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Titel: Bei Facebook stehen die Trolle Gewehr bei Fuß. Die NATO hat vermutlich besonders schnelle Typen im Einsatz.

Datum: 8. März 2017 um 9:12 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Albrecht Müller

In einer Kritik des Artikels der Leiterin des „strategischen Analyse- und Planungsteams des NATO-Generalsekretärs“ im IPG-Journal hatte ich gestern die Denkfehler analysiert, die der Vorstellung zu Grunde liegen, für den NATO-Beitritt der osteuropäischen Staaten habe es quasi einen Automatismus gegeben. Diese Vorstellung ist von zentraler Bedeutung für die politische Debatte um die Wiederbelebung der Konfrontation zwischen West und Ost. Der bisherigen Erfahrung entsprechend hatte ich erwartet, dass bei Facebook sofort niedermachende Kommentare von Menschen kommen, die völlig unabhängig vom Text kommentieren. Sie tun das sofort, um die Kommentare in eine bestimmte Richtung zu lenken. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Hier sind die ersten beiden Kommentare, kopiert etwa 1 Stunde nach Erscheinen meines Artikels:

Frank Müller: Ekelerregend. Sind die Menschen Osteuropas für Albrecht Müller einfach nur “Menschen mit eingeschränkten Rechten”, die nicht die gleichen Rechte wie Russen und Deutsche haben, über ihre Regierungen und deren Bündnisse zu entscheiden?

So langsam nähert sich Albrecht Müller mit seinen kruden Thesen Joseph Goebbels an.

Holger Siepmann: Unfassbar! Immer wenn ich denke, es geht nicht schlimmer, setzen Sie noch einen drauf Herr A. Müller. Nach Jahrzehnten brutaler Unterdrückung durch die Sowjetunion, sollen die Staaten Osteuropas in Moskau um Erlaubnis bitten einem Verteidigungsbündnis beizutreten? Gibt es so etwas wie ein Recht Rußlands auf Mitsprache? Womit ist dieses Recht begründet? Ich kann es immer noch nicht fassen! Rußland wird von einem ehemaligen KGB- Offizier regiert. Jemandem der einer verbrecherischen Unterdrückungsorganisation gedient hat. Jetzt sollten die Opfer bei den Tätern um “Erlaubnis” bitten?

Typisch für die Kommentare dieser Trolle: Sie übertreiben, sie missachten Differenzierungen des von ihnen bekämpften Textes, sie unterstellen Aussagen, die nicht gemacht worden sind, sie diffamieren – „Goebbels“! – und wollen so offensichtlich andere potentielle Kommentatoren einschüchtern.

Auf diesen Vorgang mache ich aufmerksam, damit Sie wissen, was hier vorgeht. Die NachDenkSeiten stehen unter Beobachtung, ohne Frage. Uns stört das nicht, es würde uns stören, wenn unsere Leserinnen und Leser auf derartige Kommentare hereinfielen oder sich einschüchtern ließen.

Die Facebook-Leserkommentare auf den Kommentar des Herrn Frank Müller zeugen glücklicherweise von der Wachheit der NachDenkSeiten-Leserschaft. Ein gutes Beispiel ist der Kommentar von Matthias Jehsert:

„Das NATO-Getrolle zur Bekämpfung der NDS wird immer ekelhafter. Bitte lassen Sie sich nicht einschüchtern! Heute agieren sie mit ihren strunzdummen 15-Dollar/d-Comments, morgen ziehen sie braune Uniformen an und terrorisieren die Straße. Nicht wir sind die Nazis, sondern diese Gesinnungsterroristen und Kriegshetzer!“

Auch andere Leser beobachten das vermutlich anwachsende Treiben der Trolle gegen die NachDenkSeiten

Gerade war der Text bis dahin geschrieben, als wir heute Nacht um 0:15 Uhr folgende interessante Mail zum gleichen Thema erhielten:

Sehr geehrter Macher der Nachdenkseiten,

ab und zu bin ich auf Ihrer Facebookseite und schaue mir die Kommentare an. Mir fällt dabei auf, das dort sehr viele Kommentatoren unterwegs sind, die entweder aus ideologischen Gründen Stunk machen wollen oder im Auftrag arbeiten. Die Vielzahl der Kommentatoren dieser Art hat mich gestern sehr erschreckt.

Und seltsamerweise sind diese Kommentare die wirklich nicht sehr intellektuell oder interessant sind, immer als erste sichtbar. So auf Ihren Bericht zu “Machtlos gegen die Kampfmedien”.

Da sind oben der Fano Immer-Besser und darunter der Frederick Richters, beide nach meiner Ansicht Trolle. Ich meine, die haben ja offensichtlich nicht viel verstanden und der obere behauptet sogar, er habe schon mal den NDS was gespendet. (Albrecht Müller: diese vermutlich unwahre Behauptung taucht öfter auf. Damit versuchen die „Kritiker“ Glaubwürdigkeit zu gewinnen.)

Ich finde schlimm, dass die guten Kommentare nur weit unten zu finden sind. Kann man da nichts machen. Vielleicht ein Hinweis, dass die ersten 5 Zeilen meistens aufgrund der Facebookalgorithmen von Trollen okkupiert werden, die nicht ernst zu nehmen sind.

Viel Grüße und weiter so,

Jochen B.

Hier der von Jochen B. kopierte Ausschnitt aus der Facebook-Seite:

Andere NachDenkSeiten-Leser haben sich mit dem Gegenstand meines Artikels von gestern beschäftigt und nicht mit den Trollen auf Facebook. Eine Mail enthält eine Reihe weiterführender Gedanken und Links zum Thema. Hier ist sie:

Guten Tag,
ich hätte einen Hinweis.

Genscher redet von einem Versprechen in Bild und Ton um 1990 und Mr. James Baker, damaliger US-Außenminister steht daneben.

Neulich kam mir genau das Gleiche unter wie Ihnen bei einer Diskussion mit Amerikanern. Die streiten das alles ab. US Thinktanks schreiben: Es gab kein Versprechen. Vielleicht hat auch “nur” Genscher gelogen? Ich lese gerade von Jeremy Scahill das Buch “Schmutzige Kriege”. Darin fiel auch “Georgien” in einem Nebensatz, wo JSOC geheime Kommandoaktionen durchführten. Georgien soll auch in die NATO. Der Sohn von Brzezinski, Ian Brzezinski koordinierte lange die Kampagne zum NATO-Beitritt der Ukraine. Er machte das schon seit 1994, laut englischer Wiki. In 30 Jahren wird man vielleicht über diese Vorgänge in freigegebenen Akten lesen…

Er geht regelmäßig durch die Drehtür: Bush-Regierung, Booz-Allen, Atlantic Council. Er ist also ein typischer Vertreter vom Tiefen Staat und militärisch-industriellen Komplex.
Wir können auch seine Werbeveranstaltungen für einem Beitritt der Ukraine zur NATO teilweise auf Youtube anschauen.

Nicht vergessen, der Vater hasst nicht nur Russen und schrieb dicke Bücher als einer der Chefideologen der USA, sondern hat maßgeblich die Warlords in Afghanistan aufgebaut und persönlich vor Ort besucht, um sie in ihrem Kampf gegen die “gottlosen Sowjets” zu unterstützen. Filmdokument dazu.

Aus Ihrem Text: “…gingen dem Beitritt eine Fülle von werblichen Maßnahmen voraus: Propaganda für die NATO, Angebote zur Hilfe bei der militärischen Ausrüstung, Lobbyarbeit unter Politikern und sogar an Schulen.” Vielleicht wissen noch andere Leser von Beispielen wie diese Werbung von Statten ging? Da könnten Friedensbewegte mal eine Liste zusammenstellen, denn solche klaren Beweise lassen sich schlecht genauso leugnen wie Texte.

Ein Knackpunkt ist sicherlich immer Korruption. Tritt ein Land der NATO bei, kriegen sie neue Waffen und die Faustregel dazu wäre: Kein Rüstungsgeschäft ohne Korruption. Das kann man z.B. bei Andrew Feinstein lesen oder in dem Büchlein “Probiers doch mal mit Korruption” in einem Kapitel. Es lohnt sich also für die Politiker von NATO-Beitrittsländern und natürlich die Vermittler. Diese können dann Karriere machen in vielen, vielen transatlantischen Institutionen in hochbezahlten Ämtern, gerade wenn ihre Zeit im Parlament abläuft, alles “legal” natürlich.

Viele Grüße,
M. R.

Zum Schluss noch anzufügen bleibt die Antwort auf die Frage eines Facebook-Kommentators.

Seine Frage: „Musste die Aufnahme neuer NATO-Mitglieder durch Einstimmigkeit aller NATO-Altmitglieder bestätigt werden?“ – Ja, die Aufnahme neuer Mitglieder muss von den Alt-Mitgliedern ratifiziert werden.


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