Lesermails zur Entwicklung des deutschen Kabaretts (Teil I.)

Ein Artikel von:

Wir hatten Sie, liebe Leser, am 8. März um Ihre Einschätzung zur Entwicklung des deutschen Kabaretts gebeten: Umfrage zur Anpassung des Kabaretts. Mit großer Neugier haben wir Ihre Beiträge gelesen. Es kamen viele interessante und anregende Zuschriften. Vielen Dank. Wegen der großen Zahl der Zuschriften ist es sinnvoll, sie in zwei Teilen zu veröffentlichen. Heute Teil I., vermutlich morgen Teil II. Steffen Kiesling hat die Sammlungen zusammengestellt. Danke vielmals. Albrecht Müller.

Die überwiegende Mehrheit der Leserbriefschreiber teilt den Eindruck, dass sich das Kabarett in Deutschland schon seit geraumer Zeit viel zu sehr innerhalb des vorgegebenen Meinungskorridors bewegt, anstatt seine Arbeit zu tun und genau diese sowie andere aktuelle Entwicklungen kritisch zu hinterfragen.

Bei der Frage nach den Ursachen zeigen sich einige unserer Leser ratlos, viele enttäuscht und durchaus auch traurig über diese Entwicklung. Ein großer Teil der Leserschaft vermutet den wirtschaftlichen Druck, gepaart mit Existenzangst, als Hauptmotiv für die Künstler, nicht nur im Bereich Kabarett. Es gibt Zuschriften, in denen sich die Verfasser an dunkle Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte erinnert fühlen bzw. die Sorge äußern, dass sich die deutsche Gesellschaft wieder in diese Richtung bewegen könnte.

Christoph Sieber hat übrigens unsere Umfrage hart kritisiert, der Kabarettist Helmut Schleich ermahnt uns, nicht zu vergessen, dass es auch heute widerständige Kabarettistinnen und Kabarettisten gibt. So sehen wir das auch. Wäre das anders, dann würden wir nicht regelmäßig eigens für die NachDenkSeiten produzierte Beiträge von Lisa Fitz veröffentlichen. Siehe hier.

Mit der E-Mail von Helmut Schleich beginnen wir unsere Zusammenstellung:



1. Leserbrief

Liebes Team, sehr geehrter Herr Müller,

erst einmal besten Dank für Ihren Aufschlag, das zum Thema zu machen.

Als langjähriger (Fernseh-) Kabarettist sehe ich diese Entwicklung natürlich auch und kann nur sagen, aus meiner Sicht geht es da um Opportunismus (der sich als Haltung tarnt) und Marktanteile.

Der Kampf dagegen ist hart, das war er aber andererseits beim Fernsehen immer. Auch Hildebrandt und Polt hatten schon ihre Kämpfe mit ARD und ZDF.

Und vergessen Sie nicht: es gibt auch noch uns andersdenkende Kabarettistinnen und Kanarettisten. Solga, Fitz, Rebers, Steimle, Eckardt, Tretter, mich und einige mehr.

Ich bin auf die Ergebnisse Ihrer Umfrage gespannt und fände es schade, wenn dabei das gesamte Kabarett von den Teilnehmern über einen Kamm geschoren würde.

Herzliche Grüße

Helmut Schleich


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich versuche, mich wie gewünscht kurz zu halten, was nicht leichtfällt. In der Zeit der Hofnarren hatte der sogenannte Narrenspiegel eine symbolische Bedeutung (Konfrontation der Obrigkeit und der Bevölkerung mit deren Dummheit und Unzulänglichkeit). Wie Sie meines Erachtens richtig erkannt haben, erfüllt das heutige Kabarett diese Aufgabe nicht (mehr). Wie konnte es dazu kommen?

Eine einfache Erklärung habe ich nicht parat. Ursächlich hierfür ist meiner Meinung nach:

  1. der insgesamt zunehmend geistige Zerfall unserer Gesellschaft (Politik, Medien, Bildungssystem)
  2. Ein Demokratieverständnis, das man als “selektiv” bezeichnen kann (nach dem Motto: Demokratie ist so lange gut, so lange die Bürger intelligent genug sind, die Richtigen zu wählen).
  3. Ein massenpsychologisches Phänomen, wie es vor mehr als 100 Jahren bereits Gustave Le Bon sehr gut beschrieben hat.

In zeitlicher Hinsicht würde ich das „en vogue sein“ des sogenannten Bashings auf Minderheiten – auch auf Seiten des Kabaretts – mit dem Entstehen der AFD in Verbindung bringen. Ich muss zugestehen, dass ich – als Unsympathisant der AFD – es damals auch noch lustig fand und mich darüber amüsiert habe. Die nächste Stufe wurde dann mit der Corona-Pandemie gezündet. Die selbstgerechte Art und Weise, mit der auch Kabarettisten (die wenigen Ausnahmen sind Ihnen bekannt) auf die Minderheit der Ungeimpften eingeprügelt haben, ist einerseits erschreckend, aber andererseits wurde dieses Handeln durch den Applaus der „guten“ Mehrheit goutiert. Im Bewusstsein, zu den „Guten“ zu zählen, wird die Hemmschwelle, auf die „Bösen“ einzuschlagen, immer geringer. Wenn es sich dabei um eine Minderheit handelt, umso besser, da die möglichen negativen Konsequenzen gering sind. Ich hätte es bis vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten, mich in diesem Land dafür entschuldigen oder gar rechtfertigen zu müssen, dass ich für Frieden bin.

Die Schuld liegt nicht bei den Kabarettisten allein. Auch der Medienkonsument kann sich dieser Art der Bespaßung verweigern und mit der Fernbedienung abstimmen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team weiterhin alles Gute bei der kritischen Aufarbeitung des Zeitgeschehens.

Viele Grüße, Stefan Heckmann


3. Leserbrief

Sehr geehrter und geschätzter Herr Müller,

wer in Coronazeiten geschwiegen hat oder beschwichtigt hat oder ein klitzekleines bißchen gekrittelt hat oder beide Seiten bedient hat, der müsste eigentlich jetzt vor Scham im Boden versinken. Denn unser politisches Kabarett hat eigentlich nur einen Anspruch, der es abhebt vom Comedy- und Politklamauk: klares Benennen ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten, und das mit teilweise missionarischem Eifer. Mal kriegen die da oben ungestraft was auf‘s Maul, mal die selbstgefälligen Untertanen. In Coronazeiten wurde schlagartig klar, dass fast alles fake war.

Volker Pispers (der noch glaubhaft war) und andere haben sich rechtzeitig zurückgezogen. Und sie waren frustriert, weil sie ernsthaft glaubten, sie könnten etwas bewirken. Die Gebliebenen und der Nachwuchs haben ihre Empörungsgesten und Sprechweisen übernommen und machen damit Karriere – und die riskiert man nicht. Da fließt viel Geld in Künstlerhonorare.

Die Scham müsste jetzt riesig sein. Sie haben das Recht verwirkt, sich glaubhaft zu empören, und stehen nackt auf der Bühne. Um von der Scham abzulenken, gibt es ein drastisches Mittel: neue Schuld auf sich laden, damit man am Schluss richtig büßen kann.

Eine noch größere Schuld, als Friedensbemühungen zu diffamieren, kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Aber wir werden sehen…

Herzliche Grüße, Ulla Wesseler


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie stellen die Frage nach einer Erklärung für das „Abgleiten“ des angesprochenen Personenkreises in das Lager der Angepassten.

Unabhängig von Geld und sonstigen Zuwendungen sowie der latenten systemimmanenten Drohung mit Entzug der Mittel und damit der Lebensgrundlage: Nach meiner Auffassung müssen die Betroffenen gar nicht abgleiten – sie waren dort schon immer. Es fehlt denen der Zorn und die Empörung über die herrschenden Zustände und das Leiden daran. Den dafür erforderlichen inneren Kompass weisen die von Ihnen Angesprochenen nicht auf. Kritik ist nur Kosmetik; Recherche, Analyse und Aufdecken der Wahrheit finden nur innerhalb gezogener Grenzen statt – die können mal weiter gesteckt oder eben auch wieder enger gezogen sein. Am Zaun wird nicht gerüttelt. Man passt sich seit eh und je an.

Ein Dieter Hildebrandt dagegen konnte sich nie arrangieren; seine Kompassnadel schlug immer aus. Auch wenn er später gutes Geld durch öffentlich-rechtliche Fernsehauftritte verdiente, glaubte ich ihm sofort, als er einmal versicherte, darauf verzichten zu können; er sei unabhängig und könne jederzeit auf den Marktplätzen der Republik auftreten und dann mit dem Hut rumgehen. Ich hätte ihm meine letzte Mark reingeworfen! Seine Kritik an den Herrschenden war immer zutreffend und glaubhaft, seine Person glaubwürdig. Trotz scharfer Kritik an verantwortlich agierenden Personen blieb seine Menschlichkeit zu spüren. Aufklärung war Programm. Es war Kabarett für Bürger.

Die Personen heute sind bösartige Comedians für Untertanen. Niemand hat sie gezwungen, von der Bühne verbal auf kritische Bürger einzuschlagen oder erkennbare politische Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten mit Nebelbomben zu bewerfen. Das macht man, weil man es will (oder es nicht besser kann). Auch wieder Dieter Hildebrandt: Sie blamieren sich nicht vor den Zuschauern, aber vor sich selbst.

Mit freundlichen Grüßen, Karin Gülpen, Berlin


5. Leserbrief

Hallo und Danke, dass Ihr das Thema aufgreift.

Ich kann es mir nur so erklären, dass die intellektuellen Kabarettisten mit Abhängigkeit vom bequemen ÖRR-System Angst vor den Folgen des Gecanceltwerdens haben. Das Leben als Tour-Künstler ist anstrengend, und oft ist der monetäre Erfolg ungewiss. Es ist bequemer, im ÖRR zu suhlen.

Die weniger intellektuellen Kabarettisten (Sarah Bosetti etc.) missionieren mit Inbrunst. Ich unterstelle keine böse Absicht; nur Dummheit. Dumme sind oft schlau, und auch einer wie Bosetti ist klar, dass sie als Ungelernte und Poetry-Slammerin (die sie war) nicht den jetzigen Wohlstand erreicht hätte. Also singt sie das Lied ihres Brotgebers.

Aber es gibt auch Kabarettisten (oder wen man dafür halten kann), die durch komplette Abwesenheit glänzen. Da ist zu vermuten, dass die sich bewusst den Medien verweigern, um nicht zu Aussagen gezwungen zu werden (ich nenne hier bewusst keine Namen); jedenfalls wünsche ich mir, dass es so ist und finde das schlauer, als sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen und dann weg vom selben zu sein. Ich kann damit leben, solange ich mir alte Volker-Pispers-Auftritte anschauen kann oder alte Sendungen „Neues aus der Anstalt“ (das Original).

Ich stelle dann immer fest: Es hat sich nichts geändert. „Die da oben“ machen immer noch, was sie wollen, und wir, die wir sie gewählt haben, leiden noch immer unter den Folgen dessen, was sie „Politik“ nennen. Und da diese Erkenntnis mit Verdrossenheit einhergeht, können Kabarettisten auch nicht (mehr) wachrütteln oder zum Nach-/Umdenken anregen.

Beste Grüße, John Wegener


6. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller und Team,

In aller Kürze: Im Mittelalter wurde „dieses Phänomen“ folgendermaßen ausgedrückt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Auch Bertolt Brecht stellte einst fest: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ (Brecht, 1928). Dass sich diese „Kunst“ dann vor allem gegen die Opposition richtet, versteht sich von selbst. Dem wertschöpfenden Teil der Bevölkerung wird alles versprochen und momentan ca. die Hälfte genommen.

Liebe Grüße, Siggi


7. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten Verfasser,

es gibt das Phänomen der „Identifikation mit dem Aggressor“, auch als „Stockholm Syndrom“ bekannt geworden. Wenn Menschen sehr viel Angst haben, und die wurde und wird ja seit fast drei Jahren gegen Andersdenkende geschürt, dann übernehmen sie zunehmend fraglos das Narrativ des Aggressors.

In der Kunst wurde diese Angst ja in der Corona-Zeit besonders perfide geschürt: mit Auftrittsverboten. Es waren faktisch Berufsverbote, und sie zerstörten viele Existenzen. Diffamierungen, Unterstellungen, falsche Behauptungen etc., die zunehmend faschistische Züge annehmen (siehe auch M. Desmet), erzeugen Existenzangst und diese Identifikation. Es gelingt wenigen, die Sicht anderer auf sich selbst zu vergleichgültigen und mit Sachargumenten zu Kontern, wie S. Wagenknecht und A. Schwarzer, und bei ihrer Auffassung zu bleiben. Die von Ihnen genannten Gründe spielen wohl alle noch damit zusammen.

Herzliche Grüße und vielen lieben Dank für Ihrer aller unermüdliche Arbeit, Birgit Imdahl


8. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

auch ich raufe mir die Haare, wenn ich sehe, wie sich die Crème de la Crème des deutschen Kabaretts den Mächtigen andient. Wie konnte das passieren?

Die Nebenwirkungen dieses Krieges: Es kommt eine Menge ans Licht. Den üppigen Geldregen, den die Öffentlich-Rechtlichen über die Mitarbeiter, zumindest die in der ersten Reihe, ausschütten, darf man als Schweigegeld betrachten. An Uwe Steimle wurde ein Exempel statuiert, was mit denen passiert, die die Rede- und Kunstfreiheit in dieser Demokratie für bare Münze nehmen.

Man könnte Sieber, Priol, Claus von Wagner und Max Uthoff und anderen ja zugutehalten, dass eine Künstlerexistenz immer existenziell bedroht ist. Aber an diejenigen, die anderen Jahre und Jahrzehnte Rückgrat und Moral gepredigt haben, sind hohe Anforderungen zu stellen. Man sehe genau hin, mit wem sie sich verbünden. Unter anderem fördern sie den Hass auf Russland, den Befreier von Auschwitz.

Ich kann diese Leute nicht mehr ernst nehmen, ich werde ihnen nie wieder zuhören, sie haben ihr Lebenswerk desavouiert. Ich wünsche den Genannten viel Glück damit. Die USA unternehmen bereits konkrete Schritte für den lange geplanten Krieg mit China. „My gut tells me we‘ll fight in 2025“, äußert General Mike Minihan gegenüber NBC News. Die Abkehr von der Ukraine ist, ähnlich wie in Afghanistan, in Vorbereitung. Also: Bleistifte gespitzt und bei den schlechten Putin-Witzen einfach Xi eintragen.

Beste Grüße und vielen Dank fürs Engagement, Monika Gabzdyl


9. Leserbrief

Sehr geehrtes Team der NachDenkSeiten,

Ich liebe eure Arbeit, denn sie ist wichtig, wenn auch manchmal etwas einseitig. Aber man muss nicht immer derselben Meinung sein, um einander zu schätzen.

Zu DDR- und Nazi-Zeiten wurde recht rabiat ein Netzwerk systemfreundlicher Medien aufgebaut. Dies war sehr offensichtlich. Heute geht man wesentlich subtiler vor und betreibt „Wandel durch Annäherung“ – nur eben im schlechten Sinne. In unserem System der vorgespielten Demokratie hat die Politik dieses eigentlich freiere Mediensystem unterwandert durch Medienräte, Macht und Geld. Dies taten sie und ihre Unterstützer über mehrere Dekaden hinweg, wodurch die systemischen Probleme alle ausgenutzt werden konnten.

Ich kenne finanzielle Sorgen und auch, wie schnell man einknickt, wenn man finanziell verantwortlich für eine Familie ist und damit den aktuellen Job braucht. In der Medienwelt ist die Abhängigkeit noch viel stärker als in der freien Wirtschaft. Also knicken nun auch Kabarettisten ein – sofern diese nicht sowieso schon auf Linie waren.

Das Kabarett ist nun mal auch nur eine andere Art der Nachrichtenaufarbeitung und reiht sich damit in die reguläre Kommentar-Linie mit ein. Mich wundert es nicht – auch wenn es für mich neu ist, dass Kabarettisten in unserem schönen System immer unkritischer werden. Früher haben sich Leute noch an Regierungen abgearbeitet, wie der großartige Volker Pispers. Heute kommt man nur noch an Jobs, wenn man auf Linie ist. Corona hat hier den Anfang gemacht, nicht Linientreue auszusieben. Hier gilt auch immer: „Bestrafe einen, erziehe 1000“.

Es wird natürlich die obligatorische Kritik an Personen und Einzelthemen beibehalten – die Klimakleber und Tempolimits kommen da zum richtigen Augenblick –, jedoch im Großen und Ganzen müssen sie mit der Systemlinie übereinstimmen. Wir sind also zurück in alten Zeiten. Wer hätte das nur erwarten können…

Alles Gute weiterhin! Ich bin und bleibe ein großer Freund eurer Arbeit!

Hochachtungsvoll, Tobias Seeland.


10. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

ich begreife dieses Phänomen als Element der bestehenden Indoktrinationstechniken im Rahmen des Neoliberalismus und darf in diesem Zusammenhang auf das Gespräch von Jens Wernicke (NDS) mit Rainer Mausfeld vom 18. Januar 2016 verweisen. Kurzes Zitat daraus: „Sie sind tief in allen Mechanismen der Herstellung öffentlicher Meinung verankert – nicht nur in Politik, Medien oder politischen Stiftungen, sondern bis in den Erziehungs- und Kulturbereich…“

Interessant wäre das Ergebnis einer „Kleinen Anfrage“ an die Bundesregierung (zuständige Ministerin für Kultur und Medien ist ja Claudia Roth!!) zur finanziellen Unterstützung des Bereichs „Kabarett“ während der Zeit der Pandemie. Darüber lässt sich aber nur spekulieren. Die Journalisten galten ja bislang als „hinreichend staatsfern“ – aber falsch gedacht!

Viele Grüße, Ihr Leser Klaus Herrmann


11. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten!

Danke für Ihren Artikel zum Thema Satire. Seit Beginn der Pandemie hat sich ebenfalls eine Spaltung der Kabarettisten ergeben. Anfangs waren noch einige kritisch (u.a. Nuhr), danach war eine klare Trennung zu erkennen. Ich zähle hier nur meine Favoriten auf, die sich weiterhin kritisch mit der Pandemie auseinandersetzen: Lisa Fitz, Matthias Richling, Helmut Schleich, Volker Pispers, Uwe Steimle.

Peinlich schlecht: Nuhr, Bosetti, Priol. (Meine Unterstellung: Geld ist verlockend.)

Herzliche Grüße, Erich Baumann


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

erst einmal vielen Dank für ihre unermüdliche Arbeit. Ich habe da zwei Theorien:

Erstens: Wir haben spätestens zu Corona erlebt, dass Leute mit einer abweichenden Meinung zum offiziellen Narrativ medial, der Ausdruck muss leider sein, hingerichtet werden. Sollte das passieren, kann man seinen Hut nehmen und in der Versenkung verschwinden. Frau Fitz dürfte dazu gut Stellung nehmen können.

Zweitens: Mit laut Bundesregierung offiziellem Beginn des Krieges in der Ukraine (wir lassen mal die Jahre ab 2014 großzügig unter den Tisch fallen) wurde nach und nach die Möglichkeit des Sagbaren immer weiter eingeschränkt und mittlerweile sogar Gesetze diesbezüglich geändert. Sollen Sie etwa öffentlich die Ukraine kritisieren und Gott bewahre „Putinversteher“ werden? Dann könnte Ihnen durchaus demnächst unangenehme Post ins Haus flattern. Und der mediale Fäkalienregen wird dann natürlich auch nicht ausbleiben.

Fazit: vielleicht einfach reiner Selbstschutz?

Weiter so! M.K.


13. Leserbrief

Hallo,

Sie wollen es kurz. Na dann: Die Grünen sind unter den Früchten wohl die Melone – die Schale ist grün, das Fleisch rot und der Kern braun. Dazu passt diese Aussage wie die Faust aufs Auge: Eine sich „links-liberal“ wähnende Ultra-Rechte befindet sich im „Kampf gegen rechts“.

Beste Grüße, Werner Roth


14. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Herr Müller beobachte auch ich seit dem Ausbruch des Konformitätsregimes namens „Corona-Pandemie“ eine erschreckende Verflachung des politischen Kabaretts. Bei manchen Vertretern des Genres hat lediglich die Schärfe der Sprache nachgelassen, bei anderen beschleicht einen das Gefühl, es mit Opfern einer Gehirnwäsche zu tun zu haben. Nur wenigen ist es wohl gelungen, unbeeindruckt von sozialem und ökonomischem Druck bei der Gestaltung ihrer Programme ohne Schere im Kopf auszukommen.

Mit freundlichen Grüßen, Albrecht Schollenbruch


15. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten,

früher habe ich gerne im TV Kabarett und Satire geschaut. Mittlerweile finde ich es unerträglich, wie viele Kabarettisten auf die herrschende Meinung eingeschwenkt sind.

Meine Erklärungsansätze:

  1. In einer Bundesrepublik Deutschland mit Wohlstand und (sozialem) Frieden war es damals einfacher, im Kabarett so richtig kritisch zu sein.
  2. Fast jeder ist manipulierbar, auch Kabarettisten, und die Bandbreite kann von wenig bis heftig manipulierbar reichen. Die Methoden der Manipulation haben sich in den letzten Jahrzehnten verfeinert.
  3. Das liebe Geld. Ich gehe davon aus, dass ein Kabarettist mit der „falschen“ Einstellung keinen Auftrag mehr bekommt. Das ist für denjenigen, den es betrifft, eine wirtschaftliche Katastrophe.

Persönliche Notiz: Mittlerweile bekomme ich ein Gespür dafür, wie sich meine Großeltern im Nationalsozialismus gefühlt haben müssen.

Danke für Ihre unermüdliche journalistische Arbeit.

Mit freundlichem Gruß, Maria Kernig


16. Leserbrief

Lieber Nachdenker,

nach meiner Beobachtung sind Menschen, die sich selbst links sehen, so sehr damit beschäftigt, sich von den rechten zu distanzieren, dass sie gar nicht merken, wie rechts sie selbst geworden sind. „Was ein Rechter sagt, muss falsch sein.“ Jetzt muss man nur bestimmte Aussagen den Rechten zuordnen, und schon werden diese unmöglich. Ganz einfache Art, den Debattenraum zu verengen. Das habe ich in der Corona-Debatte und
jetzt in der Ukrainedebatte erlebt.

Bleiben Sie weiterhin offen für die Sichtweise des anderen, ohne diese anzunehmen – oder doch, wenn er es geschafft hat, Sie zu überzeugen. So habe ich Sie bisher erlebt.

Mit demokratisch diskursiven Grüßen, Rainer Hillesheim


17. Leserbrief

Hallo zusammen,

Es ist der Popanz „Rechte Ecke“, mit dem erfolgreich gearbeitet wird. Wie viel TV-Zeit bekommt Lisa Fitz? Wie viele Einkommen ist ein etablierter Kabarettist fähig und bereit zu opfern? Meinungsfaschismus. Sehr traurig. In Deutschland weitaus verbreiteter als anderswo.

Lieben Gruß, Michael Meller


18. Leserbrief

Hallo, hochgeschätztes Team der NachDenkSeiten,

Die regierungsfreundliche Anpassung der Satirewelt ist mir nicht erst seit heute aufgefallen. Schon seit mehreren Jahren ist die seltsame Wandlung diverser Formate zu beobachten. Mochte ich anfangs noch die bissigen Scherze von beispielsweise Welke, Bosetti oder Nuhr, blieben mir immer öfter deren maingeschneiderte politische Verdrehungen im Halse stecken.

Nach und nach waren die meisten Kabarettsendungen der Öffentlich-Rechtlichen ebenso ungenießbar wie deren Nachrichtensendungen und jüngste politische Dokumentationen. Von Feller über Ehring bis Kebekus sind deren Ergüsse für einen informierten Bürger unerträglich. Siebert und die Macher der Anstalt blieben noch lange Zeit eine Ausnahme.

Ich denke, es liegt daran, dass auch die Satirekultur den monetären Abhängigkeiten folgt und jede politische Standhaftigkeit verliert. Diese Standhaftigkeit und Ehrlichkeit sind tatsächlich nur den freien, unabhängigen Künstlern vorbehalten. Der mehrheitliche Rest der eingeknickten Satiriker ist tatsächlich Futter für die eingelullte, manipulierte Generation „doof“. Die einzige Möglichkeit, sich seinen Geist zu bewahren, ist, sich dem Mainstream zu entziehen und den ehrlichen Künstlern seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen.

Beste Grüße, Andreas G.


19. Leserbrief

Guten Morgen,

ich glaube, es geht wie immer ums Geld: Wer nicht auf Regierungslinie ist, kommt nicht mehr ins Fernsehen. Moral und Anstand fehlen denen doch total.

Danke für die gute Arbeit und an das hervorragende Team.

Liebe Grüße, Rosita Grabaum aus Ludwigshafen


20. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

wie erkläre ich mir dieses Phänomen? Kurz und knapp: Ich bin ratlos. Es hat ja bereits mit Corona angefangen, dass viele Personen des öffentlichen Lebens, aber auch im privaten Bekanntenkreis bei diesem Thema plötzlich nicht „wiederzuerkennen“ waren.

Um meine Ratlosigkeit zu verdeutlichen, mir fällt da immer ein Jugendbuch ein, welches ich Anfang der Siebzigerjahre gelesen habe: „Die dreibeinigen Monster“. Die Erde ist von Außerirdischen besetzt, und die Menschen werden mittels einer Jugendweihe mit 14 Jahren durch eine Art Gehirnwäsche versklavt, welche aber nicht bei allen funktioniert. Diejenigen, die noch klar denken können, bemerken nur, die anderen sind plötzlich nicht wiederzuerkennen, was auch sie nicht verstehen können.

Das soll jetzt natürlich keine Erklärung sein… Ich denke dann auch immer an Dieter Hildebrand, den ich von Jugend an sehr verehrt habe, und sage mir „gut“, dass er schon vorher gestorben ist, nicht auszudenken, wenn der auch noch…

Freundliche Grüße, Jörg Junker


21. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Warum machen die das? Die Regierung hat den Ukrainekrieg zum Kampf zwischen Gut und Böse erklärt. Kritiker dieses Kurses sind folglich moralisch fragwürdig. Öffentlich-rechtliche Kabarettisten dürfen der Gehässigkeit daher freien Lauf lassen. Selbst übelster Sexismus (Browser Ballett) gegenüber Frau Wagenknecht geht in Ordnung. Der Mehrheit der Kabarettisten und Journalisten scheint das gelegen zu kommen, Staatstreue ist wieder modern, man muss sich nicht mehr staatskritisch geben. Endlich dabei sein!

PS: Als ich das Stern-Titelbild mit klein Olaf an der Hand seines großen Bruders Joe sah, dachte ich zuerst an antiamerikanische Satire. Aber nein, keine Satire – die Botschaft lautet: „Schätzen wir uns glücklich, an der Hand des großen Bruders gehen zu dürfen!“

Freundliche Grüße, Thomas Walter


22. Leserbrief

Auffällig ist, dass die gleichen Leute, die schon in Coronazeiten alles gutgeheißen haben, jetzt wieder auf Regierungslinie sind. Schafft es denn niemand, Herrn Schramm oder Herrn Pispers noch mal zu überreden?

Gruß aus Oldenburg, Matthias Hoffmann


23. Leserbrief

Hallo,

ich weiß nicht, wie es sich in Deutschland verhielt, aber hier in Österreich haben z.B. die Kabarettisten, die sich in den Dienst der Impfkampagnen stellten, großzügige Unterstützungen vom Staat bekommen. Kann man nachlesen. Fast alle waren dabei…🤨

Mit freundlichen Grüßen, Catrin Pichler


24. Leserbrief

Guten Tag,

Meiner Meinung nach sind das Kriegsgeschrei und die Satire nur möglich, weil praktisch alle Medien – ARD, ORF und SRF und bekannte Blätter wie Spiegel, Zeit usw. – die Politiker unterstützen. Warum die das tun, ist mir ein Rätsel, denn sie müssten die Geschichte von 1985 bis 2014, dem Sturz der ukrainischen Regierung durch die USA, kennen!

Gruß, J. Blumer


25. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Ganz kurz: Alle haben Ängste. Sie lassen sich zwar reduzieren, aber nicht völlig beseitigen. Angst blockiert unser Denken. Siehe dazu auch Bonellis „Bauchgefühle“ und die Rolle des “Herzens” bei der Vermittlung zwischen „Bauch“ und „Verstand“. Wir haben panische Angst davor, ins Gerede zu kommen und ausgegrenzt zu werden („pfui“, „igitt“, „das macht man nicht“, „darüber redet man nicht“). Ein aktuelles Beispiel ist Clemens Arvay.

Und es gibt die verhängnisvolle Neigung, es besser als die anderen machen zu wollen und sich fortlaufend auf die Seite der „Guten“ zu stellen (siehe „Impfung“, „Zeitenwende“, „Solidarität mit der Ukraine“).

Herzlichen Gruß und Dank für Ihre Arbeit, Richard Erig


26. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich kann mir das auch nicht erklären, warum Kabarettisten heute oft die Lautsprecher unserer Regierenden sind – auch wenn es erfreuliche Ausnahmen gibt, wie Frau Monika Gruber. Dass z.B. ein Dieter Hildebrandt oder Werner Schneyder so Kabarett gemacht hätten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich glaube, ihnen hätte diese Entwicklung nicht gefallen. Besonders erschreckend sind die Ausfälle von Leuten wie Herrn Böhmermann und Herrn Simon oder von Frau Bosetti. Das hat mit Kabarett nichts mehr zu tun, und ich kann nicht nachvollziehen, dass die Verantwortlichen unserer Sender da auch noch Rückendeckung geben.

Viele Grüße, Gottfried Meier


27. Leserbrief

Die Spritzen wirken!

Mit freundlichen Grüßen, Günther Dilger


28. Leserbrief

Moin zusammen,

Diese Frage stelle ich mir ebenfalls seit Längerem. Die Kunst sollte in meinen Augen herausfordern, sie sollte das Mittel des Bürgertums sein, Unzufriedenheiten und Missstände aufzuzeigen. In dem Zusammenhang fällt mir Lisa Fitz ein, siehe auch ihren Wikipedia Eintrag.

Hier wird der Ablauf aus ihrer Sicht beschrieben. Wenn wir aufgrund der öffentlichen Zensur keinen freien Markt der Sprachkunst haben, wo es anscheinend nur darum, geht am lautesten zu brüllen und anders Denkende zu diskreditieren und zu canceln, werden automatisch alternative Wege gegangen werden.

Für mich ist Kunst ein Bindeglied zwischen Gesellschaften – ein Ort, an dem provoziert, aber halt grade nicht ausgegrenzt wird! Wir schaffen ein Gesetz gegen Hass und Hetze, wofür wird dieses Gesetz aber tatsächlich gebraucht?

Ist der öffentliche Rundfunk über seine Räte angepasst oder mutig, seine Meinungsoffenheit zu beweisen? Kunst wird immer ihren Weg finden, da mach ich mir keine Sorgen, dauert halt nur länger…

In China existiert der Protest ohne Worte…ob es bei uns auch so weit kommen wird?

Mit frischem Gruß, Lasse J.


29. Leserbrief

Guten Tag Herr Müller,

ja, so lebt es sich sehr unbeschwert, man bekommt problemlos Sendezeit und die Gage im Voraus. So soll der Zuschauer eingeschläfert werden. Damit sind wir wieder bei ihrem Zitat für die NachDenkSeiten.

Mit freundlichen Grüßen, Reinhard Glotze


30. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

ich beobachte wie Sie den Verfall des Kabaretts in den öffentlich-rechtlichen Medien und habe, ebenfalls wie Sie, keine Erklärung dafür. Ich denke, dass dort im Zeitraffer etwas im Gange ist, was in den Leitmedien über einen längeren Zeitraum schon von Medienwissenschaftlern beobachtet wird, nämlich eine Selbstgleichschaltung. Welche psychologischen Mechanismen das bewirken, welche Telefondrähte in den Redaktionen heiß gelaufen sind, welche Verträge zwischen den Sendern und den Kabarettisten ausgehandelt wurden, welche Drohungen, Erpressungen, Nudgings wirksam sind, das alles wissen wir als Betrachter nicht. Es gibt ja den einen oder die andere Kabarettistin, die noch nicht angepasst sind. Es wäre schön, wenn von denen die eine oder der andere mal plaudern würde. Wäre das nicht ein Thema für Sie?

Ich leite Ihnen einen Austausch zwischen mir und der extra3-Redaktion weiter, der vielleicht von Interesse ist. Ich habe mich als Teilnehmer der Friedensdemo sehr über die Berichterstattung und die “satirischen” Ausfälle geärgert und das gegenüber dem NDR geäußert. Ich bekam sogar eine Antwort, die mich wiederum zu einer Reaktion veranlasste.

Herzliche Grüße, Ludger Bojert

———- Ursprüngliche Nachricht ———-
Von: Ludger Bojert
Gesendet: Fr 3. Mär 2023, 14:07:27
An: [email protected]
Betreff: extra3 vom 2. März: Satire oder Hetze?

Sehr geehrter Herr Ehring,

in Ihrem Namen steckt ja das Wort Ehre. Warum eigentlich? Mit Ehre oder mit Ehrlichkeit hatte das wahrlich nichts zu tun, was Sie da gestern bezüglich der Friedenskundgebung in Berlin abgeliefert haben. Ich war selbst anwesend. In dem Teil, den ich überblicken konnte, hat es keine erkennbaren Rechtsextremen gegeben, es hat keine rechtsradikalen Parolen gegeben. Der Teil, den Ihre journalistischen Kollegen überblickten, war sicher nicht größer, und sicher nicht repräsentativer. Die Menschen, mit denen ich angereist bin und die vielen, die ich wahrgenommen habe, waren ehrlichen Herzens dabei. Genau solche hat Sahra Wagenknecht zur Teilnahme eingeladen. Ich wusste gar nicht, dass das ein Kennzeichen für Rechtsradikalismus ist. Offenbar muss ich meinen Wertekompass neu justieren. Mit keinem Wort, ich wiederhole: mit keinem Wort!!! hat irgendjemand der Redner/innen und der Erstunterzeichner/innen auch nur andeutungsweise eine Einladung an irgendeine rechte Gruppierung ausgesprochen. “Völkische, hört die Signale”, russische Farben mit One-Love-Logo, “neue Querfront”, “Interessen der Ukraine zählen nicht” – diese Bausteine aus Ihrer so genannten Satire haben echte Stürmer-Qualitäten. Das ist offenbar die neue(?) Radikalisierung der Mitte, da hilft auch keine halbherzige Distanzierung vom Hetzer Sascha Lobo. Der tut jedenfalls nicht so, als sei er Satiriker. “Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht) vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.” Schon mal gelesen? Steht bei Wikipedia. Wenn man Ihre Sendung zugrunde legt, müsste da stehen: “Seit einiger Zeit ist Satire ein polemisches Kampfmittel von oben (Politik, NATO, USA, EU), platziert in hörigen Massenmedien, das sich gegen Kritik von unten (Bürgerempfinden) richtet. Es wird vornehmlich dann eingesetzt, wenn den Repräsentanten der Macht die Argumente ausgehen”.

Gute Besserung wünscht
Ludger Bojert

Am 06.03.2023 15:38 schrieb extra3:

Sehr geehrter Herr Boyert,
vielen Dank für Ihre Email und Ihre Kritik an der Sendung extra 3. Zur Erklärung: Auch wir sind gegen Krieg in jeder Form. Das hat Christian Ehring auch deutlich gemacht. Zudem finden wir aber auch, man sollte sich mit Forderungen nach Frieden an den wenden, der den Krieg begonnen hat und führt: Wladimir Putin. Würde die Demo vor der russischen Botschaft stattfinden: wir wären dabei. Putin wird aber nicht einmal namentlich genannt von Schwarzer und Wagenknecht und Co. Der Ukraine Waffen zu verweigern, würde bedeuten, dass Russland das Land in Gänze einnimmt. Dass das Töten damit nicht unbedingt enden würde, hat u.a. Bucha gezeigt, wo die russische Armee Zivilisten reihenweise ermordete. Die Ukraine hat das Recht zur Selbstverteidigung. Und somit auch das Recht auf Waffen. Das ist unsere Meinung.
Konkret hat unser Moderator Christian Ehring ausdrücklich anerkannt und gutgeheißen, dass Menschen für Frieden demonstrieren. Er hat auch Beleidigungen und Diffamierungen gegen Demonstranten kritisiert. Ich hoffe, dass Sie extra 3 dennoch wieder eine Chance geben und bald wieder mehr Freude an unserem Programm haben.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Föh
Redaktion extra 3

——– Originalnachricht ——–
Betreff: Re: WG: extra3 vom 2. März: Satire oder Hetze?
Datum: 06.03.2023 17:05
Von: Ludger Bojert
An: extra3 <[email protected]>

Sehr geehrter Herr Föh,

vielen Dank für Ihre Antwort. Soweit ich weiß, ist die Bundesregierung verantwortlich für die Waffenlieferungen an die Ukraine. Insofern ist es doch logisch, dass sich das Manifest an die Bundesregierung wendet. So war es übrigens auch im Oktober 1983. Die Demonstration richtete sich an die Bundesregierung und an die NATO. Und die Demonstranten mussten sich gefallen lassen, als Kommunisten beschimpft zu werden. Nähe zu Nazis wurde ihnen damals nicht vorgehalten, wahrscheinlich, weil unter den Mächtigen selbst zu viele Nazis waren. Zu meiner diesbezüglichen Kritik schreiben Sie leider nichts.

Ich habe die Berichterstattung über die Friedenskundgebung in den öffentlich-rechtlichen Medien als eine mediale Großoffensive wahrgenommen, die nichts mit dem zu tun hatte, was ich in Berlin erlebt habe. Die Nazis, die in sämtlichen Formaten in Übergröße dargestellt wurden, spielten allenfalls am Rande (wörtlich zu verstehen) eine Rolle. Die sind Ihnen und Ihren Kollegen/innen aus den “journalistischen” Abteilungen wahrscheinlich dankbar für die Aufmerksamkeit, die Sie Ihnen schenken. Ich werfe Ihnen vor, dass Sie sie dadurch aufwerten, und bleibe dabei: Es ist perfide, den Unterzeichnern/innen des Manifests Kollaboration o.ä. mit Nazis zu unterstellen. Sich dann von Hatespeech à la Sascha Lobo zu distanzieren, ist bigott.

Es gibt ja das Konzept der so genannten strategischen Kommunikation, das von der NATO entwickelt wurde. Mich würde interessieren, wie es zustande kommt, dass Sie so perfekt in deren Sinn funktionieren. Ich vermute mal, dass Sie mir antworten würden, niemand gebe Ihnen Order. Genau das ist wahrscheinlich der Unterschied zwischen Propaganda drüben und strategischer Kommunikation hier. Beides sind Strategien, die öffentliche Meinung zu steuern. Ich fürchte, dass Sie erfolgreicher sind.

Ich bleibe hoffnungsvoll, dass dieser Scheißkrieg bald aufhört, und bin sicher, dass das nur geht, wenn möglichst bald und ohne unannehmbare Vorbedingungen auf beiden(!) Seiten verhandelt wird und nicht ständig auf beiden Seiten (!) Öl ins Feuer gegossen wird.

Beste Grüße

Ludger Bojert

P.S.: Bucha war ein schlimmes Kriegsverbrechen, und ich hoffe, dass die Täter vor ein unabhängiges Gericht gestellt werden. Auch der Einmarsch in die CSSR 1968 war ein Verbrechen. Trotzdem hat die Regierung von Willy Brand weiterverhandelt.


31. Leserbrief

Hallo!

Ich weiß von meiner Freundin, die selbst eine bekannte Komikerin in Deutschland ist, dass ihre Kollegen und Kolleginnen größtenteils Angst davor haben, bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr auftreten zu dürfen, wenn sie von der Regierungslinie abweichen bzw. diese lächerlich machen.

In Österreich wurden kürzlich die Summen veröffentlicht, die z.B. ein Michael Niavarani als staatliche Corona-Subvention erhalten hat (ca. 2,5 Millionen Euro), wodurch man versteht, weshalb alle Komiker sich für die Impfung und gegen Impfskeptiker ausgesprochen haben.

Herzlicher Gruß, Jürgen Doose


32. Leserbrief

Hallo,

es hat sich fortgesetzt, was bei Corona zu hören war. Anpasserei hat immer seinen Grund im Charakter der handelnden Personen. Viel erstaunlicher ist die Selbstverständlichkeit, mit der das passiert. Als ob es wieder eine Reichskulturkammer gäbe. Wer dann eben erlebt, wie es denen ergeht, die gegen die herrschende Meinung schwimmen, ist raus aus dem Spiel im öffentlich-rechtlichen Gagenparadies.

Nicht zu vergessen der Bekanntheitsgrad, der wäre dann auch weg. Herr Steimle, Herr Rima und Frau Fitz können ein Lied davon singen. Außerdem gibt es ja noch die Verhinderung von missliebigen Veranstaltungen. Ein weites Feld für die Moralwächter.

In der Krise zeigt sich der Mut, dem Machtanspruch der Hetzer und Angstmacher etwas entgegenzustellen. Hier war größtenteils Kleinmut zu sehen. Ein Armutszeugnis den Versagern und Verweigerern im sogenannten Kabarett. Kein Rückgrat, kein Stolz, nur noch Attitüde. Da ist noch nicht mal die Infragestellung gefragt, nur noch mit dem Finger auf andere zeigen. Die entsprechenden Formate sind einfach mit der Zeit umgefallen. Blasse Erinnerungen an Glanzzeiten, wo Kabarett eine Provokation war. Mäßig witzig ohnehin. Bosettirethersträtersieberböhmermannkebekus, Vorhang zu.

Jörg Beirer


33. Leserbrief

Es ist Selbsterhaltungstrieb. Wer die „herrschende Meinung“ in seinen Kabarettbeiträgen infrage stellt oder ihr widerspricht, erhält keine Aufträge der öffentlich-rechtlichen Sender mehr und muss mit Einschränkungen der Auftritte in Sälen rechnen, die in kommunalen Händen sind. Siehe Lisa Fitz.

Das erklärt allerdings nicht die unnötige Heftigkeit der Beiträge. Die ist eher massenpsychologisch begründet. Die/der Einzelne wird vom Strom mitgerissen und in einen Überbietungswettbewerb getrieben.

Danke für Ihre Arbeit.

Herzliche Grüße, Dr. Wolfgang Schneider-Barthold


34. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Meine Meinung ist nicht wichtig für andere Menschen. Mich treibt nur eine Frage um (und treibt mich in diesen Zeiten manchmal fast zum Wahnsinn): Was können wir kleinen Rädchen in diesem System des Irrsinns dagegen unternehmen? Wo können wir konkret den Hebel ansetzen, um zu zeigen, dass wir dieses Spiel nicht weiter akzeptieren?

Freundliche Grüße, Hans Rudolf Knecht


35. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ … auch Kabarettistinnen und Satiriker müssen Mieten, Strom und Heizung bezahlen, ferner den Kühlschrank regelmäßig auffüllen und den Beitrag für die Kindertagesstätte pünktlich überweisen.

Den Damen und Herren wird nicht entgangen sein, wie „die verbliebenen kritischen Geister“ ausgegrenzt und in der Öffentlichkeit durch einseitige Darstellungen, Entzug von Räumlichkeiten oder gar Kündigungen unter Druck gesetzt werden. Der Politikwissenschaftler Herfried Münckler hat einmal ausgeführt, dass wir in einer „post-heroischen Gesellschaft“ leben, im Mainstream Mitmachen ist eben der beste Deal.

Mit Grüßen aus München, Tom Held


36. Leserbrief

Nachstehend meine Meinung zu der Umfrage, wie ich mir die Verneigung des Kabaretts vor dem Gängigen erkläre: Als Vasall tut man gut daran, den Hegemon nicht zu sehr mit unbequemer Kritik zu reizen. Das wissen besonders die, welche zu den ganz normalen Speichelleckern, Mietmäulern und Lohnfedern gehören. Aber auch die anderen müssen sich vorsehen, sie könnten sonst trotz Meinungsfreiheit Probleme bekommen (wieder gestrichen, denn so was kommt nur bei Unrechtsregimen vor).

Heidemarie Wegener, Osterode


37. Leserbrief

Ich kann es kaum glauben: Das einzig vernünftige und vor allem seit Jahrzehnten ehrliche Programm im ÖR geht ebenfalls den Bach runter. Hat es vielleicht auch damit zu tun – alle gekauft?

Staatsfern? Anfrage ergibt: Bundesregierung zahlte Hunderttausende Euro an Journalisten von ARD und ZDF

Wobei ich aktuell alte Kabarett-Sendungen wie mit Georg Schramm, Urban Priol, Dieter Hildebrand und die Anstalt wieder zur Erinnerung online gestellt habe.

Was bitte sagt Lisa Fitz wohl dazu? Damit ist dann für mich der ÖR komplett gestorben, das Volk lässt sich leider weiterhin VERDUMMEN! Mal schauen, wie ich meine 100.000 gezahlte Gebühren wieder zurückbekomme.

Mit sehr besorgten Grüßen, Wolfgang Wobido


38. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten,

es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Diese Leute glauben, was sie sagen, oder sie wissen, was sie sagen müssen, um im Geschäft zu bleiben. Wer sich in diesem Genre nicht an Leitlinien hält, erhält keine Aufträge, wird nicht gesendet, und seine Einnahmen werden sinken. Ein Text oder Beitrag, welcher zur Friedensdemo vom 25.2. keine Kritik an ihr enthielte, würde wohl kaum veröffentlicht oder bezahlt, jedenfalls nicht beim öffentlichen Rundfunk. Dass die Vortragenden in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, wird niemand bezweifeln, also liefern sie entweder aus Überzeugung oder passen die Lieferung an Überzeugungen an. Ich hoffe Letzteres, weil ich weniger enttäuscht sein will.

Viele Grüße, T. Friedrich


39. Leserbrief

Sehr geehrtes Team,

von Kabarett kann ich nicht berichten, aber ich erinnere mich an die Hochzeiten der Demos gegen Stuttgart 21, an denen der Schauspieler Walter Sittler und auch der Theater-Chef Volker Lösch regelmäßig teilnahmen! Walter Sittler hatte damals auf einer Veranstaltung mitgeteilt, er müsse sich zurückziehen, da ihm angedroht wurde, keine Rollen mehr zu bekommen! Bei Volker Lösch dürfte es ähnlich gewesen sein, er war dann weg. Ich glaube, er ist im Schauspielhaus in Dresden! Es ist allgemein so: Wenn man sich gegen das vorgegebene Verhalten positioniert, kann man mit diesen Repressalien rechnen

Mit herzlichen Grüßen, Renate Walter

PS. Bin immer noch S21 Gegner


40. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

eine Erklärung, warum das Kabarett immer angepasster ist, habe ich leider auch nicht. Ich finde es aber sehr enttäuschend, dass es so ist. Ich neige im Moment dazu, alte Kabarett-Sendungen noch mal anzusehen. Dass auch die Mitternachtsspitzen in den letzten drei Jahren immer wieder Sendungen hatten, die ich nicht nochmal ansehen würde, finde ich ziemlich bitter. Ich hatte mich auch gefreut, dass Christoph Sieber die Sendung übernommen hat, aber auch er liefert in letzter Zeit immer wieder regierungskonforme Stücke, wo ich nur mit offenem Mund dasitze und nicht glauben kann, was ich da höre.

Bosetti und Simon gefielen mir nie so besonders, aber was Frau Bosetti in den letzten drei Jahren so abliefert hat für mich schon faschistische Tendenzen. Schlimm, wenn Rechtsextreme anderen vorwerfen, rechts zu sein. Die Mitternachtsspitzen waren z.B. bei der Schweinegrippe noch kritischer, die Sendung gibt es leider nicht im Netz, auch ein Herr Schmickler war da noch kritischer als bei Corona. Vielleicht würde es die Sendung nicht mehr geben, wenn die nicht immer wieder regierungskonforme Stücke abliefern würden.

Scheibenwischer und Dieter Hildebrandt hatten es z.B. auch nicht immer leicht, Sendeplatzverschiebungen, BR usw., aber was jetzt abläuft, übertrifft das eindeutig.

Mit freundlichen Grüßen, A.Haack


41. Leserbrief

Liebe Redaktion,

wir sind sehr enttäuscht von vielen Kabarettisten, die ganze Sendungen der Entschuldigung für frühere Meinungen widmen (Anstalt) oder wie Extra3 und Wochenshow sehr politikfreundlich über jeden herziehen, der einfach nur Frieden möchte und weiß, dass immer mehr Waffen ihn sicher nicht schaffen.

Sie sorgen sich mehr um ihren Job als um ihr Ansehen. Siehe, was mit Uwe Steimle geschah und geschieht. Uns fehlen solche Größen vom Format eines Volker Pispers, Georg Schramm und Dieter Hildebrand.

LG aus Zwickau, Bärbel und Peter Kolpak


42. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

die sogenannten Satiriker waren wahrscheinlich schon immer so. Man hat es selbst nur nicht gemerkt, weil viele von uns früher genauso waren. Ich persönlich fing erst anlässlich der Corona-Aktionen der Regierung Anfang 2020 an, weltpolitisch aufzuwachen.

Grundvoraussetzung ist wahrscheinlich aber ein guter Zugang zur eigenen Intuition, um zu merken, dass da was nicht stimmt. Und dieser Zugang geht vielen ab.

Viele Grüße, Athene


43. Leserbrief

Wir hatten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Situation in der Kabarett-Landschaft, die die Stachelschweine, die Münchner Lach und Schiessgesellschaft und auch das Kommödchen hervorbrachte. Alles gedieh unter dem Aufkommen eines ehrlichen Demokratie-und Antikriegsbewusstseins in der jungen Republik. Schirmherr dieser Kabarettisten war beispielsweise die (echte) Sozialdemokratie. Aber auch bei der CDU konnte man im Programm Formulierungen finden, die eine Vergesellschaftung gewisser Unternehmen forderte. Ob das die letzten Züge des untergehenden Marxismus waren, sei dahingestellt.

Was danach kam, war eine ganz langsame Öffnung des Kabaretts hin zur unpolitischen Seite dieser Art. Im Zuge der Privatisierung der TV-Anstalten wurde die Einschaltquote wichtiger und damit eine Hinwendung zum Krawall und Schenkelklopfer-Kabarett. Durch eine geschickte Täuschung der Herrschenden und ihrer Think-Tanks wurde links gleich rechts, und eine Umorientierung der Kabarettisten hin zu vermeintlich links (in Wahrheit leider rechts) fand statt. Hier sei zu erwähnen die Corona-Maßnahmenpolitik, die solche Figuren wie die Esken zu Beschimpfungen herabließ wie „Covidioten“. Nun ist sie keine Komödiantin, aber es zeigt schon eine gewisse Grundstimmung in einem gewissen Teil der Gesellschaft.

Meiner Meinung nach ist das deutsche Kabarett nicht mehr existent, wenn wir von Frau Fitz und Herrn Steimle absehen. Sendungen am Samstagabend, von einem Herrn Becker moderiert, stemmten sich wohl noch eine Zeitlang gegen die Verramschung des Kulturguts, doch dann gewann auch hier der Zeitgeist und damit Herbert Knebel.

Horst Grun


44. Leserbrief

Sehr geehrter Albrecht Müller,

erst einmal möchte ich mich bei den Redakteuren der NachDenkSeiten für die mühevollen und fundierten Berichte, welche sie täglich über das Internet an uns senden, ganz herzlich bedanken.

Viele von diesen Komikern verdienen ihren Lebensunterhalt bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, somit sind die abhängig und haben einen gut bezahlten Job zu verlieren. Das rechtfertig in keiner Weise das aggressive Verhalten andersdenkenden Menschen gegenüber. Das ist feige und mies. Ich möchte gar nicht auf die einzelnen Komiker eingehen, dass lohnt sich nicht. Es gibt nur sehr wenige Kabarettisten, die während der „Corona-Pandemie“ nicht ganz umgefallen sind. Dazu gehört z.B. ein Helmut Schleich. Ich meine, der setzt auch seinen Job auf‘s Spiel, wenn er sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Aber immerhin, hat er sich den Mund nicht ganz verbieten lassen, und so eine Haltung sollte respektiert werden, finde ich.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, weshalb viele Komiker und natürlich auch Politiker plötzlich und wie aus dem Nichts auf Kriegskurs sind. Könnte doch sein, dass es vielleicht auch am Spritzmittel liegt. Das sind natürlich nur Überlegungen. Man sollte alles mal so durchspielen. War Corona vielleicht sogar eine Art von Kriegsvorbereitung?

Wie auch immer, ich werde den NachDenkSeiten demnächst einen Betrag für die ganzen Mühen, zur Unterstützung und zum Erhalt der NDS überweisen. Machen Sie bitte weiter so und alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen, K. Günter


45. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Herr Müller,

will man ergründen, warum ehemals kritische Geister aus der Kabarettszene nunmehr dasselbe Lied wie die herrschenden Kreise singen, so dürfte es eine Mixtur aus mehreren Motiven geben.

Kabarettisten sind ja Einzelunternehmer, sie vermarkten sich mit ihren Programmen, die sie im TV und auf Tourneen präsentieren. Mit einer ausgesprochen kritischen Meinung würden sie vielen Ansprechpartnern, die ihnen in den TV-Anstalten und den Kulturhäusern der Städte begegnen, vor den Kopf stoßen – denn dort herrscht oft die „gängige Meinung“. Und diese Künstler sind abhängig davon, in den TV-Anstalten und Kulturhäusern auftreten zu dürfen.

Würden sie es wagen, zu Corona und Ukraine-Krieg ein deutlich anderes Framing, ein anderes Narrativ zu entwickeln, es würde zu Konfrontationen führen, die ihnen in den Jahren danach viele Auftrittsmöglichkeiten verbauen könnten. Diese Angst ist nicht theoretisch, wie wir durch die Cancel-“Kultur“ der letzten Jahre erlebten. Die „falsche Meinung“ kann für einen satirischen Handlungsreisenden zu schweren Einkommensverlusten führen. Das ist der Aspekt der Existenzgefährdung. Daneben gibt es selbstverständlich auch weitere Motive wie den Opportunismus derjenigen Künstler, die den Mainstream bedienen wollen. Sie orientieren sich an dem, was gerne gehört wird, und bespaßen diese Zielgruppe entsprechend. Diese Künstler haben keine eigene Haltung, machen aber aus allem einen Witz.

Auch mag es Überzeugungstäter geben, die das glauben, was sie dem Mainstream nachplappern. Wer sagt denn, dass Satiriker Intellektuelle sind, die sich der Aufgabe unterziehen, alle Themen der Politik grübelnd und nachdenkend zu durchdenken. Dafür sind viele der gemachten Sprüche doch viel zu schlicht.

Was mich an all dem besonders deprimiert, ist der „pragmatische“ Umgang mit Überzeugungen. Opportunismus auch bei politischen Satirikern zu erleben, ist entmutigend. Wenn Personen, die aufgrund ihrer – früheren – Haltung das Publikum in ihre Vorstellungen lockten, diese ihre Haltung aufgeben – aus welchen Gründen auch immer –, so ist das demoralisierend. Wenn selbst die Satiriker das opportunistische Fähnchen in den Wind halten – ich finde das verheerend. Zum Glück sind das nicht alle. Aber gewiss zu viele.

Mit den besten Grüßen – ich bin dankbar für ihre Arbeit, Norbert Wendt, Berlin


46. Leserbrief

Hallo zusammen,

Ich erkläre mir das so, dass wirklich gutes Kabarett viel zu anstrengend ist. Wir leben in einer Zeit der Doppel- und Dreifachbelastung – Haushalt (Kinder), Arbeit, und fürs immer gute Aussehen ab ins Fitnesszentrum. Da will man nur noch unterhalten werden, flache Witze, auf die man lachen kann.

Dann kommt dazu, dass die sogenannten Talkshows auch immer öder werden, weshalb provoziert werden muss. Die Menschen lieben es, wenn jemand fertig gemacht wird, das gibt ihnen ein erhöhtes Selbstwertgefühl. Wer den Schaden hat, über den kann man seinen Spott loswerden.

Es geht auch um Zuschauer, denn wer hat die höchsten Einschaltquoten? Das Dschungelcamp und Germanys Next Top(f) Model!

So wenig, wie in Zeiten von Social Media jemand noch lange Texte liest, ebenso wenig sind die Menschen an langen Vorträgen interessiert, die sie zum Denken anregen, denken lassen ist einfacher.

Und letztendlich: In einer Zeit, in der jeder diffamiert und entlassen wird, der nicht mit der Regierung mitläuft, müssen sich Künstler anpassen.

Susanne Bur


47. Leserbrief

Sehr geehrte NachDenkSeiten,

in einem Land, in dem man für das auf die Füße treten bei Kronberger Bonzen oder das Mitinitiieren eines Bürgerbegehrens für einen Bürgerentscheid über den Kauf zweier Kasernen durch die Wohnsitzstadt – oder halt das Frotzeln gegen die Mächtigen – das Prädikat „Anpassungsgestört“ bekommt und dafür dann als Trost noch vom Versorgungsamt einen G.d.B. für „psychische Störung“ erhält, wundert mich das gar nicht.

Wenn man diese moderne Lepra hat, wird man aus der Gesellschaft ausgeschieden oder ausgespien. Wer das nicht möchte, kriecht halt den Mächtigen in den Arsch.

 

Mit freundlichen Grüßen, Udo Mittendorf, Homberg (Efze)


48. Leserbrief

Einen Menschen namens Meier schubst man aus des Hauses Tor
und man sagt, betrunken sei er, selber kam’s ihm nicht so vor
(Wilhelm Busch)

Liebe Redaktion der Nachdenkseiten,

möglicherweise geht es den Kabarettisten der Neuzeit ganz genauso wie dem Menschen namens Meier. Schließlich teilen sie ja noch genug aus, bloß leider gegen ihre eigene Klientel. Für Erklärungen, warum das so gekommen ist, gibt es sicher viele Ansätze. Ich glaube, dass der gut einstudierte Generalangriff des totalitären Staates auf Grundrechte und die Hirne der Bürger während der Corona-Krise ein voller Erfolg war. Am Beispiel des bis dato von mir hochgeschätzten Volker Pispers lässt sich das sehr gut nachvollziehen. Er verdeutlicht ja mit seiner Erklärung (siehe hier), dass ihn der Missbrauch seiner Botschaften durch Corona-Leugner etc. seinen Entschluss zur Abkehr von der Bühne bewogen hat. Ich würde ihn gerne einmal fragen, wie er das heute sieht, nachdem nun ziemlich klar ist, dass die Corona-Leugner & Konsorten mit ihrer kritischen Haltung recht hatten. Irren darf sich ja jeder mal, und ich könnte Herrn Pispers durchaus verzeihen, weil er so gut war, dass man ihn brauchen würde. Gerne erinnere ich mich zum Beispiel an diesen Auftritt, in dem es auch um die Ukrainekrise ging. Ob Herr Pispers jetzt der Meinung ist, dass man diesen Text missverstehen könnte, und würde er ihn heute noch genauso vortragen? Frau Fitz und Herr Steimle würden das wahrscheinlich immer noch tun. Dank an diese beiden.

Wir haben am 8. März dem Sächsischen Landtag eine Petition zur Rehabilitierung der Menschen übergeben, die in mannigfaltiger Form während der Corona-Krise unter staatlicher Willkür gelitten haben. Viele Gespräche wurden dazu bei der Einholung der Unterschriften (2.647) geführt. Die meisten Menschen begrüßten die Initiative, weil sie alle irgendwie betroffen waren. Aber auch viele von denen, die das so sehen, unterschrieben die Petition nicht. Dafür gibt es aber leider nur eine Erklärung: Angst, wovor auch immer. Warum sollten Kabarettisten dabei eine Ausnahme machen, zumal ja auch noch ihre Existenz davon abhängt? So erscheint dann der Rückzug von Herrn Pispers gleich in einem ganz anderen Licht. Er hat wenigstens den Anstand, nicht auf die Andersdenkenden auch noch einzudreschen.

Ein anderer Aspekt spielt leider auch noch eine Rolle. Als politisch aufgeschlossener Mensch kommt man ja gerne mit anderen Zeitgenossen ins Gespräch. Und da muss man leider feststellen, dass im Laufe der Zeit die Bereitschaft oder Fähigkeit zu kritischem Denken bei vielen weitgehend verloren gegangen ist. Dieser Trend setzt sich nun leider auch langsam im Osten durch (die eigene Blase immer ausgenommen). Liegt das wirklich nur an der Angst, oder geht es den Leuten immer noch zu gut?

Mit nachdenklichen Grüßen, Björn Ehrlich


49. Leserbrief

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!“, always the same story, in capitalism!

Tatjana Hasse


50. Leserbrief

Die Liste der staatstragenden Kabarettisten lässt sich erweitern:

  • Volker Pispers beschimpft immer noch auf pispers.com die Querdenker.
  • Marc-Uwe Kling hat mit seinen Känguru-Geschichten viele Mechanismen von Herrschaft und Kapitalismus hervorragend analysiert, nur um dann Karikaturen in der Zeit zu machen und ebenfalls Querdenker zu beschimpfen.
  • Urban Priol zum Thema Ukrainekrieg u.v.m.

Aus meiner Zeit bei Google weiß ich, dass der Youtube-Influenzer Rezo Unterstützung von Google bekam. Er hatte versehentlich eine Musik in einem seiner Videos verwendet, für die er keine Rechte besaß, und der Youtube-Algorithmus hatte das Video wegen Urheberrechtsverletzung gesperrt. Youtube half Rezo dann schnell, das Video entsprechend zu ändern. An Rezo wurde mir damals ein Vorgehen klar: Eine Persönlichkeit wird bekannt gemacht und bekommt das Image, herrschaftskritisch zu sein, wie Rezo mit seinem Video “Die Zerstörung der CDU”. Die so gewonnene Glaubwürdigkeit wird dann später benutzt, um ein Herrschaftsthema durchzusetzen, bei Rezo z.B. die Verteidigung der Coronapolitik im Video „Wenn Idioten deine Freiheit und Gesundheit gefährden“. Rezo als Influenzer ist auch ganz offen ein Vermarkter seines Images.

Siehe auch: Kevin Kühnert, Nationalspieler Joshua Kimmich, der sich dann doch impfen lässt, Annalena Baerbock (und überhaupt die Grünen), die sich vor der Wahl für Julian Assange einsetzt.

Ich hatte mir vor Kurzem wieder alte „Die Anstalt“-Sendungen von 2014 zum Thema Ukraine angesehen. Dabei fiel mir auf, wie die Sendungen sich immer haarscharf an den wirklich kritischen Fragen vorbeimogelten. Kabarett ist also nicht wirklich kritisch, sondern markiert nur den Rand dessen, was noch gedacht werden darf.

Georg Schramm hat seinen Genossen August erklären lassen, wie Kabarett als Ventil für den Unmut des Volkes dient. Der Kabarettbesucher ist dankbar, dass auf der Bühne heftig kritisiert wird, und damit erlahmt gleichzeitig der eigene Antrieb, aktiv zu werden.

Thomas Koch


51. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

auch ein Satiriker will „satt“ werden und ist auf Engagements angewiesen. Ohne geschmeidige Anpassung an das herrschende „Wording“ und „Framing“ der Herrschenden in den öffentlich-rechtlichen oder privaten Medien gibt es keinen Sendeplatz. Also gehört dieser politische Opportunismus zur Überlebensstrategie unserer zahnlos gewordenen Satiriker*innen. Auch private Veranstalter fordern: Ohne narrative Anpassung gibt es keine Engagements und Verträge mehr für Bühnen- oder Theaterauftritte.

Weshalb soll ausgerechnet das Format Satire von dieser Anpassung verschont bleiben, wo doch in fast allen Gesellschaftsbereichen die eigene Gehirnwäsche und politische Gleichschaltung schon feste Praxis geworden ist? Schaue dir doch nur die unglaublichen Räuberpistolen an, die heute Morgen in zahlreichen Provinzzeitungen über die Sabotage an den Nordstream-Pipelines verkündet werden. Die „Stuttgarter Zeitung“ z.B. schreibt: „Warum sollten etwa die USA sich zu einer solchen Zerstörungsaktion hinreißen lassen, die geeignet wäre, die Solidarität gegen den Kriegstreiber Putin zu sprengen? (…)“ (dpa 09.03.23. 05:35:01).

Ein Provinzblatt, das andere als Verschwörungsideologen diffamiert, produziert selber eine primitive Verschwörungsgeschichte, weil die Chefredaktion glaubt, die Stuttgarter Leser glauben und schlucken inzwischen alles, was ihnen da an „Vergiftetem“ vorgesetzt wird. Denn: Frau Merkel wurde auch nicht vom US-Geheimdienst „abgehört“, die Erde ist eine Scheibe, und Schweine können fliegen!

Mit freeAssange- Grüßen, R.Lang, Karlsruhe


52. Leserbrief

Sehr geehrter Albrecht Müller,

seit Corona mache ich mir Gedanken über die erbärmliche Entwicklung des Kabaretts, in dem, wie Tobias Riegel schon beschrieben hat, zunehmend gegen Minderheiten, die sich gegen die Regierungspolitik richten, ausgeteilt wird. Mit wenigen Ausnahmen, wie z.B. SchleichFernsehen, schaue ich schon gar keine Kabarettsendungen mehr an. Daher bewundere ich Sie, dass Sie sich diese Meinungsmache-Shows antun und sich damit auseinandersetzen.

Wahrscheinlich gibt es unterschiedliche Beweggründe, weshalb die einzelnen Personen so angepasst auftreten. Einige Gründe könnten sein: Man fürchtet, lukrative Engagements bzw. Auftritte zu verlieren, wenn man die in den Mainstream-Medien vertretene Mehrheitsmeinung kritisiert. Wie schnell sowas gehen kann, haben wir am Beispiel Lisa Fitz gesehen. Vermutlich sind mehrere Kabarettisten der Partei „die Grünen“ nahe stehend und unterstützen die Politik der von ihnen favorisierten Partei.

Danke an das gesamte NachDenkSeiten-Team für Ihre wertvolle Arbeit!

Freundliche Grüße, Gerlinde Scharl


53. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

in aller Kürze: Ich halte es hier mit Adorno und Horkheimer: „Unterm privaten Kulturmonopol lässt in der Tat ‘die Tyrannei den Körper nicht frei und geht geradewegs auf die Seele los. Der Herrscher sagt dort nicht mehr: Du sollst denken wie ich oder sterben. Er sagt: Es steht dir frei, nicht zu denken wie ich, dein Leben, deine Güter, alles soll dir bleiben, aber von diesem Tage an bist du ein Fremdling unter uns.‘ Was nicht konformiert, wird mit einer ökonomischen Ohnmacht geschlagen, die sich in der geistigen des Eigenbrötlers fortsetzt.“ (DdA, S. 158, zitiert nach Band 5 der gesammelten Schriften Horkheimers)

Und dieses private Kulturmonopol ist ja spätestens seit Corona und noch mehr mit dem Ukrainekrieg fast völlig undurchdringlich geworden. Das soll nicht als Entschuldigung dienen.

Schöne Grüße, Tobias Bevc


54. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

natürlich mache ich mir Gedanken zu dem, was da vor sich geht in diesem Deutschland. Nun sind auch noch die Kabarettisten auf Regierungskurs eingeschwenkt. Nun ja, das wäre allein für sich betrachtet nicht das Schlimmste. Man mache nun eben Realsatire, könnte man denken. Leider ist es nicht so und schon gar nicht so einfach. Selbst „die Partei“ will mittlerweile ja ernst genommen werden und hetzt u.a. gegen Ganser und Waters kräftig mit. In Talkshows im Zwangsgebühren-TV wird regelmäßig versucht, Frau Wagenknecht zu zerlegen. Die Tageszeitungen sind darüber am nächsten Tag voller Häme. Ist das nun Hirnwäsche, oder weil es das Volk so lesen und sehen will?

Es geht etwas Großes vor sich in diesem Land, das ist offensichtlich. Eine dummdreiste Regierung, bar jeglichen Fachverstands, teilweise offensichtlich bildungsfern, wird in den Medien gefeiert. Nicht nur von den offensichtlichen Propagandablättern – nein, in praktisch allen. So etwas passiert nicht zufällig.

Am treffendsten hat wohl Rainer Mausfeld in seinem Buch „Warum schweigen die Lämmer?“ beschrieben, was passiert. Wahrscheinlich gibt er uns am ehesten die Antworten auf unsere Fragen. Nur sind diese Antworten nicht so einfach und eindimensional, wie der durchschnittliche Medienkonsument es gewohnt ist und gerne hat. Wer will sich schon Mühe machen beim Nachdenken? Schließlich gibt es dafür so etwas wie „Meinungsmanagement“ und „Empörungsmanagement“. Das ist kein Geheimnis und offensichtlich. Nur wer dahinter steckt, ist nicht einfach zu durchschauen. Einer derzeitigen Regierungsmannschaft kann man das nicht zutrauen. Wer also steckt dahinter? Wir wissen es nicht, sehen nur, dass es funktioniert. Oder ist das ganz anders?

Offenbar ist der Medienkonsument weichgekocht genug, um wieder einmal den Brei an sogenannter „Information“, den er vorgesetzt bekommt, kritik- und zahnlos zu konsumieren. Und wenn sich nun auch die „Satire“ und das „Kabarett“ über die letzten kritischen Denker lustig machen oder diese vollkommen unlustig angreifen, na dann schmeckt der Brei doch noch viel besser. Jedenfalls wird es immer mühsamer, in eine andere Richtung zu denken.

Am ehesten ist es wahrscheinlich, wie Sie schon vorschlagen, der Wunsch dazuzugehören, der Einzelpersonen antreibt. Was macht einer, der auf Bühne und Publikum angewiesen ist, wenn ihm diese entzogen werden? Dass es ernst damit ist, sieht man an den kürzlich verhängten Auftrittsverboten und Kündigungen für wesentlich prominentere Figuren in Bildung, Unterhaltung und Lehre. Auch muss man sich die Frage stellen, was unsere MinisterInnen machen würden, würde man sie von der steuerfinanzierten Bühne verweisen – Bioladen oder Rheinmetall?

Zusammengefasst muss ich sagen, dass ich befürchte, dass ich keine Ahnung habe, was vor sich geht, ich es aber definitiv zum Kotzen finde.

Freundliche Grüße, Norbert G.


55. Leserbrief

Sehr geehrte Mitarbeiter der NachDenkSeiten,

ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die NDS sich um den seltsamen Trend kümmern, als Satiriker den Regierungskurs zu stützen und Minderheiten zu diffamieren. Als Satirefan habe ich in den letzten Jahren gelitten. Eine Sendung wie „Bosetti will reden“ empfinde ich nicht nur als inhaltlich überflüssig, sondern als Anlass zum Fremdschämen. Leider befinden sich auf diesem Kurs sehr viele Kabarettisten, weshalb eine Aufklärungskampagne über die eigentliche Funktion des Hofnarren eine schöne Sache wäre.

Meines Erachtens spielen in den letzten Jahren fehlender Mut zur abweichenden Meinung und eine Perversion des Moralbegriffes eine Rolle. Sowohl in Diskussionen bezüglich der Corona-Pandemie als auch des Ukrainekrieges steht dem Mainstreamkritiker oder -skeptiker immer das Totschlagargument entgegen, im Umgang mit menschlichem Leid gewissenslos zu sein. Da Kritikern der aktuellen Lage sogar Kündigungen oder Auftrittsverbote drohen, kann ich die Tendenz, sich nicht kritisch zu äußern, sogar nachvollziehen.

Vielen Dank für Ihre Arbeit!

Uta Schmied


56. Leserbrief

In meinen Augen ist es die überall zu beobachtende menschenverachtende, antidemokratische Verteufelung und Diffamierung abweichender Meinungen aus den fanatischen Kehlen angeblicher „Linker“ (inkl. ihrer glühenden Verfechter innerhalb einer schon lange „auf Linie“ gebrachten Medienlandschaft), die zwar überhaupt nichts mehr mit linker Haltung zu tun hat, sondern als reines und scharfes Meinungsunterdrückungswerkzeug fungiert. Dieses „Damoklesschwert der Cancel Culture“ hat mit Corona und dem Ukraine-Konflikt ein solch unerträgliches wie breitenwirksames und angsteinflößendes Ausmaß erreicht, dass selbst „gestandene“ kritische Geister (wie z.B. Kabarettisten, Künstler und Intellektuelle) lieber (dröhnend) schweigen, ins angepasste, weil ungefährlichere Horn stoßen oder aber in völliger Verkennung ihrer Daseinsberechtigung zu Speichelleckern und Verteidigern der Mächtigen und Herrschenden mutieren. Alles ist möglich, nur die „Aufrechten“, noch nicht Eingeschüchterten muss man mittlerweile mit der Lupe suchen.

Zusammen mit der beruflichen und privaten Abhängigkeit vom (z.B. öffentlich-rechtlichen) Arbeitgeber und den unzähligen „warnenden“ Cancel-Beispielen der letzten Jahre ist es wohl genau dieser enorme Druck der meinungsmachenden, medial gepushten „Einheitsfront“ unter linkem Deckmäntelchen, der schon viele vernünftige Stimmen verstummen ließ oder aber dem andere (auch weil er vermeintlich „von links“, also von der „guten“ Seite kommt) sich zu fügen bereit sind.

Als kritisch gebliebenem Zuschauer bleibt eigentlich nur, wiederholt festzustellen, wie sehr sich doch der Debattenraum verkleinert hat, was natürlich eine außerordentliche Bedrohung für freie Meinungsäußerung und unser demokratisches Zusammenleben darstellt.

MfG, Jelte Müller


57. Leserbrief

Sehr geehrte NachDenkSeiten-Redaktion,

hier meine Einschätzung zu Ihrer Umfrage:

  1. In Deutschland erhalten „Kulturschaffende“ staatliche Förderung. Wie ich dem Buch Broadway statt Jakobsweg von Vince Ebert entnahm, gilt das auch für das Kabarett. An der Spitze dieser Nahrungskette stehen wohl Künstler, die im Wahrheitsministerium / den ÖR auftreten dürfen. Motto: Wes Brot ich fress, des Lied ich sing.
  2. Kabarett war (zumindest in Deutschland) schon immer „links“. Die aktuelle Regierung ist die am weitesten links Stehende, die Deutschland je hatte. Kritik wäre hier gleichzusetzen mit Selbstreflektion der inneren Überzeugung. Wo kämen wir denn da hin…
  3. Die Woke (Un-)Kultur und ihre Cancel Culture sind der Totengräber jedes offenen Denkens. Folgerichtig ist damit auch Kabarett im ursprünglichen Sinn tot.
  4. Die Situation hat sich nicht erst beim Ukrainekrieg gezeigt, schon mit „Corona“ war klar, dass nur ganz wenige im Kabarett „die Eier“ hatten, dem Narrativ zu widersprechen, wie bspw. Lisa Fitz, Ludger K und Nikolai Binner.
  5. Wie der US Comedian Jimmy Dore sagt: “You never get punished if you lie on behalf of the elites.”

MfG, Christoph Baumann


58. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten-Redaktion,

Ich denke, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

  1. Finanzielle Abhängigkeit

    Kabarettisten und Satiriker sind finanziell von Auftritten bei Fernsehsendern abhängig. Wenn sie eine andere Meinung vertreten und deshalb keine Aufträge mehr bekommen, ist ihre berufliche Existenz bedroht. Wenn sie gerade einen Kredit für ein Auto oder ein Haus abbezahlen, wollen sie das natürlich nicht aufs Spiel setzen. Nur wer finanziell abgesichert ist, kann sich eine eigene Meinung leisten.

  2. Allein sind sie leichte Beute.

    Ich glaube, dass die meisten Satiriker und Kabarettisten zu feige sind, sich gegen Waffenlieferungen und Krieg auszusprechen, weil sie im Falle eines Konflikts niemand beschützen würde. Da es in Deutschland keine massenwirksame Organisation oder Partei gibt, die sich im Falle einer öffentlichen Auseinandersetzung auf die Seite der Künstler stellen würde, müssten sich die betroffenen Künstler allein behaupten. Kollegen aus der Branche würden in der gegenwärtigen Stimmung eher nachtreten, als sich zu solidarisieren.

  3. Erziehung zum Untertanen

    Eigenständiges Denken und aus der Reihe Tanzen wird einem schon in der Grundschule ausgetrieben. Hält sich ein Schüler nicht an Regeln und Anweisungen, drohen die Lehrer schon mal mit schlechten Noten und Klassenkonferenz. Nur, wer ein guter Untertan ist, wird belohnt und kommt weiter. Das gilt auch für Klassenclowns.

Sollten Sie diesen Beitrag veröffentlichen, bitte ich um die Anonymisierung meines Namens.

Vielen Dank für die tolle Arbeit, macht weiter so!

Beste Grüße, Anonym (Name der Redaktion bekannt)


59. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

Machtausübung über Mitmenschen zur Kompensation eigener Frustration, verursacht durch die reale und wahrgenommene Bedeutungslosigkeit der Individualexistenz im urbanen Leben, ist zentrales Element linker Ideologie.

Schon immer haben sich Linke allgemein anerkannte Grundwerte der Gesellschaft zu eigen gemacht, um sie bis ins Absurde zu steigern und anschließend der Gesellschaft als Spiegel vorzuhalten und Verletzungen jener Werte vorzuwerfen.

Auf diese Weise begründen Linke ihre innere Aggression und Wut gegen die Gesellschaft. Es ist die akademische Variante des „Ey, was guckst du!“ eines Ausgestoßenen, der einen Grund für einen Streit sucht, um den Frust über seine Bedeutungslosigkeit abzureagieren und zu legitimieren.

Wenn Sie in der Geschichte ein bisschen zurückblicken, werden Sie feststellen, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen (Herr Rether und Herr Pispers) das Kabarett schon immer sehr angepasst war und regierungsgenehme Positionen vertreten hat. Der Klamauk von Fasching und Kabarett dient ja gerade dazu, todernste Themen (Irakkrieg, Guantanamo, Assange, Snowden, …) in der Psyche des Zuhörers mit Lächerlichem zu verbinden und zu verniedlichen, damit auch das Engagement gegen diese Missstände als Engagement mit Lächerlichem und Kleinlichem wahrgenommen und somit unattraktiv wird.

Kabarett mag, ähnlich wie Tierfabeln im Mittelalter, mal seine Daseinsberechtigung gehabt haben, ich erachte dieses Format einer Auseinandersetzung mit wichtigen Themen dem Intellekt aber für unwürdig. Es fällt heute nur stärker auf, weil die ältere Riege der Kabarettisten zumindest noch künstlerische Einfälle hatte, wohingegen die Bosettis und Böhermännlein einfach plump-ordinären Hasstiraden in einfacher Sprache freien Lauf lassen – und weil die politischen Katastrophen der letzten drei Jahre wirklich jeden Einzelnen in der gesamten Gesellschaft mitbetroffen haben und man nun deutlicher als zuvor den persönlichen Bezug der verbalen Entgleisungen des Kabaretts zu spüren bekommt.

Mit besten Grüßen, Ari Saphir


60. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

die Formulierung „zurzeit etwas Eigenartiges“ halte ich für unglücklich formuliert, da bereits im letzten Jahrzehnt dieses Phänomen zutage trat.

Nach einhelliger Meinung dem Mittelalter und der Minne entlehnt, etablierte sich der Sinnspruch (innerhalb Europas in diversen Sprachen lt. Wiki): „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Eine Manifestation des „survival of the fittest“.

Praktisch verifizierbar durch quantitatives mediales Stattfinden und/oder eigenes Format – allerdings nicht spezifisch für nur ebendiese Dienstleister:innen, sondern universell übertragbar.

MfG, E. W.


61. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

gerne geben wir Ihnen unsere Einschätzung zur Anpassung des Kabaretts am Beispiel einer einstigen „Lichtgestalt“ dieses Genres: Urban Priol. Nachfolgende Passagen seiner Texte aus TILT 2021 und TILT 2022 machen uns sehr deutlich, dass wir in den Jahren 2003 bis 2019 einerseits gerne über seinen Sprachwitz und seine Bühnenfiguren gelacht haben, doch andererseits nicht wahrnahmen, dass darin viel Bösartiges versteckt gewesen sein kann, das wir nicht hinter dieser Fassade erkannten.

Unser Fazit nach Tilt 2021: NIE WIEDER PRIOL! Zudem haben wir unser langjähriges Kabarett-Abonnement im örtlichen Bürgerhaus gekündigt und freuen uns nun, wenn mit Hilfe der NachDenkSeiten mal ein FITZelchen geistreichen, unabhängigen Denkens aus den Ruinen des deutschen Kabaretts SCHLEICHt.

Tilt 2021 im Januar 2022 auf 3sat

0:54:38 „Wenn weltweit nicht durchgeimpft wird, werden immer wieder Mutanten auftauchen.“

0:54:49 „In Afrika sind gerade mal sieben Prozent der gesamten Bevölkerung geimpft. So bekämpft man doch keine Pandemie! Da braucht es schweres Geschütz.“

1:19:58 „Darf ich einen Ungeimpften, der sich aus Trotz und ohne triftigen Grund nicht impfen lässt, als egoistisches, unsolidarisches (es folgt eine ein Schimpfwort andeutende Mundbewegung von Priol) … JA, DARFST DU … als egoistisches, unsolidarisches … (s.o.) … JA JETZT SAG’S HALT … als egoistisches, unsolidarisches … JA, FREILICH DARFST DU DAS … wegen solcher IDIOTEN kann ich nicht auf den Weihnachtsmarkt, weil es wieder keinen mehr gibt.“

1:20:38 „Die meisten ungeimpften Infizierten kommen von dort, wo die AFD die meisten Stimmen hat. Wenn sich das jetzt so weiterentwickelt, hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.“

Das Publikum reagiert freudig erregt, applaudiert und lacht.

Tilt 2022 im Januar 2023 auf 3sat

0:15:36 „Der Krieg in der Ukraine … haben wir das mit Russland all die Jahre zu sehr auf die leichte Schulter genommen, waren wir zu naiv? Natürlich waren wir das!

0:18:31 „Um Putin loszuwerden, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit … Gerhard Schröder besucht seinen Vladimir, geht direkt zu ihm … zieht ein Feuerzeug aus seien Brioni-Anzug und meint „Guck mal, was man mit einem Zippo so alles anstellen kann, wenn man unser Gas mal so richtig aufdreht“ – Woasch, Zack, Bumm, ein Riesenknall, der Kreml erbebt in seinen Grundfesten wie ein mürbe geschossener Wohnblock in Kiew. Tage später tanzen die Menschen auf den Plätzen, die Welt feiert.“ Sehr verhaltene Reaktion des Publikums.

Gerne geben wir Ihnen die ersparten Eintrittsgelder für Kabarettauftritte nunmehr unerträglich gewordener Schwätzer zur Unterstützung der Arbeit der NachDenkSeiten weiter.

Mit freundlichen Grüßen, Waltraud und Reinhard Anspach


62. Leserbrief

Hallo Herr Müller, hallo NachDenkSeiten-Team,

Am 18.12.2022 gab es ein Interview bei Apolut mit Katrin Fuß.

Im ersten Teil des Interviews erzählt Frau Huß, wie es nach 20 Jahren zu ihrem Ausstieg beim MDR gekommen ist. Stichwort Halbjahresverträge. Was mir bis dahin auch nicht bekannt war. Sehr interessant.

Wenn also mit vielen Mitarbeitern im ÖRR so verfahren wird, muss man sich nicht wundern, wenn viele nach einer gewissen Zeit auf Linie gebracht sind. Und das gilt nicht nur für das Kabarett. Wenn da der Vertrag nicht verlängert wird, ist man schnell mit Existenz-Ängsten konfrontiert. Und eines haben alle im ÖRR (nicht nur da) während der Pandemie gelernt: Mitschwimmen, oder raus bist du.

Es ist sehr traurig, wenn ein von mir jahrelang sehr geschätzter Kabarettist bei Frau Maischberger sitzt und ins Horn des Mainstreams bläst. Das Einzige, was da hilft, ist eine Taste an der Fernsteuerung. Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen in den letzten drei Jahren von meiner Besetzungsliste gestrichen worden sind.

Dann kommt noch der Beitrag von Florian Warweg von gestern hinzu. Dann ist doch das Bild komplett. (Glaube noch weniger, Hinterfrage alles, Denke selbst)

Sehr sehr traurig. Danke für eure Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen, Klaus Melchior


63. Leserbrief

Es wurde gesagt, der Sinn des Lebens ist es, vollkommen zu werden. Jetzt hat der Mensch die Wahl zwischen vollkommen gut und vollkommen schlecht. Man erkennt ganz deutlich, wie sich die vormals unauffälligen schlechten Menschen mit zügellosem Tatendrang in den Vordergrund drängen, um ihre schlechten Ansichten und Absichten dem Wohl des Lebens ihren Mitmenschen gegenüber kundzutun.

Diejenigen, die sich für das schlechte Tun entscheiden, sind all diejenigen, die sich auf die Seite der Lebensschädlinge stellen. Das Wohl der Menschen zu reduzieren, den Menschen die Wahl- und Entscheidungsfreiheit zu nehmen, sie zurück in die Knechtschaft zu führen und sie auszubeuten bis zum geht nicht mehr. Sie zu unterdrücken, zu belügen und sie in Kriegen zu opfern – nur für ihre abscheuliche Machtgier und Herrschsucht.

Sie sind wie das Unkraut, das dem Boden seine Energie entzieht, aber für andere nichts Nützliches hervorbringt.

Anonym


64. Leserbrief

Hallo liebes NachDenkSeiten-Team,

eure aktuellen Beiträge zum Versagen des Kabaretts finde ich sehr berechtigt. Auch ich habe mich über die letzten Auftritte oder Äußerungen, z.B. von Sarah Bosetti oder Florian Schroeder, sehr geärgert. Bei diesen beiden (Bosetti und Schroeder) sowie einigen weiteren wie Dieter Nuhr, Christian Ehring u.a. allerdings glaube ich, dass die tatsächlich so ticken. Die sind keine Kabarettisten, sondern bestenfalls Comedians. Da diese aber „systemkonform“ sind, wird nur noch ihnen Sendezeit gegeben.

Von den noch aktiven, ehemals guten Kabarettisten wie der genannte Christoph Sieber oder die beiden Herren von der Anstalt wird man vermutlich nicht ehrlich erfahren, woher diese 180-Grad-Wende kommt. So haben Claus von Wagner und Max Uthoff sich bis heute nicht geäußert, ob sie ihre unsägliche Sendung direkt nach Beginn des Ukrainekrieges (die Sendung mit den niveaulosen Putin-Witzen) machen mussten oder nicht. Gerade die Anstalt und ein Vergleich frühere mit aktuellen Anstalt-Sendungen zum Thema Russland und Ukraine ist ein Paradebeispiel dafür, dass einst mal sehr gutes, kritisches Kabarett schlichtweg umgedreht wurde. Da scheint tatsächlich zu gelten (nach Bertolt Brecht): Erst das Fressen, dann die Moral.

Und ja, wir hatten früher durchaus scharfzüngige, sehr gute Kabarettisten, die keine Angst hatten, Missstände und schlechte Politik und korrupte Politiker, auch nicht die in unserer Regierung oder den USA, zu entlarven und zu kritisieren, z.B. Volker Pispers, Georg Schramm, Markus Barwasser. Von diesen hört man aber gar nichts mehr. Und das finde ich mehr als auffällig!

Die wirklich großen Kabarettisten sind mucksmäuschenstill verstummt, nur die angepassten Kabarettisten sind in den Medien zu hören. Das ist sicherlich ein gewollter Zustand. Ich fürchte, dass ein Volker Pispers oder Georg Schramm, wenn sie noch aktiv wären, heute in TV und Radio gar nichts mehr sagen dürften. Volker Pispers hatte früher eine wöchentliche Rubrik im WDR-Radio. Das macht jetzt Dieter Nuhr… :-( Eine Nichtberücksichtigung in den Medien begründet aber noch nicht, warum diese gar nicht mehr auftreten. Volker Pispers, dessen jährlich Auftritte in meiner Heimatstadt ich immer besucht hatte, hatte zuletzt ziemlich resigniert seinem Publikum ins Gesicht gesagt: „Sie kommen zu mir ins Kabarett und klatschen Beifall, und stimmen bei den nächsten Wahlen dann doch wieder wie immer ab. Behalten Sie die Kabaretteintrittskarten, dann können Sie später sagen: ,Ich war im Widerstand‘ (…)“ Daraus klang schon große Resignation, habe ich so empfunden. Mein Gefühl ist, die guten Kabarettisten vom Schlage Pispers und Schramm haben rechtzeitig erkannt, wohin der Zug fährt, und aufgegeben.

Ich möchte deshalb einfach mal an das ganze NDS-Team fragen: Könnten Sie nicht mal Kontakt zu Volker Pispers und zu Georg Schramm aufnehmen? Vielleicht wären die ja zu einem Interview bereit. Da könnten vielleicht doch sehr interessante Einsichten bei herauskommen über die Entwicklung des Kabaretts in den letzten Jahren. Vielleicht hat ja jemand im NDS-Team einen guten Draht zu Pispers oder Schramm.

Mit freundlichen Grüßen, Sonja Keti


65. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Danke für Ihre Frage. Ich fühle mich an eine Dokumentation aus dem Jahr 2006 über den Humor im Dritten Reich erinnert: „Heil Hitler, das Schwein ist tot – Humor unterm Hakenkreuz“. Darin sagt Dieter Hildebrandt bei Minute drei den Satz: „Der Humor hatte sich nur verändert, er war auf die Seite der Sieger gegangen – was ja eigentlich dem Humor nicht gut ansteht.“ Die Stimmung im Volk war entsprechend, Judenwitze grassierten.

Ähnlich erleben wir es heute. Der Grund ist in meinen Augen recht simpel: Propaganda funktioniert! Leider. Das tat sie im Dritten Reich, das tat sie auch über die gesamte Corona-Zeit – auch da konnte man die paar „Ausreißer“ an den Fingern abzählen. Leute wie Sieber (der den „Linken“ im Duo mit Tobias Mann für mich schon immer nur spielte) haben ihre „Blase“ beim Fernsehen, und da gibt es schließlich nur noch „die eine“ Meinung und keine zweite. RT ist verboten, selbst die NachDenkSeiten werden als „rechtsoffen“ geframed und verlieren ihre Gemeinnützigkeit. Immerhin riskiert man heute „nur“ seine Existenz. Wie weit es gehen kann, zeigen Fälle wie Ulrike Guerot, Michael Ballweg und leider auch Clemens Arvay.

Vielleicht ist diese Doku ja etwas für eine Wiedervorlage in Ihren Videohinweisen.

Mit Dank und freundlichem Gruß, Johannes Hofmann, Düsseldorf


66. Leserbrief

Verehrter Herr Müller,

pandemiebedingt kaum Auftritte in den letzten Jahren – da schrumpft die Geldbörse bedrohlich! Und: Zu beobachten, wie radikal gecancelt wird, wer die (Regierungs-)Linie verlässt, führt offenbar auch beim Kabarett zu Konformität. Es ist zum Krankwerden.

Ich wünsche mir Größen wie Hildebrandt, Schramm, Pispers zurück – zum Trost schaue ich mir alte Programme dieser Gradlinigen an. In Kürze werde ich Hagen Rether (live in Heidelberg) – in der Hoffnung auf Heilung – testen.

Einstweilen Grüße, Anita Ockert


67. Leserbrief

Guten Morgen,

der intelligente Wortwitz, die punktgenaue Landung von Stacheln in die Wunden „der da oben“ – das war einmal. Die Erklärbären sind los! Keine Sendung ohne ausführliches „Briefing“, was das Publikum gefälligst zu meinen hat.

Grüße, Gabriele Brejla


68. Leserbrief

Hallo,

da muss ich sofort an den Herrn Steimel aus Sachsen denken. Den hat man aus dem Fernsehen (MDR) verbannt, und nun versucht man, ihm auch seine Auftritte zu verbieten, er sei in seinen Äußerungen rechts. Ich kann mir vorstellen, dass die Damen und Herren Kabarettisten auch Angst haben, denn Sie müssen ja von etwas leben. Das hatten wir schon zweimal in diesem Land, das die „Volksmeinung“ gleichgeschaltet wird.

Mit freundlichen Grüßen, St. Zimmer


69. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

als regelmäßiger Hörer des Podcasts habe ich auch den Podcast über das Abdriften des Kabaretts in einen bundespolitisch angepassten Modus verfolgt. Eine Entwicklung, die der Simplizissimus ebenso in den 30er-Jahren vollzog, jedoch mit äußerst nationalsozialistischer Tendenz.

Hier mein Text von 1992 aus dem Buch „So Blau“ über den Kulturzustand München, der sich damit auseinandersetzt, als die TV- und Hörfunk-Anstalten sich das Kabarett peu à peu einverleibten.

booklooker.de/B%C3%BCcher/Friedrich-Liegl-K%C3%B6llmayr+Soblau-Kulturzustand-M%C3%BCnchen/id/A02q2dvS01ZZD

Mit freundlichen Grüßen, Andreas Lechner


70. Leserbrief

Hallo liebe NachDenkSeiten-Macher,

ja, ich bin auch erstaunt, was aus vielen Kabarettisten geworden ist. Das mag verschiedene Ursachen haben: Volker Pispers (erklärtermaßen) und Georg Schramm zogen sich wohl auch deswegen zurück, weil sie es leid waren, dass ihr applaudierendes Publikum „hinterher nach Hause geht und beim nächsten Mal dann doch wieder die gleichen Parteien wählt“ – so ähnlich hat sich wohl mal Pispers ausgedrückt.

Entsetzt war ich über die Folge der „Anstalt“, die praktisch nur aus flachen Putin-Witzen bestand – HELAU! Und wenn man sieht, wie Auftritte von Künstlern und Kabarettisten gecancelt werden, die nicht voll auf Linie sind, wird zumindest verständlich, warum sich viele verbiegen, um sich noch die nötigen Brötchen zu verdienen. Haltung muss man sich eben leisten können, wenn man von ihrer öffentlichen Propagierung lebt.

Viele Grüße, Euer Leser Hartmut Braun, Raunheim


71. Leserbrief

Guten Tag,

zuerst möchte ich für Ihre aufklärerische Arbeit danken, diese begleitet mich nun schon mehrere Jahre. Und die einfache Antwort ist doch „Beiße nie die Hand, die dich füttert“.

Wir modernen Menschen sind von so vielen Dingen abhängig, doch die größte Abhängigkeit sehe ich natürlich beim Geld. Menschen, die eine Meinung im Mainstream vertreten dürfen, werden bezahlt. Die meisten Menschen sind aber nicht frei. Stellen wir uns jemanden vor, der keine Geldprobleme hat: Dieser Mensch muss nicht schauen, wie er agieren muss, was er sagen darf und was nicht. Er macht es einfach, natürlich nicht alle, denn auch unter der Elite gibt es ein gewissen Kodex. Aber für mich Laien wäre es viel interessanter, wie dieser Kodex oder diese Seilschaften zusammenhängen. Doch da kann man immer nur Mutmaßungen anstellen: Gibt es die Freimaurerlogen, die Netzwerke, wo sich bestimmte Menschen absprechen und Dinge veranlassen, weil diese in entsprechenden Positionen verharren?

Was steckt wirklich hinter all diesen Dingen? Würden diese nicht medial ausposaunt werden, niemand von der arbeitenden Bevölkerung hätte sich wahrscheinlich interessiert, was Covid ist oder jetzt der Ausbruch des Krieges. Doch diese zwei Ereignisse sind so tiefgreifend, dass sie sogar uns betroffen haben. Doch im Mainstream ist nur strammer Einheitsbrei, und warum? Weil alle Menschen unterhalb des Besitzers/Eigentümers (auch dieser oder eine Gruppe von Menschen steht wiederum in Beziehung) der Medienanstalt abhängig sind. Da sitzt doch keiner der, eine Million auf dem Konto hat und jederzeit sagen könnte, es reicht.

Dann käme die nächste Überlegung: Was ist Geld, und wer lenkt dieses? Stichwort Rothschild, welchen Einfluss hat diese Familie auf die gesamte Welt? Aber wir kleinen, ohnmächtigen Konsumenten, die meist nur ihre Arbeit Tag für Tag verbringen … und alle vier Jahre wird uns suggeriert, alles, was die letzten vier Jahre war und alle Erniedrigungen und herablassenden Gesetze, die verabschiedet wurden, mit meiner Stimme neu verteilt werden dürfen, um eine positivere Zukunft mitzugestalten. Ähm, dies hat noch nie funktioniert. Frei nach dem Sprichwort „Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten.“ (Kurt Tucholsky, 1890 – 1935)

Leider muss ich anerkennen, dass dies bedauerlicherweise stimmt. Auch wenn ich Frau Wagenknecht als eine der letzten Stimmen sehe der ich vertraue und der ich auch zuhören mag, gehört Sie genauso zum Politiktheater wie alle anderen. Und Sie lebt gut davon, viel besser als manch hart arbeitender in Deutschland.

Wir Menschen müssen aufwachen und begreifen was passiert, sonst wird dies schlussendlich der Untergang werden wie bei jeder großen Zivilisation vor uns. Wir besitzen nichts auf dieser Welt, wir leihen uns diese für eine gewisse Lebenszeit und nach uns die Sintflut.

Menschen verkaufen Ihre Seelen, damit sie Leben können, wie sie sich das vorstellen oder wie es ihnen antrainiert wurde in ihrer Kindheit, zulasten aller einschließlich ein selber (Stichwort psychosomatische Erkrankungen), die weniger haben und noch viel weniger haben die Leute, welche Länder im Namen des Wertewestens überfallen werden. Für unseren Wohlstand!

Mit freundlichem Gruß, Martin Linke


72. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion der NachDenkSeiten,

gern nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen meine Einschätzung zu dem Thema „Anpassung des Kabaretts“ anzubieten.

Als diplomierter Medienwissenschaftler habe ich mich seit jeher mit dem Schwerpunkt der audiovisuellen Medien befasst. Bereits während des Studiums war mir neben der Theorie auch die praktische Erfahrung sehr wichtig. So begann ich, neben meinen Studienarbeiten auch selbst Filme zu machen. Ich hatte das Glück, von einem kauzigen, unbequemen Künstler ausgebildet zu werden, der selbst in Düsseldorf bei Joseph Beuys Malerei studiert, sich dann aber dem Experimentalfilm zugewendet hat. Man kann sagen, dieser Professor hat mich versaut, denn nachdem ich mich intensiv mit dem experimentellen, künstlerischen Film beschäftigt und mich darin selbst ausprobiert hatte, war ich für den kommerziellen Medienbetrieb nicht mehr zu gebrauchen. Meine Diplomarbeit behandelte das Thema des radikalen Konstruktivismus als theoretische Grundlage für einen sich zu dieser Zeit etablierten Wirklichkeitsbegriff im Dokumentarfilm.

Kommen wir an dieser Stelle zum Kabarett. Erinnern Sie sich noch an den Fall „Lisa Fitz“, ihre öffentliche Diffamierung, die Löschung ihres Beitrages in der Mediathek, und welche Rolle der Moderator Florian Schröder dabei gespielt hat? Erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang auch an die vielen Kolleginnen und Kollegen in der Branche, die in dieser Sache auffällig ruhig waren – keine Kommentare, keine Stellungnahmen, keinen Beistand, keine Solidarität? Doch, es gab ein paar wenige. Unter anderem Matthias Richling sei hier ausdrücklich zu nennen.

Schon während der Pandemie hat sich das Kabarett verändert. Vielleicht war es schon vorher so, doch seit dieser Zeit fiel es auf. Und mir kam der Gedanke, ob es vielleicht damit zu tun haben könnte, dass der Kampf um den Futtertrog, also die gut bezahlten Fernsehauftritte damit zu tun haben könnten, dass sich die eine oder der andere Kabarettist etwas zurückgenommen hat. Noch deutlicher war die Abhängigkeit der Kabarettisten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Doch erhalten sie üppige Gagen, regelmäßige Auftritte, gar eigene Sendungen, die ihnen ein sattes Einkommen ermöglichen, vor allem aber das Gefühl geben, wichtig zu sein. Dies führt zu einer Entkoppelung des Kabaretts von den gesellschaftlichen Milieus der Arbeiter, der Geringverdiener, der Landbevölkerung. Kabarettisten sind Besserverdiener, sofern sie regelmäßig im Fernsehen auftreten. Und wer es sich verscherzt, dem kann es so gehen wie Lisa Fitz. An ihr wurde offensichtlich ein Exempel statuiert, dass seine Wirkung gezeigt hat.

Oft kann ich ganz subjektiv eine Überheblichkeit, ja gar eine Verhöhnung des Volkes oder Publikums durch das Kabarett wahrnehmen: Schauen Sie sich hierzu den Anfang des Podcasts mit Florian Schröder und Serdar Somuncu (Live im Tipi Vol. 6) an. Da wird eine Zuschauerin öffentlich erniedrigt. Am Ende der Show nennt Florian Schröder den Versuch von Wagenknecht/Schwarzer, Verhandlungen im Ukrainekrieg anzustreben, „niederträchtig“. An dieser Stelle blieb mir buchstäblich die Spucke weg.

Diese Sendung ist ein Paradebeispiel von Überheblichkeit und der völligen Entfremdung der Bühnenakteure vom Publikum. Sie brauchen das Publikum nicht mehr, denn sie haben Verträge mit Sendern, vornehmlich öffentlich-rechtlichen Sendern. Und die eigene Entgleisung wird als „cool“ oder „radikal“ ausgelegt. Und es gibt immer ein paar Menschen im Publikum, die solche Vorgänge beklatschen. Dabei ist es schlicht erbärmlich, eine schüchterne Zuschauerin vor aller Welt zu demütigen. Schröder und Somuncu halten nur noch Audienzen ab und erklären dem Publikum, wie es zu denken hat.

Die Abhängigkeit von öffentlichen Geldern ist sicherlich ein Problem. Die Aussicht, Karriere im Fernsehen zu machen, bedient die Schere im Kopf nahezu aller Kabarettisten. Dies ist ein Problem der Kunst im Allgemeinen – die Regulierung oder Steuerung von Form und Inhalt durch die Vergabe von Geldern oder Präsentationsplattformen. 

Da ich über zwölf Jahre in der Filmbranche für Spielfilm- und internationale Kinoproduktionen gearbeitet habe, weiß ich, wovon ich rede. Selbst etablierte Produzenten beklagen, dass es keinen Wagemut in der Branche gibt. Innovationen kommen – auch bei Fernsehformaten – seit Jahrzehnten nur noch aus dem Ausland. In Deutschland wird die Kunst sehr stark reguliert. Gefördert werden Kinos, Theater, Konzertbühnen, Kunstprojekte und vieles mehr. Es scheint gar nicht mehr ohne diese Zuschüsse zu gehen. Gleichzeitig gibt es auch Vorgaben, welche von Gremien, Jurys und vorgegebenen Themen gesteuert werden. Beispielsweise geben Filmförderanstalten nur Geld, wenn ein Sender mitmacht. Ein Sender macht aber nur mit, wenn ein Filmprojekt lukrativ ist. Lukrativ wird es durch große Namen, durch gegenwärtige Trends (seit geraumer Zeit z.B. Superhelden…) oder durch einen anderen, spektakulären Aufreißer, der die Aufmerksamkeit und die Neugier eines Publikums weckt. Inhalte spielen dabei kaum noch eine Rolle. Es geht immer mehr nur noch um visuelle oder auditive Erregungszustände – den „Boah-Effekt“.

Eine Margarethe von Trotta würde es heute vermutlich nicht mehr geben. Früher war der Quereinstieg in die Filmregie nichts Ungewöhnliches. Viele große Regisseurinnen und Regisseure kamen aus anderen Berufen. Heutzutage wird ein Regiediplom verlangt, ansonsten ist es sehr schwer. Bereits in der Ausbildung wird Konformität eingeimpft, auch wenn das niemand zugeben will, wozu sonst dient diese Einschränkung?

Gibt es Auswege? Ich habe es versucht. Ich habe mir die Frage gestellt, welch kreativ-künstlerisches Potential wirklich in mir steckt. Was bringe ich zustande, wenn kein Redakteur, keine Filmförderung, kein Produzent mir Vorgaben macht. Und wenn ich mich auf diesen Gedanken einlasse, so will ich konsequent sein und mich auch von den Trends der Gegenwart, ja sogar von potenziellen Erwartungen eines Publikums lösen. Was kommt aus mir selbst, rein aus mir selbst? Denn hinter dieser Frage steht eine noch viel wichtigere Frage: Wer bin ich eigentlich, wenn ich die Angst abstreife, nach Anerkennung zu suchen, oder Bedürfnissen und Bedingungen anderer gerecht zu werden? Das ist bei einem Filmprojekt etwas schwieriger, denn für die Umsetzung eines Filmes bedarf es neben einem Budget auch ein Team von Mitarbeitern, sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Kurzum, ich bin bei der Filmförderung erwartungsgemäß gescheitert. Also blieb mir nur der Weg des Alleingangs. Ich versammelte ein Team um mich, das bereit war, ja sogar große Lust verspürte, einmal etwas völlig anderes, etwas völlig Verrücktes zu machen. Viele von ihnen kannte ich bereits aus anderen Filmprojekten aus meiner Zeit beim Film. Sie alle – es waren um die 40 Mitarbeiter – haben auf ihre Gagen verzichtet und teils wochenlang umsonst für das Projekt gearbeitet. Das Budget betrug 40.000 Euro. Ich habe das Geld größtenteils aus eigener Tasche bezahlt und über zwei Jahre ausschließlich daran gearbeitet, die Schulden abzutragen. Am Ende kam ein 82-minütiger Film heraus, der wirtschaftlich betrachtet ein Desaster war. Ich tingelte mit dem Film durch die Republik und zeigte ihn in kleinen Programmkinos vor jeweils durchschnittlich 20 Zuschauern. Bei anschließenden Gesprächen mit dem Publikum reichten die Kritiken von „intellektuelles Gewichse“ bis zu „den Film wird man erst in 10 bis 20 Jahren verstehen können“.

Hat sich diese Tortur gelohnt? Für mich durchaus. Ich habe viel Freunde gewonnen, viel gelernt, so etwas Ähnliches wie mein eigenes Rückgrat gespürt. Vor allem aber habe ich gelernt, dass Scheitern auch Wachstum bedeuten kann. Und doch fehlt mir die Kraft, dauerhaft so zu arbeiten. Ich habe mich seither auf kleine, experimentelle Filme konzentriert, die ich allein stemmen kann. Und ich habe angefangen, mich mit Theater zu beschäftigen, wieder den direkten Kontakt mit dem Publikum zu erarbeiten.

Vielleicht sollte die Kunst wieder zurück auf die Straße, zurück zu den Menschen, raus aus den Sendern, den öffentlich geförderten und somit politisch kontrollierten Kulturtempeln. Kunst und auch das Kabarett brauchen den direkten Kontakt, die Lebendigkeit des Miteinanders, vor allem aber den Entzug der Kontrolle über das Geld.

Und falls es jemanden interessiert: Mein beschriebener Film heißt “Der Atomheinz – ein deutsches Mä(h)ruhen” und ist auf YouTube in vier Teilen oder auf Vimeo als kompletter Film zu sehen.

Gerhard Weber


73. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, liebes NDS-Team,

Ich bin lange großer Freund des politischen Kabaretts (fast möchte ich sagen gewesen), seit mehr oder minder drei Jahren aber regelrecht angewidert von der sogenannten „Satire“ im Fernsehen, mittlerweile bin ich nicht mehr so recht im Bilde. Konkretes zum Thema Anpassung des Kabaretts – eine wie auch immer geartete zentrale Steuerung schließe ich aus – kann ich nicht sagen, außer:

Was nützen Argumente in einem Glaubenskrieg?

Zitat Volker Pispers (aus dem Gedächtnis):
“Wenn man weiß, wer der Feind ist, hat der Tag Struktur!”

Wir befinden uns in einem großen Krieg. Es geht ums Ganze.
Für beide Kontrahenten ist es der gleiche Kampf: „Das Gute“ gegen „Das Böse“.
In dieser Schlacht gibt es aber nicht nur zwei Parteien,
die zwei übergeordneten Lager haben sich aus vielfältigen
Einzel- und Gruppeninteressen zusammengeschlossen.

Die jeweiligen Interessen werden gespeist durch die Narrative.
„Schöne“ Geschichten und Ideen – was, warum, wie.
Das Wann spielt offensichtlich nur noch eine strategische Rolle.
Wann etwas wirklich war, ist nicht mehr so wichtig, wie wann es erzählt wird.
Das „Was/Warum/Wie“ wird nicht ergründet, es wird (neu) begründet.

Ich stelle mir die Geschichte zu Zeiten von Inquisition und Kreuzzügen,
ebenso wie im Dritten Reich ähnlich vor. Entwicklungen wie Aufklärung
und der „Siegeszug der Wissenschaft“ sind negiert. Es zählt die Geschichte
von der „guten Wissenschaft“ und die Aufklärung liefert das Vokabular
zu einer „Versachlichung“ des Emotionalen.

Ich war bis zur Lähmung überrascht, als die Corona-Pandemie begann,
wie schnell dieser Krieg (der Glaubenskrieg) begann, wie schnell ich
zum Nazi/ Schwurbler/ Idiot wurde. Einfach durch freies Denken!!!
Viele meiner Freundschaften sind zerrüttet, liegen brach, sind kaputt.

Ich denke, die langfristigen Vorbereitungen der Diffamierung durch
nun ja jahrzehntelanges Wiederholen verschiedener Framings tragen hier Früchte.
Die kollektive Gehirnwäsche ist ziemlich komplett –
der Werkzeugkasten, sich dagegen zu wappnen, bei sehr vielen Menschen relativ bis komplett leer.

Ich habe viele Schmerzen erlitten, meine Meinung zu sagen,
habe Freunde verloren, weil ich auf Demos ging, um „zu sehen, was da los war“.
Ich bin müde und aber auch froh, dass ich als Künstler,
auf der Bühne stehend, behutsam Wege finde, meine Meinung zu sagen, den Frieden hoch zu halten.

Ich glaube das Erfahrbarmachen, Erzählen guter, lebenswerter Geschichten/Visionen
ist neben aufklärerischer Arbeit – größten Dank an die NDS ! – das Gebot der Stunde,
sonst sind wir verloren.

„Das Kabarett“ und „die Satire“ sehen sich offenbar als Kreuzritter.
„Der Feind“ aller Glaubenskrieger zu allen Zeiten wurde immer willkürlich vom jeweiligen Herrscher erklärt bzw. leitet sich automatisch aus den Glaubenssätzen ab. „Either you’re with us, or you’re against us!“

Das sind meine Gedanken dazu – Entschuldigung, kürzer ging nicht.

Beste Grüße, Franz A. Stahl


74. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

vielen Dank für Ihren Artikel, der richtiger nicht sein könnte. Diese Frage treibt viele schon sehr lange umher. Hier wäre mein Erklärungsversuch:

Die Adhärenz zu den politischen Vorgaben zum Ukrainekrieg lässt sich dadurch erklären, dass viele Menschen durch die politisch forcierte Panik zu Corona einen Weg gefunden haben, ihre oft seit Jahren bestehende „Anxiety“ zu rechtfertigen. Es gab nun wirklich was, vor dem man Angst haben musste.

Gerade gut situierte Menschen, die zuvor keinen Grund für ihre Ängstlichkeit hatten, hatten jetzt ein Ventil und klammerten sich an alle noch so widersprüchlichen Maßnahmen, sie akzeptierten somit auch deren kognitive Dissonanz. Eine Person, die diese Angst nicht teilt, z.B. indem sie die Maßnahmen nicht religiös verfolgte, gefährdete damit die Rationalisierung der ängstlichen Grundhaltung. Anstatt diesen Kritiker zu billigen, wurde er verteufelt.

Wie kann nun aber jemand, der wie Frau Wagenknecht bei Corona das personifizierte Böse darstellt, beim Ukrainekrieg richtigliegen? Wenn ich akzeptiere, dass es im Ukrainekrieg Nuancen gibt, so muss ich auch akzeptieren, dass es diese bei Corona gab – zumal oft dieselben Personen an beidem Kritik geübt haben. Damit bricht jedoch die absolutistische Angst-Coping-Strategie zusammen, man müsste sich nun mit der eigenen „Anxiety“ auseinandersetzen.

Beim Satiriker kommt hierbei erschwerend hinzu, annehmen zu müssen, dass auch die AfD oder Donald Trump teils recht hatten, meiner Meinung nach einer der Gründe, wieso diese Profession nun besonders bellizistisch ist.

Hoffentlich können Sie diese Argumentation nachvollziehen, und ich bin sehr gespannt, welche Erklärungsversuche Sie und andere Leser haben.

Des Weiteren will ich mich ausdrücklich bei Ihnen für Ihre unermüdliche journalistische Arbeit in einer sonst verwüsteten Medienlandschaft bedanken. Sie waren und sind ein Lichtblick.

Mit freundlichem Gruß, Peter Lienemann


75. Leserbrief

Liebe Redaktion,

Die Effektivität der Propaganda rund um den Ukrainekonflikt hat mich völlig umgehauen (im Sinne Ihres Artikels „Warum ich die Medienberichterstattung zum „Manifest für Frieden“ und der Friedensdemo gut finde“). Auch, wie viele vormals durchaus kritische Geister aus meinem persönlichen Umfang dem anheimgefallen sind. Warum sollte das bei Kabarettisten grundsätzlich anders sein? Am meisten hat mich die Entwicklung bei der Anstalt getroffen, gerade weil sie ja mit der ersten Ukraine-Sendung wirklich wichtige Aspekte angesprochen hat.

Ich schlage vor, wir starten eine Petition: „Volker Pispers und Georg Schramm, wir brauchen euch zurück. Die Welt ist verrückt geworden.“ Der Republik müssen gehörig die Leviten gelesen werden, vielleicht hört ja doch noch einer zu.

Gruß, MM


76. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Das politische Kabarett in Deutschland ist tot. Hildebrandt ist verstorben, Pispers und Schramm im wohlverdienten Ruhestand. All diejenigen, die jetzt vorgeben, politisches Kabarett zu betreiben, sind auf das Niveau eines Mario Barth und Dieter Nuhr herabgesunken. Die Eigenschaften, die politisches Kabarett ausmachen sollten, wie z.B. Schärfe, Genauigkeit, vernünftige Recherche, sind seit Corona nicht mehr sichtbar. Im Land der Dichter und Denker sind das Lakaientum, die Knechtsgesinnung, die Unterwürfigkeit geblieben und haben das Land wie Mehltau überzogen.

Seit der Sonderoperation der russischen Armee in der Ukraine gibt es im deutschen Fernsehen keine Sendung mehr, die ohne die widerlichsten Hasstiraden auf Russland auskommt. Dazu zählen die von Ihnen genannten Sendungen mit den dazugehörigen Protagonisten. Vergessen sollten wir diejenigen nicht, die sich als Kriegstreiber à la Strack-Zimmermann und Hofreiter einen Platz in der ersten Reihe von ARD und ZDF erlogen haben: Florian Schroeder und Ch. Ehring von „Extra3“.

Ein Hund beißt nicht die Hand, die ihn füttert. Das mag zutreffen. Der Blick auf den Kontoauszug oder in den Kühlschrank kann zur Aufgabe eines ehrlichen Standpunktes führen – zumindest bei Menschen ohne jegliches Ehrgefühl. Bei der heutigen „Comedy Zunft“ – Kabarett trifft es nicht – ist es meines Erachtens so wie bei 95 Prozent aller beim TV Tätigen (Journalisten der schreibenden Zunft eingeschlossen): Die sind vom dem, was sie den Zuschauern offerieren, wirklich überzeugt. Diese Typen müssen sich nicht verbiegen.

Florian Schroeder hat, nachdem er in seiner Veranstaltung wegen Kriegstreiberei ausgebuht wurde, voller Überzeugung auf Twitter geschrieben: „Es waren zu viele Querdenker und Rechte im Saal.“

Herr Müller, ohne die NachDenkDeiten wäre das Leben in dieser Republik schwerlich auszuhalten. Meinen Dank dafür.

Es grüßt aus Göttingen Helmut Ische


77. Leserbrief

Ich bin Kabarett-Fan, so lange ich denken kann. Es macht mich ungeheuer traurig, dass meine „Helden“ einen solchen Schwenk hingelegt haben. Warum? Wahrscheinlich, weil „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“.

An Lisa Fitz wurde ein Exempel statuiert. Sie flog nach kritischen Anmerkungen zum Umgang mit der Corona Pandemie raus. Seitdem macht öffentlich gesendetes Kabarett keinen Spaß mehr.

Margot Klingbeil, Altenstadt/Hessen


78. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

das Abdriften des Kabaretts in Deutschland findet meiner Meinung nach aus reinem Systemanpassungsdruck und wirtschaftlichen Abhängigkeiten statt.

Was bleibt den von Ihnen genannten „Künstlern“ denn ohne die Reichweite und Engagements des ÖRR? Mit Büchern, Bühnenstücken oder einem Tingeln über die Dörfer als Stand-up-Comedian lässt sich wohl kein Lebensunterhalt bestreiten, schon gar nicht ohne die Bekanntheit aus dem Fernsehen und erst recht nicht, wenn man nach kritischen Beiträgen das Label „umstritten“ verpasst bekommt.

Bei den Privaten ist für Kabarett kein Platz, allenfalls bei Let’s Dance oder im Dschungelcamp als letztmögliche Einnahmequelle. Man muss also entweder lange genug im Geschäft sein und seine Finanzen bereits im Trocknen haben (vermutlich bei Dieter Nuhr oder Helge Schneider der Fall), oder aber Österreicherin sein wie Lisa Eckart.

Viele Grüße, Stefan Sch.


79. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

die beiden gestrigen Beiträge Umfrage zur Anpassung des Kabaretts und Staatsfern? Anfrage ergibt: Bundesregierung zahlte Hunderttausende Euro an Journalisten von ARD und ZDF stehen ja direkt nacheinander, und ich denke, das haben Sie (bewusst oder unbewusst) sehr richtig gemacht, denn dies sind zwei Seiten der gleichen Medaille: Die Lenkung der öffentlichen Meinung wird von höchster politischer Seite aus gesteuert und bezahlt:

Die Regierung bezahlt viiiiieeel Geld an die ÖR-Sender und auch privaten Medien, sodass man eine brave, unkritische Hofberichterstattung bekommt. Und das Gleiche passiert auch mit dem Kabarett. Auch hier werden die Darsteller dafür bezahlt, die richtigen Themen „konform“ im gewünschten Narrativ darzustellen. Also nicht die Politik kritisieren, sondern ihre Opfer. Sonst gibt es keine bezahlten Auftritte im Fernsehen und Radio mehr.

Tja, ich denke, das ist inzwischen unübersehbar.

Mit solidarischem Gruß, Franz-Josef Ost


80. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

diese Frage treibt mich auch schon lange um, weshalb „Künstler“, welche man früher gerne hörte und sah, eine derartige Kehrtwendung vollzogen haben. Die Antwort könnte im Bericht zuvor zu finden sein, deren Recherche aber Aufgabe von richtigen Journalisten wäre, zumindest früher so gesehen und umgesetzt wurde: „Bundesregierung zahlt Hunderttausende Euro an Journalisten von ARD und ZDF“. Diese Erkenntnis ist auf eine Kleine Anfrage der AfD rückführbar, dem Schmuddelkind der Politik und wie es scheint der einzigen Partei, welche die Finger in die richtigen Wunden legt. Wenn schon gekaufte Meinungen, warum nicht auch die von sogenannten Kabarettisten und Satirikern, da kann man noch mehr unters Volk bringen, da angeblich in der kabarettistischen „Freiheit der Sprache“ alles erlaubt zu sein scheint?

Vermutlich bleibt dieses „Unwahrscheinliche“ ungeahndet und kommt unter den Teppich, denn damit wäre es absolut an der Zeit, die Zwangsbeiträge abzuschaffen, besser heute als morgen. Nur, wer sollte dagegen vorgehen, die Justiz in diesem Land? Vermutlich bleibt alles beim Alten, wird zum Gewohnheitsrecht stilisiert. Mich wundert, dass es Menschen gibt, die das noch einschalten, aber freie Entscheidung natürlich. Es wäre erfreulich, könnte sich daraus eine juristisch unterstützte Aktion ergeben, um die Zwangsbeiträge tatsächlich abzuschaffen, denn was da zutage trat, ist so unglaublich und rechtfertigt keine Zahlung mehr für aus Steuermitteln finanziell „gesteuertes“ Meinungs-TV.

Mit freundlichen Grüßen, Edgar Bauer


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