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Titel: „Im Propagandakrieg ist es sehr schwierig, die Vereinigten Staaten zu besiegen“

Datum: 19. Februar 2024 um 9:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Medienkonzentration, Vermachtung der Medien, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
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Die westlichen Demokratien dagegen haben keine Propaganda nötig, so jedenfalls ihr Selbstverständnis. Die australische Journalistin Caitlin Johnstone beschreibt im folgenden Artikel, wie im Westen, insbesondere in den USA, die Öffentlichkeit beeinflusst wird. Sie kommentiert: „Das US-Imperium hat die bei weitem raffinierteste und effektivste Propagandamaschine, die jemals existierte. Sie ist so komplex in ihrer Arbeitsweise, dass die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass sie existiert.“ Die 27.000 PR-Berater, die das Pentagon laut AP-Recherchen schon 2009 einsetzte, werden in den vergangenen 15 Jahren kaum weniger geworden sein. Übersetzung: Susanne Hofmann.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

„Im Propagandakrieg ist es sehr schwierig, die Vereinigten Staaten zu besiegen“
von Caitlin Johnstone

Ein Moment in Tucker Carlsons Interview mit Wladimir Putin fand bislang wenig Beachtung. Nachdem Putin angedeutet hatte, dass NATO-Mächte hinter der Sprengung der Nord Stream Pipelines im Jahr 2022 steckten, reagierte Carlson darauf, indem er Putin fragte, weshalb er der Welt denn keine Beweise dafür darlege, um auf die Weise „einen Propagandasieg einzufahren“.

„Im Propagandakrieg ist es sehr schwierig, die Vereinigten Staaten zu besiegen, weil sie die Medien der Welt und viele europäischen Medien kontrollieren“, erwiderte Putin und fügte hinzu: „Die Nutznießer der größten europäischen Medien sind US-amerikanische Finanzinstitutionen.“

Ich kann Putins Anspielungen zu Nord Stream nicht beurteilen, aber er hat eindeutig recht, was die Macht der US-amerikanischen Propagandamaschine betrifft. Von allen Gebieten, auf denen man die Vereinigten Staaten herausfordern könnte, ist das Gebiet der Propaganda sicherlich das ungünstigste. Das US-Imperium hat die bei weitem raffinierteste und effektivste Propagandamaschine, die jemals existierte. Sie ist so komplex in ihrer Arbeitsweise, dass die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass sie existiert.

In einem „Fakten-Checker”-Artikel mit dem Titel „5 Lügen und eine Wahrheit in Putins Interview mit Tucker Carlson“ nennt Politico Europe die obengenannte Behauptung eine Lüge. Schließlich habe Russland Staatsmedien, während die US-Medien in Privatbesitz seien.

„Die größten Nachrichtenportale befinden sich in Privatbesitz und operieren unabhängig von direkter Regierungskontrolle. Im Gegensatz dazu ist die Medienlandschaft in Russland staatlich kontrolliert“, schreibt Sergey Goryashko von Politico. „Das staatliche russische Fernsehen und die größten Nachrichtenagenturen sind im Besitz der Regierung, und der Kreml kontrolliert andere Medien oder zerstört jene, die sich weigern zu kooperieren“.

Unter dem Artikel findet sich eine Zeile, die da lautet: „Sergey Goryashko schreibt für POLITICO in Rahmen des von der EU geförderten EU4FreeMedia-Programms.“

EU4FreeMedia ist eine Initiative zum „Management“ von Narrativen, die eingerichtet wurde, um dabei zu helfen, „russische Journalisten im Exil“ in führende europäische Publikationen einzubinden, also im Ausland lebenden Russen, die mit der aktuellen Regierung in Moskau ein Hühnchen zu rupfen haben, maximale mediale Reichweite zu geben. Unterstützt wird diese Einrichtung von Radio Free Europe/Radio Liberty, einem von der US-Regierung finanzierten Medienprogramm unter dem Dach der US-Propaganda-Einrichtung United States Agency for Global Media.

Ich hätte kein besseres Beispiel für meine These finden können, dass die US-Regierung und ihre europäischen Lakaien ein komplexes und ausgefeiltes Projekt am Laufen haben mit dem Ziel, die europäischen Medien immer weiter gegen die Russische Föderation in Stellung zu bringen: ein Politico-Artikel, der Putin einen Lügner nennt und behauptet, Propaganda existiere im Westen nicht.

Es gibt einen alten Witz: Ein Russe und ein Amerikaner sitzen im Flugzeug nebeneinander. „Warum fliegen Sie in die USA?“, fragt der Amerikaner. „Um amerikanische Propaganda zu studieren“, antwortet der Russe. „Welche amerikanische Propaganda?“, fragt der Amerikaner. „Genau“, antwortet der Russe.

De facto erlaubt das Wesen des US-zentralisierten Imperiums, eine massive internationale Dauerpropaganda über die Massenmedien zu betreiben, die zumeist in privater Hand liegen. Ganz unterschiedliche Faktoren spielen hier eine Rolle, die ich in meinem ungewöhnlich langen Artikel „15 Gründe, weshalb die Mitarbeiter der Massenmedien wie Propagandisten agieren“ dargelegt habe.

Auf den Punkt gebracht: Wer wohlhabend genug ist, ein Massenmedium zu kontrollieren, hat auch ein Eigeninteresse daran, den Status quo zu erhalten, auf dem sein Vermögen beruht. Die Betreffenden werden also zu diesem Zweck mit etablierten Machtstrukturen zusammenarbeiten.

Die Tatsache, dass diese Massenmedien unabhängig aussehen, aber als Propagandaorgane des US-Imperiums fungieren, ermöglicht es ihrer Propaganda, in die Köpfe der Menschen zu dringen, ohne einen Würgereflex kritischen Denkens oder von Skeptizismus auszulösen. Das wäre nicht möglich, wenn die Menschen wüssten, dass die Massenmedien ihnen Propaganda einflößen. Propaganda wirkt nur, wenn sie einem nicht auffällt.

Die Unsichtbarkeit der US-Propaganda wird weiter befördert durch die subtilen Methoden ihrer Anwendung. Das sieht man schön am Beispiel der Berichterstattung über US-gestützte, massenhaft begangene Gräueltaten in Gaza.

In einem Artikel mit der Überschrift „Analyse zeigt: Berichterstattung in der New York Times und anderen großen Zeitungen hat eine kräftige Schlagseite zugunsten Israels“ berichtet The Intercept, dass eine Überprüfung von tausend Artikeln aus der New York Times, der Washington Post und der Los Angeles Times über Israels Krieg gegen Gaza ergeben habe, dass die Zeitungen durchgehend Begriffe benutzten, die Israels Interesse dienten.

„Stark gefühlsbetonte Begriffe für die Tötung von Zivilisten wie „abschlachten“, „Massaker“ und „grauenvoll“ waren nahezu ausschließlich den Israelis vorbehalten, die von Palästinensern getötet wurden. Sie wurden dagegen kaum verwendet, wenn Palästinenser die Opfer von Israelis waren“, berichten Adam Johnson und Othman Ali in The Intercept. Redakteure und Reporter nannten es 60 Mal häufiger „abschlachten“, wenn es um die Tötung von Israelis, als wenn es um die Tötung von Palästinensern ging. „Massaker“ wurde 125 Mal in Bezug auf die Tötung von Israelis verwendet und nur zwei Mal in Bezug auf die Tötung von Palästinensern. Das Adjektiv „grauenhaft“ fand 36 Mal Verwendung in Bezug auf die Tötung von Israelis und nur vier Mal in Bezug auf die Tötung von Palästinensern.

Diese Art von Manipulation würde einem beiläufigen Nachrichtenkonsumenten nicht auffallen. Wahrscheinlich stolpert man nur über die Abwesenheit von emotional aufgeladenen Wörtern in der Berichterstattung über von Israelis getöteten Palästinensern, wenn man gezielt nach Einseitigkeit Ausschau hält.

Diese Art tendenziöser Berichterstattung nimmt alle möglichen Formen an, zum Beispiel die Schlagzeilen über die Tötung eines sechsjährigen Mädchens namens Hind Rajab und ihrer Familie durch die israelische Armee (IDF). Verlässliche Propagandaorgane wie CNN, die New York Times und die BBC haben sich für folgende Titel entschieden: „Fünfjähriges palästinensisches Mädchen tot aufgefunden, nachdem es unter israelischem Beschuss im Auto gefangen war“, „Vermisste 6-Jährige und Rettungsteam laut Hilfsorganisation in Gaza tot aufgefunden“ und „Hind Rajab, 6, Tage nach Hilferufen in Gaza tot aufgefunden“. Im Gegensatz dazu berichtet Al Jazeera über dieselbe Geschichte unter der Überschrift „Leiche von 6-Jähriger, die in einem „absichtlichen“ israelischen Angriff starb, nach 12 Tagen gefunden“, und Middle East Eye textet: „Hind Rajab: Palästinensisches Mädchen tot aufgefunden, nachdem es tagelang unter israelischem Beschuss gefangen war“.

Der Unterschied ist leicht zu erkennen, wenn man die Titel nebeneinanderlegt, wie ich es eben getan habe. Doch wenn man nicht gerade gezielt danach sucht und Hintergrundwissen besitzt, entgeht einem wahrscheinlich, was hier vor sich geht. Wer wie die meisten Menschen nur die Schlagzeile liest, wird von den imperialen Medien nie erfahren, dass das Kind von Israel getötet wurde, und ganz sicher wird er oder sie nie von dem panischen telefonischen Hilferuf des Mädchens erfahren, den sie absetzte, während sie unter Beschuss der IDF war, inmitten der Leichen ihrer getöteten Familienangehörigen. Wenn man sich in den herkömmlichen und in den algorithmus-gesteuerten Online-Medien über die Welt informieren will, verbringt man Tag für Tag mit einem verzerrten Blick auf die Geschehnisse in Gaza.

Die westliche Presse formuliert ständig derartige Schlagzeilen. Sie versucht, diejenigen, mit denen sie sympathisiert, zu schützen, wenn sie für den Tod eines Menschen verantwortlich sind. Das ist insbesondere der Fall, wenn es um den Tod von Palästinensern geht. Im vergangenen Monat veröffentlichte die BBC einen Artikel mit der Überschrift „Rekordanzahl an Zivilisten durch Sprengstoff verletzt“, als ob diese Feuerwerkskörper falsch gehandhabt hätten und nicht aktiv durch israelische Bomben getötet wurden. Die BBC überarbeitete später ihre schreckliche Schlagzeile, jedoch in die entgegengesetzte Richtung, indem sie nämlich „Rekordanzahl“ durch „große Anzahl“ ersetzte, um das Phänomen noch kleinerzureden.

Vergleichen Sie das einmal mit BBC-Schlagzeilen, wenn es um Ukrainer geht, die durch russische Angriffe getötet wurden. Da hieß es neulich: „Ukrainekrieg: Russische Angriffe fordern fünf Todesopfer in Kiew und Mykolaiw“, ein anderer Titel lautete „Ukrainekrieg: Baby durch russischen Angriff in Hotel in Charkow getötet“.

Kapiert? In der Ukraine sterben Menschen durch Bomben, weil Russland aus der Luft angegriffen und sie auf sehr russische Art getötet hat, während die Menschen in Gaza durch Sprengstoff verletzt werden, weil sie irgendwie irgendeinem Sprengstoff zu nahe gekommen sind.

In der vergangenen Woche veröffentlichte die Washington Post einen Meinungsartikel mit dem Titel „Macht sich Amerika in Israels blutigem Krieg in Gaza mitschuldig?“. Schon die Schlagzeile ist lächerlich verzerrt, weil die Antwort – Ja – auf der Hand liegt. Auch nur zu implizieren, dies stünde in Frage, verzerrt die Dinge zugunsten von Amerika. Doch selbst das war den Redakteuren der Post zu viel, sie gaben dem Artikel einen neuen Titel: „Hat der Gaza-Krieg verändert, wie Sie sich als Amerikaner fühlen?“, um die Amerikaner davon abzuhalten, sich zu viele Gedanken über Israels blutigen Krieg in Gaza und die Mitschuld ihres Landes zu machen.

In einem Artikel mit dem Titel „Biden versucht es erneut mit den arabischstämmigen Amerikanern in Michigan“ formulierte Farah Stockman, Mitglied der Redaktionsleitung, folgende vollkommen irre Zeile: „Die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober scheinen Bidens Wahlaussichten zu beeinflussen.“ Und die New York Times druckte das tatsächlich ab.

Lesen Sie diese Zeile noch einmal: Stockman sagt damit, die arabischstämmigen Amerikaner lehnten Biden aufgrund der Hamas-Angriffe ab, was natürlich absurd ist; sie lehnen Biden ab, weil er einen Genozid in Gaza unterstützt. Stockman schrieb diese unsinnige Zeile, weil man in der New York Times nicht so etwas schreiben kann wie: „Israels Genozid in Gaza“ oder „die Beihilfe des Präsidenten zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Man bekäme dort gar keinen Job, würde man so etwas schreiben wollen. Stattdessen tun wir so, als ob die arabischstämmigen Amerikaner einfach wegen der Ereignisse am 7. Oktober stinkwütend auf Biden seien.

Doch, nochmal: Diese kleinen Manipulationen fliegen unter dem Radar, wenn man nicht gezielt danach Ausschau hält. So genial ist die unsichtbare Propagandamaschine des US-Imperiums. Deshalb ist es sehr schwierig, einen Propagandakrieg gegen die Vereinigten Staaten zu gewinnen, deshalb sind die Menschen im Westen so erfolgreich dazu manipuliert worden, den Status quo endlosen Krieges, Ökozids, Ungerechtigkeit und Ausbeutung zu akzeptieren, und deshalb sieht die Welt so aus, wie sie jetzt aussieht.

Titelbild: Kremlin.ru, CC 4.0


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