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Titel: Wochenrückblick: Krieg führen wird zum Alltagsgeschäft. Begleitet von Kriegspropaganda auf übelstem Niveau

Datum: 9. März 2018 um 14:25 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik, Militäreinsätze/Kriege
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Am vergangenen Mittwoch hat das noch amtierende Bundeskabinett die Verlängerung und Erweiterung von sechs Kriegseinsätzen beschlossen. Einfach mal so. Da wurde von der Bundeskanzlerin nicht einmal der Versuch gemacht, die Bildung des neuen Kabinetts abzuwarten. Frau von der Leyen bekommt ihren Beschluss und verlässt nach getaner Einsatzvorbereitung lächelnd den Kabinettsaal, von Peter Altmaier freundschaftlich abgenickt. Unreflektiertes Alltagsgeschäft. Die Bilder in der Tagesschau sprechen Bände. Kein bisschen Nachdenken. Nichts. Stattdessen Fortführung der begleitenden Propaganda. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Ein NachDenkSeiten-Leser aus Bremen hat auf dieses Foto und den dazugehörigen Bericht in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam gemacht und uns die Kopie seines Leserbriefes an die Süddeutsche Zeitung geschickt. Er ist berechtigterweise sehr emotional, aber enthält auch die notwendigen Fragen. Deshalb geben wir ihn Ihnen als Anlage zur Kenntnis. Siehe unten.

P. S.: Bitte nehmen Sie den NachDenkSeiten nicht übel, dass wir immer wieder auf die Frage von Krieg und Frieden zurückkommen und vor allem auch auf Kriegspropaganda und Feindbildaufbau aufmerksam machen. Das tun wir nicht aus Lust und Laune, sondern wegen der Gefährlichkeit der gerade ablaufenden Entwicklung. Die deutsche Öffentlichkeit wird und soll wohl auch an Kriegsgeschehen gewöhnt werden. Außerdem wissen wir aus der Vergangenheit, dass Konflikte sich hochschaukeln und eine gefährliche Eigendynamik entwickeln können.

Wer auch immer nur noch ein bisschen Verstand und Gewissen besitzt, der kann nur dagegen angehen. Bitte informieren Sie andere Menschen in Ihrem Umfeld, geben Sie Informationen, die Sie für richtig halten, weiter.

Die mittlere und die jüngere Generation weiß nicht, und kann auch nicht wissen, was Krieg bedeutet. Deshalb ist es wichtig, auf den Horror eines Krieges hinzuweisen. Götz Eisenberg hat mich in der vergangenen Woche auf die Vertonung bzw. die Hörspielaufbereitung des großartigen Buches “Eine Jugend in Deutschland” von Ernst Toller hingewiesen. Parallel zum Bericht über den neuerlichen Kabinettsbeschluss habe ich mir den ersten Teil angehört.

Diese Anregung möchte ich an Sie, liebe NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser, weitergeben. Hier sind die Links auf alle drei Audios zum Buch von Toller. In der zweiten Hälfte des ersten Stücks finden Sie Ernst Tollers Schilderung seiner Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg – von der Einberufung und dem Transport an die Westfront bis zum praktischen Erleben des grausigen Krieges mit Frankreich. Das war ganz anders, als auf dem oben wiedergegebenen Foto dargestellt. Diese Lebenserfahrung hat bei Ernst Toller zu einem totalen Wandel seiner Einstellung zum Krieg geführt und letztlich auch zum Engagement in der Räterepublik in München 1918/1919.

Anlage:
Leserbrief von Ralph Höpfner an die Süddeutsche Zeitung – er bezieht sich auf das oben wiedergegebene Foto aus der Süddeutschen Zeitung vom 8.3.2018:

Ralph Höpfner
28195 Bremen

Süddeutsche Zeitung
Hultschiner Strasse 8
81677 München

[email protected]

Leserbrief zu ‚Atempause in Mali, Titelfoto/Frontispiz, S. 1, v. 08.03.2018,
„Ein deutscher Soldat plaudert bei Gao in Mali mit einem Kind…“

Bremen, den 08.03.2018

Demokraten Ihr,

mal dieses gleich vorweg: laut Grundgesetz ist die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee, die nur eingesetzt wird, wenn die Bundesrepublik Deutschland von aussen angegriffen wird. Über den ‚Einsatzfall‘ entscheidet der Bundestag. (GG Art 115a)
Stehen irgendwelche malischen Armeen, gar Rebelleneinheiten, bei Kehl am Rhein, in den Ardennenwäldern vor Saarbrücken oder Trier und bedrohen die BRD? Wird die BRD also von Mali angegriffen?
Was, verdammt, verteidigt die Bundeswehr eigentlich dahinten im Subsahelbereich?

Und dann kommt Ihr Demokraten Ihr, die Sueddeutsche Zeitung mit diesem Foto wie mit dem Frontispiz, der Stirnseite der Eingangshalle zum BRD-Demokratie-verständnis, und untertitelt dieses mit dem – erklärenden Satz (??) – „Ein deutscher Soldat plaudert bei Gao in Mali mit einem Kind.“
Mal abgesehen von solchen Bildmotiven ‚Soldat mit Kind‘ und der Assoziation ‚Soldat hilft Kindern‘, ‚Soldat sorgt für Frieden und Zukunft‘, ‚Bundeswehrsoldat in UN-Fahrzeug sorgt für Kinderglück in Mali‘…spricht dieser Bundeswehrsoldat etwa Französisch, die offizielle Amtssprache in Mali – die aber kaum einer spricht – oder beherrscht dieser Friedensstifter etwa Bambara, die die Mehrheit der Malis spricht?
Wenn man schon ‚Frieden bringen‘ will, sollte man doch wohl die Sprache der so Missionierten können. – Wenn schon, denn schon!

Habt Ihr Demokraten Ihr da in München, in der ‚Suedeutschen Zeitung‘, sie noch alle? – Ja, spinnt’s denn Ihr?

Kleiner Junge steht in der Gefühlswallung zwischen Schauder und Bewunderung vor diesem ‚soldatesken‘ Mannsbild!!??

Diese Bildmotive, so gern sie immer wieder benutzt werden, sind einfach widerlich.

Und als sei die SZ-Redaktion völlig durchgeknallt, berichtet sie zwei Seiten weiter, auf der Seite 3, ‚Der Sündenfall‘, mit Bild und Text, wie zuerst US-GI’s mit den Menschen dort ‚wohl plauderten‘, bevor sie ‚…500 Menschen, vor allem Frauen, Kinder, Alte (…) in vier Stunden (…) in einem enthemmten Gemetzel töteten…‘.
‚…wir haben sie im Vorübergehen getötet (…) bekennt der damalige Sergeant Kenneth Hodges (…)‘ (All das original in der SZ!)

Es geht um das Massaker in dem Dorf MY LAI, im März 1968, das der amerikanische Journalist Seymour Hersh aufdeckte.

Hand aufs Herz: Wieviele junge Menschen haben sich damals angesichts dieser Bilder geschworen, sie werden Journalisten, berichten und decken auf, was wirklich ‚los ist‘?

Und dann kommt’s IHR und bebildert und betextet ‚Plauderstunden zwischen Schütze Knut und malischem Jungen‘ – als gäb’s da keine moralischen wie ästhetischen Schranken mehr.

Meine Güte, wie verkommen sind die ‚journalistischen Werte‘, die zu preisen Ihr mal angetreten seid?

PRESSERAT, fass!!

grußlos


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