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Titel: Als Beobachter der Medien und als Betroffener habe ich eine Bitte an die Medien: Hören Sie endlich auf, den schrecklichen Tod von 150 Menschen auszuschlachten.

Datum: 27. März 2015 um 8:16 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Medien und Medienanalyse, Wertedebatte
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Es ist ja bekannt, dass solche Unglücke ein Geschenk für die Medien sind. Billiger kann man ein Programm nicht machen. Aber muss denn dieser Kommerz einer jämmerlichen Gewinn-und-Verlust-Rechnung Ihr tägliches Programm bestimmen? Was sollen denn die immer wiederkehrenden Interviews mit einem sichtlich betroffenen Schulleiter in Haltern? Was sollen die immer wiederkehrenden dummen Sprüche über die psychologische Betreuung? Das ist irgendwie Mode geworden, so als würde die Betreuung durch einen ASB-Funktionär aus München oder durch eine Psychologin aus irgendwo den betroffenen, trauernden Menschen helfen. Die Medien bauen eine Scheinwelt des modernen Abbaus von Leid auf. Aber das ist alles Betrug. Also lassen Sie das bitte sein. Die öffentlich-rechtlichen Medien vorne weg. Wenn Sie noch ein bisschen Erinnerung an Ihren Auftrag haben, dann beschränken Sie sich auf die notwendigen Informationen. Es gibt auch noch andere Probleme auf der Welt. Nutzen Sie die jetzt Trauernden und Verzweifelten nicht auch noch als Folie zum Ablenken. Albrecht Müller

An die Redaktion der NachDenkSeiten wurden einige Leserbriefe geschickt. Danke vielmals, allen. Einen möchte ich zitieren:

“… bezugnehmend auf Ihren Artikel „Vertrauenskrise der Medien“ möchte ich Ihnen danken und Ihren Eindruck voll und ganz bestätigen. Von Verschwörungstheorien sind wir bei vielen Themen mittlerweile Meilenweit entfernt. Im Gegenteil vieles wird inzwischen bestätigt und auch zugegeben, aber dies hat oftmals keine Folgen. Da in diesen Fällen die öffentlich-rechtliche Presse (bewusst) versagt. Während z.B. Herr Rügemer sich gegen die falsche Behauptung, er sei Antisemit, zur Wehr setzen muss, kann ein Herr Jauch mit aus dem Zusammenhang gerissenen Tatsachen Stimmung machen, und dies findet in der „Qualitätspresse kein Echo“. Doch setzt sich der gebührenzahlende Bürger mit einer Petition gegen dreiste Moderatoren wie Herrn Lanz zur Wehr, ist dies der Skandal und nicht das unprofessionelle und journalistische unterste Niveau. Stattdessen wird dem Bürger auch dieses Mittel genommen. Ich möchte auf ein Beispiel (welches Sie sicher kennen) in der Sendung Monitor vom 15.01.2015 verweisen. Volker Bouffier hat einen Brief geschrieben der den Atomkonzernen wahrscheinlich zu 882-Millionen-Euro-Klagen verhilft. Wo war der Aufschrei unserer Presse? Oder seine Rolle, als Vier Steuerfahnder, mit fehlerhaften Gutachten in Zwangspension geschickt wurden? Der Mann ist immer noch Ministerpräsident! An solchen Dingen könnte sich die Presse abarbeiten. Die Liste könnte man beliebig vorsetzen. So tragisch der Flugzeugabsturz ist, sollte die Berichterstattung nicht alles Überschatten. Ich wünschte mir die gleiche Betroffenheit bei der durch Drohnenangriffe ausgelöschten Hochzeit in Afghanistan, bei der hohen Säuglingssterblichkeit in Griechenland, bei den getöteten Kindern in Syrien oder den 6000 Toden in der Ukraine. Doch auch da versagt unserer Presse kläglich. Lieber werden unsere Politiker mit ihrer Betroffenheit hofiert, wobei Gauck mit einem erneuten rhetorischen Unfall aufwarten kann: „Ich bin mit meinen Gedanken bei den Opfern“. Ich wäre mit meinen Gedanken bei den Hinterbliebenen. Dafür ist aber unsere Presse bei den Hinterbliebenen, indem ihnen am Flughafen hinterher gestellt wird. Natürlich nur damit wir unserem Recht auf Voyeurismus nachkommen können. Auch die Eltern des Copiloten sind schon im Visier und Bilder von ihm werden auch gezeigt. Damit man auch eine Adresse für Beschuldigungen hat. Und das schlimmste an allem: Das Leid im Rahmen der „Terrorbekämpfung“ ist Hausgemacht. Wir die westlichen Demokratien haben den Krieg in den Osten gebracht (oder präziser die Rüstungskonzerne und ihre Profiteure) und sollte der Copilot wirklich Burnout oder Depressionen gehabt haben, dann ist auch dieses Unglück vorsätzlich durch Arbeitsüberlastung herbeigeführt worden. Und somit ist dies in einem so hochsensiblen Bereich aus Rendite Gründen bewusst in Kauf genommener Mord durch Lufthansa und Germanwings! Ich hoffe dieser tragische Unfall bestätigt die notwendigen Streiks der Piloten. Warum sollen Menschen mit dieser hohen Verantwortung nicht ausreichend verdienen, während Manager ihrer Verantwortung trotz Millionen Gehältern in keiner Weise nachkommen. Sie entlassen Beschäftige und schicken diese oft in eine ungewisse Zukunft, um die Dividenden der Anleger zu sichern.

Mit freundlichen Grüßen, I.K.”


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