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Titel: Nachtrag zur totalen Manipulation in Sachen Rente

Datum: 8. Dezember 2009 um 9:38 Uhr
Rubrik: Rente, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Im Beitrag von gestern wurde davon berichtet, dass zurzeit die Befürworter der Privatvorsorge und Zerstörer des Vertrauens in die gesetzliche Rente ein wahres Feuerwerk veranstalten, um gegen die wachsende Kritik an Riester- und Rürup-Rente anzugehen. Im folgenden dokumentieren wir eine Auswahl (!) von Feuer und Gegenfeuer und kommentieren kurz, wenn nötig. Wir verdanken viele dieser Quellen und Dokumente unseren Nutzern, die uns gestern geradezu überschwemmt haben mit interessanten Nachrichten. Herzlichen Dank. Albrecht Müller.

Verschiedene Dokumente zum Thema Rente:

  1. Der WDR offenbar ziemlich schlimm
    1. Eine von mehreren Reaktionen:
      ein schönes Beispiel für totale Propaganda habe ich heute auf dem Heimweg im Radio gehört: WDR5, Profit, Der WDR-Renten-Check. Hier als Podcast (Beitrag gegen Ende der Sendung). Hier auch die Webseite mit “Merkblatt”.
    2. Totale Propaganda – Dasselbe Spiel jetzt im Radio auf WDR2
      „WDR2 Rentencheck“ in dieser Woche.
        
      Zitat:

      Jeder, der einen sozialversicherungspflichtigen Job hat, zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Aber insbesondere die jüngeren Generationen werden mit der gesetzlichen Rente allein im Alter bei weitem nicht mehr ausreichend versorgt sein. Das liegt unter anderem daran, dass immer weniger Kinder geboren werden. Immer weniger junge Menschen müssen die Rentenkasse für immer mehr Ruheständler füllen… Deshalb ist privates Sparen, also eine private Vorsorge, sehr wichtig.

       
      Man muss sich fragen: sind die Redakteure beim WDR wirklich so dämlich? Haben wir keine Bildungsmisere? Haben wir keine Massenarbeitslosigkeit? Oder lösen sich all diese Probleme dadurch, dass mehr Kinder geboren werden? Und ist mehr Geld in der Kasse, wenn gespart wird?
       
      Man kann hier nur auf Heiner Flassbeck verweisen:

      Niemand kann Geldvermögen in die Zukunft transportieren. Wir können sparen so viel wir wollen, um für die Zukunft vorzusorgen, das Geld bleibt aber immer in der Gegenwart und muss vernünftig verwendet werden, wenn später eine Rentenzahlung oder gar eine hohe Rendite auf das eingesetzte Kapital möglich sein soll…

       
      Leider ist den meisten Menschen nur schwer zu vermitteln, dass immer nur das laufende Bruttosozialprodukt den effektiven Verteilungsspielraum zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven in einer Volkswirtschaft bestimmt.

    3.  

    4. Diese Beobachtung ergänzt ein anderer Leser und verbindet es mit einem Vorschlag zum Protest.
      Ich zitiere: Lieber Albrecht Müller, passend zu deinem Artikel zur Manipulation bei der Altersvorsorge startete heute im Radioprogramm WDR2 eine Kampagne zur Versorgungslücke im Alter und was man dagegen tun kann. Diese platte Propaganda geschieht mit einer “Rentenexpertin” der Verbraucherzentrale NRW und wird diese Woche täglich laufen. Hierzu wurden acht verschiedene Personen exemplarisch für alle Lebensbereiche durchgecheckt und Empfehlungen gegeben.
      Ich habe heute schon per Mail gegen diese undifferenzierte Propaganda und Werbung für die Finanzindustrie auf Kosten meiner GEZ-Gebühren protestiert. Vielleicht kannst du dich des Themas auch annehmen und auf NDS zum Protest aufrufen. Insbesondere der WDR genießt eine hohe Glaubwürdigkeit, verspielt diese aber gerade. Nur wird aufgrund dessen der Werbeeffekt für die Finanzindustrie umso wirkungsvoller sein. Dies ist ein Skandal.

      Zur Kenntnis und zur Dokumentation für euch hier mein Protesttext an den WDR:

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      mit Erschrecken habe ich heute ihre undifferenzierte Propaganda zu Gunstender privaten Finanzwirtschaft im Radio verfolgt. Ich finde es erschreckend wie undifferenziert sich die Verbraucherzentrale für die Werbung und Propaganda einspannen lässt. Das hat mit Verbraucherschutz nichts zu tun.
      Hier wird weiter versucht, das Vertrauen in das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung zu zerstören. Wenn die Steuersubventionen an die private Finanzwirtschaft, nichts anderes ist z.B. die Riesterförderung, meinem Rentenkonto bei der Deutschen Rentenversicherung gut geschrieben würde, hätte ich im Alter viel mehr davon. So versickert die Förderung bei den Konzernen. Es ist bekannt, dass der Verwaltungsanteil bei den Riesterprodukten bei 10 – 20 % liegt. Ich bin vom WDR schwer enttäuscht und finde, dass meine GEZ-Gebühren hier nicht zu meinem Wohle redaktionell verwandt werden. Ansonsten verweise ich auf tiefergehende Analysen auf www.nachdenkseiten.de, die sich kritisch mit der Thematik auseinandersetzen. Auch mit der Haltung des Bundesverbandes Verbraucherzentralen zu diesem Thema.
      Lassen Sie uns lieber dafür eintreten, dass die gesetzliche Rentenversicherung wieder gestärkt wird und nicht unsere Gelder ins Finanzcasino der weltweiten Banken- und Versicherungsmafia umgeleitet werden und als überzogene Boni bei verantwortungslosen Finanzhaien auf dem Konto landen und so weiter das Volk geplündert wird.
      Gruß
      Michael K., Meerbusch

  2. Die PRESSEMITTEILUNG der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zur Tagung vom 7.12.2009.

    Hier ist der Beginn der Pressemitteilung und der Link zu der Tagung, deren Stoßrichtung und Besetzung wir gestern kritisiert hatten:

    Von der Leyen muss Generalinspekteurin für Altersvorsorge werden
    vzbv fordert Check-Up der Altersvorsorge, mehr Kostentransparenz und eine qualifizierte Beratung
    07.12.2009 – Eine Generalinspektion der Altersvorsorge fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) acht Jahre nach Einführung der Riester-Rente. “Es wird höchste Zeit, die Effektivität und Effizienz der Altersvorsorge auf den Prüfstand zu stellen”, lautet der Appell von Vorstand Gerd Billen heute in Berlin. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen müsse sich ein umfassendes Gesamtbild verschaffen, um die Alterssicherung nachhaltig zu gestalten. Wie groß der Handlungsbedarf ist, skizziert ein heute anlässlich der Tagung “Vor Sorge ums Alter” vorgelegtes Gutachten. Die Tagung debattiert, was Politik und Verbraucher heute tun müssen, um für das Morgen vor- und auszusorgen.
    Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat erhebliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des gegenwärtigen Altersvorsorgesystems. “Ziel muss eine sichere Versorgung für alle im Alter sein. Diese muss auf solide Füße gestellt werden und darf nicht nach dem Prinzip Hoffnung verfolgt werden”, kommentiert Billen den Status Quo. Eine Absenkung der gesetzlichen Rente ist nur dann zielführend, wenn auf der anderen Seite Verbraucher auch tatsächlich über die erforderliche Finanzkraft für eine Zusatzvorsorge verfügen und auf effiziente Produkte am Markt stoßen.
    (…)

    Kurzkommentar:

    • Es wird nur immanent kritisiert. Die Riester Rentenprodukte sind nicht durchsichtig genug, sie sind zu teuer, es muss besser beraten werden, usw..
    • Die Verbraucherzentrale stellt nicht die volkswirtschaftlich absurde Förderung von Privatvorsorge infrage. Sie kritisiert nicht die Vergeudung von Ressourcen. Sie kritisiert auch nicht die Kompliziertheit jedes dieser Verfahren, weil sie die Möglichkeit der Mehrheit der Menschen sich im Dschungel der Finanzprodukte zu orientieren falsch einschätzt.
    • Die Verbraucher als Steuerzahler sieht sie nicht. Deshalb gilt nach wie vor: dieser Verein, der von staatlichen Mitteln lebt, leistet keinen Beitrag zur Aufklärung und arbeitet nicht im Interesse der Mehrheit der Verbraucher.
    • Wenn der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband meint, Frau von der Leyen sei geeignet als „Generalinspekteurin“ der Altersvorsorge, dann zeigt dies auch, dass dieser Verband nicht begriffen hat, dass es im Interesse der Verbraucher liegt, die solidarische Altersvorsorge wieder zu festigen und die Förderung von Privatvorsorge einzustellen. Daran wird sich Frau von der Leyen nicht beteiligen. Die solidarische Sicherung, die von der Mehrheit der Menschen geschätzt wird, ist dieser Frau fremd.

    Und hier einige der kritischen Stimmen zur Privatvorsorge:

  3. Ernüchternde Studie
    Riester-Rentenversicherungen lohnen sich kaum
    Die meisten der fast 13 Millionen Riester-Sparer setzen nicht auf einen Bank-oder Fondssparplan, sondern auf eine Rentenversicherung. Doch nach einer Untersuchung der Zeitschrift “Öko-Test” sind ungeförderte Privatrenten oft attraktiver. Der Grund: die hohen Kosten der Riester-Verträge.
    Schlechte Nachrichten für einen Großteil der fast 13 Millionen Riester-Sparer: Eine Rentenversicherung mit Riester-Förderung bietet den Sparern trotz staatlicher Zulagen oft weniger Leistungen als ungeförderte Privatrenten. Wie das Verbrauchermagazin “Öko-Test” am Montag berichtete, sind die Vertragskosten bei Riester-Renten fast immer höher als bei Privatrenten, sodass ein Großteil der versprochenen Verzinsung dadurch aufgezehrt wird. (…)
    Quelle: SPIEGEL

    MK: Ob es zulässig ist, aus der Verwendung des Begriffes “Ernüchternd” in der Überschrift den Umkehrschluß zu ziehen, der SPIEGEL sei vorher hinsichtlich des Riester-Systems “trunken” gewesen… ?

  4. “Riestern” zahlt sich aus – für Versicherungsanbieter
    Die Verbraucherzentrale hat den Anbietern von Riester-Produkten ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Staatliche Fördergelder landeten vielfach nicht bei den Förderberechtigten, sondern als Provisionen bei den Anbietern, kritisierte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen, in Berlin. Die Kosten für Riesterverträge zehrten zumindest teilweise die Zulagen auf. Und wer das Recht auf Anbieterwechsel nutze, könne das eingezahlte Kapital nahezu vollständig verlieren. (…)
    Quelle: Tagesschau.de
  5. Ratlos in der Rentenlücke
    Private Altersvorsorge nach dem Crash
    Von Stefan Schmid
    Vor der Finanzkrise propagierten viele Fachleute, darunter einige, die viel Geld in der Finanzbranche verdienen, die private Altersvorsorge als Königsweg aus der drohenden Rentenlücke. Doch in der Krise schrumpften die Renditen der kapitalgedeckten Altervorsorge, so manche vermeintlich sichere Geldanlage mit tollem Gewinnversprechen entwickelte sich sogar zum Verlustgeschäft. (…)
    Quelle:dRadio(Hier finden Sie den vollständigen Artikel)
  6. Ausstiegsszenario aus privater Altersvorsorge notwendig
    Der stellvertretende Parteivorsitzende Klaus Ernst fordert nach den neuen Berichten über unprofitable Privatrenten und massenhaft nicht abgerufene Riester-Zulagen ein „Ausstiegsszenario aus der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge“. Die entsprechenden Programme kosteten Staat und Sozialversicherungen Milliarden, brächten den Versicherten aber keinen Mehrwert. (…)
    Quelle: Die Linke


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