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Titel: Angriff auf Kinder: Innenminister will, dass die Schulen auf Krieg vorbereiten

Datum: 27. Oktober 2025 um 13:47 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Aufrüstung, Bildungspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech
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Medien berichten: Innenminister Alexander Dobrindt will, dass Kinder in der Schule auf Krisen und Krieg vorbereitet werden. In der WELT ist von einem „Angriffsziel Deutschland?“ zu lesen, die Schlagzeile lautet: „Es könnte 2026 soweit sein. Es könnte heute Abend soweit sein“. Und der Grüne Volker Beck schreibt auf der Plattform X: „Damit es auch der Letzte versteht: Putin will Krieg.“ Das sind nur drei Beispiele der letzten Tage, die verdeutlichen: Angst- und Stimmungsmache laufen auf Hochtouren. Und: Eine Politik, die Kinder auf „Krisenfälle“ vorbereiten will, übersieht: Es gibt bereits einen großen Krisenfall. Die vorherrschende Politik ist zum größten Krisenfall geworden, den die Republik je erlebt hat. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Was ist von einem Politiker zu halten, der Kinder auf den Krieg vorbereiten will? So viel wie von einem Mandatsträger, der nüchtern von über 1.000 möglichen verletzten Bundeswehr-Soldaten pro Tag im Kriegsfalle spricht. Kinder auf Krieg vorbereiten? Eine Politik, die sich ein solches „Ziel“ steckt, hat längst selbst den Weg jener Destruktivität eingeschlagen, vor dem sie Kinder warnen will. Wenn es soweit ist, dass Kinder in den Schulen auf einen Kriegsfall vorbereitet werden sollen, dann wird deutlich: Diese Politik ist anachronistisch, unverantwortlich und dumm noch obendrauf. Nicht vorwärts, sondern rückwärts. Nicht nach vorne, in eine friedliche Zukunft, sondern zurück zum Geist des Kalten Krieges und dem US-Zivilverteidigungsfilm „Duck and Cover“, der Kinder beibringen wollte, wie sie sich im Falle eines Atomkriegs verhalten sollten.

Duck and Cover – sprich: Ducken und Deckung suchen! So war das damals. Und so ähnlich soll es heute also nochmal sein. Da vermochte es die Politik, von damals bis zur Wende von 1989/1990 die Gesellschaften mit dem Schreckgespenst vom „bösen Russen“ in Atem zu halten – und heute? Ziehen Politiker ihr Stahlhelmchen auf, steigen in den Panzer des politischen Wahnsinns und wollen gegen jenen Feind anfahren, der doch im Grunde genommen nicht einmal damals ein Feind war.

Längst arbeitet die Politik daran, dass Feindbild in ihrem Kopf zum Feindbild der Gesellschaft zu machen. Und nun greifen Sie auch noch die Gehirne der Kinder an. Die Schwächsten in der Gesellschaft, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, deren kindliches Gemüt, ihre Lebensfreude und ihr Leichtsinn möglichst lange von Erwachsenen gut behütet werden sollten, wollen Politiker auf „Krisen- und Kriegsfälle“ vorbereiten. Dabei übersehen sie: Einen großen Krisenfall gibt es längst. Die vorherrschende Politik ist zum größten Krisenfall geworden, den die Republik je erlebt hat. Dagegen würde helfen: Eine Schulbildung, die im besten Sinne des Grundgesetzes jenes Bewusstsein für eine fundierte Herrschaftskritik vermittelt, das für eine Demokratie unerlässlich ist. Doch weit gefehlt: So wie die Schulen die Türen für die Bundeswehr öffnen und Jugendoffiziere den Geist der politisch herbeifantasierten „Zeitenwende“ verbreiten lassen, so werden sich die „Bildungseinrichtungen“ nun aller Voraussicht nach wohl kaum den Plänen des Innenministers in den Weg stellen.

Duck and Cover – oder wie auch immer das Motto für das hirnverbrannte Vorhaben lauten mag: Die Schulen dürften willfährig zur Umsetzung bereitstehen und damit einmal mehr (von Ausnahmen abgesehen) dokumentieren, dass sie tragischerweise ihren erklärten Ansprüchen nicht gerecht werden. Politischen Wahnsinn, Manipulation und Propaganda kritisch dekonstruieren? Das bleibt den Eltern oder den Kindern selbst überlassen. Allein schon die Ankündigung Dobrindts müsste die Lehrer auf die Straße treiben. Stattdessen: Business as usual. Bloß nicht aus der Reihe fallen, bloß nicht negativ auffallen. Schließlich: Karriere, Geldverdienen und die eigene politische Naivität unangetastet lassen.

Die Institution Schule versagt in der „Zeitenwende“ – so wie sie schon in der Coronazeit und auch immer wieder davor versagt hat. Was will die Politik den Kindern in unserer Gesellschaft noch alles zumuten? Zunächst die mentalen Kriegsvorbereitungen und dann? Krieg?

Das Schlimme ist: Längst schaukeln verschiedene Teilbereiche und Institutionen unserer Gesellschaft die Kriegsgefahr wechselseitig hoch. Politik, Medien, Expertentum, Bundeswehr, Schulen usw.: Überall ist die Rede von der drohenden Gefahr aus Russland. Während Dobrindt die Schulen einspannt, übertrumpfen sich „Qualitätsmedien“ mit aberwitzigen Schlagzeilen.

„Ex-Generalinspekteur Zorn – Angriffsziel Deutschland? Es könnte 2026 sein. Es könnte heute Abend sein“, lautet eine Schlagzeile der Zeitung Die Welt. Das ist, soviel Fairness sollte zugestanden werden, eine hervorragende Schlagzeile – aus propagandistischer Sicht. Bei der Erzeugung von Angst spielt die Stimulation des Ungewissen eine große Rolle. Bis 2026 sind es ja noch über 2 Monate, aber: Was, wenn es „heute Abend“ schon soweit ist? Maske auf?, möchte man süffisant fragen. Deutlich wird: Angst- und Stimmungsmache sind allgegenwärtig. Das Ziel sind die Köpfe der Bürger.

Und dann ist da noch Volker Beck. Beck, der lange für die Grünen im Bundestag saß, zwitscherte auf der Plattform X die folgenden Zeilen: „Damit es auch der Letzte versteht: Putin will Krieg. Die Antwort auf diese Eskalation kann nur sein: #taurusjetzt Um es deutlich zu sagen: Entweder wir stoppen Putin in der Ukraine, in Polen und im Baltikum – oder erst am Rhein“. Was Beck noch nicht begriffen hat: Wollte eine Atommacht Krieg: „Wir“ könnten sie nicht stoppen. Weder mit Tauruslieferungen noch mit irgendwelchen inhaltlich entkernten Tweets auf einer Social-Media-Plattform. Zum Glück weiß der vernünftige Teil der Gesellschaft das auch.

Titelbild: EUS-Nachrichten/shutterstock.com


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