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Titel: Was die „Rosinenpicker“ verschweigen. Wer andere Länder als Vorbild für Reformen nimmt, darf nicht nur die halbe Wahrheit sagen.

Datum: 14. Oktober 2004 um 13:35 Uhr
Rubrik: Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Sozialstaat, Strategien der Meinungsmache
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Wenn in Deutschland die Notwendigkeit von Reformen begründet wird, geschieht das häufig mit dem Verweis auf andere Länder. So wird etwa die Forderung nach Lockerung des Kündigungsschutzes im Entwurf des Grundsatzprogramms der CDU gerne mit dem Hinweis untermauert, dass das doch gewiss sozialstaatliche Dänemark überhaupt keinen Kündigungsschutz kenne. Mathias Knuth vom Institut Arbeit und Technik (IAT) stellt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau klar, dass das nur die halbe Wahrheit ist.

Dänemark „hat ohne Kündigungsschutz eine schwere Krise durchgemacht – und es ist ohne Kündigungsschutz aus seiner Krise herausgekommen“ sagt Knuth vom IAT Gelsenkirchen in der Frankfurter Rundschau online vom 8.10.04. Man dürfe also nicht erwarten, dass alles plötzlich besser würde, wäre nur erst der Kündigungsschutz abgeschafft.
Der Sozialstaat funktioniere in Dänemark dennoch, weil die Leistungen bei Arbeitslosigkeit „vergleichsweise hoch, egalitär und langdauernd sind“.
Der Kündigungsschutz spiele nach jüngsten Untersuchungen der OECD bei der Einstellung nur eine marginale Rolle.

Man könne von Dänemark zwar lernen, man dürfe aber nicht nur einfach ein Detail aus dem Gesamtzusammenhang herausreißen und kopieren.


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