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Titel: Wieder einmal werden Leben und Gesundheit tausender Menschen Wahlkampfinteressen geopfert.

Datum: 5. Januar 2009 um 13:46 Uhr
Rubrik: Das kritische Tagebuch, Israel, Medien und Medienanalyse, Militäreinsätze/Kriege
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Den Wahnsinn des derzeitigen Krieges im Gaza-Streifen, dem viele Palästinenser wie auch Israelis zum Opfer fallen, kann man vermutlich nur richtig erklären, wenn man auch in Rechnung stellt, dass die israelische Regierung und Parteien für den kommenden Wahlkampf an Boden gewinnen wollen. Die jetzige Außenministerin, Vorsitzende und Spitzenkandidaten der Kadima-Partei, Livni, steht dabei in Konkurrenz zu dem Spitzenkandidaten des Likud und vormaligen Ministerpräsidenten, dem als „Falken“ bekannten Benjamin Netanyahu. Albrecht Müller und Wolfgang Lieb

So sehr man die Raketen- und Mörserattacken radikaler Hamas-Provokateure auf den Süden Israels verurteilen muss, so inhuman, unverhältnismäßig und rechtswidrig ist die lang geplante Gegenreaktion der israelischen Regierung. Den Interessen der Israelis an einem friedlichen Nebeneinander dienen die Bomben und die Bodenoffensive jedenfalls nicht. Man wird die radikalen Kräfte der Hamas nicht bekämpfen und schwächen können, wenn man mit jeder Bombe und jeder Panzergranate tausendfach Schrecken und Hass unter der zivilen Bevölkerung verbreitet. Auch wenn Teile der Hamas die eigene Bevölkerung als Geisel für ihr Ziel der Auslöschung Israels nehmen, so werden die vom Krieg Betroffenen in der Zivilbevölkerung eher an die Seite der Radikalen gedrängt und es wird neuer Fundamentalismus geschürt, der Widerstand bis hin zu Selbstmordattentaten von Islamisten provoziert.
Die eskalierende Wirkung wird auch vom ehemaligen UNO-Generalsekretär Butros Ghali und sogar vom früheren US-Sicherheitsberater Brzezinsky so gesehen.

Wir fügen noch einige andere Texte an:

Zur Menschenrechtslage hat sich der UNO-Sonderberichterstatter Prof. Richard Falk zu Wort gemeldet. Lesenswert:

31.12.2008 — United Nations Human Rights Council
Die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen stellen einen massiven Verstoß gegen die internationalen Menschenrechte, gemäß Genfer Konvention, dar – sowohl, was die Verpflichtungen einer Besatzungsmacht angeht als auch, was die Kriegsregeln angeht.
Quelle: znet

Interessant fanden wir auch eine Reihe von Beiträgen in Spiegel Online. Sie geben zum einen in der Regel die Position Israels wieder, zum anderen zeigen sie die Gefühllosigkeit, mit der man heute über die Menschenfeindlichkeit von Kriegen berichten kann – „kurze und harte Schläge“, „der Uhrmacher des Krieges“, „Raketenalarm und Krimsekt“. Im vorletzten Beitrag wird auch sichtbar, wie teilnahms- und hilflos sich verantwortliche Politiker der Europäischen Union äußern.

01. Januar 2009, 13:51 Uhr
ISRAELS EINMARSCHPLÄNE
Militärs setzen auf kurze und harte Schläge
Noch hat die Bodenoffensive der israelischen Armee nicht begonnen. Doch vieles spricht dafür, dass sie der Hamas ungleich härter entgegentritt als beim letzten Vorrücken im März 2008. Sie wollen den Willen der Islamisten endgültig brechen.
Quelle: SPIEGEL Online

31. Dezember 2008, 11:26 Uhr
ISRAELS CHEF-STRATEGE EHUD BARAK
Der Uhrmacher des Krieges
Von Pierre Heumann, Tel Aviv
Terroristenkiller, Ex-General, Premier, gescheiterter Friedensstifter: Das Leben von Israels Verteidigungsminister ist ebenso wechselvoll wie die Geschichte seines Landes. Den Angriff auf Gaza bereitete Barak minutiös vor – vom Erfolg der Operation hängt auch seine eigene politische Zukunft ab.
Quelle: SPIEGEL Online

01. Januar 2009, 10:17 Uhr
SILVESTER IN SÜDISRAEL
Raketenalarm und Krimsekt
Aus Beerscheba und Sderot berichtet Henryk M. Broder
Alarm im Supermarkt, eine Mutter im Schutzraum aus Stahlbeton, ausgestorbene Straßen in Gazas Nachbarstadt Sderot: Die Menschen in Süd-Israel leben mit der Bedrohung durch Hamas-Raketen. Sderot ist an Silvester eine Geisterstadt – nur ein paar polnische Journalisten feiern.
Rex ist ein deutscher Schäferhund. Dennoch ist er sehr sensibel.
Quelle: SPIEGEL Online

01. Januar 2009, 09:05 Uhr
GAZA-OFFENSIVE
Israels Bodentruppen warten auf Einmarschbefehl
Trotz der internationalen Appelle für eine Feuerpause denken die Kriegsgegner im Gaza-Streifen nicht an ein Innehalten. Im Gegenteil: Einem Bericht der Tageszeitung “Haaretz” zufolge bereiten die israelischen Streitkräfte eine massiven Bodenoffensive vor.
Tel Aviv/Gaza – Noch ist es das Wetter, das den Friedensvermittlern eine kurze zusätzliche Frist beschert. Regen und Sturm machen, nach Überzeugung von Beobachtern einen unmittelbaren Einmarsch in den Gaza-Streifen am Donnerstag unwahrscheinlich. Den Vorhersagen zufolge soll es aber in den kommenden Tagen aufklaren, womit bessere Bedingungen für einen militärischen Angriff gegeben wären.
Quelle: SPIEGEL Online

04. Januar 2009, 00:23 Uhr
NAHOST-KONFLIKT
Israelische Truppen marschieren in Gaza ein – Regierung mobilisiert Zehntausende Reservisten
Die Boden-Offensive hat begonnen: Im Norden des Gaza-Streifens haben israelische Streitkräfte nach Angaben eines Militärsprechers die Grenze passiert. Für die Hamas wird es damit ernst – die Regierung lässt bereits Zehntausende Reservisten in die Kasernen rufen, um die Truppen zu verstärken.
(…)
Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft äußerste sich in einer ersten Stellungnahme zum israelischen Einmarsch in den Gaza-Streifen folgendermaßen: “Im Moment, aus der Perspektive der vergangenen Tage, verstehen wir diesen Schritt als eine defensive, nicht als offensive Aktion”, so ihr Sprecher Jiri Potuznik.
Quelle: SPIEGEL Online

04. Januar 2009, 21:41 Uhr
GAZA-STREIFEN
Kriegsberichte per Telefon
Aus Aschkelon berichtet Ulrike Putz
Ist die Gaza-Offensive der israelische Armee wirklich so erfolgreich? Klare Antworten gibt es nicht, denn Israel verweigert Journalisten den Zugang in die Kriegszone. Nur per Telefon können Berichte übermittelt werden. Die Lage der Zivilbevölkerung scheint verzweifelt.
Quelle: SPIEGEL Online


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