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Titel: Zum von den USA geforderten Einsatz deutscher Bodentruppen in Syrien: „Politiker und Journalisten, schickt ihr als erste eure Söhne an die Front!“

Datum: 9. Juli 2019 um 8:25 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Erosion der Demokratie, Militäreinsätze/Kriege
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Das empfiehlt der Diplom-Psychologe Rudolf Hänsel in einem Kommentar, den wir in Teil B wiedergeben. Er ist genauso wie Willy Wimmer darüber empört, dass die USA jetzt den Einsatz deutscher Bodentruppen in Syrien verlangen. Willy Wimmers Kommentar finden Sie in A. Und hier noch der Link auf einen Beitrag von Karin Leukefeld zum Thema: „US-Störfeuer in Berlin – Warum Washington deutsche Soldaten in Syrien will.“. Am Ende des Beitrags von Willy Wimmer wird wegen der Aktualität auf das Pleisweiler Gespräch mit ihm vom 21. Juni 2014 verwiesen. Damals war der Parlamentsvorbehalt das zentrale Thema von Vortrag und Diskussion. Albrecht Müller.

  1. Willy Wimmer zum Ruf nach deutschen Bodentruppen in Syrien

    Das Imperium ruft nach deutschen Soldaten. Diesmal sollen sie als Bodentruppen in Syrien eingesetzt werden. Da spielt es keine Rolle, dass es sich bei Syrien um ein souveränes Land handelt. Niemand kann sich darauf zurückziehen, eine entsprechende Einladung der legitimen syrischen Regierung auf Einsatz der deutschen Bundeswehr erhalten zu haben. Die Charta der Vereinten Nationen spielt keine Rolle, obwohl diese die einzige Legitimation neben der Anforderung von Hilfe zur Selbstverteidigung darstellen würde. Das ist nicht irgend etwas.
    Die Charta der Vereinten Nationen ist die Legitimation für den Einsatz militärischer Gewalt, die der Zweite Weltkrieg für Kriege gleichsam übriggelassen hatte. Zu groß waren die Verheerungen durch diesen Krieg, als dass man hätte zur Tagesordnung übergehen können und nach dem Ende dieses Krieges mit den alten Gewohnheiten und Praktiken zur Kriegführung hätte weitermachen können. Die Charta der Vereinten Nationen stellt insoweit einen zivilisatorischen Zugewinn im Interesse der gesamten Menschheit dar. Mit und seit dem Krieg 1999 gegen Jugoslawien haben die USA das Rückgrat der Charta der Vereinten Nationen systematisch gefleddert. Die Einhegung des Krieges ist nicht mehr das Ziel. Kriegführung im Interesse der Vereinigten Staaten ist die Aufgabe und da das eigene Potential entweder geschont werden soll oder nicht mehr reicht, soll jetzt die Bundeswehr an die Front.

    Es ist absolut erforderlich, sich die sicherheitspolitischen Richtlinien des amerikanischen Präsidenten in diesem Zusammenhang im wahrsten Sinne zu Gemüte zu führen. Danach ist Krieg daran gebunden, dass er im amerikanischen Interesse geführt wird. Die Charta der Vereinten Nationen spielt dabei keine Rolle, kommt darin
    als Schlüsselelement nicht vor. Wir sind damit durch die Umsetzung der amerikanischen Interessenlage und unter Verzicht auf den zivilisatorischen Zugewinn durch die Charta der Vereinten Nationen wieder dort angekommen,
    wo am 1. September 1939 der deutsche Krieg gegen Polen begann. Die bevorstehenden Erinnerungstage werden Anlass genug geben, sich über alle Überlegungen in diesem Zusammenhang auszutauschen. Dazu hat das amerikanische Vorgehen zum Verzicht auf die Restriktionen der Charta der Vereinten Nationen geführt. Die ganze
    Dimension der Erinnerung wird allerdings in Zukunft – anders als in den vergangenen Jahrzehnten – davon bestimmt sein, dass aus inzwischen sehr durchsichtigen Gründen auf die „Schlüsselerinnerung an Versailles“ im Westen bei den Tätern feige verzichtet worden ist. Es ging und geht um zwei oder drei Überlegungen bei unseren „Freunden“: entweder die Nutzung des deutschen Potentials im eigenen Interesse oder die Vernichtung Deutschlands, wenn das nicht gelingen sollte. Schon im Ersten Weltkrieg sollte Deutschland seine Bestimmung in der Vernichtung Russlands finden. Das ist heute nicht anders oder des Iran oder im Kampf gegen China.

    Die derzeit noch im Amt befindliche Vorsitzende der CDU, Frau Annegret Kramp-Karrenbauer, hat vor ihrer Reise nach Israel nach Presseberichten der französischen Seite für ihre Kolonialkriege mittels der EU schon mal in Aussicht gestellt, auf den Parlamentsvorbehalt zum Einsatz der Bundeswehr zu verzichten. Das ist das Signal an
    Washington, das für die NATO und damit amerikanische Interessen gleich mit zu erledigen. Dann sind wir endlich da, wo man uns seit Jahrzehnten hin haben wollte. Wir werden dann aus der Zeitung erfahren, wo unsere Soldaten
    eingesetzt werden. Auch das wurde deutlich, als die CDU-Vorsitzende ihre Reise antrat. Da wurde wieder etwas zur deutschen Staatsraison erklärt, obwohl wir ein Grundgesetz haben. Zeitgleich ließ sich bei einer internationalen Konferenz ein ehemaliger Mossad-Chef nach Presseberichten vernehmen, dass sein Land an Frieden aus innenpolitischen Gründen kein Interesse habe.

    Willy Wimmer, 6. Juli 2019

    Pleisweiler Gespräch vom 21.6.2014 mit Willy Wimmer zum Thema:
    “Die Bundeswehr des Grundgesetzes und die NATO als Aggressionsbündnis. Passt das zusammen?”

  2. Kommentar von Rudolf Hänsel

    Das Imperium ruft nach deutschen Soldaten in Syrien
    Politiker und Journalisten, schickt ihr als erste eure Söhne an die Front!
    Von Rudolf Hänsel

    Seit ein paar Tagen wird unter deutschen Politikern und Journalisten die Frage diskutiert, ob deutsche Soldaten US-amerikanische Bodentruppen in Syrien ersetzen sollten. Das Ganze auf Wunsch des Hegemons. Es wäre ja nur eine Aufstockung des bisherigen Engagements der Bundesregierung, die sich bereits seit Jahren mit Aufklärungs-Tornados und Ausbildungsoffizieren an diesem verheerenden Stellvertreterkrieg in Syrien beteiligt. Kampfeinsätze der deutschen Bodentruppen seien nur für den Ernstfall vorgesehen. Es ginge vor allem um ein sichtbares Zeichen militärischer Solidarität mit der US-Kriegsmaschinerie.

    Nun werden sich die deutschen Politiker nicht allzu schwer tun, dieses verlockende „Angebot“ des Imperiums anzunehmen und solidarisches Handeln unter Beweis zu stellen. Die taumelnden Sozis und regierungsgeilen Grünen haben bereits im Jahr 1999 in Ex-Jugoslawien und auch später als „Mitglieder der Koalition der Willigen“ ihre „Kameradschaftlichkeit“ hinreichend unter Beweis gestellt. Die sogenannten christlichen Unionisten werden sicher auch keine Gewissensbisse plagen, wie die Beteiligung am imperialen Krieg und Völkermord der USA im Jemen, der von einer saudi-arabischen Kriegskoalition geführt wird, zeigt.

    Jetzt hätte ich einen Vorschlag, der vielleicht so manchem Politiker und Journalisten als Entscheidungshilfe dient:

    „Ihr Politiker und Journalisten, die ihr diesem unsäglichen Wunsch des Imperiums gerne nachkommen und euch dem Hegemon andienen wollt und die ihr immer wieder bereit seid, euch an der Schaffung von Feindbildern, an Kriegshetze und Kriegen zu beteiligen, geht ihr voran und schickt als erste eure Söhne und Enkelkinder an die Front in Syrien!

    Stimmt ihr auch dann noch für einen Kriegseinsatz im souveränen Syrien oder in Mali oder Afghanistan oder sonst wo in der Welt, wenn eure Söhne und Enkelkinder nach Monaten oder Jahren im Zinksarg oder schwer verwundet im Lazarettflugzeug in die Heimat zurückkommen und an unerträglichen Kriegs-Traumata leiden, dann bin auch ich bereit, darüber nachzudenken, ob ich meinem Sohn oder meinem Enkel empfehle, sich an diesem Wahnsinn zu beteiligen.“

    Natürlich weiß ich, dass viele Politiker aus der ersten Reihe gar keine Kinder mehr in die Welt setzen. Vielleicht deshalb, weil sie nicht erleben wollen, dass ihre Söhne und mittlerweile auch Töchter sowie ihre Enkelkinder einmal auf dem „Feld der Ehre“, beziehungsweise den Schlachtfeldern der Welt, hingeschlachtet werden. Für alle diejenigen, die nicht wissen, was Krieg bedeutet, wäre es eine einzigartige Gelegenheit, das in Erfahrung zu bringen. Falls sie selbst noch jung genug sind, könnten sie sich auch selbst an die Syrien-Front melden. Dieses Modell empfehle ich ebenso anderen Regierungen. Hat nicht Präsident Trump auch stramme Söhne und einen Schwiegersohn?

    Der Dichter und Idealist Agénor Clerambault, Protagonist im Anti-Kriegsroman des französischen Literatur-Nobelpreisträgers Roman Rolland, war vor dem Großen Krieg 1914 zunächst auch Kriegsbefürworter. Er wandelte sich erst dann zum entschiedenen Kriegsgegner, als sein Sohn, den er zuvor begeistert in die mörderischen Schlachten schickte, auf diesem Feld der Ehre fiel.

    Das war vor über 100 Jahren. Es lohnt sich – gerade auch für viele Politiker und Journalisten – sich noch einmal in aller Ruhe in die damalige Zeit der Kriegshysterie, einem „Phänomen kollektiver Pathologie“ (Roman Rolland) einzulesen, und sie mit der heutigen zu vergleichen. (Siehe auch: NRhZ Nr. 513 vom 03.06.2015)

    Dr. Rudolf Hänsel ist Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe.

Titelbild: Joerg Huettenhoelscher / Shutterstock


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