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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „Positionspapier der evangelischen Kirche: Grünes Licht für Kriegstüchtigkeit“
Datum: 18. November 2025 um 16:50 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag kommentiert Marcus Klöckner das Positionspapier „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit „frommen Worten und theologischer Raffinesse“ positioniere sie sich „auf eine Weise, dass sie der vorherrschenden Konfrontations- und Aufrüstungspolitik als Steigbügelhalter“ diene. Diese Kirche sei „längst in jenem Abgrund gelandet, über dem sie zu thronen“ vorgebe. Wir haben dazu zahlreiche und interessante E-Mails bekommen. Danke dafür. Die nun folgende Auswahl der Leserbriefe hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Es scheint, als könne man das gesamte Positionspapier der evangelischen Kirche mit folgenden 3 Worten zusammenfassen: Beten hilft nicht.
Ekkehard Blomeyer
2. Leserbrief
Zu Ihrem Artikel von heute, 14.11.25, ein Foto, aufgenommen in der Stadtpfarrkirche zu Zwiesel. Die Kirchen…es war noch nie anders…!
Gruß: Harald Kneißl
3. Leserbrief
Kirche hat nichts mit Religion zu tun.
Kirche ist ein weltliches Unternehmen mit großem Besitz und vielen Beschäftigen.
Diese Beschäftigten wollen Karriere machen, der Pfarrer will Bischof werden, der Bischof Kardinal, der Kardinal Papst.
Der Name Jesus in dem Kirchen-Papier ist nur ein Feigenblatt.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Jürgen Ziegler
4. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
Sehr guter Artikel von Marcus Klöckner!
Nicht nur die protestantische Amtskirche weist zunehmend Parallelen zu ihrer Rolle im Nationalsozialismus auf. Auf RT DE wurde die Friedensdenkschrift zutreffend als orwellisch bezeichnet. Es bleibt einem eigentlich bei dieser „Denk“schrift nur noch die Spucke weg, aber niemand sollte sich besonders wundern.
Die Antwort auf den Schlußsatz des Artikels von Marcus Klöckner kann nur ein eindeutiges „Nein“ sein. Wir wissen aber aus der Geschichte dass die Amtskirchen das Evangelium immer nach den Bedürfnissen der Mächtigen zurechtgebogen haben. Moralischer Nihilismus eben auch in der Kirche, und das nicht erst seit gestern!
Freundliche Grüße von einem formalen Vollheiden, und weiter so, Wolfgang Blendinger
5. Leserbrief
Hallo Herr Klöckner,
zu Ihrer Frage am Schluss: Nein, Jesus hätte das sicher nicht gewollt – und er ist schließlich gekreuzigt worden!
Die EKD scheint Angst zu haben, dass auch ihr dieses Schicksal droht, wenn sie es wagt, sich gegen die Herrschenden zu stellen. Dieses erbärmlich feige und ar…kriechende Positionspapier ist der Beweis dafür. Nur nicht anecken, das könnte die fetten Staatspfründe gefährden! Wieder einmal werden die Mordinstrumente (euphemistisch “Waffen”) gesegnet.
Übrigens gilt das genau so für die Konkurrenz, die katholische Kirche. Die hat zwar (noch) kein so entlarvendes Papier ausgespuckt, aber von einer dem Evangelium (auf das sie sich ja auch beruft) entsprechenden eindeutigen Einstellung gegen Krieg, Kampf und Mord ist auch in Rom kein Hauch zu spüren.
Nein, auf die christlichen Kirchen war und ist im “christlichen Abendland” nicht zu hoffen – sie sind immer Helfershelfer der Herrschenden gewesen und werden es weiterhin sein.
Nein, das hat Jesus sicher nicht gewollt!
Frdl. Gruß
Heinz Kreuzhuber
6. Leserbrief
Hallo,
ich habe mich schon gestern zu “Abschied vom christlichen Pazifismus“ zu Wort gemeldet.
Was da die evangelische Kirche oder einzelne Vertreter davon von sich geben, ist ungeheuerlich.
“Wenn friedliche Mittel der Konfliktbearbeitung ausgeschöpft sind und bewaffnete Gegenwehr die einzig verbleibende Möglichkeit zur Abwehr einer existenziellen Bedrohung darstellt, kann aus ethischer wie völkerrechtlicher Perspektive eine präventive militärische Reaktion gerechtfertigt sein.“
Eine existentielle Bedrohung kann es nur dann geben, wenn man tatsächlich angegriffen wird. Auch „reagieren“ kann man nur auf einer vorhergehende Tat. Eine “präventive militärische REaktion” gibt es daher gar nicht, ist reine Propaganda.
Wenn nun die FAZ meint, es sei bitter nötig, dass die evangelische Kirche Gewalt gegen Aggressoren gut heiße, um die Demokratie zu schützen (ich weiß nicht, ob das die evangelische Kirche wirklich so gesagt hat), dann kann ich nur antworten, dass in der Bibel, auf die sich die evangelische Kirche beruft, nirgendwo von Demokratie die Rede ist. Mir ist allerdings der Ausspruch Jesu bekannt: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist.
Die evangelische Kirche sollte sich also mehr darum kümmern, was Gottes und Jesu ist und nicht, was des Ares ist.
Freundliche Grüße
Ilse Bleier
7. Leserbrief
“Wenn friedliche Mittel der Konfliktbearbeitung ausgeschöpft sind und bewaffnete Gegenwehr die einzig verbleibende Möglichkeit zur Abwehr einer existenziellen Bedrohung darstellt, kann aus ethischer wie völkerrechtlicher Perspektive eine präventive militärische Reaktion gerechtfertigt sein.
Besser hätte es kein NATO-Vertreter formulieren können.”
Die o.a. Zeilen aus dem Artikel von Marcus Kllöckner habe ich an die EKD gesandt mit der Anmerkung:
Kirchen, die sich in die vorgegebenen Herrschaftsstrukturen einschmiegen, machen sich selbst überflüssig.
Eine Art “frohe Botschaft”, entsprungen der jesuanischen Liebesethik!
Friedenstüchtige Grüße
Ute Plass
8. Leserbrief
Guten Tag NDS
Schon immer war das Christentum der größte Kriegsmacher und Treiber in der Geschichte.
Wie ein roter Faden zieht sich durch 2.000 Jahre Christentum der Krieg.
Die Doppelmoral der Christen ist erstaunlich.
Die Menschen die sich als Christen bezeichnen und in Kirchen gehen und beten sind Paranoid und irrational.
Religionen sind die größten Gehirnwäscher.
In Nord- und Südamerika haben Christen gewütet wie Kriminelle.Wuerde man heute als Völkermord bezeichnen.
Wo waren die Christen im Nationalsozialismus?
Sie haben die größten Menschenverachter überall in der Welt unterstützt.
Mit Hilfe des Vatikans konnten Nazis nach Südamerika flüchten.
Zum Glück hat mich der Virus Religion nicht befallen.
Religionen, egal ob Christen, Juden, Moslems sind die Ursache für kriege in der Welt
Wie friedlich wäre die Welt ohne Religionen!!!
Jeder der für Frieden ist muss den Christentum eine Absage geben
Das setzt aber Voraus das man sich selber hinterfragt.
Das ist von der Masse der Menschen nicht zu erwarten.
Das haben Philosophen schon immer erklärt
Zum Lesen zu empfehlen:
Kriminalgeschichte des Christentums von Karl-Heinz Deschner .
MfG Dieter Klaucke
9. Leserbrief
Werte NDS
Sind diese Synodalen von allen guten Geistern verlassen? Von Gottes Geist auf alle Fälle. Nachdem in der letzten Zeit von der Kirche dröhnendes Schweigen zu vernehmen war und ich immer auf ein starkes Friedenswort gehofft hatte, nun dieser Tiefschlag. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Vielen, die in den Kirchgemeinden um Frieden bitten und beten.
Erinnern wir uns noch, was Friedensgebete erreichen können z.B. in Leipzig? Da hatte die (DDR-)Kirche noch Biß und Mut. Für uns als Christen in der DDR gab es Einschränkungen, aber es gab innerhalb der Kirche auch Freiheiten und demokratische Prozesse.
Daß ich nun in dieser EKD eine solche Bankrotterklärung erleben muß, hätte ich mir vorher nicht vorstellen können. Einer auf Lügen aufgebauten Kriegstüchtigkeit mit geheucheltem Zähneknirschen den Segen zu erteilen – nicht zu fassen. In meinem Alter und meiner Verbindung zur Kirchgemeinde werde ich den Schritt zum Kirchenaustritt nicht gehen, aber ich kann die verstehen, die dieser Kirche den Rücken kehren.
Beste Grüße und immer wieder Dank für ihre Arbeit
L. Ritter
10. Leserbrief
Na klar, lieber, werter Markus Klöckner und nachdenkende Mitmenschen.
Das war schon zu allen Zeiten so:
“Wess’ Brot ich ess’ dess’ Lied ich sing” oder wie halte ich das “dumpfe” Volk” still, sie werden schon nicht “beissen”, die Hand die sie füttert.
Seit Napoleons Zeiten werden die “Kirchens”, von den Herrschenden des Volkes bezahlt, also von den Steuern – und Abgaben zahlender Bürger des Landes.
Heute sind diese “Kirchen-dienenden” Landesbeamte, indem sie den Christenmenschen erklären und raten was gut oder schlecht für sie ist.
Ich hatte es auch erst 2015 geschafft, bis ich dieser”Gemeinschaft” den Rücken zukehrte und diese “Gemeinde” der Betrogenen und Verführten verlassen hatte. Aber nicht der Kirchensteuer wegen, sondern weil das “Bodenpersonal”, die meiner Ansicht nach die “himmlische” Herkunft ihres Auftrages nicht verstanden hatten oder mit Absicht missbrauchten.
Seit dem fühle ich mich freier und ehrlicher.
Ich bereue diese Entscheidung nicht.
Also trefft auch Ihr, die Lesenden, sehr bald Eure Entscheidung.
J. Juhre
11. Leserbrief
Guten Tag,
im Januar 2023 schrieb ich im (11.) Leserbrief an die Nachdenkseiten:
„Ich bin vor 3 Jahren (mit 69) nach manch – seitens verschiedener EKD-Stellen – meist ‘scheinheilig’ beantworteter E-Mail zu den Themen ‘Krieg und Frieden’ sowie ‘Umwelt- und Tierschutz’ aus der Ev. Kirche ausgetreten.
Hauptauslöser waren die Aussagen über einen ‘Gerechten Krieg’, wie auch im Kleinen Evangelischen Erwachsenen Katechismus von 2004 zu finden:Dort [bereits] wird das eindeutige Friedensgebot Jesu ‘mal eben locker übergangen, und Luthers Aussage zum Fünften Gebot (Du sollst nicht töten), in der er davon spricht, dass wir „unserem Nächsten …helfen und fördern in allen Leibesnöten“ (sollen), wird ergänzt um ‘notfalls mit Gewalt’. So passt es dann…
Wobei die deutschen Amts-Evangelen natürlich wie fast immer auf der Seite der Guten sind, und somit aktuell widerspruchslos für den höchst gefährlichen Kriegskurs der BRD-Regierung (und ihrer medialen Unterstützer).“
Heute, im November 2025 ist die EKD-Haltung fester und verlässlicher Bestandteil der allgemeinen ‘Kriegssüchtigkeit’ (Oskar Lafontaine – Deutschlands Todessehnsucht – nicht kriegstüchtig, aber kriegssüchtig).
In diesem Zusammenhang erinnere ich an ein passendes Bild in einer anderen Leserbriefzusammenstellung der Nachdenkseiten (16.01.2022…)
Friede auf Erden!
Heinz H. Bleidick
12. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
Ihr Kommentar zur neuen „Friedensdenkschrift“ der Evangelischen Kirche spricht mir aus dem Herzen. Die Amtskirche ist wie so oft in ihrer Geschichte in ein manichäisches Kreuzritterdenken verfallen. Der Unterschied zu früheren Zeiten ist in der Tat, dass sie sich sehr viel Mühe gibt, ihre Kollusion mit dem Staat mit reichlich geschwurbelter Rhetorik zu verschleiern.
Diese Entwicklung wird begleitet von einem Wandel weg von der christlichen Gemeinschaft in der Gemeinde hin zu einer Art NGO-Kirche oder – wie Patrik Baab es nennen würde – Gongo-Kirche ( Government organized NGO). Matthias Burchardt hat dies zuletzt satirisch in B&B #141 so treffend kommentiert: Die EKD AG zieht sich aus der kostspieligen Sparte der Sakraldienstleistungen zurück und fokussiert sich auf ihr Kerngeschäft: Seenotrettung, Impfwerbung und Demokratieförderung.
Sollte die Kirche diese Entwicklung überstehen, wird sie irgendwann mal – zu spät – bekennen wie wenig sie geglaubt und wie sehr sie gefehlt hat.
Das meint ein evangelischer Chist, dem diese Entwicklung in der Seele weh tut und der sich – angesichts der Vehemenz mit der sie von statten geht – dieser Entwicklung ohnmächtig gegenüber sieht.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Konradt
13. Leserbrief
Lieber V. Rekittke, lieber M. Klöckner,
vielen Dank für Ihre kritischen EKD Artikel.
Beim Lesen der aktuellen EKD Verlautbarungen zur Friedensfrage fiel uns auf, dass wesentliche Aspekte fehlen.
Was fehlt uns im klinisch reinen EKD Text? Kurz: Konkretionen und Folgen bedenken!
Beispiele:
(Mögliches Beispiel: 1990 als fiktive Stunde Null / Zweites mögliches Beispiel: Die aktuelle Eskalation der USA gegen Venezuela)?
Mit freundlichen Grüßen Udo und Ulrike Böttcher
14. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner und NDS Team,
Nach der beschwerlichen Lektüre dieses Machwerks ist eine kurze Zusammenfassung nicht einfach.
Ich denke, in Ihrem Artikel ist diese Zusammenfassung sehr gut gelungen. Dieses Papier entfaltet auf fast 150 Seiten ausschließlich ambivalente Reflexionen über Ethik ohne Rückhalt an Realitäten und geschichtlichen Prozessen. Den Rahmen für diese “Reflexionen” bildet das simple Hirngespinst eines Kampfes von unter Druck stehenden liberalen Demokratien gegen weltweit aufsteigende Autokratien.
Was den Ukraine Krieg angeht, wird im Grunde nur die Tatsache dieses Krieges erwähnt, ohne die Vorgeschichte dieses Krieges – Nato Osterweiterung, Maidan Putsch, Bruch der Minsker Abkommen, das Drängen des Westens, den kurz vor der Ratifizierung stehenden Friedensvertrag von Istanbul kurz nach dem Ausbruch des Krieges nicht zu unterzeichnen, also insgesamt die Mitverantwortung des Westens für diesen Krieg – auch nur zu erwähnen. Aus diesem Grund haben die Reflexionen über “christliche” Ethik keinen Rückhalt in der Realität und sind eine dreiste Zumutung für jeden nicht in politischer Verantwortung stehenden Bürger, wird doch das vollständige Versagen und auch das verbrecherische Kalkül amerikanischer und europäischer Akteure auf der politischen Bühne nicht einmal im Ansatz erwähnt, während dem Durchschnittsbürger, der für den Krieg keinerlei Verantwortung trägt (abgesehen von der Wahl kriegshetzerischer Parteien) durch ethische Sophisterei eine Verstrickung in diesem Krieg angedichtet wird. Im Resultat also eine vollständige Absolution für das versagende und verbrecherische politische Personal bei gleichzeitiger vollständiger Verantwortungsübergabe an die Durchschnittsbürger. Die EKD betreibt dasselbe niederträchtige Spiel wie die Politik. Die Verantwortung für die Folgen einer falschen, ja verbrecherischen Politik wird der Bevölkerung angedichtet.
Man darf gespannt sein, wie willfährig die EKD weiterhin der Politik zu Diensten sein wird. Der Ethikrat und seine Diva, die Buyxe der Pandora haben nach Corona an Glaubwürdigkeit verloren. Ich könnte mir vorstellen, dass nun in Sachen Ethik der Kriegstüchtigkeit die EKD den Ethikrat ablösen wird. Ging es während Corona darum, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Teilnahme an einem die ganze Menschheit umfassenden medizinischen Experiment moralisch geboten sei, so geht es heute darum, die Menschen davon zu überzeugen, dass eine grenzenlose Aufrüstung auf ihre Kosten und “Kriegstüchtigkeit” moralisch geboten sei. Im Resultat: Die Menschen davon zu überzeugen, dass ihre vollständige Selbstaufopferung moralisch geboten sei, während den in Wahrheit verantwortlichen Akteuren in Politik und Medien und den Blutgeld Aktionären von Rheinmetall & Co keine Opfer abverlangt werden und ihnen vollständige Absolution erteilt wird. Dieses Land ist in seiner Verkommenheit nicht mehr zu ertragen. Wir werden von Charaktermüll dominiert.
resignierte Grüße
D.Insinger
15. Leserbrief
Die EKD wendet sich von der Bibel ab und betätigt sich als mitläufer bei den Kriegstreibern, Hetzern und Propagandisten. Wohin das führt kann man untere jüngerer Geschichte in den Büchern nachlesen.
Als Christ erwarte ich ein Eintreten ohne wenn und aber gegen jegliche Gewalt, so wie Jesus Christus uns das vorgelebt hat.
Immerhin ist die andere große Kirche in Deutschland, die katholische Kirche (noch) anderer Meinung.
Wie zu erwarten wurde diese Pampelt von den Kommentatoren (wie heute morgen im SWR) hoch gelobt und als überfällig bezeichnet. Der ÖRR ist voll auf Kriegskurs. Und da macht sich die Junge Union noch Sorgen über die Renten.
Es ist einfach schrecklich in einer Zeit zu leben, wo Politik skundiert von den großen Medien mit Hetze, Lügen und Propaganda das Klima in der Gesellschaft vergiftet.
Wemm ich nicht schon vor 30 Jahren den Kirchen den Rücken gekehrt hätte, wäre das der Zeitpunkt auszutreten.
—
Wolfram Wadepohl
16. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
Ihren Kommentar zur aktuellen EKD-Denkschrift habe ich mit großem Interesse gelesen. Herzlichen Dank für Ihre klare Analyse!
Bereits im Vorwort der EKD-Denkschrift “Welt in Unordnung – gerechter Frieden im Blick / Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderung“ verortet sich die EKD dem Neusprech der Politik sowie der bundesdeutschen Leitmedien: So heißt es im Vorwort, Abs. 2, Seite 6: Zitat: Die Welt ist in Unordnung: Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine geht ins vierte Jahr“, Zitat Ende.
Der am 9. April 1945 auf Befehl Hitlers Im KZ Flossenbürg ermordete lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Wer fromm ist, muss politisch werden“. Doch eine Kirche, die offensichtlich die Kernbotschaft ihres Religionsstifters, die Frohe Botschaft von Jesus Christus aus der Bergpredigt, nämlich das unumstößliche Friedensangebot, negiert, hat ihre einstige unumstößliche moralisch gesellschaftliche Stellung längst eingebüßt und ist gesellschaftsrelevant im öffentlichen Meinungsspektrum nicht mehr präsent. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass in den nächsten 10-20 Jahren sowohl die katholische, als auch die evangelische Kirche nur noch rudimentär ein bedeutungsloses Dasein fristen werden. Längst schickt sich der Islam – wenn auch derzeit im öffentlichen Raum kaum wahrnehmbar – an, den Diskussionskurs zu unterwandern. Der katholische Theologe Dr. Eugen Drewermann gehört zu jener aussterbenden Spezies, die unerschrocken, wortmächtig und klar die Heilsbotschaft von Jesus Christus und ihre Transformation im öffentlichen Debattenraum unüberhörbar wirkmächtig verkünden! Vor 60 Jahren durfte ich als damals 16-jähriger der Grundsteinlegung einer neu zu erbauenden Kirche beiwohnen; heute, im Jahre 2025, wurde eben diese Kirche entwidmet, kein Einzelfall in den Kirchengemeinden einer Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern. Was bleibt, ist die vage verzagende Hoffnung, dass Gott den Verantwortlichen in Politik und Medien die Einsicht schenken möge, statt Konfrontation den Weg der Entspannung und Wiederbelebung der Demokratie zu beschreiten.
Wilfried Böckmann
17. Leserbrief
Der Synode der EKD ist bei der Abfassung ihrer Encyclica ein Fehler bei der Überschrift unterlaufen. In Wirklichkeit muss es heißen:
Evangelische Welt in Unordnung – Gerechte Verteilung der Steuern im Blick evangelischer Finanzpolitik angesichts schwindender Kirchensteuerzahler und der Drohung der Auflösung des Staatsvertrags.
Zwischen 270-280 Millionen Euro pro Jahr werden an die evangelischen Landeskirchen von der Staatsführung der BRD überwiesen. Grundlage ist eine Entschädigungsvereinbarung für weggenommene Ländereien, Güter und Kirchenbauten aus dem Jahr 1803, als Napoleon die deutsche Kleinstaaterei durcheinander wirbelte. Ferner zieht der Staat die Kirchensteuer ein. Würde man das System auf Mitgliedsbeiträge umstellen, so schmilzt der Etat in allen Landeskirchen wie der Schnee bei Regen. Natürlich stänkert schon seit Jahren die FDP gegen diese christlichen Subventionen, was bei dieser Partei verständlich ist. So wurde dieser Punkt auch im Koalitionsvertrag der vorangegangenen Ampelregierung aufgenommen, geriet aber durch die plötzlich aufkeimende Kriegslust ins Hintertreffen. Außerdem braucht man im Krieg die Kirche als Trostpflaster nicht nur zum Kanonensegnen oder zur Nuklearbombenweihe, sondern um das Volk schön dumm zu halten, damit es nicht wieder zu solchen Peinlichkeiten kommt wie damals in Kiel anno 1918; das war ja Wehrkraftzersetzung hoch drei.
Das ist der ideologische Hintergrund dieser 150 Seiten umfassenden Unterwerfungserklärung. Es ist dieselbe Situation wie nach 1933, als die evangelische Kirche mehrheitlich zu „Deutschen Christen“ konvertierte, während nur ein kleiner Kreis den Weg in den Widerstand zur „bekennenden Kirche“ beschritt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Mantel der Barmherzigkeit über den geistlichen Adel gelegt, während insgeheim schon über den nächsten Krieg gegen Russland diskutiert wurde. Carlo Schmid (SPD) war schon 1951 bereit mit deutschen Truppen an der Weichsel den Alliierten bei dem kommenden Krieg gegen Russland zu helfen.
Als schließlich Adenauer durch gezielte CDU-Desinformationsarbeit in der „Arbeitsgemeinschaft demokratischer Kreise“ die BRD-Bürger zur neuen Bundeswehr weichgeklopft hatte, verkündete der angesehene Bischof der Landeskirche von Berlin und Brandenburg Otto Dibelius (1880-1967) folgende Richtungsentscheidung:
“Die Anwendung einer Wasserstoffbombe ist vom christlichen Standpunkt aus nicht einmal eine so schreckliche Sache, da wir alle dem ewigen Leben zustreben. Und wenn zum Beispiel eine einzelne Wasserstoffbombe eine Million Menschen töte, so erreichen die Betroffenen um so schneller das ewige Leben:” (1)
Angesichts dieser Zuversicht, welche dem gemeinen Kirchenschaf freundlich zugedacht wird, ist also die gegenwärtige Entschließung der EKD nichts anderes als die protestantische Traditionspflege in Reinkultur. Diese EKD schreitet über Leichen, die das Glück hatten schon frühzeitig in die seligmachende Ewigkeit eingehen zu dürfen.
Das erinnert ja an das Tagebuch des Rudolf Höss, der meinte, dass die Wachmannschaften in Auschwitz ein viel schwereres Los ereilte, weil sie im Gegensatz zu den Opfern, die ja binnen kurzer Zeit alles hinter sich hatten, dies als tägliche Dienstpflicht ausüben müssten.
Die Verfasser dieses Machwerks sollten sich schämen! Ein wenig mehr Geschichtswissen und Rückgrat ist das Mindeste, was man von ihnen erwarten kann. Si tacuisses, philosophus mansisses! (Wenn du geschwiegen hättest, wäre dir der Ruf eines Philosophen geblieben. Frei übersetzt)
Als Kirchenmusiker im Nebenamt, der sich in über 40 Jahren im Dienst der evangelischen wie katholischen Kirche engagierte, bedeutet diese Kampfansage gegen göttliche Gebote das Ende meiner Mitgliedschaft in diesem Verein von elitären Gleisnern und Häretikern.
Stephan Ebers
(1) zitiert in H. Schlemmer: Militärkirche oder kirchlicher Friedensdienst. Hrsg: Arbeitskreis evangelischer Pfarrer für Frieden und sozialen Aufbau im Lande Brandenburg, Potsdam 1957, S. 13:
18. Leserbrief
Hallo Herr Klöckner!
Ich finde es sehr schön, dass Sie der erste und einzige mir bekannte Autor sind,der dokumentiert, dass die EKD und die NATO die militärische Sonderoperation Russlands in der Ukraine aus ethischer und völkerrechtlicher Sicht für gerechtfertigt halten.
So interpretiere ich zumindest Ihren veröffentlichten Text vom 14.11.2025.
Zitat:
“Wenn friedliche Mittel der Konfliktbearbeitung ausgeschöpft sind und bewaffnete Gegenwehr die einzig verbleibende Möglichkeit zur Abwehr einer existenziellen Bedrohung darstellt, kann aus ethischer wie völkerrechtlicher Perspektive eine präventive militärische Reaktion gerechtfertigt sein.
Besser hätte es kein NATO-Vertreter formulieren können.”
Ich denke, dass es bei der Betrachtung der Geschichte des Ukrainekonflikts in den letzten 30 Jahren jede Menge Hinweise darauf gegeben hat, dass ein immer bedrohlicheres Szenario rund um Russland aufgebaut worden ist. Beispiele dafür sind u.a. Tschetschenien- und Georgienkriege, einseitige Aufkündigung wichtiger Rüstungsbeschränkungsverträge, Umzingelung durch Militärstützpunkte, Stationierung neuer Raketensysteme in Nachbarländern, Ausweitung der NATO nach Osten, Einbindung der Ukraine in militär. NATO-Übungen und NATO-Ineroperabilität, politische Destabilisierung der Ukraine, Forderung und Förderung der Dekolonisierung Russlands. Dies alles und vieles mehr was sich auf der politischen Bühne der letzten 30 Jahre abgespielt hat kulminierte bei der Analyse in Russland zu der Erkenntnis, dass es um eine existenzielle Bedrohung der russischen Nation geht.
Die Konsequenzen daraus sind bekannt.
Die Invasionen aus Mittel- und Westeuropa in Richtung Russland in den letzten Jahrhunderten wurden jedesmal verheerender. Dem letzten Krieg fielen mehr als 27 Mio. Sowjetbürger zum Opfer. Das hat sich sehr tief in die russische Seele eingebrannt. Diese Opferrolle will und wird Russland nicht noch einmal übernehmen. Um das zu gewährleisten gibt es die russischen Atomstreitkräfte – nur dafür!
Insofern sehe ich das oben angeführte Zitat aus dem Positionspapier der EKD als gute Grundlage der Kirche für eine unvoreingenommene und objektive Betrachtung des Ukrainekonflikts. Denn jeder kennt die jahrtausendalte Weisheit, dass nicht derjenige einen Krieg beginnt, der den ersten Schuss abgibt – wahrscheinlich auch die EKD.
Aber vielleicht habe ich das Zitat auch nur falsch interpretiert. Das kann natürlich passieren, wenn man es isoliert betrachtet und den umgebenden Text weglässt. Und tatsächlich; je tiefer man in den Text des Positionspapiers der EKD eintaucht, umso deutlicher wird, dass die Kirchenoberen mitunter zu recht seltsamen Erkenntnissen gelangen – Zitat, S. 112 f.:
“Zum einen hat der Verzicht der Ukraine auf die auf ihrem Gebiet verbliebenen sowjetischen Atomwaffen wohl mit dazu beigetragen, dass sie Opfer eines konventionellen Angriffs geworden ist. Zum anderen sind die teils versteckten, teils offenen Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen durch die Russische Föderation ein Zeichen dafür, dass auch in einem konventionellen Konflikt die Drohung mit nuklearen Waffen eine entscheidende Rolle spielen kann.”
Quintessenz: EKD, setzen, 6!!! Warum? Weil Matthäus 5,9 nicht gelernt. Was sagt Matthäus 5,9? Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
mit freundlichen Grüßen
P. Schulz
19. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Klöckner,
vielen Dank für die deutlichen Worte, obwohl das Ausmaß der kirchlichen Heuchelei und die unheilvollen Konsequenzen daraus kaum in Worte zu fassen sind.
Eine Sache ist mir aufgefallen, zu der ich einige historische Anmerkungen machen möchte. Volker Rekittke hat seinem Beitrag die Überschrift gegeben “Abschied vom christlichen Pazifismus” und in dem Beitrag von Marcus Klöckner wird die FAZ zitiert mit den Worten: “Die evangelische Kirche bricht mit ihrem Pazifismus. […]”
Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, von welchem Pazifismus sich die ev. Kirche jetzt auf einmal verabschiedet haben soll, außer natürlich von dem Pazifismus des Jesus von Nazareth, aber das hat die katholische Kirche schon vor 1700 Jahren getan und Martin Luther ist ihr dabei später widerspruchslos gefolgt.
Der evangelische Pfarrer Otto Dibelius, der auch später noch eine unheilvolle Rolle spielen und 1949 erster EKD-Ratsvorsitzender der Bundesrepublik Deutschland werden sollte, behauptete im Jahr 1914: “Nie ist das deutsche Volk für eine heiligere Sache in den Krieg gezogen!” Den Kriegsdienst nannte er einen “heiligen Gottesdienst”. Wie die deutschen Landsknechte vor vier Jahrhunderten gesungen hätten “Kein schönrer Tod ist auf der Welt, als wer vom Feind erschlagen”, so werde es jetzt auch durch jedes deutsche Herz klingen: “Der Tod fürs Vaterland ist ein herrlicher Tod! Ehre denen, die ihn sterben!”
(Horst Junginger, Der preußische Adler in der deutschen Herrschaftsgeschichte, Seite 64)
Im Jahr 1918 beantwortete Dibelius die von ihm aufgeworfene rhetorische Frage, ob das christliche Sittlichkeitsverständnis nicht im Widerspruch zur deutschen Kriegszielpolitik stehe, mit einem klaren “Nein!”: “Nicht Verzicht und Verständigung, sondern Ausnutzung unserer Macht bis zum Äußersten – das ist die Forderung des Christentums, seine Friedensforderung an uns deutsche Christen!” (wie oben, Seite 69)
“Wir fordern im Namen des gerechten Gottes einen einzigen Lohn: freie Bahn für neue, gößere Leistungen zum Besten der Welt! Nur das deutsche Schwert, nur die rücksichtslose Ausnutzung der deutschen Siege kann diese Bahn uns schaffen. Darum fordern wir einen Frieden der deutschen Macht und wissen uns bei solcher Forderung in unserem sittlichen, christlichen Recht.” (wie oben, Seite 71)
Im Jahr 1930 postuliert Dibelius in seinem Buch “Friede auf Erden?”: Es habe immer Kriege gegeben und es werde immer Kriege geben. “Der Krieg [ist] eine natürliche Lebensordnung der Völker! Auch die Religion erhebt dagegen nicht Protest. Auch das Christentum nicht.” (wie oben, Seite 80)
Dass der Christ “grundsätzlich und im Allgemeinen für den Frieden wirken wird”, verstehe sich von selbst. “Aber wenn die Mobilmachung da ist, kann man nicht Reden halten und Bücher darüber schreiben, wie man auf der Welt zum Frieden kommen könne. Dann ist der Krieg eben da. Und der Christ ist zum Kriege gefordert.” (wie oben, Seite 81)
Die Aporie [Unvereinbarkeit] einer christlichen Kriegsethik auf der Grundlage der Nächstenliebe löste Dibelius dadurch auf, dass er ein weiteres Mal auf die besondere deutsche Sittlichkeit Bezug nahm, von der die Kriegsführung in den anderen Ländern weit entfernt sei. Denn im Gegensatz zu seinen Feinden greife der Deutsche nicht aus niederen Gründen zur Waffe. Seine Kriege sind keine Kriege um materielle Interessen: “Er tut es im Dienst der Liebe! So geht der Christ in den Krieg.” (wie oben, Seite 81)
Weitere Aussagen evangelischer Würdenträger zur Zeit des Ersten Weltkriegs, die wenig mit Pazifismus zu tun haben: tagesspiegel.de/kultur/fanatiker-auf-der-kanzel-3576649.html
Im Telegramm vom 30. Juni 1941 beglückwünschte das oberste evangelische Führungsgremium, der Geistliche Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, Adolf Hitler zum Überfall auf die Sowjetunion. Unterschrieben wurde das Telegramm u.a. von Bischof August Marahrens, der die Bekennende Kirche im Geistlichen Vertrauensrat repräsentierte.
“Der Geistliche Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, erstmalig seit Beginn des Entscheidungskampfes im Osten versammelt, versichert Ihnen, mein Führer, in diesen hinreißend bewegten Stunden aufs neue die unwandelbare Treue und Einsatzbereitschaft der gesamten evangelischen Christenheit des Reiches. Sie haben, mein Führer, die bolschewistische Gefahr im eigenen Lande gebannt und rufen nun unser Volk und die Völker Europas zum entscheidenden Waffengange gegen den Todfeind aller Ordnung und aller abendländisch-christlichen Kultur auf. Das deutsche Volk und mit ihm alle seine christlichen Glieder danken Ihnen für diese Ihre Tat.
Daß sich die britische Politik nun auch offen des Bolschewismus als Helfershelfer gegen das Reich bedient, macht endgültig klar, daß es ihr nicht um das Christentum, sondern allein um die Vernichtung des deutschen Volkes geht. Der allmächtige Gott wolle Ihnen und unserem Volk beistehen, daß wir gegen den doppelten Feind den Sieg gewinnen, dem all unser Wollen und Handeln gelten muß.
Die Deutsche Evangelische Kirche gedenkt in dieser Stunde der baltischen evangelischen Märtyrer vom Jahre 1918, sie gedenkt des namenlosen Leids, das der Bolschewismus,wie er es den Völkern seines Machtbereichs zugefügt hat, so allen anderen Nationen bereiten wollte, und sie ist mit allen ihren Gebeten bei Ihnen und bei unseren unvergleichlichen Soldaten, die nun mit so gewaltigen Schlägen daran gehen, den Pestherd zu beseitigen, damit in ganz Europa unter Ihrer Führung eine neue Ordnung erstehe und aller inneren Zersetzung, aller Beschmutzung des Heiligsten, aller Schändung der Gewissensfreiheit ein Ende gemacht werde.”
(Telegramm des Geistlichen Vertrauensrats der Deutschen Evangelischen Kirche an den Führer vom 30.06.1941; zitiert nach Dietrich Kuessner – Die Deutsche Evangelische Kirche und der Russlandfeldzug friedensbilder.de/KathDisk/_K&W07_digitalbibliothek.pdf)
Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die ev. Kirche eine entscheidene Rolle, damit im Herbst 1950 der Durchbruch zur Wiederbewaffnung gelingen konnte. Dies gelang nur, indem auf einer eigens dafür einberufenen Synode der Hauptgegner der Wiederbewaffnungspolitik, Martin Niemöller, auf eine schäbige und hinterhältige Weise quasi für unzurechnungsfähig erklärt wurde.
militaerseelsorge-abschaffen.de/texte/hohnsbein-kirchliche-remilitarisierung/
Der schon erwähnte Otto Dibelius, CDU-Gründungsmitglied und von 1949 bis 1961 erster EKD-Ratsvorsitzender, fand Militärtechnologien zur Massenvernichtung keineswegs per se schlimm. 1954 gab er auf der Zweiten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston (USA) kund:
“Die Anwendung einer Wasserstoffbombe ist vom christlichen Standpunkt aus nicht einmal eine so schreckliche Sache, da wir alle dem ewigen Leben zustreben. Und wenn zum Beispiel eine einzelne Wasserstoffbombe eine Millionen Menschen töte, so erreichen die Betroffenen umso schneller das ewige Leben.”
telepolis.de/features/Millionen-Menschen-erreichen-schneller-das-Ewige-Leben-4567053.html
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm
20. Leserbrief
Lieber Marcus Klöckner, liebe Freunde bei den NDS.
es ist zum Heulen, wie nach mehreren Jahrzehnten man an diesen untenstehenden kleinen Texten aus der Kasseler Friedensbewegung der 50er Jahre nur ein paar Wörtlein zu aktualisieren braucht, und sie passen weiterhin, zynisch gesagt, “wie die Panzerfaust aufs Auge”:…”.…es spielt der Dummheit Kind auf allen Straßen schon wieder Greifen mit der Totenhand…”, lest mal unten, ist frappierend
Die sich Christen nennenden Kirchenoberen sind mittlerweile wieder genauso weit von der jesuanischen “Ur-Botschaft” von Gerechtigkeit und Gütekraft/Gewaltfreiheit entfernt, wie es die Kirchenmächtigen zu Zeiten der Inquisition waren und zu Zeiten der “Deutschen Christen” , und in den Nachkriegsjahrengab es ebenfalls die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik segnende Pfarrer (weshalb meine in der Anti-Wiederaufrüstungsbewegung engagierte Mutter aus der Kirche austrat). Und diese Nenn-Christen handeln ebenso ungebildet-ignorant – und weit entfernt von der Geistes- und Herzenskraft eines Dietrich Bonnhoeffers, eines Martin Niemöllers, eines Hellmut Gollwitzers u.a. – wie jetzige Politiker sich meilenweit entfernt verhalten von einer “Dichter und Denker-Land”-Qualität, geschweige denn von Herzensbildung oder von Erinnerung an das “C” im Parteinamen – erst recht zu schweigen vom “D”-(emokratisch).
Wir können im Moment uns nur an Hölderlins “Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch” klammern.Das ist nicht einfach, wenn man den Einsatz und die Hoffnungen solcher Menschen wie meiner Eltern und ihrer Gefährten in den 50er/60er Jahren ansieht und sich die traurige Frage “Alles umsonst gewesen?” nicht stellen will.…
Ausreichend laut schreien tut das Rettende leider nicht bisher.
Nette Grüße
Marlis Cavallaro
P.S. Sorry die chaotische TextFormatierung hier drunter, ließ sich wegen Reinkopierens nicht an die Mail anpassen.
Anlässlich der aktuellen Äußerungen der Evangelischen Kirche…
Erinnerung an die kirchliche Haltung vor 70 Jahren.
Meine Eltern waren die Friedensaktiven, die den Auftritt Martin Niemöllers in der Kasseler Stadthalle organisierten, für den Niemöller dann von Franz-Josef Strauß angezeigt wurde….
Auszug aus Originalmanuskripten von Lothar Schirmacher, (Naziverfolgter, als 18Jähriger Verhaftung und Folter bei der Kasseler Gestapo, wegen „Hochverrats“ (Flugblätter gegen Hitler „Adolf Hitler bedeutet Krieg“) als Jugendstrafe mehrere Jahre Zuchthaus, danach Arbeit im Untergrund zur Rettung Verfolgter, nach dem Krieg als christlicher Pazifist und Sozialist aktiv in Hilfe für Kriegsdienstverweigerer, AntiWiederaufrüstungsbewegung,“Christen gegen Atomgefahren“) abgeschrieben von Marie-Luise Cavallaro-(geb. Schirmacher) Bohrwerksdreher bei Henschel
Du Bohrwerksdreher, der bei Henschel
Die neuen Panzersärge für die Söhne baut,
Die jung sind
Und nicht wissen können, was der Krieg versaut
Und wie sich’s stirbt
mit aufgeschlitzten Gedärmen.
Dreh gut die Welle mit der kleinen Toleranz,
Die wieder ostwärts rollen soll zum Totentanz.
Für jede Aktie bekommst du einen Jungen,
Für 10 Prozent die halbe Kompanie
Und dem Konzern ein Wall von jungen Leibern.
Und für die Umsatzsteuer eines Monats:
Ein blankgeputztes Messingschild im Heldenhain
Für jeden eingeplanten toten Jungen,
Der heute noch sein Bier trinkt und sein Mädchen liebt.
Vergiss nicht
Morgen
Vom sauer verdienten Lohn
Zwei Mark zu spenden
Für die Volksgräberfürsorge.
Lothar Schirmacher
Deutschland 1955
Hört des Verrates listig hohle Phrasen
von Friedenswehr und deutschem Vaterland,
hör Lüge und Gewalt zum Sammeln blasen,
es spielt der Dummheit Kind auf allen Straßen
schon wieder Greifen mit der Totenhand.
Sieh, wie sie wieder neue Sensen schmieden
zur blut’gen Ernte jugendfrischer Saat.
Sie sagen:“für die Freiheit, für den Frieden“
und bringen neu der Völker Blut zum Sieden,
bis es verrinnt im Stahl- und Eisenbad.
Jetzt, Bruder, blutet neu die alte Wunde,
Verleumder halten prahlerisch die Macht.
Jetzt, Brüder, schlägt der Völker zwölfte Stunde,
Millionen schaun auf uns mit bleichem Munde,
ob unsre Reihen stehn auf Friedenswacht.
Tobruk und Andernach
Die Erde, auf der wir gefallen,
war nicht unser Vaterland,
uns schlugen die stählernen Krallen
in Afrikas glühenden Sand.
Wir kämpften und starben durch Kupfer und Blei –
und deren Aktien stiegen hoch drei.
Die Fahne, auf die wir geschworen,
ward schnell unser Leichentuch,
im Blutrausch der Gosse geboren,
Ihr Flattern war Lüge und Fluch.
Wir liegen, sechstausend in schweigender Reih,
doch, wie seltsam, ein Bischof ist nicht dabei.
Der Bischof, der heute noch redet,
der war auch damals nicht stumm,
wenn er heut für uns Tote betet,
bringt er damit die Lebenden um.
Wir liegen, die Herzen und Hirne vermorscht,
und Gottes Ratschluss bleibt unerforscht.
Zukünftiger Helden Gerippe
marschieren heut wieder am Rhein.
Sie füttert der Armen Krippe,
sie tragen das Zeichen des Kain.
Damit die Jugend Rückgrat erhält
und nicht mit ‘nem Buckel ins Massengrab fällt.
Die Dummheit, für die sie marschieren,
sie ist schon Jahrtausende alt,
macht das Blut in den Adern gefrieren,
bis das Grauen die Erde umkrallt.
Es lebe das heilige christliche Gut –
Bis zum Nabel in Gold, bis zum Scheitel in Blut.
1956
G e b e t (Vorschlag für Priester des Wirtschaftswunders im Wahljahr 1957)
Oh Herr, wir schreien nicht aus tiefster Not zu Dir,
Denn wir sind satt durch Deine Gnad’ und Güte,
Drum bitten wir Dich heut’: behüte
Uns vor dem Grimme dessen, der zu wenig hat.
So weit der Bogen der Jahrhunderte sich spannte,
Als für Millionen hier auf Erden schon die Hölle brannte,
Da hieltst Du fern uns Hunger, Not und Schwitzen,
Wir durften stets am Tisch der Reichen sitzen
Und fanden dort die Kraft
Von Deiner Herrlichkeit die Welt zu trösten,
Die arm und sündig stets im Staube kroch –
J e d o c h
Nun steht sie auf und will nicht mehr nur beten,
Und hart bedrängt sie uns, die längst Erlösten.
So hab’ aus tiefstem Herzen Dank,
Dass Geld und Macht in u n s ‘ r e Hand gegeben,
Die Pazifisten und die Börsen zu beleben
In freiem Krieg – der Friede macht sie krank.
Auch lässt sich damit mancher Nacken beugen
Und alles Schwankende leicht überzeugen,
Dass Milliarden Mark – aus ihrem Mark gesogen,
In Panzer für den Frieden umgelogen-
Der Sicherheit des Leibes und der Seele nützen
(Weil ihre Opfer unsre Zinsen stützen).
Bewahr‘, oh Herr, vor dem roten Brand
Unser christlich verfaultes Abendland.
Gib Kraft dem Bruder Bischof, der mit hehrem Mut
Den Dibel jus(t) in Potsdam einst gesegnet
Und dem man heut so undankbar begegnet,
Dass ob der Wahlen – unser Herz ist schwer –
Mit rechtem Wort er rechten Nebel senke
Und, kritikleer,
Millionen Schafe wählen mögen wie bisher,
Dass ihrer Lider Schlaf und träger Herzen Schlag
Mög dauern bis zum Jüngsten Tag.
Doch beugen wir in größtem Dank die Knie,
Dass Du D e i n L i c h t i n u n s ‘ r e H a n d gegeben:
gesetzt den Fall, „sie“ woll’n sich doch erheben
Und sprengen das Fundament der Konzerne
Und wollen raus aus der Kaserne
Und wollen mehr Lohn für das bisschen Müh’
Und keine eisernen Kreuze und Orden
Und wollten gar uns’re Aktien ermorden –
Durch uns bestrafst Du sie…
Millionen Hitzegrade für Millionen Zweifel,
Nichts bleibt, nicht eine Seele für den Teufel.
Und alles tuen wir in Deinem Namen. Amen.
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