geht, von der Leiter zu fallen, wenn man nicht „mitschwimmt“. „Erst das Fressen, dann die Moral“. Der bekannte Spruch gilt immer wieder.

Mit freundlichen Grüßen, Lutz Schramm


237. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

ich bin befreundet mit dem Leipziger Kabarettisten Meigl Hoffmann meigl-hoffmann.de. Ein außerordentlicher Mann!

Im DLF kam im November in der Reihe „Querköpfe“ ein Auszug aus der damals gerade zu Ende gegangenen „Leipziger Lachmesse“, und zwar kamen alle aus Sachsen stammenden Teilnehmer zu Wort:

deutschlandfunk.de/ein-saechselnder-streifzug-ueber-die-leipziger-lachmesse-dlf-6e776910-100.html

Simone Solga, die lange in München bei Lach & Schieß war, bleibt blass, werden sie selbst finden. Tom Pauls erzählt was von Stevie Wonder, naja. Ab Minute 43:25 kommt Meigl auch im Interview zu Wort (der Interviewer Torsten Thierbach, übrigens, stammt aus Dresden und war begeistert von Meigl, erzählte mir dieser, daher kommt Meigl in dieser DLF-Sendung auch am meisten zu Wort).

Meigl ist vielleicht eine Ausnahme, aber eine markante. Er ist halt nicht im TV.

Grüße aus Leipzig, UDBraumann


238. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie möchten die Meinung der Leserschaft hören, warum öffentliche Auftritte selbst im Bereich der Satire und Kleinkunst sich der nationalen Kriegslust anbiedern, sich ihr sogar in vorauseilendem Gehorsam unterwerfen, sie sich gar selbst zu eigen machen? 

In unserer heutigen Zeit, wo Religion weitestgehend einem bloßen, existenzielle Zugeständnis an eine „Kraft, die größer ist als der Mensch“ gewichen ist, bietet unser täglicher und alltäglicher Medienkonsum eine oft sehr willkommene Ersatzdienstleistung für zwischenmenschliche Bedürfnisse an: nämlich den Genuss an der Teilhabe einer fremden Gedankenwelt.

Wie Sie freilich immer wieder selbst in ihrem Alltag feststellen – privat wie beruflich –, ist es nicht jedermann gleichermaßen gestattet, die „seltenen“ Sendeplätze für sich einzunehmen und dabei sowohl SENDER als auch fair behandelt zu werden. Wer einen solchen ergattern kann, muss sich der staatlichen Verpflichtung hingeben. Für immer präziser deklarierte Abweichungen aller Art (Stichwort: geeignete Äußerungen) gibt es reichlich Nicht-Argumentation und Schutzbehauptungen, diese Sendeplätze zu verwehren. Zwar sind Fernsehen, Zeitungen, Radio, Auftritte und ihre online kommunizierten Ableger nun wahrhaft nicht die einzigen verfügbaren Kanäle, jedoch die einzigen, welche ein finanzielles Auskommen ermöglichen. Was dies in einer von Wirtschaftlichkeitsgebaren als Geisel gehaltenen Gesellschaft wie der unseren in der BRD bedeutet, mag sich aus eben dieser Perspektive (alles muss sich lohnen!) erklären lassen: Alles. 

Für die NachDenkSeiten haben Sie finanziell den Weg der Freiwilligkeit gewählt. Und damit haben Sie all die Stolpersteine – die natürlich vorkommenden wie auch die vorsätzlich dort platzierten – gewählt. Inwieweit ihr persönliches Auskommen von Erfolg und Reichweite dieser Unternehmung abhängt, mag ich nicht beurteilen. Ich schätze aber, dass es auch hier eher freiwillig geschieht als aus finanzieller Notwendigkeit heraus. Da hätten Ihnen auch sicherlich Türen zu lukrativeren und arbeitsärmeren Einkünften offengestanden. 

Zusammengefasst: Wer unsere Kultur mitgestalten möchte, muss die Leitkultur verinnerlicht haben. Wer dies nicht tut und dennoch Kulturschaffender wird, muss akzeptieren, im staatlichen Kulturraum als Störenfried ignoriert oder bekämpft zu werden, denn als Partner oder Mitwirkender geachtet. Gedankenspiel: Hätten Sie diese „unsere“ Leitkultur verinnerlicht und ökonomisches Denken in jeden ihrer Lebensbereiche aufgesogen: Was würden Sie tun? 

Der Bruderrat von Bonhoeffers‘ Finkenwalder Kreis schrieb 1935, anlässlich der „Verordnung zur Sicherung der evangelischen Kirche“ in einem Brief an seine Mitglieder:

„Wir können Ihnen keine Sicherung dafür geben, dass Sie angestellt werden, Gehalt bekommen, von irgendeiner staatlichen Stelle anerkannt werden. Es kann sein, dass Ihr Weg in die Zukunft sehr schwer wird…“ 

Dennoch oder gerade deswegen blieb die Gemeinschaft vollzählig, und ein gewisser Dietrich entgegnete den Mitgliedern der legitimen Kirchen:

„Wenn man in einen falschen Zug einsteigt, nützt es nichts, wenn man im Gang entgegen der Fahrtrichtung läuft.“

Ich wünsche Ihnen, Herr Müller, und allen Beteiligten alles Gute. 

Timo Schmidt, Hannover


239. Leserbrief

Vorsicht lasse ich walten, höre ich von einem Phänomen, wenn es sich um menschliche Verhaltensweisen handelt. Die sind erklärbar, Phänomene nicht. Am deutlichsten erkenne ich bei Dieter Nuhr, wenn er den Pflichtteil seines Programms herunterschnurrt, nämlich seinen Gehorsam gegenüber dem Mainstream vermeldet; es hört sich anders an – jedenfalls für mich – fast widerstrebend. Man hat etwas zu sagen, sagt aber nun auch, was man nicht zu sagen hätte; man plant es ein, im Grunde verbiegt man sich, wendet sich.

Ich kenne das aus DDR-Endzeiten. Man betrügt seine Seele, sofern man nach Jahrzehnten des Bluffs noch über so ein Lebensstück verfügt, denn man will dazugehören, muss sich unterscheiden von den dummen Massen, die nichts gebacken kriegen, weil sie durch das deutsche Bildungswesen längst verblödet sind; man wähnt sich der elitären Aristokratie zugehörig, koste es das Gewissen. Ein wenig weiß ich, wovon ich rede, werden doch Bücher meines kleinen Verlags von provinzieller Presse nicht rezensiert, solange der Chefredakteur fassungslos über mein Weltbild ist. Ich brauche bloß andere Bücher schreiben, ich mach‘s aber nicht. Uwe Steimle kriecht auch nicht zu Kreuze – und viele andere mehr. Es ist eine Haltungsfrage. Solange man auch Haltung kaufen kann, müssen wir uns nicht wundern.

Rainer Stankiewitz


240. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

das Kabarett hat sich immer an die vermeintlich vorherrschende, vorgegebene oder veröffentlichte Publikumsmeinung angepasst. Das gilt insbesondere für Auftritte im Fernsehen. Zudem brauchen die Künstler nach der Corona-Flaute dringend wieder Einnahmen und wollen auf keinen Fall irgendwo anecken. Also machen sie das, was nach ihrer Auffassung ankommt.

Aber wahrscheinlich hat die Corona-Politik auch Spuren hinterlassen. Man hat sich durch Politik, Medien und Wissenschaft in Angst und Schrecken versetzen lassen, und so konnten sich der Staat und die Weißkittel als Retter inszenieren, ihre Macht ausweiten und ihr Ansehen vergrößern. Fast alle haben sich der Politik und Wissenschaft unterworfen, sich mit den angeblich wirksamen und ungefährlichen Substanzen impfen lassen und glauben, durch Staat und Medizin von allem Übel erlöst worden zu sein. Und die Hände, die einem vermeintlich das Leben gerettet haben, beißt man nicht.

Diese neue deutsche Staatsgläubigkeit und Staatshörigkeit dürfte auch dazu geführt haben, dass viele Künstler der Bundesregierung bedenkenlos in den Ukrainekrieg gefolgt sind und sie selbst zu Kriegspropagandisten geworden sind. Hier noch ein Zitat aus dem Jahr 1914:

„Auch viele Kabarettisten und Satiriker sind unter den Hurra-Rufern und melden sich freiwillig an die Front. Sie preisen wie Otto Reutter in einem Chanson, deutsche U-Boote, oder erklären gar, völlig ironiefrei, das „Sich-abschlachten-lassen“ zum sehnlich gesuchten Sinn ihres Lebens.“

Diese Stufe des Wahnsinns haben wir noch nicht erreicht. Aber unsere Medien präsentieren uns fast stündlich die neuen deutschen Waffen, mit denen wir dann in 2.000 Kilometern Entfernung die Ukrainer die Russen abschlachten lassen. Das ist noch perverser als das „Sich-abschlachten-lassen“.

Mit freundlichen Grüßen, Heinz J. Dieckmann


241. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller!

Sie haben mit Ihren Fragen „Geht es um Aufträge von den großen Medien? Zeigt sich hier ein Nebeneffekt der Aushöhlung der öffentlich-rechtlichen Sender? Geht es um den Applaus einer zunehmend angepassten Mehrheit? Ist der Wunsch, dazuzugehören, so unglaublich groß, dass das Nachdenken davon blockiert wird?“ indirekt schon wichtige Antworten auf Ihre Frage „Wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?“ gegeben, denn die „großen Medien“ und die „öffentlich-rechtlichen Sender“ sind längst gleichgeschaltet auf Regierungskurs bzw. folgen sklavisch dem vom US-Kriegskomplex vorgegebenen Narrativ, und der „Applaus einer zunehmend angepassten Mehrheit“ und „der Wunsch, dazuzugehören“ spielen angesichts des mit allen Mitteln geführten Information Warfare sicher eine entscheidende Rolle.

Hinzu kommt unseres Erachtens die Angst vor dem Verlust des Einkommens, vielleicht sogar vor dem Verlust des Lebens. Als aktuelle Beispiele möchten wir nur die Entlassung der Professorin Ulrike Guérot von der Bonner Universität und den Freitod(?) des Biologen Clemens Arvay nennen.

Friedliche Grüße! Helene + Dr. Ansgar Klein


242. Leserbrief

Es geht um effiziente Meinungsmache!

Während Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Stationen noch gewissen journalistischen Mindeststandards unterliegen, können bei Satire und Kabarett ansonsten zu recherchierende Fakten frank und frei erfunden und jede bevölkerungsgruppenspezifische Verächtlichmachung weitergetrieben werden.

Die Einhaltung von Political Correctness (PC) wird zwar ebenfalls gefordert, jedenfalls für ethnische, sexuelle und auch einige religiöse Minderheiten, die Einhaltung der PC endet aber bei Meinungsabweichlern, erst recht, wenn die Gefahr besteht, dass diese gar keine Minderheit sind. Die Abweichler vom vorgegebenen Mainstream haben es sich schließlich auch selbst zuzuschreiben, dass sie vom ach so freien Kabarett verächtlich gemacht werden – haben sie doch ihre abweichende Meinung selbst gewählt, anstatt die vorgegebene Meinung zu replizieren oder besser vollends zu schweigen.

Das Land der meinungsbildenden Talkshows wird zunehmend zum Land der meinungsmachenden Wochenshows. Verantwortungsfrei, per definitionem nicht ernst zu nehmen, aber genau dadurch zunehmend effizient.

Norbert Neuwirth


243. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten Team,

ich habe den Verdacht, dass sich zwei Seiten immer klarer herauskristallisieren: die derjenigen, die für Krieg sind, und die dagegen. Die, die offensichtlich lügen, und die, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlen. Je nach eigener gesellschaftlicher Position muss man sich öffentlich für eine der beiden Seiten entscheiden. Da die Annahme, dass die mächtigen vollkommen des Wahnsinns sind, sehr extrem ist, entscheiden sich viele oft für deren Seite.

Mit freundlichen Grüßen, MM


244. Leserbrief

Verehrtes Team,

ich habe gemerkt, dass unsere Kabarettisten vor längerer Zeit die Entscheidung treffen mussten, entweder, sie heulen mit den Wölfen, oder sie werden nicht mehr engagiert. Uwe Steimle z.B., den ich sehr schätze, ist halt weg. Alle, die noch auftreten dürfen, müssen wenigstens einen Seitenhieb auf die AfD oder neuerdings auf Frau Wagenknecht loslassen. Dann dürfen sie auch ein paar kleine, vorsichtige Kritikpünktchen vorbringen.

In der ehemaligen DDR gab es sehr gute Kabarettisten, die durften sogar manchmal etwas Kritisches sagen. Das Publikum jubelte und merkte gar nicht, dass das nur eine Ventilfunktion hatte. Geändert hat sich gar nichts, und heute ist es ebenso!

Schöne Grüße aus Peine, Ingund Enderlein


245. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

auf Ihren Wunsch hin halte ich mich kurz: Mir fällt nur eine Erklärung für den Untergang für das Kabarett im ÖRR ein: Die letzten Jahre waren ein Charakter- und Intelligenztest, den viele nicht bestanden haben. Außer einigen wenigen wie: Helmut Schleich, Simone Solga, Monika Gruber, Lisa Fitz. Alles andere schau ich mir nicht mehr an, weil ich es kaum aushalte.

Ansonsten machen Sie bitte weiter so. Ihre Arbeit ist so wichtig.

Mit herzlichen Grüßen, A. Riegel


246. Leserbrief

Liebe Macher der Nachdenkseiten,

ja, ich bin völlig entsetzt über, ja wie soll ich sagen, um Kabarett im eigentlichen Sinn handelt es sich nicht mehr. Der Niedergang nahm richtig Fahrt auf mit Beginn der Corona-Maßnahmen. Aber auch schon vorher war es weniger kritisch.

Was tatsächlich dahinter steckt, kann man ja nur vermuten. Ich denke es läuft so wie im Journalismus, dass hier Geld im Spiel ist. Wie diese doch ehemals kritischen Geister sich noch im Spiegel ansehen können, kann ich nicht nachvollziehen.

Beste Grüße, Reinhard Kaufmann


247. Leserbrief

Kurzgehalten: Die (bis zur Coronakrise) Funktion selbst qualitativ anspruchsvoller Satire war in einer konsumbefähigten Freiheitsillusion die eines Ableitstrangs, Ventil erscheint mir bei der ausgeprägten deutschen Schafsmentalität überdimensioniert. Dass aus schierer Masse rein rechnerisch vereinzelt originelles Denken und/oder Dichten lediglich als abfallendes Nebenprodukt sich beizeiten einstellt, hat somit keine nationalgenetische Grundlage. Was unsere durchaus zuvorderst talentierten scharfen Zungen verkündeten, erscheint alsbald im gelungenen Falle durch die aktuelle Erbärmlichkeit kompletten Versagens aber durchaus mit diesem Attribut „deutsch“ hauptanteilig verbunden.

Die Krux ist diese Nationalattrappe, die nun, dem Himmel sei Dank, unweigerlich ins Nichts verpufft, nachdem die blutverschweißte kleindeutsche Einigkeit anno 1871 vom jähzornigen Kleinkind über Psychopatenpubertanz die volljährige Mündigkeit bis 1945 zu recht versäumte, es hat nicht sollen sein… wurde aber zweckdienlich vom Nachkriegswalter zum eiternden Debilzombie gehätschelt, der die europäische Wunde brav am schwären hält.

Großes Kino also, nichts dahinter, so auch die vormals selbstgeglaubte Attitüde echter Haltung vs. Meinung. Wofür? Dieses Nationalinsolvenz ist, endlich farb- und tonlos auf weiß offenbart, ökonomisch zu loben: Ein Geist hat eines gar nicht nötig, Geistesfülle. Es heißt mit bedachter Bescheidenheit ja auch Kleinkunst, nimmt sie sich selbst auch immens wichtig. Es bleibt dazu doch eine Ausnahme anzuführen, einer, der den ganzen Rest an Geist geerbt, um die noch lächerlichere Posserei mit diesen Farcen zu vermählen, welche vorgeben, diese vorzuführen. Chapeau, Monsieur Sonneborn! … ein böser Traum war‘s, gut gelacht!

Liebe Grüße, Bernd Berthel


248. Leserbrief

Im Mainstream fühlt man sich sicher; außerdem die Angst, Applaus und Anerkennung zu verlieren; Existenzangst?

Sophie Steck


249. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

wenn es auch die Aufgabe von Kabarettisten sein sollte, kritisch das Handeln der Führenden in Politik und Wirtschaft unterhaltsam zu hinterfragen, so sind auch Kabarettisten nur Menschen, die, wenn sie in dem von ihnen gewählten Beruf arbeiten wollen, etwas verdienen müssen, um zu leben.

Und verdienen können sie nur, wenn sie einen Auftrag bzw. einen Sendeplatz bekommen. Da sie aber alle freie Mitarbeiter in den Medien sind, sind sie so frei wie Freiwild. Es ist also keine Zensur, wenn ein freier Mitarbeiter keinen Auftrag bzw. keine Sendung bekommt.

Ich glaube, dass dadurch ein vorauseilender Gehorsam entsteht, und könnte mir vorstellen, dass viele Künstler ihre eigene Haltung an der Garderobe abgeben und das für sich damit begründen, dass auch Schauspieler nicht hinter jeder Rolle stehen. die sie spielen. Dies ist sehr schade und traurig, weil besonders die Kabarettisten unglaubwürdig und nach einem politischen Richtungswechsel fallen gelassen werden.

Vielen Dank für Eure Arbeit und viele Grüße, Friedhelm Wendel


250. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

zunächst: Danke Ihnen.

Ich kenne diese „Kabarettisten“ nicht, daher ist meine Erklärung doch ziemlich spekulativ. Ich habe folgende Erklärungen:

  1. Narzisstische Störung, Gefallsucht (bzw. deren Missbrauch, also nützliche Idioten)
  2. Finanzielle Notlage (bzw. deren Missbrauch): Kinder, Kredit, Haus, Schulden…
  3. Sie spielen das Spiel mit, weil es politisch jemand mitspielen muss. Soll heißen, die Ramstein-Betreiber erwarten das so.

Ansatz c) folgt dem Gedanken, dass unsere Regierung quasi mit der Pistole am Kopf agiert. Liefere Waffen, sonst … könnte das Land bald aussehen wie der Irak. In diesem Fall wäre es der verzweifelte Versuch, die Gesellschaft zu schützen. Im Destabilisieren ist unsere Schutzmacht bekanntlich talentiert.

(War die Reichsbürger-Story vom Dezember ein Vorgeschmack? Hat der BND schon mal geübt, für den Fall, dass …?)

MfG, Florian Dietz


251. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren!

In der Tat beobachte auch ich seit Corona, dass sich unsere Kabarettisten lieber an der Opposition abarbeiten statt an der Regierung. Auch im Karneval – etwa bei „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ – war das zu beobachten. Man denke darin an Lars Reichows Hasstirade auf die AfD. Bosetti war bei Corona ja schon personifiziertes Regierungssprachrohr – Stichwort: „Ungeimpfte sind Blinddarm der Gesellschaft“. Christoph Siebert ist leider auch komplett vom System einverleibt worden. Ob auch er am Tropf des WDR hängt?

Selbst der Oppositionsführer Friedrich Merz arbeitet sich ja inzwischen lieber an der Opposition ab – etwa an Frau Wagenknechts „Manifest für den Frieden“ – statt an der Regierung. Offenbar ist unsere korrupte Regierung nicht nur Meister im Nehmen, sondern auch im Geben, sprich: Schmieren. Dass Journalisten von ihr gekauft werden, ist ja inzwischen durchgesickert.

So weit meine Impressionen zu dem Thema!

Gutes Gelingen und herzlichen Dank für Ihre groooßartige Arbeit für Wahrheit, Demokratie, Frieden und Freiheit!

Ralph Zedler


252. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

warum Kabarettisten im Staatsfernsehen plötzlich auf Staatskurs sind? Der Satz erklärt es selbst. Wenn jemand tatsächlich denkt, dass es damals noch gar kein Staatsfernsehen gab, dann sehe ich das zumindest anders.

Der Staat – die Mächtigen – sahen sich von den Clowns in den Medien nicht wirklich bedroht. Es waren halt nur Clowns. Und über Clowns soll das Publikum ruhig lachen, abgelenkt werden und den sicheren Eindruck haben, dass man in diesem Land seine Meinung auch mal offen kundgeben darf. Gefährlich wird es erst, wenn das Publikum anfängt, später ernsthaft nachzudenken, den Dingen auf den Grund zu gehen und gar noch Schlussfolgerungen zu ziehen, um nach Änderungen zu streben, die den Mächtigen überhaupt nicht in ihren Plan passen könnten.

Heute, in einer Zeit, wo dieses System eh am Abgrund steht und droht, die, die von ihm jahrzehntelang profitiert haben, mitzureißen, sind solche Gedanken im Volk das reinste Dynamit. Deshalb ist nun der Punkt erreicht, wo der Clown seine Schuldigkeit getan hat und zum Überbringer der schlechten Nachrichten wird. – Früher ging man mit diesen allerdings entsprechend um…

Und ja, es gibt immer auch Menschen, die für ihre finanzielle Sicherheit – eine andere kennen sie nämlich nicht – alles tun würden. Dazu zähle ich auch diese von Herrn Müller genannten Clowns. Ein Clown mit Anstand und Charakter hätte in diesen Zeiten seinen Job an den Nagel gehängt und wäre in die Resistance gewechselt.

Beste Grüße, Martina R.


253. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller, liebes Team der NachDenkSeiten,

Kein Mensch ist vor „der Welle“ (Morton Ruhe) gefeit, egal welchen Bildungsstand er hat/welche Arbeit er verrichtet. Die 24/7 Dauerbombardierung der Menschen mit all der Propaganda zwingt schlussendlich die meisten in die Knie… Da wird der moralische Kompass, den sich jeder täglich aufs Neue kalibrieren muss, ersetzt durch die Anonymität in der im Gleichschritt dahintrabenden Masse, und die einfachen Geister werden vereint, sind endlich jemand…Fragt sich nur, wer den Lehrer macht, der alles wieder auflöst…

Hochachtungsvoll, Ihr seit 2009 treuer Leser, Matthias Birke


254. Leserbrief

Werte NDS,

die von Ihnen aufgeführten KabarettistInnen gehören zu einer winzigen Minderheit in der Kleinkunstszene, nämlich denen, die „es geschafft haben“ – regelmäßig beste Sendezeiten, Ansehen und wohl auch finanzielle Privilegien – kurzum, sie haben „etwas zu verlieren“.
So weit zum Zuckerbrot – auf der anderen Seite droht die Peitsche in Form von gesellschaftlicher Ächtung durch „Cancel Culture“. Inzwischen ist an genügend Personen des öffentlichen Lebens ein Exempel statuiert worden, dass es jedem anderen den nackten Angstschweiß auf die Stirn treiben kann und er sich hütet, etwas zu sagen, was ihn auch nur in die Nähe eines Verdachts bringen könnte, auf der „falschen“ Seite zu stehen – ein seit Coronazeiten wohltrainierter und bis zum Reflex perfektionierter Mechanismus.

Eigentlich beruht alles auf einer primitiv-dualistischen Zwangspolarisierung (schwarz/weiß, gut/böse, UKR/RUS,…), die George W. Bush nach 9/11 mit dem Satz „Either you are with us or against us“ auf die Spitze getrieben hat und die heute, immer wieder durch Politik und Leitmedien gezielt befeuert, die öffentliche Debatte dominiert – und eigentlich sollte es gerade die Aufgabe des politischen Kabaretts sein, diesen primitiven Dualismus in eine differenzierte Sichtweise zu transzendieren – aber zum Glück gibt es auch noch Aufrechte wie Helmut Schleich, Friedrich Küppersbusch und einige andere, die einen noch nicht ganz am deutschen Kabarett verzweifeln lassen.

Mit besten Grüßen, H. Heck


255. Leserbrief

Sehr geehrter Albrecht Müller,

wenn man die von Ihnen angesprochenen Personen nicht persönlich kennt, ist es immer gefährlich, deren Handlungsmotivation von außen zu analysieren. Weil – man steckt nicht drin. Doch es gilt auch hier wie überall die Regel: Wenn man nicht erkennen oder verstehen kann, worum es geht, dann geht es immer um Geld und/oder Macht.

Auch Satiriker und Kabarettisten benötigen ein Einkommen. Ohne Alternativen werden sie angreifbar, wie wir alle (Millionäre und Co. mal ausgenommen). Mit Liebesentzug kann man einen Menschen sehr verletzen, mit Geldentzug jedoch kann man ihn vernichten. Das Team der NachDenkSeiten weiß, wie sich das anfühlt. Es wurde immerhin versucht.

Die Reputation dieser Menschen als kritische oder gar rebellische Geister wird natürlich schwer beschädigt – oder geht komplett verloren. Das ist den Verantwortlichen für die ganze Misere jedoch egal. Das Risiko liegt allein bei den Menschen auf der Bühne oder vor der Kamera. Es geht schließlich um Geld und/oder Macht, da darf man nicht zu empathisch sein.

Bleiben Sie und Ihr Team trotzdem kritisch, sehr gerne auch rebellisch. Sie werden gebraucht.

Mit dankbaren Grüßen, Siegfried Seifert


256. Leserbrief

Unvorstellbar, das Lied in einer satirischen Sendung zu hören. Schade.

Hoch stand der Weizen am Strand vom Schwarzen Meer
Petro, mein Petro, und alles war so leer
Daß die Asowski scheu schauten aus dem Stahl
So laut entlud sich russischste Seelenqual

So böse stampfte der fremde (andre) Fuß den Sand
Da schlug ich von meiner Schulter die Bruderhand
Vladi, mein Vladi, und alles tat so weh
Tu das noch einmal und es bleibt nix mehr (wie mee aussprechen)

Du hast den Sprengstoff vergessen, mein Vladimir
Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön’s hier war haha, haha
Du hast den Panzer vergessen, bei meiner Seel
alles blau und gelb und grün und später nicht mehr da
Du hast den Kampfjet vergessen, my Biden-boy
alles blau und gelb und grün und später nicht mehr neu
Nun sitz ich wieder in UNO und im Haus
Und such die Fotos für das Geschichtsbuch aus
Alles verwüstet, kaputt und ohne Strom
kein Wasser, nix Heizung, das Radio ohne Ton

Es wird gestorben, die Tränen kullern heiß
Hetze und Haßhaß und alles nur schwarzweiß
Olaf, mein Olaf, und alles tut so weh
Tu das noch einmal und es bleibt nix mee

Du hast den Sprengstoff vergessen, mein Vladimir
Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön’s hier war haha, haha
Du hast die Panzer vergessen, bei meiner Seel
alles blau und gelb und grün und später nicht mehr da

Du hast den Kampfjet vergessen, my Biden-boy
alles blau und gelb und grün und später nicht mehr neu

Geänderter Text von Eva Mahler


257. Leserbrief

Das alles ist ein Gesamtkunstwerk jahrzehntelanger Umsetzung von Zielen der im Hintergrund wirkenden Mächtigen dieses Staates, sprich der Geldadel. Hätte nie gedacht als alter 68er, dass Tausende Koffer voller Dollar eine Gesellschaft so umkrempeln können!

Bei der Vizepräsidentin des Europaparlaments Kaili und engsten Mitarbeitern wurden sogar Säcke voller Geld gefunden, weil NORMAL – so unvorsichtig. Und dieses wohl wirkungsvollste Mittel wird bis nach unten durchgebrochen: Belohnung oder Jobverlust! Und zwar gnadenlos!

Nachdem Florian Schroeder, so hier ein Beispiel, auf der großen Demo in Berlin als Redner ganz unerwartet sich dem Mainstream andiente, hatte er danach ganz plötzlich eine eigene Sendung bei den ÖRR! Dafür gibt es leider zig Beispiele. Deshalb spende ich sehr viel Geld in alternative Medien, um diese letzten Trutzburgen finanziell unabhängig zu halten.

Hätte mir im Alter weniger Sorgen um die Demokratie gewünscht, aber ich gebe nicht auf, denn: Es gab kein Herrschaftssystem, das länger existierte. Der Freiheitswille im Menschen ist unbezwingbar!

Venceremos, liebe NDS, N. Arbeiter


258. Leserbrief

Sehr geschätzter Herr Müller,

ich teile Ihre Beobachtung, allerdings fand ich von den Aufgezählten lediglich Herrn Sieber mal richtig gut. Dass Frau Bosetti nach ihren Äußerungen über Menschen, die sich nicht „gegen Corona“ impfen lassen (sie erklärte diese zum „Blinddarm der Gesellschaft“, den man ja auch nicht brauche), überhaupt noch was sagen darf, ist jämmerlich genug und eigentlich gar nicht hinnehmbar. Sei es drum.

Vermutlich – jetzt wird es verschwörungsschwurbelig – diente das Mainstreamkabarett einzig und allein dazu, der kritischen Masse einen Blitz- oder Zornableiter anzubieten, auf dass diese ihre Wut im Zaume hält und denkt: Endlich sagt das mal einer! Und am nächsten Morgen beruhigt zur Arbeit geht. Sie waren (sind) Teil des Systems. Sie sollten die kritischen Geister dort abholen, wo man sie vermutet hat, um sie ganz langsam „umzupolen“. So im Sinne von: Na wenn der (vermeintlich) kritische Sieber, die „Anstalt“ oder wer auch immer das sagt, dann muss da wohl was dran sein. Dies mag bei einigen Zuschauern funktioniert haben, bei den allermeisten mit Sicherheit nicht. Die schalten jetzt einfach nicht mehr ein. So wie ich und wie sehr, sehr viele Freunde und Bekannte auch. Standardsatz: „Kannste vergessen, gucke ich nicht mehr, nicht auszuhalten!“

Das Verrückte ist, dass man sich auf der Seite der scheinbar umgeschwenkten (waren sie jemals auf unserer Seite?) in seinem Tun wohl bestätigt sieht, als dass ihre Zuschauer sie weiter beklatschen. Ohne zu merken, dass die, die nicht klatschen würden, gar nicht mehr zuschauen. Es ist traurig, aber wohl nur eine geplatzte Illusion, eine, die uns eingelullt hat.

Da lob ich mir meine NachDenkSeiten und erhebe das Glas auf jede Glosse, die dort erscheint, die haben wenigstens Niveau. Wie der ganze Rest. Danke dafür, dieses Kabarett schießt sich selbst ins Knie, aber das tut der gesamte ÖR. Leider ist dies kein Grund zum Feiern, denn wir brauchen gutes Kabarett und einen guten ÖR. Trotzdem „Prost!“, wegen der NDS-Glossen.

Mit freundlichem Gruß, S. K.


259. Leserbrief

Hoch geschätztes NDS-Team, lieber Herr Albrecht Müller,

schon seit einiger Zeit habe ich es aufgegeben, mir den Kopf anderer Leute zu zerbrechen und mich über Sendungen wie die Mitternachtsspitzen zu ärgern. Tolle Köpfe (wie z.B. auch Wilfried Schmickler) vollführen intellektuelle Purzelbäume, Philip Simon schlägt schon seit der C-Krise um sich, und Herrn Sieber möchte ich gar nicht unlautere Absichten unterstellen. Keine Ahnung, was da genau vorgeht. Aber es gibt glücklicherweise auch Künstler mit geradem Rücken. Auf einen von ihnen bin ich vor einer Weile bei Radio München gestoßen. Sein Name ist Michael Sailer, und er verdient unbedingt, dass evtl. auch die NDS auf ihn aufmerksam machen. Wer kluge, weitsichtige, umfassende, dabei auch komische und menschenfreundliche Beiträge sucht, welche exakt den Punkt treffen, muss sich nach Alternativen zum ÖRR und dem etablierten Kabarett umsehen. Und da wäre Michael Sailer kein kleiner Anfang.

Mit großem Dank für Ihre Arbeit, Christa und Eckhard Müller


260. Leserbrief

Kurz und trocken: Wes Brot ich freß, des Lied ich sing!

Wer sich dem nicht fügt, muss entweder materiell völlig unabhängig sein oder auf die Präsenz im „öffentlich-rechtlichen“ Fernsehen verzichten. Das war schon vor Jahren mit Leuten wie Bruno Jonas so, der zu Dieter Hildebrandts Zeiten ein guter Kabarettist war, oder dem selbstverliebten Dieter Nuhr, der bis zur Kenntlichkeit entstellt ist.

Aber wozu benötigen wir bei dieser Regierung und vermeintlichen Opposition noch Kabarett? Der tägliche Auftritt der „Handelnden“ in der, wie Georg Schramm so treffend formuliert hat, emotionalen Pissrinne oder in noch immer so bezeichneten „Nachrichten“ im ÖRR füllen diese Fehlstelle doch völlig aus.

Mit freundlichen Grüßen, Hans-Joachim Köhler


261. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie fragen, wie man es erklären könne, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten? Mit der seit Jahrtausenden bekannten menschlichen Eigenschaft, den eigenen Vorteil zu suchen. Entweder man schweigt, oder : „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“. Diese sattsam bekannte, diffizil gegen Russland hetzende und stets die USA unterstützende Grundlinie von ARD und ZDF muss von der Leitung dieser Institutionen gewollt sein, sonst wäre es ja anders. Das sind die Arbeitgeber. Im Fernsehen des III. Reiches bezeichnete ein Sprecher „witzig“ und verschmitzt grinsend die KZ als „Konzertlager“. Auf diesem Niveau sind wir heute wieder, wenn im Fernsehen die Okkupationen Hitlers als „handwerklich fachgerecht“ bezeichnet werden. Anpassung ist für die große Masse der Menschen Standard.

Ab 8. Mai 1945 hingen dann plötzlich aus allen Häusern in Ostdeutschland nur noch rote Fahnen, um es den Siegern aus der UdSSR recht zu machen. Allerdings hatten diese Fahnen in der Mitte einen dunkelroten Fleck – dort, wo noch einen Monat zuvor das Hakenkreuz leuchtete. Neuen Fahnenstoff gab es nicht. Die ausbleichende Wirkung der Sonne verriet sie. Am 17. Juni 1953 fand man einige Jahre später auf den Straßen Ostberlins zahlreiche weggeworfene Parteiabzeichen der SED, die allerdings wenige Tage später wieder ersetzt und angesteckt wurden. Mich erstaunte 1989 nicht, dass eine überwältigend große Mehrheit der SED-Mitglieder erneut opportunistisch dem Wind der neuen Zeit folgte und urplötzlich (!) austrat. Wer dennoch treu zu seinen Überzeugungen stand und in der PDS verblieb, wundert sich seinerseits heute nicht mehr, warum sich die Führung der Nachfolgepartei „Die Linke“ dem Mainstream an den Hals wirft. Der Wind aus den USA pfeift jetzt nun mal schärfer als vorher.

Deutschland ist ein Vasallenstaat. Es wird Zeit, dass unsere Kabarettisten chinesisch lernen.

Noch sind die NachDenkSeiten ein Leuchtturm in diesem Meer von Anpassung, danke dafür.

Fred Buttkewitz


262. Leserbrief

Sie sind die neuen Hofschranzen, angetrieben von Günstlingswirtschaft, moralischem Hyperventilieren und der verzweifelten Suche nach einer politischen Heimat. Denn SPD und Linke bieten keine Orientierungspunkte für (einstmals) kritische Denker mehr, und der häufig etwas oberflächlich-nostalgisch verehrte Ostblock ist auch nicht mehr, was er mal war.

So flüchten sich die Wortgewaltigen in aggressive Günstlingswirtschaft und steinigen sich dabei selbst oder gegenseitig. Ein echtes Trauerspiel. Kopfarbeiter scheinen irgendwie eine Sehnsucht nach (Selbst)Kasteiung zu haben. Da lobe ich mir die Normalos an der Theke. Die können noch deftig streiten, ohne sich gegenseitig wehzutun.

Dieses kabarettistisch-devote Verhalten gegenüber der Obrigkeit wird nicht lange durchzuhalten sein. Spätestens wenn für diese angepassten heimatlosen Wortakrobaten der Einberufungsbefehl kommt, fallen die wieder um wie die Fliegen von der Wand.

Besser wäre es allerdings. man bringt sie vorher wieder zu Verstand und Verständnis für – alle Macht geht vom Volke aus. Wer das Grundgesetz nicht mag, soll es offen sagen. Wir brauchen kritische Geister – aber nicht in Form einer Dreckschleuder.

Hardy Koch


263. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren der Nachdenkseiten,

Ihrem Aufruf folge ich gerne, weil mich dieses Thema auch seit geraumer Zeit umtreibt. Wer mit einem Hüsch und Hildebrandt et all groß wurde, reibt sich immer öfters Augen und Ohren über das, was heutzutage diesem Genre zugeordnet wird. Vor Jahren tauchte ein Dieter Nuhr auf, welcher evtl. der Prototyp des angepassten, viel parlierenden, dabei aber nie (beim sog. Mainstream) aneckenden Kabarett-Darstellers ist. Stets in der Mitte der Gesellschaft bleibend, dessen Vorurteile stets bestätigend, zieht er in seinen Darbietungen über alles her, was eben nicht den „Werten“ und „Normen“ entspricht.

Dieses wird dann auch von einem großen Publikum wohlwollend aufgenommen, zumal ein Hüsch doch zu unflätig war (ganz ganz sicher, sagen Experten) und ein Hildebrandt immer so komplizierte Wortspiele brachte. Nuhr ist einfach zu verstehen und bringt mit kurzen Sätzen voller Ressentiments die Leute zum Lachen. Wichtig ist dabei, sie lachen über andere. Es gibt bei Herrn Nuhr keinen Spiegel fürs Publikum zum hineinschauen.

Das alles bringt Erfolg, bringt Quote und sichert Sendezeit. Und Herr Nuhr ist Kabarettist, kein Comedian, ergo öffentlich-rechtlich kompatibel. Man hat ja einen Bildungsauftrag.

Während nun Nuhr ganz viel Sendezeit bekam, wanderten andere wieder ab ins Live-Tingeln und lebten damit auch ganz gut. Bis Corona um die Ecke kam und Live nix mehr ging… Also muss man sich umschauen und anpassen, will man denn erfolgreich sein. Und somit schmeißt man Prinzipien über Bord und braucht sich noch nicht einmal zu grämen. Kam es doch parallel zu Lockdowns und uniformem Maskentragen zu einer Gleichausrichtung in Politik und Medien. „Die Gemeinschaft“ musste vor dem Virus zusammenhalten, und wer nicht mitmachte, war raus. Ein Aufmucken und der Shitstorm war sicher. Also besser Teil des Shitstorms sein als Ziel desselben.

Und mit dem neuen „Virus“ Ukrainekonflikt wird es nicht besser. Ganz im Gegenteil ist es noch wichtiger, „Haltung“ zu zeigen. Zumal es neben Werten und Moral ja auch immer „gegen Rechts“ geht. Und Kabarett ist grundsätzlich immer vorurteilsfrei gegen Rechts.

Es ist wohl eine Gemengelage aus wirtschaftlicher „Vernunft“, Anpassung durch Shitstorms et all und hochselektive Auswahl bei den Sendeanstalten, welche analog zu den heutigen Journalisten der heutigen Politelite die passenden Kabarettisten liefert. Klar haben wir Meinungsfreiheit und Redefreiheit. Aber um wie viel „erfolgreicher“ kann man sein, wenn man im vorgegebenen Choral die beschwingte Partitur singt, als in der Ecke stehend Dissonanzen zu verbreiten.

So meine persönliche Ansicht, gewonnen in den letzten Jahren.

P.S. Warum habe ich keine Frauen erwähnt? Lesen und hören Sie dazu Lisa Fitz. Sie kann das besser erklären als ich. Und mit wesentlich mehr Substanz als eine Bosetti. Nur halt eben nicht so „nett“.

Hochachtungsvoll, mit freundlichen Grüßen, Georg Meier


264. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Da fällt mir nur eines ein: „Folge der Spur des Geldes.“ Die Macher von Extra Drei (Christian Ehring), der Heute-Show (Oliver Welke) und Jan Böhmermann waren aus meiner Sicht schon immer billige Hofschranzen. Da war nichts anderes zu erwarten. Sarah Bosetti hat schon während Corona gezeigt, welch Geistes Kind sie ist. Da ist Intelligenz leider mit Borniertheit und Hass gepaart. Eigentlich die gefährlichste Variante. Bei Philip Simon und Christoph Sieber denke ich: Geld und Angst vor Jobverlust. Eine andere Meinung wäre existenzbedrohend. Sie bekämen in der aktuellen Situation keinen Fuß mehr auf die Bühne, da sie „Verschwörungstheorien“ verbreiten. Man könnte auch sagen: „Arbeitsverbot“.

Bedenken sollte man aber auch, dass staatliche Institutionen aktuell ein Problem mit demokratischen Grundrechten haben (siehe den Berliner Friedensaktivisten Heiner Bücker). Im Extremfall hätten ihre Auftritte nach der aktuellen Rechtsprechung eventuell auch „das Potential, das Vertrauen in die Rechtssicherheit zu erschüttern und das psychische Klima in der Bevölkerung aufzuhetzen“. Es wurden also politisch alle, aber auch alle Voraussetzungen geschaffen, um „Querdenker“ existenzbedrohlich zu verfolgen. (“Die Neufassung der Volksverhetzung in § 130 bedroht die kritische Auseinandersetzung, sagt Strafrechtsprofessorin Elisa Hoven: „Wer sich zu umstrittenen Konflikten der Gegenwart äußert, muss künftig mit Freiheitsstrafen rechnen.“)

Man hat auch während Corona gesehen: Angst ist eine große Motivation. Ich denke da an das Modell: „Modell Krokodil“ von Klaus Peters. Bei Claus von Wagner, Max Uthoff und Urban Priol vermute ich die gleichen Beweggründe. Bin aber doch entsetzt über die 180-Grad-Wende. So weit kann sich ein Mensch aus meiner Sicht eigentlich nicht verbiegen, wenn man sich noch ein bisschen Selbstachtung erhalten hat.

MfG, Klaus Korcz


265. Leserbrief

Guten Tag,

ich habe mich jetzt entschieden, Ihnen diese E-Mail zu schreiben, obwohl ich Ihnen eigentlich nichts mehr schreiben wollte. Aber das Thema Kabarett- bzw. Satire-Verfall beschäftigt mich schon länger. Es ist ja auch kein ganz neues Phänomen. Wir alle wissen, wie sehr zum Beispiel „Die Anstalt“ heruntergekommen ist. Aber das Thema ist für mich jetzt anlässlich der Wagenknecht-Schwarzer-Demo wieder aufgekommen, und zwar in Gestalt von Fabian Köster von der „heute-show“, die auch schon seit längerer Zeit inakzeptabel ist. Aber was sich Herr Köster anlässlich dieser Demo geleistet hat, hat doch nochmal eine neue „Qualität“, wie ich finde. Ich verlinke hier das entsprechende Youtube-Video mit der Bitte um Kenntnisnahme:

www.youtube.com/watch?v=kg8nQgqqvOI

Das ist meines Erachtens NATO-Verherrlichung pur und knallhartes Niedermachen und Lächerlichmachen aller Andersdenkenden. Das ist nicht lustig, das ist einfach nur niederträchtig und primitiv. Gerade wenn man bedenkt, dass in den Anfangstagen der heute-show ein Martin Sonneborn (Ex-Titanic Chefredakteur und heutiges MdEP) regelmäßig Beiträge und Personenbefragungen gemacht hat, die wirklich gekonnt und hintersinnig waren, wird der ganze Verfall, der mittlerweile um sich gegriffen hat, nur umso deutlicher. Und noch dazu hat Martin Sonneborn das Wagenknecht-Schwarzer-Manifest unterzeichnet, und er steht auch dazu. Er ist ein Mann mit Charakter und Persönlichkeit.

Ich weiß nicht, was hinter den Kulissen der Sender stattfindet, aber es würde mich natürlich sehr interessieren. Ich empfinde dieses schamlose Anbiedern der Kabarettisten und Satiriker an die Herrschenden und die herrschende Meinung als unerträglich und als absoluten Todesstoß für die freie Meinung, freie Gedanken und für das, was Kabarett sein sollte, nämlich Aufklärung, Scharfsinnigkeit und das Hinterfragen der herrschenden Meinung.

Vielleicht können Sie ja Herrn Sonneborn mal um ein Interview bitten. So weit meine völlig unmaßgeblichen Gedanken.

Mit freundlichen Grüßen, Philipp Hirchenhain


266. Leserbrief

Der Film „Die Welle“ oder auch „Experiment“ sollte Pflichtprogramm aller Möchtegern-Kabarettisten sein!

Corona hat eindrucksvoll gezeigt: Die Mehrheit der Menschen will einfach zu den „Guten“ gehören. Und welche Seite das ist, wird der Bevölkerung im Dauerbeschuss medial vorgesetzt. Was uns serviert wird, ist kein Kabarett, sondern Propaganda!

Fernseher und Radio bleiben seit über zwei Jahren bei mir aus!

Ursel Böhm


267. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

ja, dies ist leider eine sehr bedauerliche und sogar schmerzliche Entwicklung. Ich hatte ja schon im Dezember 2021 nach der unsäglichen „Impf-Werbungs-Anstalt“ Email-Verkehr mit Ihnen dazu.

Gerade bei den von mir einst zutiefst verehrten Claus von Wagner und Max Uthoff schmerzt dies besonders. Ich kann mir hier auch nur die Angst vor Bedeutungsverlust mit dann auch finanziellen Folgen bei den beiden vorstellen – was es nicht wirklich besser macht. Analog ist dies wohl auch auf Christoph Sieber und Philipp Simon anzuwenden. Sarah Bosetti hingegen ist meiner Ansicht nach tatsächlich einfach „richtig böse“ geworden. Ihre Art und Sprache, mit der sie Andersdenkende ausgrenzt, waren schon bei Corona unerträglich und setzen sich nun nahtlos bei der Debatte um einen Frieden in der Ukraine fort. Dieses Gebaren und diese Wortwahl kann man eigentlich nur noch als faschistoid bezeichnen.

Schön, dass es aber Ihre Nachdenkseiten gibt – meine erste tägliche Lektüre von „Nachrichten“.

Machen Sie bitte weiter so!

Herzliche Grüße, Jürgen Kohlmann


268. Leserbrief

Seit meine Lokalzeitung mich zu Studentenzeiten einigermaßen erfolgreich zum RAF-Anhänger rufmordete, befinde ich mich im Hungerstreik: Massenmedien empfinde ich als ungenießbar, meinen Wissenshunger nach dem Weltgeschehen stillen sie nicht. Daher habe ich mich früh aufs Kabarett verlegt: Dieter Hildebrand, Dietrich Kittner, Matthias Beltz und Hanns Dieter Hüsch gaben mir Futter satt. Später prägten „Scheibenwischer“, Volker Pispers und „Neues aus der Anstalt“ mein Weltbild. Vor diesem illustren Hintergrund gestatte ich mir ein paar Anmerkungen:

Die meisten politischen Kabarettisten beziehen ihr Rohmaterial traditionell aus der Zeitung – da findet sich inzwischen fast ausnahmslos Kriegshetze: gaaanz schlechter Stoff. Gleichzeitig beziehen sie Stellung, überwiegend in den „progressiven“ Geschmacksrichtungen Gelb, Rosa und Grün. Nun – selbst wer als „Linksliberaler“ vom grünen Baum der Erkenntnis nascht, ist mittlerweile oliv angelaufen wie eine Panzerhaubitze. Schönwetter-Kabarettisten wie Bosetti, Ehring, Simon, Priol und Co. kann man also abhaken, die sind zusammen mit der taz ins Propagandafach gewechselt.

Lisa Fitz, Uwe Steimle und Lothar Bölck sind von den Mattscheiben verschwunden, nur Helmut Schleich hat die Eier, sich mit den verfemten Kollegen gemein zu machen. Von der „Anstalt“ hätte ich Ähnliches erwartet, aber nix da: Nachdem Claus von Wagner und Max Uthoff bereits während der Pandemie eine stramme Regierungslinie vertraten, haben sie den Krieg in der Ukraine vergangenes Jahr allen Ernstes mit einem Potpourri extrem schlechter Putin-Witzchen thematisiert – ein Offenbarungseid!

Klare Kante gegen den Krieg gibt es im TV nicht – wer als Kabarettist keinen Haltungsschaden hat, laboriert vorsichtig um die heiße Kartoffel herum, um wenigstens gelegentlich mit Auftritten und Einnahmen bedacht zu werden. Die Sender funktionieren wie die Qual.medien (Kay Sokolowsky): „Die Blattlinie muss unbedingt gehalten werden“ (Die Anstalt, 23. September 2016). Richtig gelesen: Damals hatte die „Anstalt“ den vor neun Jahren begonnenen Krieg im Donbass noch aufs Feinste seziert, mit den Gästen Simone Solga und Tobias Mann erlebte das Kabarett eine seiner Sternstunden. Großartig!

Schaut man sich die damalige Sendung auf Youtube an und vergleicht sie mit der peinlichen Witzchen-Parade von letztem Jahr, bleiben nur zwei Erklärungen für die offensichtliche Dissonanz: Entweder haben die „Macher“ ihre Ansichten um „360 Grad“ (Außendesaster Baerböckin) gedreht, oder sie brauchten das Geld. Ich tippe auf Letzteres: Erst werben die Sender mit leisen Tönen um die Einhaltung des genehmen Meinungskorridors, wer darauf nicht hört, bekommt die Daumenschrauben angelegt – das geht bis zum Rausschmiss, der in der heutigen Kabarettszene einem Berufsverbot gleichkommt.

Gutes Kabarett von z.B. Simone Solga, Lisa Fitz, Uwe Steimle und Arnulf Rating ist zwar auf Youtube zu finden, aber da lässt sich kein Geld verdienen. Gratis gibt‘s dafür die Schmähungen: „Rechtsoffen“, „Antisemitisch“, „Putinversteher“, … immer feste druff! Bühnenauftritte sind nach der Seuche wieder möglich, doch die Veranstaltungsszene hat sich von den Corona-Maßnahmen nicht wieder erholt – für den Lebensunterhalt reicht es selten. Bundesweite Bekanntheit und volle Säle: Dafür braucht es zudem Auftritte im TV, berichtet Volker Pispers. Für gutes politisches Kabarett sieht es also düster aus.

Solide Kabarettisten wie Michael Hatzius („Die Echse“) oder Helmut Schleich müssen sich im Fernsehen auf kaum vernehmbare Zwischentöne beschränken, so eng ist der Meinungskorridor geworden. In der „Anstalt“ von 2016 wurden die Machenschaften der NATO korrekt als Kriegsursache identifiziert, heute muss man die Formel vom „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins“ herbeten, um überhaupt sein Gesicht in die Mattscheibe halten zu dürfen. So werden aus Kabarettisten mit Haltungsschaden lächerliche Komiker fürs Entertainment an der Ostfront. Leute, bitte sagt mir, dass ich das alles nur träume!

Jenseits von Böse

Matthias Burghardt


269. Leserbrief

„Wes Brot ich ess’, des Lied sing ich“ – das erklärt alles. Und es gilt nicht nur für den Ukraine-Konflikt, sondern ebenso für Covid, den Klimaschutz und die Migration. Und die wenigen, die gegen den Strom schwimmen (wollen), werden rasch zum Schweigen gebracht. Bleiben nur noch jene übrig, die – als Pensionisten bzw. Emeritierte – schwerer angreifbar sind. Die allerdings sind in den seltensten Fällen Kabarettisten.

Helmut Hartmann, Wien


270. Leserbrief

Guten Tag Herr Müller,

Umfrage zur Anpassung des Kabaretts

Wie in jeder Diktatur wird heute auch in der BRD nicht Linientreuen die Ausübung Ihres Berufes möglichst unmöglich bzw. schwer gemacht. Abgesagte Auftrittssäle, die Weigerung, ihre Bücher zu verlegen, die Empfehlungen, die missliebigen Personen aus der Uni zu entfernen, sind nur einige Beispiele. Wie zum Beispiel bei Dr. Daniele Ganser, Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz, Prof. Ulrike Guérot, Uwe Steimle und anderen. Und das nicht, weil diese Personen kriminell, sondern politisch nicht erwünscht sind. Wenn das gewünschte Ergebnis nicht kommt, wird da schon mal etwas nachgeholfen in den gleichgeschalteten Medien mit Diffamierungen, unbewiesenen Verleumdungen und blanker Hetze.

Nicht jeder will sich diesen Anfeindungen aussetzen und lieber im Showgeschäft bleiben. Das müsste eigentlich jedem politisch Verfolgten aus der ehemaligen DDR zu denken geben. Nun, wie die DDR endete, auch wegen dieser Missstände, ist ja bekannt. Manchmal dauert es halt noch etwas. Von dem Staatskabarett schaue ich mir nichts mehr an.

Mit freundlichen Grüßen, M. Wagner


271. Leserbrief

Hallo liebe Freunde,

„Wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?“ (Albrecht Müller)

Die Genannten kampierten vorher im Lager der Unangepassten? Da muss ich ja wahrlich einiges verpasst haben.

„Satire ist eine Art Notwehr, die es erleichtert, mit dem Irrsinn, der uns in diesem wahnwitzigen kapitalistischen System umgibt, zurechtzukommen. Wir kritisieren Dinge, die uns belästigen oder bedrohen, und die sind mit einem guten Witz einfach besser zu ertragen.“ (Martin Sonneborn)

Das heißt alles, was Satire (und ihr konsumierendes Publikum!) im kapitalistischen System als irre, wahnwitzig, belästigend und bedrohlich „kritisiert“, wird so erst durch sie erträglich, und die Bedrohten und Belästigten kommen mit den Bedrohungen und Belästigungen besser zurecht. Satire legitimiert sich demzufolge durch ihren gesellschaftsstabilisierenden, also herrschaftlichen Nutzen.

Weder Notwehr noch Kritik spricht daraus, sondern ausschließlich affirmative Leistungen einer Zunft, die objektiv zuallererst bei den Mächtigen Punkte macht. Und das nicht erst seit heute.

Und die paar Satiriker und Polit-Clowns, denen das „unangenehm“ oder überhaupt jemals bewusst war (wie vermutlich Sonneborn), werden sich da, wie hoffentlich auch die meisten Leser und Schreiber hier, für ein wehrhaftes und widerständiges Leben in inquisitorischen und totalitären Zeiten zu wappnen wissen. Die angekündigte „Zeitenwende“ und ihre rasant vollziehende Durchsetzung auf allen „gesellschaftlichen“ Ebenen lässt da doch wirklich keine Wahl mehr. Und die Frage, warum auch Satiriker und Fernsehclowns schon immer mehrheitlich die Arschkriecher-Ballade gelebt haben (mal wieder reinhören, lohnt sich!) ist doch wirklich müßig. Warum sollte denn ausgerechnet dieser Zweig des schnöden Broterwerbs da eine Ausnahme sein?

Mit allerbesten Grüßen, Stefan Goeschen


272. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

es geht ums Geld. Davon lebt man und will halt nicht lassen. Den Zwangsgebühren sei Dank. So einfach ist dies.

Mit freundlichen Grüßen. P. Ehrental


273. Leserbrief

Nuhr im Ersten, 9. März 2023, ARD

Dieter Nuhr betrieb sinngemäß die folgende Pöbelei:

Sahra Wagenknecht würde ja eine Partei gründen wollen, aber wie nennt man und wer wählt die? Einige Linke würden diese wählen; denn sie wäre ja sozial. Auch würden die einige von der AfD wählen; denn sie wäre ja auch national …, also national/sozialistisch … (ein dummes Gesicht machend, und der verblödete Pöbel lachte und klatschte).

H. W.


274. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten,

Die kurzen Gedanken und Ausführungen von Albrecht Müller über die aktuelle Qualität von satirischen Sendungen kann ich nur bestätigen.

Tatsächlich hatte ich bei genau der gleichen Sendung, den letzten „Mitternachtsspitzen“, dasselbe Empfinden. Die Beiträge von Christoph Sieber und Philip Simon, die ich bis dato meist sehr geschätzt habe, waren deutlich zu einseitig und platt, ohne Reflektion und Tiefgang. Auch Extra3 ist in der Hinsicht nicht mehr sehenswert, was ich sehr bedaure. Klar ist der Krieg Scheiße und zu verurteilen, aber alles hat seine Vorgeschichte und Hintergründe und viele Seiten, die man zumindest anhören und in Betracht ziehen muss.

Dass komplexe Themen durchaus humoristisch, satirisch und publikumswirksam aufbereitet werden können, hat Volker Pispers immer wieder demonstriert. Daran kann es also nicht scheitern.

Best Grüße, Jörg Böllmann


275. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, liebe Nachdenkseiten,

ich wage zu bezweifeln, dass die Kabarettisten von heute ihre Texte noch selbst verfassen. Und ChatGPT schreibt bekanntlich immer für den größten Haufen. Die Stars unter den medialen Prostituierten haben sich längst zu einer Marke gemacht. Und aus diesem Label können sie nicht mehr ausbrechen. Ihr Fernsehsender ist das Ladenlokal, und die Zuschauer sind das Produkt, das gehandelt wird. Ich kann es ihnen kaum verübeln. Es geht nicht allein um Macht und Ansehen. Bei den Verteilungskämpfen von morgen wird es um Quadratmeter, Kilowattstunden und Lebensmittelmarken gehen.

Mit freundlichen Grüßen, Harald Schulz


276. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

leider muss ich Ihnen gleich zu Anfang etwas „widersprechen“. Wir erleben nicht nur „zurzeit etwas Eigenartiges“, leider ist dieser Prozess der Verdummung des Volkes und Herabwürdigung der Meinung von anderen schon seit mehreren Jahren mit dem Beginn von Corona zu beobachten.

Für mich das eklatanteste Beispiel in diesem Zusammenhang war der ‚Abstieg’ der „Anstalt“, die ich bis dahin als hervorragendes Beispiel für gelungene Satire gehalten und auch im Unterricht als Beispiel eingesetzt habe. Bestürzt habe ich, genau wie Sie, Herr Müller, am Samstag die „Mitternachtsspitzen“ verfolgt, insbesondere den nicht wiederzuerkennenden Christoph Sieber.

Ich kann mir den „Sinneswandel“ nur damit erklären, dass einerseits der ökonomische Druck auf diejenigen immer größer wird, die sich in irgendeiner Weise öffentlich präsentieren (ob journalistisch oder in Form des Kabaretts), sich herrschaftsmeinungskonform zu verhalten, um keine finanziellen Einbußen zu erleiden. Während der Coronazeit hatten viele Kulturschaffende gar keine Gelegenheit, etwas zu verdienen. Andererseits auch dadurch, dass die ‚Angst‘, nicht mehr zum Mainstream zu gehören, immer größer wird und manche dann dem Trommelfeuer der Meinungspropagandisten nicht mehr standhalten können. Wenn man schon Schlagzeilen wie „Wollt ihr den totalen Sieg“ in der ‚Zeit‘ liest, dann kann einem schon angst und bange werden. Noch erschreckender als der ‚Verfall‘ der Satire ist die Reaktion des Publikums, das Herrn Sieber und Herrn Simon applaudiert hat. Es vermehren sich die Tendenzen hin zu einem immer autoritäreren Staat und Gesellschaft. Heinrich Heine hat es einmal wunderbar ausgedrückt:

Vertrauet eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.

(1797 – 1856), Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons

Quelle: Heine, H., Gedichte. Aus: Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen

Gut, dass es die NachDenkSeiten noch gibt. Heine musste seine Satiren im Exil schreiben.

Herzlichen Gruß, Wolfgang Pitzer


277. Leserbrief

Ein freundliches Hallo!

an die NachDenkSeiten und eine kurze Satire zu diesen seltsamen Zeiten meinerseits:

Die Verschwörungstheorie über den moderaten, vernunftbegabten Menschen 😉

Die Zeiten, in denen wir leben, als seltsam zu bezeichnen, wäre wohl eine maßlose Untertreibung. In der sogar ein funktionaler Analphabet genötigt wird, zu wissen, wie man zwischen den Zeilen liest. Und doch schicke auch ich als deutscher Michel mich an, meinen eigenen Verstand (Sapere aude) zu benutzen, im Rahmen meiner Möglichkeiten. Was in so manchen Kreisen wohl auf Unverständnis stößt.

Reden, mit einem deutschen Michel, „gar auf Augenhöhe“? Nur, wenn wir grad unter Hühneraugen leiden. Was im Alltag zu so mancher intellektuellen Anekdote führt. Beispiel:

Ich äußerte mal in einem Gespräch, dass ich zu einem Thema auch ein paar Bücher gelesen hätte. Worauf mein Gegenüber sich genötigt fühlte, mir die Frage zu stellen: Eins oder alle beide? Es ist dieser Trickle\Down\Bullshit\ Schwedentrunk, verabreicht im Gewand des Nürnberger\./ Trichters, der mir als Michel so sauer aufstößt. Oder wenn ich als „kleiner Mann“ zu hören bekomme: Dass ich mich eines Wortschatzes „bemächtige“, der mir nicht gebührt. Komisch, ich dachte immer, der Wort-Schatz ist für uns alle da. Und es wäre gesellschaftlich geschätzt, einen großen davon zu besitzen. Ich könnte noch zig Beispiele für solch intellektuelle Kapriolen bringen …

Was mir seltsam anmutet, ist: Dass selbige Leute immer in meinem Namen sprechen wollen,
oder auf die Ungehörtheit meiner Person insistieren, aber mit dieser Ungehörtheit selbst gut leben können. Wir reden für ihn, über ihn, aber keinesfalls mit ihm. Für mich persönlich ist das sehr suspekt. Auch, dass mediterran angehauchte Freizeit\Revoluzzer einen immer für ihre Interessen vergattern wollen, finde ich sehr übergriffig.

Da, wenn es um die Belange der kleinen Leute geht, eher einen Akademischen Stiel gepflegt wird, mit deren Problemen umzugehen. (man hat mal darüber geredet, und dann ist aber auch gut, Schwamm drüber). Erst, wenn die Privilegien und Pfründe gewisser Herrschaften in Gefahr sind, tönt es auf einmal laut: WO ist der kleine Mann! Er solle gefälligst auf die Straße gehen. ACH NEIN? AUF EIN MAL: IST DER DUMME TRÄGE DEUTSCHE MICHEL! euch für etwas GUT GENUG. Jetzt, wo den Augurenlächlern selbiges im Hals stecken bleibt, weil sie nicht mehr zu den Eingeweihten, sondern zu den Ausgesonderten gehören. Jetzt schreien auf einmal ALLESAMT: Geh voran KLEINER MANN, wir stehen hinter dir.
 
Da fällt mir dieser Witz wieder ein: Haltet den Dieb er hat mein Messer im Rücken. Bleibt abschließend zu sagen: Ja, auch ich finde die Entwicklungen in dieser Zeit erschreckend.

Und ja, die NachDenkSeiten helfen auch mir, so manchen Sachverhalt besser zu durchdringen, wofür ich dankbar bin. Aber wenn Sapere aude nicht nur eine Phrase für sie ist, dann lassen sie auch mir die Freiheit!, in meinen eigenen Verstand Vertrauen zu setzen.

Es grüßt sie freundlich

Ein deutscher Michel


278. Leserbrief

Schon vor mehr als zwei Jahren fiel mir auf, wie „Die Anstalt“ abglitt in dumpfes Attackieren alles Oppositionellen und Gutheißen von transatlantisch-russophoben Gedanken. Hier, wie bei mehreren anderen „Kabarettisten“ (Schleich und Fitz sind Ausnahmen), gilt wohl: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Für sie ist Arbeitslosigkeit oder endlose Untersuchungshaft keine Alternative zum zehnfachen Normalgehalt. 

Reinhard Knittel


279. Leserbrief

Liebe Redaktion,

gemäß Ihrem Aufruf möchte ich auf vier Bücher verweisen, in denen die Autoren und Autorinnen (allesamt Personen der Zeitgeschichte) über ihre Begegnungen zwischen West und Ost erinnern. Nicht nur die betreffenden Anekdoten, sondern das ganze Spektrum der (politischen) Zeitgeschichte ist dort spannend und oft erheiternd zu lesen. Ein wahrer Lesegenuss und mit ihm die Erkenntnis, dass damals in den 1960er- bis 1990er-Jahren ein von gegenseitigem Respekt gezollter Umgang zwischen den Repräsentanten der Blockmächte stattfand. Im Gegensatz zu heute war der Wille zur Verständigung da und damit der Abbau eines Feindbildes anstatt dessen Aufbau, wie er heute von der politischen (westlichen) Kaste betrieben wird.

  • Rut Brandt „Freundesland – Erinnerungen“, (Hoffmann und Campe 1992). Ein Auszug:
    „Im Mai 1973 kam Breschnew nach Bonn. Ich (Rut Brandt, damals Ehefrau von Willy Brandt) war beim offiziellen Essen im Palais Schaumburg dabei. Als wir beim Kaffee waren, ging Breschnew zu Willy und fragte, ob er sich einen Moment mit mir auf das Sofa setzen dürfte. Ich überlegte, ob er mir etwas Besonderes sagen wollte, vielleicht etwas Wichtiges, dachte ich. Er legte in seiner Muttersprache los; als aber der Dolmetscher dazukam, hatte er nur eine Reihe guter Anekdoten zu übersetzen. Breschnew faßte mich am Arm, lächelte, hob seine dichten, schwarzen Augenbrauen und sah mich schelmisch an. Es war deutlich zu merken, dass er Eindruck machen wollte, und ich machte den Spaß mit.“ (Zitat Ende)
    Aus Kapitel: Breschnew und sein Land.
  • Gerd Ruge „Unterwegs – politische Erinnerungen“, (Hanser Berlin 2013). Ein Auszug:
    „Ich (Gerd Ruge, er war als junger Journalist in der Delegation von Konrad Adenauer bei dessen Moskau-Besuch am 8.September 1955) beschrieb, wie Adenauer die Gangway herunterkam und wie die sowjetische Paradeeinheit das Gewehr präsentierte und das Deutschlandlied spielte, während der Kanzler mit Ministerpräsident Bulganin vorbeischritt. Auch ohne Kontakt mit der Technik des NDR in Hamburg kommentierte ich also eine Zeremonie, die uns Deutschen am Tag zuvor noch unvorstellbar erschienen war. Auf einmal beobachtete ich etwas Eigenartiges, vom Protokoll nicht Vorgesehenes: Adenauer nahm seinen Gastgeber bei der Hand und führte ihn Richtung Pressetribüne. Was er zum Regierungschef der Sowjetunion sagte, konnten wir nicht verstehen. Mehr als zwanzig Jahre später erzählten mir jedoch der deutsche und sowjetische Dolmetscher, was sie bei der Begegnung aus nächster Nähe erlebt hatten. „Kommen Sie mit. Das sind heute die eigentlichen Diktatoren“, habe Adenauer halblaut gesagt, während er Bulganin zu den Fotoreportern mitnahm. Es war eine Bemerkung, die dem deutschen Dolmetscher unheimlich war: zehn Jahre nach Hitlers und zwei Jahre nach Stalins Tod so von Diktatoren und Fotografen zu sprechen.“ (Zitat Ende)
    Aus Kapitel: „Dann können Sie ja der CDU beitreten, Herr Chruschtschow“ – mit Adenauer in Moskau, 1955.
  • Loki Schmidt „Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde“, (Hoffmann und Campe 2010). Ein Auszug:
    „Hat der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko, der zu Breschnews Begleitung gehörte (dieser war 1979 zu Gast bei Helmut und Loki Schmidt in deren Haus in HH-Langenhorn) und als besonders stur galt, zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen”? (Frage von Dieter Buhl an Loki Schmidt). „Ich (Loki Schmidt) glaube, bei uns hat er nicht viel geredet. Aber Gromyko, dieser Mensch, der immer ein so verkniffenes Gesicht machte, war einige Jahre später begeistert, als Helmut ihm von meinen Plänen erzählte, im Kaukasus zu botanisieren. Er war sehr angetan davon, dass ich dort nach seltenen Orchideen-Arten forschen wollte. Gromyko hat dann dafür gesorgt, dass ich 1984 die Kaukasusreise antreten konnte. Anschließend habe ich für die sowjetische Akademie der Wissenschaften eine Liste der Pflanzen angefertigt, die mir im Kaukasus besonders aufgefallen waren. Sicher hat mir bei meiner Reise geholfen, dass Gromyko mich von seinem Besuch in unserem Haus her kannte.“ (Zitat Ende)
    Aus Kapitel: Große Politik am Neubergerweg.
  • Helmut Schmidt „Menschen und Mächte“ (Siedler Verlag). Ein Auszug:
    „Andere Eindrücke russischer Kultur kamen hinzu, und zeit meines Lebens (Helmut Schmidt) habe ich immer gewußt, die Schriftsteller, die Maler und Musiker Rußlands sind ein Teil des kulturellen Kontinuums Europa. Und jetzt, im Jahre 1987, entdecken endlich auch die kommunistischen Führer Rußlands ihre Zugehörigkeit zum „gemeinsamen Haus Europa“. Ich gestehe, dass ich davon angerührt war. Wir Deutschen dürfen Hitler und seinen Krieg, wir dürfen alle die Schandtaten nicht vergessen, die von Deutschen begangen worden sind. Ich weiß: Wir haben keinerlei moralische Legitimation, sie etwa gegen Stalins Untaten aufzurechnen. Aber ich weiß auch: Das zaristische Rußland war schon zu Bismarcks Zeiten ein gefährlich mächtiger Nachbar – die Sowjetunion ist noch mächtiger. Sie ist keineswegs eine international-karikative Institution. Aber als Feind dürfen wir sie nicht ansehen! Wir müssen sie als Nachbarn sehen und gute Nachbarschaft mit ihr erstreben.“ (Zitat Ende)
    Aus Kapitel: Nachbarschaft.

Beste Grüße, Claudia L.


280. Leserbrief

Na, ich denke, dass es überwiegend um die Einkünfte geht – wie immer. Ohne Moos nix los. Wer nicht auf Linie ist, bekommt die Knute: keine Auftritte (weder in den Medien noch in irgendeiner Stadt eine Bühne, siehe aktuell Herr Ganser). Wer zu laut kritisiert, wird heute wirtschaftlich niedergemacht. Man entzieht den Leuten die Lebensgrundlage. Ich hatte schon drauf gewartet, dass Lauterbach und Co. impfunwilligen Hartz-4-Beziehern und Grundsicherungsleuten die Staatsbezüge kürzen oder ganz entziehen (und diese Kohle dann der Rüstungs- oder Pharmaindustrie hinterherwerfen). Wenn ein „Selbständiger“ (Kabarettist) sieht, welch Möglichkeiten zur Existenzvernichtung der Staat sich herausnimmt oder sich herausnehmen kann – muss er sich entscheiden.

Ich hatte nicht nur von Kabarettisten mehr Mut und Charakterstärke erwartet – ganz besonders Antworten/Bemerkungen zur Hetzerei gegen Impfunwillige – sondern auch von anderen „Kulturschaffenden“, aber die Reaktion dieser Leute, die sonst z. B. mit ihren tollen Texten aufwarten, welche sich so menschlich geben, war ja wohl mehr als mau.

Demnächst gibt sich in unserem kleinen Städtchen Herr Urban Priol die Ehre. Vor Corona hätte ich sofort eine Karte gekauft, jetzt werde ich mir das Geld sparen. Beim „Tilt 2022“ kam in seinem Programm nichts zum Thema Nordstream und nicht ein einziger Satz Kritik an den US-Amerikanern (z. B. zur Vorgeschichte des Ukrainekrieges und den dortigen Betätigungen der Familie Biden). So denke ich mir: Herr Priol hat sich entschieden – und ich mich auch.

Bei dieser Gelegenheit: Alle Achtung, Lisa Fitz. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft.

Das gilt auch für Albrecht Mueller und Team. Ich hoffe, Sie begleiten uns noch sehr lange.

Mit einem herzlichen Händedruck, Dojan R. Pahl


281. Leserbrief

Es sind Nazis.

Heiner von Bargen

Anmerkung NachDenkSeiten: So einfach ist das nicht und ein solches Etikett hilft auch nicht weiter.


282. Leserbrief

Ganz einfach: Kabarettisten sind halt auch nur Menschen. Und anscheinend leider viele von der Sorte Mensch, wie wir sie während der Coronahysterie zuhauf erleben durften. Nämlich: mit dem Mainstream schwimmen ist angesagt, da ist es kuschelig warm, man glaubt, die Mehrheit hinter sich zu haben, nur nicht negativ auffallen, könnte ja Beliebtheitspunkte kosten.

Offensichtlich sind diesen Kabarettisten kritisch denkende/hinterfragende Menschen unwichtig, und es ist ihnen egal, wenn sie diese als Fans verlieren. Sie wollen beliebt sein, das ist soo bequem! Und solang die Kasse klingelt, who cares!

Ein Programm zu schreiben, das dem Mainstream entgegenkommt, geht sicher schneller und leichter von der Hand. Und das Risiko einzugehen, sich nach der Sendung mit Zensur und Diffamierung herumschlagen zu müssen, darauf haben die Möchtegern-Kabarettisten eben keinen Bock.

Aber immerhin trennt sich so die Spreu vom Weizen, ich bin froh, dass ich nun schon vor der Sendung weiß, ob es sich lohnt, sie anzuschauen oder doch lieber einen noch ungelesenen Artikel in den NachDenkSeiten lese/schaue!

G.G.


283. Leserbrief

Liebes Team der Nachdenkseiten,

ich war ein großer Fan von Georg Schramm, der sich leider aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Es würde mich interessieren, wie er die aktuelle Politik einschätzen würde. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er sich der Einheitsmeinung einfach angeschlossen hätte.

Das, was nachkommt, ist leider traurig. Bosetti, Bielendorfer und Co. sind klar damit überfordert, den Regierenden unangenehme Wahrheiten um die Ohren zu hauen.

Danke für ihre Arbeit, Moritz Bayer


284. Leserbrief

Ich bin genauso geschockt wie ihr, wie angepasst, hirngewaschen, obrigkeitshörig Kabarettisten wie Sieber oder Sarah Bosetti die Mainstreamhetze gegen die letzten Aufrechten in unserem Land anheizen. Ihr habt mit jedem Wort recht. Bin fassungslos, wie bereitwillig rückgratlos deutsche Kabarettisten sich der Lüge, dem Hass und der Kriegspropaganda anbiedern.

Danke, dass wenigstens ihr euch noch Wahrheit zu sagen getraut.

Euer Lothar


285. Leserbrief

Ja, Kabarett war einmal scharfzüngig und passgenau. So wie man es bei politischem Kabarett erwartet, alles andere ist „Comedy“ oder Komik. „Comedians“ wie Sarah Bosetti oder Jan Böhmermann unterstelle ich einfach mal einen zu niedrigen IQ, um zu verstehen, was in dieser Welt gerade geschieht. Christoph Sieber, Tobias Mann, Claus von Wagner und Max Uthoff hatten die richtige „scharfe“ Zunge, um Fehler im System zu benennen, selbst Philip Simon war einmal gut in dieser Hinsicht.

Inzwischen sind aber viele der politischen Kabarettisten so eingeschüchtert worden und haben Angst vor dem Verlust ihrer Einnahmequelle ARD/ZDF, dass sie nur noch dem Mainstream folgen, vielleicht sogar noch „Extrageld“ oder Boni dafür bekommen, dass sie ihr Publikum auf die gewünschten Narrative einschwören. Satire oder Kabarett ist es nicht mehr, was sie derzeit bieten.

Nur wenige haben es in Kauf genommen, die öffentlich-rechtlichen Pfründe zu verschmähen, um charakterstark zu bleiben, siehe Lisa Fitz, Uwe Steimle und in gewissen Grenzen auch Matthias Richling (der weiter vom SWR gesendet wird). Bei den Komikern wie Thorsten Sträter oder Alfons weiß man, dass sie politische Themen schon immer „umschifft“ haben, und erwartet auch keine politischen Statements von ihnen.

Der politische Aschermittwoch hat uns deutlich gezeigt, dass es noch gutes Kabarett gibt, abgesehen von Florian Schroeder. Arnulf Rating, Simone Solga, Martin Sonneborn und bis zu einem gewissen Grad auch Chin Meyer haben dann für Schroeders Auftritt entschädigt.

Mit vielen Grüßen aus Berlin, Rainer Felkeneyer


286. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ja, ich beobachte ebenfalls, dass unser einst wertvolles Kabarett auf dem besten Wege ist, eine 180°-Kehre (korrekt so?) zu vollziehen. Die Zeiten von Volker Pispers und Georg Schramm sind Geschichte, und selbst „Die Anstalt” hat „zu” gemacht. Was jetzt so läuft, ist weichgespült und eher plattes Zeug. Wie das Phänomen dieser „Gleichschaltung“ zu erklären ist? Naja, ich weiß es nicht, und wenn ich mein „Bauchgefühl” befrage, hab ich die schlimmsten Befürchtungen, die ich verständlicher Weise nicht auszusprechen wage.

Vor Kurzem war Urban Priol bei „Hart aber Fair”. Ich habe gleich abgeschaltet, aus Angst, ich müsste mir die Frage stellen: „Was, der auch?”

Mit freundlichen Grüßen, Ralf Bauer


287. Leserbrief

Mir ist auch aufgefallen, dass seit Corona die heute-show dem Mainstream verfallen ist.

Gruß, Detlef Reitzuch


288. Leserbrief

Hallo,

meine Erklärung, die meisten Genannten sind Anhänger der Grünen, die kritiklos jedem Schwenk ihrer Partei folgen. Außerdem ist es für sie ein wohliges Gefühl, beim Mainstream dazuzugehören. Wenn dann inhaltliche Argumente fehlen, wo sollen diese auch herkommen, liegt aggressive Pöbelei schnell nahe.

LG, Vera


289. Leserbrief

Liebes Team der NachDenkSeiten,

es ist immer wieder das alte Lied: „Dessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing!“

Ganz schlimm jedoch, wenn manche völlig in Böhmermann-Ziegenficker-Untiefen abgleiten – da kann man dann den WAHREN Menschen hinter dem Gesteuerten kennenlernen. So wie auch bei Bastian Bielendorfer! Fremdscham!

Herzlichen Dank für Ihre mutige, fleißige Arbeit.

Jasmin Kramer


290. Leserbrief

Verehrter Herr Müller (oder wer immer diese Mail liest),

mit Interesse habe ich Ihren Youtube-Beitrag mit oben genanntem Titel gesehen und habe dazu Folgendes aus eigener Erfahrung zu berichten. Am vergangenen Wochenende trat nach längerer Zeit wieder einmal Urban Priol bei uns im Bürgerhaus auf. Ich kannte Herrn Priol schon viele Jahre durch mehrere Live-Auftritte sowie durch dessen Fernsehshows. Meine Vorfreude war entsprechend groß – umso enttäuschender dann der Auftritt: kein einziges kritisches Wort (vielleicht mit Ausnahme Herrn Habecks „Diener“ vor den Scheichs in Katar) zur katastrophalen Energiepolitik, kein kritisches Wort zur Rolle der Amerikaner und dem Verhalten unseres Kanzlers bei der Sprengung der Nordstream 2, kein Wort über die Rolle der Amerikaner und der EU beim Ukraine-Krieg. Stattdessen lediglich eine Hasstirade auf Putin (die ihm billige Klatscher einbrachte), für die die Bezeichnung „Stammtischniveau“ noch eine Beleidigung für Stammtischler wäre, ein Loblied auf die FFF-Kids (…es ist fünf vor zwölf und 12.000 Wissenschaftler sind sich einig, dass die Klimakrise… ) eine Verneigung vor den Klimaklebern und so weiter und so weiter. Auch kein Wort zu Baerbocks feministischer Außenpolitik, zum Gender-Gaga oder dem Umbau unserer Gesellschaft zur woken, transsexuellen, regenbogenfarbenen LBTQ-Community. Dafür aber Schimpf und Schande für Querdenker und Coronaleugner. (Sinngemäßer Wortlaut: Wer Angst hat, durch die Impfung genetisch verändert zu werden, für den wäre die Impfung möglicherweise eine Chance.)

Früher waren die Kabarettisten Querdenker, die ihre Finger in die Wunden legten. Heute ist Querdenker ein Schimpfwort.

Alles nur traurig.

Mit freundlichen Grüßen, Robert Franke


291. Leserbrief

Hallo,

Möchte kurz auf die I-Seite her-mit-der-marie.at/funny-money/ hinweisen.
Hier werden ein paar der bekanntesten Österreichischen sog. Kabarettisten aufgelistet, die sich die letzten Jahre über fürstlich (bis zu Mio-Beträge) für ihr Engagement vom Staat bezahlen ließen.

Hauptsache Brot und Spiele (Propaganda im Deckmantel der leichten Unterhaltung) fürs Volk… natürlich waren die alle zufällig stramm auf Regierungslinie und streiten auch mehrheitlich ab, vom Staat bezahlt worden zu sein. Alles im Schleier sog. Coronahilfen, outet sich hier die Scheinheiligkeit par excellence.

Ich vermute mal stark, dass das in Deutschland auch nicht anders läuft und die Förderungsstruktur genutzt wird, um treue „Staats-Künstler“ zu erhalten, während kritische Stimmen/Künstler ausradiert werden. Erst durch Rufmord und dann finanziell.

Auch haben viele ihr wahres Gesicht gezeigt, als Beispiel fällt mir hier der sonst so kritische Volker Pispers ein… Aber ich halte mich kurz.

Danke und alles Gute, Gruber Benjamin


292. Leserbrief

Guten Tag Herr Müller,

schon während der Pandemie zeigte sich deutlich, wie das Kabarett auf Regierungslinie einschwenkte. Die Disziplinierung mit Hilfe des Schürens von Todesangst war der Vorläufer für all die politische Entwicklung in unserem Lande. Vorauseilender Gehorsam, Denunziation, Framing usw. bilden die Voraussetzung dafür, dass die meisten Menschen immer unkritischer und folgsamer werden und sind.

Wie mit unseren Gebühren für den ÖR umgegangen wird, wie die Regierung Journalisten gekauft hat und kauft, wird gerade von mutigen Leuten aufgedeckt. Aber wen interessiert es?

Die Angst, auch bei Journalisten, bei Künstlern, bei Beamten, bei Angestellten, bei Youtubern, bei ganz einfachen Menschen, griff in der Pandemie so stark, dass bei den meisten das Hirn aussetzte.

Auch Kabarettisten sind Menschen, und auch sie sind Vorgaben des politischen Systems ausgesetzt. Früher hatten sie wohl eher das Gefühl, dass die Masse der Menschen für eine kritische Haltung gegenüber der Regierung war. Heute ist das Gefühl ein anderes. Ich denke, um zu verstehen, warum Kabarett heute nichts mehr mit dem zu tun hat, was es einmal war, muss man verstehen, warum die Menschen heute anders ticken. Und das hat sehr viel mit Manipulation, Framing und totalitärem Handeln der politischen Kreise zu tun.

Jedoch gibt es auch hier Ausnahmen wie Lisa Fitz, Riwa u.a. … leider sind es aber auch diese standhaften und intellektuell anspruchsvollen Künstler, denen man im ÖR keine Sendezeit mehr gibt.

Wir brauchen eine neue politische Bewegung, die dafür sorgt, dass die Dinge sich zum Positiven wenden. Leider werden noch zu viele Menschen im alten Denken verharren wollen. Deshalb müsste es gelingen, im ÖRR aufzuräumen und ihn völlig neu zu gestalten.

Herzliche Grüße und Danke für Ihre unermüdliche Arbeit. Ich bin Leserin der NDS von erster Stunde an.

Jutta Mühl


293. Leserbrief

Liebes Team von den Nachdenkseiten,

dieses „Umdenken“ der Kabarettisten ist mir schon fast zu Beginn der Corona-Plandemie extrem aufgefallen. Sie alle treten in den Öffentlich-Rechtlichen auf und müssen wahrscheinlich um ihre Jobs fürchten, wenn sie sich nicht regierungskonform äußern.

Da sich mir jedes Mal fast der Magen umdreht, wenn ich dieses „Sich-an-die MSM-Anbiedern“ höre, habe ich Kabarett aus meinem Repertoire verbannt, obwohl ich eigentlich ein großer Kabarett-Fan bin. Die Einzigen, die ich mir noch anschaue, sind Lisa Fitz und Anny Hartmann.

Die Nachdenkseiten machen einen hervorragenden Job. 👍👍👍Hoffentlich noch sehr lange.

Vielen Dank 🙏

Liebe Grüße, Gabriele Krajewski


294. Leserbrief

Lieber Herr Müller, liebe Redaktion,

Ihr Aufruf zur Teilnahme an der Umfrage zur Hetze gegen kritische Geister durch Kabarettisten ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich hoffe, ich kann immer noch meinen „Senf“ beisteuern.

Ich glaube, es ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren. Konkret schweben mir sechs Punkte vor:

Erstens habe ich das Gefühl, dass viele Kabarettisten, die nicht „auf Linie“ sind, sich aus den Leitmedien bereits verabschiedet haben. Was wir die letzten Wochen gesehen haben, sind die übriggebliebenen faulen Mitläuferäpfel.

Zweitens habe ich Zweifel, dass allzu regierungskritische Leute überhaupt Verträge mit ARD, ZDF etc. bekommen. Sicherlich hat es früher durchaus mehr Meinungspluralität gegeben, allerdings fand ich das schon eher alibimäßig. Gewisse Dinge konnten schon sehr lange nicht mehr wirklich angezweifelt werden, z.B. ob Deutschland wirklich zu den „Guten“ gehört, ob Demokratie nach westlichem Vorbild wirklich das Beste ist, was die Menschheit jemals hervorgebracht hat, und ob es wirklich sinnvoll oder gar moralisch ist, die Westlichen Werte™ in anderen Ländern zu „fördern“ (wenn nötig mit Gewalt). Man darf höchstens ein bisschen meckern, wenn das Thema gerade aktuell ist, und dann hat wieder Ruhe einzukehren.

Drittens sehe ich einen sehr direkten Zusammenhang zwischen der Hetze gegen das Friedensmanifest und die Demo und antirussischem Rassismus, der in Deutschland meiner intensiven Beobachtung nach eine jahrhundertelange Tradition hat. Ich selbst wurde 1997 von meinen Eltern aus Russland hierhergebracht und war noch kein Jahr hier, als ich ihn erstmals gespürt habe. Vor allem seitens des scheinbar doch so aufgeklärten Bildungsbürgertums: Die schlimmsten Rassisten hier in Deutschland sind meiner Erfahrung nach Leute, die glauben, eine gute Bildung zu haben, zu wissen, was auf der Welt so los ist, und besonders offen und tolerant zu sein. Als wäre das faschistische Überlegenheitsgefühl auf der Grundlage der Zugehörigkeit zu einer vermeintlich überlegenen „Rasse“ zu einem nicht minder faschistischen Überlegenheitsgefühl auf der Grundlage der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Westlichen Werte™ geworden. In den letzten Jahren recherchiere ich intensiv zu diesem Thema und bin zu der festen Ansicht gelangt, dass die deutsche Vergangenheitsbewältigung ein schlechter Witz ist und dass Deutschland nach 1945 nach und nach die nationale Identität geraubt wurde (angebliche „Entnazifizierung“), das Land aber nie wirklich „entfaschisiert“ wurde, und sehe die aktuelle Hetze gegen die Friedensbewegung und Andersdenkende generell als eine Ausprägung dieses Rassismus, der in den letzten Jahren ja auch noch sehr eskaliert ist.

Viertens hätte ich wieder die aus meiner Sicht gescheiterte deutsche Vergangenheitsbewältigung. Einer meiner Kritikpunkte daran, der übrigens sehr gut im Buch „Opa war kein Nazi“ erläutert wird, ist das Betrachten der Vergangenheit fast ausschließlich aus Opferperspektive – obwohl man selbst aus Täter- bzw. Mitläufer- bzw. Mittäterfamilien stammt. Diese über Jahrzehnte antrainierte Identifikation mit den Opfern hat, glaube ich, dazu geführt, dass die heutigen Mainstream-Kabarettisten sich geradezu reflexartig auch bei den heutigen politischen Debatten auf der Seite der Opfer wähnen (mit Russland als dem „Täter“ und der Friedensbewegung als seinen Agenten) und somit gar nicht wahrnehmen, dass sie Benachteiligte angreifen und somit selbst zu Tätern werden. Deutschland hat es eben jahrzehntelang weitestgehend versäumt zu ergründen, wie und warum man zum Täter wird und wie sich das Tätersein anfühlt.

Fünftens könnte ein (unterbewusster) Versuch der Gesichtswahrung im Spiel sein. Ich glaube den Kabarettisten durchaus, dass ihre hetzerischen Meinungsäußerungen ehrlich sind, gehe also nicht unbedingt von Korruption aus. Wenn man sich also auf der Seite des „Guten“ wähnt, es aber plötzlich die „böse“ Gegenseite ist, die zu Dingen aufruft, die traditionell als „gut“ gelten (keine Waffen in Kriegsgebiete, Frieden etc.), dann läuft man ja Gefahr, als „böse“ dazustehen, und das wäre eine Katastrophe für das eigene Selbstbild. Und vielleicht zweifeln diese Menschen an ihren politischen Ansichten ja durchaus, versuchen diese Zweifel aber zu unterdrücken, indem sie umso aggressiver gegen diese Zweifel und damit auch gegen Andersdenkende vorgehen. Ich habe das an mir selbst gemerkt während Corona: Mein Verhältnis zur Impfdebatte war lange Zeit neutral bzw. eher unentschlossen, aber nachdem ich mich habe impfen lassen, wurde ich (vorübergehend) antagonistischer gegenüber Impfgegnern. Wenn man sich in einem Klima der Schwarz-Weiß-Spaltung für eine Seite entscheidet, wird man automatisch aggressiver gegenüber der Gegenseite und merkt es nicht einmal.

Sechstens kann ich nach 25,5 Jahren in Deutschland sagen, dass Deutsche – dem Klischee entsprechend – durchaus eine im internationalen Vergleich weit überdurchschnittliche Neigung haben, sich anzupassen, im Gleichschritt zu marschieren und ihre Aufgaben zu 250 Prozent zu erledigen, weswegen Deutschland, wenn es nicht kontrolliert wird oder über intakte Selbstkontrollmechanismen verfügt (was aktuell meiner Meinung nach der Fall ist), leicht über das Ziel hinausschießt: Im Kaiserreich hatte der Militarismus absurde Ausmaße, später stach der Nationalsozialismus unter den vielen nationalistischen und faschistischen Ideologien Europas besonders hervor, und schließlich ging es – den Erzählungen meiner Eltern und ehemaliger DDR-Bürger nach zu urteilen – im sozialistischen Ostdeutschland deutlich absurder zu als in der Sowjetunion selbst.

Ich hoffe, ich konnte Ihrer Bitte, sich kurz zu fassen, einigermaßen gerecht werden, bedanke mich generell für Ihre wertvolle Arbeit und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Mit freundlichen Grüßen, Katharina Joos


295. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

Ich beteilige mich gerne an Eurer Umfrage.

Meiner Meinung nach handelt es sich neben allen sonstigen Gründen v.a. um eine pervertierte ethisch-moralische Grundhaltung bei der Regierung, den Mainstreammedien und den staatlich subventionierten Künstlern, die allesamt miteinander verbunden sind.

Die eigene Meinung wird überhöht und den Kritikern das Recht der Existenz und des Aussprechens der eigenen Meinung verwehrt, noch dazu werden Abweichler sozial und finanziell angegriffen sowie (teilweise mit ihren Familien) bedroht. Das führt zu einer Positivselektion, sodass der Mainstream noch lauter schreit und die Kritiker aus Angst immer mehr verstummen. Es gibt also viel mehr von „uns“, als wir denken.

So kommt es auch, dass Rechtsradikale (die Grünen) sich links nennen und waschechte Linke (z.B. Sahra Wagenknecht) als Nazis bezeichnet werden (links-rechts-Umkehr). Dumme sind nun intelligent und Intelligente sind dumm. Kritiker sind Nazis, Mitläufer sind mündige, kritische Bürger… usw.

Ich glaube, viele (nicht alle) der heutigen Mitläufer, also auch die meisten Künstler, hatten schon vor der krisenhaften Entwicklung Probleme mit ihrer Haltung zum Autoritären. Nur damals hat man es nicht bemerkt, da die künstlerische Freiheit sehr dehnbar war.

Denn das Schlimme ist, dass die Repressalien nicht auf Gesetzen beruhen, sondern auf dem, was v.a. die Grünen (nicht) „erlauben“. Wir leben also eher in einem „Moralstaat“, da Meinungsfreiheit nicht mehr von Gesetzen geregelt wird. Und die extreme Anbiederung vieler Künstler an das System ist freiwillig. Darüber sollte man nachdenken.

Es geht um Kollektivismus vs. Freiheit des Einzelnen. Die Kunst im Kapitalismus wird immer von den Herrschenden zur Machterhaltung missbraucht.

Meine Aussagen haben das Thema nur gestreift, und was die Künstler und ihr Verhältnis zur Regierung angeht, trifft dies auf andere Menschengruppen auch zu. Aber finanzielle Abhängigkeiten und Angst vor dem sozialen Aus spielen für viele nicht die entscheidende Rolle. Denn viele betreiben dieses Spiel absichtlich noch intensiver, als es gewollt ist. Geschichtlich interessant: die Aktivisten-Bewegung im Sozialismus.

Ich hoffe, der Text war nicht zu lang.

Freundliche Grüße, Christian Fischer


296. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ein altes Sprichwort besagt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Gilt für das (Mainstream-)Kabarett ebenso wie für den Journalismus, insbesondere in Kriegszeiten. Abgesehen davon ist das Kabarett mit wenigen Ausnahmen schon seit Längerem in Richtung Comedy-Veranstaltung abgedriftet. Typen, die in die Fußstapfen eines Dieter Hildebrandts passen könnten, findet man derzeit nicht.

Herzliche Grüße, Peter Theo Geßl


297. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team,

Es hat eine Gleichschaltung auf der Ebene des ÖRR stattgefunden, so vorbelastet dieser Ausdruck auch ist. Wenn der Hofnarr sich eins mit dem König macht, dann gibt es nichts zu lachen, und andere Blickwinkel verkommen zu einer verpönten Realsatire in unbezahlten Schmuddelecken, vor denen die mörderische Moralkeule im Schulterschluss mit dem finanziellen Ableben bereits wartet. Was bleibt, sind die tragisch angepassten Mitläufer, die Heinz Rühmanns unserer Zeit, Pfeifen mit drei ‚f‘s.

Liebe Grüße von jemanden, dem das Lachen im Hals steckengeblieben ist.

Herzlichst, Claudia Schwarzrock


298. Leserbrief

Liebes NachDenkSeiten-Team, lieber Herr Müller,

um auf die von Ihnen gestellte Frage zu antworten, ob das Kabarett zu angepasst sei, nun folgende Erläuterung aus meiner Sicht: Ich schaue es gar nicht. Ich bin fast 40, habe keinen Fernseher, mein primäres Medium ist das Internet, und ich nehme dieses Programm nur in Form von Beschreibungen aus den alternativen Medien wahr. Selten einmal schaue ich versatzstückartig ältere, gute Beiträge, die zu einem bestimmten Thema gemacht und in den sozialen Medien geteilt wurden.

Als ich die letzten Male in diverse Kabarett-Stücke hineingeschaut habe – etwa von extra3 oder heute-show – hielt ich das nicht sehr lange durch. Das allgegenwärtige Framing hat die Gesellschaft durchsetzt und vergiftet. Aus Selbstschutz schaue ich es nicht mehr. Und es gibt genügend Alternativen.

Es fehlen die kritischen Geister, die sich gerne mit der Macht anlegen; und der Umgangston ist teils vom Treten nach unten, teils vom Wiederholen von ThinkTank-Phrasen bestimmt und entstellt. Auch wurden seltsame Gestalten wie der Kriegsfalke Röttgen in die heute-show eingeladen und freundlich behandelt, dagegen werden alternative Journalisten und Bürgerrechtler verleumdet und gemobbt.

Zählten Aussagen wie „Alle Macht den Großkonzernen“, „Fortschritt um jeden Preis“ und „Krieg ist Frieden“ zu meinen Überzeugungen, dann würde ich mich mit dem Mainstream-Programm vermutlich besser fühlen. Doch leider habe ich da ein paar Anpassungsschwierigkeiten. Und an denen werde ich festhalten.

Vielen Dank für Eure/Ihre Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen, Yves Scherdin


299. Leserbrief

In meinem Alltag spaziere ich mit meiner Meinung bei meinen „unpolitischen“ Mitmenschen durch offene Türen. Ich denke, es ist die gebildete Mittelschicht, insbesondere die „Grünen”, zu denen die Kabarettisten wohl auch gehören und bei denen sie sich nach der Isolierung durch Corona heimisch fühlen wollen. Wer weiß schon, wie diese Partei entstanden ist (indem sie die BI’s gegen AKW’s auflösten). Die „Linken“ sind total zerstritten; bei ihnen ist das Wort Solidarität auch inhaltlich ein Fremdwort. Die übrigen Parteien kann man vergessen.

Wer bleibt? – das „unpolitische“ Volk, meine Mitmenschen.

Stefanie Schneidereit


300. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

vielleicht liegt es – wie in Österreich – an den großzügigen Coronahilfen des Staates, die während der Lockdowns als Abfederung des Verdienstentgangs ausbezahlt wurden. In Österreich waren sechsstellige Beträge eher die Regel als die Ausnahme: Viktor Gernot, Michael, Niavaranni, Thomas Stipsits, Alex Kristan uvm.

Mit freundlichen Grüßen, Astrid Gortana


301. Leserbrief

Hallo,

zunächst: Ganz herzlichen Dank für Ihre hochwertige Arbeit bei den NachDenkSeiten, die wesentlich zum Nach- und Mitdenken anregt und immer wieder zu „Aha-Erlebnissen“ bei mir führt!

Ich stimme Ihrer Analyse zu, dass der unbedingte bzw. vorauseilende Wunsch, „dazuzugehören“ bei den Genannten das Denken lähmt und die eigene Aufgabe, kritisch und aufklärend zu agieren, ausbremst.

Ich vermute, dass sich z.B. die Genannten gleich zu Beginn ihrer Beiträge übereilt „auf die richtige Seite stellen müssen“, um von vornherein zu verhindern, in den Verdacht zu geraten, etwa Verständnis für die im öffentlichen Diskurs bewusst Ausgegrenzten und Diffamierten zu haben (oder gar Sympathie).

Dass sie dadurch nicht nur zu Mittätern der Ausgrenzung werden, sondern auch ihre eigene Sache und das eigene Genre verraten, tritt offenbar hinter die Angst zurück, zur „falschen Seite“ gezählt zu werden.

Das ist nicht nur schade, sondern geradezu fatal.

Und während ich z.B. Sieber und (früher auch) Schroeder durchaus für klug und eloquent genug gehalten habe, aus richtiger Überzeugung gegen den Strom der Meinung schwimmen zu können, die man gerade zu haben hat, zeigt sich m.E. bei Bosetti schon seit Langem, dass die Inhalte ihrer Beiträge die Aufmerksamkeit nicht rechtfertigen, die ihr teils noch immer entgegengebracht wird; ich muss befürchten, dass sie schlicht nicht klug genug ist, um erhellendes Kabarett zu machen.

Der einzige Vorteil des Niedergangs: Diejenigen, die tatsächlich „ihren Job machen“ (und dabei äußerst starken Gegenwind in Kauf nehmen), „erstrahlen“ umso heller ;-)

Mit herzlichen Grüßen, Christian von Löwensprung


302. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

seit 2021 bin ich Leser und Hörer der NachDenkSeiten und bin sehr froh, andere Sichtweisen als den Mainstream zu finden. Vielen Dank dafür.

Früher war ich ein großer Fan von Satiresendungen im TV – aber sie haben für mich zunehmend an Bedeutung verloren. Die Satire geht nur noch in eine Richtung: in die, die in den Mainstream passt.

Ich vermute, dass für manche Kabarettisten ihre Auftritte der bloße Beruf sind und keine Berufung. Und dieser Beruf wird so ausgeübt, dass er dem Geldgeber gefällt. Man verkneift sich kritische Äußerungen und hofft so, zu gefallen, um möglichst wieder engagiert zu werden.

Solange es hierfür ein Publikum gibt, welches applaudiert bzw. die Sendungen ansieht sowie die Sender finanziert, wird es, fürchte ich, hier keine Veränderung geben.

Beste Grüße aus Sachsen, Claudia Tieze


303. Leserbrief

Die Kunst geht nach Brot. Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

Die Antwort auf Ihre Frage wird seit Jahrhunderten immer gleich gegeben. Die Frage ist inzwischen obsolet.

Hen Dabizi


304. Leserbrief

Hallo NDS-Redaktion,

vielleicht ist es grob etwa so: Auch die Kabarettisten haben unter den Corona-Regelungen massiv gelitten: keine Auftritte über lange Zeit… Massive Existenzängste sind ihnen von daher hinlänglich bekannt. Und Angst schränkt die Denkfähigkeit ein. Wer dann zumindest in der groben Richtung mit dem Strom schwimmt, hat eher Chancen auf ausgebuchte Kabarettveranstaltungen. Die Existenzangst schwächt sich ab…
 
Außerdem: Der Hass auf Russland ist tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. Seit Generationen. In vielen Köpfen unbearbeitet, zwischendurch verdrängt. Und kommt dann leicht wieder hoch, wenn irgendwas dazu Passendes passiert. Sagte ein Bekannter neulich: „Eigentlich bin ich auch Pazifist, aber im Fall von Putin sehe ich keine andere Möglichkeit als Waffen.“

Entwaffnende Grüße, Lilli Mund


305. Leserbrief

Hallo Nachdenker,

nun z.B. am kritischen Geist Dieter Nuhr konnte man es beginnend vor ca. zwei Jahren (bis heute) prima beobachten. Ich denke, wer das Glück hat, seinen Traum-Job, der obendrein auch noch sehr gut bezahlt wird, ausüben zu dürfen, der macht unter mehr oder weniger Druck beinahe ALLES, um diesen Job behalten zu dürfen. Ich nenne dies übrigens „Heinz Rühmann-Effekt“. Man beobachtet das eigentlich in allen Bereichen, nicht nur im Showbiz, heute… und damals, z.B. in der DDR.

Warum sollen heute Kabarettist*#”ininnen die besseren Menschen sein? Dafür gibt es keine Belege. Oder gab es irgendwann neben den geburtenstarken Jahrgängen auch die charakterstarken Jahrgänge?

MfG Werner


306. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten,

erstmal vielen Dank für eure Beiträge. Das sind meine neuen Nachrichten.

Bei der Satire bin ich der Meinung, es liegt wie in allen anderen Fällen auch am Geld. Geld hat kein Gewissen, keine Ethik, ist auch keine Person, bietet aber Sicherheit, Wohlstand, Status etc. Ab einem gewissen Betrag ist jeder bestechlich und verzapft eben das, was verlangt wird. 

Diejenigen, die finanziell abgesichert sind, wollen mehr. Die anderen müssen sehen, wie sie ihre Familie ernähren, und werden erpresst.

Liebe Grüße, Heinzi Holzi


307. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

ich habe seit 1983 in der DDR politisch satirisches Kabarett gemacht. Von 1990 bis 2004 unterbrochen und ab 2004 als Freiberufler wieder weiter gemacht. Man könnte sagen, ich weiß, wovon ich rede. Zuerst müsste man fragen, warum die genannten Künstler das machen, also politisches Kabarett? Welche Haltung haben sie zu ihrem eigenen Beruf? Es ist und war ja auch für viele Berufung, aber die sind nicht mehr da. Gestorben oder abgetreten.

Außerdem besteht immer noch ein großer Unterschied zwischen Ost- und Westkabarettisten und Innen. Viele aus den alten Bundesländern können sich nicht vorstellen, dass sie sich in den USA getäuscht haben. Dass das seit 1933 bis in die heutige Zeit getragene Russlandbild vielleicht gar nicht stimmt. Und: Sie sind mehr oder minder gelebte Narzissten. Da denke ich nur an Gustav Gründgens, oder Jan Joseph Liefers. Die um nichts in der Welt die Bühne opfern würden. Viele Künstler kommen ja auch nie ins Fernsehen, sodass man nicht weiß, wie sie sich äußern.

Was ich auch bemerkt habe, was mal bei der „Anstalt“ ein Gütemerkmal war, nämlich Recherche, wofür viele gar keine Zeit mehr haben, der Aufwand dafür ist inzwischen riesig und zum Teil schwer zu erfüllen. Wir hatten als Ossis so eine Art kreatives Misstrauen, das fehlt völlig, auch schon gelebter Humanismus. Ein belastbares Koordinatensystem. Es tut mir leid, das sind eben nur Künstler. Früher hieß es immer: „Wer auf eine Bühne geht, sollte auch was zu sagen haben.“ Tja!

PS. Die NachDenkSeiten sind für mich schon sehr lange Zeit ein Leuchtturm und Halt für mein Leben und mein Bewusstsein in diesem Land. Vielen, vielen Dank für Ihre Arbeit!!

Viele Grüße, Stephan Arendt


308. Leserbrief

Liebe Leute der NachDenkSeiten,

zwei mögliche Gründe der Anpassung:

  • eine unzureichend ausgebildete „Moralkompetenz“ bei gleichzeitiger Furcht, gecancelt zu werden (siehe auch aktueller Eintrag und im Jahr 2017 noch so vom „schlauen Kopf“ zum „kranken Kopf”)
  • und/oder auch ganz simpel: „Wessen Brot ich ess’, dessen Lied ich pfeif’“

Viele Grüße aus Soest

P.S.: Auch wenn hier (und anderswo) der „Aufschlag” wohl sehr hart werden wird, halte ich mich (noch) an die Worte von Watzlawik: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“ ;)

Thomas Pohlon


309. Leserbrief

Hallo,

nur ganz kurz, ich denke, wenn die geistige Dissonanz zu groß wird, wechselt man lieber sein Weltbild.

LG, Patrice Linhardt


310. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Ihren Eindruck kann ich bestätigen. Zum ersten Mal fiel mir die Zurückhaltung des Kabaretts beim diesjährigen Jahreswechsel 2022/2023 auf. Der Jahresrückblick von URBAN PRIOL fiel aus meiner Sicht deutlich zahmer aus als sonst. Wenn ich mich recht erinnere, hat er „die Ukraine ausgelassen“, hat aber auch nicht einseitig gegen Russland gestänkert wie andere. Vielleicht kamen subtile oder sogar eindeutige Hinweise vom Sender, wie weit er und die anderen gehen können.

Die Herren WELKE, EHRING und andere sind klar auf Regierungskurs. Leider habe ich das Gefühl, dass sie sich dabei wohl fühlen. (Der Verlust der Scham ist der Beginn der Verblödung. vermutlich – S. Freud)

Aus meiner Sicht veränderten sich die Arbeitswelt und der Journalismus nach 2001, Einführung des Teilzeit und Befristungsgesetzes – TzBfG. Verträge werden nur verlängert, wenn der Betreffende auf Kurs ist. Das färbt sicher auch auf das Kabarett ab. Unabhängig ist man nur, wenn man es sich auch leisten kann.

Viele Grüße, D.B.


311. Leserbrief

Seit ca. zwei bis drei Jahren sehe die Sendung nicht mehr, da die Inhalte unerträglich durch politisch korrekte Treue sind.

Vielen Dank für Ihre Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen, Leon Szostak


312. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

sie fragten nach einer Erklärung, wie sich das Kabarett so entwickeln konnte, dass es heute die Regierung eher verteidigt als kritisiert.

Meine These: Die Mehrzahl der Kabarettisten kommt aus dem Milieu, in dessen Augen der Sheriff von Nottingham beseitigt ist und Robin Hood regiert. Wer die edlen Absichten und bewährten Kompetenzen dieses Menschenfreundes anzweifelt – sei es auch nur durch den Hinweis auf Richard Löwenherz als rechtmäßigen Regenten – muss ja zwangsläufig böse sein und mithilfe des Kabaretts attackiert werden.

Herzliche Grüße aus München, Markus Helmreich


313. Leserbrief

Liebe Leute von den NDS,

gerade den bekannten und betuchten ehemaligen Kabarettisten traue ich zu, dass sie sich ein oder zwei Jahre finanziell durchschlagen könnten ohne großen Verlust an Lebensqualität. Wenn man ein Gewissen hätte, könnte man alternativ auch gar nichts sagen und sich elegant zurückziehen!

So aber sieht man, wem es ernst ist und was die Vergangenheit für einen Wert hatte. Das sehe ich hier eher als die fundamentale Erkenntnis. Aber wie ich die Bevölkerung kenne, hat sie auch das bereits wieder vergessen…

Love & Peace, S. Göhe


314. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

danke für Ihre Umfrage. Sie zu beantworten ist nicht ganz leicht. Die Motive von Sarah Bosetti und Co. könnten durchaus unterschiedlich sein. Die Gier nach Geld und Geltungsbedürfnis halte ich für die wahrscheinlichsten Gründe.

Sie treten in den ÖR-Medien auf und verdienen damit ihr Geld. Sie sind sich sicher, dass die breite Masse ihnen folgt und ihr Prestige wächst. Sie verdrehen alles und diffamieren, was das Zeug hält. Das alles aus Angst, ihren Job, ihr Ansehen und ihre Existenz zu verlieren?!

Die geschätzte Lisa Fitz ist ein Paradebeispiel, dass es auch anders geht. Es braucht Werte wie Mut, Wahrheit und Liebe, wie Daniele Ganser sie vertritt. Lisa Fitz trägt diese Werte ebenfalls im Herzen. Andere sog. Satiriker und Kabarettisten haben diese Werte im wahrsten Sinn des Wortes verkauft. Leider…

Herzliche Grüße, Holger Rohde


315. Leserbrief

Sehr geehrtes liebes Team der NachDenkSeiten!

Ich erinnre mich an die offizielle Humor-Fabrikation in der DDR rund um den Eulenspiegel-Verlag und auch das staatliche Kabarett (Diestel u.a.). In den 70er und 80er Jahren herrschte trotz klarer Zensur eine recht große Freiheit zum Benennen konkreter Missstände sowie auch struktureller Fehlentwicklungen. Einige Basics durften nicht infrage gestellt werden, das wäre sonst „Klassenfeind-Propaganda“: Die Souveränität des Arbeiter- und Bauernstaates, das Bündnis unter sowjetischer Führung, der Sozialismus und die Führungsrolle der Partei. Aber sonst gab es eine reiche satirisch-kabarettistische Landschaft: In Zeitungsglossen, literarischen Beiträgen, Zeitschriften (insbes. Eulenspiegel), Büchern, Kabarett…, weniger im Fernsehen (DFF) und Hörfunk.

Eine besondere Rolle spielte das Theater. Dort wurden in Dramen und v.a. in neoklassischen Inszenierungen* oft satirische oder kabarettistische Andeutungen untergebracht, die der Zensur entgegenwirkten und die sich spätestens ab den 60ern zum eigentümlichen Bestandteil, ja Merkmal der DDR-Kultur entwickelten (und in der UdSSR war es wohl so ähnlich).

Überhaupt lief weit mehr über TEXTE, die eine geübte Rezeptionspraxis erfordern, als über AV-Medien, die besonders propagandaanfällig sind.

Es war also unter totalitären Verhältnissen möglich, sowohl „Systemkabarett“ zu machen (die Satiriker und Glossenschreiber waren ja anerkannte Mitglieder in den entsprechenden Künstlerverbänden) als auch die Kunst des „zwischen den Zeilen“-Schreibens und -Inszenierens zur Höchstform zu entwickeln.
 
Demgegenüber sind Unterhaltungskünstler des Westens grundsätzlich dem kommerziellen System der kapitalistischen Kulturindustrie unterworfen. Sie sind grundsätzlich gegenüber der – gewünschten oder herzustellenden – „öffentlichen Meinung“ prostituiert. Der Begriff „Presstituierte“ ist insofern besonders zutreffend, als er auf „amtliche“ bzw. professionelle Witzbold*Innen angewandt wird.
 
Die Sonderform des Crowd-Kabaretts hat derweil (noch) in der Provinz überlebt: Kabarett-, Laienspiel- und Karnevalsvereine betreiben ehrenamtlich, was die bezahlten Meinungshuren eo ipso nicht fertigbekommen. Die Pay-if-you-like-Praxis verschafft auch einigen Medienschaffenden wie „Snickers für Linkshänder“, Yann Song King, der Sendung „B & B“ oder Uwe Steimles „Aktueller Kamera“ allerlei Reichweite, auch wenn das neoliberale System mit einem vollkommen pervertierten Urheberrecht der Kunst ständig Beine stellt.
 
Dass insbesondere der ÖRR sich eine „Kabarett“-Szene leistet, die lediglich das Mainstreamnarrativ mit den Mitteln der Stigmatisierung und Diffamierung repetiert, wird noch von privaten „Comedians“ flankiert, die sich vor lauter Wokeness, Corona-Beflissenheit und Russophobie gegenseitig überbieten. Mit dem „Witz“ eines H. Heine, E. Kästner, G. Schramm oder Loriot hat all das überhaupt nichts mehr zu tun. Von selbstkritischer Beleuchtung des eigenen Nestes sind die Böhmermanns und Bosettis, die Wischmeyers, Uthoffs und Wagners so weit entfernt wie der ÖRR von seriösem Journalismus. Erinnert sei an die unübertreffliche Fremdschäm-Nummer, bei der Oliver Kalkofe vor ca. 1,5 Jahren dem woken Publikum in einem Best-of tränenreich erklärte, dass ausgerechnet und einzig seinem „Roberto Blanco“ kein gedankenloses Blackfacing zugrunde läge, sondern tiefe und bewusste Kunstsinnigkeit.
 
Über das Wesen der westlichen Kulturindustrie haben schon die Altvorderen der Frankfurter Schule hinreichend nachgedacht – das muss hier nicht wiederholt werden.
Fakt ist: Wer halbwegs professionell arbeiten möchte mit entsprechenden Zugängen zu Netzwerken und sozialen Milieus, wer sein Eigenheim abbezahlen und die Privatschulen für die Kinder finanzieren will, ist den Bedingungen unterworfen, unter denen „offizielle“ Kunst im westlich-kapitalistischen Wertesystem überhaupt möglich ist. Außerdem dürfte die Methode „Bestrafe einen – erziehe hundert“ auch auf diesem durch Corona eh angeschlagenen Sektor prächtig funktionieren. Die Scheuklappen sitzen („Einengung des Diskurskorridors“ – R. Mausfeld).
Außerdem sorgt das grundsätzliche Outsourcing der Produktionen zwar einerseits für deutlich mehr „Kasse“, andererseits aber auch für eine Kanalisierung, denn es steht ARD, ZDF & Co. jederzeit frei, die Zusammenarbeit zu beenden, wenn die gelieferten Produkte nicht die gewünschten Charakteristika aufweisen.
 
Was mich allerdings wundert: Wenn diese Leute doch so überzeugt von ihren Narrativen sind, warum wird dann nicht mit viel mehr und viel treffenderem Humor reagiert? Richtig gute Putin- oder Wagenknecht-Witze habe ich noch nicht gehört. Statt Humor gibt es Häme, statt glossierender Kritik nur unterirdisches Bashing auf Sascha-Lobo-Niveau (und statt schmunzelnder „Erwischt!“-Reaktionen nur ein peinliches Beleidigtsein wie im Fall Klamroth). Insofern dient die(se) Kunst(richtung) wie in allen totalitären Systemen lediglich dem Einzimmern des Narrativs im Stil von „1984“, vor allem bei den staatstragenden Mittelschichten des FAZ- und ZEIT-lesenden Bildungsbürgertums. Und das war schon immer (und in jedem System) gegen Kritik, Selbstkritik und jede Form von Augenzwinkern immun.
 
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Matthias Jehsert
 
*Zur realsozialistischen Kulturtheorie vgl. vor allem Peter Hacks!


316. Leserbrief

Kabinett-Arbeit ist heutzutage Kabarett – Kein Unterschied.

Also: einfach reine Satire – merkt das denn nur keiner.
Bundestag: Kleine Anfrage: Was zahlen die Ministerien an Kabarettisten und andere Politik-Statisten an Geldbeträgen? (analog zu Journalisten – Honorare)

Übrigens: Was ist der Unterschied zwischen einem Comedian und einem Kabarettisten? Der Comedian macht es wegen dem Geld, der Kabarettist wegen des Geldes.

Dieter Hildebrand u.a. machen es wg. Demokratiebelebung unter Idee, Verstand, Geist, Wagemut, Herz: Der Scherz verlangt einen Einfall, der Witz aber Verstand, die Satire Geist, die Ironie Wagemut und der Humor Herz.

Money makes the world go around – But if you can see it with my eyes….

Joachim Raedler


317. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrte Redaktion,

Ihre und die heute schon veröffentlichten Erklärungsansätze für die alldurchdringende Anpassung an die „h. M.“ sind sicherlich zusammen zutreffend. Ich selbst suche seit 2020 nach Erklärung für die frappante Faktenignoranz meiner Mitmenschen: innere Korruption durch auskömmliches Arbeitnehmerdasein, group think mangels Aufklärung und Reflektionsbereitschaft, Herdentrieb gerade in der Stampede und Verstärkung all dessen durch autopoetische Selbststabilisierung unserer Gesellschaftssysteme? Schmerzhaft, keinen klaren Sinnzusammenhang sehen zu können, keine erschöpfende Erklärung für den mehrheitlichen Totalausfall korrigierender Pluralität und gleichzeitige Verhärtung auch der Gegennarrative. Gefragt nach den Gründen, ist mir jetzt ein grundlegender Gedanke über Elemente und Ursprung all dessen bei dem Kognitionspsychologen Daniel Kahnemann begegnet: 

Unwillkürliche Abläufe unseres Gehirns im intuitiven System „schnellen Denkens“ seien im Kern bestimmt durch das assoziative Gedächtnis, das „fortwährend eine kohärente Interpretation dessen konstruiert, was zu jedem beliebigen Zeitpunkt in unserer Welt geschieht“. Diese Gehirnfunktion sei einflussreicher als das andere, bewusst logisch und rational operierende System „langsamen Denkens“. Denkt man die Wirkungsweise kognitiver Dissonanz hinzu, erklärt sich, warum die Behavioristen so kein Recht doch Erfolg haben.

Konkret: Die auf vermeintlich empirische bzw. normative Prämissen gegründete Impfgläubigkeit bzw. Feindbildbeschwörung der (Journalisten-, Kabarettisten- und Bürger-)Mehrheit ist möglicherweise auf einen einzigen anderen Punkt rückführbar: Nichtdenken-Können des Unvorstellbaren oder Angst. Wer solche Deutung in Betracht zieht, verlässt den hermeneutischen Inner-Circle und setzt sich dem Erkenntnisrisiko aus, er könnte selbst wie andere auch durch feinsinnige Fäden gebunden oder gelenkt sein. Könnten Intensivmediziner durch die Dauerbeschallung zu krisenentscheidenden Beatmungsbetten so beeinflusst gewesen sein, dass sie glaubten, schwer erkrankte Patienten ungeachtet des Patientenwillens beatmen zu müssen? Könnten die inzwischen 747.048 Bundesbewohner, die die Schwarzer/Wagenknecht-Petition zahlreich deshalb unterzeichnet haben, weil sie ebenfalls unter dem Eindruck der allgegenwärtigen Kriegspropaganda Angst haben – vor einem Krieg im eigenen Vorgarten oder auch nur vor dem Verlust bisheriger Gewissheiten? 

Auf mich gewendet: Es ist keine besondere intellektuelle Leistung, Querdenker zu sein, sondern erklärlich aus meiner Individuation mit ausgeprägter Skepsis vor Gruppenzwängen und Spezialisierung aufs Hinterfragen. Hätte ich durch vielleicht zufällige Faktoren wie meine „Verweigerung des Kriegsdienstes mit der Waffe“ und ersatzweise ersten Erfahrungen mit der Kommerzialisierung im Gesundheitswesen nicht schon als Student gegen die fadenscheinig begründeten Golfkriege des militärisch-industriellen Komplexes demonstriert, mich nicht als damals kirchtagsbewegter Gemeinsinnglaubender für die Risiken der Biotechnologie interessiert, mir später nicht wissbegierig die wegen bloßer Gendrift an sich ungefährliche Schweingrippe 2009 alternativ erklärt als Katastrophenschutzübung, und hätte ich mich zu dieser Zeit nicht durch weitere Internetrecherchen auch zu 9/11 den Schmerzen einstürzender Gewissheiten unterzogen, um zur Erkenntnis personeller Identifizierbarkeit des inzwischen auch pharmazeutischen Komplexes zu gelangen, ich wäre zu Beginn der Pandemie nicht auf den Gedanken gekommen, einen Zusammenhang des ersten deutschen Coronainfektionsfalles mit einer Rüstungsfirma zu vermuten oder eine nicht nur zufällige zeitliche Koinzidenz des strengen Lockdowns mit dem Transport amerikanischer Panzer für „Defender 2020“ durch den Hauptbahnhof meiner Stadt. Wo sind die jetzt eigentlich?

Aufklärung ist notwendig.

Laudulus


318. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrter Herr Berger,
sehr geehrte Mitwirkende und Unterstützer der NDS,
 
Zuallererst möchte ich Ihnen für Ihre unermüdliche Tätigkeit danken und für die für mich immer wieder lesenswerten Artikel von Herrn Berger, dies soll natürlich keine Abwertung aller weiteren Beteiligten darstellen. Jedoch ist für mich die Art und Weise, wie Sie, Herr Berger, formulieren, immer wieder eine Freude.
 
Nach der Veröffentlichung der Leserbriefe Teil I gehe ich davon aus, dass Sie sehr viele Gedanken zu der Anpassung des Kabaretts erhalten haben, und sehe mich veranlasst, auch einmal wieder aus meiner liebgewonnenen Passivität herauszuschauen.
 
Bei Teil I fällt mir der Hinweis auf materielle Gründe immer wieder auf, diesen kann und möchte ich so nicht gelten lassen. Es ist leicht, Kabarett zu betreiben, wenn man keinerlei Repressalien oder Nachteile zu befürchten hat – jeder „Depp“ kann sich in solchen Zeiten als Kabarettist betätigen. Ein „Vollblutkabarettist“ spiegelt letztendlich auch seine eigene Meinung in seinem Programm wider und steht zu ebendieser – natürlich mit dem Recht, diese Meinung an neue Informationen anzupassen, ohne sich selbst dabei zu verraten. Im Volksmund nennt man so etwas „Rückgrat haben“. Bei dem Personenkreis, von dem wir hier reden, handelte es sich für mich, im Nachhinein betrachtet, lediglich um „als Kabarettisten getarnte Comedians“.
 
Doch möchte ich auch betont wissen, dass dieses „Phänomen“ der „Rückgratlosigkeit“ nicht alleiniges Monopol des Kabaretts ist, sondern allgemein um sich greift.

Hochachtungsvoll, DK


319. Leserbrief

Wertes NDS-Team,

danke für Ihre Beachtung dieses Themas. Auch ich bin sehr verwundert über den Gleichschritt der Satire gegen die Friedensdemo. Meine Vermutung ist, dass auf den ersten Blick ja Putin der alleinige Schurke sein muss. Man darf also auf gar keinen Fall mit ihm verhandeln.

Auch denke ich, dass es einen kabarettistischen Herdentrieb gibt. Wenn sich drei prominente Satiriker gegen die Friedensdemo ausgesprochen haben, traut sich der Rest nicht, auf Gegenkurs zu gehen. Man will sich dann nicht in die Nesseln setzen und als Putintroll gelten.

Beste Grüße, Karsten Zöllick

PS: Morgen kommt die Anstalt, ich hoffe inständig auf die beiden 😉.


320. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

gerne greife ich die Einladung von Albrecht Müller auf und gebe eine Rückmeldung zu meiner aktuellen Sicht auf die deutsche Kabarettszene. Ich kann ihm in seiner formulierten Kritik nur zustimmen. Zu den von Herrn Müller aufgeführten Personen kann ich ergänzend noch Christian Ehring (Extra-3 / NDR) anführen, der ebenfalls in Bezug auf Wagenknecht / Schwarzer den Kniefall vor dem Mainstream-Journalismus vollzogen hat. Es ist nur erbärmlich zu nennen.

Satire lebt in ordentlichen Zeiten davon, herrschende Verhältnisse zu beleuchten und zu karikieren. Was aber diese Damen und Herren ablassen können (und müssen?), gibt vielleicht nur einen Sinn, wenn man die wohl potenziell lukrativen Gewinne von Schmarotzern berücksichtigt.

Meine Botschaft ist eindeutig: Mit mir nicht mehr!

Freundliche Grüße, Peter Bünder


321. Leserbrief

Moin, Mahlzeit und einen schönen guten Abend @nachdenkseiten,

Meiner Meinung / Ansicht / Auffassung nach liegt es zum Teil an

  1. „Falsch verstandener“ sogenannter „Solidarität“ – Tote Fische,
  2. Propaganda des sogenannten Maintream und dem sie natürlich auch nicht nachstehen sollen / wollen,
  3. Karrierechancen voranzutreiben / zu erhalten und die Angst der Ausgrenzung / Diskreditierung / Diffamierung,
  4. Ideologische Indoktrination, oder wirklich überzeugt von dem, was sie von sich geben / artikulieren / ausscheiden.

Gewisse Parallelen sehe ich als „gelernter DDR-Bürger“ zu DDR-Zeiten, und ganz besonders die „Kriegs-Lust“-Parallelen zum 3. Reich, was wir mal in Geschichte gelernt haben.

Gruß Roberto, Rasch, Berlin


322. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten,
 
kurz soll es sein, also in Schlagworten: Es ist Wunschdenken, Kabarett links zu verorten. Das kommt daher, wir erinnern uns an Karl Valentin, an Weißferdl erinnert sich niemand. Es wird sich erinnert werden an Gerhard Polt und an Mario Bart nicht.

Das Schandmaul, der Witzeerzähler, der Hofnarr, die Kleinkunst, all das ist ein besonders schnell ausschlagender Gradmesser von Kultur im weitesten Sinne. Wenn ein Comedian die Olympiahalle füllt, indem er sich über Defizite unter der Gürtellinie lustig macht, dann sagt das etwas über die Defizite derer aus, die das so lustig finden. Dafür bezahlt ein Selbstgerechter €50,- oder mehr. Es sollen Karten für Frau Gruber auch €120.- kosten, in Sporthallen. Es ist zu einfach, diesen Erfolg der Macht der Medien zuzuschreiben.
 
Der ‚Künstler‘ bietet dem Publikum immer etwas an, worin dieses sich widerspiegelt, sich sehen möchte. Je besser der Künstler, um so mehr Möglichkeiten hat er/sie, darin etwas von sich zu verstecken.
 
Beispiel: Ein TV-Schandmaul bietet seinem Publikum den Lacher, dass eine alte Frau (Alice Schwarzer) das Mikrofon falsch rum in der Hand hat. Das Defizit unter der Gürtelline seines Publikums könnte sein: „Wir wollen gar nicht darüber nachdenken, was die Frau sagt, wir wollen einen (von Konserve eingespielten) Lacher, welcher die kognitive Dissonanz wieder in Harmonie bringt.“
 
Fragen Sie sich mal, wer von denen für einen marginalen eigenen Vorteil, sagen wir mal ein Silberbesteck, die Nachbarin an die Gestapo denunzieren würde? Der Judenwitz fegt die moralischen Hindernisse einfach weg. Damit haben wir doch Erfahrung.
 
Hans Fleischmann


323. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrte NDS-Redaktion,

leider ist es so, dass ich Ihre Meinung und auch die von Herrn Riegel zu 100 Prozent teile. Leider, da dies nicht mehr dem entspricht, was man mal als Kabarett bezeichnete. Leider geht das noch nicht mal mehr als Satire durch. Glauben Sie mir, ich als jahrzehntelanger Fan und Beobachter der Kabarettszene muss es wissen. In bewusster Selbstkasteiung habe ich mir so viel Schlechtes, auch unter Schmerzen, angetan, auch live.

Auch in früheren Zeiten gab es schon immer den etwas plumpen, einfältigen und weniger intellektuellen Humor, den man damals als Klamauk oder Unfug bezeichnete, aber dennoch hat es einem vielleicht ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen gezeichnet und konnte weitläufig durchaus noch unter dem Überbegriff Unterhaltung subsumiert werden. Die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.

Doch das, was die vermeintlichen Unterhaltungskünstler heutzutage dem geneigten Zuschauer feilbieten, ist mehr als nur unterirdisch und verdient noch nicht mal mehr die Bezeichnung Klamauk oder Unfug. Oberlehrerhaftes Belehrungsdiktum trifft es wohl eher.

Warum? Warum ist das so?

Ich kann mir gut vorstellen, dass die inzwischen so angepassten Unterhaltungskünstler jetzt endlich Ihren Erfolg ernten, ganz nach dem Leitspruch „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing.“ Während ja in der Regel bis zum Höhepunkt der eigenen Karriere ein eher steiniger Weg hinter einem liegt, sind die sog. Senkrechtstarter wohl eher in der Unterzahl.

Aber senkrecht zu starten, erscheint heute auch durchaus leichter und einfacher. Die eigenen Ansichten müssen nur entsprechend auf Linie sein und am besten noch woke, divers und klimaneutral. Schon generiert man sich so mit der angepassten TV-Leitmedienkultur entsprechende TV-Auftritte, welche einen gesteigerten Bekanntheitsgrad nach sich ziehen, und dadurch füllt man auch größere Hallen bei den eigenen Live-Auftritten.

Aber die Nicht-senkrecht-Gestarteten mussten vielleicht Jahre oder sogar Jahrzehnte auf kleinen Bühnen durch die Republik tingeln. Das eigene Dasein so zu fristen, mal mehr oder weniger schlecht geglückt sein. Da ist es doch sehr verlockend, wenn man jetzt endlich in der vermeintlich ersten Reihe angekommen ist, diesen doch sehr komfortablen Status zu halten gegenüber dem mühseligen Tingeltangel aus früheren Tagen. Wäre man wohlgesonnen, könnte man dem ganzen vielleicht noch ein gewisses Verständnis entgegenbringen und zugutehalten.

Mit zunehmendem Erfolg konnte man sich vielleicht endlich das vielfach ersehnte Reihenhäuschen leisten, welches aber natürlich noch nicht ganz abbezahlt ist, oder endlich konnte man beiden Kindern das Studium ermöglichen bzw. diese finanziell angemessen unterstützen.

Doch welchen Preis bezahlt ihr dafür? Mögen manche durchaus mal ein entsprechendes Handelsgut zu veräußern gehabt haben, hatten dies die unzähligen Neu-Emporkömmlinge ohnehin nie – HALTUNG!!!

Bernd Leitel


324. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich weiß, dass ich mit meiner Antwort etwas spät dran bin, aber vielleicht findet sie ja doch noch Gehör. Ich veröffentlichte just zu diesen Thema ein Video, damals noch spezifisch zum Corona-Skandal.

Hier der Link dazu:

youtube.com/watch?v=CJQF_8OSPD0

Mit freundlichen Grüßen, Franz Esser, Musik-Kabarettist


325. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten-Macher,

also ehrlich gesagt ich kann mir diesen Paradigmenwechsel im Kabarett nicht erklären. Bei den üblichen Verdächtigen: Nuhr, Schroeder … schon, aber bei Siebert und Simon??
 
Als Amateurastronom kann ich nur sagen: In der Vergangenheit galt, nur zwei Insignien der Menschheit sind aus dem Weltall erkennbar. Bei Tag die chinesische Mauer, bei Nacht die beleuchteten belgischen und niederländischen Autobahnen. Seit ein paar Jahren ist für die Nacht eine dritte hinzugekommen: Die Bühnenbuchstaben von Dieter Nuhr 😊.
 
Wenn die es nicht können, müssen wir Leser das mit der Satire halt auch noch übernehmen 😊.
 
Amateursatirische Grüße, Heiko Künzel


326. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

nachdem ich erste Wortmeldungen betreffend die derzeitige Rolle des deutschen Kabaretts gelesen habe, möchte ich noch einen Eindruck vermitteln, den ich kürzlich erhielt. Es geht um eine Vorstellung von Urban Priol in der Alten Oper in Erfurt. Priol, den ich bisher sehr geschätzt habe, hat einen Auftritt hingelegt, der mich zum Verlassen der Veranstaltung in der Pause veranlasst hat.

Der Grund in einem Satz, der Künstler ließ in seinem Auftreten nicht erkennen, auf welcher Seite er steht. Das heißt, es wurde planlos in alle Richtungen ausgeteilt, auch und besonders gegen diejenigen, die der Corona-Impfung skeptisch gegenüberstehen. Keine Spur mehr vom alten Priol, der vor Jahren messerscharf den Finger in die Wunden der Gesellschaft gelegt hat. Enttäuschend.

Mit freundlichen Grüßen, Jürgen Keller


327. Leserbrief

Wertes Team der Nachdenkseiten, werter Herr Müller,
 
angeregt durch ihren Artikel bzgl. des Kabaretts und die ersten Leserbriefe darauf, habe ich mich entschieden, dem von mir sehr geschätzten Kabarettisten Volker Pispers eine Anregung zu schicken… es lag mir einfach auf der Seele.
 
Also mit der sehr guten Arbeit immer weitermachen, ihr erreicht die Menschen.
 
Herzliche Grüße, Veikko Villwock
 
 Gesendet: Montag, 13. März 2023 um 16:43 Uhr
Von: Veikko Villwock
An: Volker Pispers

Betreff: Gedankenaustausch

Sehr geehrter Herr Pispers,

nach langem Zögern habe ich mich heute entschlossen, Ihnen zu schreiben.

Sie, ihre Bühnenprogramme und vor allem ihre CDs während langer Autofahrten haben mich seit einem Vierteljahrhundert begleitet. Ihre kritisch- witzig- teilweise derben Einlässe und Gedankenspiele haben meine kritische Grundhaltung von Jugend an gestärkt und geformt. Viele Ihrer Sätze sind in meiner Familie zu geflügelten Worten geworden und sind in unseren Wort- und Sprachschatz übergegangen. Das sollte Ihnen ein hohes Lob sein und sie können sicher sein, dass Sie dadurch in den Gedanken und Gefühlen vieler immer präsent sein werden.

Mit großem Bedauern habe ich Ihre Abkehr von der Bühne zur Kenntnis nehmen müssen, ich habe es leider nie genießen können, Sie einmal live zu erleben. Schade, schade.

Jetzt möchte ich zum Grund meines Schreibens an Sie kommen: 

In den letzten 3 Jahren habe ich mich bei allen Vorgängen in der Welt immer und immer wieder gefragt, was würde Volker Pispers dazu denken bzw. wie würde er sich äußern? Er hat immer den Finger in die Wunde gelegt und nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum geht, auf Missstände hinzuweisen.

Also suchte ich den Weg auf Ihre Website und las ihren Kommentar zur fünfjährigen Auftrittspause…

Und was soll ich jetzt denken?

Sie als ein Künstler, der sich immer mit den Möglichkeiten und der Gefahr von Sprachmanipulation auseinandergesetzt hat, schreiben stigmatisierende und framende Begriffe wie „Corona-Leugner“ oder „selbsternannte Querdenker“ und distanzieren sich von solchen Leuten, da sie ihre Zitate aus dem Zusammenhang gerissen benutzen könnten? Sie unterstellen weiterhin „krude und kranke“ Ansichten?

Wenn sie solche Worte schreiben, haben sie m. E. genau diesen Weg beschritten, vor welchen Sie in ihren Programmen immer gewarnt haben, nämlich den Weg der Ausgrenzung und Stigmatisierung.

Jetzt im Rückblick und nach dem Abschwellen der Hysterie könnten Sie mir zustimmen, dass ihre Worte eventuell deutlich über das Ziel hinausgeschossen waren?

Wenn man nüchtern zurückblickt, was ist von der „Pandemie“ geblieben? Ich möchte hier nur wenige Schlagworte anführen, derer sie sich sicherlich als aktiver Kabarettist angenommen hätten und zumindest Fragen gestellt hätten:

  • fragwürdige Diagnostik des PCR-Testes
  • Corona- Angst- Strategie- Papier der Bundesregierung
  • Entwicklung und Markteinführung der mRNA- Präparate
  • Impfdruck und Impfpflichten in einem freiheitlichen Land, Ausgrenzung und Diffamierung von „Ungeimpften“
  • Verformung und schrittweiser Abbau des Rechtsstaates und der Grundrechte in Zeiten des IfSG
  • evidenzbasierte Maßnahmen (Maske, Abstände, Lockdowns etc.)
  • der vorauseilende Mediengehorsam und die allseits um sich greifende Zensur.

 

Ja, welche Fragen hätten sie gestellt? Hätten sie welche gestellt? Öffentlich?

Ich meinerseits habe mich immer von Ihren Gedanken leiten lassen, Fragen gestellt und mit sehr, sehr vielen, friedlichen, bunten und herzlichen Menschen in der dunkelsten Stunde des Grundgesetzes meinen Unmut, Fragen und mein „NEIN“ auf Demonstrationen in vielen Städten ausgesprochen. Sehen Sie das auch als Ihren Verdienst an! 

Aber bin ich deswegen ein „Coronaleugner, Querdenker, AfD- Fan oder rechter Extremist mit kruden und kranken Ansichten“? 

Bitte hinterfragen Sie an dieser Stelle ihre geschriebenen Worte, diese und andere in dieser Form sind der Sargnagel im Diskurs untereinander und führen letztendlich zur Erosion demokratischer Gepflogenheiten.

Für eine sachliche und offene Diskussion stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen ein gesundes weiteres Leben und eine schöne Zeit im Kreise ihrer Lieben.
 
Hochachtungsvoll,
Veikko Villwock
 


328. Leserbrief

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, liebe Leserbriefschreiber:innen,

ob Sie nicht hier und da von falschen Bedingungen ausgehen und deshalb falsche Schlüsse ziehen… Kabarettisten sind nicht per se schlau und auch nicht automatisch links. Sie sind, wie wir alle, Kleinbürger, und in Krisenzeiten eben wild gewordene oder wild gemachte Kleinbürger. Da ist keine fundierte Analyse zu erwarten.

Und wird auch nicht erwartet vom Publikum. Das Kabarett-Publikum ist das für Künstler undankbarste aller Publika. Es will immer nur das eine: öffentliche Bestätigung, auf der richtigen Seite zu stehen. UND: künstlerische Qualität ist dabei so egal wie die letzt’ Woch’, wie wir Hunsrücker sagen. Kabarett-Publikum hat keine Ahnung von Mozart, keine von Goethe, aktuelle bildende Kunst kann eher weg, weil’s keine ist, man hasst Jazz außer Oldtime, betet das irgendwie Authentische an, und wenn die Blockflöte verstimmt ist, wunderbar: wie authentisch!

Es geht also nur um Lebensgefühl und um die Bestätigung des Eigenen als das Richtige durch Kabarettisten als Lautsprecher des eigenen Bauches. Das Lebensgefühl bis – sagen wir mal: Corona – war irgendwie „links“, besser: sozialdemokratisch-grün. Und so waren halt auch die Kabarettisten. Großes Glück dabei, Zufall oder der Zeit geschuldet (?) … die wirklich Guten waren auch gute Bühnenkünstler – sprachlich, formal, ästhetisch – und also nicht nur Lautsprecher der richtigen Parolen. Talente, die’s nicht jederzeit gibt: Der in den Leserbriefen oft genannte Georg Schramm: ein Ausnahmetalent! Hanns Dieter Hüsch auch, wird aber in den Leserbriefen nicht genannt. Wahrscheinlich den NDS-Lesern nicht politisch genug. Was stimmt, Hüsch war nur ein guter Alltagsbeobachter. Was der ebenfalls nicht genannte Jochen Malmsheimer trotz eines Hangs zu Geschwätzigkeit und Manierismus heute ist. Der großartige Josef Hader! Oder Pigor und Eichhorn, die auch noch begnadigte Musiker sind. Pelzig!
Gerhard Polt: Ausnahmetalent. Ein veritabler Philosoph auf der Bühne. Wie heute vielleicht Alfons und auf jeden Fall Gunkl, den aber keiner kennt. Und der unbekannte Marco Tschirpke ist politischer, als seine kleinen Meisterstückchen auf den ersten Blick preisgeben.

Im originär politischen Fach darf der Schleich Helmut nicht vergessen werden. Zu Recht nennt er auch Andreas Rebers und Mathias Tretter. Auch der in den Leserbriefen viel geschmähte Christoph Sieber will verteidigt sein. Ja, sein Eingangsstatement bei den letzten Mitternachtsspitzen „250 sitzen im Saal, oder wie Frau Wagenknecht sagen würde, 250.000“ war billig. Da hat er es sich (eventuell) leicht machen wollen mit einem bequemen, weil garantierten Lacher. So was kommt auch bei Guten vor, wenn sie keinen guten Tag haben. Sein Side-Man Philipp Simon jedoch: dümmlich und müde. Da würde man Sieber eine bessere Hand wünschen. Doch was kriegt der Mann? Tosenden Applaus. Ich sag’s ja: …. Kabarett-Publikum! Siebers Live-Bühnenprogramm ist übrigens hervorragend.

Der beklagte Seitenwechsel ist häufig eine 360-Grad-Wende. Dem schlicht schon immer nur geschwätzigen Priol fehlt das Merkel, der einzige Fixstern seines politisch oppositionellen Kosmos’. Kurz und eingebettet in die Anstalt, war er erträglich. Den beiden Anstaltsherren wiederum fehlt der vor geraumer Zeit entlassene dritte Mann im Hintergrund, der (vermutlich) das politische Gehirn war. Kabarettisten sind häufig eben keine Denker, die Politik und Gesellschaft fundiert analysieren und auch noch auf der Bühne inszenieren können. Viele Einsichten und Weisheiten sind doch eher schlicht und getragen vom gerade aktuellen Empörungsgestus. Und der, inklusive des Kabarett-Publikums, verlangt heutzutage (sehr verkürzt:) „Slawa Ukrajini“.

Warum nur erwarten Kabarett-Enthusiasten, dass diese bessere Journalisten, bessere Politiker sind als die Profis? Kabarettisten sind von Beruf Kabarettisten. Mein Winzer, von Beruf Winzer, gefragt nach dem besten Wein in seinem Keller, antwortete: „Das ist der, den ich am besten verkaufe.“ Tja. Ein Publikum, das von Kabarettisten in einer Art Selbstbestätigungstherapie stellvertretend für sich selbst Opposition verlangt, ist unlauter. Packt doch eure eigenen Megaphone aus und macht eure Politik selber! Und ein wenig Gnade bitte allen Kleinbürgern, auch wild gewordenen und wild gemachten, auch denen unter den Kabarettisten. Die sind, eine Lebensweisheit meiner Großmutter, doch auch nur Menschen und manchmal großartige Künstler.

Martina Helffenstein, ehrenamtliche Kabarett- und Kleinkunstveranstalterin auf einem www.KaFF-Hottenbach.de im Hunsrück, die sich natürlich sehr gerne ein paar mehr Freigeister vorstellen möchte. Aber, wieder meine Großmutter: „Man kann nur mit däne Määd danze, die uffem Saal sinn.“


329. Leserbrief

Lieber Herr Müller, liebe Redaktion der NachDenkSeiten, 

leider wird im ersten Teil der Lesereinschätzungen zum Kabarett als standhaftes Beispiel Arnulf Rating nicht erwähnt! Er scheint die Unterstützung aber zu brauchen, weil sein Auftritt in Bad Oldesloe ebenso abgesagt wurde wie der in Hamburg.

Leider haben durch ihr Verhalten in Corona-Zeiten sowohl Pispers als auch Schramm ihr Lebenswerk entwertet. Leider muss ich davon ausgehen, dass sie schon vorher ähnlich massiven Fehleinschätzungen erlagen. 

Vermutlich werden sie durch, bei den öffentlich-rechtlichen beschäftigte Angehörige, Freunde geködert, denn gerade bei solchen, die sich aus dem Betrieb zurückgezogen hatten oder es wollten, wie Georg Schramm, Volker Pispers oder Wilfried Schmickler und Jürgen Becker, fällt die eigene Karriere als Konformitätsgrund für Hetze und Ausgrenzung ja weg.

Den Anstaltsmachern habe ich die Jubiläumsbücher zu fünf Jahre Anstalt zurückgeschickt, zweifelte dann, und als der dritte im Anstaltstrio, Dietrich Krauß, über die Anthroposophen in der taz in einer unglaublichen Art und Weise, wegen deren Impfskepsis, herzog, wusste ich, dass meine Einschätzung richtig war.

Per Email habe ich mich auch von den Mitternachtsspitzen verabschiedet, aber weder von der Anstalt noch von den Mitternachtsspitzen eine Reaktion erhalten.

Ebenfalls nicht positiv erwähnt wird Hatzius, der einiges zart Kritisches brachte. 

Ehring, Pelzig, Sieber, Tobias Mann, Simon, Welke – die sind seit Mitte 2020 für mich nicht mehr existent, andere habe ich nicht mehr beobachtet, weil ich es sowieso mitbekommen hätte, wären sie auf der maßnahmenkritischen Seite aufgefallen.

Schöne Grüße, Axel Klein 


330. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion der Nachdenkseiten,
 
zugegebenermaßen: Ich bin jetzt gerade erst bei Leserbrief 12 (werde mir den Rest jetzt gleich in der Mittagspause auch noch reinpfeifen, weil es einfach sehr sehr interessant ist, was meine Mitbürger bezüglich dieses Themas so denken), aber was mir auffällt, ist die unkritische Lobhudelei auf Herrn Pispers. Ich gestehe: bis zu seinem Rückzug fand ich selber, dass es der beste, bissigste/schärfste und auch wirklich witzigste politische (noch lebende) Kabarettist ist, den wir in Deutschland haben, von Georg Schramm einmal abgesehen.
 
Nachdem er aber auf seiner eigenen Homepage aber sowas veröffentlicht hat, ist der für mich auch untendurch/nicht mehr ernst zu nehmen. Ein Mensch, der – so dachte ich bis dato – so kritisch scharf denken kann und viel gelesen/recherchiert haben muss für seine genialen Bühnenprogramme, schafft es nicht, umfassend über die P(l)andemie zu recherchieren, was Sterblichkeiten, PCR, Zulassungsteleskopierung etc. angeht?! Nein, er diffamiert Andersdenkende als Querdenker, etc. Also die, die es von Anfang an besser wussten (als er und gut 80 Prozent der Geschlumpften). Und jetzt, wo es überall herauskommt, wie z.B. UK mit den Lockdownfiles, dass es den Politikern in der Tat rein um die Macht und somit um Unterdrückung ging, kein Wort dazu von ihm auf seiner Homepage… Ja glaubt er denn wirklich, dass das hier in Deutschland anders gewesen ist?
 
Ich wäre da gerne mal auf seine heutige Sicht der Dinge gespannt. Aber das, was er da auf seiner Homepage verbrochen und bis heute nicht revidiert hat, geht einfach mal gar nicht.
 
Von daher verstehe ich das Lob, was von einigen Leserbriefschreibern an Herrn Pispers verteilt wird, nicht mal mehr im Ansatz.
 
P.S. Gleiches gilt, wenn auch nicht als Kabarettist, sondern als Musiker/Liedermacher, für Reinhard Mey. Von wegen „sei wachsam“… Mey war einer der Ersten, der sich dem BMG angedient und in seiner Küche klampfespielend einen auf Pandemieengel und Untertan gemacht hat. Was hat sich mir der Magen jedes Mal umgedreht, wenn der auf Montagssp
 
Kabarettisten, Schauspieler, Filmschaffende aller Art, Sänger/Musiker – alle wie sie da sind und sich sonst so gerne in den Vordergrund drängeln als gute Menschen: haben alle versagt und ihr wahres Gesicht gezeigt: „mutig“ für Menschrechte, Freiheit und Demokratie eintreten in Zeiten, wo man nichts zu verlieren hat und so sich das in klingender Münze als Werbegag auszahlt – wenn es drauf ankommt, lieber mit den Wölfen (Regierung/Medien) heulen…
 
Dieser Schlag Menschen widert mich inzwischen nur noch an.
 
Wenn Sie in der Tat eine Erklärung haben möchten, wie es so weit kommen konnte, nicht nur unter den Kabarettisten, dann muss man sich einfach mal psychologisch damit auseinandersetzen, woher Gutmenschigkeit wirklich herrührt und wie es um die psychische Verfassung vieler Künstler wirklich bestellt ist. Die histrionische Persönlichkeitsstörung gibt da schon einen Hinweis allein über die Bezeichnung: „lateinisch histrio, das eine aus der etruskischen Sprache entlehnte Bezeichnung für einen Schauspieler im antiken Rom war“. Helfersyndrom, histrionische Persönlichkeitsstörung, Gutmenschigkeit ist unter Künstlern deutlich häufiger zu finden als in der Normalbevölkerung – „zarte Künstlerseelen“(mit Sendungsbewusstsein)…
 
Ich bin heutzutage so weit, dass ich erstmal google, wie sich die „Künstler“ etc. die letzten drei Jahre verhalten und was sie so gesagt haben, bevor ich einem mein hart verdientes Geld in den falschen Rachen schmeiße. Weder Kabarettisten noch Musiker noch Schauspieler werden von mir unterstützt/finanziert, indem ich Ihre Angebote käuflich erwerbe, die sich die letzten drei Jahre (und auch jetzt wieder beim Ukrainekrieg) benommen haben bzw. benehmen wie eine offene Hose.

Sehr gut gewähltes Thema für Lesermeinungen.
 
Aber auch so: Macht weiter so und vielen Dank für die unermüdliche Aufklärung.
 
Mit freundlichen Grüßen, Jörg Poggemeyer


331. Leserbrief

Liebes NachDenkSeiten-Team,

Ich bin der Meinung, dass nicht nur die erwähnten Künstler für die regierungstreuen Aussagen bezahlt werden. Vielleicht sind sie erpressbar ? Anders kann ich mir diese Mainstreamhörigkeit nicht erklären.

Mit freundlichen Grüßen, M. Wystub


332. Leserbrief

Liebes NDS Team,

Leserbrief zu einem Leserbrief.

Erst mal vielen Dank für den Artikel „Jämmerliches Kabarett“ und die nachfolgende „Umfrage zur Anpassung des Kabaretts“.

Ein Leserbrief den ich formuliert hätte, wäre mit meinen Argumenten im Gros der anderen Antworten untergegangen, weil mir die rhetorische Fähigkeit fehlt, meine Gedanken veröffentlichungswert zu formulieren.

Bei dem Brief #74 von Peter Lienemann habe ich aber meine Ideen, die ich in dieser Form nicht formulieren konnte, wiedergefunden. Also ein großes Dankeschön und einen lieben Gruß an Herrn Lienemann.

Da ich nicht davon ausgehe, dass diese Mail veröffentlicht wird, könnt Ihr das an Herrn Lienemann weiterleiten?

Vielen Dank für Eure Arbeit und weiter so!

Ralf Boecker


333. Leserbrief

Liebes NDS-Team,

bravo zu Ihrem Mut, dies Thema anzubieten – und ein bravo an die NDS-Leser: Nach Lektüre der „German Cabaret Files Part I“ war ich erstaunt, bewegt und berührt, wie viele Menschen es in diesem unserem „besten aller möglichen Deutschlands“ doch immer noch gibt, die belesen sind, reflektiert und kritisch denken können und den Mut haben, sich auch entsprechend zu äußern.

Aus allen bisher veröffentlichten Zuschriften scheint mir auch eine unglaubliche Enttäuschung mitzuschwingen: Wer sich lange im politischen Kabarett mit seinen eigenen kritischen Gedanken widergespiegelt und daher gut aufgehoben fand, sieht sich mittlerweile seit etwa 10, 15 Jahren fast isoliert… Ich bin Jahrgang 1965, war von 1984 bis 2009 als Kulturjournalist und Kritiker auch für Tageszeitungen und den Rundfunk aktiv und habe 25 Jahre lang auch Bühnenkabarett live erlebt, immer wieder, und immer wieder gern. Etlichen Kabarettisten bin ich auch persönlich begegnet – wobei mir freilich die Unbeugsamsten (Hildebrandt, Schramm, auch Hans Scheibner) immer die Liebsten waren.

Mir scheint, spätestens zur Zeit der Übernahme der „Anstalt“ durch von Wagner und Uthoff (2014) gerieten die Dinge langsam ins Rutschen. Anfangs noch begeisterter Fan, war ich zunehmend irritiert, wie immer offenkundiger in diesem (vermutlich vom ZDF gewollt politisch neu ausgerichteten) Revival das Mainstream-Framing wurde – insbesondere in den verschiedenen Sendungen zur Klima-Problematik. Als Herr Uthoff alias Sir Isaac Neffton dann begann, uns ein pseudowissenschaftliches Weltbild für bare Münze zu kaufen, war für mich ein trauriger Tiefpunkt erreicht.

Die Corona-Zeit machte mir dann rasch klar, wer auf Linie war und wer sich seine Kritikfähigkeit bewahrt hat und dafür eingestanden ist. Ich habe nach und nach in allen Kabarett-Sendungen dann sofort abgeschaltet, wenn mir ein Framing besonders übel aufgestoßen ist – und das halte ich auch heute noch so. Die einzige Sendung, bei der ich in all dieser Zeit NIE abgeschaltet habe, war SchleichFernsehen!!
Abgesehen davon war es bitter, sich von all meinen Kabarett-Helden nach und nach völlig verabschieden zu müssen: Als ob sie alle von üblen HIRNWÜRMERN befallen wurden. Und dann Priol: Viele Jahre einer meiner „großen Helden“ (2013 beim ZDF noch zur persona non grata geworden, denn seine „Anstalt“ tat den Verantwortlichen zu weh), der in den letzten beiden Jahren plötzlich durch die TV-Talkshows tingelte und teils unglaublich gequirlten politischen Quark von sich gab – ausgerechnet Priol! In seinem letzten „Jahresrückblick“ habe ich es dann noch etwa fünf Minuten ausgehalten, bis ich nicht mehr konnte und rauszappte…

Ich kann mir das auch so erklären: Man schaue sich an, wie einfach es heutzutage ist, seit, sagen wir, der Affäre Christian Wulff (herausgegriffen aus einer Vielzahl durchs Dorf Getriebener) Menschen durch die Leidmedien wie auch die Internet-„Communities“ durch gezielte Diffamierungen komplett zu vernichten. Vor 20 Jahren waren das noch Sonderfälle, über die manche sogar noch kritisch berichtet haben. Doch heute ist daraus eine „Cancel Unculture“ geworden, an die sich viel zu viele nicht nur erschreckend gewöhnt haben, sondern diese auch noch selbst praktizieren: Da hackt jede Krähe der anderen die Augen aus!

Wenn also eine Frau Bosetti, Kebekus, ein Herr Ehring, Nuhr, Priol, Pufpaff, von Wagner, Welke oder Uthoff weiter im Fernsehen auftreten und Geld verdienen wollen, können sie sich eben einfach im Wortsinne nicht leisten, in irgendeiner Weise als Abweichler aufzutreten. Das züchtet bei diesen Damen und Herren regelrechte Unterwerfungs-Reflexe. Schauen Sie sich nu(h)r einmal an (wenn Sie noch schauen sollten), wie die Genannten und andere immer wieder mit kleinen, wie unabsichtlich eingestreuten Bemerkungen durchblicken lassen, dass sie zur Woke-Kultur gehören, an den menschgemachten Klimawandel glauben, an CO2 als „Treibhausgas“, an den (gebetsmühlenartig wiederholten) „völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine“, mithin zum Ausdruck bringen, dass sie auch zur großen Gruppe der „Schwarz = Ost und Weiß = West“-Denker gehören: „Putin ist böse, Biden ist gut; Trump ist sowieso böse und muss verhindert werden; nur der Westen garantiert Demokratie, doch der Osten will die Weltherrschaft; Impfungen sind toll; für die Rettung der Welt vor dem Klimawandel gehen wir gern in den Tod; wer nicht denkt wie wir, denkt nicht nur quer, sondern vor allem rechts…“
Das Traurigste an dieser ganzen Malaise: Das Kabarett von früher, das waren kluge Köpfe, zu denen nicht nur Intellektuelle und Kulturschaffende aufgeblickt haben. Dieter Hildebrandt, die Lach und Schieß-Gesellschaft, Hanns-Dieter Hüsch, Hans Scheibner und viele andere Große haben uns über Jahrzehnte immer wieder wachgerüttelt und wachgehalten. Heute sind es nur noch wenige Einzelkämpfer, die die Fahne hochhalten: Allein Ihnen gilt mein größter Respekt und Dank. Bitte lassen Sie sich nicht unterkriegen, machen Sie weiter und uns damit weiter Mut, auch aufzustehen und den Mund aufzumachen.

An die Staatskabarettisten: Wenn auch nur wenige von Ihnen wieder zur BEsinnung kämen, anstatt nur immer noch mehr GEsinnung zu zeigen, wäre schon viel gewonnen… Und wenn Sie dazu nicht die Eier haben: Einige von Ihnen sind ja zumindest so sprachbegabt und wortgewandt, dass Sie gute, geistvolle Unterhalter wären – aber dann reden Sie doch einfach grundsätzlich nicht mehr über die woken Reizthemen. (Man muss ja nicht in jeden Sch…haufen treten.) Denn niemand zwingt Sie dazu, Klimapolitik, Ostwestpolitik, Gendern oder Wokismus zu thematisieren; der Alltag hat immer noch genügend absurde Geschichten, die man erzählen kann, ohne wehzutun oder sich gleich zur Zielscheibe zu machen. Macht nur ein bisschen mehr Arbeit…

Nehmen Sie sich zum Beispiel ein Beispiel an meinem Lieblings-Meteorologen Kai Zorn: Der macht nur das, was er mit der Muttermilch aufgesogen hat, nämlich Wetter, und zwar immer noch völlig ohne jedes politische Framing, eben weil er sich klug ausschließlich auf seine regelrecht künstlerische Leidenschaft beschränkt: Chapeau!

Und ein Letztes an die, die schon resigniert und sich zurückgezogen haben oder dies überlegen: Eigentlich hätten Sie jetzt ja nichts mehr zu verlieren, also…?

Benjamin-Gunnar Cohrs, Bremen


Hier folgen nun noch Leserbriefe, die zu dem Artikel „Jämmerliches ‚Kabarett‘: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik“ eingegangen sind. Christian Reimann hat für Sie eine Auswahl der Leserbriefe zusammengestellt.:


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

ich betrachte es als belegt, dass die Öffentlich-Rechtlichen genau das betreiben, was anderen Stimmen vorgeworfen wird: Hetze, Spaltung, Diffamierung, Lügen usw.

Die Art der Äußerungen zeigt mir, sie sind ganz unten angekommen. Statt Information kommt Hetze, statt Aufklärungen kommen Beleidigungen.

Und wir müssen sie dafür bezahlen, und sie geben sich dann eine fürstliche Rente dafür. (Weinendes Smiley)

Gut, dass es die NachDenkSeiten gibt.

Harald Norkus


2. Leserbrief

Guten Tag,

Frau Bosetti fiel mir ‚vor Corona‘ meist dadurch auf, dass ihre Beiträge sich sehr oft mit unsachlichen (Netz-)Kommentaren über ihre ‚Satire‘ und über sie selbst beschäftigten. Besonders die sicher teils unangebrachten, auch mal beleidigenden Äußerungen über ihre Person schien sie dabei aber (mit einer schon fast masochistisch anmutenden Attitüde) durchaus auch ein wenig zu genießen.

Mit der ‚Coronapandemie‘ hat sie sich dann solche ausgrenzenden, hetzerischen Aussagen, nun über Maßnahmenkritiker, Ungeimpfte etc. selbst zu eigen gemacht – übel.

Wird aber trotzdem (oder gerade deshalb?) vom ÖRR weiter alimentiert…

Beste Grüße, Ben Leiwen


3. Leserbrief

Meine Meinung:

Es ist schier unglaublich, wie sich die offenbar corona-geschädigten Komödianten bezüglich des provozierten Ukrainekriegs dem transatlantischen Mainstream unterworfen haben. Oliver Welke und Christian Ehring zähle ich zu den Überzeugungstätern. Ernsthaftes Kabarett ist bereits mit dem Krieg praktisch gestorben.

Der hochintelligente QUER-Moderator des BR versteht es darüber hinaus, sich bei seinen Darstellungen von der Verantwortung zu distanzieren. Schade. Sein offensichtliches Motto: Lieber QUER schauen als QUER denken.

Grüße, Siegfried Klar


4. Leserbrief

Guten Tag,

ich sah am Wochenende das bayerische Kabarettformat „Nockherberg“. Wenn Sie ein weiteres Beispiel für politische Einseitigkeit und den Ausschluss Andersdenkender – gut getarnt als Kabarett/Satire – betrachten wollen, empfehle ich die „Fastenrede“ von Maxi Schafroth, es reichen die letzten 15 Minuten.

Er bekam von Regierung und Opposition stehenden Beifall. Mir erschien der ganze Saal trunken von der Überzeugung, dass hier die Guten zusammensitzen und feiern. Die Opfer der bayerischen Pandemiepolitik hatten an diesem Abend wohl weniger zu lachen. Sie wurden in der Rede auch gar nicht erst erwähnt.

Auch das „Singspiel“ ist aufschlussreich. Da äußerte Gisela Schneeberger als verworren-esoterische Reichsbürgerin ihre Verachtung gegenüber Linksradikalen, Geimpften und Multikulti.

Ebenso ein echter Schenkelklopfer: Aiwanger geht fischen am „rechten Rand“ und kommt nach einem Hai-Angriff mit nur einem Arm zurück.

br.de/mediathek/video/auf-dem-nockherberg-die-fastenrede-2023-von-maximilian-schafroth-av:64024b0564bf9d000888d45d

Beste Grüße aus München, Markus Helmreich


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel, sehr geehrtes NDS-Team,
 
nachfolgend mein Leserbrief zu o.g. Thema. Ihnen immer wieder vielen Dank und beste Gesundheit. Danke.

Mit freundlichen Grüßen, Edgar Bauer

Jämmerliches „Kabarett“

Auch hier gilt: Enthaltsamkeit seit vielen Jahren. Früher gerne mal die „Anstalt“ u.a., andere bekannte Namen tauchen hier gar nicht mehr auf, kann man nur noch auf Youtube o.ä. Kanälen sehen. Manche könnten mir gar nicht so viel bezahlen, dass ich einschalten würde.

Als ich vor Jahren noch solche Sendungen geschaut habe, war zunehmend zu erkennen, dass hier was schiefläuft, faul ist im Prozess. Plumpe und primitive Diskreditierungen und Diffamierungen lösten satirische und teils lustige Inhalte ab, gefühlter Hass sprach z.T. aus den Mietmäulern. Ich stelle mir nach wie vor die Frage: Cui bono? Was steckt dahinter: Geldzahlungen, Ordenszusagen, Jobgarantie, Sitz neben dem Herrn, oder wo wird man fündig? Nun gut, solange es keine Pflicht ist, diese gesundheitsgefährdenden „Sendungen“ einzuschalten, weiß ich ja, wo ich Alternativen finde, auch hinsichtlich der sogenannten informellen Beiträge wie Nachrichten, Politsendungen, Talkshows etc.

Bewundernswert, dass manche Kommentatoren schreiben, sie haben diesen oder jenen Beitrag angeschaut, das wäre mir nicht mehr möglich, die Pumpe – Sie verstehen – und schon deshalb kein Verlust, außer dem Zwangsbeitrag. Wie wohltuend erlebt man die Geächteten, welche man heute nicht hoch genug ehren und schätzen kann?


6. Leserbrief

Aber Herr Riegel; Sie sind aber auch gemein. „Comedians“ – also bitte: die von Ihnen angesprochenen Koryphäen halten sich gewiss für die Creme des Kabaretts.

Ganz große Kleinkunst. Das war einmal, von wenigen Ausnahmen, die Sie dankenswerterweise erwähnen, abgesehen.

Heute wirft ganz kleines Klamaukchen ganz langen Schatten, weil die Sonne sooo schön tief steht.

Stelle mir gerade vor, wie ein echter (und überdies sehr mutiger) Kabarettist wie Werner Finck diese kabarettistischen Karikaturen in einem sicher superben Programm verwurstete – mangels Masse würde es natürlich nur zu Würstchen reichen können (Welke fragen!).

Und überhaupt und sowieso: Nun gebt dem Bömmelmann doch endlich eine Ziege!

Frank Schultz


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

vielen Dank, dass Sie diesen Missstand hier einmal zur Sprache bringen.

Wie in Ihrem Artikel zu lesen und auch mir schon während der Causa Corona auffiel, sind die sogenannten Kabarettisten nur noch ein jämmerlicher Haufen von gleichgeschalteten Erfüllungsgehilfen der Regierung.

Kabarett und Satire haben die Aufgabe, den Finger in die Wunde zu legen und Widersprüche in den Handlungsweisen der Regierungen aufzudecken, um den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen.

Wie bereits gesagt, seit Corona Fehlanzeige, oder wie Herr Schmickler immer rief: „Abschalten Becker, abschalten!“

Uns gehen Kabarettisten wie Hildebrandt, Georg Schramm ab, die den Mut hatten, die Dinge beim Namen zu nennen. Das war zwar nicht immer lustig, es darf auch gern mal Schmerzen verursachen.

Ein Lob denjenigen wie Lisa Fitz und anderen, welche noch die Flagge der Freiheit hochhalten, wobei mir kaum noch welche einfallen, in deren Hirn noch nicht die Spikeproteine ihr Unwesen treiben.

Mit freundlichen Grüßen, TG


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel, sehr geehrte NDS, sehr geehrte LeserInnen,

früher schaute ich gerne Kabarett im „Öffentlich-Rechtlichen“, da war so manch‘ Schmankerl dabei. Doch seit längerer Zeit schon lasse ich das (von zwei, drei Ausnahmen abgesehen), nachdem ich mir einige Male die Augen gerieben und meinen Ohren nicht getraut habe. Es ist in der Tat jämmerlich, was inzwischen „kabarettistisch“ abgeliefert wird.

Nun habe ich mir, da in Ihrem Beitrag verlinkt und nur acht Minuten lang, Sarah Bosetti „angetan“ und war geschockt. Alice Schwarzer zu unterstellen, sie schreibe ein Manifest und rufe zur Demonstration auf, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, ist schlicht erbärmlich. Alice Schwarzer hat nicht allein einen außerordentlich bedeutenden Beitrag zur Frauenemanzipation geleistet – und gehört übrigens, wofür ich sie extrem schätze, zu denjenigen, die in Prostitution nicht einen „normalen“ Job, sondern schlichtweg eine menschenverachtende und demütigende Handlung sehen –, sondern behauptet sich seit nunmehr 46 Jahren als eigenständige Herausgeberin einer Zeitschrift, was in der heutigen Medienlandschaft eine mehr als bedeutende Leistung ist.

Und Sahra Wagenknecht tut ihrer politischen Karriere nun wahrlich keinen Gefallen – was ihr von Bosetti unterstellt wird –, wenn sie sich gegen die auch in ihrer Partei vorherrschende Meinung stellt, ganz im Gegenteil.

Wer vor allem zu denjenigen politischen Akteuren gehört, der sich dem Primat der eigenen politischen Karriere verschrieben hat – und von Bosetti löblich zitiert wird –, ist etwa Robert Habeck. Für drei Jahre, sprich bis zur nächsten Bundestagswahl, engagiert er einen „Personal Fotografen“, der ihn stets perfekt in Szene setzen möge, für knapp 400.000 Euro, wohlgemerkt aus Steuergeldern. Ganz zu schweigen von Annalena Baerbock, die sich für 135.000 Euro jährlich, auch aus Steuergeldern, eine sie überallhin begleitende Stylistin leistet, damit die Außenministerin überall – auch bei ihren Besuchen im Kriegsgebiet!!!! – perfekt gestylt, medienwirksam und damit karrierefördernd auftreten kann.

Doch Bosetti verfolgt ihre einseitige und höchst unterkomplexe Auseinandersetzung mit dem „Manifest für den Frieden“ konsequent weiter und zögert auch nicht, die billige und tumbe Keule des Rechtsradikalismus zu zücken. Und sie setzt, auch das gehört inzwischen zu den allfälligen unterkomplexen Denkmustern, die Forderung nach Verhandlungen mit Kapitulation gleich.

Tja, Kabarettistinnen und Kabarettisten hatte ich bis vor einiger Zeit die Fähigkeit zu komplexem Denken unterstellt. Doch auch das ist längst Vergangenheit. Die Gegenwart sieht anders aus: durchdrungen von schlichten Geistern – in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Dr. Petra Braitling


9. Leserbrief

Die Lösung des TV-Problems (aus individueller Sicht) ist ganz einfach: Ich schaue Sportschau (ARD), Trucker Babes (Kabel 1), vier Folgen „Der Schwarm“ (ZDF) und ggf. Tatort (ARD). Für Tagesschau, heute, dümmliche Talkshows und regierungstreue Comedians gibt es die rote Taste auf der Fernbedienung.

Ich finde es trotzdem verdienstvoll, dass Sie über die Schlechtigkeit der deutschen Medienwelt berichten. Das lese ich gerne, tue mir das selbst aber nicht an.

Rainer Kromarek


10. Leserbrief

Danke für diesen Beitrag, Herr Riegel. Es ist nicht mehr auszuhalten, einfach nicht mehr reinklicken, die einzige Lösung. Auf der Suche nach einem letzten „Mohikaner“ kann es einem aber passieren, dass selbst „der“ längst unfasslicher Gewalt und Zwang ausgesetzt sein muss, so wie Samstag letzter Woche auch ein Christoph Sieber nebst Philipp Simon in den Mitternachtsspitzen des WDR. Schlimm, der Druck, dem solche Herren ausgesetzt sein müssen, die für niederste Zwecke missbraucht werden, jetzt nach der Zeitenwende. Sie können einem nur noch leidtun. Können die so verdienten Brötchen noch schmecken, bleiben sie doch eher irgendwann im Halse stecken? Oder hat man diesen Komikern und Komikerinnen eine ganz andere Karriere versprochen? Bei den Vorbildern?

Und dann gäbe es da neuerdings auch noch die Polit-Satiriker, wie bspw. ein Herr Klingbeil und der angeblich wohl immer noch nicht konditionierte Kollege Mützenich. Diese beiden Führungssozen müssen sich doch tatsächlich gefühlt auf den Knien – so wie einst ein Heinrich IV zum Papst nach Canossa – nach Kiew schleppen, um sich von den Klitschkos und einem Melnyk zurecht beißen zu lassen. Dabei war doch schon die Story von anno 1077 eine von Mönchen nachträglich gedrechselte „pure shit of propaganda“. Geradezu widerlich auch, wie mit dem Kanzler aus dem Reichsprotektorat Ost verfahren wird. Der wird – gefühlt in Ketten – zur alleinigen Verlustifizierung des Oval-Office-Besetzers mal schnell übern Teich gezerrt und muss sein Pflicht-Grinsen für die Kameras absolvieren. Anders geht es wohl nicht mehr, Senilität und Demenz von Nero II aufzuhalten. Wie soll das alles nur noch enden?

Es grüßt, Michael Kohle


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

Ihr äußerst lesenswerter Beitrag „Jämmerliches “Kabarett“: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik“ offenbart in schonungsloser Offenheit die mehr als beklagenswerte Anpassung der im öffentlich-rechtlichen TV ausgestrahlten Satiresendungen wie die „Heute-Show“ im ZDF oder „Extra Drei“ in der ARD an die Regierungspolitik sowie den kriegstreibenden Mainstream! Geradezu erschreckende Beispiele lieferten die „Heute-Show“ sowie „Extra Drei“ mit ihren Beiträgen zur Friedens-Demo von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer am 25. Februar 2023 in Berlin.

Wer für das Schweigen der Waffen sowie das Aufnehmen von Verhandlungen zur Beendigung des sinnlosen Sterbens und Zerstörens in der Ukraine ist, gilt inzwischen als Lumpenpazifist, Putin-Versteher oder Querdenker, also der biblische Aussatz der Neuzeit! Selbst das einstige ZDF-Satire-Flaggschiff „Die Anstalt“ ist abgetaucht, anstatt, der wahren Satire verpflichtend, die allgemeine Kriegslüsternheit auf den Punkt, sprich auf die TV-Bildschirme der Republik zu bringen – der satirische Offenbarungseid schlechthin.

Sahra Wagenknecht, Gabriele Krone-Schmalz, Daniele Ganser und Ulrike Guérot, um nur einige zu nennen, werden systematisch ausgegrenzt, aus dem öffentlichen Raum verbannt und auf das Übelste diffamiert und diskreditiert. Wir taumeln weiter Richtung Abgrund, Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe war gestern, immer mehr und tödlichere Waffen, soweit sich dies deklinieren lässt, ist das Gebot der Stunde, sprich der Heil versprechenden, viel beschworenen Zeitenwende. Doch künftige Generationen, falls es sie denn noch geben sollte, werden auf ihre bohrenden Fragen nach dem „WARUM“ keine Antworten erhalten.

Wilfried Böckmann


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

alles, was Sie schreiben, muss ich leider hundertprozentig aus meiner Wahrnehmung bestätigen. Die beschriebene Problematik fällt mir seit mindestens drei Jahren auf, also seit Corona.

Die Macher von Extra Drei (Christian Ehring), der Heute-Show (Oliver Welke) und Jan Böhmermann waren aus meiner Sicht schon immer billige Hofschranzen.
Da war nichts anderes zu erwarten. Enttäuscht und entsetzt war ich von der „Anstalt“ ab Corona und den letzten beiden Jahresrückblicken Urban Priols. In TILT 2021 zeichnete sich schon ab, was in TILT 2022 voll sichtbar wurde.

Bei der Anstalt habe ich mich noch gefragt, wie es möglich ist, sich so weit zu verbiegen. Bei Priol bin ich mir nicht mehr sicher, ob er schon immer vollständig hinter den „Grünen“ und deren aktueller Politik gestanden hat und nur die anderen Parteien vollmundig im Visier hatte. Denn die Politiker der Grünen, Habeck und Baerbock und Konsorten, hat er in TILT 2022 ja nur wohlwollend an Rande erwähnt. Jedenfalls ist Priol seit TILT 2022 für mich gestorben. Dabei war ich ein großer Fan seiner Sendungen.

Bei der „Anstalt“ selektiere ich inzwischen genau nach dem Inhalt. Bei der „Anstalt“, also Claus von Wagner und Max Uthoff und Urban Priol, war ich bisher der Meinung, dass es zum Glück immer noch gutes politisches Kabarett gibt. Inzwischen scheint es aber fast nur noch transatlantische Wasserträger zu geben.

Oder könnte es auch sein, dass es inzwischen sehr gefährlich und existenzbedrohend geworden ist, politisches Kabarett gegen den Mainstream zu machen? Das erinnert mich an die düstersten Zeiten in Deutschland.

Ich bin froh, dass es immer noch die NachDenkSeiten gibt. Danke.

MfG, Klaus Korcz


13. Leserbrief

Guten Tag,

Sie haben in Ihrer Aufzählung Christoph Süß von Quer (BR) vergessen. In meiner unermesslichen Güte verzeihe ich Ihnen… es ist auch, das muss man zu Ihrer Verteidigung sagen, allzu schwer, alle aufzuzählen, denn sie machen, und da haben Sie recht, quasi alle mit.

So wie früher auch die „Anstalt“ noch manchmal gut war, so fand ich auch „Quer“ lange gut… aber in letzter Zeit kann man die Sendung und ihren Moderator auch vergessen.

Es ist zum Heulen. Bleibt tapfer und anders. Bitte!

LG, Laurent Hulten


14. Leserbrief

Wertes NDS-Team,

es war wirklich eine schlechte Woche. Zu den Ausfällen bei „Extra 3“ und „Heute-Show“ gesellten sich am Sonnabend auch noch die „Mitternachtsspitzen“. Eine Sendung, bei der ich früher manchmal dachte, dürfen die denn das? Aber das ist wohl nun auch vorbei. Ich musste bei allen drei Sendungen nach wenigen Minuten abschalten. Glücklicherweise kann man in der Mediathek den Abschaum überspringen und sich die einigermaßen sehenswerten Themen noch anschauen.

Ob man bei Wagenknecht/Schwarzer alle Sätze unterschreibt oder nicht, bleibt dahingestellt. Wenn aber diesen Frauen, die das Töten und Zerstören beendet sehen wollen und für Verhandlungen eintreten, eine derartige niederträchtige Schlammschlacht entgegenschlägt, dann bin ich nur noch fassungslos. Sind denn diesen „Satirikern?“ und den bekannten Talkshowgrößen die vielen Toten egal? Wie viele Tausend sollen denn auf beiden Seiten noch sterben, bis einigen ein Licht aufgeht? Waffen werden doch nur zu einem Zweck hergestellt, nämlich Menschen zu töten und Werte zu vernichten.

Hoffen wir auf die Initiativen Außenstehender wie China, Brasilien oder Indien.

Mit besten Grüßen und Dank, L. Ritter


15. Leserbrief

Hallo, lieber Herr Riegel,

es ist traurig, dass auch eine bekannte Satiresendung wie die „Mitternachtsspitzen“ sich in die illustre Gesellschaft der Kriegsschützer und unsäglichen Kritiker der Friedensdemo vom 25. Februar 2023 mit Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer eingereiht hat. Wurde die Sendung bis vor einiger Zeit eher als Klamauk wahrgenommen, hatte ich mich gefreut, dass mit Christoph Sieber jemand die Sendung übernahm, den man als Satiriker von Format kannte.

Wie groß war die Enttäuschung über die Sendung vom 4. März 2023, als ich feststellen musste, dass diese von einseitiger Meinungsmache zum Ukrainekrieg und Einprügeln auf Wagenknecht und Schwarzer beherrscht war, wobei besonders Sieber „ganze Arbeit“ leistete. Michael Hatzius war meines Erachtens eine Ausnahme.

ardmediathek.de/video/mitternachtsspitzen/…

Mit sehr wenigen Ausnahmen gibt es gibt keinen Lichtblick mehr auf der heutigen Satirebühne. Gleichgeschaltet sind fast alle Akteure. Wo sind Leute vom Format Volker Pispers’ oder Dieter Hildebrandts? Mit dem allenthalben wahrnehmbaren Niedergang der Demokratie dürften solche Lichtgestalten heute gar nicht mehr auftreten. Armes Deutschland!

Mit besten Grüßen, G. Fernekes


16. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

Ihr Beitrag zu einigen Satirikern, die eine Bühne im ÖRR erhalten, kann ich leider nur zustimmen. Die aufgeführten Damen und Herren bzw. Sendungen wie Extra Drei oder Heute-Show sind schon länger nicht mehr sehenswert.

Dem Herrn Böhmermann habe ich noch nie zugehört. Spätestens nach seinem sogenannten „Schmähgedicht“ war für mich klar, diese Sendung erst gar nicht anzuschauen.

Sarah Bosetti möchte gern gescheit herüberkommen, aber sie schafft es halt nicht. Weil ich die Dame noch nie so richtig angeschaut hatte, habe ich mal auf den Link geklickt, diesen aber nach wenigen Sätzen von ihr ausgeschaltet. Der Herr Schroeder kann anscheinend auch nur noch Regierungspropaganda und Hetze gegen alle Andersdenkenden. Der war sogar vor sehr langer Zeit mal gut.

Extra Drei und Heute-Show sind ebenfalls zum Nicht-mehr-Einschalten.

Einen haben Sie aber vergessen. Über ihn hat schon mal ein Leser geschrieben. Urban Priol war für mich mal „Pflichtprogramm“. Seit seinem Jahresrückblick „TILD 2022“ werde ich Sendungen von ihm ebenfalls nicht mehr anschauen. Dieser Mann hat mich einfach nur sehr enttäuscht. Sein Traum vom Selbstmord-Attentat Gerhard Schröders auf Putin war unterirdisch. Wenn er ja wenigstens noch G. W. Bush und Biden mit eingeladen hätte, dann wäre vielleicht noch ein Sinn erkennbar gewesen. Frau Baerbock wird nebenbei von ihm als diejenige bezeichnet, die wenigstens mal Klartext spricht. Natürlich nur gegen China oder Russland, nicht aber gegenüber unseren „NATO-Freunden“ und den USA.

Alle von Ihnen genannten „Satiriker“ haben keinen Ton zu dem US-Sabotageakt(?!) auf die Gasleitungen verloren. Es ist einfach nur traurig, wie sich denkende (hoffte ich zumindest) Leute so klein machen und sich auf eine Stufe mit z.B. einer Strack-Zimmermann stellen.

Mit freundlichen Grüßen, Ulrich Kleinecke


17. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,
 
Ihrem Artikel stimme ich inhaltlich weitgehend zu.

Es ist schwer aushaltbar, wie sich sogenannte Kabarettisten öffentlich äußern (dürfen) und dass sie dafür in den Medien eine Bühnenpräsenz erhalten. Schlimm ist es, dass diese Bühnen durch die öffentlichen Medien zur Verfügung gestellt werden. Diese Medien schließen kritisches Kabarett weitgehend aus und werden von Gebühren finanziert. Negativ ist es, dass sich viele Gebührenzahler, die u.a. dem Umgang mit dem Krieg gegenüber kritisch eingestellt sind, von sogenannten Kabarettisten beschimpfen lassen müssen, welches wahrscheinlich auch fürstlich mit den Gebühren honoriert wird.

Die medialen Ausfälle der Kabarettisten sind nicht nur aktuell zu beobachten. Diese Verhaltensweisen begannen bereits 2020 in der Coronakrise. Dabei waren bereits vor allem die von Ihnen, Herrn Riegel, in Ihrem Artikel benannten Protagonisten medial sehr präsent und hatten bereits ihre Schaffenskraft darauf abgezielt, Menschen, die den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Corona kritisierten, zu verunglimpfen und massiv herabzuwürdigen. Diese hatten ihren Anteil an der gesellschaftlichen Ausgrenzung ganz vieler Menschen in unserem Staat. Damals gehörten neben Kabarettisten wie Hirschhausen auch die von mir früher sehr geschätzte Sendung „die Anstalt“, die ich seitdem nicht mehr anschaue, zu den Ausführenden, welche die überwiegende politische und mediale Haltung unterstützten.

Deutschland hat eine große Kabarettisten-Tradition, u.a. Dieter Hildebrandt, Dietrich Kittner oder bedeutsame Kabaretts. Heute ist dieses Niveau medial weitgehend abgeflacht. Kritische Kabarettisten können nur auf einzelnen kleineren Bühnen oder im Internet gesehen werden. Vielleicht müssen Kabarettisten sich heute anpassen, um öffentlich auftreten zu dürfen. Aber dann würde ich ihnen mehr Rückgrat wünschen.

Ich hatte immer gehofft, dass es in unserer Gesellschaft und gerade auch im politischen Kabarett zu versöhnlicheren Tönen mit einer gewissen Demut kommt. Diese Hoffnung schwindet derzeit immer weiter, und es scheint so, dass die Zeiten noch rauer werden.

Herzliche Grüße, Klaus-Dieter Wippler


18. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel, sehr geehrtes Team der NachDenkSeiten,
 
zunächst einmal vielen herzlichen Dank für diesen tollen Artikel. Herr Riegel bringt es wieder einmal perfekt auf den Punkt. Dass das Friedens-Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer (das ich übrigens auch unterschrieben habe) und die erfolgreiche Demonstration am 25. Februar 2023 in Berlin einen gnadenlosen „Beißreflex“ bei den öffentlich-rechtlichen TV-„Satirikern“ auslösen würde, war eigentlich abzusehen. Wer GEGEN den Krieg ist, der muss mit allen Mitteln der Diffamierung gnadenlos bekämpft werden. Nur MIT Waffen bringt man Frieden … warum nur werde ich da immer so sehr an Orwells „1984“ erinnert? 
 
Wobei ich allerdings davon absehe, solche dubiosen Gestalten wie die „Blinddarm“ Sarah Bosetti oder den niveaulosen Jan Böhmermann als „Satiriker“ zu bezeichnen, denn das wäre viel zu viel Ehre für sie. In meinen Augen sind das nichts weiter als öffentlich-rechtliche Dreckschleudern ohne Niveau. Und gerade, weil sie genau wissen, dass sie einer Diskussion mit Sahra Wagenknecht nie gewachsen wären, versucht man, sie unter dem Deckmantel der „Satire“ zu diffamieren. Dumm nur, dass das nicht klappt.
 
Zur Heute-Show bzw. Extra Drei muss nicht mehr viel gesagt werden, das ist einfach nur übelster Mainstream mit Lachern der billigen Sorte. Schon vor Corona habe ich es mir abgewöhnt, die Sendungen zu schauen, weil es einfach nur noch zum Fremdschämen ist. Leider gibt es immer noch sehr viele Leute, die diesen Humor schätzen (besonders dann, wenn es sich um billiges Putin-Bashing handelt). Aber auch von der „Anstalt“ bin ich inzwischen ziemlich enttäuscht. Nach vielen sehr guten Sendungen ist deren Niveau nun auch ziemlich in Richtung mehrheitsfähiger Mainstream abgesunken. Anstatt Aufklärung wird nur noch Propaganda betrieben. 
 
Die größte Enttäuschung unter den Satirikern bzw. guten Kabarettisten war für mich eindeutig Urban Priol. Ich hatte den Fehler begangen, mir sein Programm „Tilt 2022“ anzusehen, und habe nach zehn Minuten angewidert ausgeschaltet, weil ich diese als Satire getarnte Propaganda einfach nicht mehr ertragen konnte. Schade, wirklich schade, denn er war mal ein ganz Großer unter den deutschen Kabarettisten.
 
Die einzigen Satiriker bzw. Kabarettisten, die diesen Namen wirklich noch verdienen, sind die großartige Lisa Fitz, aber auch Lisa Eckhart, Serdar Somuncu, Hartmut Schleich und Uwe Steimle, aber die gelten ja als „umstritten“ ;-).
 
Herzliche Grüße sendet Ihnen Anja Voelkel


19. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

der Zustand der Kabarett-Szene (insbesondere im Fernsehen) ist seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges noch erbärmlicher, als er vorher schon war. Mit Christoph Sieber und vor allen Dingen Philip Simon sind mit der letzten Sendung der „Mitternachtsspitzen“ des WDR nun auch diese beiden Künstler in der Welt der Befürworter für ein weiteres Sterben in der Ukraine angekommen. Allein Michael Hatzius durfte ein wenig Kritik an der Ukrainepolitik üben und die Argumente für die Waffenlieferungen kurz kritisch beleuchten. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum Christoph Sieber sich über die Zahl der Demonstranten mit 13.000 lustig macht, einer Zahl also, die offiziell von der Polizei so eingeschätzt wurde und er diese Zahl wohl nicht infrage stellt. So gesehen machen er und insbesondere auch Philip Simon sich nicht nur über alle Demonstranten und Unterzeichner der Petition von Wagenknecht und Schwarzer lustig, sondern diffamieren diese Menschen auch noch.

Eine weitere herbe Enttäuschung also nach Urban Priol und seinem letzten Jahresrückblick „2022“. Ebenso wie Urban Priol trauen sie sich wohl nicht, z.B. auch den Terroranschlag auf Nord-Stream 2 und die Veröffentlichung des US-Journalisten Seymour Hersh zu thematisieren. Seit einiger Zeit habe ich auch den Eindruck, dass die amerikanische Politik so gut wie gar nicht von diesen Künstlern kritisiert wird. Liegt es vielleicht an der neuen Generation, dass viele der aktuell prominenten Kabarettisten sich plötzlich gegen das eigene Publikum wenden? Welche Vorstellungen haben diese Kabarettisten plötzlich von der Meinungsfreiheit, einem unserer „westlichen Werte“, für die ja angeblich in der Ukraine für uns hier in Europa gekämpft und gestorben wird? Werden diese Künstler von den Fernsehanstalten „eingenordet“, um gewisse Dinge nicht in ihren Auftritten anzusprechen? Wollen Sie ihre TV-Präsenz damit aufrechterhalten? Brauchen Sie das Geld? Kann man überhaupt noch in diesem Zusammenhang von Künstlern sprechen? Ich bin einfach nur noch fassungslos.

Wen man auch nicht in der Reihe der Kriegsbefürworter unter den Kabarettisten vergessen darf, ist der besonders im Südwesten (also SWR) präsente Lars Reichow, der sich (wenn ich mich recht erinnere) ganz offensiv in seinem Programm für die Waffenlieferungen an die Ukraine mit den entsprechenden „Rechtfertigungen“ ausgesprochen hat. Ein absolutes Trauerspiel. Zu den Befürwortern der Waffenlieferungen und der Weiterführung des Krieges in der Ukraine fällt mir immer der Satz von Erich Maria Remarque ein:

„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“

Auf der einen Seite hört man seit der Pandemie immer wieder aus den Reihen der Kabarettisten, dass man die örtlichen Kleinkunstbühnen unterstützen soll, aber wenn solche Größen (?) dort in Zukunft auftreten wollen, auf die ja die Kleinkunstbühnen angewiesen sind, dann kann einem die Lust auf Kabarett vergehen. Ich muss zugeben, dass ich vor der Pandemie Christoph Sieber und auch Lars Reichow live gesehen habe, aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich diese beiden Künstler, aber auch einige andere, wohl falsch eingeschätzt habe. Ich werde jedenfalls nicht mehr zu Auftritten der oben genannten Kabarettisten gehen und auch im Fernsehen auf ihre Beiträge verzichten.

Mit freundlichen Grüßen, Ralf Glahn


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