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Titel: Der Vergleich des Pro-Kopf-Einkommens verschiedener Länder sagt nicht alles über den Wohlstand der heimischen Bevölkerung.

Datum: 8. Mai 2006 um 13:55 Uhr
Rubrik: Strategien der Meinungsmache, Ungleichheit, Armut, Reichtum, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
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„Die Welt“ berichtet heute über eine Studie, die die Forschungsabteilung der Deutschen Bank im Auftrage der „Welt“ gemacht hat:

Deutschland fällt im Wohlstandsvergleich zurück
Studie: Spanien überholt die Bundesrepublik voraussichtlich im Jahr 2008 – Ökonom fordert Wachstumskonzept ein.

So der Titel der „Welt“. Auch dieser Artikel und die zu Grunde liegende Studie dienen vor allem der Panikmache und der Ablenkung von der falschen Wirtschaftspolitik.

Zunächst wird in dem Bericht immerhin auf die besondere Belastung durch die besondere Art des Vereinigungsprozesses hingewiesen. Dann aber wird der sich verschlechternde Rang beim Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen zum Beispiel im Vergleich mit Spanien auf den schlechten Anteil von Hochschulabschlüssen zurückgeführt, also auf ein strukturelles Problem. Das ist der alte Unsinn: die Verschlechterung unseres Pro-Kopf-Einkommen im Vergleich zu anderen Ländern ist die statistische Folge unserer mangelnden konjunkturellen Entwicklung. Das Wachstum stagniert. Auch weil gutausgebildete Menschen keinen Job finden. Schon dieser Hinweis zeigt, wie unsinnig die Analysen in der erwähnten Studie sind.

Hinzu kommt noch, dass der Realeinkommensvergleich noch nicht sehr viel sagt. Wenn in einem Land wie zum Beispiel in Irland aus Steuerfluchtgründen hohe Einkommen von Unternehmen und Vermögenden anfallen, dann steigt das Realeinkommen pro Kopf. Das sagt aber noch gar nichts über den Wohlstand der heimischen Bevölkerung. Am Falle Irlands habe ich dies in einem einschlägigen Kapitel der „Reformlüge“ abgehandelt. Diesen Text finden Sie in der Rubrik “Veröffentlichungen der Herausgeber”.

Außerdem: Spanien als besonders erfolgreich hoch zu spielen, ist zumindest fragwürdig, wenn man auch andere Kriterien als Maßstab heranzieht. Spanien hat ein vergleichsweise hohes Außenhandelsdefizit. Siehe hierzu die Daten der Bundesagentur für Außenwirtschaft vom 7.4.2006:

Spanien Außenhandel mit Rekorddefizit
Import ungebremst / Export verhalten / Leistungsbilanz mit massivem Defizit

Madrid (bfai) – Der spanische Warenaußenhandel wies 2005 im Zuge der unverändert dynamischen Wirtschaftsentwicklung Zuwachsraten auf. Allerdings treten die strukturellen Schwächen noch deutlicher hervor. So nahmen die Importe im Vergleich zu den Exporten um das Zweieinhalbfache zu und vergrösserten gewaltig das bestehende Defizit. Im laufenden Jahr wird von einer leichten Entspannung ausgegangen. Allerdings wird es erheblicher Anstrengungen bedürfen, um die bestehenden Ungleichgewichte abzubauen.

Der spanische Außenhandel belief sich 2005 auf 385,0 Mrd. Euro, was gegenüber 2004 eine Zunahme um 8,9% bedeutet. Das gesamte Volumen hält am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2005 einen Anteil von fast 43%. Allerdings fiel die Dynamik recht unterschiedlich aus. So erhöhten sich die Exporte lediglich um 4,8%, während sich die Importe um 11,7% steigerten. In der Folge stieg der ohnehin traditionell negative Fehlbetrag um über 28% auf 77,8 Mrd. Euro an. Das Außenhandelsdefizit hält am BIP einen Anteil von 8,6%. Dies ist die höchste Quote, die hiesigen Stimmen zufolge je registriert worden ist.

Tabelle: Außenhandelsstruktur (Angaben in Mrd. Euro)

Jahre Export Import Saldo Importdeckungsquote
2000 124,1 169,4 -45,3 73,2
2001 129,8 173,2 -43,4 74,9
2002 133,3 175,3 -42,0 76,0
2003 137,8 184,1 -46,3 74,8
2004 146,4 207,1 -60,7 70,7
2005 153,6 231,4 -77,8 66,4

Quelle: Ministerio de Industria, Turismo y Comercio (MITC)

 


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