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Titel: Wenn der politische Geist der angeblichen Zeitenwende die Bundeswehr infiltriert
Datum: 9. Oktober 2025 um 9:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Aufrüstung
Verantwortlich: Redaktion
„Kurz: Ich will für ein Heer arbeiten, das bereit ist zum Kampf, das sich durchsetzt, das gewinnt.“ Das sind die Worte des neuen Heeresinspekteurs der Bundeswehr. Gerade hat Generalleutnant Christian Freuding das Wort an die „Truppe“ gerichtet. Seine Aussagen lassen aufhorchen. Die politisch forcierte „Zeitenwende“ trägt ihre Früchte in der Bundeswehr. Eine deutsche Armee meldet sich auf dem militärischen Feld („Spielfeld“) zurück, die gar nicht oft genug von „kämpfen“ sprechen kann. Und das ist politisch gewollt. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
Ein Heer, das „bereit ist zum „Kampf“ und das sich dann auch noch „durchsetzt“ und „gewinnt“: Was sind das nur für Worte? Sie kommen von keinem Geringeren als dem neuen Heeresinspekteur der Bundeswehr. Generalleutnant Christian Freuding wendet sich an die Soldaten und Soldatinnen des deutschen Heeres und gebraucht Worte, die von vorne bis hinten den Stempel des Politischen tragen. Freuding untersteht dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer. Breuer untersteht Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Allein schon die Hierarchieebene verdeutlicht, dass sich hier nicht ein ranghoher Militär in der Sprache des Militärs an die „Truppe“ wendet – und man vielleicht die Worte lediglich als das Produkt einer eigenen Sinngemeinschaft abtun könnte, zu der ja nun mal in gewisser Weise der „Kampf“ dazugehört, die aber ansonsten niemanden im Außen wirklich tangiert. Nein, das hier ist anders zu verstehen.
Freudings Aussagen fallen so aus, wie sie ausfallen, weil sie politisch gewünscht sind. Die deutsche Regierung samt weiter Teile des Parlaments hat die Saat der angeblichen „Zeitenwende“ ausgestreut – auch in die Bundeswehr. Und dort geht sie schneller auf, als es einem Land, das friedlich sein will, lieb sein kann.
„Kurz: Ich will für ein Heer arbeiten, das bereit ist zum Kampf, das sich durchsetzt, das gewinnt; das seinen Beitrag dazu leistet, Frieden und Freiheit zu wahren. Mehr geht nicht, weniger auch nicht“, sagt Freuding zum Abschluss seiner Ausführungen. Viermal kommt das Wort „Kampf“ in seiner Rede vor, einmal der Begriff „Verteidigung“ – auch das ist vielsagend. Wenn Freuding hier von einem Heer spricht, das bereit zum Kampf sein soll, das sich durchsetzen und gewinnen soll, dann wird klar, wie schwer der auf der politischen Ebene vollzogene Bruch mit der Friedenspolitik ist. Eine Politik – insbesondere mit der dunklen Geschichte Deutschlands im Rücken –, die sich primär ihrem Friedensauftrag verpflichtet fühlt und derartige Worte entstehen lässt, hat geistig längst mit diesem Auftrag gebrochen. Vordergründig mag es logisch sein, dass im Grunde genommen jede Armee eines Landes „bereit“ sein muss zum Kampf, um im Falle eines Falles eben das zu tun, wozu eine Armee da ist. Doch es geht hier nicht um Vordergründiges. Auf diese Weise zu einem Zeitpunkt zu reden, wo die deutsche Politik immer weiter auf Konfrontationskurs mit Russland geht, verweist auf einen Mentalitätswandel, der ins Verderben führt.
Nicht einmal erwähnt Freuding Russland, aber allen ist klar, in welche Richtung diese Worte gemeint sind. Das macht die Aussagen umso ungeheuerlicher, ja geradezu wahnsinnig. Eine Bundeswehr, die bereit sein will, gegen die russische Armee zu kämpfen, sich durchzusetzen und zu gewinnen? Der politische Anstand ist seit Langem verloren, der militärische Anstand anscheinend ebenso. In Anbetracht dessen, welches verheerende Leid die Wehrmacht über Russland gebracht hat, sind Aussagen eines ranghohen Militärs der Bundeswehr, die in ihrem Subtext den militärischen Kampf auf dem Schlachtfeld gegen Russland in Betracht ziehen, von monströser Gestalt.
„Vor uns liegen anspruchsvolle Aufgaben“, sagt Freuding und führt weiter mit den Worten aus:
Wir müssen unsere Einsatzbereitschaft weiter verbessern. Wir wollen endlich die materielle Vollausstattung erreichen. Wir müssen auch personell wachsen. Wir werden neue Verbände und Großverbände aufstellen – zuvorderst unsere Panzerbrigade 45 in Litauen – und unsere Ausbildungsstrukturen auf den neuen Wehrdienst anpassen. Wir werden wieder eine Heeresflugabwehrtruppe haben, und wir werden dringend erforderliche Fähigkeiten, wie den Kampf mit und gegen Drohnen, umgehend weiterentwickeln und ausbauen. Das alles geschieht unter hohem Zeitdruck, denn die Lage richtet sich nicht nach unserem Planungszeitstrahl. Der Feind wartet nicht auf unsere „Fertig“-Meldung.
Der Feind ist längst ausgemacht, das wird überdeutlich. Und ein Feind, der nicht wartet, der kann nur, ja: der muss angreifen. Der politische Wahnsinn, der Russland als Bedrohung für Deutschland darstellt, findet sich längst auch auf militärischer Seite.
Mehrmals gebraucht Freuding die Worte „Wille“ und „Kampf“.
Unsere Ambition für das Morgen muss einhergehen mit dem Willen, den Kampf heute aufzunehmen und zu gewinnen – dann, wenn wir gefordert sind, uns und unsere Alliierten zu verteidigen. So, wie wir sind, mit dem, was wir haben.
Oder etwa hier:
In diesem Verständnis will ich mit Ihnen mit all meiner Kraft für ein Heer arbeiten, das von dem unbedingten Willen zur gemeinsamen Auftragserfüllung getragen wird;
Oder hier:
Denn an diesen Orten wird genau das gelebt, was uns auszeichnen muss: Kameradschaft, militärische Exzellenz, der Wille zum Kampf und das Eintreten für unsere freiheitlichen Werte.
Ja, Pathos gehört zu den Reden der Militärs. Aber hier entsteht eine Kraft, die zerstörerisch ist.
Titelbild: © Bundeswehr
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