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Titel: Leserbriefe zu „Deutschland first – Urlaubs-Nationalismus in Corona-Zeiten“

Datum: 12. Juli 2020 um 11:45 Uhr
Rubrik: Gesundheitspolitik, Leserbriefe, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
Verantwortlich:

Jens Berger hat sich in diesem Beitrag mit den Reisewarnungen durch das Auswärtige Amt auseinandergesetzt. Sie werden mit der Corona-Krise begründet. Merkwürdig ist jedoch, dass zahlreiche Staaten, vor denen gewarnt wird, eine wesentlich bessere Bilanz aufweisen als Deutschland. Einige Reiseländer haben zumindest offiziell erheblich weniger positiv getestete Personen und sogar keine Corona-Toten zu beklagen. Nach Ansicht von Jens Berger liegt der Verdacht nahe, dass die aktuellen Reisewarnungen politische Gründe haben könnten. Sie scheinen jedenfalls dafür geeignet zu sein, den Inlandstourismus zu stärken. Und auch wenn dadurch vermutlich die Ökologie geschont wird, entsteht der Eindruck eines politisch gewollten „Urlaubs-Nationalismus in Corona-Zeiten“.
Einige Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben schnell auf diesen Artikel reagiert. Die generelle Zustimmung ist groß, aber es werden auch andere, eigene Eindrücke und Einschätzungen mitgeteilt. Es folgt eine Auswahl der eingereichten Leserbriefe, für die wir uns sehr bedanken. Zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

wie Sie mir mit dem Artikel aus der Seele sprechen, ist erstaunlich und Balsam zugleich.

Mich beschleicht schon länger der Eindruck, dass Werbekampagnen über Deutschland als Urlaubsland und die schon ausgeprägt lästige Heimatklüngelei im Moment auf Hochtouren laufen. Ständige Lobhudeleien über unsere Landschaften und Innenstädte sind zwar einladend, um über eine Reise nachzudenken, allerdings stehen mir zu viele Faktoren im Weg.

  1. Deutschland ist kein klassisches Tourismusland. Außer des Nordens und ein paar Seen haben wir kaum Gewässer, die regelmäßig, angenehm und vor allem kostenlos Badespaß bieten. Eingezäunt und kostenpflichtig, unwegsam oder schlicht gesperrt – die Einhegemaßnahmen sind ausgeprägter als im Ausland, also eher touristenfeindlich.
  2. Landschaften hinterlassen zu oft denselben optischen Eindruck. Natürlich oder von Menschenhand grenzen die Möglichkeiten häufig ein, dazu sind Flächen oft Nutzflächen und somit auch für freiere Unternehmungen ungeeignet.
  3. Deutschland ist teuer. Als Camper versuche ich deutsche Plätze zu meiden, da häufig Gebühren erhoben werden, die im Ausland nicht anfallen (Beispiel Duschwasser). Touristische Spots sind anteilig ebenfalls als überteuert zu betrachten, selbst in bleiben Orten und Landstrichen. Außerdem sehe ich es geboten, die stark betroffenen Staaten finanziell zu unterstützen, mehr als unseren glimpflich davongekommenen Staat.
  4. Mentalitätsfragen – ich will niemandem zu nahe treten, aber als Reisender/Tourist fühle ich mich im Ausland in der Regel besser aufgehoben. Gäbe es ein Skala für Freundlichkeit und Offenheit, würden wir wohl in Europa weit hinten in der Rangliste landen. Hier kann man wenigstens versuchen, vor Ort den Eindruck zu relativieren.
  5. Die Massen. Ich bin kein Freund von Touristenmassen und meide, wenn möglich, größere Menschenansammlungen. Sollte Deutschland 2020 so stark gebucht und besucht werden, ist das Ausland eine Wohltat für das eigene Seelenwohl. Und man sieht weniger von ihnen während sie zuhause sich über nicht eingehaltene Abstandsregeln mokieren.

Mit vorfreudenden Grüßen
S.W.


2. Leserbrief

Liebes Leserbrief-Team, lieber Herr Berger,
 
und wieder was, worauf ich nicht schweigen kann und beim Lesen fiel mir auf, dass mir das doch sehr bekannt vorkommt, was Herr Berger in seinem Artikel so ausführlich beschreibt.
 
Warum sollte das, was er schreibt, was mit „einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ zu tun haben? Weil Söder und Maas sagen, dass unser Inlands-Tourismus wieder boomen würde?
 
Es gibt eine Ursache und die liegt, wie ich finde, wo ganz anders und wurde zuerst von Schröder/Fischer durchexerziert: Deutschland das Billigstlohnland in der EU. Mit den Hartz-Gesetzen hat es diese Regierung geschafft, alle anderen EU Staaten nieder zu konkurrieren. Auf kaltem Wege – unbemerkt und unkommentiert als „Krieg“ gegen andere EU-Länder.
 
Und jetzt das, was Jens Berger schreibt; die Bilder gleichen sich über die Reisewarnungen! Und wieder steht Deutschland als lachender Sieger da.
Ich habe nicht gewusst, was alles an einer Reisewarnung dranhängt. Jetzt weiß ich es!
 
Deutschland führt mit Corona und dem Aushebeln des Grundgesetzes nicht nur Krieg gegen die eigene Bevölkerung, sondern gleichzeitig auch noch über die Reisewarnung, gegen die anderen EU-Länder!!
 
Das muss man sich mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen, dann muss man dieses Verhalten einfach als „Krieg“ erkennen und auch so benennen. Es ist auch kein offizieller Wirtschaftskrieg, sondern ein heimlicher, hinterhältiger, in dem  gesagt wird, dass der Schutz der deutschen Bevölkerung vorgehe, was dann die meisten Menschen hier als plausibel und sogar fürsorglich erleben und anerkennen – die CDU mit Merkel ist im Aufwind. Aber nichts daran ist fürsorglich! Dahinter steckt ein elender Diktatur-Gedanke, der uns und die anderen EU Länder weiter in die Knie zwingen will und soll.
 
Der Druck hier allein auf die Maskenpflicht ist enorm! Das gleiche Virus in Holland – alle gehen ohne Maske einkaufen, werden nicht des Ladens verwiesen wie hier, wo hohe Strafen drohen, wenn dem nicht gefolgt wird! Das ist ein umpolen der Bevölkerung auf Gehorsam, Angst und Untertanengeist unter dem Label Sicherheit und Gesundheitsschutz, was sträflich missbraucht wird. Wie jede Diktatur Werte und Normen auf den Kopf stellt und zwar langsam, sodass es nicht auffällt.
 
Der Umbau der EU mit der Führungsrolle Deutschland wird in dieser Corona-Pandemie-Krise durch dieses Verhalten nochmal kräftig untermauert. Deutschland first – Herr Berger? Deutschland first in der EU! als „Wagenlenker“ als Bestimmer, als stiller Diktator outet sich dieses Land, dass wieder einen scheinheiligen Krieg führt gegen die anderen EU- Länder, die nicht als Brüder und Schwestern erlebt werden, sondern als Konkurrenten, die mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft und ausgeschaltet werden müssen!
 
Schröder/Fischer haben es vorgemacht und  Merkel, als Fachfrau für Agitation und Propaganda, zeigte  in der Finanzkrise gegen alle südlichen Länder  ihre Kaltschnäuzigkeit und ihr NEIN (mit Schäuble übrigens) gegen  Griechenland.  Auch die Öffnung der Grenzen für von Deutschland eingeladenen jungen Männern aus Afrika, durch die die südlichen Länder schwer betroffen waren, ließ die Bundesregierung im  Regen stehen und  jetzt – ist die Gelegenheit wieder da und so günstig wie nie,  ihnen und auch uns zu zeigen, wie eine stille Umwandlung von Demokratie zur Diktatur geht. Einfach in Deutschland eine Reisewarnung aussprechen  und alles erledigt von sich selbst. Man sieht den Täter nicht, hört ihn nicht. Er handelt und weg ist er, sodass auch diese moralische Verkommenheit nicht sofort auffällt und dass wir wieder oder immer noch,  mitten in einem Krieg sind und so gut wie keiner es merkt. Aber Kriege haben viele Gesichter und dieses hier – die Reisewarnung – ist eines davon!
 
Beste Grüße
Karola Schramm


3. Leserbrief

Sehr geehrte NDS-Redaktion,
sehr geehrter Herr Berger,
 
mal abgesehen von der Plausibilität all der COVID-19 Ursachen und Massnahmen belegen diese selber wie auch die Bemerkungen vieler, dass nichts so ist, wie es behauptet wird.
 
Da wird den Lehrkräften in Niedersachsen mitgeteilt, dass ein willentlicher Urlaub in Ländern mit einer offiziellen COVID-19 Warnung, ihnen bei ‘Erkrankung’ die Bezüge gestrichen werden.
 
Eine Vertreterin der Reisewirtschaft, immerhin die größte Industriebranche in Europa, bemerkte neulich im DLF, sie habe den Eindruck, der Druck der Bundesregierung, in Deutschland Urlaub zu machen, erschiene ihr wie ein Wirtschaftsprogramm für die BRD.
 
Dass COVID-19 nur die Hülle ist, hinter der eine gewaltige Wirtschaftsrezession versteckt wird, ist ja so abwegig nicht ist.
 
Zu diesem Urlaubs-Nationalismus fiel mir die anliegende Karikatur ein.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Höpfner


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

seit vielen Jahren bin ich Leser der Nachdenkseiten und würde fast behaupten jeden Ihrerer Artikel seitdem gelesen (verschlungen) zu haben.

Ihr heutiger Artikel “Deutschland first” veranlasst mich allerdings zu einem Leserbrief.

Ihre grundsätzliche Einschätzung teile ich absolut. Natürlich scheint es so, dass man versucht durch diverse Kampagnen bzw. Anreize (flankiert durch die Politik) der heimischen Tourismusindustrie unter die Arme zu greifen. Dies scheint mir allerdings kein rein deutsches Phänomen zu sein, sondern ebenso in anderen Ländern der EU die jetzt nicht unbedingt als klassische Urlaubshochburgen gelten – so zumindest meine Beobachtung. Ich lebe zum Beispiel in Luxemburg und hier hat jeder Einwohner vom Tourismusministerium einen Gutschein über €50 erhalten, welcher bis zum 31.12.20 bei einem Hotel eingelöst werden kann. Leider wie so oft scheint sich jeder selbst der Nächste zu sein.

An Ihrem Artikel stört mich allerdings etwas anderes. Es wäre natürlich naiv anzunehmen, dass die Reisewarnung für die Türkei aus einem rein gesundheitlichen Aspekt erfolgt ist. Andererseits sind aber doch die Fallzahlen aus der Türkei auch mit Vorsicht zu geniessen. Man muss doch hier ebenfalls annehmen, dass nicht die Gesundheit sondern ebenfalls politische bzw. wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Warum sollte der Türkei weniger daran gelegen sein der eigenen Tourismusindustrie unter die Arme zu greifen als z.B. Deutschland. In den letzten Monaten gab es ja auch auf den Nachdenkseiten, zu Recht, Artikel die die Instrumentalisierung der COVID19-Fallzahlen oder zumindest deren Möglichkeit durch politische Akteure aufgezeigt hat. Statistiken werden gedreht und gewendet wie man es gerade braucht.

Daher kann ich leider nicht verstehen warum Sie die durchgeführten Tests einfach “unterschlagen”, wenn Sie das Infektionsgeschehen in Antalya mit dem in den bayerischen Urlaubsregionen vergleichen. Wenn bei 2.4 Mio Einwohnern zwischen dem 4. und 22. lediglich 88 Neuansteckungen verzeichnet wurden und man diese mit gewissen Regionen in Deutschland vergleicht ist doch die Anzahl der jeweils durchgeführten Tests für einen Vergleich absolut unerlässlich. Unabhängig davon, ob man in diesen Zeiten jetzt unbedingt dem sowieso fraglichen Modell des Massentourismus frönen sollte/muss/darf, sabotieren Sie doch durch die Unterschlagung der durchgeführten Tests Ihre eigen Argumentation. Leider weisen die Zahlen im verlinkten Artikel des Hurriyet ebenfalls nicht die Anzahl der durchgeführten Tests aus.

Ich schätze Ihre und die Arbeit des gesamten Nachdenkseiten-Teams sehr und bitte machen Sie weiter. Gute alternative Informationsmöglichkeiten abseits des Mainstream sind wichtiger den je!

Mit freundlichen Grüssen
Sebastian Heinz


5. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

interessanter Bericht von Ihnen heute auf den Nachdenkseiten !

Das für Thailand noch eine Reisewarnung besteht, liegt an der hohen Zahl der Corona Opfer.
In Thailand gab es schon 58 Corona Tote.
Masken trugen die Thais schon am 22.Januar als ich via Bangkok nach Chiang Rai flog. Auf Abstand achtete die Thais auch.
Aber Taiwan hat nur 7 Corona Tote und Vietnam sowie Kambodscha offiziell noch Null !

Japan mit dem höchsten Altersdurchschnitt der Welt hat 977 Corona Tote.
Bei einer Mega Stadt wie Tokio Metropolitition Area mit 38 Millionen Einwohnern, eine ziemliche Leistung.
Allerdings wer nach Japan reist muss 2 Wochen in Quarantäne.

Das sagte mir eine Japanerin die am 3.Juli nach Tokio zurück flog.
Ich half Ihr bei der Vorbereitung auf die sprachkundigen Prüfung C1.
Die erfahrene Neurochirugin wollte in Deutschland arbeiten.
Sie hat durch die C1 Prüfung eine befristete Arbeitserlaubnis in Rheinland Pfalz.
Bekommt dort aber wohl keinen Job.
Ich fragte mal bei der Ärztekammer in Bayern nach.
Die wunderten sich und sagten, bei Neurochirugen besteht in Bayern großer Bedarf.
Will sie in Bayern arbeiten, muss sie dort aber die Berufserlaubnis neu beantragen.
Wenn sie die Approbation haben will, muss sie diese beantragen. Das dauert bis zu 2 Jahren.
Von ihrer Erfahrung her, ist sie wohl eine Oberärztin.
Wer keinen Ärztemangel hat, der schafft sich einen !

Grüße
Dieter Gabriel

Lieber Herr Berger,

Noch ein Vergleich
Argentinien hat pro Einwohner 10 x weniger Corona Tote wie Chile.
Beide haben seit den 70ziger Jahren das neoliberale System.
Chile hatte kurz vor der Pleite einen etwas abgeschwächten Kurs eingeschwenkt.
Argentinien zog das bis zur Pleite durch die noch heute wirkt.
Chile hat eine neoliberale Regierung.
Argentinien eine pragmatische Regierung.
Dieser Unterschied macht Faktor 10 oder noch mehr aus !
Argentinien ist Pleite, die Mega Stadt Buenos Aires ist äusserts schwer zu beherrschen.
Chilenen, als Preußen Südamerikas sind deutlich disziplinierter.

Grüße
Dieter


6. Leserbrief

Hallo NDS!
 
Tja, eigentlich ein sehr sauberer Grund für einen sehr dreckigen Wirtschaftskrieg, oder? Die Griechen müssen ja eh schon Millionen für Fraport berappen.

Bleibt immer noch die Frage: hätten wir das Ding statt Corona schlicht Ostergrippe genannt, ohne bildliche Omnipräsenz in allen Medien (warum ist Corona eigentlich mal rot, mal grün, mal grau und sieht immer aus wie eine Wassermine?) und ohne mit Test&Kamera voll draufzuhalten: hätten wir dann überhaupt was bemerkt? Wie weit war die Hysterie berechtigt, wie weit war sie durch das mediale globale Dauerfeuer (dramatisch, spitzt sich zu, ausser Kontrolle, …) geschürt?

Psychologische Studien haben gezeigt, dass man eine Massenhysterie sogar ohne irgendeinen realen Grund erzeugen kann. Und man kann eigentlich immer argumentieren: man wollte ja nur Schlimmeres verhindern. Und sehet, es ist ja nicht eingetreten! Und nun lasset uns nach vorne schauen…
Übrigens auch ein uralter Machttrick, die Kirche kennt sich da bestens aus.
 
Gruss wl


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