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Titel: Digitalisierung: die unsichtbare Gefahr

Datum: 25. Juli 2019 um 12:02 Uhr
Rubrik: Innen- und Gesellschaftspolitik, Strategien der Meinungsmache, Wertedebatte
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Hält die Digitalisierung, was uns die Medien immer wieder versprechen? Zweifel sind erlaubt. Sicher hilft uns die Informationstechnologie, Inhalte zu verbreiten, auszutauschen und rasch und einigermaßen problemlos zu finden – Aktivitäten, die vor dreißig Jahren noch ausgesprochen mühevoll waren. Doch diesen Errungenschaften des Computerzeitalters stehen Gefahren gegenüber, von denen kaum gesprochen wird. Von Wolfgang Teubert.

Digitalisierung lähmt unsere Kreativität. Sie hindert uns, neue Wege zu beschreiten. Zum Teil muss das so sein. Denn alle Datenverarbeitung ist mechanisch. Nur was bestimmten Anforderungen genügt, lässt sich verarbeiten. Wann immer wir Informationstechnologie benutzen, müssen wir Regeln einhalten, die systembedingt sind. Auch die beste Übersetzungssoftware kann nur übersetzen, was so oder so ähnlich schon einmal übersetzt worden ist. Bei einem Wort, das sie nicht kennt, muss sie versagen. Systemzwänge, unhintergehbare Regeln, können aber auch von denen, deren Systeme wir benutzen, bewusst geschaffen werden. Das betrifft beispielsweise Software, die bestimmte Formulierungen als ‚hate speech‘ oder ‚fake news‘ identifiziert und zensiert. Je mehr wir uns auf solche Vorgaben einlassen, desto schwieriger kann es werden, neue Ideen zu formulieren.

Digitalisierung hat es immer schon gegeben, wenn es um mechanisches Verhalten geht. Das trifft für einen erheblichen Teil unseres Lebens zu. Da gibt es ein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘, ein ‚ja‘ oder ‚nein‘, eine Null oder eine Eins. Die prototypische Ausbildung von Soldaten erzieht diese zum Gehorsam, zum Ausführen von Befehlen, nicht zur Diskussion mit dem Vorgesetzten. Aber auch sonst tun wir oft, wenn es nicht weh tut, genau das, was von uns erwartet wird. Der Mensch ist weitgehend programmierbar, und er programmiert sich auch selber gerne. Er verarbeitet Daten, die an ihn herangetragen werden, als Instruktionen, denen er, solange nichts dazwischenkommt, mehr oder weniger automatisch Folge leistet. So unterwerfen wir uns, einzeln oder gemeinsam, durchaus freiwillig, Regeln, die andere uns vorgeben, sei es beim Sudoku, beim Kreuzworträtsel, beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, oder auch beim Einhalten religiöser Gebote. Das (gelegentliche) Erfolgserlebnis kann uns geradezu süchtig machen, sich derart geregelten Vorgängen zu unterwerfen. All das ist es, was ich als digitales Verhalten bezeichne.

Aber nicht alles kommunikative Verhalten war geregelt. Zwar gab es im Umgang untereinander immer schon Konventionen, aber es waren unsere Regeln, die wir uns selbst gegeben haben, und sie waren flexibel und ließen sich auch gelegentlich verletzen, ohne dass dabei das Miteinander notwendig auseinanderbrechen musste. Gerade in fruchtbaren Auseinandersetzungen schlägt man gern mal über die Stränge. Das kann besonders bei Diskussionen über Dinge, die einem am Herzen liegen, ganz leicht passieren. Das ist bei Regeln, die von oben kommen (beispielsweise in der Bürokratie), oder bei den Spielregeln der digitalen Informationstechnologie anders: sie lassen keine Regelverletzungen zu.

Zahlen sind immer schon digital. Aber die Inhalte, die wir miteinander austauschen, sind es eigentlich nicht. Inhalte sind keine unabweisbaren Daten. Inhalte sind immer an Sprache gebunden. Doch was Gesagtes bedeutet, steht nicht fest; es bedarf der Interpretation. Und weil es keine richtigen und falschen Interpretationen gibt, ist Gesagtes prinzipiell mehrdeutig. Wenn Sprache aber digitalisiert wird, dann werden aus Inhalten Daten, die sich ohne Bezug auf das, was sie bedeuten, mechanisch verarbeiten lassen. Bisher konnten wir uns ziemlich frei ausdrücken, solange uns unserer Gesprächspartner verstanden hat. Nun, wo ein immer größerer Teil unserer Kommunikation durch den Filter der Informationstechnologie läuft, müssen wir uns angewöhnen, uns so auszudrücken, dass auch die Softwarealgorithmen damit kein Problem haben. Nun muss das, was wir an Inhalten mit anderen austauschen wollen, auch den Regeln gehorchen, die von den sozialen Netzwerken vorgegeben sind. Natürlich wird sich auf den Webseiten vieler Blogs immer noch gern gestritten. Aber es mehren sich die Fälle, in denen Inhalte wegen vorgeblicher Regelverstöße (etwa weil der Algorithmus sie als fake news oder als rassistisch oder sonstwie diskriminierend identifiziert) der Zensur zum Opfer fallen.

Die Digitalisierung gibt denen, die an den Schalthebeln der Informationstechnologie sitzen, denen, die die Regeln für Google, Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagramm usw. bestimmen, die Macht über das, was wir sagen dürfen, die Macht, uns in unserem Sagen und Denken so zu konditionieren, dass wir uns gar nicht mehr der Regeln bewusst sind, denen wir zu folgen haben. Soweit wir uns darauf einlassen, diese Technologie zu nutzen, sind wir den Interessen derer, die die Bedingungen festlegen, mehr als wir gemeinhin glauben ausgeliefert.

Wenn wir selber Gesagtes immer mehr als verarbeitbare Daten und immer weniger als interpretierbare Inhalte auffassen, hören wir auf, über Inhalte zu diskutieren. Stattdessen nehmen das, was uns gesagt wird und was wir anderen sagen, als Daten, als Informationen entgegen, die man annimmt oder verwirft, aber über die man nicht streitet. Doch es ist genau diese Streitkultur, die uns zwingt, dem, was andere sagen, mit Argumenten zu begegnen, Sichtweisen mit anderen Perspektiven zu kontern, die uns neue Ideen eingibt, die unsere schöpferische Ader freilegt. Ohne solche Debatten bleibt alles für uns beim Alten. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man sich gegenübersitzt. Solche Debatten werden oft schriftlich geführt. In einem Essay, einem wissenschaftlichen Artikel, in einem Buch kann man auf das reagieren, was andere gesagt haben, bestätigen oder in Frage stellen, was dort behauptet wurde und wird dabei oft zu Schlussfolgerungen kommen, die neu sind und über das hinausgehen, was man selbst zuvor gesagt hat. Und darauf wieder können andere antworten. Das war einmal fast selbstverständlich. Doch dem ist nicht mehr so. Inzwischen mehren sich, wie ich zeigen möchte, die Indizien dafür, dass uns Digitalisierung dümmer macht und uns immer mehr denen ausliefert, die sie kontrollieren.

Sprache schafft Wirklichkeit

Es ist ganz wesentlich die Sprache, die uns Menschen unsere besondere Stellung unter den Lebewesen gibt. Sie gestattet uns, der Einsamkeit unseres Denkens zu entkommen und mit anderen Menschen eine Gemeinschaft zu bilden, in der wir unser Wissen, unsere Vorlieben und Befürchtungen austauschen und mit anderen Menschen teilen können, in der wir von anderen lernen und anderen etwas beibringen können, in der wir uns über die Wirklichkeit, in der wir uns befinden, verständigen und uns zusammentun können, um sie so zu verändern, dass sie mehr unseren Wünschen und Hoffnungen entspricht. Dazu müssen wir frei sein, so miteinander zu sprechen, wie es uns gefällt, von gleich zu gleich, ohne an Regeln gebunden zu sein, die andere erlassen haben.

Erst seit vielleicht zweihunderttausend Jahren haben die Menschen sprechen gelernt. Lange ging es nur darum, Informationen auszutauschen und sich zu gemeinsamem Tun zu verabreden, wie noch zu Zeiten der Steinzeit:

„- Schau, Oskar, da drüben am Waldrand, siehst du, da steht ein Wollmammut. Hast du deinen Speer parat? Wollen wir es jagen? Rufst Du Seppl, dass er mitkommt?
– Ich will aber nicht. Ich brauche Ruhe. Ich bin total gestresst.“

Mittels Sprache haben Menschen ihre Umwelt, also die Wirklichkeit, die sie umgibt, in Dinge zerlegt, die sie mit Wörtern bezeichnen können, beispielsweise Wald, Rand, Wollmammut, Speer, aber auch in Personen, etwa Seppl oder Oskar, in Vorgänge und Zustände (stehen, jagen, mitkommen, gestresst sein), und manches mehr, sogar in sogenannte Pronominaladverbien wie drüben. Das Aufkommen von Sprache hat die Grenzen ihrer Kommunikationsmöglichkeiten enorm erweitert. Sie können nun Gruppenmitglieder ansprechen und sich von ihnen ansprechen lassen, sie können sagen, was sie sehen und hören, was sie getan haben und tun werden, Wünsche äußern, Fragen stellen und Antworten geben, und sie können Geschichten erzählen, wahre und erfundene.

Das gibt es alles noch immer, trotz Digitalisierung. Überwiegend sind es immer noch wir, die Sprecher, die bestimmen, wie wir miteinander reden. Man kann miteinander Kaffee trinken oder telefonieren, Gebärdensprache benutzen oder jemandem eine Ansichtskarte, oft auch eine WhatsApp-Mitteilung oder gar einen richtigen Brief schicken, ohne dass uns jemand einen Regelverstoß vorwirft. Natürlich bilden sich dabei auch Konventionen aus, es entstehen immer wieder neue Usancen und alte geraten in Vergessenheit. Wir sind uns ihrer nur in seltenen Fällen bewusst. Ohne darauf acht zu haben, reden wir in der Familie so, im Freundeskreis etwas anders und mit Kollegen wieder anders. Manchmal treffen wir vielleicht auch den falschen Ton, aber das lässt sich meist ausbügeln.

Doch das ist längst nicht alles, was Miteinander-Sprechen bedeuten kann. Mit Sprache kann man auch Herrschaft ausüben. Wenn die einen frei sind zu sagen, was ihren Interessen dient, während andere so gut wie kein Stimmrecht haben, befinden wir uns in einer Klassengesellschaft. Es mag damit begonnen haben, dass einige so privilegiert waren, dass es für sie nicht mehr nur um das schlichte Überleben ging, sondern dass sie die Muße hatten, sich darin zu üben, sich nach Lust und Laune mit anderen auseinanderzusetzen. So entstand eine Gesellschaft, in der die einen lernten, den anderen zu sagen, wo es lang geht. Das gilt auch heute noch. Wer zur Oberschicht gehört, kann sich oft gewandter ausdrücken und überzeugender sprechen als Menschen, die ohne besondere Ausbildung ihren Mann stehen müssen. Diese ergeben sich meist in ihr Schicksal. Sie haben nicht gelernt, die Verhältnisse in Frage zu stellen.

Wer die Macht über den öffentlichen Diskurs ausübt, indem er etwa über die Medien verfügen kann, der kann auch Einfluss nehmen auf unsere Sicht der Wirklichkeit. Denn Sprache kann mehr als nur unsere Wirklichkeit benennen. Dadurch, dass uns jemand etwas zeigt und dem Gezeigten Namen gibt, kann er in unseren Köpfen verankern, dass Gehorsam und Fleiß, Ehrlichkeit und Bescheidenheit die wichtigsten Tugenden sind, dass es in unserem Land allen, die es verdienen, gut geht, oder dass wir uns vor Aggressionen aus dem Osten schützen müssen. So internalisieren wir konzeptionelle, spirituelle und gesellschaftsbezogene Sichtweisen, die sich andere für uns ausgedacht haben. Sie bestimmen das, was wir für unsere Wirklichkeit halten.

Gegenbewegungen hat es immer schon gegeben. Die meisten Versuche, eine Gesellschaft mit mehr Gleichheit und weniger Ausbeutung zu etablieren, sind früher oder später gescheitert, nämlich immer dann, wenn es Kräfte gab, die sich mit Versprechungen und wohlklingenden Narrativen beim Volk einschmeichelten, während sie die Präsenz von Gegenmeinungen verhinderten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Propaganda, mit der die deutschen Fürsten ihre sogenannten Befreiungskriege gegen die Napoleonische Herrschaft begleiteten. Am Ende herrschte wieder wie zuvor die Obrigkeit über ihre Untertanen.

In den letzten Jahrzehnten hat die Anarchie des Internets Gegenmeinungen zum herrschenden Diskurs eine neue Plattform für Protest gegeben. Doch das ist nicht im Sinn der Herrschenden. Als der Youtuber Rezo in einem millionenfach zur Kenntnis genommenen Video angesichts ungenügender Maßnahmen in Sachen Klima dazu aufgerufen hatte, weder CDU/CSU noch SPD zu wählen, forderte die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer Regeln, mit denen solche einseitigen Aufrufe unterbunden werden könnten. Das passt nahtlos zu allgegenwärtigen Anstrengungen, all das, was den Mächtigen in unserer Gesellschaft gefährlich werden könnte, aus dem Internet zu verbannen. So wird es zunehmend der Zensur unterworfen. Aber entscheidender könnte es sein, dass ein immer größerer Teil unserer Kommunikation, nämlich all die Daten, die wir online an Behörden, Warenanbieter oder andere Institutionen richten, den digitalen Regeln dieser Empfänger unterworfen sind, denen wir uns zu unterwerfen haben, dass wir also immer mehr mit Algorithmen und nicht mit Menschen kommunizieren. Das hat, so glaube ich, zur Folge, dass sich unser gesamtes Kommunikationsverhalten unmerklich diesen digitalen Zwängen anpasst. Es sind deshalb oftmals nur noch Daten, Informationen, und immer weniger Inhalte, die wir austauschen. Wir sind in Gefahr, zu verlernen, wie man sich um Inhalte streitet. Doch nur solche Gespräche halten unseren Geist rege; nur sie sind es, die unsere schöpferische Intelligenz trainieren.

Die Umkehrung des Flynn-Effekts: Werden wir wieder dümmer?

Es ist also, wie es scheint, die zunehmende Digitalisierung von immer mehr Aktivitäten, die viele Menschen gar nicht mehr auf den Gedanken kommen lässt, dass man sich gegen die Zumutungen von sich digital verhaltenden Behörden und Online-Händlern oder ganz allgemein gegen eine durchalgorithmisierte Umwelt wehren müsste. Vielleicht ist das aber auch schon die Folge davon, dass sich unsere Kreativität allmählich abbaut. Denn seit ein paar Jahren geht ein Gespenst um in der sogenannten zivilisierten Welt: die Umkehrung des Flynn-Effekts.

Mit dem nach James Flynn benannten Effekt bezeichnet man das Phänomen, dass sich die gemessenen Intelligenztest-Ergebnisse vom Beginn des 20. Jahrhunderts an ständig nach oben bewegt haben. Die Menschen, so scheint es, waren intelligenter geworden. Doch vor gut zwanzig Jahren kam es offensichtlich zu einer Umkehr. Werden wir also wieder dümmer? Nun wissen wir natürlich nicht, was diese Tests eigentlich messen, und ebenso wenig sind wir uns einig, was Intelligenz ist. Aber dennoch sollten wir uns fragen: Müssen wir uns Sorgen machen? Dazu schreiben James Flynn und Michael Shayer in einem 2018 veröffentlichten Beitrag:

„Zu registrieren ist ein starker Rückgang gerade der Spitzenergebnisse. … Weniger englische Schüler können formale Operationen durchführen. Das heißt, weniger von ihnen können abstrakt (ohne konkrete Beispiele) denken, wodurch sich ihre Fähigkeit begrenzt, folgerichtig zu denken und systematisch zu planen. … Kinder heute denken weniger abstrakt als konkret. Sie gehen mehr in einer modernen visuellen und auditiven Kultur auf. Sie verbringen mehr Zeit beim Fernsehen, am Handy und mit Computerspielen.“

Noch immer gibt es Intelligenz-Forscher, die als mögliche Ursachen genetische Unterschiede zwischen Völkerschaften unterstellen und den Rückgang der Testergebnisse auf eine Kombination von Geburtenrückgang und Zuwanderung aus weniger entwickelten Regionen zurückführen, beispielsweise Heiner Rindermann, David Becker und Thomas Coyle in ihrem Artikel ‚Survey of expert opinion on intelligence: The Flynn effect and the future of intelligence‘. Doch diese Ursache wird von Bernt Bratsberg und Ole Rogeburg in ihrem Artikel ‚Flynn effect and its reversal are both environmentally caused‘ (2018) entschieden zurückgewiesen, ohne dass sie selber Vermutungen äußern. Aus meiner Sicht gibt es vor allem zwei mögliche Ursachen für die Umkehrung des Flynn-Effekts. Beide haben mit immer mehr Digitalisierung von Kommunikation zu tun.

Die eine ist eine zunehmende Bürokratisierung unserer Welt, eigentlich für jedermann deutlich sichtbar etwa am enormen Wachstum von Büroraum bei gleichzeitigem Rückgang an Fabrikraum. Bürokratisierung bedeutet, Vorgänge möglichst restlos durch Anweisungen so zu regeln, dass den Betroffenen, bei Behörden den Sachbearbeitern und ihren Klienten, (fast) jede Entscheidungsfreiheit genommen wird. Im Sinne von einem letztlich der Aufklärung geschuldeten Begriff von Rationalität bedeutet das einerseits eine Steigerung von Effizienz und andererseits die Maßgabe, dass Gleiches auch gleichbehandelt wird. Doch ebenso bedeutet Bürokratie für die, die über die Apparate verfügen, auch Macht. Anders als das Militär übt sie diese durch Verwaltungsvorgänge in sprachlicher Form aus, sei es in der Interaktion staatlicher Organe mit Bürgern oder in der Kommunikation zwischen Produzenten, Verkäufern oder Dienstleistern mit den Konsumenten.

Bürokratie ist in ihrem Wesen immer schon digital: ohne Rücksicht auf den Inhalt ist sie im Prinzip strikt regelgebunden. Es geht um den Austausch von Daten, nicht um eine Verständigung über Inhalte. Was früher der papierne Fragebogen war, ist heute das Ablaufdiagramm auf dem Bildschirm. Es gibt nur Ja oder Nein, ein Eintrag ist zulässig oder nicht, richtig oder falsch, Null oder Eins. Diskussion ist ausgeschlossen. Mehr noch als früher hat die Bürokratisierung das bedachte Ermessen der Sachbearbeiter, ihren Erfahrungsschatz, ihre kreative Intelligenz ausgeschaltet. Wie herkömmliche Computerprogramme, wie Roboter, müssen sie das von oben erlassene Regelwerk Schritt für Schritt anwenden, auch in Hinblick auf nicht öffentlich gemachte Vorgaben der Behördenleitung. Hartz IV ist dabei vielleicht nur die Spitze des Eisbergs. Dass Bürokratie ein Herrschaftsinstrument ist, welches sowohl den Bürokraten wie auch den Bürger zum Untertanen degradiert, hat schon Meyers Konversations-Lexikon von 1894 gewusst. Bürokratie, heißt es dort, bezeichnet

„eine kurzsichtige und engherzige Beamtenwirtschaft, welcher das Verständnis für die praktischen Bedürfnisse des Volkes gebricht. Der Boden der Büreaukratie ist der Absolutismus. Das bürokratische Regiment kennzeichnet die Zeit des Polizeistaates. Die Begründung der konstitutionellen Regierungsform, das freie Versammlungsrecht, die Bedeutung der Presse sind Momente, welche ein bürokratisches Regiment in der Gegenwart ausschließen.“

Max Weber hat diesen Optimismus nicht geteilt. Gerade weil auch für ihn Bürokratie die Ausübung von Herrschaft über die Bürger bedeutet, fragt er:

„Angesichts der Grundtatsache des unaufhaltsamen Vormarsches der Bürokratisierung kann die Frage nach den künftigen politischen Organisationsformen überhaupt nur so gestellt werden:

1. Wie ist es angesichts dieser Übermacht der Tendenz zur Bürokratisierung überhaupt noch möglich, irgendwelche Reste einer in irgendeinem Sinn »individualistischen« Bewegungsfreiheit zu retten?

2. Wie kann, angesichts der steigenden Machtstellung des uns hier interessierenden staatlichen Beamtentums, irgendwelche Gewähr dafür geboten werden, daß Mächte vorhanden sind, welche die ungeheure Übermacht dieser [Bürokraten] in Schranken halten und sie wirksam kontrollieren? Wie wird Demokratie auch nur in diesem beschränkten Sinn überhaupt möglich sein?“

Der Arbeitsmodus bürokratischer Institutionen ist digital: Sachverhalte sind nach Maßgabe von Regeln Punkt für Punkt zu bearbeiten, unbeschadet von den Besonderheiten des Einzelfalls. Antragsteller und Sachbearbeiter haben nicht die Freiheit, sich auf eine sinnvolle Lösung zu einigen. Zu bedenken ist, dass die Bürokratisierung nicht dem heute mehr denn je expandierenden Heer von Verwaltungsangestellten und Beamten anzulasten ist, die Macht ausüben; sie sind ebenso wie die Menschen, mit denen sie es zu tun haben, nur die Opfer derer, bei denen die eigentliche Macht liegt. Ob Bürger oder Bürokraten, ob Dienstleistungspersonal oder Kunden: wir sind immer mehr gezwungen, lediglich das abzuarbeiten, was uns das Protokoll auf dem Bildschirm anweist. Ist man erst einmal daran gewöhnt, gibt es keinen Grund mehr, selbständig folgerichtig zu denken und systematisch zu planen. Doch schöpferische Intelligenz kann nur dort entstehen, wo Menschen frei, ohne an Instruktionen gebunden zu sein, im Dialog auf gleicher Ebene ihre Ideen entwickeln können. Wenn es um neue Ideen geht, führt an Auseinandersetzungen, sogar an Streitgesprächen, kaum ein Weg vorbei. Diese Art eines fruchtbaren Austauschs, die ich im Gegensatz zum digitalen den analogen Diskursmodus nenne, droht uns, wie ich glaube, weithin verloren zu gehen.

Die andere naheliegende Ursache für die Umkehr des Flynn-Effekts ist die zunehmende elektronische Digitalisierung unserer Welt. Immer größere Diskursbereiche laufen über die Informationstechnologie. Dass wir unsere Orthographie an Textverarbeitungsprogramme anpassen müssen, war nur ein bescheidener Anfang. Inzwischen entscheiden Algorithmen (in Wirklichkeit natürlich die, die sie in Auftrag gegeben haben), ob das, was wir sagen, überhaupt gesagt werden darf oder ob es sich vielleicht um fake news oder hate speech handelt.

Oft ist die Einflussnahme weniger direkt. Der Nutzer merkt nicht, wenn ihm Informationen vorenthalten werden. Die Nachrichten, die ein Facebook-Nutzer erhält, sind so ausgewählt, dass sie letztlich die Interessen der Firma befördern. Wenn zwei Nutzer bei Google dieselbe Anfrage stellen, bekommen sie unterschiedliche Ergebnisse vorgelegt. Denn der Algorithmus hat aus den Daten ihres bisherigen Verhaltens (unter anderem aufgrund deren Auswahl angebotener Webseiten) ein Persönlichkeitsprofil erstellt, das die Reihenfolge des Angebots determiniert. Die Chancen, dass ein Umweltaktivist schon bei den ersten angebotenen Webseiten etwas über mögliche Gesundheitsprobleme bestimmter Unkrautvernichtungsmittel erfährt, sind gering, solange die Herstellerfirma mit Facebook ein entsprechendes Abkommen hat. Immer mehr entscheiden die digitalen Netzwerke, was bei den Nutzern ankommt. Das hat zur Folge, dass Digitalisierung heute jedem nur die Sicht auf die Wirklichkeit vermittelt, die ihm die Algorithmen der sozialen Netzwerke zuweisen. Eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Standpunkten kann so kaum stattfinden. Der Wunsch, sich immer wieder erneut in seinen Anschauungen bestätigt zu fühlen, ist Wegbereiter einer Sucht, möglichst viel Zeit in den Fängen von Facebook, Twitter oder ähnlichen Angeboten zu verbringen. Galt das Internet ursprünglich als Möglichkeit, die eigene Sichtweise zu bereichern, indem man sich mit anderen Perspektiven konfrontieren lässt und so zu neuen Einsichten gelangt, so ist davon heute kaum noch etwas zu spüren.

Digitalisierung schränkt uns ein, sei sie bürokratischer oder elektronischer Natur. Sie nimmt uns die Notwendigkeit, selbst zu denken und uns mit den vielen möglichen Perspektiven, die uns dabei offenstehen, auseinanderzusetzen. Das kommt vielleicht auch einer angeborenen Trägheit entgegen, der wir uns umso mehr überlassen, je weniger wir noch an dem, was uns betrifft, mitwirken können, je mehr wir zum Objekt einer digitalisierten Welt geworden sind. Wer nichts mehr zu sagen hat, hat auch keinen Bedarf mehr an schöpferischer Intelligenz. Wir können getrost dümmer werden.

Wer etwas zu entscheiden hat, denkt immer schon nicht digital, sondern analog

Wenn wir nicht wissen, wo wir unseren Urlaub verbringen wollen, können wir die Entscheidung einem „sprachgesteuerten, internetbasiertem intelligentem persönlichen Assistenten“ (Wikipedia) wie Alexa, Cortana oder Siri überlassen. Mit einiger Sicherheit werden wir deren Rat nicht zu bereuen haben, orientieren sie sich doch eng an dem, was wir in vorhergegangenen Interaktionen mehr oder weniger unbeabsichtigt von uns preisgegeben haben. Falls sie uns nicht Angebote von Anbietern unterjubeln wollen, von denen sie für diesen Dienst honoriert werden, werden sie ein Ziel vorschlagen, das unser Persönlichkeitsprofil suggeriert, algorithmisch entwickelt aus unseren Suchanfragen, aus Bestellungen, aus unseren Whatsapp-Kommunikationen und den Bildern, die wir verschickt haben. Strandansichten, Biergelage und ein geringeres Einkommen mögen so Urlaub auf Mallorca nahelegen, während häufiges Nennen von Opern, Fremdsprachenkenntnis und ein elaborierter Wortschatz eher zur Anregung eines Besuchs des Opernfestivals von Glyndebourne führt. Digital sind solche Anmutungen, weil sie von Algorithmen getrieben werden, die trotz aller Künstlicher Intelligenz letztlich mechanisch vorgehen.

Aber wie wäre es mit ein wenig Mut auf etwas Neues? Hätten wir darauf Lust, könnten wir uns vielleicht mit Freunden beraten. Wir könnten mit ihnen Erfahrungen austauschen und so auf neue Gedanken kommen, auf Ideen, die wir zuvor noch nie zur Kenntnis genommen haben. Da können wir dann Ziele, solche die wir kennen und solche, wo wir noch nicht waren, miteinander vergleichen und für ihr Für und Wider bestimmter Ziele argumentieren. Was am Ende dabei herauskommt, ist nicht vorgegeben. Vielleicht bleiben wir doch wieder beim Gehabten oder aber wir trauen uns, mal etwas ganz anderes zu machen. Auf jeden Fall sind wir durch das Gespräch klüger geworden. Ein solches Gespräch gehört zum nicht zum digitalen, sondern zum analogen Diskursmodus. Nur er macht möglich, dass es zu etwas Neuem kommt, sei es, was die Wahl meines nächsten Urlaubs angeht, sei es, was meine Einstellung zum Fleischgenuss betrifft. Was uns klüger macht, ist Widerspruch in Auseinandersetzungen. Er zwingt uns, Argumente zu suchen, mit denen wir eine nicht genehme Auffassung ablehnen und unsere eigene Auffassung begründen. Das führt nicht selten dazu, dass wir zu neuen Ansichten kommen, und so trainieren wir auch unsere Intelligenz.

Denn wenn immer wir ein Problem haben, zu dem uns keine offensichtliche Lösung einfällt, wenn immer wir ein Ziel vor Augen haben, von dem wir nicht wissen, wie wir es erreichen können, wenn immer wir uns Gedanken über die Zukunft machen, bietet sich an, mit anderen darüber zu sprechen. Im eigenen Kopf stoße ich immer nur auf das, was ich schon kenne, also das, woran ich mich erinnere. Da ist nichts Neues dabei. Neue Ideen bekommen wir nur im Gespräch mit anderen. Es geht dabei immer um mehr als um die Übermittlung und Verarbeitung von Daten. Es geht um eine ergebnisoffene Diskussion von Inhalten, um den Austausch unterschiedlicher Interpretationen von dem, was wir für die Wirklichkeit halten und von dem, was darüber gesagt wird. Dabei gerät man leicht in Streit. Man muss lernen, Widerspruch zu ertragen und anderen zu widersprechen. Indem er sich mit der damaligen wissenschaftlichen Orthodoxie auseinandergesetzt hat, indem er sie konträren Beobachtungen gegenübergestellt hat, ist Galileo zu seiner neuen revolutionären Sicht gekommen. Das ist das Wesen des analogen Diskurses. Wie unabdingbar er für menschliche Kreativität ist, haben vor mehreren Jahren Douglas Hofstadter und Emmanuel Sanders in ihrem Buch Surfaces and Essences: Analogy as the Fuel and Fire of Thinking deutlich gemacht. Beim analogen Diskurs gibt es keinen lenkenden Algorithmus; ist nichts vorbestimmt. Es ist durchaus offen, wie ein Teilnehmer auf das reagieren wird, was zuvor gesagt wurde; und deswegen weiß auch keiner im Voraus, wo das Gespräch am Ende hinführen wird. So können aus dem Zusammenprall unterschiedlicher Vorstellungen neue Ideen, neue Gestaltungsräume, geboren werden. Genau das ist es, wo der digitale, algorithmische Diskursmodus versagen muss.

Solche von Argumenten getragenen Auseinandersetzungen sind nicht jedermanns Sache. Nicht nur, dass sie Mühe machen, gern auch mal zu Streit führen, uns zwingen, nach Parallelen zu suchen und überzeugende Argumente zu formulieren – wir haben vielleicht auch Angst davor, dass wir ihnen nicht gewachsen sind. Denn anders als das Konsumieren digitaler Unterhaltungsmöglichkeiten fällt einem der analoge Diskursmodus nicht in den Schoß; er muss eingeübt werden, am besten von früher Kindheit an. Aber nur er ist es, der unsere schöpferische, unsere analoge Intelligenz freisetzt. Es gibt natürlich auch eine digitale Intelligenz, eine Intelligenz, die wir benötigen, um etwa ein digital entscheidbares Spiel, wie das Schachspiel, zu meistern. Es ist an Regeln gebunden, die nicht übertreten werden dürfen. Strategie und Taktik beruhen darauf, dass man erfolgreiche Zugfolgen von Meisterpartien verinnerlicht. Kreativität ist nur innerhalb eines definierten Gestaltungsraums möglich. Weil die Grenzen des Digitalen nicht überschritten werden können, sind Computer dem Menschen bei regelgebundenen Spielen letztlich immer überlegen. Für wirklich innovative Lösungen ist hier kein Platz.

Schöpferische Intelligenz kann sich nur da entfalten, wo es in der Tat Freiräume gibt, die es einem gestatten, etwas zu bewirken oder zu gestalten. Wenn andere mir vorschreiben, wie im Zweifelsfall zu verfahren ist, wenn digitale Systeme, seien sie bürokratischer oder computativer Natur, für mich entscheiden, ist es nutzlos, sich mit anderen zu beraten. Es ist meine These, dass es im Leben vieler Menschen heute sehr viel weniger solcher Freiräume gibt als noch vor fünfzig Jahren. Nur wenige wachsen so privilegiert auf, dass sie von früher Kindheit an als Gesprächspartner ernst genommen werden, dass man sie selbst entscheiden lässt, dass sie lernen, gemeinsam nach Lösungen für Probleme zu suchen und so ihre Stimme einzubringen. Sie werden an dieser Herausforderung nur dann Gefallen finden, wenn ihre Stimme, einzeln oder kollektiv, dann auch zählt. Solche Kinder haben zu Hause Ansprechpartner, besuchen private Kindergärten mit hochqualifizierten Betreuern, nehmen zusätzliche Entfaltungsangebote wahr, besuchen anspruchsvolle Grundschulen und danach nicht selten private Gymnasien mit einem guten Lehrer-Schülerverhältnis, verbringen längere Zeit im Ausland, lernen mit Ihresgleichen zu debattieren und studieren anschließend an Spitzenuniversitäten. Sie haben Besseres zu tun, als ihre Zeit mit Computerspielen oder auf sozialen Netzwerken zu vertrödeln. Den Vorsprung einer solchen Jugend kann ihnen keiner nehmen. Sie werden es sein, die einmal über die Algorithmen bestimmen werden, die das Leben der anderen bestimmen.

Denn andererseits wachsen immer mehr Kinder in Familien auf, in denen es kaum Gelegenheit gibt, schöpferische Intelligenz zu entfalten. Oftmals führt die Angst um den Arbeitsplatz, die ständig wachsenden Belastungen am Arbeitsplatz, die Sorge, die Wohnung zu verlieren, die Pflege der gebrechlichen Eltern, zu einem Erschöpfungszustand, der kaum dazu einlädt, sich Zeit zu nehmen für intensive Diskussionen mit dem Nachwuchs. Dazu werden von einem jeden immer mehr Fertigkeiten abverlangt, mit elektronischen Geräten, Verfahren und Technologien umzugehen, die jegliche Anschaulichkeit vermissen lassen und sich zudem ständig durch updates verändern. Sie zwingen einen, sich selber digital zu verhalten, alle Anweisungen zu akzeptieren und deren Vernunft nicht zu hinterfragen. Die Muße zu intellektuellen Debatten ist einem bei all diesen Zumutungen, die es noch vor fünfzig Jahren kaum gab, leicht verflogen, denn, so fühlt man, ändern kann man ohnedies nichts. Und es wundert nicht, dass man in der knapp bemessenen freien Zeit vor allem nach Entspannung sucht und sich deshalb gern den digitalen Unterhaltungsangeboten überlässt und seine Zeit mit Facebook, Whatsapp oder Instagram verbringt. Den jungen Menschen bietet sich die Flucht in oft süchtig machende Computerspiele an. Da finden sie ihre Erfolgserlebnisse und merken nicht, wie das digitale Machwerk sie dazu zwingt, selber digital zu denken. So stirbt die Anlage zu schöpferischer Intelligenz bei vielen Alten und Jungen mehr und mehr ab. Ihnen entgeht die Chance, aus dem Regelwerk des Alltags auszubrechen.

Dem kann man entgegenhalten, dass natürlich auch heute noch intellektuelle Auseinandersetzungen der geschilderten Art stattfinden. Sieht man, wieviele Blogs es zu allen Bereichen des Lebens gibt und wie heftig hier oft argumentiert wird, wie Sichtweisen miteinander verglichen und neue Interpretationen vorgeschlagen werden, wie heute Debatten geführt werden, die ohne die sozialen Netzwerke gar nicht möglich wären, wie altes Denken aufgemischt wird, scheinen meine Kassandrarufe ziemlich unangebracht. Viele vor allem auch junge Menschen entdecken hier, wie solch ein Austausch von Meinungen und Überzeugungen auch zu neuen Einsichten führen kann, wenn man einigermaßen offen ist. Doch so sind leider nur die wenigsten Blogs. Viele sind ideologisch festgelegt, und positiv zur Kenntnis genommen wird hier nur, wer noch extremere Ansichten formuliert. Das digitale Schema, demzufolge es nur ein Richtig und ein Falsch, aber keine offene Auseinandersetzung geben kann, bleibt hier ungebrochen. Auf das, was die Gegenseite sagt, wird argumentativ nicht eingegangen. Der eigene Standpunkt wird ständig wiederholt, wie man das auch aus vielen Talkshows kennt. Es geht dann nur noch um die Bestätigung einer vorgefassten Meinung. Insgesamt ist es allerdings nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung, sicher nicht mehr als vielleicht fünf Prozent, die aktiv in ideologisch nicht festgelegten weltanschaulichen oder politischen Blogs präsent sind.

Mehr Digitalisierung birgt, wie es scheint, die Gefahr, dass sich kreative Intelligenz nicht mehr so ausbilden kann wie noch im 20. Jahrhundert. Die schier ungebrochene Begeisterung für einen Pakt zur Digitalisierung unserer Schulen, wie sie im November vergangenen Jahres durch unsere Medien schwappte, gibt allerdings Anlass zu Befürchtungen, wie der Sozialwissenschaftler Götz Eisenberg, eine der wenigen kritischen Stimmen, ausführt:

„Wahrhafte Bildung hat stets einen subversiven Anteil und birgt immer Gefahren für die jeweilige Form der Herrschaft. Kein Wunder, dass Kinder an den Schulen eher verbildet werden sollen. Gezüchtet wird eine smarte, ökonomisch verwertbare Form der Idiotie, die sich im Wiederkäuen von Erlerntem und im Beherrschen blinkender Geräte erschöpft. Am Ende beherrschen eher die Geräte die Menschen. Der Grundfehler [des Digitalpakts] besteht darin, dass die Schulen als Zulieferbetriebe für die Industrie begriffen werden… Wir brauchen keinen „Digitalpakt für Schulen“, sondern einen gesellschaftlichen Solidarpakt, der Schulen und Schüler vor der Zurichtung durch die Digitalisierung schützt. (Eisenberg 2018)“

Post-Bürokratie – Willkür durch die Hintertür

Die Kritik an traditioneller, hierarchisch orientierter Bürokratie, wie sie Max Weber beschrieben hat, mit ihren relativ überschaubaren Regelwerken, die ein gewisses Maß an Transparenz ermöglicht haben, aber eben auch als demokratiefeindlicher Transmissionsriemen einer Gewalt von oben wahrgenommen wird, hat zu Konsequenzen geführt. Ihr folgt nach, was die Sozialwissenschaftler Post-Bürokratie nennen, vorgeblich eine eher einem demokratisch organisierten Staatswesen und seinem Menschenbild angemessene Form von Interaktion zwischen oben und unten. Noch immer gibt es zwar strikte Regelwerke, die bestimmen, was abgefragt werden muss und welche Antworten gegeben werden müssen, damit dem an einen Computer gekoppelten Sachbearbeiter grünes Licht für die eine oder andere Maßnahme oder Sanktion gegeben wird.

Doch neuerdings wird den Vorschriftenkatalogen ein Lob der Kreativität, Flexibilität und Vernunft der Sachbearbeiter an die Seite gestellt. Die Sachbearbeiter werden angehalten, mit ihren Klienten kreativ nach Problemlösungen zu suchen. Dem Publikum wird suggeriert, dass man sich auf Augenhöhe träfe und bürokratische Zwänge weitgehend entfielen. Doch so einfach ist es nicht. Wie es scheint, treten nun oft an die Stelle öffentlich einsehbarer klarer Regeln vertrauliche Vorgaben seitens des Managements, welche die Sachbearbeiter auffordern, bei der Anwendung der Regeln eine gewisse interpretatorische Willkür walten zu lassen. Dieses „neue ‚Ethos der Bürokratie‘ ähnelt immer mehr,“ sagen Thomas Lodrup- Hjorth und A. R. Obling, „einer oxymoronischen Vorstellung, als dass sie etwas wirklich Bedenkenswertes beinhalten.“ (Lodrup Hjorth/Obling 2018, 2). Denn von den Sachbearbeitern, die nun einerseits plötzlich selbständig denken lernen sollen, wird gleichzeitig verlangt, Zielvorgaben umzusetzen, die auch im Widerspruch zu den öffentlich einsehbaren Vorschriften stehen können. Das funktioniert, solange „die formalen Regeln der Organisation undurchdringbar erscheinen. Die Behörden sind unwillig, ihre Vorschriften zu offenbaren, selbst in Fällen vermuteter Regelverletzung, und es ist keineswegs klar, ob die Regeln wirklich bekannt sind“ (Munro/Huber 2012, 531). Hinter den Vorschriften, auf die sich ein Klient beruft, lauert im Zweifelsfall eine ihm unbekannte Vorgabe, die die Anwendbarkeit der Regel verhindert. Was die Post-Bürokratie von der alten Bürokratie unterscheidet, ist am Ende nur die Willkür der Entscheidungsträger an der Spitze, die an die Stelle einklagbarer Vorschriften getreten ist. Der Diskursmodus bleibt digital: Es ist allein das System, das das Ergebnis der Interaktion bestimmt.

Der pseudo-analoge Diskursmodus moderner Mensch-Maschine-Kommunikation

Auch in der Informationstechnologie ist die Zeit nicht stehengeblieben. Die großen Fünf des Silicon Valley, Google, Facebook, Apple, Twitter, Amazon, haben die alten Modelle der Mensch-Maschine-Kommunikation längst überwunden. Die neuronalen Netze der Künstlichen Intelligenz machen Kommunikations-Algorithmen möglich, die sich selbst perfektionieren und echtes dialogisches Verhalten vortäuschen. Noch steht die Technik ziemlich am Anfang, und noch können wir meistens leicht erkennen, ob wir es mit einem richtigen Menschen oder einem Algorithmus zu tun haben.

Mit den sogenannten persönlichen Assistenten wie Alexa, Cortana oder Siri kann man völlig frei und scheinbar regellos sprechen. Sie verstehen uns und sie finden Antworten auf unsere Fragen. Sie verbessern ihr eigenes Kommunikationsverhalten kontinuierlich und automatisch. Und sie lernen, woran wir interessiert sind, welche Vorlieben wir haben und worauf wir besonders abfahren. Sie müssen das wissen, damit sie uns, ohne dass wir es merken, in die Richtung weisen können, in die wir gelenkt werden sollen. Die Herrscher des Internets bestimmen, wohin die Reise geht, und dank des Profils, das sie von jedem von uns erstellt haben, wissen sie genau, wie sie uns dahin führen können, während wir doch glauben sollen, wir befänden uns in einem echten Dialog mit ihnen, also im analogen Diskursmodus.

In ihrem 2018 erschienenen Buch Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus hat die Harvard-Professorin Shoshana Zuboff im Detail gezeigt, wie diese Firmen alles, was wir sagen, auswerten, um es für ihre Zwecke (und das heißt meist für die Interessen der Warenanbieter, die sie dafür bezahlen) zu nutzen. Es sei dahingestellt, ob es hier nur um Profit oder auch um weitergehende Machtinteressen der Betreiber sozialer Netze geht. Jedenfalls kann man, wie es scheint, mit der Erstellung von Nutzerprofilen nicht früh genug in deren Leben anfangen. So gibt es seit ein paar Jahren auf dem Markt vieler Länder eine Puppe namens My Friend Cayla, der sich Kleinkinder anvertrauen sollen, sobald sie zu sprechen gelernt haben. Denn diese Puppe, so heißt es im Prospekt (meine Übersetzung), „liebt es einfach zu plaudern. Sie hat tausend Dinge zu sagen und will auch deine Fragen beantworten. Frag sie, was ihr gefällt und was sie nicht mag, und auch, was sie so gemacht hat. Du kannst sie auch nach allem anderen fragen, denn sie ist sehr klug und kennt sich beispielsweise in Erdkunde, Sport, Wissenschaft und vielem anderen aus.“ Natürlich muss sie dazu ans Internet angeschlossen sein. So können die Kleinen die digitalen Vielfraße mit ihren geheimsten Träumen füttern, indem sie der Puppe ihre geheimsten Träume offenbaren, die selbst den Eltern vorenthalten bleiben.

Weil wir Konsumenten die Systeme nutzen, um Antworten auf unsere Fragen zu erhalten, werden wir unser Sprachverhalten so optimieren, dass wir ohne viel Rückfragen bekommen, was wir suchen. So stellen wir uns, ohne es zu merken, auf den vorgegebenen Sprachmodus ein. Das gab es natürlich auch schon in der vordigitalen Zeit. Die andere Gefahr ist weitaus größer: Je mehr unsere Kommunikation mit anderen über digitale Medien läuft, desto mehr können diese darauf Einfluss nehmen, was von dem, was wir sagen wollen, bei wem und in welcher Form ankommt. Dann transportieren die medialen Netzwerke am Ende nur noch, was sie für unbedenklich halten oder was ihren Interessen entspricht, während alles andere herausgefiltert wird. Das große Versprechen, dass das Internet in nie geahnter Weise eine Diskussion zwischen Bürgern in völlig unzensierter, geradezu anarchischer Freiheit ermöglichen würde, gehört so ziemlich der Vergangenheit an. Selbst unsere Erinnerungen sind Manipulationen ausgeliefert. Denn der Zeitungsartikel von damals, an den wir uns zu erinnern glauben und den wir jetzt wieder lesen wollen, ist vielleicht längst umgeschrieben oder ganz aus dem Archiv entfernt worden.

Noch größer ist der Erfolg von Meinungslenkung, wenn sie individuell auf das Persönlichkeitsprofil eines Netzwerkteilnehmers abgestimmt wird. ‚Weiß‘ der Algorithmus, welchen Aussagen ein Nutzer üblicherweise zustimmt, welche Meinungen er vertritt, welchen Argumenten er zugänglich ist, dann kann er die social bots mit ihren scheinbar authentischen Botschaften so konfigurieren, dass der Angesprochene ohne es zu merken zu einem bestimmten Verhalten gebracht werden kann. Das ist schon keine Utopie mehr. Der Skandal um die mittlerweile umfirmierte Firma Cambridge Analytica spricht Bände. Es besteht der starke Verdacht, dass diese Firma mithilfe automatisch erstellter Persönlichkeitsprofile, die ihr von Facebook zugänglich gemacht wurden, durch algorithmisch generierte individuelle Anschreiben an einzelne Nutzer erfolgreich Einfluss genommen hat auf deren Wahlverhalten. So ist es anscheinend beim britischen Europareferendum geschehen.

Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesprächskultur?

Ich fürchte, dass der Mensch der schleichenden Digitalisierung des analogen Diskursmodus nur wenig entgegenzusetzen hat. Ohne uns dessen bewusst zu sein, werden wir dahin gebracht, uns auch sprachlich nur noch so zu verhalten, wie es die Meister der Algorithmen zulassen. Zwei Aspekte stehen im Vordergrund. Wer sich, wie Viele heute, überwiegend aus den sozialen Medien informiert, erhält vorrangig die Informationen, die nach dem Gutdünken der Provider seinem Persönlichkeitsprofil entsprechen und somit vorgefassten Ansichten zusätzlich Nahrung geben. Andere Standpunkte, besonders aber solche, die gegen dessen Interessen verstoßen können, werden ihm vorenthalten. Eine Auseinandersetzung mit konkurrierenden Wirklichkeitsentwürfen bleibt so aus. Das andere ist, dass der Nutzer sich immer weniger darauf verlassen kann, dass seine Texte die gewünschten Adressaten erreichen. Dabei spielt das Thema fake news eine besondere Rolle. Der Begriff setzt voraus, dass die, die die Kontrolle ausüben, nicht nur wissen, was wahr ist, sondern auch darüber wachen, dass wir keinen Falschmeldungen ausgesetzt werden. Wie sehr dieses Thema einer unterschwelligen Zensur schon seit ein paar Jahren im Vordergrund steht, lässt sich daran erkennen, dass Google Scholar, die Plattform für akademische Veröffentlichungen, für das Jahr 2018 für ‚automatic detection „fake news“‘ 1830 akademische Publikationen auflistet.

Mit zunehmender Digitalisierung müssen wir der Gefahr entgegensehen, dass unsere Gesprächskultur auch daran leidet, dass wir zum einen von vielleicht relevantem Wissen ausgeschlossen werden und zum anderen nur noch Daten ausgetauscht, aber keine Inhalte mehr diskutiert werden. Je mehr wir uns auf die sozialen Netze verlassen, desto weniger können wir einen echten analogen Diskurs aufrechterhalten, der doch die Voraussetzung für eine schöpferische Bewältigung von Problemen wäre. Die Vorgaben der sozialen Medien bestimmen immer weitgehender, was wir wissen und wie wir uns äußern.

So hat immer schon die alte Obrigkeit mit dem Instrument der Bürokratie und nun auch die neue Macht der Herrscher über das Internet versucht, die Menschen beherrschbar, regelkonform und roboterhaft zu machen. Gegen den älteren digitalen Diskursmodus konnten wir uns noch wehren, weil das obrigkeitliche Herrschaftsinteresse allzu durchsichtig war. Inzwischen müssen wir nun auch befürchten, den Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (und ihren Auftraggebern), die uns vorgaukeln, wir würden mit ihnen in einem authentischen analogen Diskurs teilhaben, weithin ausgeliefert zu sein. Bald werden wir, so steht zu befürchten, aufgehört haben, autonome Staatsbürger zu sein, die, wie es noch Jürgen Habermas vorschwebte, gemeinsam in einem vernunftgeleiteten Dialog darum ringen, ihre Zukunft gestalten. Bürokratie und Internet sind zu einem Machtinstrument geworden, das die Menschheit weitgehender als je zuvor unter Kontrolle hat. Der digitale Diskurs macht es möglich. Der Flynn-Effekt hat sich umgekehrt.

Es ist gerade die Verheißung einer Plattform, die es jedem erlaubt, sich mit allen anderen nach Lust und Laune auszutauschen, die das Internet populär gemacht hat. Zugleich hat sie die Warner auf den Plan gerufen, die sich Sorgen machen, dass sich Nutzer nicht wehren können, Texte zu lesen, die sie zu falschem Denken verführen. Die neue Diskursethik sieht sich herausgefordert, dafür zu sorgen, dass Verstöße gegen vorgegebene Diskursregeln durch Zensur geahndet werden. So soll der Internetnutzer vor manipulativen fake news und hate speech geschützt werden. Dass nun auch Akademiker meinen, man könne und müsse Fakten von Lügen unterscheiden und letztere eliminieren, damit der unverständige Leser nicht auf falsche Gedanken kommt, zeigt, wie leicht sie sich von einer wenngleich demokratisch verbrämten Obrigkeit in die Pflicht nehmen lassen. Die Parlamente selber haben mittlerweile in vielen westlichen Demokratien die Herren über das Internet ermächtigt, das, was mit ihrer Weltsicht nicht übereinstimmt, aus dem Diskurs zu tilgen. Universitäten finden offenbar nichts dabei, von Facebook finanzierte Ethikinstitute einzugliedern. Das mit 6,5 Millionen Euro ausgestattete Ethikinstitut an der Technischen Universität München soll erforschen, „welche ethischen Grundsätze bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz gelten sollen. Man werde der Frage nachgehen, wie … sie die Gesellschaft beeinflusst.“ Man darf darauf vertrauen, dass die Antworten auf diese Fragen nicht zum Nachteil von Facebook ausfallen.

Der Harvard-Philosoph Sean Dorrance Kelly hat unlängst die Entwicklung, der wir fast unmerklich unterworfen sind, in diese Worte gefasst:

„Wie viele Menschen haben heute Jobs, bei denen man sie zwingt, einem vorgegebenen Skript für ihre Gespräche zu folgen? Wie wenig von dem, was wir als reales, authentisches, kreatives und offenes menschliches Gespräch kennen, bleibt in dieser inhaltslosen Scharade zurück? Wie sehr gleicht es stattdessen der Art von Regel-Befolgung, die wir von Maschinen kennen? Und wie viele von uns … verlieren dabei auch ihre Inhalte? Wie viele Stunden jeden Tages lassen wir es zu, uns mit effektiv maschinenähnlichen Tätigkeiten zu beschäftigen – mit dem Ausfüllen von Formularen und Fragebögen am Bildschirm, mit unserer Reaktion auf Klickköder, auf die wir automatisch mit unseren angeborenen tierähnlichen Impulsen reagieren, mit Spielen, die entwickelt wurden, um uns süchtig zu machen?“


Bibliographie

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  • Lodrup-Hjorth, Thomas, und Anne Roelsgaard Obling (2018): Monstrous Rebirth: Re-instating the ethos of bureaucracy in public organization. In: Organization, 1-23.
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  • Weber, Max (2008): Wirtschaft und Gesellschaft. 5. Aufl. Tübingen: Mohr Siebeck.
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