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Titel: Handelsblatt: „Doch die Welt ist, wie sie ist, und sie verlangt nach Kriegsgerät“

Datum: 28. August 2025 um 10:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Aufrüstung, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Neue Munitionsfabriken, Zwangs-Wehrdienst, Sozialkürzungen: Selbstherbeigeführte Krisen werden aktuell von Journalisten und Politikern zu höheren Gewalten erklärt, denen man sich zu ergeben habe. Diese Masche soll die Verantwortlichen für Militarisierung, Sozialabbau, Kriegsgefahr und Verteuerung entlasten – schließlich sei die Welt eben so, „wie sie ist“. Aber das stimmt nicht: Diese Verantwortlichen haben die Welt so gestaltet, wie sie nun ist – und man könnte diesen Zustand auch ändern! Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die Daumenschrauben der Militarisierung werden durch Politiker und Mainstream-Journalisten kontinuierlich angezogen: Dieser Tage bestimmen zwei Meldungen die Nachrichten: Der Bau einer neuen Munitionsfabrik durch „Rheinmetall“ und die Debatte um einen sehr wahrscheinlich kommenden Zwangs-Wehrdienst.

Während einerseits die Militarisierung der Gesellschaft seit Jahren auf allen Mainstream-Kanälen aggressiv vorangetrieben wird, werden gesellschaftlich sichtbare Folgen dieser Militarisierung dann oft verschämt als „höhere Gewalten“ dargestellt, die praktisch aus dem Nichts plötzlich „notwendig“ werden – auch wenn „wir“ das doch alles so nicht gewollt hätten! Nach dem falschen Motto: Was sollen die Kriegstreiber in den Parlamenten und Redaktionen denn auch machen? Die böse Welt ist doch nun mal so, wie sie ist!

Aktuelle Beispiele für diesen „falschen Fatalismus“ lieferten gerade (unter anderem) Verteidigungsminister Boris Pistorius oder das Handelsblatt. Anlässlich der Eröffnung der neuen Rheinmetall-Fabrik sagte Pistorius laut Medien:

Wir alle würden lieber in einer Welt leben, in der das alles gar nicht notwendig wäre.“

Und das Handelsblatt behauptete im gleichen Artikel von diesem Donnerstag:

Doch die Welt ist, wie sie ist und sie verlangt Kriegsgerät, darüber waren sich die gestern anwesenden Politiker einig.“

Selbstgemachte Krisen werden zu „höherer Gewalt“

Die Aussagen von Pistorius und aus dem Handelsblatt sollen eine (nur scheinbar) naiv-fatalistische Haltung vortäuschen und außerdem die Verantwortlichen für die Folgen einer selber forcierten Entwicklung entlasten: Nein, die Welt ist nicht, „wie sie ist“, sondern sie ist so, wie sie von den jeweils verantwortlichen Politikern, Journalisten, Lobbygruppen usw. geformt wird. Eine andere Politik hätte auch eine andere „Welt“ zur Folge gehabt.

Diese Versuche, die selber angerichteten Krisen zu höheren Gewalten zu erklären, die plötzlich einfach „da“ sind, müssen zurückgewiesen werden. Die jahrelangen Eskalationen vonseiten westlicher Militaristen und Wirtschaftskrieger haben zur jetzigen Situation und zum Ukrainekrieg geführt – und zwar absolut voraussehbar. Auch die für die europäischen Gesellschaften selbstzerstörerischen Pläne der Aufrüstung wären nicht nötig, wenn endlich eine europäische Sicherheitsordnung unter Einbeziehung Russlands geschaffen würde.

Doch diese Ordnung wird von den allermeisten hiesigen Politikern und Mainstream-Journalisten nicht einmal angestrebt. Versuche, in diese Richtung zu wirken, werden von dieser Seite regelmäßig schwer diffamiert. Gleichzeitig werden die voraussehbaren Folgen aus der Verweigerung dieser Sicherheitsordnung dann „überrascht“ festgestellt.

Billiger geht es kaum

Die Eskalation gegenüber Russland wird seit Jahren kontinuierlich gesteigert. Wer sich an dieser Zuspitzung in Form von Propaganda, Sanktionen, Maidan-Umsturz, Wirtschaftskrieg, Donbass-Beschuss etc. beteiligt hat, obwohl zahlreiche informierte Persönlichkeiten laut davor gewarnt haben, dass diese Eskalation zu einem Krieg in Europa führen würde, hat sich mitschuldig gemacht. Diese Personen haben den Status des Beobachters aufgegeben und sind zu Akteuren geworden – damit haben sie auch das Recht verwirkt, sich als staunende Zeugen einer „höheren Gewalt“ darzustellen, an der sie unschuldig seien, deren Folgen sie nun aber irgendwie in den Griff kriegen müssten.

Das war schon das Prinzip der Ampel-Regierung, etwa beim Thema Energieversorung: Selbstgemachte Krisen als höhere Gewalten und „Stürme der Geschichte“ darzustellen, denen man sich angeblich heldenhaft entgegenstellt.

Zugespitzt: Erst bringen militaristische Akteure in Medien, Politik und Lobbygruppen „die Welt“ durch eigene Handlungen und trotz eindringlicher Warnungen in einen bedrohlichen Zustand. Und dann ringen sie die Hände und beklagen die Reaktionen, die nun „leider Gottes“ auf den selber angerichteten Zustand folgen „müssen“.

Billiger und geschichtsloser geht es kaum – es ist erschreckend, dass sie dennoch damit durchkommen.

Titelbild: Grok – Das Titelfoto ist ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Symbolbild.


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