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Titel: Frau Brantner will für den „Ernstfall“ planen – ihre Idee: ein „freiwilliges Wehr-Register für Ältere“

Datum: 21. November 2025 um 12:00 Uhr
Rubrik: Das kritische Tagebuch
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Krieg? Es gab eine Zeit, da sind die Grünen bei diesem Wort wie auf Knopfdruck Sturm gelaufen. Heute sieht das anders aus. Da hat die Grünen-Co-Vorsitzende Franziska Brantner eine Idee: Warum nicht schon mal tatkräftig für den „Ernstfall“ das Land vorbereiten und ein „freiwilliges Wehr-Register“ für ältere Bürger aufbauen? Und ihre Parteikollegin Katrin Göring-Eckhardt fordert parallel auf der Plattform X: „Wir sollten Taurus liefern.“ Der Abgesang auf eine Grüne Friedenspolitik war noch nie so laut wie jetzt – aus der Partei selbst, wohlgemerkt. Aber da geht bestimmt noch mehr. Sie sind motiviert. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

Krieg – begreift die Politik in Deutschland, was das bedeutet? Seit geraumer Zeit ist zu beobachten, dass durch die Parteien hinweg entweder die Dimension dieses Begriffs nicht verstanden oder aber mit Nachdruck ignoriert wird. Beides ist unerträglich – und verdammt gefährlich. Doch genau damit haben wir es zu tun. Weite Teile der vorherrschenden Politik arbeiten daran, ein politisches Großvorhaben mit Namen „Kriegstüchtigkeit“ voranzutreiben, als stünde nicht der Frieden im Fokus, sondern ein großer Krieg. Die halbherzigen Bekundungen, die bisweilen aus politischem Munde zu hören sind, man wolle doch nur kriegstüchtig werden, um den Frieden zu bewahren, wirken wie aus Orwells Roman „1984“ entnommen.

„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“, lautet ein geflügeltes Bibelwort. Und die Taten sind eindeutig. Nach außen: mit Volldampf auf Konfrontationskurs. Nach innen: Land und Gesellschaft auf Krieg vorbereiten.

Nun meldet sich Frau Brantner mit einer „Idee“ zu Wort. Wenn die Politik gerade schon dabei ist, den „Aufwuchs“ für die Bundeswehr in Gang zu bringen und junge Leute zum Dienst fürs „Vaterland“ (man darf das aktuell wieder sagen, siehe: „Verrat am Vaterland“, eine Aussage von Jens Spahn) heranzuziehen: Warum nicht auch die Alten einspannen, mag sich die Co-Vorsitzende der Grünen gedacht haben. Da ist er, der Gedanke – und schon ist sie entstanden, die Idee.

„Wir werden auch Menschen brauchen, die Drohnen programmieren und steuern, die Logistik verstehen, die Essen für mehr als 1.000 Menschen kochen können“, sagte Brantner laut Welt in einem Interview mit den Funke-Zeitungen. Und dann konkretisiert die Grüne, Jahrgang ’79, was sie meint: „Wir sollten die Möglichkeit schaffen, dass Ältere sich freiwillig melden können und sagen: Das sind meine Fähigkeiten und ich bin bereit, sie einzusetzen.“

An dieser Stelle sollte man vielleicht einmal im Grünen-Duktus eine Kerze anzünden und eine Schweigeminute einlegen.

Hat Brantner das wirklich gedacht, geschweige denn gesagt? Nun ja, so steht es da – schwarz auf weiß. Alte Mitbürger, die Drohnen „programmieren“ sollen? So, wie früher der Opa mit 83 noch einen platten Fahrradreifen repariert hat? Kochen für „1.000 Menschen“? Warum denn dieses?

Was – diese Frage drängt sich dem ratlos Verständnissuchenden auf – geht in einem Kopf vor, um auf solche Gedanken zu kommen? Was wäre das für eine Situation in Deutschland, wenn Alte herangezogen würden, um „1.000 Menschen“ zu bekochen? Wer solche Gedanken äußert, lässt bei dem Betrachter den Schluss reifen: Der große Knall ist längst Programm. Die Apokalypse scheint so gesetzt wie in einem Hollywood-Endzeitfilm. Der große Krieg zwischen Russland und Deutschland: Bei derartigen Vorbereitungen geht es doch, bei Lichte betrachtet, nicht mehr um die „Ob-Frage“, sondern nur noch um das „Wann“.

Begreift Brantner nicht: Wenn es zu einem Krieg mit Russland kommen sollte, wird es keine Situation mehr geben, in der Alte für 1.000 Menschen kochen werden. Ein Krieg zwischen der NATO und Russland wird zu einem Einsatz von Nuklearwaffen führen – vermutlich eher sogar über kurz denn über lang.

Um es nochmal zu betonen: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“ Anstatt die eigene Kraft, die für diese Worte in einem Interview eingesetzt wird, für Worte des Friedens aufzubringen, ist der Sound des „Operationsplans Deutschland“ zu hören.

Der Abgesang auf die Friedenspolitik der Grünen war noch nie so laut wie gerade jetzt – aus der eigenen Partei, wohlgemerkt. Doch da geht noch mehr. Die Grünen sind hoch motiviert.

Weiter geht es – mit einer anderen Grünen. Auf der Plattform X äußerte sich am Mittwoch Katrin Göring-Eckhardt mit folgenden Worten:

Wir sollten Taurus liefern. Das ermöglicht der Ukraine, dort anzugreifen, wo die Drohnen herkommen. Gerade erleben die Menschen dort jede Nacht hundertfache Angriffe. Das ist eine absolute Verschärfung der Situation. Darauf müssen wir mit unserer Unterstützung reagieren.

Halten wir fest: Da ist eine, die will – weil sich eine Situation „verschärft“ – Taurus-Raketen liefern, mit denen die Ukraine russische Ziele angreifen kann; was aber dazu führen wird, dass sich die Situation, die vorgeblich entschärft werden soll, noch weiter verschärfen wird. Und da ist eine andere, die will im Inneren das Land schon mal für den „Ernstfall“ vorbereiten, während im Äußeren Forderungen aufgestellt werden, die zur unweigerlichen Eskalation führen werden.

Um Himmels willen: Was passiert hier?

Titelbild: Juergen Nowak/shutterstock.com


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