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Titel: Ist Campact zu trauen? – NDS-Leserinnen und Leser meinen mehrheitlich: nein. Und sie belegen das.

Datum: 25. Oktober 2016 um 8:52 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Soziale Bewegungen, Strategien der Meinungsmache
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Der Anregung, dem Aufruf, selbst zu prüfen und zu recherchieren, ob Campact zu trauen sei, sind sehr viele Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten gefolgt. Ihre Mails lesen sich mitunter wie ein Krimi. Carsten Weikamp hat die aussagekräftigsten Zuschriften anonymisiert zu einer Dokumentation zusammengestellt und inhaltlich zusammengefasst. Die Dokumentation ist lang, aber lesenswert, und wenn Sie die Lektüre offen angehen, werden Sie am Ende klarer sehen, dass es nicht gerade unwahrscheinlich ist, dass Campact und vergleichbare NGOs nichts weniger als trojanische Pferde darstellen. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Hier werden Organisationen mit hoher Glaubwürdigkeit und einem fortschrittlichen Image aufgebaut die dann zu gegebener Zeit in Frontstellung gebracht werden können.

Damit wird leider das ansonsten von guten Aktionen geprägte Bild von Campact verdunkelt.

Zusammenfassung der Dokumentation

Auf unseren Aufruf, eine eigene Prüfung und Recherche vorzunehmen, haben uns fast 50 Leserzuschriften erreicht. Grundtenor der Zuschriften ist, dass die Leser den Eindruck bestätigen, Campact sei nicht zu trauen. Die Äußerungen reichen dabei von Bauchgefühlen, die durch unsere Erkenntnisse bestätigt wurden, über eindrucksvolle Beispiele des von Campact an den Tag gelegten Verhaltens bis zu interessanten Hinweisen auf hintergründige finanzielle und personelle Zusammenhänge.

Frappant erscheint im Lichte der Leserbeiträge vor allem die strikte Intoleranz und Rigorosität, mit der Campact bei Demonstrationen offenbar vorgeht. Solches Verhalten der Ordner wird übereinstimmend von den Demos aus den verschiedenen Städten berichtet, wo die Entfernung auch harmloser Plakate mit Kritik an der US-Politik kompromisslos durchzusetzen versucht wurde.

Es zeigt sich aber auch im Umgang mit Anfragen und Nachfragen an Campact direkt.

Leser hatten Campact auf den Widerspruch hingewiesen, dass Campact nicht „weder anti-amerikanisch noch anti-russisch“ sein kann und sich dabei gleichzeitig vor einen Mitarbeiter stellen kann, der sich offensichtlich an der Pflege des Wiederaufkeimens des West-Ost-Konflikts beteiligt. Campact hat diesen Lesern nicht geantwortet.

Leser wissen stattdessen von weiteren Beispielen zu berichten, in denen Campact mit zweifelhaften inhaltlichen und formalen Begründungen Kritik zurückweist und unliebsame Themenvorschläge abbügelt. Markantes Beispiel: „Stopp Ramstein“ sei nur eine „regionale“ Kampagne und als solche nicht zu unterstützen. Zugleich jedoch werden mit Umfragen und Fragebögen andere, genehmere Themen und Meinungen lanciert und getestet.

Unter dem Eindruck einer Reihe von Leserzuschriften drängt sich der Schluss auf, dass Campact mindestens so sehr ein Geschäft, eine professionelle Empörungsmaschine ist wie eine Organisation, um effektiv politischen Widerstand gegen eine politische und wirtschaftliche Elite aufzubauen. In diese Richtung deuten auch die Leserhinweise auf finanzielle Verflechtungen und auf Karrieren und Vernetzungen einiger wesentlicher Campact-Mitstreiter hin.

Es gab auch einige wenige kritische Zuschriften. In diesen wurde erstens vor allem um Verständnis für die Demo-Organisatoren geworben und dazu geraten, „strategisch“ vorzugehen. Man müsse z. B. dem befürchteten Vorwurf des Antiamerikanismus zuvorkommen durch Eliminierung aller auch nur entfernt so anmutenden Ansätze – bei den Plakaten zum Beispiel und durch explizite vorauseilende Gegendarstellung.

Zweitens wurde die empfundene Not artikuliert, doch bitte weiter zusammenzuhalten und für „unsere gemeinsamen Ziele“ zu kämpfen, statt sich zu zerstreiten. Dazu ist zu sagen:

Wir haben wenig Verständnis für die Schere im Kopf, die eine als richtig erkannte Sache in der Hoffnung selbst beschneidet, nur um befürchtetem Gegenwind zu entgehen. Die NachDenkSeiten sind gegründet worden, um beim Aufbau einer Gegenöffentlichkeit zu helfen. Deshalb können wir der Einlassung eines Ordners von Campact, der sich in einer ausführlichen Mail zu Wort gemeldet hat, nicht folgen. Hier ein ausführliches Zitat aus seiner Mail, weil dieses sehr viel über die Auffassungsunterschiede sagt:

„Ähnliches gilt für Punkt 2, dass nicht mit russischen Staatsmedien kommuniziert werden soll. Ob es Ihnen nun passt oder nicht, aber immer noch nimmt die große Mehrheit ihre News direkt oder indirekt von Spiegel, Zeit, FAZ, ARD, ZDF usw. auf. Und wie gesagt wartet man dort doch nur darauf, die ganze Bewegung als “Antiamerikanische Kreml-Propaganda” darzustellen. Wenn man nun mit RT kommuniziert, schreiben gleich 5 Zeitungen sinngemäß “Die Moskau-Connection der TTIP-Gegner” und die Bewegung ist für viele nicht sehr politisch interessierte Bürger diskreditiert. Man kann NYT und BILD ja mit gutem Grund schlimm finden, bloß muss man als Kampagnenbetreiber immer wissen, was die potentielle Anhängerschaft denkt. Und die potenzielle Anhängerschaft der TTIP-Bewegung hält mehrheitlich eben nichts von RT und eher was von BILD oder NYT. Es ist strategisch genau klug so zu handeln, solange Menschen mehrheitlich noch “Leitmedien” als primäre Informationsquelle haben.

Ja, so ist es, wäre hier ironisch anzumerken: Wenn die Leitmedien immer häufiger und entschiedener schreiben, auch Deutschland solle zu militärischen Einsätzen bereit sein, dann ist es „strategisch klug“, dem nicht zu widersprechen und diesen Empfehlungen zu folgen. Anpassung an die Meinungsmache der Leitmedien nennt man dann einfach „Strategie“.

Deutlich erkennbar ist, dass Campact die erkennbare Strategie gegen die kleine aufkeimende Friedensbewegung mitmacht und stützt – einschließlich der dafür strategisch eingesetzten Querfrontvorwürfe.

Dass wir über Hintergründe und seltsame Eigenheiten von Campact informieren, bedeutet nicht, dass wir nicht anerkennen, dass es dort auch sehr sinnvolle Aktionen gab und vermutlich auch noch gibt, und wir wollen selbstverständlich niemanden überreden, dabei nicht mehr mitzumachen. Wir selbst werden nicht mehr verlinken. Aber das ist unsere eigene Entscheidung, die wir niemanden sonst aufzwingen wollen.


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