Deutschlands Todessehnsucht – nicht kriegstüchtig, aber kriegssüchtig

Deutschlands Todessehnsucht – nicht kriegstüchtig, aber kriegssüchtig

Deutschlands Todessehnsucht – nicht kriegstüchtig, aber kriegssüchtig

Oskar Lafontaine
Ein Artikel von Oskar Lafontaine

Kriegstüchtig wird Deutschland nicht werden. Im Atomzeitalter muss man anders denken als zur Zeit des Ersten oder des Zweiten Weltkrieges, als ein gewisser Joseph Goebbels die Deutschen ebenfalls aufrief, kriegstüchtig zu werden. Das haben Friedrich Merz, Boris Pistorius und all die anderen deutschen Kriegstreiber immer noch nicht begriffen. Von Oskar Lafontaine.

Gegen eine aggressive Atommacht, die unser Land erobern oder zerstören wollte, könnte auch die stärkste konventionelle Armee nichts ausrichten. Gegen Atomraketen sind all die schönen Panzerchen, Schiffchen und Fliegerchen nutzlos. Über deren Bestellung freut sich nur die Rüstungsindustrie, vor allem in den USA. Und Donald Trump, der wie praktisch alle US-Politiker auch von der Rüstungsindustrie gesponsert wird, kann melden: „Mission accomplished“. Und BlackRock-Chef Larry Fink wird sicherlich seinem ehemaligen Angestellten Friedrich Merz auf die Schultern klopfen.

Verantwortungslose Wichtigtuer

Die Lügen der Kriegstreiber sind leicht zu durchschauen. Russland braucht, um nur ein Beispiel zu nennen, keinen „Lebensraum im Westen“, und es muss im Gegensatz zu den USA auch keine Rohstoffkriege führen, weil es selbst genügend Rohstoffe hat.

Bedenklich ist nur, was der ehemalige Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer, soeben aus China zurückgekehrt, berichtet hat: „Die Chinesen fragen: Was läuft schief in Europa? Will Deutschland wirklich einen neuen Krieg? Der Westen hält sich nicht an Versprechen, will mit der NATO seinen Einfluss ausbauen und greift damit die Kultur und die Lebensweise des Ostens an. Besonders die Ukraine-Politik wird als Provokation gesehen.“

Das kommt nicht von ungefähr. Die deutschen Politiker und Journalisten sind kriegssüchtig geworden. Kein Tag vergeht, an dem nicht einer dieser verantwortungslosen Wichtigtuer zum Krieg gegen Russland aufruft. Als die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock sagte: „Wir führen Krieg gegen Russland“, galt das noch als Ausrutscher. Und auch der Appell des irrlichternden CDU-Politikers Roderich Kiesewetter: „Wir müssen den Krieg nach Russland tragen“, wurde von vielen noch nicht ernst genommen. Aber seit Friedrich Merz, unterstützt von Grünen und FDP, Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine liefern wollte, sein Außenminister Johann Wadephul feststellte: „Russland wird immer unser Feind sein“, und deutsche Journalisten täglich die Kriegstrommel rühren, fragen sich viele, wann Russland der Geduldsfaden reißt.

Den Vogel abgeschossen hat jetzt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, der CDU-Politiker Thomas Röwekamp. Nachdem russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren, forderte er, die NATO müsse jetzt endgültig Kriegspartei werden und russische Drohnen schon in der Ukraine abschießen. Dabei war es möglicherweise eine False-Flag-Aktion der Ukraine, denn die Technik ermöglicht es heute, Drohnen umzuleiten oder die Steuerung vollständig zu übernehmen. Selenskyj ist in dieser Frage jedenfalls Wiederholungstäter, hat er doch einmal behauptet, eine von der Ukraine nach Polen geschossene Rakete sei eine russische Rakete gewesen. Selbst der ehemalige US-Präsident Joe Biden, einer der Hauptverantwortlichen des Ukraine-Krieges (er war 2014 beim Maidan-Putsch der zuständige Vizepräsident), ließ ihm diese Lüge nicht durchgehen, weil er einen dritten Weltkrieg vermeiden wollte.

Unverzeihliche Ahnungslosigkeit

Was treibt die Kriegshetzer der „christlichen Partei“? Ist es unverzeihliche Ahnungslosigkeit oder eine Art Todessehnsucht, ein Drang zur Vernichtung, zur Selbstzerstörung und zur Rückkehr in einen leblosen Zustand, den Sigmund Freud als Gegenpol zum Lebenstrieb analysierte?

Wie auch immer, kein Mensch hat das Recht, Millionen seiner Mitmenschen dem Risiko eines nuklearen Infernos auszusetzen. Waren Hiroshima und Nagasaki wirklich nicht genug?

Dieser Artikel ist zuerst in der Weltwoche Deutschland Nr. 38.25 erschienen.

Titelbild: Mike Mareen/shutterstock.com

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